Termin 25/10 am 10.12.+11.12.10 Intermezzo

Ein Intermezzo mit dem Spieler von Kwalm und Blaze, welches an zwei Spielabenden direkt hintereinander stattfand. Zeitlich spielt die Story nach der Suche von Sessrumnir, aber vor dem Besuch einiger Runner des CT Konzerts in Las Vegas. Natürlich hier wie immer aus der Sicht von Snowcat erzählt. 

Snowcat betrachtete gerade das Zoé-Kleid aus der Heritage-Line, dass sie sich in Boston gekauft hatte und fuhr gedankenverloren über die hellblaue und silberne Seide, als die Nachricht von Liam bei ihr eintrudelte. Er lud sie und offensichtlich auch Kwalm, zu einem Umtrunk im Haunted Mug ein. Snowcat hing das Kleid in einem Schonüberzug in den nagelneuen Kleiderschrank in der schönen neuen Wohnung. Im Haunted Mug wäre sie in dem Kleid sicher "Totally Overdressed".

Als Snowcat am Abend des 10.März 2071 das Hanted Mug betrat, empfing sie die typische Mischung aus dem Geruch von Rauch, Bier und Kaffee, die diesem Laden so zu eigen war. Liam saß in einer Ecke an einem großen runden Tisch, Sparky und Arcade waren bei ihm. Alle drei winkten ihr fröhlich zu.

Kwalm kam einige Minuten später und schließlich trat auch noch Blaze hinzu, er war anscheinend von Arcade eingeladen worden. Liam kam dann schnell zum Grund seiner Einladung, er bestellte zwar für alle Bier und Whiskey, aber dann fragte er: «Habt ihr in den nächsten Tagen Zeit?»

Vier Archäologen wurden vermisst und Liam brauchte Leute, die ihm bei der Suche halfen. Für den Transport zur Ausgrabungsstätte, die irgendwo in Afrika lag, würde er persönlich sorgen und Kost und Logie waren somit ebenfalls frei. 5000 ¥ Bezahlung würde es pro Nase geben und außerdem würden Sparky und Arcade auch mit auf den Job gehen. Für Kwalm und Snowcat war es keine Frage, natürlich würden sie mit auf diese Mission gehen egal, wie viel es einbrachte, schließlich hatte Liam ihnen gerade erst geholfen. 

Und Blaze? Er sagte schnell: «Alles ist besser als rumsitzen!» Obwohl Snowcat sich nicht sicher war, ob die Anwesenheit von Arcade bei der Geschwindigkeit seiner Entscheidung nicht auch eine Rolle gespielt hatte. 

«Genaueres klären wir vielleicht lieber an einem ruhigen Ort.», erklärte Liam, «Wenn Ihr allerdings noch jemanden kennt, der weitere Feuerkraft hat und so kurzfristig verfügbar ist, dann solltet ihr den vielleicht mitbringen. Die Gegend dort ist nicht besonders sicher und ich rechne mit heftiger Gegenwehr. »

Snowcat überlegte: «Also Bittersweet ist nicht da.», sagte sie.

«Ich weiß!», meinte Liam nur.

«Da wäre dann Blackstone, aber...» 

Liam unterbrach Snowcat: «Blackstone nicht!»

«Gut, dann vielleicht Blood und Steel? Die sind für Action eigentlich immer zu haben. Unabhängig vom Bonus. Wenn Du mir die Adresse gibst, dann bestell ich sie einfach in einer Stunde an den ruhigen Ort.»

Liam beamte ihr eine Adresse zu.

Eine Stunde später saßen sie zu 8 in einer Art Büro in einer schlechten Gegend von Tacoma. Liam rückte dort noch einige Details zum Job raus. Ein Team von vier Archäologen, die 1000 km östlich von Khartum an der nubisch-ägyptischen Grenze eine Ausgrabung leiteten, hatten sich vorgestern das letzte Mal gemeldet. Seit dem war es niemandem gelungen wieder einen Kontakt herzustellen. Die genehmigte und angemeldete Ausgrabung wurde vom Dunkelzahn-Institut Of Magical Research finanziert. (Ausgrabungen in Ägypten selbst wurden ausschließlich an das APEC-Konsortium vergeben.) Das Wüsten-Berg-Gebiet galt als hart umkämpft. Außerdem übernahmen rabiate Schatzgräber gerne mal ein bereits vorhandenes Camp. Sowohl von den Archäologen als auch von den einheimischen Helfern fehlte jede Spur. Zwei Tage vor dem Kontaktabbruch war dem Team irgendeine Art von Durchbruch gelungen. Dennoch lag die Priorität bei der Suche vor allem bei dem Auffinden und Retten der vier Archäologen - einem Ork, einer Zwergin und zwei Menschen. Eine Wiederbeschaffung des "Entdeckten" würde man natürlich dennoch begrüßen. 

Sparky und Arcade trugen ein paar Informationen über das Gebiet zusammen, worauf hin das Team beschloss, nun sowohl Outdoor-Skillwire-Chips, als auch Termal-Air-Bags, ausreichend Sonnencreme und Skorpiongift-Antidot zu brauchen. Liam versprach alles zu besorgen.


Als Snowcat am nächsten Vormittag ihre Tasche packte, setzte sich Softpaw zunächst darauf. Snowcat erklärte dem pelzigen Wesen, wohin es ging und dass dies sicher kein Ort sei, an dem Katzen sich wohl fühlten. Softpaw sprang darauf auf Snowcats Schoß und beinahe augenblicklich machte sich in der Elfe das Gefühl breit, nicht fort zu wollen. Zärtlich kraulte sie die Katze und flüsterte ihr zu: «Ich muss das aber machen, weißt Du? Ich hab's schon versprochen!» Es war, als verdoppele sich das Gewicht der Katze auf dem Schoß plötzlich und gleichzeitig wurde das Gefühl in Snowcat, nicht gehen zu wollen, beinahe unerträglich stark. Sie versenkte ihr Gesicht in dem weichen Fell des Tiers und sagte kaum hörbar: «Ich muss doch aber!» Unglaublich hoheitsvoll stand Softpaw nun auf, sprang vom Schoß und kletterte in ihren Trollhelm und Tragekorb, die Tür schwebte hinter der Katze zu. Das unangenehme Gefühl in Snowcat verschwand und wurde durch das Bedürfnis ersetzt, auch ja genügend Katzenfutter mitzunehmen. 


Der Flug nach Afrika dauerte ungefähr 20 Stunden. Während Kwalm, Snowcat, Blood und Steel die Zeit relativ ruhig verbrachten, schienen Blaze, Sparky und Arcade kaum still sein zu können. Sie quatschten, liefen umher und spielten "Papierkugel im Flug anzünden!" Erst als sich Liams Flugzeug dem Zielort näherte, setzten sie sich auf ihre Plätze. 

Liam, der die meiste Zeit entspannt im Cockpit gesessen hatte, übergab Snowcat feierlich ein Geschenk. Er hatte es irgendwie geschafft eine Peitsche so umzubauen, dass sie nun mit einer Energiezelle ausgestattet war und somit eine getroffene Person betäuben konnte. Außerdem rollte die Peitsche sich auf Knopfdruck zusammen. Es war einfach unglaublich was Liam alles konnte. Snowcat hatte noch nie von jemandem gehört, auf den das Wort "Genie" so zutraf, wie auf Liam. 

Sparky ließ eine Drohne von Flugzeug aus starten und über der Ausgrabungsstätte kreisen. Schon die ersten Bilder brachten die Erkenntnis, dass das Lager am und im Berg übernommen worden war. Drei gepanzerte Truppentransporter standen am Fusse des Berges, und sie zählten 14 Söldner, die im Basislager Stellung bezogen hatten. Alle trugen Panzerung, sandfarbene Umhänge und waren mit Sturmgewehren bewaffnet. Gefangene oder ein besonders bewachtes Zelt waren nicht auszumachen, was darauf schließen ließ, dass man die Archäologen in eine der Höhlen und Ausgrabungsstätten im Inneren des Berges gebracht hatte. 

Kwalm und Liam hielten ein Eindringen über das Basislager für zu risikoreich. Entdeckt zu werden, bevor man wusste, wo genau die Gefangenen waren, konnte schnell nach hinten los gehen. Also sprach Liam etwas aus, was Snowcat den Atem stocken ließ: Im Berg gab es eine Spalte, die tief hinein führte. Die Bilder der Drohne zeigten, dass es auch dort Höhlenzugänge gab und Leitern und Licht bedeuteten, dass auch dort bereits "gegraben" worden war. Von hier aus konnte man über einen HALO-Absprung aus dem Flugzeug leise und unbemerkt Zugang zum Höhlensystem erhalten. Das niemand der Runner von UC in so etwas ausgebildet war, war natürlich auch kein Problem. 

«Denn ich hab für Kwalm, Blood und Steel einen Chip dabei und die machen dann mit Snowcat und Blaze einfach einen Känguru- Sprung. Sparky und Arcade kommen allein klar. Und zum Abhauen nehmt ihr dann entweder einen der Truppentransporter oder ich lande auf dem Berg und sammele Euch wieder ein.», erklärte Liam, so, als sei das völlig normal.

Blaze widersprach sofort: «Ich mach keine Halo-Känguru-Sprung. Ich levitiere einfach.»

«Oh Cool,», verkündeten Sparky und Arcade gleichzeitig, «kannst du uns auch levitieren?»

«Klar!», in der Stimme von Blaze klang eine Spur Stolz mit. 

Und eh Snowcat sich versah, war das eine besprochene Sache. Sie zog ihre leichte Militärpanzerung an und sprang mit einer seltsamen Mischung aus Angst und Erregung in den Armen von Blood aus dem Flugzeug in eisigen Höhen. 

Der Fall machte eigentlich Spaß, nur als sie in der Spalte im Berg waren und auf ein schmale Steinbrücke zuflogen, auf der sie landen mussten, wurde ihr mulmig. Zwei bewaffnete Söldner standen an einem Höhleneingang, sie mussten ausgeschaltet werden, bevor sie Alarm auslösen konnten. Einen übernahm Blaze, trotz der drei Levitationszauber. Den anderen musste Snowcat wohl oder Übel erschießen, denn ihre restlichen Leute waren mit dem Lenken der Fallschirme beschäftigt. Snowcat widerstand dem Drang irgendetwas anderes zu tun und schoss. Fast lautlos stürzte der Getroffene tiefer in die Schlucht.

Alle landeten sicher auf der natürlichen Brücke aus Stein. Arcade und Sparky bezogen dort Position und versteckten sich unter einer Tarndecke. Die Matrix gab hier nicht viel her. An dem System, welches die beiden Hacker entdeckten, hingen Kameras und ein Versorgungssystem mit Licht. Immerhin fand Arcade eine Kamera, auf deren Bild tatsächlich die vier gefangenen Archäologen zu sehen waren. Die genaue Position im Berg konnte Arcade nicht bestimmen, da es keine Karten von dem Höhlensystem gab, aber sie wusste, dass die Runner noch zwei bis drei Etagen tiefer in den Berg mussten. Commlinks konnte Arcade keine entdecken, sie waren nicht an des System angehängt. Aber Sparky und sie hörten zumindest den Funk der Söldner ab. 

Blaze, Kwalm, Blood, Steel und Snowcat betaten den Berg durch den Höhleneingang an dem zuvor noch die beiden Wachmänner gestanden hatten. Ein astraler Erkundungsversuch der Gänge wurde je an einem Hüter gestoppt. 

Die natürlichen, oder zumindest vor langer Zeit behämmerten Gänge lagen  dunkel vor ihnen. Lautlos schlichen die Runner hindurch. Sie erreichten den Hüter ohne auf jemanden zu treffen. Dort, wo der Hüter stand, befand sich außer dem Gang geradeaus, eine moderne Stiege tiefer nach unten in den Berg. Natürlich wählten sie den Weg nach unten. 

Hier im Höhlensystem hatte jemand an jeder "Kreuzung" einen Hüter aufgestellt, doch die beiden Auren der magisch Aktiven waren gut genug getarnt und sie konnten unbemerkt hindurch. Snowcat entdeckte weiter unten im Berg einen großen Hüter, der ungefähr auf der Höhe lag, in der Arcade die Gefangenen vermutete. Sie schlugen immer den Weg ein, der in der passenden Richtung lag. 

Kwalms kleine Kamerakugel entdeckte voraus drei weitere Wach-Paare, die Blood und Steel lautlos und im Nahkampf ausschalteten. 

Auf dem Weg zum "Gefängnis" der Archäologen kamen sie durch eine gewaltige Grabkammer, die höchstwahrscheinlich Jahrhunderte alt war. Auch hier waren die Archäologen bereits am Werk gewesen, denn Werkzeuge lagen umher und Lampen waren angebracht worden. Natürlich editierte Arcade die Runner aus den Bildern der Kameras heraus, während sie sich dort kurz umsahen. 

Noch einmal kletterten die Runner eine Etage tiefer. Sie landeten in einer Art Vorbereitungsraum, von dem zwei Gänge abgingen. Sie legten die Leiter auf den Boden, um schlechter verfolgt werden zu können und gingen dann nach links, denn dort irgendwo lag der große Hüter. Ein gewundener Gang führte sie an eine weitere Gabelung von der drei Gänge abgingen. Aus dem rechten Gang waren deutlich Stimmen zu hören und Licht drang heraus. Auch aus dem mittleren Gang gab es leise Geräusche, aber sie schienen weiter weg und es war auch kein Licht zu sehen. Doch die Stimmen von Rechts deckten sich mit den Bildern der Archäologen. 

Die fünf Runner schlichen näher und erreichten bald darauf eine Gittertür die mit einer neuen Kette und einem Schloss versehen war. Erst nachdem Snowcat das Schloss geknackt und die Tür geöffnet hatte, bemerkten die Gefangenen sie. Es gab eine leise, kurze Diskussion mit den Archäologen, aber schließlich waren sie erfreut, gerettet zu werden. Das Team teilte sich erneut. Kwalm und Steel wollten die Archäologen zu Sparky und Arcade bringen, während Snowcat, Blaze und Blood sich auf die Suche nach einem riesigen metallenen Buch machen sollten, dem "kürzlich erreichten Durchbruch", der den Archäologen so wichtig war.

Arcade meldete derweil bereits: «Die Daten und Aufzeichnungen hab ich schon runter geladen und ich hab den Dieben die Entschlüsselung auch noch schwerer gemacht. »

Kurz darauf verkündete Sparky: «Okey, beeilt Euch mal, die haben jetzt nämlich bemerkt, dass einige der Wachen sich nicht zurückmelden. Ich beschäftige die Verstärkung mit einer Drohne und lock sie in ne falsche Richtung, aber seht zu, dass ihr da weg kommt!»

Alle setzten sich in Bewegung, wenn auch in unterschiedliche Richtungen.

Dunkel und still lag der gewundene Gang vor Snowcat, an dessen Ende ein Hüter etwas vor neugierigen Blicken verbarg. Blood schlich voraus und Blaze levitierte hinterher. 

Snowcat spürte einen merkwürdigen Lufthauch an sich vorbeiziehen und ihre Nackenhaare stellten sich auf. Im selben Augenblick manifestierte sich vor ihnen im Gang eine humanoide Gestalt, die laut verkündete: «IHR KÖNNT NICHT VORBEI!»

Vor ihnen versperrte ihnen ein Feuerelementar den Weg und als wenn das nicht genug gewesen wäre, schnitt ihnen ein Luftelementar den Rückweg ab. Und verhandeln wollten die beiden offenbar nicht, denn sie waren kampfbereit.

Blaze wirkte einen seiner gewaltigen Zauber und ein Strom aus Macht raste auf den Feuergeist zu und... glitt an ihm vorbei ohne etwas zu bewirken. Das sah nicht gut aus. Blood trat schützend vor Snowcat und fing einen Feuerschwall ab. 

Blaze wandte sich dem Luftelementar zu, doch auch hier blieb sein Zauber wirkungslos. 

Blood informierte Steel über das, was geschehen war. 

Snowcat ließ sich Jazz injizieren und zog ihre Monopeitsche.

Blood attackierte die "Knie" des manifestierten Luftelementars, während Blaze einen weiteren Zauber sprach. Das Feuerelementar rief Blaze zu: «Flieh, solange Du noch kannst!»

Snowcat versetzte dem Feuerelementar einen heftigen Hieb und ihre Panzerung schützte sie gegen das Feuer. Doch Blaze schien kaum etwas ausrichten zu können und seine Bewegungen verloren an Überlegenheit. Snowcat fühlte sich eingeengt und sie bekam Angst, deshalb rief sie nur ein Wort in das Commlink : «HILFE!»

Steel bestätigte sofort: «Wir sind unterwegs. »

Kwalm schien schon zu rennen, als er sagte: «Macht die Versieglung der Anzüge zu und atmet dadurch. Stick n' Schock Muni hat die größte Wirkung, Blood. - Und guckt, ob da irgendwo ein Magier ist!»

«Copy.  -  Blaze ist down!», Bloods Stimme klang kalt und ruhig wie immer, als er das sagte und gleichzeitig das Magazin wechselte.

Snowcat zerschlug das Feuerelementar, doch fast im selben Augenblick griff etwas nach ihrem Geist und dann wurde es dunkel um sie...


Als sie wieder zu sich kam, blickte sie in die Augen von Kwalm und Erleichterung breitete sich in ihr aus. Dann traf sie der höllische Kopfschmerz. Kwalm wartete, bis er wusste, dass sie ihn erkannt hatte, dann sagte er: «Ich hab dir ein Stimpatch aufgedrückt. Wir sind ihr in einer Art riesigem Altarraum, in dem das Buch aufbewahrt wurde. Ein Gottes-gläubiger Mann namens Vincenzo möchte uns das Buch auf keinen Fall überlassen, weil das zu "gefährlich" ist. Ich glaube, Du solltest bei der Verhandlungen helfen. Vielleicht können wir dann weiteres Blutvergießen vermeiden. Die Archäologen sind inzwischen gerade bei Sparky und Arcade eingetroffen. »

Snowcat blinzelte. Sie hatte verstanden. Sie blickte sich um und erkannte zunächst, dass der Altarraum mit seinen prächtigen Säulen tatsächlich gewaltig war. in der Mitte lag auf einen goldenen Podest ein orange-goldenes Buch mit metallenen Seiten. Dahinter stand ein dunkelhaariger Mann, der über seiner Panzerung einen Überwurf mit einem Jesuiten-Kreuz trug. Blaze sah ziemlich groggi aus, aber die Anderen schienen unverletzt.

Snowcat sprach eine Zeit mit Vincenzo, doch schnell war klar, der Mann würde lieber sterben, als zuzulassen, dass das eventuelle böse Buch in falsche Hände geriet. Er wollte es unbedingt erst zu Ende studieren und es dann nur frei geben, wenn es nicht böse war. Das DIM schien ihm kein sicherer Ort zu sein, da man Männern wie Ehran nicht trauen konnte. Snowcat wusste nicht, wer Ehran war, aber die Argumente von Vincenzo waren überzeugend genug, um Snowcat unsicher werden zu lassen. Doch selbst wenn das Buch so schlimm war, wie der Mann befürchtete, trauen konnte sie ihm nicht. 

«Und was ist, wenn wir das Buch zerstören?», fragte sie darum.

«Ich bin mit einer Zerstörung des Buches durchaus einverstanden.», erklärte Vincenzo sofort.

Kwalm wollte das Buch nicht ohne weiteres zerstören lassen, denn seiner Meinung nach musste Wissen erhalten werden.

Snowcat überlegte und dann fragte sie: «Darf ich das Buch anfassen?»

Vincenzo hatte auch nichts dagegen. Kwalm wusste sofort, dass sie das Buch mit ihrer metamagischen Fähigkeit erfassen wollte, und nickte ihr zu.

Snowcat zog einen der Handschuhe aus, blickte in den Astralraum, konzentrierte sich und fasste das Buch an.

Und wieder wurde sie in eine andere Umgebung gezogen, doch war es diesmal eher ein schmerzhaftes Reißen in eine entfernte Vergangenheit. Warme Luft, schwer von Blut, umgab sie. Da waren Männer die ekstatisch zuckten und tanzten. Sie umtanzten das Buch und riefen etwas in einer alten Sprache. Ihre Haut war schwarz und blutbespritzt. Unzählige Kehlen wurden zerschnitten, Köpfe rollten und die nubischen Männer wateten bereits durch ein Meer von Blut. Der Gesang wurde lauter, das Gebet drängender und dann brachen plötzlich Himmel und Erde auf und ein rot-schwarzer Riss entstand, aus dem sich eine riesige, furchtbare, und zweifelsohne urböse Kreatur schälte. Die Menschen warfen sich in den Sand und beteten den Dämonen an. Snowcat schmeckte nun sogar Blut und sie fühlte, wir die grausige Aura der gehörnten Kreatur sie übermannte. Das da war stark und tiefböse, es war alt und es dürstete nach Macht und Blut. Snowcat würde den Anblick dieser Kreatur niemals vergessen. Sie taumelte und wurde von starken Armen aufgefangen, das Bild zerplatzte und sie kehrte mit allen Sinnen in die Realität zurück.

«Ich glaube, das Buch ist die Beschwörungsformel für einen mächtigen alten Schattengeist. Nur die Beschwörung, nicht die Bindung. Wir sollten das Buch vernichten.», sagte sie zu Kwalm.

«Gut! - Blaze, Du wirst hier gebraucht!» 

Ein wenig murrend folgte Blaze der Anordnung von Kwalm und schmolz das Buch trotz seiner Kopfschmerzen. Vincenzo erlaubte ihnen, die Überreste des Buches und die persönlichen Sachen der Archäologen mitzunehmen. 

Zurück im Flugzeug kümmerte sich Liam um Blaze und Snowcat. Die Archäologen bedankten sich überschwänglich bei ihren Rettern. Sie sollten nach Paris gebracht werden. Liam schlug sofort vor, daraus einen Aufenthalt in der europäischen Metropole für die Runner zu machen. 

In Paris war Snowcat noch nie gewesen, ein Tag bezahlten Urlaubs in Paris klang absolut verlockend.

Auf dem Flug dorthin fertigte Snowcat einige Zeichnungen ihrer Vision auf einen Pad an, um die Beschwörung für ihren Auftraggeber festzuhalten. Kwalm half ihr durch geschicktes Fragen sich richtig zu erinnern. Der Bericht, den Snowcat dazu schrieb, wurde ungewohnt poetisch, was wahrscheinlich an den eindrucksvollen Bildern lag. Die Experten würden daraus schon etwas machen. Der gehörnte Geist sah aus, als könne er problemlos der Dämon einer ganzen Epoche sein.


Auch in Paris meldete Liam ihren Flug einfach an. Ein Wagen stand für die Runner bereit, und die Archäologen wurden abgeholt. Liam brachte sie alle zum Eifelturm. Oben auf der zweiten Plattform wurden sie von drei attraktiven Männern dunklerer Hautfarbe begrüßt, die sich als Mitglieder des "Cirque Du Sorceire" vorstellten. Nach einem kurzen Gespräch "entführten" sie Blaze und sprangen mit ihm von Turm, um unten angekommen vor ihren Häschern zu fliehen. Sie entkamen lachend. 

Snowcat genoss die Aussicht, aber sie und die anderen nahmen den Fahrstuhl zum Boden. 

Dann fuhren sie gemeinsam zu einer unscheinbaren Tür in einer schlechteren Gegend von Paris. Hier trafen sie auch wieder auf Blaze und seine neuen Kumpane. 

Hinter dieser Tür öffnete sich die unglaublich bunte, charmante und geheime Unterwelt von Paris. Eine Mischung aus edlem Hotel Ritz und dem sagenumwobenen Moulin Rouge empfing die überraschten Runner. Hier gab es schwere Stofftapeten, dicke Teppiche und teure Polster und das nicht nur auf AR. Champagner wurde in kristallenen Kelchen serviert und in diversen riesigen Sälen wurde Unterhaltung aller Art geboten. Hier hatte Liam eine Suite für sie reserviert.

Natürlich probierte Snowcat die goldene Wanne im Badezimmer sofort aus. Von außen hätte sie auch aus dem Barrock stammen können, aber sie war mit sämtlichen modernen Schnickschnack ausgestattet, den 2071 zu bieten hatte. Als Snowcat duftend aus dem Bad trat, hatte Liam bereits das Geschäftliche erledigt. Der Auftraggeber zahlte dem Team einen Bonus von 10.000 ¥ für die Überreste des Buches, den Bericht und die Illustrationen. 

Bis auf Kwalm wollten alle sehen, was der Nachtclub des Untergrundhotels zu bieten hatte. Blaze, Arcade und Sparky verschwanden sofort auf der Tanzfläche. Snowcat hielt sich ein wenig zurück. Heute Nacht war ihr mehr danach, die Atmosphäre der Stadt aufzusaugen. Natürlich gab sie der Bitte nach, Liam zum Tanzen aufzufordern, als Blaze ihr erzählte, dass er mit Sparky und Arcade gewettet hatte. Und natürlich ging Liam mit ihr tanzen, auch wenn er das normaler Weise nie tat. Blaze kam bei der größer gewordenen Menge des "Cirque" unglaublich gut an, er schien sich prächtig zu amüsieren, aber auch allen anderen gefiel es hier.

Die später gewordene Nacht hatte noch eine Überraschung für Snowcat parat. Masque tauchte plötzlich auf und kam direkt auf Snowcat zu. Die Leute vom "Cirque" wurden ein wenig unruhig, als der Colonel der hiesigen Ancients auftauchte.

Snowcat verbarg ihre Überraschung nicht, als sie Masque mit drei Küssen auf die Wange begrüßte, nie hätte sie damit gerechnet, die Elfe so bald wieder zu sehen. «Nun, ma Chère, ich habe gehört, dass du hier bist und die Chance, Dich wieder zu sehen, wollte ich mir nicht entgehen lassen.», erklärte Masque charmant.

Snowcat blickte auf die Uhr, sie war seit nicht mal 6 Stunden im Hotel, und Masque hatte schon davon gehört? 

«Woher wusstest Du denn, dass ich hier bin?», fragte Snowcat.

«Du bist eine sehr außergewöhnliche Erscheinung, das spricht sich schnell rum in dieser Stadt.»

Natürlich wollte Masque auch wissen, was Snowcat in Paris wollte, als sie ihr jedoch erklärte, dass sie sich einfach nur die Stadt ansah, war sie zufrieden und ging zum Smalltalk über, der dafür sorgte, dass die kommende Stunde fast zu schnell verging.

Als Snowcat sich am nächsten Tag auf dem Heimflug nach Seattle befand, war sie um die Erkenntnis reicher, dass sie vielleicht doch vorsichtiger sein musste, wenn sie zukünftig ihren Aufenthaltsort wählte. Vielleicht!

Weniger als 6 Stunden hatten gereicht, sie in einer Stadt zu finden, in der sie noch nie zuvor gewesen war und dass, obwohl man sie nicht mal gesucht hatte.

 

UC-UNKNOWN CONSEQUENCES-das TOP-Runnerteam aus Seattle.


Die Abenteuer von UC gehen voraussichtlich am 29.12.10 weiter und werden kurz darauf auch hier nachzulesen sein. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*