Termin 09/10 Mailnachspiel 2

Diesmal sprengt es einfach den Rahmen einer Seite, darum hier noch mehr Geschichte(n)!

von Smirk:

"Oh Eagleeye, meinst Du nicht, der Job ist zu gefährlich für uns? Wir sind nur drei und der Ritualdolch ist schließlich in der Pyramide.“ Die blonde Riggerin wirkte aufgeregt und begann mit der Schnappatmung, die ihre offensichtlichen Vorzüge deutlich zum Beben brachten. „Stimmt genau“ grunzte der Troll im Hintergrund. Man sah eine 3,80m große Gestalt an der Rückwand der Garage gelehnt, die vollgestopft  mit Autoersatzteilen war. Augenscheinlich suchte der Troll etwas. „Ah, da ist es ja“ war zu hören. Triumphierend hielt der Troll einen alter Schalldämpfer eines LKW´s in seinen riesigen Pranken.

Eine sonore Stimme drängte sich in den Vordergrund. Angenehm und durchdringend zugleich. „He, Leute, alles ist cool. Ich habe alles im Griff !“. Die Gestalt eines langen schlaksigen Elfs mit einer dunklen Kutte war zu sehen. Ein Absenken der Sonnenbrille im Gesicht ließ einen Blick auf die eiskalte grünleuchtende Augen des Elfs zu. Er taxierte wohlwollend die kurvige Gestalt der Riggerin „Komm zu mir, Barbwire. Es wird ein ganz einfacher Job“ Eagleeye streckte die freie Hand in Richtung der Riggerin aus, mit der anderen Hand wob er ein komplexes arkanes Muster. Die Sonnenbrille wanderte selbstständig wieder an die angestammte Position. „Ich bin hier der Magier und ich werde uns so tarnen, dass die Azzies nicht mal mitbekommen, wenn wir die verdammte Pyramide klauen würden“. Die Gestalt Eagleeyes verschwand langsam und tauchte hinter dem Troll wieder auf.

“ Swatboy wird keinen einzigen Schuss abfeuern müssen. Wir gehen ganz schnell rein und dann wieder raus. Superhirn wird uns durch die Matrix begleiten und die Türen öffnen. Du brauchst nur Deine Drohnen steuern, wenn wir am Übergang stehen und dann haben wir den sagenhaften Ritualdolch in unseren Händen. Swatboy sorgt für ein heißes Ablenkungsmanöver - ein heftiges Nicken des Trolls unterstrich die Bedeutung von heiß -  Die Explosionen und Brände werden Leute in den Fluren in Panik versetzen und ein heilloses Chaos hervorrufen. Durch unsere Tarnung kommen wir dann durch dieses Chaos ungehindert wieder zurück. Wir gehen danach für ein paar Tage auf Tauchstation. Am Donnerstag geben wir Mr. Johnson sein Spielzeug und wir werden in Kohle schwimmen.“ Strahlend bewegte sich Barbwire auf Eagleeye zu, schmiegte ihren kurvigen Körper an seine Seite „Echt Eagleeye“ hauchte sie. „Dein Plan ist genial. Du hast an alles gedacht.“ „Ok Mann, ich sehe, Du hast alles bis ins letzte geplant. Das mit dem nicht Schießen gefällt mir nicht, aber lass uns das Ding durch ziehen.“ grummelte der  Troll. Errötend kicherte Barbwire „Wir haben noch ca. 2 Stunden Zeit bevor wir losfahren.. Ich hätte da noch eine Idee.. „ Knutschend verlassen Eagleeye und Barbwire die Garage, die Kamera zoomt auf den Troll, der versucht den Schalldämpfer auf seine Panthercannon zu befestigen. Dann wird die Szene langsam von der Schrift „To be continued“ überlagert. Die Abspannmusik von „Cool Runnings“ erklang…

 

<Wutsch> langsam verblasste das Bild auf dem Trid. „So ein Scheiß“ dachte Smirk. “Ich muss aufhören, mir den Mist bis zum Ende anzuschauen. Davon werde ich nur wütend und deprimiert.“ Der Dark One saß auf der gelben Couch und starrte böse auf das Bildschirmgerät. Ein leises Knistern in der Ecke war  zu vernehmen, als würde das Trid über Smirk noch lachen.  Der Raum war sonst leer bis auf 40 Zoll Schirm und der Sitzgelegenheit.  Der Kopf schmerzte immer noch vom vielen Nachdenken „Die Wirklichkeit ist ganz anders. Dort gibt es keine übermächtigen Magiker, keine notgeilen Riggerinnen, keine stupiden Killertrolle.“ Je länger er die Sendung überdachte, desto absurder erschien sie Ihm. Er schüttelte den Kopf; drei gegen Aztech?! Total Gaga!

 

Seine Gedanken schweiften langsam ab in die Vergangenheit. Zurück, als er gerade bei der Laésa angefangen hatte. Er war noch ein Frischling, das Wort umschrieb es am besten. Der lokale Sergeant hatte sie drei eingeteilt für einen leichten Run. Eine einfache Bergungsaktion sollte es sein. Ein Laster war auf dem Weg zur Auslieferung liegengeblieben. Alphas sollte das Fahrzeug reparieren, Sis und ich waren als Begleitschutz zugeteilt.  Siiihklack Siiihklack, Siiihklack, ich erinnerte mich wieder an das nervende  Geräusch des GMC Hermes Van. Der Elf-Orkmischling hatte schon viele Schrottmühlen wieder zum Laufen gebracht und offenbar benutzte er sie auch selbst. Er war ein erfahrender Runner und seine Fähigkeiten hatten ihm sogar das Wohlwollen der Laésa eingebracht. Die Narben an seinem Hals und in seinem Gesicht waren nicht allein auf das Reparaturgeschäft zurück zu führen. Eigentlich war es totaler Blödsinn, Sis und mich dazu zu nehmen, dachte ich. Meine magische Power war beim Reparieren nicht hilfreich und  Angriffe von Geistern auf liegengebliebene LKW waren auch eher selten. Ich freute mich, dass ich mit Sis einige Zeit gemeinsam verbringen konnte, was aber leider nicht Gegenseitigkeit beruhte. Sis war ein Street-Samurai versteckt in den Körper einer zierlichen Menschenbraut. Ihr rundes japanisches geformtes Gesicht mit den dunklen lockigen Haaren erzählte von ihrem multikulturellen Hintergrund. Ihre Größe von 1,50m, die Figur einer Balletttänzerin weckten häufig die Beschützerinstinkte zahlreicher Möchtegern Begleiter. Das legte sich aber rasch bei denen, die  Bekanntschaft mit Ihrer überirdischen Schnelligkeit und ihrem aufbrausenden Temperament gemacht hatte. Sie war so süß und so zornig!

Siiihklack Siiihklack, Siiihklack. Die Radlager vom Transporter nervten mich wirklich. Ich war auch angespannt, denn es war demotivierend nur als Ballast dabei zu sein. Ich als Rookie zwischen den beiden Profis. Egal, ich war froh überhaupt einen Jobs nach der Sache in Tir bekommen zu haben. Viele Freunde hatte ich danach nicht mehr, die Anzahl der Feinde ist dagegen überproportional gestiegen. Ok, bei den Ghosts steigt man nicht einfach aus. Aber das war nun Geschichte.  „Heh Alphas, hält die Kiste überhaupt bis Carbonado durch?“ rief ich dem Ork entgegen, in der Hoffnung, dass mehr als Wortfetzen in die Fahrerkabine drangen. Hinten in dem ungedämpften Laderaum war es echt höllisch laut. „Soweit müssen wir gar nicht fahren. Die Karre ist irgendwo kurz hinter Hells Kitchen verreckt. Ich empfange das Tracking Signal deutlich. In circa 15 Minuten sollten wir da sein. Genießt bis dahin die Fahrt.“ Mühsam unterdrückte ich einen Fluch. Sis schien der Lärm nichts auszumachen. Sie deutete grinsend auf  ihre Ohren und schüttelte den Kopf. Ihre verführerischen Lippen zu formten das Wort  „Noisefilter“. Manchmal war es einfach ungerecht Schamane zu sein.

 

„Endstation!“ Das Wort klang wie ein Stück Mohnkuchen in meinen Ohren, süß und klebrig. Die Klappe des Laderaums öffnete sich „Los, raus ihr Faulenzer! Steht mir nicht im Weg herum, wenn ich die Karre wieder flottmache.“ Sis sprang elegant nach draußen. Mein Ausstieg war nicht von der gleichen Eleganz gekrönt, aber immerhin stand ich auf meinen Füßen und musste den Lärm nicht mehr ertragen. Draußen stand ein nicht mehr neuer EMC Prometheus  an der Straßenseite, dessen linkes Vorderrad eindeutig nach dem herumliegenden Gummi zu urteilen, defekt war.  Jetzt langsam klärte sich mein Kopf: die andere Karre brauchte natürlich auch ein Fahrer und ich durfte als Begleitschutz mit. “Wenn ich den Transporter wieder flott habe, dann fährt Smirk hinter uns her. Du Sis, darfst dann vorne mit mir im Fahrerhaus sitzen“ Ein lautes keckerndes Geräusch entfuhr dem Mischling. Dieser alte geile Bock. „Mir ist es jetzt schon zu schmierig bei Dir vorne im Fahrerhaus, da kommt mir Deine schmierige Visage gerade recht. Ich fahr mit Smirk. Punkt.“ He, Sis sammelte gerade Bonuspunkte bei mir. „Der Kerl ist so ein Schaf, da werde ich bei so viel jungfräulichen Weiß garantiert nicht schmutzig“ Ok, Bonuspunkte gestrichen.   

Sis stand zufrieden am Straßenrand, während Alphas  das kaputte Vorderrad des EMC  wechselte. Ich versuchte irgendwie meine Würde zu wahren, was mir aber nicht so richtig gelang. „Los Smirk, lass die Karre an. Mal sehen, ob sie anspringt“ knurrte der ElfOrk. Ich kletterte in Führerhaus, suchte den Startknopf. Ein Druck, eine Wartesekunde, und der Motor sprang an. „Gut, das wäre geschafft“ rief Alphas, „Dann jetzt ab nach Hause. Sis, überleg es Dir nochmal, ob Du mit einem richtigen Mann mitfahren möchtest oder mit ….Smirk“ Sis ging schweigend zur Beifahrerseite meiner Fahrerkabine und nahm neben mir Platz.

„Sehr schön, dann haben wir ja alle zusammen. Danke, dass ihr für uns den  Wagen repariert habt“ Die harte kalte Stimme riss mich aus meiner Lethargie. Sie gehörte wohl dem kurzgeschorener Elf in Kampfpanzerung mit einem Armtech Granatenwerfer, der plötzlich auf der Straße stand. Neben ihm tauchten drei weitere Elfen auf, deren SA Nemesis in unsere Richtung zeigten „Gib Gas“ schrie Sis „Halt auf die Arschlöcher drauf“, bevor sie regungslos auf dem Sitz zusammensank. Verwirrt suchte ich Alphas, der ebenfalls bewegungslos auf der Straße neben dem Lkw lag. „Stick´n shock oder Magie?“ überlegte ich, denn ich hatte  keinen Schuss zu gehört. Nun musste ich die Sache alleine zu Ende bringen. „Target isoliert“ sprach hinter mir eine Gestalt, die sich erst jetzt vom Fahrerhaus aus im Rückspiegel zeigte. Sie entpuppte sich als ein alter Elf in einem grauen Duster. Er sah etwas dünner und ausgelaugter als der Rest aus und ging in Richtung Fahrerhaus. „Los! Steig aus Junge, oder muss ich meine Jungs den Wagen doch noch zerschießen lassen? Dann müssten wir umladen, das hebt nicht meine miese Stimmung“ Mühsam kämpfte ich meinen Wunsch nieder, die Gegner niederzubrennen. Hastig überflog ich meine Handlungsalternativen: keine Rüstung, keine Waffe griffbereit, der Rest des Rudels kampfunfähig, vier Kanonen auf Dich gerichtet. Also ruhig bleiben, aussteigen und den Gegner kommen lassen. Langsam stieg ich aus dem Fahrerhaus und wurde unsanft von zwei Mann an die Motorhaube geworfen. Grob wurde ich von den beiden abgetastet „keine Waffen, clean!“ Der übriggebliebene Elf holte Sis aus der Kabine und legte sie zu Alphas. „Was machen wir mit den Arschlöchern, Boss“ fragte er. Kurzhaar sah mich grinsend an „Mitnehmen! Ach ja, ich soll noch von Freunden Grüße ausrichten: Keiner verlässt die Ghosts!“ und drückte mir dann ein TranqPatch auf den Arm. Der bitterölige Geschmack machte sich auf meiner Zunge breit, bevor das Dunkel mich gnädig umfing.

Es war immer noch Dunkel als ich aufwachte. Ein unbekannter Gestank machte sich in meiner Nase breit. Irgendwie roch es süßlich und zugleich nach Kanalisation, dazu ein ganz eigenartiges Aroma wie eine Mischung von Erde mit Metallspänen.  Tröpfelnde Geräusche machten mich auf meinen momentanen Aufenthaltsort neugierig. Tropf, tropf. Vorsichtig versuchte ich mich zu bewegen, doch Knebel und Security Strips hielten mich fest im Griff. Meine Augen waren nicht verbunden, doch in dieser Dunkelheit war selbst für Elfen nicht viel zu erkennen. Tropf, Tropf. Dann vernahm ich  ein leichtes Rascheln, ein Schnüffeln. Ein ratschendes Geräusch und gleißende Helligkeit blendete mich. Toll, erst war zu dunkel und jetzt zu hell, um was zu sehen. „Nie bin ich zufrieden“, vermerkte ich auf meinem imaginären Notizbuch. Eine kratzende Stimme, wie Kreide auf einer Schiefertafel, brachte mich unsanft in die Wirklichkeit  zurück. „Ah, das Futter ist wach. Sehr guuuut!“ Ein leichtes Schmatzen war zu hören. Das lief eindeutig in die falsche Richtung. Blinzelnd versuchte ich in dem Licht meine Umgebung wahrzunehmen. Die kahle, graue gebückte Gestalt neben mir war eindeutig ein Ghoul, im Hintergrund glaubte ich weitere Schatten zu sehen. Ein kurzer astraler Rundblick zeigte mir gut über 70 Auren, dazu einige leicht glimmende Objekte an Wänden und der Decke. Wieder in Normalsicht sah ich um mich herum unbehauene Wände, die mit Holz abgestützt wurde, wie in einem unterirdischen Stollen. Dann ein prüfender Blick nach oben. Die Decke war unregelmäßig gewölbt, an manchen Stellen war Mauerwerk zu erkennen, an anderen Stellen waren Holzbalken zusehen.  Mit ungezählten Haken versehen, boten die Balken Halt für zahlreiche graue Säcke oder dunkle Behälter. Der Ghoul erhob seinen Arm und das Licht breitete sich weiter in der Höhle aus. Jetzt konnte man die Säcke viel besser erkennen, sie waren verschiedenfarbig und  in unterschiedlichen Größen. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit. Der Raum war riesig und bot Platz für eine ganze Armee. Die Decke war ungefähr 15 m hoch, höher als ich im ersten Moment gedacht hatte. Mir stockte mir der Atem, als ich die Behälter besser ausmachen konnte. Sie besaßen eindeutig humanoide Umrisse! Wild ruckend versuchte ich meine Fesseln zu zerreißen, vergeblich. „So ist es gut, hmmm“ murmelte der Infizierte „Kommt die Angst, ja? Warte, ich habe Dir noch nicht alles gezeigt“ und deutete auf die gegenüberliegende Wand. Ein Lichtkreis umfasste Alphas Gestalt, kopfüberhängend an der Wand gefesselt. Der Torso war mit einer Holzklammer gespreizt, so dass die  Innereien sauber nach unten fielen. Dies ergab das unschöne Geräusch und bildete zusammen mit dem Blut einen roten Hof um den ElfOrk. Wenigstens hatte er es hinter sich, ein schwacher Trost. Der Lichtkreis wanderte weiter. Ich erwartete das Schlimmste und wurde nicht enttäuscht. Dort hing Sis, diesmal nicht kopfüber und vor ihr war schon eine deutliche Lache Blut. Doch ihre Augenlidern  schlugen hastig auf, ein verzweifelter Blick zur mir, ließ mein Herz rasen und mich mit aller Gewalt gegen die Fesseln stemmen. Diese Tiere, diese Sadisten, was hat diese Grausamkeit nur für einen Sinn? Glühende Wut durchdrang meine Körper, aber die Security Strips hielten.

 

„So, es ist jetzt angerichtet“ kreischte der verrückte Ghoul und nahm den Knebel aus meinen Mund. Auf ein Zeichen teilten sich hastig die Schatten und bildeten einen Korridor, dessen Ende auf mich zeigte. Eine kleine Gestalt mit einem spitzen Gegenstand lief gelassen von einem unbekannten Auftrag beseelt in Richtung von Sis. Ich schrie von Sinnen vor Zorn und Ohnmacht.

 

Nun kam Bewegung auf. Den improvisierten Korridor entlang kam langsam, aber unerbittlich, eine große Gestalt auf mich zu. Lange Haare, hagere Figur, das Gesicht war regungslos. Zu meiner Angst gesellte sich noch Panik. Eine Banshee! Jetzt machte alles einen Sinn, wir waren zum Essen eingeladen. Sis und Alphas waren die Appetithäppchen, ich war die Hauptspeise. Meine allgewaltige Mordlust ließ mich meine Angst  vergessen. Ich feuerte einen mächtigen Manablitz auf die Banshee, dessen Nebenwirkung mich schmerzhaft an die Begrenztheit meines sterblichen Körpers erinnerte. Sie kreischte leicht auf, was meinen Groll noch mit Grauen vermischte. Da, die Fesseln rutschten ein wenig über mein blutig geschürftes Fell. Ich bekam einen Arm etwas frei und zerrte an den Fußfesseln. Die Banshee nahm begierig die Emotionen meines Befreiungskampfes wie eine gute Vorspeise in sich auf. Die Stimme von Sis kreischte immer lauter und kippte schließlich zu einem heiseren Winseln. Der aufkommende Hunger trieb die Untote eilends in Richtung Sis, wo die Fressgier sie dicht an das 1,50 m Mädchen trieb. Fast sabbernd rieb sich die Banshee an dem gebrochenen Körper, bereit Emotion und Essenz mit einem finalen Biss aufzunehmen. Sis spuckte Blut aus und zischte „Fick Dich Bitch! “ Eine gewaltige Explosion zerriss die Runnerin zerstörte die Seitenwand und warf die Untote zu Boden.. Ein Donnern und Krachen ließ Brocken von der Decke fallen, die rasch die Banshee und die Reste von Sis begrub. Risse breiteten sich rasch an der Höhlenoberfläche aus. Zahlreiche Bruchstücke lösten sich und fielen zu Boden. Bum, Bum, die Ghoule verließen fluchtartig den Raum und überließen mich meinem Schicksal. Ein flüchtiger Blick nach oben zeigte, wie instabil das Gewölbe war. Da brach auch schon die Hölle los. Bum. Bum…

 

Verwirrt schaute ich in mein Zimmer, „Smirk, mach auf, Du Schnarchhase. Wir gehen jetzt los, die Silvesterfeier vorfeiern. Komm jetzt.“

Müde ging ich zur Tür zum Überwachungsmonitor. Tatsächlich, dort waren Peleo und Strike, die mich zu irgendeinem Besäufnis mitschleifen wollten. „Ne, lasst man sein, Jungs. Ich bin noch kaputt vom letzten Run. Da würde ich nur die Stimmung versauen mit meine Blutflecken!“ Das war zwar stark übertrieben, aber ich war nicht in der Stimmung für eine Feier. Höhnisch spottend verschwanden die beiden Laésas: „Smirk ist echt ein Weichei !“

 

Meine Stimmung war niedergeschlagen. Ich hatte in Höhle überlebt, meine Kumpels mussten sterben. Dies war der Anstoß ein besserer Schamane zu werden. Ich glaubte bis jetzt, meinem Plan auch nahe gekommen zu sein, doch Cannonball war tot! Mein Ziel hatte ich noch nicht erreicht, dass wusste ich jetzt. Viele Kämpfe wollte ich noch erfolgreich bestreiten, bis ich bereit war zu gehen. Das war ein Versprechen.

Das neue Jahr sollte kommen. Wenn ich daran dachte, konnte ich es kaum erwarten.

Für Cannonball, für Sis, für Alphas.

Fenrir, gib mir Kraft!

                                                            ✰✰✰✰✰

von Snowcat:

Snowcat programmierte die Nachricht so, dass sie genau mit Ende des Countdowns und zu Beginn des neuen Jahres eintreffen würde. In die Ecke links oben stellte sie eine Uhr, die im selben Moment, in dem die Nachricht eintreffen würde startete. So konnte jeder sehen, wie viele Sekunden, Minuten oder Stunden von 2071 bereits vergangen waren, wann immer er die Nachricht aufrief. 

Snowcat schmunzelte, vielleicht würde jemand die Nachricht vergessen und nicht hören wollen und dann würde der Countdown bis in alle Ewigkeiten laufen, irgendwo in den tiefen der Matrix.

Snowcat wählte ein Feuerwerk als Hintergrundbild und veränderte das Wohnklima. Ein kleiner Luftzug sollte ihre eisblonden Haare während der Aufnahme gelegentlich verwehen. Zur musikalischen Untermalung hatte Snowcat das Lied "Eternal" von einer hier relativ unbekannten elfischen Goth-Rock-Band  mit dem Namen "No Fear @ All" gewählt. Das melodische Interludium würde Snowcat in die richtige Stimmung bringen und wer sich das Lied nach ihrer Nachricht bis zum Schluss anhörte und Sperethiel verstand, würde hören, wie die starken Stimmen des Sängers und der Sängerin die Geschichte von einem elfischen Krieger sangen, der über die Jahrhunderte immer wieder die unterschiedlichsten Kämpfe und Schlachten zu bestehen hatte, wie sich um ihn herum immer alles veränderte, und das einzige, was dabei für die Ewigkeit bestand hatte, war entweder die Liebste zu der er immer wieder heim kehrte, oder ein gewaltiger Baum, der auf einer Wiese stand. Das  Lied drückte sich da nicht eindeutig aus. Zuletzt stellte Snowcat die Kamera ein, so dass während der gesamten Nachricht ihr Profil zu sehen war.

Mit wem sollte sie wohl am Besten beginnen? Snowcat überlegte kurz und drückte dann auf Start.

«Liebste Bittersweet,» Snowcat lächelte warmherzig, «ich wünsche Dir ein frohes neues Jahr! Mögest Du im neuen Jahr viel Liebe finden, so wie Du es verdienst. Möge Deine Göttin Dich stets leiten und Dich erfüllen! Mögest Du nie an Dir zweifeln und mögest Du niemals straucheln. Und solltest Du doch einmal fallen, dann werde ich da sein, um Dir aufzuhelfen. Ich wünsche Dir ein Jahr voller Energie und Leidenschaft! Ich bin sicher, liebste Phine, die Welt weiß, was Du für sie tust und sie wird es Dir zurückzahlen, irgendwann! Ich freue mich schon auf unsere gemeinsame Zeit in 2071. Auf das, was auch immer kommen mag!» Snowcat hob ein Champagnerglas zum Gruß:  «Sinéah!» Dann hauchte sie noch einen Kuss auf ihre Hand und pustete ihn weiter lächelnd in die Kamera.

Wer kam nun ran? Snowcat überlegte kurz erneut und drückte dann auf Start.


Snowcat zoomte noch ein winziges bisschen mehr an ihr Gesicht, ihr Lächeln wirkte sanft und entspannt. «Mein lieber Pepples, - Du fühlst Dich doch nicht gekränkt, wenn ich Dich, nur unter uns, so nenne? -  Ich wünsche Dir von ganzem Herzen ein frohes neues Jahr. Mögest Du Leidenschaft finden, wo Du magst und Ruhe, wo Du sie brauchst. Mögest Du nicht nach dem streben, was Dich am Ende doch nur zerstört. Als Zwerg und Elfe können wir wohl nach knapp 9 Monaten nicht von einer langen Zeit sprechen, aber wir haben nun doch schon einiges mit einander erlebt und ich glaube, das zählt auch. Es ist schön, mit Dir befreundet zu sein. Auf ein tolles 2071. » Snowcat hob ein Whisky-Glas und prostete in die Kamera. «Sinéah - Prost!»


Wer kam nun ran? Snowcat überlegte wieder kurz und drückte dann erneut auf Start.


Sie legte den Kopf ein wenig schief und lächelte «Hallo Kwalm, mein Lieber. Ich wünsche Dir ein wundervolles neues Jahr. Ich kenne Dich zu wenig, um zu erahnen, was Du Dir wirklich wünscht, doch ich denke, viel Glück, Gesundheit, Liebe und Freude sind nie verkehrt. Mögest Du immer ein klaren Kopf behalten und immer die Oberhand gewinnen, wenn Du es brauchst und magst. Mögest Du immer genug zu tun haben, damit Dir nicht langweilig wird, aber niemals so viel, dass Du richtig Stress hast. Mögest Du auch dieses Jahr wieder ein bisschen weiser werden. Ich würde mich sehr freuen, wenn wir in 2071 nicht nur gemeinsam viele gut bezahlte Jobs erledigen könnten, sondern auch die Möglichkeit bekämen, uns ein wenig näher kennen zu lernen. » Snowcat hob ihr Whiskyglas und prostete in die Kamera. «Sinéah- Cheers!»


Snowcat strich sich sorgfältig ein paar Haarsträhnen zurecht und kniff sich kurz in die Wangen. Dann lächelte sie in die Kamera und drückte auf Start.

Natürlich sprach sie nun Sperethiel «Sei gegrüßt Smirk. Ich entsende Dir meine allerbesten Wünsche für das beginnende Jahr. Möge es Dir viele siegreiche Kämpfe mit reicher Beute bringen. Mögest du Ruhe haben, ohne je einsam zu sein. Mögest Du reich an Kraft, Ausdauer und Geduld sein, wann immer von Nöten ist. Ich wünsche Dir für jeden Tag des Jahres 2071 immer einen wundervollen Augenblick mehr, als Du ihn Dir selbst ersehnst.» Snowcat hob ihr Champagnerglas, legte den Kopf schief und zwinkerte einmal keck in die Kamera. «Sinéah, » Nun wechselte sie ins Englische, «Oder Erfolg und ein erfülltes Leben, wie man es in dieser Sprache sagt.»


Erneut drückte Snowcat auf Start, sie winkte kurz in die Kamera und zoomte dicht an ihr Gesicht ran. Ihre Stimme wurde sehr weich und sie flüsterte ein wenig. «Scorpion mein geheimnisvoller Unbekannter. Ich wünsche dir ein frohes neues Jahr. Mögest Du immer genügend Frösche finden, die Dich über den Fluss bringen und so alle Verfolger abschütteln, und mögest du dabei immer geduldig genug sein, um erst zuzustechen, wenn Du sicher am anderen Ufer bist.  - Hab ein tolles, aufregendes 2071. » Snowcat entfernte sich nun von der Kamera ein wenig und fuhr dann fort: «Ich mach Dir gleich ein Freude, Du darfst mich noch diese Woche zum Essen einladen.» Nun grinste Snowcat breit und prostete mit eine Flasche Wasser in die Kamera, «Sinéah!»


Und aus.


                                                           ✰✰✰✰✰

von Snowcat:

   Nun war die erste Woche des neuen Jahres schon fast wieder vorbei. Es war irgendwie schnell gegangen. Obwohl Snowcat vom Training mit Hellboy sehr müde war und ihr der Kopf rauchte, hatte sie soeben beschlossen noch einen kleinen Umweg zu machen. Eine Pizza Vegetaria von Toni's würde ein perfektes Nachtmal abgeben und sicher würden sie dort auch etwas Leckeres für Softpaw auftreiben. Ein gebratenes Rinderfilet zum Beispiel. 

   Snowcat gähnte, als sie um 2.30 Uhr ihr Bike vor dem Toni's in Loveland/Puyallup abstellte und wegen des fast ununterbrochenem Winter-Regens dicht an der Hauswand parkte. Nasse Haare und nasse Klamotten gingen ja, aber ein durchweichtes Essen nun mal nicht.    

   Sie betrat das von Kerzen erleuchtete, irgendwie immer leicht verrauchte Toni's und wurde von der "Atmosphäre der Toskana" begrüßt. Snowcat wusste nicht, ob in der Toskana Restaurants wirklich so aussahen, sie wusste ja nicht mal, wie es hier ohne AR aussah, aber sie fand es hier anheimelnd und nett. Sie ignorierte die Mafiosies am großen runden Tisch in der Ecke und ging schnurstracks zur Theke.

«Ah guten Abend Seniorita, wie immer, eine Augenweide, ach was sag ich, ich bin geblendet von Ihrer Schönheit und beginne zu faseln. Doch - was darf ich heute Nacht für sie tun?» Nun begann das übliche kurze "Filrt-Bestell-Spiel" mit Mario, dem dicklichen Oberkellner, an dessen Ende dieser Snowcat stets seufzend eine kleine Flasche Wasser zur Überbrückung der Wartezeit hinstellte, wobei er vor sich hin murmelte, wie sträflich es sein, dass eine solche Frau überhaupt allein essen müsste. 

    "Allein!" Snowcat zog ihre Handschuhe aus und legte sie auf den Tresen. Sie aß allein, weil sie gerne allein aß. Ihre Gedanken kehrten zur Silvesternacht zurück. Letztendlich hatte sie die Entscheidung getroffen, sich abzuwenden. Dafür sich ihm zuzuwenden war später auch immer noch Zeit. Jahre später. 

    Verwirrt hatte der Captain von Seattle Snowcat später nur, als er sie irgendwann nach Mitternacht plötzlich von hinten fest umarmt hatte, ihr ein "Frohes neues Jahr" mit heißem Atem aufs Ohr gehaucht hatte und ihr dann noch ein Geschenk mit den Worten: "Ghostfinger hat bestimmt nichts mehr zu tun heute Nacht!" in die Arme gelegt hatte und von dannen gezogen war. Bei dem Geschenk hatte es sich um eine Flasche des exklusiven Parfums ein "Hauch von Winter" gehandelt, welches es nur in limitierter Auflage und nur in Tir Taingire gab. 

    Irgendwann später was sie dann tatsächlich noch mal mit Ghostfinger im Bett gelandet, nicht weil Green Lucifer es so gewollt hatte, sondern weil sie es so gewollt hatte, und weil Ghostfinger so wunderbar energisch auf sie zu gestürmt war und sie an die Wand gedrückt hatte.

    Bevor Snowcat in hitzigen Erinnerungen schwelgen konnte, brachte ihr Mario das Essen. Natürlich regnete es draußen immer noch. Snowcat verstaute Softpaws Steak und ein Tiramisu für sich in einem Koffer und befestigte den großen, warmen Pizzakarton auf dem kurzen Gepäckträger, was schon immer etwas umständlich gewesen war und im kalten Regen keinen Spaß machte. Dann suchte sie eine für diesen Zweck zurecht geschnittene Thermo-Folie in dem anderen Koffer. Irgendetwas ließ Snowcats Nackenhaare aufstellen, doch sie schüttelte das Gefühl ab, wahrscheinlich war es nur von einem kalten Regentropfen gekommen. Endlich hatte sie die Folie gefunden. Snowcat klemmte sie nun über dem Pizzakarton fest.

 Im Nachhinein war es natürlich nur gut gewesen, die Nacht nicht mit Green Lucifer zu verbringen. Natürlich könnte er ihr viel von dem bieten, was sie begehrte. Es war in der Lage sie zu schützen, er war groß, ein Elf, ein Ancient und er sah gut aus. Er hatte Macht, war ein Macho, wie er im Buche stand und er regierte an der Spitze der Ancients von Seattle, die er gerade in dieser Zeit beinah perfekt allein führte. Allein, seit Sting Seattle vor zwei Jahren fast sang und klanglos verlassen hatte. Wie alt Green Lucifer wohl war? Als Snowcat vor knapp 6 Jahren in die Gang gekommen war, hieß es, dass er schon seit über 10 Jahren an der Spitze der Ancients stand. - Eine nähere Beziehung irgendeiner Art zu ihm, würde Snowcat wahrscheinlich mehr in ihrer Freiheit einschnüren, als es ihr lieb sein konnte. Er würde doch nur etwas in der "Öffenltichkeit" von ihr verlangen müssen und sie würde es dann tun müssen, weil...

   Viel zu spät bemerkte Snowcat die Gruppe von gut einem Duzend Asiaten mit schwarz-weiß karierten Bandanern, die inzwischen an sie heran getreten waren. Alle, ohne Ausnahme, starten sie an, das konnte sie spüren, obwohl sie nur ein paar von ihnen sehen konnte, ohne sich umzublicken. 

   Black Craine - Snowcat rief die Informationen aus ihrem Gedächtnis ab, während sie ihrem Autoinjektor befahl, ihr Jazz zu spritzen, - eine Yakuza-nahe Gang, deren Anführer selbst bei der Yakuza war, insgesamt ungefähr 40 Leute, alles Jungs, gut ausgerüstet - , Snowcat spürte nach ihnen, sie waren zu elft, sie konnte keine Magier fühlen, aber mit Sicherheit waren einige von ihnen zumindest leicht verdrahtet. Die Elfe dachte fieberhaft nach, aber sie war doch nicht ihn deren Gebiet, oder etwa doch? Sämtliche Gangs waren derzeit aggressiver, denn der regelrechte Krieg, der wegen Tempo ausgebrochen war, zwang sie dazu und gerade die Yakuza mobilisierten alles, was sie hatte, aber das hier war Mafiagebiet! Immerhin aßen im Toni's regelmäßig Leute von der Mafia.

   Snowcat schob alle Fragen, warum die Black Craine nun hier waren beiseite, denn es galt jetzt zu handeln. Die Droge in Snowcats Blutkreislauf entfaltete ihre Wirkung, ihr Herz schlug schneller, Snowcat wusste nicht, ob die Black Craine in ihr einen Ancient oder eine hübsche Schnecke oder beides sahen, doch es war klar, sie wollten nicht nur mit ihr über das Wetter plaudern. 

   Der Kreis schloss sich ein wenig enger, dann blieben alle stehen. Noch bevor Snowcat begonnen hatte ihre Optionen abzuwägen, begann die Anmache: «Ein wirklich leckerer Happen!» verkündete einer und ein anderer sagte lachend: «Ja, Geschmack haben die Itakker in manchen Dingen, aber ob das für uns alle reicht?» Ein dritte Stimme verlautete auf Japanisch: «Erster!» und die anderen erklärten Zweiter, Dritter und Vierter, ebenfalls auf Japanisch.

   "Die Wand hoch und aufs Dach!", meldete sich Katze. Snowcat spannte bereits die Muskeln an, aber dann fiel ihr Blick auf ihr geliebtes Bike und das leckere Essen. Sie konnte das nicht einfach so zurücklassen.

   Die Stimme des Ersten wurde hart und er sagte im abfälligen Ton: «Schlampe, dreh dich um! Wir wollen genau sehen, was Du zu bieten hast!» Ein Arm streckte sich nach ihr aus und Snowcat konnte ein kunstvolles Tattoo unter dem Ärmel des Mantels hervor blitzen sehen. Um eine Berührung zu vermeiden, gehorchte sie und drehte sich langsam um. 

   Ihr japanisches Gegenüber hob eine Augenbraue und ein anderer pfiff durch die Zähne, ansonsten war es vollkommen still geworden. Plötzlich schienen sich nicht mehr alle Black Craine sicher zu sein, was als nächstes zu tun war. Vielleicht dachten sie darüber nach, ob man aus Snowcat Kapital schlagen konnte, aber sie kannten sie nicht, dessen war sich Snowcat sicher. Bei dem Typen vor ihr, löste sich die Starre zuerst, er zögerte nur einen winzigen Augenblick und streckte dann erneut die Hand aus, diesmal, um Snowcat zu packen. Intuitiv machte Snowcat einen Schritt zurück und wappnete sich gegen einen Angriff, doch so weit kam es nicht.

    Im Rücken der Black Craine meldete sich eine kultiviert klingende Stimme mit Ostküstenakzent: «Wie ihr seht, hat sie viel mehr zu bieten, als ihr zusammen vertragen könnt. » Das Stichwort, dass der Unbekannte gegeben hatte, wirkte perfekt. Alle drehten sich nach dem Sprecher um und sahen in etwa fünf Metern Entfernung schräg hinter ihnen, eine einzelne, schlanke, hochgewachsene Gestalt stehen, die in einen dunklen Anzug, ein strahlend weißes Hemd, eine rote Weste und teure Designerschuhe gekleidet war. Über dem Ganzen trug der Mann einen schwarzen Duster und den Abschluss bildete ein ebenfalls schwarzer, breitkrempiger Hut, von dem der Regen herab tropfte. In einer vollkommen gelassen wirkenden Haltung ließ der Mann laut sein Zippo aufschnappen und ratschte am Zündrad. Die Flamme erleuchte kurz ein extrem blasses, scharf geschnittenes, attraktives, männliches, menschliches Gesicht. Der Mann hustete einmal und zündete sich dann eine Zigarette an. Weiter völlig gelassen, ließ er das Zippo in eine Tasche seines Dusters gleiten und nahm genussvoll eine tiefen Zug. 

    Die Black Craine guckten erst ungläubig und lachten dann lauthals. «Hey, » grölte einer, «heute ist unser Glückstag, ne geile Schnecke und nun auch noch ne Witzfigur als Geldbote. Das gibt ne fette Party!» Ein Black Craine bekam sich nicht mehr ein, er lachte Tränen und bekam kein Wort heraus, er gestikulierte mit seinem Klappmesser rum und blubberte etwas von "Schnitt".

 Bei dem Unbekannten führte das Gelächter zu keiner aggressiven Reaktion, ruhig aber laut genug, damit ihn alle hören konnten, sagte er: «Ich will euch nicht umbringen und ihr wollt nicht tot sein. Jedenfalls was das Zweite angeht, bin ich mir ziemlich sicher.» 

    Hätte Snowcat an dieser Stelle etwas sagen sollen, sie hätte es nicht gekonnt, denn sie was sprachlos, entweder der Kerl war vollkommen makanagée oder der coolste Hund der Gegend. Denn nun begann er darüber zu dozieren, dass ein Messer für einen Nahkampf zwar eine ausgezeichnete Wahl war, er aber genau deshalb fünf Metern entfernt von ihnen stand und dass er sich ziemlich sicher sei, über die Hälfte von ihnen erschießen zu können, noch bevor er in die Reichweite ihrer Messer und Ketten gekommen war und seine teure Kleidung auch nur in Gefahr kam, schmutzig zu werden. 

    Und da war noch mehr, Snowcat glaubte es kaum, aber hatte der Typ sie während seiner Rede etwa gerade mit den Augen und anderen Kleinigkeiten in seiner Haltung gefragt, ob sie bewaffnet war? So etwas war ihr seit der Zeit mit Craven nicht mehr vorgekommen. Vorsichtig und subtil setzte sie Gesten ein, die ihm vermitteln sollten:  "Ja, Nahkampf-Waffe hier. Schusswaffe nur am Bike."

    Die Black Crain witzelten weiter, aber der Mann hatte es irgendwie geschafft, sie soweit mit seinem Gerede zu fesseln, dass sie ihm alle ihre volle Aufmerksamkeit schenkten. Sie übertrafen sich nun gegenseitig an Ideen, was sie alles tun würden, wenn es denn losginge. Snowcat schien vergessen, aber sie befand sich immer noch in einem Halbkreis aus Black Crain. Einfach davon zu schleichen konnte sich als schwierig gestalten. Sie wollte gerade "fragen", wie es weiter ginge, als der Mann ihr gestikulierte, er habe alles im Griff, aber sie solle ihre Nahkampf-Waffe vorsichtshalber bereit halten. Sie nickte ganz leicht, um zu zeigen, dass sie verstanden hatte. 

    Dann seufzte der Mann laut und sagte: «Hach, wisst ihr was, die Sache fängt an mich zu langweilen und wir wollen doch alle nicht länger hier im Regen stehen. Was ist den aus folgender alter Tradition geworden: Ich erschieße euren Anführer und die andern dürfen gehen?» 

    Die Black Crain brachen erneut in Gelächter aus und brabbelten umher, dass der Typ ja gar nicht wisse, auf wen er schießen sollte, ja, dass er noch nicht mal ein Waffe hätte, um überhaupt zu schießen. 

   Plötzlich blickte der Fremde einen der Black Crain direkt an und zeigte mit aufreizender Gelassenheit auf ihn. «Doch, ich weiß wer der Anführer ist. Du bist der Anführer!» 

   Unruhe kam in die elf Asiaten. Keiner lachte mehr. Die Wahrscheinlichkeit lag hoch, das der Mann ins Schwarze getroffen hatte. Nun fixierte er seinen Auserwählten, straffte sich ein wenig und zischte ihm zu: «Hörst Du Ronin, Du stirbst zuerst!» Der Angesprochene hielt seinem Blick stand und grinste leicht, wenn auch ein wenig unsicher. Keiner der Black Crain bewegte sich, alle schienen auf Anweisungen zu warten.

   Der Fremde fiel nun wieder in seine extrem lässige Haltung zurück. Er nahm einen weiteren, tiefen Zug von seiner Zigarette, die er überwiegend in seiner rechten Hand gehalten hatte und die inzwischen ziemlich herunter gebrannt war, und gestikulierte nach dem Zug mit der rechten Hand ziemlich affektiert neben seinem Gesicht umher: «Weißt Du», sagte er, während er den Anführer der Black Crain weiter ansah, «damit du eine Chance hast, benutze ich sogar nur meine linke Hand.» Lässig schob er den Duster ein wenig zur Seite und Snowcat war überrascht zu sehen, dass an seiner Hüfte keine Waffe zu erkennen war. Der Mann fuhr leicht heiser hustend fort: «Ich erschieß Dich sozusagen mit Links!», dann lachte er trocken.

    Für einen kurzen Moment glaubte Snowcat, die Situation würde nun eskalieren. Doch dann zwinkerte der Mann dem Asiaten zu und dieser entschied sich zum Rückzug. Er tat so, als würde er etwas auf AR bemerken und sagte dann an seine Jungs gewandt: «Wir müssen leider los, ne wichtige Sache. Den Typen und die Braut müssen wir uns ein anderes Mal vornehmen!» 

    Snowcat sah, dass der Fremde es den Black Crain eigentlich nicht so einfach machen wollte, aber sie bat ihn non verbal, es gut sein zu lassen und so schluckte er seine Bemerkung hinunter.

   Wortlos warteten Snowcat und der Fremde, bis sich sämtliche Black Crain verzogen hatten. Als in einiger Entfernung Bikes gestartet wurden, kam der Mann auf Snowcat zu, kippte kurz den Kopf zur Seite und ließ das Wasser von seinem Hut laufen, dann fasste er sich an den Hut, deutete ein Anheben an und stellte sich vor: «Mein Name ist Reed, aber Freunde nennen mich Doc!»

    «Hallo Doc, ich bin Snowcat!», sie streckte ihm die Hand entgegen, die er zwar nahm, jedoch nicht schüttelte, sondern stattdessen einen Handkuss andeutete. Noch bevor Snowcat sich bei ihrem Retter bedanken konnte, fragte Doc, ob er sie noch irgendwo hinbringen könne. Als sie verneinte, nickte er nur und bemerkte, dass sie auf ihrem Motorrad natürlich sicher sein. Dann fragte er: «Wann sehen wir uns denn zum Essen wieder, denn für heute», er nickte mit dem Kopf in Richtung Bike, «hast Du ja bereits andere Pläne.» 

    Snowcat schlug Freitag den 9. vor und beamte Doc dann ihre Com-Id rüber. «Dann also, bis Freitag.» Doc deutete erneut einen Handkuss an und wartete dann, bis Snowcat auf ihrem Bike um die nächste Ecke gebogen war.

    Snowcat brauste davon, nicht aus Angst, sondern weil sie es genoss, wie der Asphalt unter ihr hinweg raste. Den ganzen Weg nach Hause grinste sie in sich hinein. In nächster Zeit würde sie das Toni's wohl besser meiden. Natürlich war es sträflich gewesen in diesen Gang-War Zeiten so unvorsichtig zu sein, jetzt, wo Cannonball sie nicht mehr ständig begleitete. Vielleicht hätte sie das Angebot von Hellboy, sie nach Hause zu fahren, doch annehmen sollen. Snowcat grinse noch breiter, aber dann wäre ihr dieser Spaß entgangen.

   Als sie 20 Minuten später zu Hause in den Pizzakarton blickte und Softpaw skeptisch fragend den Kopf zu Seite neigte, musste Snowcat laut lachen. Das Chaos in dem Karton sah nicht besonders appetitlich aus. Schmecken tat es allerdings noch ziemlich gut.

    Der neue Tag war bereits Stunden ins Land gezogen, nicht mehr lange und die Wintersonne würde versuchen sich durch die Wolken zu quälen, aber wie immer würde sie das nicht schaffen. Snowcats Gedanken von Softpaws Schnurren getrieben, drifteten schnell ins Reich der Träume ab. Das letzte, was sie zu denken fähig war, lautete: "Gleich nachher werde ich mal hören, ob sich in Puncto Arbeit für UC schon was getan hat... aber Freitag, da treffe ich mich mit Doc und dann werde ich ..." Weiter kam sie nicht, denn inzwischen war sie in süße Träume versunken.

                                                             ✰✰✰✰✰


und noch mal von Snowcat (im Auftrag des GM):

«Guten Morgen, Sie haben eine neue Voice-Nachricht auf Ihrer Mailbox; Empfangen heute am 08.01.2071 um 03.48 Uhr»


Snowcats Stimme erklingt, ihr Tonfall zeugt von keinerlei Panik oder ähnlichem:

«Guten Morgen meine allerliebsten Runner-Kollegen. » <Man hört ein unterdrücktes Gähnen.> «Entschuldigung. - Ich habe mich gestern Abend mit Scorpion zum Essen getroffen und bin eben erst zurück. Währenddessen hat Scorpion zum Ausdruck gebracht, dass er UC ab sofort nicht mehr zur Verfügung steht. Wie werden uns also wohl oder übel nach einem Ersatz für ihn umsehen müssen.» <Kurze Pause. Ein leises Seufzen, dann ein Rascheln. > «Ich hab ihn gefragt, ob ich an seinen Plänen noch was ändern könne und seine Antwort lautete, dass ich das mit Sicherheit könnte, dann hat er mich allerdings gebeten, das nicht zu tun. Ich hab das respektiert und es nicht versucht. - Ich wollte nur, dass ihr das so bald wie möglich wisst. Ich denke, wir hören uns später! » <Wieder ein kurze Pause.> «Aber wenn möglich, dann nicht vor zwölf. CU. Und falls Ihr meine Stimme nicht erkannt habt: Hier war Snowcat.»


«Ende der Nachricht!» Auf AR springen mehrere Fenster auf. Was möchten Sie als nächstes tun? 


von Smirk:

Ja dann bleibt nur:

(X) Prüfen der verfügbaren Ressourcen

( ) rückgewinnung scorpion

(X) ersatz anheueren

( ) skills erweitern

Die anderen beiden würde ich mit Herz aber ohne Verstand ankreuzen.

Und Ihr?



von Blackstone:

Hey. Blöd. 


Aber ich gebe Smirk Recht. Auswahl zwei ist nich zielführend. Bei Auswahl vier hätte ich zwar die technischen Möglichkeiten aber mir fehlt das Verständnis und das Netzwerk. 


Also bleibt nur Danke sagen und nach Ersatz suchen. 


Gruss

Blackstone


von Snowcat:

Ich denke, wir sollten sofort damit anfangen einen neuen Hacker suchen, den wir fest ins Team holen. Vielleicht machen wir, wenn wir jemanden finden, einen "Proberun" gemeinsam, mit fester Teamoption? Jedenfalls sollten wir hinne machen, schließlich brauchen wir bald einen Job und so ohne Hacker ist die Auswahl begrenzt, obwohl es da sicher auch welche gibt.

*purrpurrrpurrrr*

     Snowcat


(Diese Mail spielt zeitlich eigentlich während des nächsten Spieltermins, gleich zu Beginn, aber alle waren so fertig, da hat man manches vergessen und holt das per Mail nach.)  

von Snowcat:

Beim Safehouse-Gespräche vor dem Meeting mit Doc hat Snowcat BS noch ein bisschen ruhiger mehr erzählt.

«Weißt Du, Süße, ich war ja selber Schuld, eigentlich weiß ich ja, wie man sich in einer solchen Gegend bewegt und schon mein Instinkt lässt mich wachsam sein. Aber diesmal, da war ich völlig ohne Grund so unaufmerksam, dass die Typen eben an mich ran konnten. Es ist alles gut gegangen, wäre es bestimmt auch ohne die Hilfe meines "mysteriösen Retters"- Abhauen ist ja immer eine Option und die Yackis wussten ja nicht, was ich kann und meine Monopeitsche hat ich auch noch, aber es wäre vielleicht nicht so easy gewesen, ohne ihn. » Snowcat lächelte nun schief «Und gerettet werden ist ja auch ganz nett!» «Jedenfalls wird das so nicht noch mal vorkommen! - <Sie macht eine kurze Pause und holt tief Atem > Wir zwei müssen uns aber unbedingt bald mal zu nem ruhigen Plausch zusammen setzten! Ich möchte doch unbedingt ganz ausführlich wissen, wie es Dir jetzt so gerade geht!» Snowcat guckt Bittersweet tief in die Augen. «Ich hatte bisher noch keine Zeit für Dich, weil ich mir nach der ganzen Geist-Geschichte unbedingt so schnell wie möglich Astralsicht von Hellboy beibringen lassen wollte, nun kann ich es, obwohl mich die vielen Farben zur Zeit noch mehr verwirren, als alles andere. Aber ich kann jetzt wenigstens mal ab und zu nachgucken, ob irgendwo ein Geist rumhängt. - Wie dem auch sei, ich würd mich freuen, wenn wir bald ein wenig plauschen könnten, wer weiß, vielleicht gibt es ja sogar auf dem nächsten Tun mal Langeweile?»

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*