Episode 17/14 (vom 26.07.) Run 53/2

Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust. 

Derzeit On The Run sind: Team La Paz: AvEraGe, Blood, Chang*, FTW, Metge*, Mystique und TriXhot; Team Boot: Mystère, Shark Finn, SpArcade, Steel, Sugmani und Thunderstrike.

Snowcat und Doc sind in Einzelmissionen unterwegs. (*Spieler war nicht anwesend)

Datum in unserer SR-Timeline: 06.06.-09.06.2073

Was bisher geschah: UC erhält zwei Folgeaufträge zum letzten Run. Zu einem sollen sie den Sextanten der Welten behalten und verstecken, bis Aina nötige Vorbereitungen getroffen hat und etwas Gras über die Sache gewachsen ist und zum anderen sollen sie versuchen die Formel für das von Aztlan geplante Ritual zu besorgen, zumindest aber so viel wie möglich darüber herausfinden. UC vermutet, dass die Informationen über das Ritual in La Paz zu finden sein werden und stellt die Teams zusammen. Nicht nur, aber auch um die Hinweise auf UC als Team zu reduzieren, fliegt Snowcat mit Harlequin zu Aina. Während ein Teil von UC sich auf den Weltmeeren rumtreibt und ein anderer Teil in La Paz die Isla de Espíritu auskundschaftet, lernt Snowcat auf der Isle Of Arran von Aina an Ritual.

Die Ereignisse um Snowcat erleben wir aus ihren eisblauen Augen mit.

Über das Geschehen in La Paz berichtet uns Blood.

Was auf dem Boot so passiert, erzählt uns Sugmani.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VIII“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise. (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereits Omae? Na dann los!

• Juni 06, 2073, Dienstag

Bericht von Blood:

Wir haben den Flughafen inspiziert. FTW und ich lieber aus der Entfernung, Cyberware und so. Der Airport hat zu bieten, was wir gesucht haben. Zwei Kampfjets, zwei Truppentransport-Hubschrauber und ein Aztech Lobo. Den T-Bird werden wir uns holen. Wird vielleicht etwas eng, aber dafür ist der schnell. Die Kampfjets schalten wir aus. Der Plan steht soweit. Morgen nach Einbruch der Dunkelheit geht es los.

@Steel, irgendwas ist komisch mit den Six-Pack Arachne-Drohnen von FTW. Die mögen Average nicht - was man ihnen nicht verübeln kann, aber hey, dass sind Drohnen und FTW musste ihnen erst befehlen auf Average zu hören, der Code allein hat nicht gereicht.

❄❄❄

Hallo Snowcat, hallo Doc!

Wir setzen Kurs auf Hawaii. Man braucht ja Ziele und das alles wird noch dauern.

Hoka hey

❄❄❄

Ein Jet der Draco Foundation brachte sie bis auf den Flughafen von Alexandria, wo sie am frühen Vormittag landeten. Von Formalitäten merkte Snowcat nichts und niemand wollte ihre SIN sehen.

Sie mieteten einen Jeep und hielten an einer großen Mall, wo sie Outdoor Equipment kauften, Vorräte aufnahmen und auf ausreichend Wasser und Benzin achteten.

Alle drei Elfen trugen Outdoor-Kleidung. Eine helle, weite Hose, die man unten eng ziehen konnte, feste Schuhe und ein leichtes Hemd oder eine entsprechende Bluse. 

Snowcat hatte eigentlich vorgehabt ihre Docs in Türkis anzuziehen, doch am Flughafen hatte ein Schuhkarton auf sie gewartet, in dem sich ein Paar atmungsaktive Halbstiefel aus Leder aus der Globetrottel-Line von Victory befanden. Um ihre helle Haut und ihr eisweißes Haar zu schützen, hatte Snowcat zudem ein Basecap mit Nackenschutz aufgesetzt. 

Harlequin hatte eine leichte Lederjacke dabei, die er die meiste Zeit auch anhatte. Seine Hose war dunkler, als die der Damen. Am Gürtel trug er eine Peitsche und zudem hatte einen farblich zur Hose passenden Fedora aufgesetzt. Sein weiß-rotes Make reduzierte sich auf einen Hauch. 

Aina nahm auf dem Beifahrersitz Platz und gab Koordinaten in das Navigationssystem ein. Harlequin schwang sich hinter das Lenkrad, er würde also fahren. Snowcat machte es sich auf der Rückbank bequem und dann ging es los.

Nach Verlassen der Stadt folgten sie erst noch eine Zeit lang einer der Strassen, doch irgendwann fuhr Harlequin links von der Strasse runter und sie bretterten querfeldein durch die Wüste. Harlequin legte ein hohes Tempo an den Tag, teilweise sprang der Jeep nur so über die Bodensenken. 

Gen Mittag drosselte Harlequin die Geschwindigkeit. 

Aina erklärte, „Rechts voraus fahren wir gleich an einem kleinen Ausgrabungscamp einiger Archäologie-Studenten verschiedener Hochschulen vorbei, die hier ihre praktischen Erfahrungen sammeln. Die DF fördert das Camp, leitet es aber nicht.  Das ist aber noch nicht unser Zielort.“

Harlequin legte lässig seinen rechten Arm auf Ainas Sitz und so ihn ihrem Nacken ab und sah zu Snowcat nach Hinten, „Bei Reisen durch die Wüste ist es ratsam, sich an jeglichen Orten metamenschlicher Zivilisation entlang zu bewegen, die keinen großen Umweg erfordern. Bei all dem was die 6.Welt an technischen Errungenschaften zu bieten hat, bleibt die Wüste ein spannender Ort mit eigenen Gesetzen.“, dozierte er.

[Song 1: Jerry Goldsmith - The Mummy Soundtrack- Night Boarders] Eigentlich hatten sie also nur an dem Camp vorbeifahren wollen, doch nun wies Aina mit dem Kopf in die entsprechende Richtung, „Da ist irgendwas los. Schaut mal!“

Tatsächlich. Zwölf mit Maschinenpistolen und Sturmgewehren bewaffnete Männer in einheimischer Wüstenbekleidung, - also weite Hose, wallendes Übergewand und Kopfbedeckung in dunklen Farben, Snowcat vermutete, dass es sich durchweg um Menschen handelte, - bedrohten drei Metamenschen aus dem Camp, die sich ihnen zwar entgegen gestellt hatten, allerdings eingeschüchtert wirkten. 

„Na, da wollen wir mal hin.“, bestimmte Aina, hängte dann aber aus Höflichkeit ein fragendes „Oder?“, an.

Snowcat nickte, „Gute Idee.“

Harlequin grinste, „Frauen nach meinem Geschmack.“ Er gab Gas und hupte, um Aufmerksamkeit zu erregen.

Energischen Schrittes überbrückte Aina die letzten Meter. Snowcat konnte die Aura der Macht, die die zierliche Frau ausstrahlte, förmlich spüren. Auch an den 12 Männern ging das nicht spurlos vorbei. Sie setzten zwar ein abschätziges Grinsen auf, wirkten aber angespannt.  

„Verschwindet hier. Sofort und kommt nicht mehr wieder.“, befahl Aina resolut. 

Nun, das war nicht gerade ein diplomatische Eröffnung, aber offenbar ging es Aina auch nicht um eine charmante Verhandlung.

Die vier Leute aus dem Camp nutzen Ainas Auftreten, um in Deckung hinter einigen Zelten zu verschwinden.

Harlequin grinste diabolisch und sein Make Up war plötzlich so intensiv, dass es eine Maske hätte sein können. 

Snowcat hatte zwar eine entspannte Haltung angenommen, vorsichtshalber aber schon mal die linke Hand über ihrem Darktoooth-Dagger gelegt. Sie war einen Schritt hinter Harlequin stehengeblieben, der mit einigem Abstand neben Aina stand.

Die Männer scannten die drei Elfen ab. Einer erwiderte, „Das ist unser Land. Ihr habt hier nichts zu suchen und die Ungläubigen in ihren Zelten auch nicht. Wir wollen das Camp inspizieren, so wie es unser Recht ist.“

Aina schüttelte den Kopf, „Nichts da. Das ist eine genehmigtes Ausgrabung. Also lasst die Metamenschen in Ruhe und macht, dass ihr wegkommt.“

Der Rädelsführer streckte sich ein wenig, „Und warum sollten wir das tun?“, fragte er. Die Geringschätzung war ihm anzuhören.

Ainas erwiderte im eiskalten Ton, „Wenn ihr nicht geht, dann töten wir euch.“

Upps!

Harlequin drehte sich Snowcat zu und raunte, „Achtung, gleich geht es los.“  Mit einem Augenzwinkern steckte er einen Pin an den Kragen ihrer Bluse.

Snowcat war sich nicht ganz sicher, es schien aber eine Spur von Vorfreude in seinen Worten mit geklungen zu haben. 

Von dem Pin ging ein leichtes Kribbeln aus, dass sich wie ein schützender Mantel über sie legte.

Die Männer lachten und griffen nach ihren Waffen.

Harlequin trat vor Snowcat und schirmte sie so mit seinem Körper ab.

„Falsche Entscheidung.“, zischte Aina den Männern zu.

Und dann ging es wirklich los.

Aina streckte ihre rechte Hand vor und drückte sie ruckartig zu einer Faust zusammen. Es sah aus, als griffe sie etwas und zerquetschte es dann. Der Rädelsführer verkrampfte sich, griff an sein Herz und brach leblos zusammen.

Harlequin gestikulierte mit beiden Händen. Kurz darauf zerbarsten sämtliche Feuerwaffen der Wüstenmänner. 

Harlequin grinste, griff seine Peitsche und zog aus dem Nichts unter seiner Lederjacke ein Rapier hervor.

Die elf verbliebenden Angreifer sahen einen Moment entgeistert auf ihre Hände, doch dann zogen sie wutentbrannt Dolche und Säbel und machten sich kampfbereit.

Im Gegensatz zu Harlequin wartete Aina nicht, bis die Männer bereit waren. Sie knackte mit den Knöcheln und wies auf einen von ihnen.

Dessen Knochen knackten augenblicklich ebenfalls und zwar alle. Er schrie kurz schmerzerfüllt auf und fiel dann wie eine Marionette, der man die Fäden durchgeschnitten hatten, in sich zusammen.

Harlequin schlug mit der Peitsche zu. Sie umwickelte den Hals eines kampfbereiten Gegners. Damit zog Harlequin den Mann an sich heran und stach ihm mit dem Rapier mitten ins Herz. Ansatzlos und in einer fließenden Bewegung sprang Harlequin zu dem nächsten Gegner, wehrte dessen Schlag ab und stach ihm seinerseits erst in den Oberschenkel und dann in den rechten Oberarm. 

Aine zeigte mit beiden ausgestreckten Armen auf einen aus der Runde, der laut brüllend auf sie zulief. „Verdorre.“, rief sie auf Alt-Sperethiel. Der arme Kerl sprach die Sprache nicht und so ahnte er nicht, was mit ihm geschah, als seine verdorrenden Gliedmaßen unter ihm zusammenbrachen. 

Snowcat schloss kurz die Augen. das war ein höchst gruseliger Anblick gewesen.

Harlequin erledigte den Mann am Boden endgültig. Dann zwinkerte er gleich zwei Männern zu, „Na kommt schon. Oder muss ich mir erst die Augen verbinden, damit ihr Hurensöhne euch traut?“, fragte er sie auf Englisch. 

Die Worte hatten gesessen. Die beiden griffen koordiniert an. Doch sie hatten keine Chance! Harlequin deckte sie mit Hieben und Stichen ein. Die Peitsche knallte und die beiden fielen gleichzeitig tot zu Boden.

Aina hielt ihre linke Hand flach nach oben gerichtet. Sie hatte ein winziges Messer in der Hand und schälte damit einen unsichtbaren Apfel. 

Der Angreifer, der sie fast erreicht hatte, war zum Opfer geworden. Sein Gesicht war zu einer entsetzen Fratze verzerrt. Er brüllte wie am Spieß, als ihm nach und nach die Haut abgezogen wurde und in Fetzen zu Boden fiel.

Snowcat schluckte die aufkommende Übelkeit herunter. 

Für die vier Überlebenden war das zu viel. Sie rannten schreiend davon. Oder zumindest wollten sie rennen.

Aina sagte ruhig über das Schreien hinweg. „Lasst einen am Leben.“ 

Harlequin nickte. Die Peitsche knallte und riss dem Vordersten die Füsse unter dem Boden weg. Gleich darauf stieß er dem Mann sein Rapier in die Kehle.

Aina streckte noch einmal die Faust vor. Der Mann in dessen Richtung sie gezeigt hatte, stolperte, zuckte und blieb dann liegen.

Ansatzlos zog Harlequin ein Dolch aus dem Ärmel. Er traf den einen Fliehenden seitlich in den Hals. Der Typ drehte sich entsetzt um, nur um von einem weiteren Dolch mitten ins Auge getroffen zu werden. 

Der letzte Mann rannte planlos, ziellos und schreiend um sein Leben.

Fasziniert und abgestoßen zugleich hatte Snowcat das Geschehen beobachtet. Eines war klar, die beiden hatten nicht zum ersten Mal Seite an Seite gekämpft. 

Sie hatten gewusst wer wen übernehmen würde und auf ihre ungleiche Art hatten sie sich gegenseitig den Rücken gedeckt.

Wo Harlequin elegant und überirdisch schön gekämpft hatte, hatte Aina die grausamsten Zauber vom Stapel gelassen, die Snowcat je gesehen und von denen sie noch nie gehört hatte. Dennoch waren beide gleichermaßen tödlich gewesen.

Die Luft knisterte noch von der Macht und der Magie, die eben hier gewirkt hatte. 

Die beiden Elfen hatten mit einer unglaublichen Leichtfertigkeit binnen Sekunden elf Leben beendet.

Verdammt. 

Damit hatte Snowcat nicht gerechnet. Selbstverständlich war es bereits zu spät gewesen, als Aina ihre Ansage gemacht hatte. Das nächste Mal würde Snowcat in solch einer Situation vor vornherein den Mund aufmachen und die diplomatischen Verhandlungen übernehmen.

Harlequin trat dicht an Snowcat heran und sah sie an. Da war nicht direkt Frage, dennoch wartete er ab. Sie legte ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. Er erwiderte den Kuss leidenschaftlich, sein Atem war leicht beschleunigt und der vergangene Kampf hatte seinen männlichen Duft verstärkt. Snowcats Gedanken waren wie weggeblasen und sie hätte ewig hier stehen können. Sie stand auf diesen Kerl. Doch sie löste sich schließlich. Harlequin küsste sie noch mit einem verschmitzten Grinsen auf die Nasenspitze.

Den Pin ließ er stecken, allerdings löste der Zauber sich irgendwann auf. 

Der Pin war kreisrund und leicht gewölbt. In der Mitte war ein fünfzackiger, weißer Stern auf blauem Grund, dann folgte ein roter Kreis, dann ein weißer und dann wieder ein roter Kreis. Der Pin glänzte schön und da Harlequin ihn nicht abgenommen hatte, erinnerte Snowcat ihn erstmal nicht daran.

Es hatte eine Weile gedauert, aber dann waren die Metamenschen doch aus ihrer Deckung im Lager gekrochen. Sie waren dankbar für die Hilfe. Diese Gruppe von selbsterklärten Bewachern der Wüste hatte die Ausgrabungsstätte schon länger tyrannisiert. 

Snowcat hatte verhindert, dass die Leute aus dem Lager die Leichen sofort sahen. Das, was die Männer und Frauen aus ihrer Deckung heraus beobachtet hatten, war sicher ausreichend befremdlich. Snowcat hatte sie stattdessen darum gebeten, ihr die Zutaten für Liams Feuerbestattungs-Cocktail zusammenzusuchen. 

Aina hatte derweil mit Magie eine Grube ausgehoben.

Snowcat hatte mit ausreichend Abstand, - schließlich hatte sie nicht vom Rauch eingenebelt  werden wollen -, einen Moment zugesehen, wie das Feuer seine Arbeit tat. Sie gedachte der Toten. Sie fand, dass das zumindest Einer tun sollte. Auch wenn es natürlich nicht änderte. Sie lächelte, wie dem auch sei, für die Shedim würde nichts übrig bleiben.

❄❄

[Song 2: The Firs Aid Kit - My Silver Linings] Am späten Nachmittag erreichten sie eine große Ausgrabungsstätte, ihren Zielort. Bei der Fahrt hierher war die Stimmung ausgelassen gewesen.

Das Lager war groß und nach einem Standart aufgebaut. Jeder, der schon mal in einem solchem Lager gewesen war, würde sich sofort zurecht finden. 

Es gab ein eignes Netzwerk, Satellitenverbindung zur Matrix, AR-ARO’s, Sicherheitsleute, ein Sanitätszelt samt medizinischem Bett, eine Küche, mehrere Generatoren, einen Wasserwagen, einen Tankwagen, mehrere Chemie-WC’s, eine hochmoderne Wasser(auf)bereitungsanlage und zu Snowcats Freude, zwei Waschcontainer mit je 10 Waschbecken und zwei Duschen. 

Im Großen und Ganzen handelte es sich um eine voll ausgestattete Zeltstadt mit modernstem Ausgrabungsequipment. Den Wissenschaftlern und Studenten fehlte es hier eigentlich an Nichts. 

Harlequin parkte den Jeep auf einem dafür vorgesehenen Bereich, wo sie sofort von zwei bewaffneten Männern in Empfang genommen wurden. Aina hatte ihren Besuch offensichtlich nicht offiziell angekündigt, denn die Männer waren überrascht, sie zu sehen. 

Nach wenigen Worten, Aina musste diesmal nicht mal eine Todesdrohung aussprechen, verriet man der Elfe gerne, in welchem Zelt sie Mr. Brown finden würde. 

Aina hatte den Eingang des großen Zeltes noch nicht geöffnet und rief bereits von draußen im freundlichen Ton, „Hallo Thais, ich habe dir etwas mitgebracht, was dir gefallen wird.“

Harlequin hielt den beiden Damen den Eingang auf. 

Ein Mann mit menschlichen Features, den Snowcat so auf Anfang, Mitte 30 schätzen würde, soweit man das sagen konnte, mit dunkel gebräunter Haut, braunem Haar und braunen Augen, gekleidet in einen ockerfarbenes Hemd, eine Safariweste und mit einem Werkzeuggürtel über der Hüfte, verlange Snowcat die volle Körperbeherrschung ab, damit sie nicht starrte. 

Er hatte von der Hüfte abwärts einen Schlangenköper. Snowcat fand den Unterleib in keiner Weise abschreckend, sondern unglaublich faszinierend.

Dann sagte Thais, „Hallo Mum, schön, dass du mich mal besuchst.“ und diese Worte toppten die erste Überraschung. 

Die beiden umarmten sich.

Ein ganz klein wenig skeptisch wartete Snowcat die Begrüßung zwischen Thais und Harlequin ab, die sich offenbar kannten. Doch Thais sagte nicht, `Hallo Dad`, wie Snowcat ein klein wenig erleichtert feststellte. Nicht weil es bedeutet hätte, dass Harlequin und Aina mal etwas mit einander gehabt hatten, davon ging Snowcat sowieso aus. Sie hätte es nur merkwürdig gefunden einen Sohn von Harlequin um Rat zu fragen.

Thais grinste seine Mutter spitzbübig an, „Ich hab davon gehört, dass heute Mittag eine kleine Gruppe von, ich glaube es waren Elfen, für eine neue Ausgrabungssstätte in Form eines Massengrabs gesorgt haben. Habt ihr davon gehört oder zufällig sogar etwas damit zu tun?“

Aina schnaufte, „Massengrab, pah.“, ihre Augen funkelten kurz, dann grinste sie, „Die machen dem Camp jetzt jedenfalls keinen Ärger mehr.“

Thais nickte, „Davon gehe ich aus.“

 Dann stellte Aina Snowcat Thais vor und sah sie dann fragend an.

„Ich bin Snowcat.“, grätschte Snowcat ein.

„Schon komisch, mit euren Namen“, kommentierte Harlequin, „Der eine trägt zur Tarnung einen normalen Namen und lässt sich aber mit seinem echten Namen vorstellen und die andere trägt einen normalen Namen zu Tarnung stellt sich aber am liebsten mit einem Strassennamen vor, der eigentlich der Tarnung diesen soll, doch inzwischen ihr wahre Name ist.“

Thais begrüßte Snowcat überaus freundlich und auch er schien von ihr zumindest optisch fasziniert. 

Der Halleysche Komet hatte doch so einiges an Sonderfällen hervorgebracht und von jemandem wie Thais hatte Snowcat bisher noch nicht einmal gehört. 

Während Thais die vier Artefakte studierte, sie zunächst grob in eine Epoche einordnete und die Vier dabei ein wenig plauderten, studierte Snowcat die erste Mutter-Sohn-Beziehung, die sie je hatte miterleben dürfen.

„Soweit die grobe Analyse.“, schloss Thais seine Erläuterungen, „Ich kann es genauer bestimmen, aber das dauert halt. Habt ihr Zeit?“

Snowcat überlegte, „Etwas schon. Was meinst du denn mit dauert? Tage, Wochen, Monate?“

Thais lachte nett, „Ein paar Tage.“

„Ein paar Tage habe ich Zeit. Es wäre toll, wenn du es näher bestimmen würdest.“, erklärte sie.

Er nickte, „Dann mache ich mich gleich daran. Ich hab die Geräte alle hier. Du hast vorhin gesagt, du studierst. Kennst du dich mit Arcana-Archäologie aus?“

„Nicht gut, aber ich lerne schnell.“, sagte Snowcat selbstbewusst.

Thais lächelte Snowcat an und fragte, „Magst du mir bei einigen Analysen helfen?“ 

„Ja, na klar, sehr gern.“ 

Harlequin seufzte theatralisch, „Wie langweilig!“ 

Aina mischte sich lachend ein, „Hör nicht auf ihn. Das ist sicher interessant.“

Harlequin verdrehte die Augen, blieb dann aber doch bei Thais und Snowcat und machte mit. Er erweiterte die Arbeit sogar um unterhaltsamen Unterricht und stellte Fragen, wie ‚Hast du das im Astralraum gesehen?’ oder ,Ist dir diese Farbgebung aufgefallen?‘

❄❄

Der Sonnenuntergang in der Wüste war ein atemberaubender Anblick. 

Als der kühle Wind Snowcat umspielte, konzentrierte sie sich auf ihn. Sie versuchte ihn gedanklich einzufangen und parallel eine Formel für einen Geist der Luft zu reflektieren, an die sie sich aus einem Buch erinnern konnte. 

„Was machst Du?“, fragte Harlequin sanft.

Snowcat lachte leise, „Ach nichts von Tauch. Ich habe versucht spontan ein Luftelementar zu rufen. Aber es ist natürlich keines gekommen.“ Sie wandte sich ihm zu und sah ihm tief in die Augen, „Eine Bemerkung von Aina hat mich auf die Idee gebracht, es einfach mal zu versuchen.“

Harlequin lächelte und küsste sie. 

Snowcat war überrascht, denn er hatte ihren Versuch nicht als Blödsinn abgetan.

❄❄❄

• Juni 07, 2073, Mittwoch

Bericht von Blood

Wir hatten einen Fehler im Plan, der uns gerade noch rechtzeitig aufgefallen ist. FTW kann gar nicht hacken, also hätte er den Lobo auch nicht knacken können. Average hat FTW jetzt noch irgendein Programm geschrieben, dass er als Starthilfe nutzen kann.

❄❄❄

Harlequin und Snowcat hatten ein eigenes, ziemlich geräumiges Zeit bekommen. Harlequin stand mit Snowcat auf, als der Wecker kurz vor Morgengrauen klingelte. 

Er sah ihr bei ihrem Ritual zu. Im Anschluss fragte er auf Ägyptisch, -seit sie im Lager angekommen waren, sprach er überwiegend Arabisch oder Ägyptisch mit ihr,- „Gestern bei deinem Beschwörungsversuch, hast du da eigentlich eine Formel benutzt?“

Sie brauchte einen Moment, um die richtigen Worte in der altertümlichen Sprache zu finden, „Hmm? Nicht wirklich. Ich kenne keine Formel, die richtig zu mir passt. Ich weiß, dass sie wenn meinem Glauben oder besser meine Tradition entsprechen muss.“

Harlequin nickte, „Also solltest du versuchen, eine passende Formel zu finden. Dafür musst du zunächst feststellen, wie du die Welt der Geister siehst und zu welchen Geistern du dir vorstellen kannst, Zugang zu bekommen. Erst dann kann die Formel zur Beschwörung überhaupt Gestalt annehmen und erst dann kannst du dich daran versuchen.“

Mit geschickten Fragen zu ihrer Sicht der Elemente, Geister und dem Lauf des Lebens, brachte Harlequin Snowcat auf den Weg. Das sagte natürlich nichts darüber aus, ob sie jemals Geister beschwören können würde, aber es half ihr dabei, die Welt wieder ein wenig klarer zu sehen und neue Erkenntnisse zu sammeln.

Das Frühstück nahmen sie bei Thais im Zelt ein. Weder Aina, noch Harlequin hatten ein Wort darüber verloren, doch die äußere Erscheinung von Thais war ein großes Geheimnis. Thais zeigte sich fast nie im Lager und wenn, lief er als Mr. Brown umher und der war ein Mensch. Was dann den Schluss zuließ, dass Thais zaubern konnte.

Sie besuchten am Vormittag zu Viert eine Ausgrabungsstelle und am Nachmittag brachte Harlequin Snowcat bei, wie man mit Kamelen umging und auf ihren ritt. So kam Snowcat an diesem Tag irgendwie doch nicht mehr so lange dazu, bei der Bestimmung der Artefakte zu helfen.

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Bericht von Blood:

[Song 3: Brian Tyler - Army Of Two, Devil’s Cartel OST, Ghost Town ] Da es kein einfacher Run ist, hab ich beschlossen, ein paar Live-Kommentare abzugeben. Falls was schief geht, schick ich die Datei ab, dann wisst ihr wenigstens was Sache war. Die Timestemps und Ortsangaben schalt ich aus. Paranoid und so.

-   Das Lager ist abgebrochen und alles verstaut.

-  FTW und ich fahren mit den Wagen zum Treffpunkt Alpha, dort lassen wir den zweiten Wagen stehen, decken ihn ab und sichern ihn mit einem Permamarker. 

-  Die Transformer-Drohne wartet programmiert, getarnt und versteckt nahe ihrer Startposition. Die bewaffneten Arachne haben aufgesattelt. Auch die Armadillo-Drohne ist startbereit.

- Kurz nach Einbruch der Dunkelheit sind Mystique, TriXhot, Chang und Average ins Wasser. Ohne Tauchgerät, aber mit Schwimmflossen. Das Equipment ist wasserfest verpackt. Mystique hat eine magische Lösung fürs Tauchen parat. Sie erzählt was von einem Elohim, dem das Team vertrauen soll. Sie binden sich mit Seilen aneinander fest, um sich im Dunklen nicht zu verlieren.

FTW, Metge und ich fahren im Wagen 1 zum Flughafen. Chido ist bei uns. Average hätte ihn lieber mit auf die Insel genommen, aber Chido hat es nicht so mit dem Tauchen. Er wird also bei Metge bleiben. 

• Juni 08, 2073 Donnerstag

- Team Saugschmerle (so nennt Mystique seit Neuestem Average) hat die Insel erreicht und ist aufgetaucht. Die Drohnen starten. Das ist auch unser Startsignal.

- Fast wäre der Zaun vor militärischen Teil des Flughafen zum Hindernis geworden. Aber dann haben wir ihn einfach aufgeschnitten. Metge deckt unseren Einsatz optisch und warnt uns vor Magie, dann fährt er zum Treffpunkt Alpha.

- Die Transformer hat die Arachne zum Hafen gebracht. Die Armadillo fliegt ihren programmierten Weg und ist bereit.

- Team Saugschmerle ist vor der Mine in Position. Sie mussten auf dem Weg zwei vollgepanzerte Azzies-Wachen ausschalten. Average war auf einen Ast getreten. So was passiert halt mal. Trixie hat eine Wache erschossen, Chang hat die andere im Nahkampf kalt gestellt. Das ging schnell. 

– Die Arachne starten ihren Ablenkungs-Angriff auf den zweiten Hafen. Die Armadillo stört die Kommunikation der Azzies.

- Wir haben die Lobo-Crew vorsichtshalber in ihrem Aufenthaltsraum eingesperrt. Während FTW schon mal den Lobo startet, schleich ich zu den Kampfjets und bring die Monofilament-Granaten in den Cockpits an, das wird ne schöne Schweinerei geben, wenn die Piloten sich setzen.

- Ins Lager der Mine kommt schnell Bewegung, die Ablenkung funzt.

- Der Lobo braucht eine gefühlte Ewigkeit zum Starten. Die Fahrzeugpatrouille kommt immer näher. 

- Team Saugschmerle hat den Eingang der Mine erreicht. Average meldet, dass das Matrix-System schwer gesichert ist. Er kann die Tür öffnen. Sie warten im Gang. Mystique meldet, dass die Mine magisch eine Domäne ist. Ihre Magie wird gedämpft und die bestimmter Azzies offenbar gefördert. Noch sind die Auswirkungen leicht.

- Chang sendet Bilder eines Eyeballs aus der Mine. Die zwei Leopard-Guards haben einen großen Leoparden dabei. 

- Average meldet, dass er keinen Zugriff auf die gesuchten Dateien bekommt. Ein Link führt direkt in die große Pyramide in Tenochtitlán. Ein anderer Link zu einem Commlink, ohne Namen aber unter dem Begriff ‚Smoking Mirror‘. Das einzig Brauchbare scheint ein Hinweis auf einem Tresor. Der Raum liegt eine Etage tiefer in der Mine. Das ist das neue Ziel von Team Saugschmerle. Zumindest hat Average Zugriff auf Karte und Fahrstuhl.

- Bei uns ist der Saft endlich da. Gerade rechtzeitig. Den Mann der Fahrzeugpatrouille, der ausgestiegen ist, überfahren wir. Das Auto nehme ich vom Waffenturm aus unter Feuer. Der Start ist holprig. Aber wer schert sich schon um blaue Flecke? Wo ich schon mal da bin, zerleg ich mit der Riesenkanone den Tower des Flughafens. 

- Für die anderen geht es in einem Käfig-Aufzug an rasselnden Ketten eine Etage tiefer. Mystique meldet, dass die Magie stärker gedämpft wird und die Gänge merkwürdig beschaffen sind. Die Bilder zeigen auf der einen Seite eine typische Minenwand. Auf der anderen Seite sieht es aus, als wären sie in einem aztlanischen Teocalli. Mystique will unbedingt mit Snowcat über das Phänomen reden. Laut Karte werden die Etagen kleiner, je tiefer man kommt.

- In der Rückkamera sehe ich noch, wie es in den Cockpits der Kampfjets zu Explosionen kommt. Die verfolgen uns nicht so schnell. Die neuen Piloten müssen die Alten erstmal von den Scheiben kratzen.

- Bis hierhin ging’s gut, heißt es immer. So war es, bis das Team die Tür zum Tresorraum aufmacht. Kaum sind sie da, materialisiert sich so ein Blut überströmter Krieger. Mystique und Chang haben die Hauptarbeit. Trixhot schüttelt den Geist zumindest gut durch. Average bemerkt in letzter Sekunde, wie jemand versucht den Fahrstuhl tiefer zu holen. Den Besuch wollen die gar nicht haben. Average muss Tauziehen um den Fahrstuhl spielen.

- Die Arachne-Drohnen bringen den Tank am Hafen zum Explodieren. Das Spinnenpack beschließt daraufhin den Angriff aus der Deckung auf einen Trupp Azzies. Den Befehl hatten sie zwar nicht, sie sind aber gut in dem, was sie tun.

- Scheiße! Das war knapp. Doch der Geist ist zerplatzt. Chang, Mystique und Trixhot, alle drei haben ganz schön was abbekommen. Auch Average läuft der Schweiß, der Biomonitor spricht von Kopfschmerzen.

- Mystique macht sich daran den Tresor zu knacken. Sie fackelt nicht lang und nimmt Sprengstoff. Derweil blockieren Chang und Trixhot den Fahrstuhl mechanisch. So können die Truppen von unten nicht hoch und hängen in ihrer eignen Falle fest. Average macht sich auf die Suche nach einem anderen Weg da raus.

- Wir jagen übers Wasser. Der Lobo ist schnell, aber ungelenk, wie ein Walross an Land. 

- Average findet einen Weg. Wiedermal ein Lüftungsschacht. Ich hab Sorgen, dass Average da gar nicht durch passt. Doch der Fahrstuhl bedeutet Kampf und die Azzies sind denen zahlenmäßig überlegen. Also muss Average die Stiege einfach hoch. 

- Bingo: In dem Tresor ist ein Dokument. Mit Blut auf Haut geschrieben. Mystique meint, magische Symbole sind es in jedem Fall. Mehr kann sie nicht sagen und für mehr ist auch keine Zeit.

- Team Saugschmerle schafft den Aufstieg. Sie entscheiden sch für einen anderen Ausgang.

- Wir sind auch gleich da.

- Fragg. Average blockiert zwar die Kameras, aber die verdammten Leoparden-Viecher haben die Spur aufgenommen, noch bevor die Verschleierung zugeschlagen hat. Team Saugschmerle gerät kurz vor dem Ausgang an eine Kreuzung ins Kreuzfeuer. Vier Leopard Guards in vollen Panzern und zwei tierische Leoparden, gegen drei angeschlagene Kämpfer und Average. Das wird hart!

- Wir bekommen auch Probleme. Die Landebahn ist viel zu kurz. Wir schlagen umsanft auf, werden durchgeschüttelt und der Lobo kriegt auch was ab. Doch wir kommen zum Stehen. FTW  ruft die Drohnen zurück, übernimmt die Fahrzeugkanone und ich renn raus. Mal sehen, ob ich unseren Mädelz und Jungs helfen kann. 

- Die kommen mir auf halben Weg entgegen. Man, sehen die übel aus. Trixhot humpelt und Chang hält seinem linken Arm ruhig nach unten. Da ist viel Blut, aber sie können alle selber laufen. 

- Klar haben einige Soldaten den Lobo landen sehen. Trotz gestörten Funk erkennen sie schnell, dass wir nicht ihrer Verstärkung sind. Wir schießen uns den Weg zum Lobo frei. 

- Mehr Soldaten kommen, die Situation wird brenzlig, aber wir können die Drohnen noch einsammeln. Zwei der vier Fahrzeug-Patrouillen mit ihren Fahrzeugwaffen treffen ein. Ein Azzie hat `nen Raketenwerfer. Der Start macht mir Sorgen.

-Scheiße, die Startbahn ist viel zu kurz! Der Lobo ist zu voll und schwer wie ne bleierne Ente. Wir schlagen auf der Wasseroberfläche auf. Mich trifft was am Kopf. Blut fließt mir in die Augen. Aber ich muss jetzt nichts sehen. Ich muss FTW einfach nur helfen, den Lobo in die Luft zu kriegen. Komm schon, du Mistvieh. Wir gewinnen an Höhe.

- Zu früh gefreut, wie schlagen noch mal auf. Seitlich. Die Karosserie ächzt.  Ein Teil der Elektronik fällt aus. Noch so ein Schlag und wir bekommen alle `ne Seebestattung.

- … …

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Hallo Snowcat, hallo Doc.

Heute haben wir wieder mal frische Vorräte aufgenommen, das machen wir immer mal wieder an großen Häfen. Wenn wir so was machen, wird die wichtige Kiste unter Wasser versenkt und Looki und ich passen drauf auf. SpArcade haben vorgeschlagen, das Aufpassen auf die Kiste mit ‚Boot putzen‘ zu tarnen. Thunderstrike fand die Idee gut und sie durften gleich los legen. Was sie dann mit Freuden getan haben. Sie haben sich Bürsten unter die Füsse geschnallt und sind darauf übers eingeseifte Deck geschlittert. 

Aber ehrlich gesagt, auf uns achtet eh niemand.

Hoka hey

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- … … 

- Wir sind oben und auf Kurs. Das ist alles was zählt. Ob wir mit dem Lobo selbst über die Grenze nach L.A. fliegen, ist jetzt keine Frage mehr. Es ist nur die Frage, ob das Teil die Landung bei Treffpunkt Alpha noch schafft. Metge wird ne Menge zu tun bekommen. Jeder einzelne von uns ist verletzt. Manche schwer. Ich hab die beschriebene Haut fotografiert. Wenn mir was passiert, gehen zumindest alle Infos über die Matrix raus. Aber hey, noch atmen wir selbstständig.

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Bericht von Blood:

Wir haben unseren Kontakt informiert. Bereits heute Nacht ist die Rückreise möglich. Metge hat gute Arbeit geleistet. Fast alle sind fast fit. Wir fahren in den Wagen auf der Insel rum und versuchen, uns nicht erwischen zu lassen.

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• Juni 09 2073, Freitag

Aina hatte einen Ausflug nach Alexandria organisiert, jedenfalls verkaufte sie es Snowcat und Harlequin so. 

Als Vizepräsidentin der DF hatte sie Zugang zum Neubau der Bibliothek von Alexandria. Ein Mammutprojekt, für das vor der eigentlichen Stadt, im Meer, extra eine Insel aufgeschüttet worden war. Der Bau war zu über zwei Dritteln abgeschlossen. Hier sollte das entstehen, was trotz umstrittener Beweise zur Legende geworden war Eben die große Stätte an der man das Wissen der Metamenscheit sammeln würde. Die Draco Foundation unterstütze das Projekt ebenso, wie der Große Östliche Drache Masaru. 

Snowcat schmunzelte kurz. Harlequin hatte mal beiläufig erwähnt, dass kein Drache Ägyptischen Boden betreten dürfe. Dann war die Unterstützung durch Masaru sicher mit ein Grund, warum die Bibliothek im Wasser und nicht an Land gebaut wurde. Nur so konnten Drachen auch in diese Bibliothek. Natürlich galt das nur, wenn an der beiläufigen Bemerkung irgendetwas dran war. Erklären konnte sich Snowcat das aber nicht.

Snowcat genoss die Führung, auch wenn sie und Harlequin nur die Begleitung von Aina waren. In den hohen, klimatisierten Regalen würden sich schon bald die Bücher aus Papier aneinanderreihen. Es gab eine Abteilung für Schriftrollen und selbstverständlich würde es auch eine elektronische Bibliothek geben, gespeichert auf einem gewaltigen Host und zusätzliche Kopien auf Chip. 

Man hatte überall das Neueste an Brandschutz installiert, was es die sechste Welt zu bieten hatte. Überhaupt würde Schutz des Wissens hier sehr groß geschrieben werden, dennoch sollte das Wissen jedem zugänglich sein, der danach suchte. Man hatte bereits vor einigen Jahren damit begonnen, das Wissen in Form von Büchern zu sammeln. Die Betreiber standen mit allen Museen der Welt in Verbindung und so einige Privatsammler hatten sich bereit erklärt, ihre Bücher nach Fertigstellung der der Neuen Großen Bibliothek von Alexandria hier abzugeben.

Nach der Führung standen sie am Hafen und warfen einen Blick auf den Neubau. Der Architekt hatte Großartiges vollbracht. Die Gebäude wirkten, als wären sie schon immer hier gewesen, als wären sie alt und doch sahen sie elegant und zeitlos aus. 

Harlequin rückte seinen Fedora zurecht und blickte sich um. Dann erklärte er, „Eigentlich stand die Bibliothek nicht dort, sondern“, er zeigte in eine Richtung, „dort hinten, wo das zart-rosa Haus steht.“

„Bist du dir sicher?“, fragte Aina.

Harlequin nickte bestimmt, „Aber ja.“ 

Aina überlegte einen Moment und nickte dann zustimmend. 

Harlequin fuhr fort, „Und so groß, wie die Neue Bibliothek wird, war sie auch nicht. Sie war nicht mal so groß, wie der Mann bei der Führung behauptet hat.“

Snowcat wollte gerade fragen, aus welcher Quelle Harlequin dieses Wissen hatte, doch sie kam nicht dazu.

„Kommt meine Damen. Es ist bereits nach drei Uhr und ein alter Freund von mir hat uns zum Essen eingeladen, den sollten wir nicht warten lassen.“

Mohammed Faisel el-Kahir ,ein Mensch, wurde von seinen Freunden kurz Sallah genannt. Er lebte mit seiner Frau Fayah und der unglaublichen Anzahl von neun Kindern in einem großen Haus in Alexandria. Er stammte ursprünglich aus Kairo, war aber wegen der besseren Arbeitsangebote nach Alexandria gezogen. Sallah verdiente sein Geld damit, jeden zu kennen und Ausgrabungen und Expeditionen in die Wüste zu organisieren. Als Chef der Firma „el-Kahir-ExEx“ war er genau genommen sogar für die Wasserversorgung im großen Ausgrabungslager verantwortlich. 

Neun Kinder im Alter von drei bis fünfzehn Jahren. Snowcat konnte es nicht fassen. 

Sallah lies groß auftragen, er war reich genug, sich einen Koch und zwei Hausmädchen leisten zu können, die auch als Kindermädchen fungierten. 

In den Stunden, in denen die drei Elfen hier waren, lernte Snowcat nicht nur viel über arabische Gastfreundschaft und arabische Köstlichkeiten, sondern auch etwas darüber, wie ein intaktes Familienleben funktionierte. 

Die älteren Kinder kannten Harlequin bereits und diese bedrängten ihn, ihnen eine Geschichte zu erzählen. 

Aina wurde deutlich mit Respekt und Höflichkeit von den Kleinen behandelt und von Snowcat waren die Kids durchweg fasziniert. Die Mädchen liebten Snowcats Haar und es dauert nicht lange, da hatte Snowcat zwei von ihnen auf dem Schoß.

Auch wenn Snowcat sich nicht sonderlich gut damit auskannte, mit Kindern zu spielen war eigentlich ganz einfach.

[Song 4: Harry Gregson Williams - Prince Of Persia, (The Sands Of Time Soundtrack) ]Nachdem die Sonne untergegangen war, ließ Harlequin sich von den Kinder erweichen und erklärte sich beriet, eine Geschichte zu erzählen. 

Sie setzten sich zwischen die Pflanzen neben dem Springbrunnen im Innenhof des Hauses auf dem Mosaik-Boden im Halbkreis zusammen. Dutzenden vom verzierten Kissen in Gold, Türkis, Silber, Rot und Violett sorgten für Bequemlichkeit. 

Jasmin und Abu setzten sich dicht zu Snowcat. Auch die Erwachsenen waren gekommen, um der Geschichte zu lauschen.

Harlequin verbeugte sich und begann in seiner besten Manier zu erzählen. Seine Stimme zog alle Zuhörer sofort in ihren Bann.

„Hört die Geschichte über die Entstehung von Creana, so wie sie den Priestern von Gez seit Urzeiten bekannt ist.“

Harlequin erzählte fast nie im Sitzen. Er brauchte Platz und bewegte sich gestenreich auf einer ‚Bühne‘ hin und her. „Am Tag vor dem ersten Tag, war Nichts. Am ersten Tag war Erde und Sand. Die Erde und der Sand waren Amaz-Chelk, die Rote Passion. Amaz Chelk war wütend und allein. Er brannte.“

Harlequin warf flackernde Schatten, das Licht der Umgebung hatte sich geändert. Die Lampen leuchteten Orange und die Wände des Innenhofes schienen Feuer zu reflektieren, „Am zweiten Tag waren die ersten Namensgeber, die Drachen. Die Drachen flogen am Himmel, ihr Flug erschuf die blaue Passion, Ozul. Die Drachen versuchten auf der Erde und dem Sand zu landen, doch Amaz Chelk verbrannte sie. Die Drachen erhoben sich wieder in den Himmel und baten Ozul um Hilfe, doch Ozul, distanziert, lehnte ab. Am dritten Tag erschufen die Drachen die anderen Namensgeber-Rassen, die Jackalmen, die Zwerge, die Elfen, die Orks, die Trolle, die Windlinge, die Menschen, die Obsidianer und die T’skrang.“

Snowcat war, als warfen Lichter und der Wind nun schwarze Schatten an die Wände. Nein, das war schon mehr. Das war ein Schattenspiel aus Metamenschen und einige der Rassen hatte Snowcat noch nie zuvor gesehen. 

„Sie sagten den jungen Rassen, sie sollen auf der Erde und dem Sand wandeln, um Amaz Chelk Ärger zu kühlen, doch Amaz Chelk verbrannte sie zu Asche und die Sterblichkeit kam in die Welt. Der erste der erschlagene Jackalman wurde die Weiße Passion, Sanep, der Hüter der Tore der Toten. Er verließ die Welt und zog umher, bis er die Länder des Westens fand, eine Welt für die Toten, um darin zu leben.“

Snowcats Augenmerk wurde abgelenkt. Etwas warf von oben Schatten über den Innenhof. Nein, da waren nur Schatten. Die Schatten von Drachen flogen über den Innenhof hinweg. 

„Am vierten Tag weinten die Drachen. Das war der einige Tag an dem die Drachen Tränen vergossen haben. Die Tränen fielen auf die Brust von Amaz Chelk und wurden Ureth, der große Mutterfluss.“

Snowcat konnte es kaum glauben, aber nun löste sich die Umgebung auf. Die Wände und Pflanzen, ja sogar der Brunnen verschwand. Nur die Zuhörer und die Kissen blieben. Für das, was verschwand, erschien ein hügelige Wüstenlandschaft. Der Sand wechselte immer wieder die Farbe. Mal war er rot, dann blau oder grün. Wasser breitete sich in Form eines Flusses aus und wenn sie nicht alles täuschte, folgte der Fluss dem Verlauf des Nils. 

„Ureth kühlte den Zorn vor Amaz Chelk und bat für die Namensgeber um das Recht auf der Erde und dem Sand leben zu dürfen. Amaz Chelk willigte ein, doch er verlangte einen Preis für ihre Störung, von den Drachen. Er würde schlafen gehen und die Drachen sollten auch schlafen gehen und zwar tief in seiner Umarmung. Vor dem Schlafengehen wäre es den Drachen erlaubt, Eier zu legen und diese Eier würden die anderen Namensgeber in weit entfernte, unperfekte Länder bringen. Von diesem Tag an, war es keinem Drachen erlaubt über die Erde und den Sand von Creana, dem perfekten Land, zu gehen oder durch die Lüfte und Wolken von Ozul, dem Himmel über dem perfekten Land, zu fliegen.“ 

Harlequin baute sich zu voller Größe auf und sein Gesicht verzog sich zu einer gruseligen Fratze, mit drohender Stimme rief er, „Wehe dem, der den Schlaf von Amaz Chel oder den Drachen, die er umarmt, jemals stört!“

Der Schreckensmoment dauerte nur kurz und ruhig erzählte Harlequin weiter, „Am fünften Tag lud Ureth, der Grosse-Mutter-Fluss, die übrigen Namensgeber ein, an ihren Ufern zu leben. Sie gebar Weizen und Gerste. Die Namensgeber pflanzen die Samen in den dunklen, fruchtbaren Boden. Sie schnellten ins Leben, genauso wie zwei Träume von Amaz Chelk, Tabru und Malek. Tabru war die schwarze Passion, die Passion von Weizen und Gerste. Malek war die vielfarbige Passion, die Passion der Rache und der Wüste.“

Jetzt änderte die Wüste, in der sie alle saßen, nicht mehr die Farbe. Alle neun Farben tauchten gleichzeitig auf und die Farben drifteten umher. 

„Am siebten Tag umwarben Malek und Tabru Ureth, um sie zur Frau zu nehmen. Ureth wählte Tabru, so wie es natürlich ist, dass der fruchtbare Fluss den Samen wählt, der die Ernte bringt. Malek wurde wütend und erschlug Tabru, dann warf er den zerstückelten Körper Ureth vor die Füsse. Malek floh in die Wüste, wo er bis heute eine Bedrohung für die Namensgeber und Passionen zugleich ist.“

Irrte sich Snowcat oder war es tatsächlich heiß geworden?

„Am siebten Tag reiste der erschlagene Tabru in die Länder des Westens, dem Platz der Toten. Die Toten hungerten und Tabru erlaubte ihnen, von seinem Fleisch zu essen, welches sie nun ernährte. Am achten Tag zog Ureth in die Westlichen Lande und bat um die Herausgabe von Tabru, da ohne ihn die Namensgeber im perfekten Land Hunger litten und bald sterben würden. Ureth und Sanep rangen ein Jahr und einen Tag lang um Tabru und an jedem Tag, an dem sie um ihn rangen, wurde einen neue Passion aus ihrem Fleisch geboren. Irgendwann waren es zu viele Passionen für das Perfekte Land und die Länder des Westens, um sie zu beherbergen. Und so hörten Ureth und Sanep mit dem Kämpfen auf und willigten ein, sich Tabru zu teilen. Im Winter würde Tabru in den Ländern des Westens verweilen, um die Toten zu nähren und das restliche Jahr würde Tabru in Creana leben, um seine Gaben den Namensgeber zu gewähren.

Ureth nahm ein Garbe von Tabrus Ohr und kehrte mit ihr ins Perfekte Land zurück. Der erste Namensgeber, den sie bei ihrer Rückkehr erblickte, trug den Namen Pharon. Sie bat Pharon die Garbe zu essen und er wurde erfüllt von Tabrus Essenz. Und so wurde Pharon Tabru in dieser Welt, für uns. Ureth machte ihm zum König über alle Namensgeber und seit dem Tag bedeutet der Name Pharon König.

Und so liegt Creana unter der weisen Herschafft einer Passion und die Perfektion wird anhalten, so lange, wie niemand die Ruhe des schlafenden Amaz Chelk oder die der Drachen, die er umarmt, stört.“

Harlequin verbeugte sich, doch für einen Augenblick blieb es still. Erst dann applaudierten ihm alle. Snowcat sah sich um, nichts war von der Veränderung der Umgebung geblieben und sie war sich nicht mal mehr sicher, ob sie das wirklich gesehen hatte, oder ob das nur ihrer Fantasie entsprungen war.

Aber eines war klar. Harlequin konnte unglaublich toll erzählen und wenn sie nicht alles täuschte, war das hier eben die Legende darüber gewesen, warum Drachen weder den ägyptischen Boden betreten, noch das Land überfliegen konnten. Ob etwas daran wahr war, wusste sie selbstverständlich immer noch nicht. Doch es hatte toll geklungen und vielleicht würde sie ja irgendwann einmal einen Drachen nach dieser Geschichte befragen.

Sie kehrten erst tief in der Nacht in das Lager zurück.

❄❄❄

Bericht von Blood:

Um drei Uhr in der Früh erschien die Drohne, die uns zu einem Boot führte. Die Wagen haben wir stehen gelassen, dann ging es mit dem Boot zum Frachter. Der bringt uns zurück nach Hause. 

Noch mal drei Tage im Container. Es gibt Besseres, aber auch ne Menge Schlimmeres. 

❄❄❄

Hallo Snowcat, hallo Doc. 

Wir schippern weiter Richtung Hawaii, von Verfolgern keine Spur.

Hoka hey.

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!

Ob Sugmani und die Bootscrew doch noch Verfolger bekommen, ob das La Paz Team problemlos Seattle erreicht, ob es sich bei der mit Blut beschriebenen Haut tatsächlich um das Ritual handelt und wann sich alle wieder sehen, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, Omae.

P.S.: Der Name von ‚Sallah' wurde aus den Indianer Jones Geschichten ausgeliehen und bei der Geschichte um die Entstehung von Creana, handelt es sich um eine Übersetzung aus dem Earthdawn Quellenbuch ’The Theran Empire’ von FASA. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*