Episode 08/14 Intermezzo (Ende Run 50), Part I

Hoi Chummer!

Hier ein kleines Intermezzo, das Auskunft darüber gibt, was Snowcat bei ihrer Rückkehr aus New York so erlebt.

Deine Kommentare dazu passen unter ‚A Tale So Far Part VI‘ [LINK]

Und los geht’s:

[Song 1: The Dandy Warhols - Mission Control] Eine weitere Ladung mit Koffern kam an, aber das eine Gepäckstück war wieder nicht dabei. Snowcat hatte die Reisetasche auf Harlequin einchecken lassen, doch eigentlich gehörte sie Starbuck. Die Sachen des Menschen hätten bei einer Überprüfung zumindest für einen Moment für die von Harlequin gehalten werden können.

Harlequin sah auf das Gepäckband, „Da ist ausgerechnet meine eine Tasche weggekommen. Das ist jetzt ja blöd.“ Es war zu hören, dass er das nicht Ernst meinte. Harlequin zuckte mit den Schultern, „Naja, ist nicht so schlimm. Die Tasche war mir nicht so wichtig und ich hatte sie auch noch nicht sonderlich lange.“

Snowcat unterdrückte ein Grinsen. Es konnte doch kein Zufall sein, dass ausgerechnet diese eine Tasche verloren gegangen war. „Es hätte schlimmer kommen können.“, gab Snowcat zu, „Es hätte eine meiner Taschen oder Koffer sein können. Erinnere mich nur daran, dass ich Dir nie eine meiner Taschen zum einchecken geb.“

Harlequin küsste Snowcat flüchtig auf die Wange. „Oh eine Deiner Taschen würden mir nie verloren gehen.“ 

Sparky und Arcade warteten am Gate und halfen beim Mehrgepäck, welches Mystique, Kami, Harlequin und Snowcat zu bewältigen hatten. Sie brauchten zwei der elektrischen Wagen, um alles zum Transporter zu bringen.

„Unsere Freunde haben ihren Flug verpasst!“, erklärten die Zwillinge sogleich. Dabei plinkerten sie mit den Augen, damit jeder verstand, dass es sich dabei um einen Code handelte, der für das stand, was Snowcat schon beim Einsteigen in das Flugzeug geahnt hatte: Starbuck und Average hatten nicht zu den Versuchsobjekten gehört, die transportiert worden waren. 

Liam wartete beim SUV. Snowcat lächelte. Sie war in ihrem Steampunk Outfit eindeutig overdressed. Sie luden ein und fuhren los.

Auf der Fahrt berichteten SpArcade die Details. Die Rettungsmission war planmäßig und perfekt abgelaufen. Das Team hatte im Commuter vier Medi-Boxen vorgefunden, in denen sich zwei junge Technomancer, ein menschliches Mädchen und ein orkischer Junge, sowie zwei Technocritter, eine Katze und ein Waschbär, befunden hatten. Eine Matrix-fähige Katze wurde Bastet genannt, diese Wesen galten als höchst intelligent und sie waren nur einen Hauch von dem entfernt, was sie offiziell zu einem „empfindenden, denkenden Wesen“ gemacht hätte und mit Metamenschen auf eine Stufe stellen würde. Das Wesen war laut Bild ein wunderschönes, großes Exemplar seine Gattung. Das Team hatte alle vier Mediboxen mitgenommen, deren Insassen befreit und beschlossen sie mit nach Seattle zu bringen.

Nachdem Doc analysiert hatte, dass man Starbuck und Average für so wertvoll hielt, dass man sie wahrscheinlich unter dem Schutz von Knights of Rage transportieren würde, waren Sparky und Arcade nicht untätig gewesen. Sie hatten Medjay über MeFeeds aufgespürt und seinem Commlink etwas untergeschoben, was sie als Cookie bezeichneten. Dieses Cookie würde sich nach dem Ablauf von 12 Stunden bei Arcade melden und die Position von Medjay bekannt geben. Dann würde man einen neuen Hinweis haben. 

Hofften sie. 

Bis dahin waren noch knapp acht Stunden Zeit. 

Sie brachten Kami zum Busbahnhof. Snowcat gab ihm 5000 NuYen als Aufwandsentschädigung. Erst wollte der junge Elf das Geld nicht annehmen, dann gab er nach. 

„Du hast super gearbeitet.“, lobte sie ihn noch einmal. „Deine Aufnahme bei UC hast Du fast sicher. Wir melden uns bei Dir.“, in sanftem Ton fügte sie hinzu, „Versprochen!“

Kami zögerte einen Moment, doch dann gab er sich einen Ruck, „Du Snowcat, wenn ihr wisst, wo die Beiden sind und ihr loszieht, um sie zu befreien, dann würde ich gerne dabei mitmachen. Ich würde wirklich gerne helfen, sie zu retten.“

Snowcat lächelte warmherzig, „Gut, dann melden wir uns bei Dir, wenn wir Details wissen und eine Ahnung haben, wie es weiter geht.“

Nun war niemand mehr im Wagen, der nicht von Snowcats Verbindung zu Ehran wusste oder zumindest eine Ahnung davon hatte. Sie schaltete die Verschlüsselung zu und gab die Comm-ID ihres Mentors über die AR-Tastatur ein. 

Er nahm nach zwei oder drei Signalen ab und schaltete augenblicklich ebenfalls die Verschlüsselung ein.

Snowcat wechselte ins Sperethiel. Nicht, um die Unterhaltung geheimer zu gestalten, wahrscheinlich sprach eh jeder hier im Wagen Sperethiel, bis auf Sparky und Arcade vielleicht, sondern in erster Linie weil Snowcat diese Sprache gern sprach und weil sie mit ihr zudem ihre Ehrerbietung für ihren Mentor besser ausdrücken konnte, «Meister, schön Euch wohlauf zu sehen. Leider bin ich noch nicht zurück in der Stadt.», leitete sie das Gespräch ein.

Harlequin schnitt - außerhalb des Sichtfeldes der Commlinkamera- Grimassen. Das konnte er ausgesprochen gut. Snowcat hatte Schwierigkeiten ernst zu bleiben

Ehrans Gesichtsausdruck blieb neutral, ein Zeichen davon, dass er noch nicht wusste in welcher Situation Snowcat gerade war. «Ich freue mich auch sehr, Dich zu sehen, mein Lehrmädchen.“

Harlequin ahmte Ehrans Mimik synchron zu den Worten perfekt nach obwohl er ihn nicht sehen konnte.

Snowcat erläuterte, dass es ihr gut ginge, dass sie aber noch nicht ‚zurück‘ kommen könne. Sie erklärte Ehran die Gründe dafür und ließ nicht aus, was sie geschlussfolgert hatte und, dass sie vor der Entführung gewarnt hatte, diese aber dennoch gelungen war. Das alles noch mal zu erzählen ging Snowcat nahe, aber sie ließ sich das nicht anmerken.

Ehran hörte ihr aufmerksam zu und wie es so seine Art war, kommentierte er das alles nicht. 

Snowcat schloss mit, «Aber Du musst Dir keine Sorgen um mich machen Meister. Harlequin ist bei mir.»

Ehran hob eine Augenbraue, dann lachte er kurz auf eine merkwürdige Art. Es klang irgendwie ehrlich und dennoch schwang ein Hauch von Ironie darin mit, «Na dann bin ich doch gleich sehr erleichtert. Du kannst Dich dennoch jederzeit melden, wenn etwas ist oder Du Hilfe brauchst. Das weiß Du sicher, ich möchte es dennoch erwähnen. »

«Danke, Meister, das bedeutet mir sehr viel. »

Nachdem Snowcat die Verbindung beendet hatte, meinte Liam im freundlichen Plauderton, „Ihr fahrt jetzt ins Bootshaus, Harlequin schmeißen wir vorher irgendwo raus.“

Snowcat zog die Augenbrauen skeptisch zusammen, „Ahha! Und wieso?“

Liam blickte eine Spur ernster drein, „Na weil ihr noch was zu besprechen habt und Harlequin nicht wissen muss, wo das Safehouse ist. Ich komme ja auch nicht mit.“

Snowcat schüttelte verständnislos den Kopf, „Das leuchtet mir nicht ein, Du weißt doch bereits, wo das Bootshaus ist?“ Selbstverständlich war ihr klar, dass das alles eine Teamangelegenheit war. Kami hatten sie schließlich auch abgesetzt. Aber was sollte das jetzt? Liam und Harlequin wussten doch eh schon viel mehr, als jeder andere. Was sollte es jetzt also, so zu tun, als wäre das anders? Sie hatte gerade überhaupt keine Lust auf solch einen Müll. Nun darauf zu bestehen, dass Harlequin bei ihr blieb, war ihr aber auch zu kindisch. Sie schluckte ihren aufkommenden Zorn hinunter und verbarg ihn unter einem Seufzen, „Aber gut.“ Sie sah Harlequin an, um ihn zu fragen, ob das in Ordnung sei und wenn ja, wo man ihn denn absetzten könne.

Liam grätschte ein, „Ich geh ins Haunted Mug.“, er grinste frech, „Dahin nehme ich Harlequin einfach mit.“

Harlequin nickte zufrieden. „Das Haunted Mug ist eine sehr gute Wahl.“

Na Bravo, Snowcat würde weiter fahren und kein Stück Kuchen von Mac bekommen. Nein, sie hatte immer noch keinen Bock drauf, dass Harlequin nicht einfach mitkam und es war auch ihr egal, ob sich das gehörte oder nicht. Sie war nahezu perfekt darin, all ihre Gefühle zu verbergen und das tat sie auch jetzt. Sie lächelte leicht, „Gut, ich hole Dich dann da ab, wenn wir fertig sind. Einverstanden?“, fragte sie überaus sanft in Richtung Harlequin.

Harlequin lächelte zurück, „Ich kann es kaum erwarten.“

Katze sprang auf Snowcats Schoß, ‚Siehst Du, Elfenmädchen. Das kommt von diesem ganzen Rudelgehabe, vor dem ich dich immer wieder warne.’

Snowcat stieß zischend die Luft aus, ‚Ja, ich weiß, Katze. Aber ich halte immer wieder dagegen, dass es nicht so einfach ist. ’

Katze gähnte ausgiebig, bevor sie sagte, ‚Ja, das tust Elfenmädchen und ich sage dir auch diesmal, dass es sogar völlig einfach ist. Du musst es einfach nur tun! Nichts spricht dagegen, dass du dich einfach über alles hinwegsetzt. Bitte Harlequin bei dir zu bleiben und er wird es tun.’ Katze gähnte noch einmal, ‚Ich verstehe sowieso nicht, warum du dir wegen der verlorenen Männchen überhaupt so viel Mühe machst. Bisher haben sie mehr Ärger gemacht, als alles andere. Aber tu, was du nicht lassen kannst und halte dich weiter an all die Regeln und ärgere dich heimlich darüber.’ 

Wie immer nach solchen langen Predigen schlief Katze einfach ein. Was dann keine Erwiderungen erlaubte. Das Gewicht auf Snowcat Schoß nahm deutlich zu, aber zumindest presste Katze ihre Krallen nicht in das teure, weiße Streampunk-Kleid. 

Doc, Sugmani, Shark Finn und Mystère warteten bereits im Bootshaus, als die Zwillinge, Mystique und Snowcat kurz vor Mittag dort eintrafen. 

„Möchtest Du Dir es vielleicht noch ein wenig bequemer machen?“, fragte Doc Snowcat nach der Begrüßung. 

Snowcat setzte sich grinsend und in perfekter, gerader Haltung auf einen der Stühle in der Lounge und stützte sich mit der rechten Hand demonstrativ elegant auf dem kleinen Schirmchen auf, welches zu dem Ensemble gehörte. In leicht nasalem Ton sagte sie, „Nein, vielen Dank Doc, genau so ist es perfekt.“

Sparky und Arcade spielten über AR solange mit den Zahnrädern an Snowcats Kleidung, bis Sugmani es ihnen untersagte. 

In Bezug auf Average und Starbuck gab es im Moment nicht sonderlich viel zu erledigen, sie brauchten den neuen Anhaltspunkt. Darum fragte Snowcat, „Soll ich vielleicht gleich bei Johnson anrufen, um den Job um den Arrow abzuschließen?“

Doc nickte, „Eine gute Idee, schlag ihm bitte heute Abend 20.00 Uhr vor.“

Nazaire war erfreut von Snowcat zu hören. Nach wenigen Worten lud er zu 20.00 Uhr ins Matchstick’s.

Average, Doc, Snowcat und Trixhot waren bei dem Meeting vor ein paar Tagen dabei gewesen. Average war entführt und TriXhot noch nicht aus New York zurück. Sie wollten Nazaire keine weiteren Gesichter präsentieren, also beschlossen sie, Mystère und Mystique über Docs Kontakte einen Tisch im Matchstick's zu besorgen.

Sugmani verkündete, „Ich werde mit den Zwillingen und Looki und wenn er will auch mit Finn im Auto in der Nähe warten. Ich glaub’ zwar nicht, dass Johnson mit der Falle zu tun hatte, aber sicher ist sicher.“

„Klar komm ich mit.“, meinte Shark Finn sofort.

Alles andere konnte bis zum Abend warten, bis man denn eine Ahnung hatte, wohin Average und Starbuck gebracht worden waren.

Sparky und Arcade fuhren Snowcat ins Haunted Mug, wo Snowcat sofort von Mac ein Stück Nougat-Schoko-Kucken bekam, der einfach köstlich schmeckte.

Da Snowcat immer noch so einiges an Gepäck dabei hatte, brachte Liam sie und Harlequin in die Tiefgarage des Appartementkomplexes.

Henry erschien nur wenige Sekunden nachdem Snowcat die Tür zu ihrer Wohnung geöffnet hatte. Snowcat war sich nicht sicher, aber es konnte durchaus sein, dass der kleine Clown kurz gezuckt hatte, als er Harlequin sah. 

Snowcat kramte ihn ihren Taschen und überreichte Henry den Tortenheber, um den sie eine kleine Schleife gebunden hatte.

Henry klatschte erfreut in seine behandschuhten Hände und schwebte fortan ein kleines Stück höher über dem Boden, als zuvor. Aus irgendwelchen Gründen freute sich der Hausgeist darüber, wenn Snowcat ihren Haushalt um mehr oder weniger nützliche Dinge erweiterte und da sie nicht wusste, wie sie dem Wesen, das sich so wundervoll um sie kümmerte, sonst eine Freude machen konnte, brachte sie im von unterwegs eben die Dinge mit, von denen er erwähnt hatte, dass sie fehlten. 

Softpaw hatte für heute beschlossen Harlequin zu missachten und sich völlig Snowcat zu widmen. Sie umrundete schnurrend die Beine der Elfe, bis diese sich erbarmte und sie ausgiebig kraulte. Snowcat lächelte in sich hinein. Vielleicht ahnte die Blackberry-Katze ja, dass Snowcat die Bilder von der Technokatze intensiv betrachtete hatte und fürchtete Konkurrenz oder aber das Tier wusste, dass Snowcat ihr drei Dosen der teuersten Lachspastete mitgebracht hatte, die die Fifth Avenue zu bieten gehabt hatte.

Da Henry Snowcats Koffer und Taschen vorbildlich auszupacken verstand, er sehr sorgsam mit ihren Neuerwerbungen umzugehen vermochte, sie sorgfältig im System des Kleiderschranks hinterlegte und sogar daran dachte die AR-TAG’s mit dem TAG-Eraser zu bearbeiten und zwar so, wie Snowcat es ihm gezeigt hatte - gerade schwebte er leise summend mit dem Gerät in der Hand durch den Raum in Richtung Schlafzimmer davon -und da er all dies gern tat, hatte Snowcat genügend Zeit sich erst einmal ausgiebig Harlequin zu widmen. Was sie dann auch tat, erst im Bad und dann im Schlafzimmer.

❄❄

Henry brachte ihnen Sandwiches und Eistee zur Stärkung. Snowcat und Harlequin stellten das Tablett auf die Mitte des Bettes und gesellten sich nackt darum. Der Limettensaft lief über Snowcats Finger, als sie eine Scheibe über dem Eistee ausdrückte. 

Harlequin lass in einem der Comics aus Papier, die Snowcat ihm aus Konstantinopel mitgebracht hatte und meinte, ohne davon aufzublicken, „Bist Du bitte so lieb und drückst mit auch eine Scheibe über meinem Glas aus, Liebste?.“, der Schalk klang in seiner Stimme mit. 

Snowcat reagierte nicht weiter darauf, machte aber das, worum er sie gebeten hatte, dabei erzählte sie, „Das Meeting mit Nazaire findet übrigens um 20.00 Uhr im Matchstick’s statt.“

Er sah zu ihr auf, „Ah, ins Matchstick’s wollte ich schon lange mal wieder, das soll ja wegen des 30iger Jahre-Thema derzeit sehr angesagt sein, habe ich gehört.“

Snowcat lächelte ihn an, „Da hast Du richtig gehört. Wenn Du heute hingehst, könnten wir zusammen fahren.“

Harlequin nickte, „So machen wir es.“ Er legte das Comic beiseite, trank einen Schluck Eistee und nahm dann das Tablett vom Bett. Es war erst 17.30 Uhr. Sie hatten noch ausreichend Zeit für eine weitere Runde.

[Song 2: Soho Dolls - I’m not cool ] Snowcat stand in ihrem neuen, bodenlangen, nachtschwarzem Armanté- Abendkleid vor dem Spiegel und legte Wimperntusche, Puder und ‚Frozen Rasberry‘ Lippenstift auf. Das Meerjungfrauenkleid war armfrei und umschmeichelte ihren Körper sanft. Der Schalkragen betonte das Weiß ihre Haut. Ihr Haar hatte sie glatt gebürstet, einen tiefen Scheitel gelegt und dann alles am Hinterkopf zu einem sogenannten ‚Twisting Knot‘ zusammen gesteckt. Die High Heels hatten Johnny ein kleines Vermögen gekostet, sie waren schwarz und über und über mit Glas- und Halbedelsteinen besetzt. Die Krönung des Outfits war natürlich die Kette mit dem prächtigen Saphir, den Harlequin ihr geschenkt hatte. 

Snowcat sah atemberaubend aus und sie war sich dessen voll bewusst.

Sie hob überrascht eine schmale Augenbraue, als sie Harlequin im Spiegel erblickte. Er trug einen perfekt sitzendes, schwarzen Zweireiher mit breiten Revers, breiten Schultern und schmaler Taille. Die Hose war ebenfalls schwarz, wies aber hauchdünne silberne und weiße Streifen auf. Dazu trug er ein Creme-farbenes Seidenhemd, eine schwarze Weste, deren Streifen an die der Hose erinnerten und eine schmale schwarz-rot gemusterte Fliege. Die Halbschuhe waren schwarz, aus einem gepunktetem Leder gefertigt und hatten an den Seiten weiße, runde Aufnäher ebenfalls aus Leder. Seine typisches Harlequin Make-Up war dezent gehalten und sein schulterlanges Haar war hinten zusammengebunden, am Oberkopf aber in leichte Wellen gelegt. Ein perfekter Gentleman aus dem Jahr 1930. 

Snowcat grinste wölfisch, Harlequin trug ein Hemd und diesmal würde sie es sich krallen. 

Am Arm von Doc betrat Snowcat das Matchstick's. Die rustikale Mischung von Rauch und Lufterfrischern empfing sie mit der gleichen Vehemenz wie beim letzten Besuch. War das wirklich erst ein paar Tage her? 

Snowcat überragte Doc um einige Zentimeter, doch das störte den Mann im tadellos sitzenden Frack nicht im mindesten. Noch weniger störte ihn, dass das Paar alle Blicke auf sich zog.

Nazaire war eine winzige Spur enttäuscht, als er erfuhr, dass sie den Arrow Of Red Dragon Slaying nicht dabei hatten. Beeindruckt war er dann allerdings von der guten Arbeit des Teams, die den guten Ruf von UC nur noch unterstrich. Er gab Snowcat die verabredeten 130.000 NuYen und legte für die Datei über den Arrow noch weiter 30.000 drauf. 

Snowcats Charme hatte Nazaire so mit Beschlag gelegt, dass er sie nach Abschluss des Geschäfts kaum gehen lassen wollte. Doch er war auch Geschäftsmann genug, um dem nicht weiter nachzugeben.

Noch während des Meetings berieten sich Doc und Snowcat nonverbal und kamen zu dem Schluss, dass Nazaire nichts mit der Falle zu tun gehabt hatte. Wahrscheinlich würde der Mann sogar die Quelle von der er den Tipp erhalten hatte, ab jetzt mit mehr Vorsicht genießen. 

Mit einer extrem eleganten Handbewegung beamte Snowcat Nazaire eine Nummer zu, unter der er UC ab nun direkt kontaktieren konnte, sollte er wieder einen Auftrag für sie haben.

Mit guten Champagner im Bauch sah eigentlich jede Situation rosig aus. Doch auch ohne ihn hätte Snowcat dieses Meeting als vollen Erfolg abgespeichert. Ohne das Verschwinden von Starbuck und Average wäre sogar der Job ein 100 %iger Erfolg gewesen. Sie seufzte leicht und las noch einmal die Nachricht von Arcade. Albuquerque. Sie zuckte grinsend mit den Schultern, sie war schon mal in Albuquerque gewesen, wenn auch nur für ein paar Stunden. Nicht mal das war neu.

Wie immer Harlequin das gemacht hatte, als sie das Matchstick’s verließ, wartete er an ihren Wagen gelehnt ein Stück die Strasse runter auf sie. Sie lächelte, trat dicht an ihn heran, schmiegte sich kurz an ihn und küsste ihn dann auf die Wange. 

Harlequin küsste sie zart auf den Kopf, dann hielt er ihr die Beifahrertür ihres Porsche Panamera auf. 

Nachdem Harlequin die Fahrertür hinter sich geschlossen hatte, griff er nach Snowcats Hand, küsste sie zärtlich auf die Finger und hielt ihre Hand im Anschluss fest.

Snowcats Lächeln wurde breiter, sie erzählte, „Die Verhandlung lief gut. Nazaire ist sauber, was die Falle angeht.“ Sie streichelte Harlequin über die Hand, „Albuquerque. - Die Spur führt also ins PCC. Zumindest ist Medjay dort gerade.“

Harlequin nickte, „Das ergibt Sinn. Irgendwo in den Bergen in der Nähe soll Celedyr einen Hort haben.“

Snowcat lachte, „Na dann lohnt es sich ja gleich doppelt, sich dort einmal umzusehen.“ Sie holte tief Luft und meinte mit einem kleinem Grinsen auf den Lippen, „Ich muss jetzt noch mal ins Bootshaus. Wenn es Dir nichts ausmacht, könntest Du mich einsammeln? Ewig wird es sicher nicht dauern.“

Harlequin überlegte kurz, dann fragte er voller kindlicher Vorfreude „Und ich fahr derweil die ganze Zeit in der Gegend rum und hole Dich dann ab?“ 

Snowcat nickte. 

Er hob die Hand mit ausgestrecktem Finger, „Ah, wenn ich Dich abhole, weiß ich aber, wo das Bootshaus ist.“

Snowcat grinste, „Nicht, wenn ich mich von jemandem noch ein Stück bringen lassen und Du mich von dort abholst.“

Er nickte lächelnd. Snowcat verabschiedete sich mit einem langen Kuss und stieg dann zu der Truppe in Sugmanis Van um. 

Snowcat zögerte eine ganze Weile, bis sie dann doch mit der Information über den Hort rausrückte. 

Doc nahm die Nachricht mit Fassung auf. „Immerhin spricht dann noch mehr dafür, dass man die Jungs dorthin gebracht hat und immerhin liegt uns Albuquerque viel näher als Wales.“

Snowcat blickte auf die AR Liste, die sie zusammengestellt hatten und fügte die Information über den Hort der Datei zu den Informationen über die Stadt an sich hinzu. 

Auf der ToDo List stand:

•Mystique reist bald möglichst ab, um sich getarnt vor Ort einen Überblick zu verschaffen.

•Doc hört sich nach einem Run in Albuquerque um. Ein Run dient zur Tarnung unseres Ziels und der Geldbeschaffung. Ferner erhoffen wir uns durch einen Run einen ortskundigen Kontakt und ein Safehouse

•Snowcat besorgt sich eine PCC -SIN mit Native-Aussehen, ferner macht sie sich mit den Grundlagen der Sprachen Zuni und Hopi vertraut

•Sugmani kümmert sich um die Reisevorbereitungen für das komplette Team, sie nutzt dafür ihre Schmugglerkontakte. Sugmani wird in jedem Fall Teil der Operation und begleitet das ausführende Team.

•Thunderstrike plant nach seiner Rückkehr eine mehrtägige Trainingstour in die Berge der Cascades, um sich dort auf den Einsatz in der Umgebung Albuquerque vorzubereiten. In begleiten: FTW, Steel, Blood, Sugmani, TriXhot, Blackstone, Kami? Die Reise zum Zielort organisiert Sugmani über Schmugglerkontakte.

•Sugmani veranlasst den Transport unseres Ford Canada Bisons in die Gegend um Albuquerque, damit ein Außenteam eine ‚Basis‘ vor Ort hat.

•Diverse gefälschte Blue Tickets für das PCC müssen eventuell besorgt werden. Wenn möglich auch Lizenzen für Waffen.

Sie stupsten erste Kontakte an. Mehr gab es dann nicht zu tun. 

Blackstone und die anderen waren noch nicht aus New York zurück, würden aber irgendwann hier im Bootshaus eintreffen. 

Sparky und Arcade mussten los, um sie und ihr ‚lebendiges Übergepäck‘ abzuholen. 

Snowcat legte ihr kleines Geschenk für Blackstone auf die Anrichte, dabei fiel ihr auf, dass jemand das Schachspiel um die fehlenden Figuren ergänzt hatte und die Partie mit dem ersten Zug von Weiß eröffnet worden war. Unter dem weißen König stand kein Name. Und noch etwas war verändert worden. Der orangene und grüne Bauer waren jetzt weiß und darunter standen die Namen TriXhot und Starbuck und die beiden Springer waren nun orange-grün und darunter standen die Namen Sparky und Arcade. Snowcat musste breit grinsen.

Da Snowcat nicht genau wusste, wann Blackstone im Bootshaus einkehrte, hatte sie auf der AR-Karte zu dem Geschenk unter ‚für Blackstone‘ noch ‚Nicht vor dem 10.4. öffnen’ hinzugefügt. Sie hoffte, dass er sich über die kleine ‚3-Jahres-Anstecknadel‘ freuen würde. 

Snowcat wandte sich an Shark Finn, „Bist Du bitte so lieb und bringst mich noch ein Stück mit dem Wagen? Ich werde mich dann dort mit Harlequin treffen und Du musst mich dann auch nicht weiter begleiten.“

Der Fomori beugte sich zu Snowcat runter, die gefühlvollen Augen in seinem attraktiven Gesicht betrachteten sie aufmerksam. In sanftem Ton fragte er, „Kann ich denn auch sicher sein, dass Du bei ihm sicher bist? Ich meine, nicht dass er auf einmal so plötzlich verschwindet, wie er immer auftaucht!“

Ja, da hatte er eigentlich recht, wann Harlequin wieder ‚verschwinden‘ würde, wusste Snowcat nicht. Allerdings ging sie nicht davon aus, dass er sie plötzlich allein irgendwo stehen lassen würde. Sie legte den Kopf leicht schief, „Ich verspreche Dir, sollte er mich irgendwo unterwegs allein lassen, gebe ich Dir sofort Bescheid und bewege mich nicht vom Fleck, es sei denn, Du wünscht es.“

Shark Finn grinste, „Gut. Abgemacht. Dann fahr ich Dich!“

❄❄

Irgendwann vor Morgengrauen saß Snowcat an ihrem Frisiertisch und öffnete die kleinen Schachteln mit den Schmuckstücken, um den Inhalt liebevoll im ehemals sehr leeren Schmuckkasten zu verstauen. 

Stolz trug sie Harlequins Hemd. Sie versicherte sich noch einmal, dass es sich nicht in Luft aufgelöst hatte. Hatte es aber nicht.

Es war also doch gut gewesen, dass sie die größte Schmuckkiste genommen hatte. Jedes Teil bekam seinen Platz in einer der vielen kleinen Schubladen, die man herausziehen oder zur Seite klappen konnte. Der Schmuckkasten war nur optisch einer altertümlichen Schmuckschatulle nachempfunden. Seine Innereien waren aus modernen Materialien hergestellt worden und wenn man ihn verschlossen hatte, passte er wie angegossen in einen feuerfesten und wasserdichten Tragekoffer. Der Clou an dem Tragekoffer war ein doppelter Boden, unter dem sich nicht nur ein Security-TAG befand, der sich bei einer gewaltsamen Öffnung automatisch aktivierte, sondern in dem sich auch Snowcats besondere Habseligkeiten befanden.

Eines von dieses besonderen Dingen war das Teddy-Bein aus Plüsch, das letzte Überbleibsel von Smuff. Nur darum sah Snowcat jedes mal in das Geheimfach. Heute hatte sie jedoch etwas mitgebracht, was in das Fach hinein gehörte. Den Splitter vom Lebensfels. Sie drückte Smuff’s Rest kurz liebevoll, bevor sie das Fach wieder schloss.

Die Kleeblattohrstecker und den Saphir behielt Snowcat lieber noch eine Weile um.  

Harlequin saß auf dem bequemen Sessel in der Ecke des Schlafzimmers und spielte leise eine wunderschöne, ihr unbekannte Melodie auf Snowcats akustischer Gitarre. Ohne das Spiel zu unterbrechen fragte er, „Da es noch eine Weile dauert, bis ihr aufbrechen könnt. Wie wäre es da, wenn wir eine kleine Reise unternehmen? Zum Beispiel nach Shanghai oder Tokio?“

Snowcat sah überrascht zu ihm rüber, „Ich kenne beide Städte noch nicht. Beide klingen reizvoll. Aber Neo Tokyo? Wird man da nicht nur angestarrt, wenn man nicht gerade Japaner ist?“

Harlequin zuckte mit den Schulten und grinste, „Angestarrt? So etwas ist mir natürlich völlig fremd. Wir könnten auch zum See fahren, wenn Dir das lieber ist?“

Snowcat überlegte und bevor sie antwortete kam Harlequin eine weitere Idee, Er stellte die Gitarre beiseite, „Oder aber, wie sehen uns die Gegend an, in der der Splitter gefunden wurde?“

Snowcat begann zu strahlen, „Ja, das ist einen tolle Idee. Wollen wir gleich los?“

Harlequin lachte und schüttelte dann sein Haupt, „Nein. Natürlich nicht. Erst einmal musst Du recherchieren und etwas über die Gegend herausbekommen.“ 

Er kam zu ihr, zog sie an sich und küsste sie auf die Nasenspitze. Dann begann er den ersten Knopf des Hemdes zu öffnen.

Snowcat schob ihn spielerisch von sich und sah ihn ernst an, „Du weißt aber schon, dass das jetzt mein Hemd ist?“

Er lächelte anzüglich und flüsterte, „Keine Sorge, ich will es Dir ja nicht wegnehmen, nur ausziehen.“

❄❄

Bereits Montag Vormittag präsentierte Snowcat Harlequin das, was sie voller Eifer über die Gegend und die Anreise herausgefunden hatte, „Hier auf der Karte liegen also die Koordinaten. Wie Du siehst ist das mitten im Nirgendwo im heutigen Russland. Die nächste große Stadt ist Volgograd, das nordwestlich davon liegt. Eine Anreise von Nordwesten aus, über die Strassen in Russland, klingt nicht so angenehm. Zumal man da immer wieder Gefahr läuft, kontrolliert zu werden und die Russen doch gerade in Sprawls wie Moskau sehr fremdenfeindlich sind. Darum dachte ich mir, wir fliegen nach Tashkent - als ich das letzte Mal dort war konnte ich mich nicht umsehen und die Stadt scheint sehr aufregend zu sein - und nutzen von dort aus die Neue Seidenstrasse, umrunden das Kaspische Meer auf ihr und biegen vor Volgograd nach Süden ab. Vielleicht folgen wir dann sogar der Volga, zu der es aufregende, mystische Legenden gibt.“

Harlequin sah zufrieden aus, „Die Neue Seidenstrasse. Sehr gut. Wir könnten auf Pferden oder Motorädern reisen. Wahrscheinlich sind Motorräder besser.“ 

„Motorräder klingen ausgezeichnet.“

Snowcat war bereits von der Vorfreude auf dieses Abenteuer erfüllt. Wahrscheinlich würden sie nicht noch vor der Rettung von Starbuck und Average zu dieser Reise aufbrechen, aber das tat der Vorfreude darauf keinen Abbruch.

Natürlich gäbe es noch jede Menge weitere Vorbereitungen zu treffen. Aber erstmal fuhren die beiden Elfen raus zu Jake und den Tieren, auf die gemietete Ranch in Snohomish. 

Gregor freute sich wie immer sehr über Snowcats Besuch. Er lief zartrosa an, als sie ihn auf die Wange küsste, „Meine liebe, wunderschöne Snowpearl, schön, dass Du uns besuchst,“ sagte er schüchtern. 

Selbstverständlich hatte Snowcat ihm MuffiPuffs und andere Leckereien mitgebracht. 

Die befreite Bastet-Katze schien es Gregor spontan angetan zu haben. Er mochte sie und fühlte sich zu ihr hingezogen. Snowcat vermittelte ein wenig und ermutigte Gregor, sich dem E-Critter zu nähern. Harlequin lächelte und raunte Snowcat zu, „Ich bin mir ziemlich sicher, die beiden werden sich anfreunden.“

Liam, Sparky und Arcade waren ebenfalls dort. Die Zwillinge tollten mit dem Bandit, der erwachten und viel größeren Form eines Waschbären, den Jake schon eine Weile trainierte und der eine Biodrohne war und dem E-Racoon, dem Technocritter-Waschbären, der in die Matrix konnte, umher. Auch da schienen sich vier gefunden zu haben.

Liam war gekommen, um sich mit den beiden jungen, befreiten Technomancern zu befassen. Er fand schnell einen Draht zu den verstörten Kids und versprach sie erstmal aufzupäppeln und sie dann ordentlich unterzubringen.

Auch wenn die Teammitglieder von UC noch in Gefangenschaft waren, mit der Befreiung der vier Wesen hatte UC eine gute Tat vollbracht, mit der Snowcat mehr als nur zufrieden war. 

Harlequin beschäftigte sich eine Zeit lang mit den Biodrohnen, dem Bären Mika, dem Mähnenwolf Chido und eben dem Bandit, der bisher noch keinen Namen hatte. Harlequin hatte bereits von solchen gezüchteten Biodrohnen gehört, jedoch noch nie ein Exemplar gesehen. Harlequin wusste genau wie er auf die Tiere zugehen musste, um sie nicht zu erschrecken. Wenn er wollte, waren seine sozialen Fähigkeiten echt beeindruckend. 

Snowcat wurde unterdes von den beiden Backenhörnchen mit Beschlag belegt, die gerne auf der Ranch vorbeikamen. Sparky und Arcade hatten sie Chip und Dale getauft. Snowcat brachte den beiden immer Nüsse mit und inzwischen kamen sie schon aus dem angrenzenden Wald angehüpft, wenn sie Snowcats Wagen auf das große Ranchgelände einfahren sahen. 

Harlequin und Snowcat blieben bis zum späten Nachmittag bei Jake und Snowcat dachte während der gesamten Zeit nur ein einziges Mal an Average und Starbuck.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*