Episode 07/14 (vom 28.03.) Run 50/6

Welcome back, Omae!

Danke, dass Du auch heute hier vorbei gekommen bist!

Derzeit On The Run sind: AvEraGe*, Blackstone*, Mystique, Starbuck*, TriXhot*, Kami, Thunderstrike*, Blood, Steel, FTW* und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 08.+ 09. 04. 2073

Was bisher geschah: Die Runner erhalten von Laurent Nazaire den Auftrag im Belvedere Castle mitten im Central Park von New York nachzusehen, ob sich dort der Arrow Of Red Dragon Slaying befindet. Nach ein paar Tagen tauchen weitere Artefakt-Jäger im Central Park auf. Doch irgendetwas scheint anders, als bei den bisherigen Artefakt-Jagden. Snowcat vermutet, es könnte sich dabei um eine Falle von Cerberus für Starbuck handeln und warnt das Team diesbezüglich. Während Snowcat zur Aufrechterhaltung der Tarnung mit Johnny Spinrad die Eröffnung des Horizon-Theme-Parks auf Liberty und Alice Island besucht, zieht das restliche Team den Run durch. Der Arrow ist nicht im Belvedere Castle, jedoch gelingt es Mystique und Kami Simon Andrews einen Obsidian-Splitter abzunehmen, den er für interessant genug hält, ihn bei seiner ‚Party-Crash’ Aktion einzustecken. Ferner geraten Blackstone und Trixhot beinahe in einen Hinterhalt von vier Knights Of Rage, Männer die man, wie Cerberus, ebenfalls mit dem großen Drachen Celedyr in Verbindung bringt. Als sich alle auf dem Rückzug befinden, selbst Snowcat ist bereits auf dem Rückweg, bemerkt das Team, dass die im Penthouse gebliebenen Starbuck und Average nicht mehr antworten. Sie wurden offenbar kampflos entführt. Blackstone und TriXhot besteigen ein Auto-Taxi und werden darin ebenfalls beinahe entführt. Sie können entkommen, doch nun werden sie polizeilich gesucht und fliehen ins Wasser, wo Blood und Thunderstrike sie in ein Boot ziehen. Mystique und Kami erfahren vom Portier des Wolkenkratzers, dass Starbuck und Average in ihren Betten und begleitet von einer gesichtslosen, humanoiden Drohne, das Haus verlassen haben und auf der Strasse von einem Mann mit Rasterlocken in Empfang genommen wurden. Die ersten Erkenntnisse, die Steel sammelt, führen zu einem Wagen der Firma KorSys Operations, ein weiterer Hinweis, der als Tochterfirma von NeoNET zu Cerberus oder Celedyr führt. Als Snowcat die Lobby des Hauses betritt, erhält sie einen Anruf von Harlequin.

Wir schalten uns genau in der Sekunde in das Geschehen zurück, in der wir die Runner das letzte Mal verlassen haben.

Wir erleben dabei Alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VI“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise. (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link.)

Bereit omae? Na dann los!


[Song 1: Song 1: Adele -Skyfall]  «Sag, wie kann ich Deinen Tag retten?», fragte die wohl temperierte, aufregend-männliche Stimme von Harlequin im sanftem Ton.

In Snowcat breitete sich ein warmes Gefühl aus, welches sofort damit begann, die negativen Gedanken so zu zerfasern, als löse die Sonne den Nebel auf. Sie lächelte und ging langsam zu einer Sitzgruppe, die links in der Lobby des Hochhauses für Wartende aufgestellt worden war, «Es ist schön, Deine Stimme zu hören. - Du weißt nicht zufällig, wie ich zwei Männer aus dem Team wieder finden kann, die verloren gegangen sind und die ich gerne wieder finden würde?» Snowcat tippte auf ein Kamera-Icon. Augenblicklich wurde das zu sendende Bild ihres Commlinks so eingestellt, dass es nur noch ihr Gesicht zeigte.

Harlequin überlegte und hob dabei eine Augenbraue. Das rot geschminkte Karo darunter zog sich in die Länge, «Du gehst umher und rufst laut ihre Namen, bis sie sich zu erkennen geben?»

Snowcat lachte leise und zart, «Wenn es so einfach wäre. - Sie sind nicht freiwillig gegangen, weißt Du? »

«Oh, dann reicht das wahrscheinlich nicht.», gab Harlequin zu.

Snowcat kam eine Idee, «Vielleicht gibt es aber wirklich etwas, womit Du mir helfen kannst? Allerdings möchte ich das ungern so frei über Commlink besprechen, aus Sicherheitsgründen.»

«Ah, gegen das Problem kenne ich sogar zwei Möglichkeiten.», erklärte Harlequin zufrieden. «Ich hab da so ein Programm zur Verschlüsselung von Ehran bekommen. Ich denke mal, Du hast das Gleiche, das könnten wir einschalten oder aber, wir besprechen es bei einem Treffen.»

Snowcat grinste verhalten, «Na aus rein persönlichen Motiven wäre mir ein Treffen natürlich lieber!»

«Gut. Wo bist Du denn?.», fragte er mit einem kleinen Schmunzeln auf den Lippen.

Snowcats Herz vollführte einen Freudensprung, «Ich bin in New York, nahe dem Central Park.»

«Ah, New York.», eine Spur Überraschung schien in der Äußerung mitzuschwingen, «Ich rufe an, wenn ich in der Nähe bin.»

Snowcats Herz hüpfte erneut, «Ich freue mich sehr. Bis bald.»

Sie konnte es kaum glauben. Snowcat hatte keine Ahnung, wie lange er bis New York brauchen würde, von wo auch immer er gerade kam. Doch dass sie ihn bald wieder sehen würde, waren einfach wundervolle Aussichten. 

Mit dieser Ankündigung war in Snowcat die Hoffnung gestiegen, dass auch mit ihren verlorenen Kollegen alles wieder in Ordnung kommen könnte. Einfach würde es natürlich nicht werden und Snowcat war sich voll der Tatsache bewusst, dass man das Risiko für die anderen bei einer Rettung kalkulieren musste. Man konnte ein Leben nicht für ein anderes eintauschen. Also gab es für sie kein, ‚Wir tun, was immer nötig ist.‘ Aber ein gewisses Risiko einzugehen, um seine Teamkollegen oder gar Freunde zu retten, machte einen Unterschied. Nicht unbedingt einen Unterschied zwischen Gut und Böse -eine Skala der Snowcat noch nie etwas hatte abgewinnen können. Sondern einen Unterschied, welcher Art die Bande waren, die in der Gruppe entstanden. Die meisten Shadowrunner hatten keine Familie auf die sie zählen konnten und so war es nur gut, wenn sie bis zu einem gewissen Maß für einander da waren.

Snowcat war besorgt um Average und Starbuck. Die Bilder der Technomancer, an deren Hirnen man in geheimen Laboren in Boston experimentiert hatte, schossen Snowcat in den Kopf. Sie verdrängte sie, ebenso wie die aufkeimende Idee von der Schicksals-Stadt New York.

Harlequin würde kommen, um ihren Tag zu retten.

Katze streifte dicht an ihrem Bein vorbei, während sie in den Fahrstuhl stiegen, ‚Na das wird doch, Elfenmädchen. Es wird doch.’

Der Fahrstuhl hatte Snowcat ganz nach oben gebracht und als sie mit ihrer ID den Flur betrat, poppte auf AR ein Tür-Öffnen Button hoch, den sie betätigte. Das System teile ihr mit, dass Miss Julian Moore und Mr. Michelangelo Splinter bereits anwesend waren. Snowcat schluckte kurz, zwei von ihnen waren nicht hier, hätten es aber sein sollen.

Mystique kam auf Snowcat zu und während sie lächelnd sagte, „Guten Abend Cathrine. Ich bin ja schon so neugierig, wie es auf der Theme-Park-Eröffnungsfeier war.», schickte sie ihr eine AR-Nachricht zu, ‚Zwei Wanzen, nur Audio, beide im Wohnbereich.’

Snowcat nickte, zog ihr Jackett aus, begrüßte die beiden, forderte Kami per Handzeichen auf, ihr die Manasheats-Tasche mit dem Splitter zu geben, die er ihr ohne zu zögern aushändigte, entschuldigte sich kurz und verschwand dann in ihr Schlafzimmer.

Ein kurzer astraler Blick verriet, wenn der Splitter eine Aura hatte, strahlte sie nicht durch. 

Gut.

Snowcat zog sich aus und hüpfte unter die Dusche, das würde zwar die Trodes entfernen, aber die würde sie nun nicht mehr brauchen. Die Trodes waren ihr eh ein wenig unheimlich. Snowcat fühlte sich unwohl damit. Das entsprang der unbegründeten Angst, sie könne über die Trodes einen Gedanken ‚aussprechen‘, der nicht für andere bestimmt war.

Nach der Dusche band sie sich die Manasheats-Tasche um den Bauch und zog die selbe Kleidung über, die sie den Abend über getragen hatte. Ein Tropfen Parfum, Wimperntusche und etwas Puder aus der Handtasche mussten an frischen Dingen reichen, schließlich hatte sie schon gepackt und musste darauf vorbereitet sein, jederzeit loslegen zu können.

Als Snowcat ins Wohnzimmer zurück kehrte, berichtete sie laut und völlig unverfänglich über die Feier. Selbstverständlich erkundigte sie sich auch, wo die anderen seinen und erhielt die simple Antwort von Kami und Mystique, dass sie keinerlei Ahnung hätten und, dass John und Kevin lustiger Weise offenbar in ihren Drohnenbetten einen Ausflug unternommen hätten. Nachdem Snowcat ‚Wer weiß, es ist ja Wochenende und wir sind in der Stadt, die niemals schläft.‘, gesagt hatte, ging sie wieder auf den Horizon Theme Park ein.

Sie hatten sich alle drei gesetzt und während besonders die Frauen einen hörbaren Plausch führten, fand das eigentliche Gespräch schriftlich über AR statt. Um Average und Starbuck befreien zu können, musste man erstmal feststellen, wo man sie hingebracht hatte und dann mussten sie irgendwie dranbleiben, um sie abfangen zu können.

[Song 2: John Powell, Bourne Supremacy OST - To The Roof] Mystique überlegte, ‚Ich könnte mich zurück in den Park schleichen, mir das Commlink eines der Knights Of Rage schnappen und dann versuchen dessen Gestalt anzunehmen, auch wenn das durch den weggeschossenen Kopf schwierig ist. Dann könnte ich zu den anderen zurück kehren und sagen, dass ich entkommen konnte.‘

Snowcat schüttelte den Kopf, ‚Nichts gegen deine Fähigkeiten, aber wir wissen viel zu wenig über die Knights. Die könnten sich wie Ganger verhalten oder wie Ritter oder wie Krieger. Nachher haben wir drei Vermisste. - Könnt ihr beide nicht zumindest einen Eyeball vor dem KorSys Operations Gebäude platzieren? Dann sehen wir, wer da rein und raus geht.‘

‚Aber nicht ohne Dich.‘, meinte Mystique sofort. ‚Alleine bist Du hier auch nicht sicher.‘

Snowcat seufzte, ‚Mit mir geht es aber auch nicht. Sie dürften wissen, wer ich bin und hellhörig werden, wenn ich mich so spät am Abend noch nähere. Es ist ja schon spät. Und verkleiden nützt auch nichts, da mein Commlink im Public Mode läuft und die SIN postet. Und mache ich das Commlink aus, können wir uns wahrscheinlich gar nicht nähern, ohne dass wir gleich Besuch von NYPD bekommen.‘

Mystique nickte, ‚Also fällt das auch erstmal flach.‘

‚Was ist mit den Commlinks im Park? Vielleicht können wir zumindest die besorgen und Steel kann zumindest ein paar Ansatzpunkte rausholen?‘, mutmaßte Kami.

‚Gute Idee. Das ist besser als nichts.‘, bestätigte Snowcat, ‚Selbst wenn Steel das nicht kann, haben wir immer noch Sparky und Arcade in der Hinterhand. Sie sind zwar in Seattle, aber über die Matrix ist das kein Problem.‘ Nachdenklich fügte Snowcat hinzu, ‚Allerdings wird man die Leichen im Wald schon entdeckt haben, also wird das auch schwer.‘

Kami hob einen Zeigefinger und tippte sich an die Schläfe, dann gab er über AR ein, ‚Aber nicht bei denen, die TriXhot weggeworfen hat. Und wo das war, müsste doch das TacNet aufgezeichnet haben.‘

Snowcat lächelte, ‚Na dann los. Auf zu einem nächtlichen Spaziergang in den Park.‘

‚Aber nur zu Fuss und nicht mit dem Taxi.‘, erklärte Mystique augenzwinkernd, während sie für die Wanzen laut auf die Idee kam, noch in den Park zu gehen.

‚Natürlich nicht.‘ Snowcat zögerte kurz, ‚Obwohl …‘. Sie grinste breit.

‚Verstehe.‘, erklärte Kami, ‚Du meinst, sie bringen uns dann gleich direkt zu den anderen?!‘

Mystique hob den Daumen, ‚Genau! So machen wir es! Das wir auf die simple Lösung nicht gleich gekommen sind.‘

Alle drei lachten und zwar hörbar.

Die Gegend um das Belvedere Castle war inzwischen hell erleuchtet. Das typische Licht der blauen Polizei-Warnleuchten mischte sich mit dem von hellen Scheinwerfern, das dutzende NYPD-Drohnen über den Teil des Park verbreiteten.

Snowcat, Mystique und Kami verhielten sich wie typische Schaulustige und zeigten mit ihren Commlinks in die Richtung, um augenscheinlich gute MeFeeds zu filmen. Dann schlenderten sie zu den Abfalleimern, deren Position das TacNet ausgespuckt hatten. 

Mystique warf ein Hot-Dog Papier weg, beugte sich blitzschnell runter und hielt kurz darauf zwei Commlinks in der Hand, die sie einsteckte. Dann war der Spaziergang auch schon vorbei. Ein kleiner Schritt war gemacht.

Zurück im Penthouse stellte sich Kami erstmal an den Herd der Küche und verkündete, „Ich werde uns mal was kochen.“

Snowcat und Mystique nahmen am Küchentresen Platz und beobachteten Kami, als wäre er Teil einer Kochshow. 

Snowcat verspürte keinerlei Hunger. Sie hatte genügend Leckereien gegessen und Nervosität in irgendeiner Form schlug ihr sowieso immer auf den Magen und verschloss ihn. Im Gegensatz zu ihr, hatten Kami und Mystique in den vergangenen Stunden nichts zu sich genommen. 

Unterdes traf eine Nachricht von Doc ein. ‚Operation Omega ist planmäßig verlaufen.‘ 

Fein.

Snowcat hatte Doc noch aus der Limousine heraus über die Ereignisse informiert und er hatte alles Nötige in die Wege geleitet. 

Operation Omega sah ein Check-Up aller Matrixsysteme und eine Änderung der Codes durch Violet Rain vor. Ein Luxus der besonderen Art. Einmal auf den Plan gerufen, würde die AI alles überwachen, bis die Situation geklärt war. Zudem würden sich nach einem Rundruf alle verfügbaren Teammitglieder von UC ins Bootshaus aufmachen. Sparky und Arcade hatten bereits bestätigt. 

Während Kami also gerade eine Dose Tomaten öffnete und sie zu den Zwiebeln in einen Topf schüttete, sammelten sich an zwei verschiedenen Orten die Teammitglieder von UC. Einige im Bootshaus in Seattle, andere im Safehouse in Nordwesten des ‚Big Rotten Apple‘.

Nebenbei nahmen die in Manhattan verbliebenen UCler ihre stumme Unterhaltung wieder auf. Wie konnten sie an Average und Starbuck dranbleiben? Wie konnten sie herausbekommen, wo man die beiden hinbrachte?

Sie erwogen Glam Sam anzurufen, damit Kami und Mystique doch noch losziehen konnten, verwarfen die Idee aber wieder. 

Wenn sie sich durch die Stadt bewegen wollten, würden sie entweder einen Limousinenservice in Anspruch nehmen müssen oder einen der gut besuchten Busse. Auto-Taxis oder leere Busse, fielen aus.

Snowcats Commlink meldete ein eigehendes Gespräch. Sie lächelte und nahm ab.

«Du weißt was man tun muss, wenn man jemanden vermisst und man will, dass er nach Hause findet?», fragte Harlequin. Snowcat antwortete nicht sofort, darum fügte er hinzu, «Man stellt ein Licht ins Fenster und das musst Du jetzt tun.»

«Ein Licht ins Fenster?», fragte Snowcat verwundert.

«Ja, damit ich Dich finden kann. Genauer gesagt, sind es sogar drei. Zwei kleine und ein großes, bitte.», erläuterte Harlequin.

«Aber ich kann Dir sagen, wo ich bin. Ich…»

Harlequin unterbrach sie, «Genau drei Lichter bitte! Machst Du das?»

Snowcat antwortete, «Okay, ja gut.»

«Wunderbar, dann bis bald.»

Kami und Mystique sahen Snowcat fragend an. Sie erklärte laut, „Das war mein Kontakt, er brauchte noch eine Auskunft, die habe ich ihm zugeschickt.” Über die Tastatur gab sie noch ein, ‚Er hat um eine ‚Orientierungshilfe‘ gebeten.‘ 

Snowcat hüpfte vom Hocker und begab sich hüftschwingend zum Sideboard. Sie hatte sich richtig erinnert. Dort gab es Kerzen. Sie suchte zwei kleine und eine große Kerze heraus, die ihr gut gefielen, öffnete den Vorhang vor den Terrassenfenstern ein Stück, stellte die drei Kerzen auf einen kleinen Beistelltisch davor und zündete sie an. ‘Bitte, My Knight’, dachte sie im Stillen, als sie das Streichholz entzündete, ‚Mögest Du den Weg zu mir finden. Ich erwarte Dich mit Freuden.’

Kami tat weitere Zutaten in den Topf.

Katze beobachtete das Treiben von einem Regal aus und rümpfte das Näschen, als der junge Elf einige getrocknete Kräuter in die Soße warf und umrührte. 

[Song 3: Iron Maiden-Number Of The Beast] Es klopfte. 

An der Terrassentür.

Snowcat erschrak und sie unterdrückte den Impuls nach ihre Handtasche zu greifen. Sie entspannte sich. Eindringlinge würden nicht klopfen, das konnte nur er sein.

Kami zog vorsichtshalber eines der Küchenmesser aus dem Messerblock.

Snowcat blickte sich um. Dort stand er, in seiner vollen, schönen Größe, Harlequin. „Ah, mein Kontakt.“, erklärte sie

Sie ließ sich möglichst elegant vom Hocker gleiten und ging dann zügig und strahlend lächelnd, um ihm zu öffnen. 

Harlequin trug eine Lederjacke mit vielen PIN’s, Jeans, Cowboystiefel und ein T-Shirt in dunklen Farben mit einer Comic-Zeichnung, die ein Art Totenmonster zeigte, dass mit seinen knochigen Händen nach einem kleinen roten Teufel griff. Darüber stand die Aufschrift: IRON MAIDEN, Number Of The Beast und zwar nur auf RL, dem Shirt fehlten jegliche AR-Applikationen. Immerhin wusste Snowcat wer oder was Iron Maiden war. Die Vermutung lag Nahe, dass das Shirt aus einer Zeit stammte, in der die Musiker der Rockband ‚Iron Maiden‘ noch gelebt hatten oder zumindest war das Shirt dem Shirt jener Zeit nachempfunden worden.

Harlequin hatte sein Haar wieder zu den eigentümlichen Zöpfen zusammengebunden, die entfernt an eine Narrenkappe erinnerten. Das Weiß seines geschminkten Gesichts war relativ leicht aufgetragen worden, Harlequins Hautfarbe schimmerte hindurch. Dafür waren die roten Karos um die Augen dunkel und flossen in einer feinen Linie sanft geschwungen nach unten das gesamte Gesicht hinab. Die Bemalung um den Mund beschränkte sich heute auf einen schmalen ‚Spitzbart‘ in der Mitte des Kinns. Ja, der Mann gab sich wirklich Mühe mit seinem Make Up und er schaffte es niemals lächerlich oder nur wie ein Clown damit auszusehen. Jeder der das Gegenteil behauptete, konnte ihn einfach nicht leiden.

Snowcat schob die Terrassentür auf.

Harlequin trat ein, schloss die Tür hinter sich, nahm Snowcat in den Arm, zog sie an sich und küsste sie sanft und ausgiebig auf den Mund.

Snowcat hätte ewig hier so stehen können. 

Als der Kuss nach einigen wundervollen Sekunden endete, rollte Snowcat noch einmal verträumt die Lippen übereinander, bevor sie sich Kami und Mystique zu wandte.

Mystique postete ein AR-Schild hoch: ‚Achtung, werden abgehört.‘, war darauf zu lesen. Wahrscheinlich war das mehr in Richtung Harlequin gegangen, aber Snowcat kam das Schild und die Erinnerung gerade Recht. Laut sagte sie, „Julian, jetzt wo unser Gast da ist, sei doch bitte so nett und schalte den WhiteNoise-Generator an. Wir haben etwas Geschäftliches zu besprechen.“

„Sehr gerne Cathrine.“ Mystique stellte das Gerät auf den Tisch und machte es an. Sie stülpte zusätzlich eine Tasse über jede der beiden Wanzen, schaltete das Trideogerät ein und ließ eine Seifenoper laufen.

Erst als sie nickte, stelle Snowcat vor, „Harlequin, Mystique, ihr kennt Euch ja schon. Das hier ist Kami. Kami, das ist Harlequin.“

Harlequin nickte den beiden freundlich zu, an Kami gewandt sagte er, „Dafür bist Du aber ziemlich stofflich.“

Kami grinste, „Hey, gut gemerkt und so schnell. - Möchtest Du was zu trinken?“ 

Harlequin überlegte kurz, sagte dann aber ungewohnt schnell entschlossen, „Ja, danke. Ich nehme das gleiche, was Snowcat hat.“

Kami reichte ihm ein Dr NukeIt aus dem Kühlschrank, dann widmete er sich wieder dem Herd.

„Oh, Du kannst kochen?“, fragte Harlequin neugierig und sah dem jungen Elf über die Schulter.

Kami schüttelte den Kopf und damit sein perfekt unfrisiertes Haar, „Nicht wirklich, aber die Küche hat gesagt, es ist ganz einfach.“

„Ach so.“ Harlequin studierte die Dose NukeIt einen Moment im Gehen und ließ sich dann auf dem Barhocker neben Snowcat nieder. Es tat gut, ihn neben sich zu haben, auch wenn sie einander nicht berührten. 

Katze verschwand in Richtung Couch, wo sie sich schnurrend auf das größte Kissen legte und die Augen schloss. 

Harlequin sah Snowcat intensiv an, „Wie kann ich denn nun Deinen Tag retten?“

Sie schwieg einen Moment und genoss den Anblick seiner grünen Augen. Die Sterne darin funkelten in einem hellen Gold, dann riss sie sich zusammen und erzählte, „Ich sagte ja vorhin, dass wir zwei Teammitglieder vermissen. Wie sind hierher gekommen, um nach einem Artefakt zu suchen. Irgendwann machte sich die Idee breit, dass es gar nicht um ein Artefakt gehen, sondern dass es sich um eine Falle handeln könnte. Der Job lief soweit gut, wir waren gewarnt, aber Starbuck und Average wurden letztendlich dennoch entführt. Wie wissen auch von wem. Nur wissen wir eben noch nicht, wie wir sie wieder finden können und ich würden sie gerne wieder haben.“

Harlequin hatte Snowcat aufmerksam zugehört, bei der Erwähnung der Namen griff er nach seiner Dose NukeIt, öffnete sie, grinste kurz erfreut und nahm dann einen Schluck. Im Anschluss stützte er sich mit einem Arm gelassen auf dem Tresen auf und fragte, „Starbuck? Ist das nicht der mit dem Bolzen im Kopf?“

Snowcat begann zu schmunzeln, „Naja, den AR-Bolzen hat er inzwischen rausgenommen. Aber ja, das ist Starbuck.“

Harlequin blickte gelangweilt drein, „Die zwei möchtest Du also wieder haben? Aber ihr habt doch noch andere, gute Hacker bei Euch im Team, wie Sparky und Arcade!“ Er richtete sich erfreut auf und hob einem Bühnenzauberer gleich beide Hände mit ausgestreckten Zeigefingern, „Ah, ich weiß etwas.“ Er griff sich an das linke Revers seiner Lederjacke und präsentierte langsam und deutlich die Innenseite. Gut sichtbar und ohne Zauberei zog er ebenfalls langsam eine weißgoldene Kette mit feinen Gliedern, die mit Diamantsplittern besetzt waren, aus der Innentasche, an deren Ende ein atemberaubend schöner, herzförmiger Saphir von gut vier Zentimeter Länge baumelte. „Na, wie wäre es damit?“

Snowcat jauchzte kurz, sprang förmlich auf und hauchte, „Die ist wundervoll.“ 

Sie berührte den Stein fasziniert und betrachtete ihn genau. „Machst Du mir sie bitte um?“ 

Snowcat wandte Harlequin ihre Rückseite zu. Als Harlequin aufstand, um ihr die Kette umzulegen und sie dabei am Hals berührte, kribbelte es in Snowcats Unterleib. Sie küsste Harlequin zärtlich zum Dank.

„Ah, verstehe. Schmuck kommt besser an, als Blumen. Das merke ich mir.“, sagte Kami beiläufig.

Snowcat lächelte kurz. 

Sie schaltete über AR die Rosenblüten auf ihrer Hose und ihrem T-Shirt aus und nahm sogar die rot-schwarzen Ohrringe heraus, die sie in ihre Handtasche legte und gegen Liams kleine Stecker tauschte, nachdem sie sie auf einem zum Edelstein passendes Blau gestellt hatte. Sie wollte dem Saphir unbedingt mehr Raum verleihen. 

Snowcat setzte sich und strahlte weiter, „Jetzt fühle mich schon richtig gut.“ Sie lächelte verschmitzt, „Wir wollen die beiden natürlich trotzdem noch wieder haben.“

Harlequin seufzte und nickte. Dann machte er eine Geste mit der Hand. Sie sollte fortfahren.

Snowcat erklärte, „Das Ganze schien übrigens eine Falle von Cerberus zu sein. - Cerberus? Ehemals der Drache, der bisher als einziger über ein direktes Interface in die Matrix konnte?“, sie sah Harlequin fragend an.

Er bestätigte, „Ja, Eliohann. Also Cerberus ist dafür verantwortlich?“

Snowcat berichtete weiter, „So ist es. Man hat die beiden quasi schlafend in ihren Drohnen-Betten in einen Transporter von KorSys Operations, eine Tochterfirma von NeoNet verfrachtet. Ich habe über unsere Möglichkeiten nachgedacht, was wir tun könnten, aber mir fehlen noch Informationen und darum wollte ich Dich fragen: Was kannst Du mir über Celedyr erzählen?“ Sie strich kurz über den Saphir.

„Eine Menge! Ich kenne da so einige richtig interessante Geschichten. Hast Du Zeit?“, er grinste sie an und ergänzte im freundlichen Ton, „Oder geht die Frage auch etwas genauer?“

Am Liebsten hätte Snowcat gesagt, er solle einfach drauf los erzählen, jede der Geschichte wäre sicher aufregend gewesen. Aber leider war Zeit ein Faktor, auch wenn es sich jetzt für sie nicht so anfühlte. Also präzisierte sie, „Woran hat er zum Beispiel Interesse? Falls ich mit ihm verhandle und ihm etwas zum Tausch anbiete. Etwas, was für ihn wertvoll ist.“

Harlequin zögerte nicht lange und sagte in seinem plaudernden Ton, „Celedyr ist an neuer Technik interessiert. An Technomancern, einigen Artefakten, Drakes. - Möchtest Du ihm im Austausch einen Drake anbieten? Den hält er bestimmt für wertvoll.“

Snowcat schüttelte vehement den Kopf. „Ich möchte ihm kein Leben für ein anderes anbieten und darin eine Wertung legen, die ein Leben über das andere stellt.“

Aus Harlequins Stimme verschwand jegliche Leichtigkeit und sämtlicher Spot. Er meinte ernst, „Gut. Dann vergiss das aber auch nicht, was Dein eigenes Leben angeht.“

Mystique überlegte laut, „Aber wir kennen schon noch einem Technomancer, an dem er Interesse haben könnte und der nicht zum Team gehört. - Puck.“

Snowcat bedachte Mystique mit einem sanften Blick, „Nein auch Puck nicht. Das wäre wieder Leben gegen Leben. Außerdem mag ich Puck.“

„Also ein Artefakt!“, schlussfolgerte Kami.

Snowcat spekulierte, „Also gut wenn ein Tausch, dann ein Artefakt. Damit ist aber noch nicht alles geklärt- Stellen wir uns also mal vor…“

Harlequin lehnte sich mit dem Rücken an den Tresen und stütze beide Ellenbogen auf, dann sah er Snowcat erwartungsvoll an. Sie hielt kurz inne, fuhr dann jedoch breit lächelnd fort, „ … wir hätten ein Artefakt, das wir Celedyr zu Tausch anbieten könnten…“

[Song 4: The Hunchback Of Notre Dame Soundtrack -The Court Of Miracles] Harlequin unterbrach sie, „Was für ein Artefakt?“

Snowcat grinste belustigt, „Irgendein Artefakt!“

Harlequin wirkte kindlich aufgeregt, „Es sollte schon ein besonderes Artefakt sein. Nicht irgendein Artefakt. Ist es ein Schwert? Nur damit ich es mir auch vorstellen kann. Ein Schwert kann ich mit gut vorstellen.“

Snowcat zuckte mit den Schultern, „Nicht unbedingt ein Schwert. Ein wertvolles Artefakt, von dem wir glauben, dass Celedyr es haben möchte.“

Harlequin fragte erfreut, „Kennst Du zufällig ein Artefakt, von dem Du weißt, dass er daran Interesse hat? Dann könnte ich mir etwas ganz Spezifisches vorstellen.“

Auch Kami grinste inzwischen breit.

Snowcat antwortete geduldig, „Na dann nehmen wir zum Beispiel die Piri Reis Karte oder den Shroud Of Shadows.“

„Ja! Das kann ich mir gut vorstellen, den Shroud Of Shadows nehmen wir. Den stelle ich mir vor. Was stellen wir uns weiter vor?“ Harlequin schien sehr viel Spaß an der Sache zu haben.

Snowcat setzte noch mal an, „Also stellen wir uns vor, wir hätten eine Möglichkeit Kontakt mit Celedyr aufzunehmen …“

„Ja, das ist etwas, was ich mir auch sehr gut vorstellen kann.“, rief Harlequin heiter dazwischen.

Snowcat schmunzelte, „und, dass wir den Shroud Of Shadows haben.“

Harlequin lehnte sich zurück, „Ich kann mir das so gut vorstellen, ich bin sogar schon total entspannt.“

Snowcat erklärte Kami, „Das Artefakt hat eine entspannende Wirkung auf die Wesen in seiner Umgebung. - Wenn es also dann zu eine Übergabe kommt, wie stellen wir dann sicher, dass wir bekommen, was wir wollen? Dass wir die beiden bekommen und nichts nachkommt?“

Harlequin richtete sich wieder ein wenig auf und trank ein Schluck von seinem NukeIt, „Naja, es wird zumindest eine entspannte Übergabe. Doch ich erkenne das Problem. Celedyr wird es für eine Falle halten und glauben, dass Du das Artefakt gar nicht hast.“

„Wie haben es Celedyr natürlich vorher gezeigt.“, warf Snowcat charmant lächelnd ein.

Harlequin winkte ab, „Über die Matrix sieht der Shroud Of Shadows aus wie irgendein Tuch. Aber selbst wenn wir uns vorstellen, er würde wissen, dass wir das Tuch haben, dann würde er immer noch davon ausgehen, dass es eine Falle ist.“

Snowcat zog die Stirn in Falten, „Warum?“, fragte sie simpel.

Harlequin beugte sich ein Stück zu ihr vor und kam ihr ganz nahe, „Weil kein Drache davon ausgeht, dass irgend jemand so dumm ist, ein Artefakt von einem solchen Wert gegen zwei Metamenschen einzutauschen.“

Snowcat hatte verstanden, „Das stimmt wahrscheinlich. Und wenn wir ihm anbieten würden, dass wir das Artefakt für ihn besorgen und dann unsere Freunde bekommen?“

„Stellen wir uns jetzt das vor?“, wollte Harlequin zunächst wissen.

Snowcat nickte, „Ja.“

Er neigte den Kopf ein wenig, „Na dann könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er das glaubt.“

Snowcat holte tief Luft, „Was uns dann weitere Fragen aufwirft. Wie sorgen wir dafür, dass unseren Freunden bis zur Übergabe nichts geschieht? Und so weiter.“ Sie seufzte, „Dann wird es doch auf einen Befreiungs-Run hinaus laufen. Ich ahnte es schon. Schade, ich wollte so gerne verhandeln.“

Harlequin lächelte, „Ach so, Du wolltest mal eine schwierige Verhandlung führen. Das kannst Du auf andere Art erfahren.“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nein, es ging mir nicht um eine Verhandlung. Ich wollte mal mit einem Drachen sprechen.“

Harlequin strahlte, „Das ist ja noch einfacher. Dann müssen wir nur zum Lake Louise fahren. Wollen wir gleich los?“

Snowcat lachte leise, lächelte, drückte kurz Harlequins Hand und sagte sanft, „Nein, erst überlegen wir, wie wir die Zwei befreien.“ Allerdings hatte sie noch keine Ahnung wo und wie das ablaufen sollte.

Mystique meldete sich zu Wort, „Bei dem Punkt fällt mir gerade ein, da Du nun nicht mehr allein wärest, könnten Kami und ich ja doch noch los und die Drohne vor der Zufahrt zu KorSys-Operations platzieren!“

Snowcat sah dankbar lächelnd zu Mystique rüber und sagte vielleicht eine Spur zu erfreut, „Ja, das ist ein großartiger Einfall, dann bekommen wie zumindest doch unseren ersten Anhaltspunkt.“

Kami schaltete sofort den Herd ab, „Na dann werde ich mal eine Limousine für uns zwei Hübsche ordern.“ 

Harlequin intervenierte, „Ich komme nicht mit, ich bleib hier.“

Kami war nur einen Augenblick verwirrt, dann lachte er, „Achso, nein, ich meine mich und Mystique.“ Kami warf noch einen letzten Blick in den Topf und blickte sehr skeptisch drein, „Ich glaube ich werde dann besser was zu essen mitbringen. Tut mir natürlich irgendwie leid um all das teure echte Zeug.“

Snowcat war erfreut, das zu hören. Zumindest würdigte Kami die echten, höchst raren Lebensmittel, die sich nur die Oberklasse regelmäßig leisten konnte soweit, dass es ihm leid tat, sie wegzuwerfen. Snowcat schätzte es, wenn jemand an einen Wert dachte und den Luxus, den sie hier genossen, nicht für selbstverständlich nahm. Sie lächelte Kami warm an, „Vor mich brauchst Du aber nichts einzuplanen. Ich habe keinen Hunger. Ich habe viele von diesen kleinen Häppchen bekommen. Ich meine auf der Eröffnungsfeier, auf der ich vorhin erst war.“

Harlequin warf ein, „Ja, ich weiß. Mit Johnny Spinrad.“

Snowcat grinste bezaubernd, „Nein, ich glaube nicht, dass Johnny Spinrad auf den Häppchen war, die hätten dann anders geschmeckt, metallischer.“

Snowcat schloss die Wohnungstür hinter Kami und Mystique und gab einen vierstelligen Code ein, um abzuschließen. Nichts, was ein Hacker nicht knacken könnte, aber so musste er sich zumindest damit befassen. Snowcat schaltete ihr Commlink auf ‚nicht verfügbar‘. Dringende Nachrichten oder Commcalls aus dem Teamnetzwerk würden sich nun zunächst durch ein visuelles AR-Zeichen, dann durch Vibration und schließlich durch eine RL-hörbare Melodie bemerkbar machen. Alles andere würde auf der Mailbox landen. Es sei denn, die Person am anderen Ende verfügte über das siebenstelligen Passwort, der das überschrieb. Dann würde derjenige auf Snowcats Commlink umgeleitet und das gleiche Signal-Verfahren auslösen, wie eine Nachricht aus dem Teamnetzwerk.

[Song 5: Kerli - Immortal] Als sie sich umdrehte, stand Harlequin bereits dicht hinter ihr, „Hey,“, sagte sie leise, sanft und ein wenig atemlos. Seine unmittelbare Nähe war aufregend. Harlequin hob ihr Kinn leicht an, sah ihr einen Moment lang tief in die Augen und küsste sie sanft und doch fest.

Snowcat schloss die Augen und stand zunächst ganz still, sie konzentrierte sich auf seinen männlichen Duft, auf den Geschmack seiner Lippen und darauf, wie sie sich anfühlten. Dann legte sie ihre Hände in seinen Nacken und die Küsse wurden leidenschaftlicher. Sie öffnete ihre Lippen leicht und empfing seine Zunge mit der ihren. Seine Hände streichelten ihren Rücken.

Snowcat zog ihre Beine an und umklammerte damit Harlequins Hüften. Er fasste unter ihren Po, machte zwei, drei Schritte vorwärts und drückte sie mit dem Rücken gegen die Tür. 

Snowcat stöhnte leise auf. 

Er glitt mit seinem Mund hinunter zu ihrem Hals, Brustbein, Schulter und wieder zurück, dabei streichelte er ihren Busen und drückte ihn sanft.

Sie vergrub ihre Hände in seinem roten Haar und liebkoste sein linkes Ohr mit ihrer Zunge. Ihr Puls beschleunigte sich mit ihrer steigenden Erregung. Snowcat ließ nur eine ihre Hände in seinem Haar, mit der anderen langte sie unter sein T-Shirt, streichelte seinen muskulösen Bauch, krabbelte spielerisch über seine Brust und strich dabei über eine seinen Narben.

Harlequin küsste Snowcat nun wieder auf den Mund und mit jedem seiner Küsse rollte eine Welle von Glücksgefühlen über sie hinweg. 

Bein allen Drachen der 6.Welt, was konnte der Kerl küssen! 

Als Snowcat sich am Knopf seiner Jeans zu schaffen machte, stieg seine Erregung spürbar. 

Er hielt inne, hob ein Knie, so dass sie halb darauf saß und drückte sie ein wenig fester gegen die Tür. Er flüsterte in ihr Ohr, „Linker oder rechter Flur?“

Sie deutete mit dem Kopf in eine Richtung.

Den Bruchteil einer Sekunde später fand Snowcat sich auf Harlequins Arme wieder und er trug sie links den Flur hinunter. 

Snowcat schmiegte sich eng an ihn. Harlequins Herz schlug schnell, so wie das ihre.

Harlequin öffnete die Schlafzimmertür, kickte sie hinter sich zu und legte Snowcat sanft auf das riesige Bett. 

Er ließ seine Jacke fallen, zog seine Stiefel und dann Snowcat die Schuhe aus, bevor er sich seitlich dich neben sie auf das Bett legte.

Harlequin betrachte Snowcat ein Moment lang, so als sehe er sie zum ersten Mal so nah und streichelte dabei verträumt mit den Fingern seiner linken Hand über ihren Arm.

Sie ließ das eine Zeit geschehen, doch dann krallte sie nach seinem T-Shirt und zog ihn daran zu sich heran. 

Er küsste sie. Zärtlich, fast behutsam.

Snowcat hob Harlequin Shirt hoch, bis er es selbst abstreifte, dann wölbte sie ihren Oberkörper leicht vor und zog sich ihr Shirt über den Kopf. 

Unter streichelnden Händen und zahllosen Küssen fiel Kleidungsstück um Kleidungsstück, nebst Mana-Sheats-Tasche, bis beide völlig nackt waren und wild und leidenschaftlich über die Laken tollten.

Sie kosteten das intensive Vorspiel voll aus. 

Dann vereinigten sie sich miteinander. Ihre perfekten Körper bewegten sich im selben Rhythmus. Langsam und genussvoll. 

Sie waren Eins und das hier war das Paradies. 

Ihr eigenes Stück Himmel in dem sie im völligen Einklang zum gemeinsamen Höhepunkt flogen und nachdem sie ihn erreicht hatten, schwebten sie eng verbunden in völliger Glückseligkeit zu Boden hinab, um absolut erfüllt nach Atem zu schöpfen.

Sex mit Harlequin war besser als zu fliegen und besser als jeder Drogentrip je sein konnte. Diese Zeit mit ihm war perfekt und entführte sie fort von allem anderen. Nichts außer ihnen beiden hatte dann Belang. 

Snowcat lag nun eng in seinem Arm, sie hatte ein Bein angewinkelt und auf ihn gelegt. Ihr langes, eisweißes Haar war zerwühlt. Es floss über ihren Rücken, ihre Schultern und seinen Bauch. Der wundervolle Saphir hing an ihrem Hals und ruhte auf seiner Brust. Mit ihren Fingerspritzen zeichnete Snowcat sanft die kleine Narbe über Harlequins Herzen nach.

Fragen und Antworten existierten nicht. 

In diesem Augenblick fühlte Snowcat sich unsterblich. 

Etwas später stand Snowcat unter der Dusche, um sich den Schweiß abzuwaschen. Harlequin trat zu ihr, kniete sich unter den weichen, warmen Strahlen den fließenden Wassers dicht vor sie, liebkoste sie mit seiner Zunge und schenkte ihr einen weiteren Höhenflug.

Sie hatte keine Angst die Kontrolle zu verlieren oder zu fallen, denn er war da, um sie zu halten.

Sie schauderte bereits geborgen in seinen muskulösen Armen, als sich der kleine Tod verflüchtigte.

Barfuss, in eisblauer Jeans, schwarzem, ärmellosem Pullover mit Rollkragen, unter dem sich die Manasheats -Tasche verbarg, ohne Make Up und mit einem Lederband zusammen gebundenem Haar- an dem wie so oft der Bastet-Anhänger von Harlequin befestigt war, betrat Snowcat die Küche. Sie streichelte über den Saphir, der in diesem Outfit noch stärker zu leuchten schien, nahm sich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und warf einen Blick zum Herd. Die Töpfe standen neben der Kochfläche und als sie hinein blickte, fand Snowcat sie völlig sauber und leer vor.

Harlequin rief ihr von der Sitzgruppe vor dem Trid aus zu, „Ich hab’s entsorgt und Pizza geordert.“ Er zappte zwischen den Kanälen hin und er.

Sie schlenderte zu ihm rüber. „Lecker, Pizza. Ich hab Hunger.“

„Das dachte ich mir schon.“ Harlequin grinste sie an. Sein Make Up sah genauso aus, wie vorhin. 

Snowcat blieb hinter Harlequin stehen, hauchte ihm einen Kuss auf das Ohr und flüsterte, „Danke, dass Du mir den Tag gerettet hast.“ Dann ging sie zu dem Sessel schräg links neben der Couch und lies sich darauf nieder. „Wie viel Pizza hast Du bestellt?“, wollte sie wissen.

„Zwei von den Großen, mit allem drum und dran.“

„Prima!“, sie schaltete ihr Commlink zurück auf ‚verfügbar‘ und sandte Mystique und Kami eine Nachricht, ‚Wir haben Pizza bestellt, ihr braucht nichts mitzubringen.‘

‚Copy‘, kam es kurz darauf zurück.

„Wir haben in den letzten Tagen übrigens zwei, wie ich finde, interessante Dinge herausgefunden.“, begann Snowcat zu erzählen.

Harlequin schenkte ihr seine völlig Aufmerksamkeit.

„Erstens haben Alexander Tintagel, Felicia McGuinness …“, Harlequin schien der Name nichts zu sagen, darum ergänzte Snowcat, „eine der ‚Reach Fuileach‘…“, aus Harlequins Miene war zu lesen, dass ihm das etwas sagte, „und ein Black Ops Runner für die DIA der UCAS, John Kelly zusammengearbeitet, um zu sehen, ob das Artefakt, um das es gehen sollte, wirklich hier ist.“

Harlequin nahm das zu Kenntnis, er schien aber nicht sonderlich beeindruckt.

„Zufällig konnten wir dann bei einem Gespräch zwischen McGuinness und Kelly erfahren, dass jemand aus einem geheimen Gefängnis geflohen ist.“

„Na so geheim kann das Gefängnis aber nicht sein, wenn die beiden davon wissen.“, warf Harlequin ein. 

Snowcat lachte leise, „Hmm? Na das ist ja immer so die Sache mit Geheimnissen, aber das war nicht das Interessante. Interessant war, dass Thursday aus dem Gefängnis geflohen ist.“

„Oh, tatsächlich?“, Harlequin hob zwar eine Augenbraue, aber sonderlich wichtig schien es ihm immer noch nicht zu sein.

„Für uns, also für UC und mich, ist das schon von großem Interesse.“, erklärte sie, „Schließlich habe wir ihn gefangen und dann später mit samt seiner Axt an ‚Elliot Eyes of Wyrm‘ und ein Knight Errant SWAT-Team übergeben.“ Diese Information fand Harlequin nun offenbar sehr interessant. Snowcat fuhr fort, „Jedenfalls wird Thursday nun nicht sonderlich gut auf uns zu sprechen sein. Friday haben wir ja auch noch getötet. Und wenn er sich zumindest optisch an jemanden erinnert, dann sicher an mich. Es könnte also sein, dass er irgendwann loszieht, um Rache zu nehmen.“

Harlequin sah Snowcat fast schon zufrieden lächelnd an, „Keine Sorge, bevor er Rache an Dir nimmt, komme ich, um Dich zu retten.“

Ein warmes Gefühl von Sicherheit breitete sich in Snowcat aus, „Gut. Dann mache ich mir wegen Thursday keine Sorgen mehr.“

Der Pförtner meldete sich und kurz darauf wurde die Pizza geliefert. 

Als Mystique und Kami ins Penthouse zurückkehrten, hatte Snowcat bereits zwei große, fettige, leckere Stück davon gegessen. 

Sparky und Arcade hatten eine Konferenzschaltung zwischen der Gruppe in Manhattan, der im Norden von New York und der im Bootshaus eingerichtet. Neben dem WhiteNoise-Generator, der weiterhin lief, hatten Snowcat und Mystqiue im Penthouse zusätzliche Maßnahmen ergriffen, um jegliches Abhören möglichst unmöglich zu machen. Erst dann hatten sie mit der Besprechung begonnen.

Nach einer längeren Unterhaltung stand inzwischen fest, wenn man erstmal wissen würde, wohin Average und Starbuck gebracht werden würden, würde eine Befreiungs-Aktion starten und dies, wenn auch nur irgend möglich, nicht direkt in Manhattan stattfinden. Die Frage die natürlich blieb, wie sollte man die beiden finden? 

„Wie soll ich mir denn jetzt die Befreiung vorstellen?“, fragte Harlequin wieder mit kindlicher Freude in der Stimme.

Snowcat lächelte, „Hmm. - Wir stehen auf einem Hügel zum Beispiel in Wales, unter uns die umzäunte Anlage, meine Haare wehen im Wind.“

Harlequin schwärmte, „Au ja, DAS kann ich mir ausgesprochen gut vorstellen.“

Kami grinste amüsiert.

Harlequin baute aus, „Und dann reiten wir auf Pferden den Hügel hinunter und springen über den Zaun.“, er gestikulierte dabei mit den Händen.

„Das ist keine gute Idee, ich kann nicht sonderlich gut reiten und möchte auch nicht, dass die Pferde in einem Feuergefecht verletzt werden.“, wand Snowcat ein.

Harlequin zuckte mit den Schultern, „Na gut, dann nehmen wir Motorräder!“

„Oder ein Auto. Ein Cabrio.“, schlug Snowcat vor.

Harlequin schüttelte den Kopf, „Nein, mit einem Auto kann man nicht gut über den Zaun springen.“

„Ja, Du hast recht, jedenfalls nicht ohne eine Rampe oder magische Hilfe.“, bestätigte Snowcat.

Harlequin fasste zusammen, „Also gut, wir sind da auf dem Hügel und…“

Blood unterbrach ihn im barschen Ton, «Kannst Du bitte mal damit aufhören! Das kostet unnötig Zeit. Wir müssen unsere Teamkameraden erstmal lokalisieren. Und was willst Du denn überhaupt dabei?»

Harlequin lächelte überlegen, „Wie wir vorhin festgestellt haben, ist hier gerade niemand in der Lage, sich astral zu projizieren, also wenn wir sie magisch finden wollen, braucht ihr mich schon dafür. Abgesehen davon, hab ich Snowcat heute schon den Tag gerettet und was hast Du getan?“

Es war förmlich zu hören, wie sich Blood ein Antwort verkniff.

In dem Moment wand Sugmani auf ihre ruhige Art ein, «Was das Finden oder besser das Bemerken einer Verlegung der zwei Verlorenen angeht, hab ich vielleicht eine Idee.», sie gähnte laut.

Ihr Vertrauter, der Geist Looks Like Bear warf ein, «Ich ahne etwas für mich Anstrengendes.»

«Genau.», bestätigte Suggi, «Looki kommt zu Euch nach Manhattan, Ihr zeigt ihm das Gebäude und dann wartet er als Eule oder so davor und steckt astral seinen Kopf in jeden Hubschrauber oder Transporter, der das Gebäude verlässt und wenn er die Auren der beiden findet, dann sagt er mir bescheid und ich gebe es an Euch weiter. Die Art der Überwachung kann er praktisch unendlich lange machen.», sie gähnte abermals, diesmal verhaltener.

Looki nickte mit der erhabenen Eleganz eines Indianerhäuptlings, allerdings klang er störrisch, «Ja Meister, das kann ich tun. Allerdings möchte ich anmerken, dass mich nach Deinem Tod nichts mehr an diese Aufgabe bindet. Nur, falls er überraschend eintritt.»

Kami konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. Sugmanis plötzlicher Tod war während der Diskussion bereits einmal von ihr erwähnt worden. Sugmani machte eben keinen Hehl daraus, dass sie alt war. Älter, als viele Orks überhaupt wurden.

Sugmani zuckte mit den Schultern, «Stimmt schon, aber wenn ich tot bin, ist mit die Rettung von Average und Starbuck auch nicht mehr so wichtig.»

Nun mussten alle lachen.

Sparky und Arcade hüpften auf ihren Sitzen abwechselt auf und ab und meldete sich dabei wild mit den Fingern schnipsend. Snowcat erbarmte sich und nahm die beiden dran.

«Wir könnten uns bei KorSys auch reinhacken und nach den Informationen zu einem Abtransport suchen.», platze es dann aus beiden raus. Sie hatten schon mehrmals angeboten, sich in irgendetwas reinzuhacken und darüber alles zu regeln. 

Nun sagte Doc, «Macht das doch!»

Die letzte Silbe war noch nicht ganz verklungen, als die zwei jubelnd aufsprangen und losrannten, um sich in ihre Kokon-Betten im Bootshaus zu begeben.

«Aber Schritt für Schritt und nur die nötigsten Informationen!», rief Doc ihnen warnend nach.

[Song 6: John Powell, Bourne Supremacy OST - Gathering Data] Wenige Minuten später tauchen die Cartoon-Icons der beiden über AR auf und warfen Konfetti in das Teamnetzwerk. Ein Konfetti blähte sich zu einer Seifenblase auf, die dann platzte und eine Textdatei freigab: ‚Sonntag, 4/10/73, 10.00 Uhr lokaler Zeit findet ein Abtransport von Versuchsobjekten statt, der Federated Boing Commuter mit der Nummer K3Q75 bringt die Objekte zum Flughafen Newark, von dort werden sie über London nach Caerleon, zu Anlage T99/Projekt Imago, gebracht.‘
 

Das waren doch mal Fakten, mit denen man etwas anfangen konnte. 

Arcade teile noch mit, dass sich weitere Informationen über Dinge wie die T99 Anlage und das Projekt Imago und sämtliches Zusatzmaterial im Hauptrechner von NeoNet befinden würden. Die gefundene Datei war schon stark bewacht gewesen, gab sie zu, aber sie würden dennoch mehr als gerne gucken gehen und bestimmt noch viel mehr rausbekommen, wenn sie denn nur dürften.

«Lasst mal.», erklärte Doc zu ihre Enttäuschung, «wir wollen doch keine schlafenden Hunde wecken. Schon gar keine, die dreiköpfig sind.»

Dann begann das große Planen. Schnell stand fest, sie wollten ihre Freunde befreien, bevor der Commuter die UCAS verließ. 

Blood erklärte gleich zu Beginn der Planungsphase selbstbewusst, «Das klingt nach einer Aufgabe für uns hier. Wir haben genügend Firepower und Pilotenfähigkeiten dabei.»

Niemand hatte etwas dagegen einzuwenden und nach ein paar Minuten stand der grobe Plan. Das Team aus FTW, Blood, Thunderstrike, Steel, TriXhot und Blackstone würde den Commuter auf seinem Weg zum JFK-Flughafen mit dem Hubschrauber abfangen. Einige würden auf die Maschine rüberspringen und so den Commuter kapern, die Kommunikation jammen, irgendwo in einem schlechten Gebiet von New York landen und dann die Leute befreien. Details würde das Team unter sich ausmachen, das musste hier nicht auch noch über die Konferenzschaltung besprochen werden.

„Ihr braucht uns also gar nicht?“, fragte Snowcat nach.

Blood schüttelte den Kopf, «Negativ. Ihr solltet vielleicht sogar schon abreisen.», schlug er vor.

Snowcat nickte, „Du hast Recht, das lenkt ihre Aufmerksamkeit weiter ab. Da sie uns mit Sicherheit beobachten.“

Mystique fügte hinzu, „Außerdem wissen wir nicht, inwieweit NeoNET hier alles dicht machen kann, nachdem man einen ihrer Flieger entführt hat. Es ist gut, wenn wir dann weg sind.“

„Gut, buchen wir Flüge, die uns nach Seattle bringen. Dann können wir vielleicht schon morgen, ich meine heute Abend, den Run abschließen.»

Nach kurzer Rücksprache mit Harlequin buchte Snowcat 2x2 Tickets für den morgigen 9:40 Uhr Flug nach Seattle.

In wenigen Stunden würden sie New York also wieder verlassen und wenn alles gut ging, dann konnte Snowcat doch noch auch Starbuck sein Geschenk zum Jahrestag überreichen. 

Snowcat gab ein Zeichen, dass sie den Whitenoise-Generator wieder abschalten würde, damit ihre Zuhörer wenigstens irgendwas erfuhren.

An Kami und Mystique gewandt sagte sie, „Gute Nacht ihr beiden. Bis morgen früh dann. Wir können uns ja noch spontan entscheiden, ob wir einen Bus, ein Taxi oder eine Limousine zum Flughafen nehmen.“

«Gute Nacht.», erwiderte Kami breit grinsend.

Snowcat winkte Harlequin ihr zu folgen und etwas anderes hatte er auch gar nicht vorgehabt.

Kami und Mystique gingen allerdings nicht gleich schlafen, sie sammelten auf einer AR-Liste Ideen, was sie zur Strafe alles mit Average und Starbuck anstellen könnten, wenn sie erst wieder da waren.

Im Schlafzimmer fragte Snowcat, „Habe ich schon erzählt, dass ich mit Liam zusammen Waffenpflege-Mittel entwickelt habe, die nach Rosen oder Kirschblüten duften?“ 

Harlequin lächelte erfreut, „Nein, das wusste ich nicht. Das ist eine tolle Idee. Hast Du was davon hier?“

Snowcat trat an eine ihrer gepackten Taschen und holte eine kleine Plastikflasche und eine Dose heraus und gab sie Harlequin. Er schnupperte daran, „Hmm riecht gut.“ Seine Nase folgte einer Spur, die an ihrem Hals endete. Er küsste sie an der Stelle und flüsterte, „Mit Dir kann es natürlich nicht mal annähernd mithalten.“

Snowcat lachte keck, wich seinem nächsten Kuss aus, hüpfte verspielt aufs Bett, setzte sich im Schneidersitz darauf und flüsterte verführerisch, „Komm, My Knight, ich zeig Dir was!“

Harlequin setzte sich ihr gegenüber und kopierte ihre Haltung. 

Snowcat zog die Manasheats-Tasche unter ihrem Pullover hervor, legte sie zwischen sie beide ab und holte vorsichtig den Obsidiansplitter heraus.

Harlequins Augensterne begannen zu funkeln.

Der Splitter hatte ein hübsche Maserung und es war deutlich zu erkennen, dass er von etwas viel größerem abgebrochen war.

Sie nahm astral war und traute ihren Augen nicht. Der Splitter hatte eine lebendige, wenn auch sehr schwache Aura. Sie erschrak fast. „Gibt es lebenden Steine? Ich meine ist das so etwas wie eine Koralle?“, fragte sie leise und ließ die astrale Wahrnehmung fallen, bevor sie Harlequin ansah. 

Harlequin wirkte irgendwie seltsam. Erfreut und nachdenklich zugleich, „Nein, eine Koralle ist es nicht und da Steine an sich nicht leben, ist es auch kein Gestein im herkömmlichen Sinn.“

Snowcat überlegte, „Das Leben sieht irgendwie schwach aus. So als wäre etwas nicht ganz richtig. Nun, er ist ja auch abgebrochen, also beschädigt. Aber wie kann das nur sein? Ein Stück lebendes Gestein? Können wir dem Splitter irgendwie helfen? Ihn in Erde einbuddeln, mit Sonne bestrahlen oder irgendetwas in der Art? Was meinst Du?“

Harlequin lachte leise, „Nein, einbuddeln wird nichts nützen. Er braucht seine Familie, also das, wovon er abgebrochen ist. Wo hast Du ihn her?“

„Den haben Mystique und Kami von der Society Of Hawks mitgebracht oder besser gesagt, sie haben ihn Simon Andrews abgenommen.“ Snowcat war ganz aufgeregt.

„Mehr gab es dazu nicht?“, fragte Harlequin nach.

„Er war in einem Glaskasten. Darunter war ein Schild mit der Aufschrift ,Morell Sael’ angebracht, was ich mit Leben-Stein übersetzt habe. Aber ich hätte nie gedacht, dass die Bezeichnung so treffend ist“, sie strich zärtlich mit den Fingern darüber. 

„Besser ist Lebensfels,“ korrigierte Harlequin. „Es wäre natürlich interessant zu erfahren, wo man den Splitter gefunden hat?“

Snowcat betätigte ihr Commlink und erklärte, „Männer wie die der Society Of Hawks halten solche Informationen sicher auf moderne Art fest. Ich frag Sparky und Arcade, ob sie sich da mal eben reinhacken.“

Snowcat hatte geahnt, dass sie den Beiden mit der Bitte eine Freude machte. Sie jubelten und versprachen, sich gleich wieder zu melden.

«Das war ein cooler Auftrag!», verkündete Arcade schon bald darauf stolz. Da war ganz viel Wächter-Ice und das System war richtig schön schwer zu knacken. Ich musste mich natürlich nicht um die Sicherheit kümmern, nachdem wir und unsere Helferlein erstmal drin waren, Sparky steht ja immer Schmiere. Also: Der Morell Sael ist laut diverser Altersbestimmungen über 7000 Jahre alt und ist tatsächlich aus Obsidian. Gefunden hat man ihn östlich des Kaspischen Meeres. Die GPS-Daten findest Du in der passenden Datei, also der orangenen Seifenblase.»

Snowcat lächelte, «Vielen Dank ihr Zwei. Behaltet ihr die Suche und das Ergebnis bitte für Euch?»

«Geht klar Schwester.», meinte Sparky sofort.

Arcade druckste rum, «Du Snowcat, da wir schon mal da waren, haben wir auch noch mal nach dem Pfeil geguckt. Möchtest Du wissen, was wir gefunden haben?»

Snowcat horchte auf, «Aber ja, sehr gern.»

Die Icons der Zwillinge sahen erleichtert aus, «Also die Hawks hatten den Pfeil nie. Aber einer von ihren Magiern durfte den mal angucken, auch astral und so, als der Pfeil noch bei der Draco Foundation war. Der sieht übrigens ganz anders aus, als auf dem Bild, das wir haben. Der Schaft ist aus Metall mit Orichalkum, die Spitze aus Kristall und rot ist da mal gar nichts. Der Mage hat den Pfeil beschrieben und gezeichnet. Das Bild findest Du in der grünen Seifenblase, so wie auch den Bericht von dem Mann. Der war übrigens ganz aus dem Häuschen, weil man magische Waffen sonst nur von Nahkampfwaffen her kennt. »

«Wow!», Snowcat war beeindruckt, «Das war wirklich ganz hervorragende Arbeit. Großartig sozusagen. Ich danke Euch vielmals. Verteilt die grüne Seifenblase doch bitte an das Team. Am besten zusammen mit dem Anmerkung, dass Ihr Euch auf meinen Wunsch Zugang verschafft habt. So haben wir wenigstens einen Beweis für Mr. Johnson.»

«Supi, das machen wir Schwester.», erklärten sie unisono und obendrauf versprach Arcade, «Das andere bleibt total unser Geheimnis.»

Nachdem die Verbindung beendet war, musste Snowcat erstmal schwer schlucken.

[Song 7: Chantal Kreviazuk - Leaving On A Jet Plane] „Was ist Liebste?“, fragte Harlequin zärtlich.

Sie seufzte, „Wenn Starbuck und Average sich in das System gehackt hätten, hätten wir uns den ganzen Ärger sparen können.“ Sie zuckte mit den Schultern und lächelte, „Natürlich kam man das nie so genau wissen und außerdem hätte ich dann den Splitter vom Lebensfels nicht.“

Harlequin nahm Snowcats Hände in seine und küsste ihre Pulsadern.

„Genau. Und, wo ist der Splitter her?“

„Er wurde irgendwo in der Nähe vom Kaspischen Meer gefunden. Arcade hat natürlich genauere Koordinaten.“ Snowcat strahlte Harlequin an und ließ ihre Hände in seinen, „Dahin zu gehen, den großen Fels zu suchen und den Splitter zurück zu bringen, wäre doch vielleicht ein Projekt für die Semesterferien? Ich könnte Liam fragen, ob er mich fliegt. Er hat zumindest schon mal ein Flugzeug.“

Harlequin grinste, „Ja und ich habe gehört, für gute Freunde soll er sogar kostenlose Flüge anbieten. “

Snowcat grinste zurück „Genau das habe ich auch gehört. Hast Du vielleicht Lust mit zukommen?“, fragte sie dann.

„Ja, das könnte ich mir gut vorstellen.“

Nun lachte Snowcat perlend, dann blickte sie auf ihren Schoß, in dem der Splitter lag und sagte sanft, „Hast Du gehört Mr. Obsidiansplitter, wir bringen Dich nach Hause.“ Sie sah Harlequin an, „Wie man den wohl am Besten wieder anklebt? Es gibt eine Art medizinischen Klebstoff, aber besser wird wohl Heilmagie sein? Was meinst Du?“

„Heilmagie klingt sogar sehr passend. Aber darüber reden wir, wenn wir die Expedition planen.“ Harlequin legte den Splitter zurück in die Manasheats-Tasche und ließ sie dann behutsam auf den Boden fallen. 

Er hatte jetzt anderes im Sinn und dagegen hatte Snowcat überhaupt nichts einzuwenden.

❄❄

Snowcat erwachte nackt, zugedeckt und dicht an Harlequin gekuschelt. Sie hatten kaum geschlafen, dennoch fühlte sie sich einfach wunderbar, als der Weckton erklang.

Nach einer Dusche kleidete sie sich in ihr weißes Steampunk-Kleid, das türkisblaue Jackett und alles andere was dazu gehörte, angefangen bei der Unterwäsche. Natürlich trug sie stolz die Kette mit dem Saphir, die dazu passte, als wenn Harlequin sie genau dazu ausgesucht hätte.

Nachdem sie den Zylinder aufgesetzt und den kleinen Netzschleier vor das Gesicht gezogen hatte, fragte sie Harlequin „Und was sagst Du?“ Snowcat klappte das kleine, weiße Schirmchen auf und drehte es hin und her.

„Du ziehst betörend aus. Das Outfit ist zwar nicht authentisch, aber es sieht wunderbar an dir aus. Was ich natürlich auch über einen Kartoffelsack sagen könnte, würdest Du ihn tragen.“

Snowcat ließ das Schirmchen wieder zuklappen. „Natürlich ist es nicht geschichtlich authentisch, das ist Steampunk.“ Sie betätigte einen AR-Knopf und die diverse Zahnräder an Schuhen, Jackett und Hut setzten sich in Bewegung. 

Harlequin trug die Kleidung vom Vorabend.

Sie hatten eine Limousine bestellt und den Fahrer gebeten, hoch zu kommen und ihnen beim Gepäck zu helfen. Immerhin waren sie zu viert, hatten aber Koffer und Taschen für sieben Personen dabei. Snowcat meldete alle beim Pförtner ab, damit waren die Formalitäten auch schon erledigt.

Sie erreichten JFK ohne jegliche Zwischenfälle. 

Am Schalter der Airline wedelte Harlequin mit seinem Ebenholzfarbenen Kredstick und sagte zu der Frau hinter dem Tresen in einem extrem charmanten Ton, „Sind Sie bitte so freundlich und buchen das Ticktet von Miss Frost und mich auf die 1. Klasse um?“

„Sehr gerne Mr. Quinn.“

Natürlich hätten sie rein theoretisch auch während des Flugs mit dem Team kommunizieren können. Schließlich war das hier 2073. 

Allerdings musste man dafür die Satellitenantenne des Flugzeuges, respektive der Airline, nutzen und darüber durfte natürlich nicht ein einziges Wort laufen. Nicht einmal die Verbindung an sich würde man ihnen nachweisen dürfen. So etwas konnte Lokalisierungen oder gar Verhaftungen nach sich ziehen.

Die Flugbegleiterin verstaute Snowcats Zylinder in einem der Ablagefächer. In der 1.Klasse tat man so etwas nicht selbst.

Als sie gegangen war, sah Snowcat Harlequin an und teile ihm den Gedanken mit, der ihr gerade gekommen war, „Mir fällt etwas Wichtiges ein, was ich völlig aus den Augen verloren hatte, den anderen aber gerne noch sagen würde. Dabei weiß ich gar nicht genau, wann ich überhaupt darauf gekommen bin?“

Harlequin winkte ab, „Ach was, so wichtig ist es sicher nicht. Sie sind alle groß, vielleicht kommt sogar einen von ihnen drauf? Wahrscheinlich eher nicht, aber die Möglichkeit besteht.“

Snowcat nickte, „Naja, richtig ändern würde es ja auch nichts.“

Das Flugzeug hob ab, nun war es sowieso zu spät.

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!

Was Snowcat noch eingefallen ist, wie die Rettungsaktion für Starbuck und Average verläuft und wie es den Runner dabei ergeht, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*