Termin 30/12 am 30.11.12 Run 41/1

Welcome back omae!

Derzeit On The Run sind: Average, Blackstone, Gumshoe, Mystique, Riven, Shark Finn, Sunrise, Thunderstrike, Twinbow und Snowcat

Datum in unserer Timeline: 15.April - 26.Mai 2072

Bei diesem Termin fehlten die Spieler von Riven und Average/Gumshoe, allerdings haben wir sie bezüglich wichtiger Entscheidungen befragt. Das Geschehen wird aus Snowcats Sicht betrachtet. 

Die Runner befinden sich im Besitz eines Artefakts mit dem Namen Shantanyas Sextanten. (Achtung, kann möglicherweise Spoiler für "Dawn Of The Artifacts Part 4: New Dawn" enthalten und enthält Spoiler für Colombian Subterfuge by Catalyst Game Labs.) Auf der Flucht vor ihren Häschern wurden sie von Liam, SpArcade und diversen Drakes gerettet, die ein geheimnisvoller Mann geschickt hat. Du erinnerst dich omae? An Bord der Corc Cona‘n, dem U-Boot einiger O‘Nialls, tauchten die Runner ab, um sich endgültig ihrer Häscher zu entledigen. Nun befinden sich die Runner an Bord der Snowbreeze, der Yacht von UC, wo sie von Thunderstrike und Shark Finn empfangen wurden. Die See ist friedlich, der Himmel blau und Sunrise serviert in Badeshorts Cocktails. Alles ist ruhig. Ob diese Ruhe trügerisch ist, erfahrt ihr nun in der Fortsetzung, die direkt an die Erzählung des letzten Termins anschließt. 

Natürlich freuen wir uns auch diesmal über eure Posts im CatPoint. [LINK]

Aber nun erstmal los. Bereit omae?


Snowcat nippte an ihrem Fruchtcocktail, den der knackig aussehende Sunrise ihr soeben gebracht hatte. Ihrer Meinung nach hätte er sein T-Shirt ruhig anbehalten dürfen, aber in erster Linie hatte sein Dank Mystique gegolten und sie hatte sich diesen Bonus gewünscht. Gut gebaut war Sunrise sicher, für Snowcats Geschmack fehlten ihm jedoch ein paar Zentimeter Körpergröße und spitze Ohren. 

Snowcat warf einen Blick auf Shark Finn und schmunzelte. Sie hatte sich von ihm davon überzeugen lassen, anstelle des einfachen schwarzen Badeanzugs einen Hawaiianischen Bikini samt passenden Pareo und Sonnenhut anzuziehen. Auch wenn der Stoff aus dem das Ensemble gemacht worden war, schwarz war, sah man wegen des blau, grün und silbernen Blumenmusters nicht mehr viel davon. Snowcat hatte ihre Haut mit Hilfe der ihr innewohnenden Magie gebräunt, um zu verhindern, dass ihre perlenfarbene Haut einen Sonnenbrand bekam. Snowcats Haar war nun goldblond, statt schneeweiß. Natürlich stand ihr der Bikini gut, dennoch war es für sie ungewohnt in einem Bikini an Bord einer Yacht zu liegen. Shark war mehr als hilfsbereit gewesen, Snowcat die unterschiedlichen Arten zu zeigen, wie man eine Pareo knoten konnte und er hatte dabei keine Berührungsängste gehabt.

Riven und Mystique sahen umwerfend aus. Sunrise konnte von Mystique kaum die Augen lassen und ebenso erging es Twinbow mit Riven. Wenn da irgendwo am Himmel ein Satellit auf die Snowbreeze geblickt hätte, die Bilder hätten nur eine Menge schöner junger Metamenschen gezeigt, die eine Seereise genossen.

Snowcat rückte den Kompass an ihrer Hüfte zurecht, zum Glück gab es keine Satelliten, die Magie sehen konnten. 

Sal war kein sonderlich großer Sonnenanbeter. Er hielt sich wie Snowcat die meiste Zeit im Schatten auf und trug zusätzlich über die gesamte Dauer der Seefahrt ein leichtes Longarm-Shirt.

Sunrise beobachtete Mystique vorsichtig. Konnte es sein, dass er auf sie stand? Welche ihrer äußeren Erscheinungen ihm wohl am Besten gefiel? Snowcat grinste kurz. Ob dieses Aussehen dann dem, mit dem Mystique geboren worden war, nahe kam?

Das Wasser sah einfach herrlich aus und Snowcat hatte Lust zu schwimmen. Shark Finn war von der Idee sofort begeistert. Er bat Thunderstrike zu ankern und schäkerte mit Snowcat „Du brauchst auch keine Angst zu haben. Ich bin ein wirklich guter Schwimmer und Taucher. Ich kann dich tragen, falls Du müde wirst. Und zwar mühelos.“ 

Snowcat lächelte kokett, „Muss ich dazu denn müde sein?“ 

Finn grinste: „Natürlich nicht!“ Er machte einen Schritt auf Snowcat zu, hob sie kurz hoch und drehte sie. Dann zwinkerte er ihr zu und sprang ins Wasser. Snowcat übergab das Artefakt an Thunderstrike, nahm Anlauf und sprang ihm nach, wobei sie bereits im Sprung von einem fröhlich jauchzenden Twinbow überholt wurde, der einen Salto schlug und dann mit dem Hintern voraus ins Wasser sprang. 

Snowcat tauchte nur kurz unter, dann war Shark Finn bereits bei ihr, zog sie hoch und schob sie durchs Wasser. 

Riven stand kurz an der Reling und ließ ihren Blick über den Pazifik gleiten. Dann winkte sie Twinbow zu und sprang selbst hinein. Auch Mystique sprang in die blaue See. Snowcat staunte nicht schlecht, denn Mystique war eine ausgesprochen gute Schwimmerin und sie sah dabei auch noch sehr gut aus. Thunderstrike blieb an Bord, um das Schiff zu steuern. 

Als letzter gesellte sich Gumshoe zu der Gruppe im Wasser. „Hab beim Schnick, schnack, schnuck gegen Sunrise verloren.“, kommentierte er. Sie schwammen und plantschten eine Weile umher. Dass sie vor nicht einmal vier Tagen noch auf der Flucht gewesen waren, war in diesem Moment kaum vorstellbar. Dennoch blieben sie bei all dem Wasserspaß wachsam, da sie nicht sicher sein konnten, alle Verfolger los zu sein. 

Nach und nach kehrten bis auf Twinbow alle an Bord der Snowbreeze zurück. Gumshoe wurde mit einem Glas Wodka von Sunrise empfangen. Er selber trank nichts. Offenbar hatte er beschlossen, dem Alkohol weitgehend abzuschwören. Allerdings würde das schwerer werden, als er dachte. Soweit Snowcat das beurteilen konnte, war er bereits abhängig. Nach einigen Stunden der Abstinenz machte sich eine gewisse Unruhe in ihm breit, die dann bald wieder verschwand, Snowcat hatte eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was das bedeutete und wie er die Rückkehr seiner Selbstbeherrschung jedes mal wieder bewerkstelligte.

Als sie weiterfahren wollten und Twinbow immer noch im Wasser war, trat Riven an die Reling und stieß einen kurzen Pfiff aus, woraufhin Twinbow seinen knackigen Hintern sofort an Bord schwang.

Vor dem Schlafengehen duschte Snowcat ausgiebig und wusch sich das Salzwasser von der Haut und aus dem Haar. In Originalfarben setzte sie sich in das große Bett der Master-Kabine. Auch wenn sie gerne nackt schlief, hatte sie heute wieder Kyles Hemd an. Ihr Commlink hing in ihrem neuen Case an dem mnemonischen Band um ihren Hals. Harlequins Pin hatte sie am Kragen des Hemdes befestigt und Shantayas Kompass befand sich in der schmalen Hüfttasche, in die sie auch Frostys Münze und Cravens-Feuerzeug deponiert hatte. Snowcat nahm sich die Zeit, ihr langes schneeweißes Haar zu bürsten, das Sternenlicht, welches durch das Fenster der Kabine fiel, verstärkte die silbernen und eisblauen Reflexe darin. Nachdem Snowcat fertig war, gab sie sich ein paar Minuten dem Luxus des offenen Haares hin, dann flocht sie sich wieder zwei parallele, am Rücken entlang laufende Zöpfe. Sie kuschelte sich in die Decke und hörte den Geräuschen der Yacht zu. Irgendwo nebenan erklang leise das schöne Lachen von Riven.  

Snowcat schloss die Augen. Die Yacht schaukelte sanft bei ihrer Fahrt durch die Wellen, das hatte etwas beruhigendes. 

Dennoch schlief Snowcat nicht ein. Sie seufzte, zog das Kissen unter ihrem Kopf hervor, nahm es in dem Arm und kuschelte sich daran. Katze sprang auf das Bett und sagte ruhig: „Schlaf Elfenmädchen. Ich bin ja da...“

Snowcat lächelte, zog sich die Decke bis zum Kinn, schloss die Augen und flüsterte: „Danke Katze, das ist ja wie in alten Zeiten.“

Katze gähnte: „Ja genau, Elfenmädchen, bis auf den Unterschied dass du satt und sauber bist, dein Haar lang ist, du in einem Bett schläft, du eine Decke und ein Kissen hast, weder Ratten, noch Insekten in der Nähe sind und Freunde im den Zimmern ringsumher schlafen, die jederzeit ihr Leben für dich geben würden.“

Bei der Erinnerung an das Essen musste Snowcat schmunzeln: „Hey Katze, ich glaub Sunrise und auch einige anderen haben ganz schön gestaunt, als ich ihnen von der Zubereitung von Teufelsratten berichtet habe.“

Katze putzte sich die Vorderpfote: „Ja, Elfenmädchen, das haben sie. Und hättest Du ihnen vom Wühlen im Abfall erzählt oder ihnen berichtet, was für Magenkrämpfe und Fieber du bekommen hast, als du zu viel von dem fluoreszierenden, süßen Moos gegessen hast und wie du daran fast gestorben wärest, dann hätten sie dich wahrscheinlich sogar bemitleidet. Deshalb ist diese Situation auch so gar nicht mit denen von früher zu vergleichen.“

Snowcat drückte das Kissen enger an sich und murmelte schon fast schlafend, „Ehimm, Katze, ich meinte damit ja auch, dass du da bist, wenn ich nicht einschlafen kann.“

„Ich weiß, Elfenmädchen. Und ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen, dass die alten Zeiten vorbei sind.“

Snowcat kicherte leise, „Ja, Katze. Wir haben es weit gebracht.“

„Stimmt Elfenmädchen und manchmal war nicht klar, dass wir es bis hierher schaffen würden.“ Doch diesen Satz hörte Snowcat schon nicht mehr, da war sie bereits eingeschlafen. 


Am Mittag des nächsten Tags rief Snowcat bei Ehran an. Er freute sich sehr von ihr zu hören. Dass sie unversehrt und wohlauf war, verstärkte seine Freude, dann wechselte Ehran in etwas, was er ,altes Sperethiel‘ nannte, wobei es sich um die gleiche Sprache handelte, die Frosty bei ihren Ritualen verwendet hatte. Snowcat war noch nicht so geübt in dieser komplizierten Sprache, aber sie mochte den Klang und darum unterhielt sie sich gern darin. „Wir können von hier aus jeden Ort entlang der Westküste des nordamerikanischen Kontinents innerhalb von drei bis vier Tagen erreichen. Habt ihr eine Präferenz, Lehrmeister?“

„Seattle ist mir mehr als Recht. Melde Dich doch noch einmal, wenn Du in der Nähe bist, meine liebe Schülerin.“

Und schon war es abgemacht. Nach Beendigung des kurzen Commcalls bat Snowcat Thunderstrike Kurs auf Seattle zu setzten. 

Die nächsten Tage kamen einem Urlaub ziemlich nahe, selbst als sie die warmen Zonen des Pazifiks verlassen hatten. So oft die Runner es auch kontrollierten, sie konnten keine Verfolger entdecken. 

Gut!

Am späten Nachmittag des 19.Aprils 2072 meldete sich Snowcat ein weiteres Mal bei ihrem Mentor. „Laut Berechnung werden wir in zwei Stunden das Zielgebiet erreichen.“

Ehran lächelte und nannte Snowcat eine Anlegestelle an einem kleinerem Privathafen. „Soll ich an Bord der Snowbreeze kommen oder möchtest Du lieber zu mir in den Wagen steigen?“ Ehran ließ Snowcat die Entscheidung. 

Snowcat musste nicht lange überlegen. „Ich komme für die Übergabe zu Dir in den Wagen.“

Thunderstrike und Shark Finn wussten genau, wie man sämtliche Patrouillen umging und so näherten sie sich ohne jegliche Kontrolle pünktlich dem angegeben Pier. Riven checkte den Astralraum, Sunrise ging von Bord und bezog in der Nähe der Anlegestelle Position. Twinbow, Mystique, Shark Finn, Sal und Thunderstrike verteilten sich und beobachteten die Umgebung. Blackstone wich nicht von Snowcats Seite

Snowcat teilte ihren Kollegen mit, dass sie sich mit dem Auftraggeber in seiner Limousine treffen würde und das kein Grund zur Sorge bestünde. Blackstone nickte und begleitete Snowcat weiterhin, als der Rolls Royce Phaeton vorfuhr. Snowcat schritt in ihrem hüftschwingenden Gang, gekleidet in einem Catsuit die Gangway hinunter. 

Blackstone öffnete Snowcat die Tür, warf einen kurzen Blick hinein und gab dann den Weg frei. Ehran reichte Snowcat umgehend die Hand, um ihr beim Einsteigen behilflich zu sein. Er war wie immer stilvoll gekleidet, roch fantastisch und sah gesund und gepflegt aus. Sein Lächeln wirkte ehrlich erfreut. Nachdem Snowcat eingestiegen war, folgte Blackstone ihr ohne zu fragen und schloss dann hinter sich die Tür. Ehran umarmte Snowcat kurz aber herzlich und sie küsste ihn auf die Wange. 

Blackstone war nicht überrascht gewesen, in der Limousine Ehran vor zutreffen, aber die Art, wie die zwei sich begrüßt hatten, hatte ihn sehr wohl überrascht. Ehran schaffte es Blackstone weder zu begrüßen, noch ihn mit Missachtung zu strafen. Er war wirklich ein vollendeter Diplomat.

Snowcat übergab Ehran die Tasche mit dem Kompass und in sein Gesicht trat so etwas wie leichte Erregung und freudige Erwartung. „Ich hoffe, es ist der echte!“, sagte sie.

„Sei unbesorgt Snowcat, das ist er. Das Geld ist bereits überwiesen und die von Dir bestellen Genstände findest du in der Kiste, die an eurem Pier steht.- Ich nehme an, du möchtest noch eine Zeit lang hier bleiben?“

Snowcat lächelte charmant und platzierte einen wohldosierten Augenaufschlag, der einen beinah zärtlichen Gesichtsausdruck bei Ehran hervorrief. „Ja, gerne, es sei denn du brauchst in irgendeiner Form sofort meine Hilfe.“

Ehran schüttelte den Kopf: „Nicht dringend. Ich werde das gute Stück zu den anderen bringen und sie gemeinsam studieren. Mal sehen, wie lange es mir gelingt, sie zusammenzuhalten und was ich dabei erfahren kann?.- Du kommst, wenn du hier fertig bist. Es eilt ja nicht. Dann würde ich mich allerdings freuen, wenn du die Zeit für mich nimmst und mir alles ganz genau erzählst.“

Snowcat strahlte über das ganze Gesicht. „Das werde ich und ich habe sicher eine ganze Menge zu erzählen und ich bin schon sehr auf deine Meinung dazu gespannt. Ich denke ich werde morgen oder spätestens übermorgen zurückfliegen. Wo treffen wir uns?“

„Da, wo wir uns immer treffen.“ Ehran lächelte wieder so warmherzig, dass sich in Snowcat ein wohliges Gefühl ausbreitete. „Deinen milessaratish, “ Ehran deutete mit dem Kopf in Richtung von Blackstone, „kannst du gerne mitbringen.“ 

Nun war Snowcat überrascht. Ehran hatte Blackstone soeben mit dem Sperethiel Wort für einen gebundenen Krieger oder moderner ausgedrückt, mit dem für einen Feldagenten bezeichnet. Er hatte ihm damit einen viel höheren, edleren Status verliehen, als einem simplen Bodyguard, denn hätte er das sagen wollen, hätte er dieses Wort einfach benutzt. „Gut, wenn er mitkommen möchte, werde ich ihn mitbringen.“ Sie umarmten einander erneut und dann stiegen Snowcat und Blackstone aus. Kurz darauf setzte sich der Phaeton in Bewegung.

Blackstone warf Snowcat einen bedeutungsschweren Blick zu, dann rief er zu Sunrise rüber: „Hey, die große Kiste an dem Pfahl da vorne, die ist für uns.“

Alle sahen Sunrise dabei zu, wie er die 2 Meter lange Transportbox über die schmale Gangway hinauf zur Yacht manövrierte. 

Unter Deck durfte Sunrise die Kiste zur Belohnung öffnen. Darin befand sich eine neue Armbrust für Twinbow und ein neues Barret für ihn selbst. Die Reaktion war, wie Snowcat erhofft hatte, beide freuten sich sehr. 

„Na dann,“ sagte Snowcat zufrieden grinsend, „wie wäre es mit einem Drink?“ 

Alle erklärten sich mit einem Besuch im Haunted Mug einverstanden. 

Alle, bis auf Sal. Er kam zu Snowcat und meinte: „Ich werde mich jetzt hier verabschieden.“, er hielt sein Commlink hoch und als Snowcat ihres aufrief, beamte er ihr eine Nummer rüber. „Wenn du mal wieder Hilfe brauchst. Hab keine Scheu, mich anzurufen.“ 

Snowcat übermittelte ihm ihre Nummer, dann machte sie einen Schritt auf den großen, glatzköpfigen Mann zu und umarmte ihn, dabei hauchte sie ihm ins Ohr. „Danke für die Hilfe, für die nette Reisebegleitung und für die Massage.“ Wieder war Snowcat so, als wenn Sal ihren Duft tief einzog und als wenn er danach schwer schlucken musste.


Sie riefen Hopper an und ließen sich von ihm in seiner Limousine gemeinsam zum Haunted Mug bringen, wo sie mit großem ,Hallo‘ von SpArcade begrüßt wurden. Liam war ebenfalls anwesend. Blackstone nickte ihm zu und in diesem Augenblick gab es eine Verbindung zwischen den Beiden, die danach ebenso schnell wieder verschwunden war. 

Mac hatte Kirschstreuselkuchen für Snowcat, der einfach herrlich schmeckte. 

Average übertraf Snowcats glückliches Lächeln beim Essen, denn er schwebte im siebten Himmel, da er endlich wieder uneingeschränkten Zugang zur Matrix hatte. Sparky und Arcade waren umgehend mit ihm abgetaucht. Irgendwie sahen alle zufrieden aus. Sie hatten es geschafft. Sie waren wieder zu Hause und sie hatten den Kompass beschafft und sämtliche Versuche ihnen das Artefakt wieder abzujagen, abgewehrt. Snowcat wusste nicht, ob es noch jemand auf sie abgesehen hatte, aber in diesem Moment war das nicht weiter wichtig. Alles war cool.

Nachdem Mac stumm grinsend wie immer Snowcats leeren Kuchenteller abgeräumt hatte, kam er ein weiteres Mal zu Snowcat rüber. Er zog einen leeren Stuhl ran und legte drei in schwarzes Papier eingepackte Geschenke, eine Dose italienisches Gebäck, ein Glas mit türkischem Honig und eine kleine Schachtel Konfekt darauf ab. Dann stellte er eine Vase mit Callas, eine weitere Vase mit einer weißen Orchidee und ein Glas mit getrockneten Rosenblüten dazu. „Hat hier jemand für Dich abgegeben. Ein gepflegter Ork. Justice heißt er.“ Snowcat machte große Augen, dann übergab Mac Snowcat drei Karten.

Liam sagte: „Kannste alles aufmachen, nutzen und essen, ist sicher.“

Snowcats Gesichtsausdruck verwandelte sich in ein kindliches Strahlen. Sie hatte noch niemals so überraschend so viele Geschenke bekommen. Sie lass die Karten, jede dreimal. Darin standen eine nette Mischung aus Komplimenten über ihre Schönheit, ein Angebot jederzeit dem Team 78 beitreten zu können und das Versprechen, dass egal, ob sie sich melden würde oder nicht, sie weitere Geschenke bekommen würde, weil eine Frau wie sie es einfach verdient habe.

Arcade und Sparky kamen neugierig rüber. „Machst du jetzt..“ „... die Geschenke auf?“ „Wir durften sie nicht durchleuchten.“ „Und wissen nicht...“ „... was drin ist.“ Arcade sprach alleine weiter. „Aber die 78 habe ich gecheckt. Ihr Ruf ist in Ordnung. Haben alle Call Signs von Tarot Karten.“, Arcade grinste niedlich. Sparky ergänzte: „Wir haben auch schon für dich abgesagt.“  Snowcat hob skeptisch eine Augenbraue. Er achtete nicht darauf und fuhr fort: „ UC ist ja viel cooler.“ Arcade hüpfte aufgeregt auf und ab. „Und nun mach auf!“. Die Zwillinge klatschten synchron in die Hände.

Ganz langsam und voller Vorfreude öffnete Snowcat die drei Päckchen. In dem kleinsten befand sich ein wundervolles Halstuch aus asiatische Seide, Kirschblüten rankten sich auf dunkelblauem Hintergrund. Im nächsten Päckchen war ein weiße, edle Handtasche mit Eiskristallmuster. Beim dritten Paket ahnte Snowcat schon, worum es sich handeln konnte und tatsächlich befanden sie in dem Karton Schuhe. Ein top aktuelles Designer-Model von Jean Paul, mit ,gläsernem‘ Absatz. Snowcat zog die High Heels gleich an. Sie passten wie angegossen.

Sparky und Arcade hatten das Spektakel mit einer eignen Form einer Quizshow begleitet. Average hatte beim Geschenke-Raten mitgemacht und verloren, da seine Ideen einfach zu abgefahren waren. Arcade gewann knapp vor Sparky. 

Snowcat sah Mac an: „Solltest du Justice noch mal sehen, dann sag ihm danke und, dass ich mich gefreut habe.“

Mac nickte: „Ai!“

Snowcat wandte sich an Blackstone, „Ich hab übrigens für morgen einen Flug gebucht, möchtest du da eigentlich mitkommen?“

„Ja.“, sagte er nur. 

Snowcat war überrascht, eigentlich hatte sie nur aus Neugier gefragt und nicht mit einem Ja gerechnet. Sein Blick sagte genau das, was er schon während des gesamten letzten Runs gesagt hatte, ,da lauert eine Gefahr und ich werde mitkommen, um dich zu beschützen‘. Offenbar war er der Meinung, dass diese Gefahr noch nicht vorbei war. Sie beamte ihm die Flugnummer zu, denn sie hatte schon auf der Fahrt hierher gebucht. Seit Newt sich um Blackstones Commlink kümmerte, gingen solche Dinge wie rüberbeamen problemlos. „Und zur Modemesse in Florenz, wenn ich mich mit Spinrad treffe, möchtest du da auch mit?“

„Ja. Dahin erstrecht!“, war diesmal die simple Antwort. 

Twinbow horchte auf. „Was zur Modemesse nach Florenz, was willst du denn da?“

„Spinrad hat mich eingeladen, ich denke mal, dass die Einladung wirklich gilt und nun möchte ich mich mit ihm unter die Schönen und Reichen in Mailand mischen. Und wie ich gerade erfahren habe, wird mich Blackstone als mein Bodyguard begleiten.“

„Cool! Da kannst du doch sicher noch einen zweiten Bodyguard brauchen und mich ebenfalls mitnehmen.“, meinte Twinbow darauf grinsend. „Da sind bestimmt ne Menge schöner Frauen, da pass ich unglaublich gut hin.“

Snowcat warf einen Blick in Richtung Riven, die guckte zwar, blieb aber völlig entspannt, ruhig sagte sie: „Wenn Du möchtest, begleite ich dich auch Snowcat, schließlich ist es eine Modemesse, da wird es Orte geben, an die Männer nicht gehen dürfen.“

„Hey genau cool. Dann suchst du dir einen schönen Mann oder eine schöne Frau und ich such mir eine schöne Frau und dann können wir gemeinsam eine Menge Spaß haben.“

Snowcat biss sich gedanklich auf die Lippe, an solche Dinge hatte Riven sicherlich nicht gedacht. Bevor diese Nachricht bei Riven richtig einschlagen konnte, sprang Mystique ein und sagte in dem eiskalten, ironischen Tonfall, den sie so gut draufhatte: „Gute Idee. Ich komm dann auch noch mit, zum Beispiel als deine Kammerzofe. Kommt bestimmt gut bei Spinrad an, wenn Snowcat da mit einer ganzen Entourage auftaucht.“

Snowcat atmete erleichtert aus und wollte sich gerade auf Blackstone beschränken, als Shark Finn aufstand, sich in Pose stellte und meinte: „Gegen einen zweiten Bodyguard hat er sicher nichts, aber wenn, dann bin ich neben Blackstone dafür wohl die beste Besetzung.“ Der rothaarige Fomori hielt Blackstone die Faust hin und dieser stieß tatsächlich mit seiner Faust dagegen. Damit war es quasi abgemacht. 

Snowcat lächelte: „Gut, dann begleiten mich Blackstone und Finn. Danke für das Angebot Riven.“

Riven schien nicht enttäuscht: „Jederzeit. Bei Blackstone bist du gut aufgehoben. Das weiß ich ja.“

Twinbow hingegen schien zumindest ein wenig enttäuscht, aber nur für einen Augenblick, denn dann schlug er Sunrise und Gumshoe vor, ihnen während der nächsten Zeit die besten Clubs der Stadt zu zeigen. Ein Angebot, welches die beiden nur allzu gern annahmen. 

Snowcat betrachte Riven und Twinbow für eine Weile. Leichte Besorgnis machte sich in ihr breit. Hoffentlich war der fröhliche, lebenslustige Twinbow nicht doch ein wenig zu flatterhaft für die aus guten Gründen so ernste Riven. Immerhin schien Riven ihr wirklich verliebt zu sein und die beiden lebten derzeit sogar zusammen. Ein Umstand, der wenig Platz für Geheimnisse und eigene Wege ließ. Im Moment schien jedoch alles in Ordnung zu sein. Snowcat würde einfach abwarten und Riven zur Seite stehen, wenn diese sie brauchte.

Dann wandte sie sich an alle UC und jene, die es vielleicht noch heute Abend werden würden: „Wie ist das denn eigentlich, muss noch jemand vor der Modemesse Mitte Mai, ein paar Nu¥ verdienen?“ Alle schüttelten den Kopf. Selbst Average. 

Snowcat rief eine Datei auf, die sie schon vor einigen Stunden vorbereitet hatte und auf der die Antworten der heute Abend nicht anwesenden UCler standen. „Gut. Dann komm ich gleich noch zu einem anderen Punkt.“ Snowcat blickte zunächst Mystique an. „Wie hat dir denn der Run mit uns gefallen.? Sprich, möchtest Du ein Mitglied von UC werden? Die Konditionen kennst du ja schon.“ 

Mystique lächelte selten, aber nun tat sie es. „Ja. Würde ich gern.“

Snowcat blickte die Aktiven UC der Reihe nach an. „Irgendwelche Gegenstimmen?“

Niemand meldete sich und auch in ihrer Datei fanden sich keine Vetos. „Na fein, dann willkommen bei UC.“

Snowcat blickte Shark Finn an und SpArcade sprangen auf und sagten unisono : „Er will und wir sind dafür.“

Snowcat konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Gut. Irgendwelche Gegenstimmen?“ Erneut meldete sich niemand und auch in ihrer Liste waren keine Gegenstimmen. „Na dann. Shark Finn. Willkommen bei UC.“

Snowcat wandte sich nun dem nächsten Fall zu, sie sah Riven an, „Was ist mit dir Riven? Möchtest du noch einmal festes Mitglied bei UC werden? Mit all dem, was es bedeutet?“

Sparky und Arcade tauschten kurz einen Blick aus. Liam stand auf und holte sich ein frisches Bier von der Theke. 

Riven lächelte und sie sah dabei wunderschön aus, ein wenig zurückhaltend sagte sie: „Oui, das würde ich sehr gern.“

Snowcat hatte mit dieser Antwort gerechnet, ein Teil von ihr hatte wegen der großen Macht die Riven mitbrachte, sogar darauf gehofft. Ein anderer Teil von ihr hatte seine Zweifel, aber Snowcat entschied, wer wann wohin mitkam. Und so war sie überzeugt davon jegliche, möglicherweise aufkommenden Konflikte im Keim ersticken zu können. Sparky und Arcades Körpersprache verriet, dass sie kein Veto einlegen würden. Also war die folgende Frage auch nur eine Formsache: „Irgendwelche Gegenstimmen?“

Twinbow sagte: „Also ich bin jedenfalls total dafür, dass Riven zu UC kommt!“ Riven lächelte ihn warm an. 

Snowcat wollte schon ,willkommen zurück‘ sagen, als Blackstone ruhig und mit fester Stimme meinte: „Ich lege mein Veto ein und bestehe auf einen zweiten Proberun.“

Snowcat war überrascht und sie war nicht die einzige. SpArcade standen die Münder offen und Riven schien einen Augenblick verdutzt zu sein, dann begangen ihre schönen Augen zu funkeln, als sie sagte: „Ich denke das ist nur fair. Außerdem war das ja auch nur ein Run für kleine Kinder, nichts besonderes. Vielleicht kann ich ja dann beim nächsten Mal endlich zeigen was ich so kann. Aber dir ist völligst klar, das ich auf die beiden“, sie nickte in Richtung von Snowcat und Twinbow „mehr als nur ein Auge werfen werde, egal welche Buchstaben auch immer auf meiner coolen Gürtelschnalle stehen mögen.“

Blackstone sah Riven ernst an: „Es geht nicht darum, dass du deinen Wert beweisen musst, der Wert für das Team ist klar. Ich möchte nur die Gelegenheit haben, mit dir über einiges zu sprechen. Eine solche Möglichkeit wird sich auf dem nächsten Run sicher ergeben.“

Riven nickte, sie sah beherrscht, aber nicht zufrieden aus. „Mir ist klar worum es dir geht Blackstone und es ist okay. Ich kann damit leben."

Snowcat seufzte leicht, sie verstand Blackstone, dennoch hätte sie nicht gedacht, dass er sein Veto einlegen würde. „Also wird über Rivens Aufnahme bei UC nach einem weiteren Proberun entschieden werden.“ Snowcat machte ein kurze Pause in der sie schnell ihre nächsten Worte abwog. Jetzt einfach so über Sunrise und Gumshoe abzustimmen, schien ihr nicht fair. Es sprach nichts dagegen, sie aufzunehmen, aber so richtig dafür sprach auch nichts, jedenfalls noch nicht bei Gumshoe. Das war kein Run gewesen, in der die Spezialfähigkeiten der beiden entscheidend gewesen wären, auch wenn sie bei beiden durchaus Potenzial sah. Sie räusperte sich und fuhr dann fort, „Der 2. Proberun muss aber nicht der nächste Run sein, den UC macht.“ Snowcat lächelte Sunrise und Gumshoe an. „Ich würde eure Aufnahme ebenfalls auf nach einen weiteren Run verschieben. Die Ereignisse der letzten Wochen sind zwangsläufig zusammenschweißend gewesen. Ich fühle mich sogar euphorisch. Lassen wir das sacken und sehen wir nach einem weiteren Run, ob wir auch dabei gut zusammenarbeiten konnten.“

Sunrise wirkte ein winziges bisschen enttäuscht auf Snowcat, aber auch er sagte: „Das ist nur fair.“

Da Twinbow das Gespräch gleich im Anschluss wieder auf das Thema Party brachte, verlief der Rest des Abends, wie er begonnen hatte, ausgelassen. Natürlich stießen sie auf ihre neuen Teammitglieder Mystique und Shark Finn an, denen Sparky und Arcade feierlich die Zugangsdaten zur Feuerwache zu beamten. Violet Rain hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst die Zugangsberechtigung für die beiden eingerichtet. 


Irgendwann nach 22.00 Uhr schloss Snowcat die Tür zu ihrer Wohnung in Downtown auf. Drinnen legte sie den Riegel vor die Tür, stellte die Geschenke der ,78‘ auf der Kommode ab, hängte ordentlich ihren Mantel an die Garderobe und stellte den Koffer in den kleinen Schrank. Ihre neuen High Heels behielt sie an. Plötzlich nahm sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahr. Viel zu hoch für die Drohnen und Softpaw konnte es auch nicht sein, denn die war bei Tango in Boston. 

Da schon wieder. Snowcat sah genauer hin und erblickte den zarten Flügel eines wunderschönen, überdimensionierten Schmetterlings, der in Richtung Schlafzimmer davon flatterte. Snowcat hielt kurz den Atem an. Wie um alles in der Welt kam das Wesen hier rein? Vorsichtig spürte sie nach Magie. Ja, der Schmetterling war magisch. Was nun?

Da kehrte das Insekt zurück und flog Snowcat ein wenig entgegen, nur um dann erneut in Richtung Schlafzimmer davon zu fliegen, so, als wolle es dafür sorgen, dass Snowcat ihm folgte. Einen Moment stand Snowcat unschlüssig umher, ihr Herz pochte wild vor Anspannung. Doch ihre Neugier siegte und sie folgte dem Schmetterling. Als sie den Flur in Richtung Schlafzimmer betrat, erblickte sie weitere Schmetterlinge, kleinere, aber ebenso farbenprächtig wie ihr großer Bruder. Sie bildeten eine Art beweglicher Wegweiser, der nicht zu ihrem Schlafzimmer führte, wie sie zunächst gedacht hatte, sondern zu ihrem Bad. 

Mit klopfendem Herzen ging sie auf die Badezimmertür zu. Vorsichtig drehe sie am Knauf und schob die Tür zum Sprung bereit einen Spalt breit auf.

Das Badezimmer war von Kerzen erleuchtet, in die Wanne war ein Schaumbad eingelassen, welches verführerisch duftete und definitiv keines von denen war, die die Elfe bereits kannte. Der gesamte Boden war mit einem Meer von Blüten bedeckt. 

Es sah einfach unglaublich schön aus. Snowcat überlegte, ob sie das Bad betreten sollte und...schreckte zusammen, denn aus dem Wohnzimmer erklangen die Klänge einer akustischen Gitarre. Snowcat drehte sich um, die Schmetterlinge waren verschwunden. War das ein Traum? Nein, die Blüten, die Kerzen und das Schaumbad waren noch da. 

Lautlos lief Snowcat den Flur entlang zurück, stellte sich mit klopfendem Herzen an die Wand, schöpfte Mut und trat dann möglichst locker um die Ecke ins Wohnzimmer. 

Auf einem Sessel, die Füsse auf dem Tisch, entspannt auf einer Gitarre spielend, saß...

Harlequin.

Snowcat stieß leise den Atem aus, den sie angehalten hatte. 

Harlequin blickte auf, legte die Gitarre beiseite und sagte: „Hallo Snowcat, schön, dich zu sehen.“

Snowcat lächelte, lehnte sich gegen den Türrahmen, betrachte Harlequin genau und erwiderte, „Guten Abend. Ich finde es auch schön, dich zu sehen. Glaube ich zumindest.“

Harlequin hob spöttisch eine Augenbraue, „Du glaubst es?“

„Ja genau. Sicher kann ich erst sein, wenn ich mich von der Überraschung erholt habe.“ Sie stieß sich von dem Rahmen ab und schlenderte betont hüftschwingend auf Harlequin zu, der die Füsse vom Tisch nahm und sich aufrichtete. Sie setze sich in den Sessel neben ihn. „Okay, ich hab mich erholt. Ich bin erfreut dich zu sehen. Obwohl ich wohl mal ein Wort mit meinem Vermieter oder zumindest mit dem Portier am Eingang sprechen muss. Weil er mir nicht gesagt hat, dass du hier bist.“

„Oh, ich bin sicher, weder der Vermieter noch der Portier wissen, dass ich hier bin.“

Snowcat lehnte sich zurück, ärgerte sich insgeheim darüber, dass sie so etwas unspektakuläres wie einen Catsuit trug, nahm eine elegante, leicht verführerische Haltung an und fragte: „Was führt dich hierher?“

Harlequin lächelte leicht, es war schwer dieses Lächeln einzuschätzen, er wirkte immer ein wenig so, als würde Snowcats Verhalten ihn amüsieren, „Ich dachte, es wäre ein guter Zeitpunkt, um mit dir anzustoßen.“

„Anstoßen? Worauf?“, fragte Snowcat kokett und da war es wieder, dieses schwer einzuordnende Lächeln. 

Er fasste sich an sein weiß geschminktes Kinn und überlegte, „Auf die erfolgreiche Beschaffung des Artefakts? Auf deine erste Feindschaft zu einem Drachen?“ Snowcat zog scharf die Luft ein. Harlequin fuhr fort, „Nein, dass besser nicht, von einer Feindschaft kann auch noch gar nicht die Rede sein. Ich glaube, wir stoßen am besten auf deinen Geburtstag an.“

Die Elfe war sich sicher, dass er damit den 1. Jahrestag ihrer Verwandlung in einen Drake meinte. „Du bist gut informiert.“, bemerkte Snowcat leichthin.

Er lächelte geheimnisvoll, „Nur bei den Dingen, die mich interessieren.“

Harlequin winkte in Richtung Küche, woraufhin eine kleine Gestalt, die etwa so groß war, wie ein Zwerg, allerdings eher menschliche Proportionen hatte, mit einem Tablett in der Hand, herein kam. Er hatte orangerote, wild abstehende Haare, eine rote Clownsnase und ein weißgeschminktes Gesicht mit rotem Clownsmund. Auch seine Kleidung entsprach der eines Clowns, er trug eine Latzhose, weiße Handschuhe, ein kariertes Hemd und überdimensionierte Schuhe. Auf dem Tablett standen eine Falsche Cristal Rosé Champagner, nebst zweier Gläser. „Wenn ich vorstellen darf, Snowcat, das ist Henry.“, erklärte Harlequin. 

Henry stolperte herein, stellte das Tablett vor Harlequin auf dem Tisch ab, tapperte zu Snowcat herüber und streckte ihr die Hand entgegen. Snowcat rechnete damit, dass aus der gelben Blume Wasser spritzen oder Henry seine Hand im letzten Moment wegziehen würde, aber nichts dergleichen geschah, er nahm Snowcats Hand und deutete eine Flut von schmatzenden Handküssen an. So lange, bis Harlequin die Augenbraue hob, was Henry eigentlich nicht hatte sehen können. Dann verbeugte sich Henry, wobei er mit der Nase auf dem Boden stieß und diese dabei tutete, was Snowcat auflachen ließ. Dann peste er in die Küche und kam mit einem weiteren Tablett zurück, auf dem eine Schale mit Erdbeeren, eine Schale Schlagsahne und eine Schale mit zerstoßenen Pfeffer standen. Auch das stellte Henry auf dem Tisch ab und zog sich dann auf die kleine Couch schräg gegenüber zurück, wo er lautlos mit seinen Beinen wackelte, da sie beim Sitzen nicht den Boden berührten. 

Die Erdbeeren dufteten köstlich. Harlequin stand auf, nahm die Flasche Champagner in die Hand und blickte Snowcat fragend an.

„Für Champagner ist immer der richtige Zeitpunkt.“, sagte sie schnurrend.

Harlequin zog aus dem Nichts ein Schwert hervor, so, als trüge er ein Schwertscheide an seiner Jeans und schlug damit mit einem sanften Plopp den Korken von der Flasche. Dann steckte er das Schwert in das selbe Nichts zurück, aus dem er es gezogen hatte. Er füllte die beiden Gläser mit der zart rosa Flüssigkeit, reichte Snowcat ein Glas, stieß mit ihr an und setzte sich dann auf die Lehne des Sessels neben Snowcat, die nicht aufgestanden war. Nun konnte Snowcat das Leder seiner Jacke riechen. Unzählige Pins schmückten die Jacke. ,Dunkelzahn for President‘, ,Make Love, Not War‘, ,Nirvana‘ und, und, und.

Das teure, edle Getränk prickelte auf der Zunge und schmeckte einfach wundervoll. Die unterschiedlichsten Aromen entfalteten sich in Snowcats Gaumen. Snowcat schloss kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete und Harlequin betrachtete, konnte sie nicht umhin zu bemerkten, wie attraktiv der Elf in ihrer Nähe war. Seine grünen Augen funkelten, seine scharf geschnittenen, männlichen Züge wiesen hier und da Fältchen auf und verliehen ihm etwas Besonderes. Sein rotes Haar hatte er hinten mit einem simplen Lederband zusammengebunden. Seine lässige Haltung strotzte von Selbstbewusstsein und sein geschminktes Gesicht ließ mögliche Züge von Grausamkeit und Härte erahnen, die ihn in Snowcats Augen nur noch anziehender machten. 

Wie dumm, dass sie ihr Haar schon wieder zu diesen zwei praktischen französischen Zöpfen geflochten hatte, sonst hätte sie jetzt einen leichten Schleier aus Haar über ihr Gesicht fließen und dieses dann in einer weiblichen Geste zurückstreichen können. So blieb ihr nur ein Lob und ein leichter Seufzer für den köstlichen Geschmack des Champagners. Snowcat zog die Beine seitlich hoch, achtete aber darauf mit den Absätzen ihrer neuen Schuhe nicht die Polster zu zerstören, stützte den rechten Arm auf der Sessellehne auf und lächelte Harlequin an. Auch er ließ sich in seinen Sessel fallen und zog mit dem Stiefelbesetzten Fuss den Tisch näher, sodass Snowcat leichter an die Erdbeeren kam.

Henry meldete sich zu Wort, „Die Sahne müsste bald gegessen werden. Ich habe sie frisch aufgeschlagen und mit der Zeit wird sie die perfekte Konsistenz verlieren.“

„Na das will ich nicht riskieren. Ich liebe Perfektion.“ Snowcat nahm sich eine Erdbeere, tauchte sie in die geschlagene Sahne und dippte sie dann in den Pfeffer. Sie genoss jeden Bissen und das nicht um Harlequin einen erotischen Anblick zu bieten, sondern weil eine solche Köstlichkeit es verdient hatte, genossen zu werden. Zusammen mit dem Champagner war es wahrhaftig eine perfekte Kombination. „Das schmeckt einfach himmlisch.“ beteuerte sie. Sie blickte zu Henry hinüber, „Die Sahne hat genau die richtige Konsistenz und ist perfekt mit Vanille abgestimmt.“ Henry strahlte über das ganze Gesicht, ob des Lobs. Nun lächelte Snowcat wieder Harlequin an. „Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass das die besten Erdbeeren sind, die ich je in meinem Leben gegessen haben. Die hast du nicht am Pikes-Market gekauft. Soviel ist sicher.“

Harlequin winkte ab, „Nein, die sind von...“, er wedelte mit der Hand in der Gegend umher, „... weiter weg.“

Snowcat fiel unwillkürlich die Pizza aus New York ein. Aber statt nach dem ,Woher‘ zu fragen, trank sie lieber noch eine Schluck vom Cristal Rosé.

„Und, wie hat dir dein erstes Jahr als Drake so gefallen?“, fragte der Elf und sah Snowcat dabei in die Augen.

Snowcat überlegte nicht lange, „Das letzte Jahr war fantastisch, aufregend und voller neuer Erfahrungen. Ob ich dafür unbedingt hätte ein Drake werden müssen, weiß ich nicht. Am Anfang war ich einfach nur panisch, aber inzwischen ist es ein Teil von mir, den ich angenommen habe und nicht mehr missen möchte, auch wenn ich die neuen Fertigkeiten nur selten einsetzte. Zumindest ist es ein beruhigendes Gefühl, wenn man in einem Flugzeug sitzt oder auf einem Dach steht.“

Harlequin schien wirklich interessiert zuzuhören, der leicht überhebliche, amüsierte Ausdruck war aus seinem Blick verschwunden. „Und? Macht deine Ausbildung Fortschritte? Wie geht es Sean?“

Snowcat verstand nicht, „Sean? Welchem Sean?“

„Professor Sean Laverty.“

„Oh, der Professor? Als ich ihm das letzte Mal gesehen habe, ging es ihm gut. Er war sehr zufrieden mit dem Blütenstand einiger seltener, erwachter Bäume.“

Nun schmunzelte Harlequin verschmitzt, so, als erinnere er sich an etwas, dann sagte er „Du wirst ihn sicher bald wieder sehen, der Frühling ist ja die Zeit für Botaniker.“

Snowcat nickte, „Ja, das stimmt. Vielleicht schon nächstes Wochenende.“

Snowcat aß noch einige Erdbeeren und ließ sich von Harlequin ihr Glas nachfüllen. „Alles in Allem bin ich zufrieden mit meinen Fortschritten, obwohl ich jedes Mal wenn ich etwas lerne, feststelle, dass dies mindestens drei weitere neue Fragen aufwirft, die ergründet werden müssen.“ Snowcat lege ihre rechte Hand in ihren Nacken.

Harlequin beobachtete sie und da war wieder dieses amüsierte Lächeln, „Das ist wohl immer so. Die meisten Metamenschen würden von sich behaupten, dass sie mehr nicht wissen, als sie wissen.“

Bevor Harlequin die nächste Frage stellten konnte, sagte Snowcat, „Du hast eine Gitarre mitgebracht, kannst du auch spielen?“

Er nahm die Gitarre hoch und zupfte ein paar Seiten. Nach wenigen Sekunden verwandelten sich die Klänge in ein wundervolle spanische Weise. Snowcat wusste nicht genug über spanische Musik, um zu sagen, ob es sich dabei um eine bekannte spanische Melodie handelte oder, ob er improvisierte, aber er spielte virtuos und es klang einfach wundervoll romantisch und leidenschaftlich. Sie rückte mit dem Oberkörper näher an ihn heran. Am Liebsten hatte sie sich zu seinen Füßen gesetzt, aber ihr Ego hinderte sie daran und das war wahrscheinlich auch gut so.

Henry holte ein paar Kastagnetten aus seiner Latzhose und ließ sie zwei mal klacken. Weiter kam er nicht, ein einziger Blick von Harlequin ließ ihn das Rhythmus-Instrument wieder wegstecken.

In einer Pause sagte Snowcat leise, „Du spielst mehr als nur gut.“

Harlequin grinste, „Natürlich tue ich das. Wie soll ich dich denn sonst beeindrucken, als mit etwas, was ich gut kann?“ 

Oh ja, Snowcat war beeindruckt. Von all dem, was der geschminkte, geheimnisvolle Elf ihr gerade bot. Sie lächelte warm, denn sie genoss gerade jede Sekunde. Diese Stunden würden sich als sehr positive Erinnerung in ihr Gedächtnis einprägen. Noch nie hatte sich jemand nur ihretwegen solche Mühe gegeben. Dass dies für jemanden wir Harlequin, ein leichtes sein mochte, zählte nicht. Es zählte nur, dass er es tat.

Henry räusperte sich, „Das Bad wäre soweit... nein? Na macht nichts, es hat ja noch Zeit.“

Snowcat lächelte Harlequin weiter an, „Du bist ein großer Künstler.“

Das Kompliment schien ihn zu freuen, „Ich wäre auch mit dir in ein richtiges Konzert gegangen, aber da du ja erst deine Zeit im Haunted Mug bei dem verrückten Iren verbringen musstest und wahrscheinlich bereits morgen nach Boston fliegst, um dem alten Schwätzer zu berichten, blieb diesmal dafür keine Zeit.“

Snowcat berührte kurz zärtlich seinen Arm, „So ist es viel schöner. Danke.“

Statt etwas zu sagen, begann er wieder zu spielen und er sang sogar dazu. Gab es eine Steigerung von wundervoll? Wenn, dann war diese Zeit etwas, was das Prädikat verdient hatte. Manchmal wurde er leise und statt zu singen, stellte er eine Frage und sie plauderten dann ein wenig zu den leisen Klängen der Gitarre. Snowcat vergass alles um sich herum.

Irgendwann stellte Harlequin die Gitarre beiseite. „Langsam ist es Zeit für dein wohlverdientes Bad.“ 

Henry, der lautlos eingeschlafen schien, sprang auf und düste davon. „Vorher...“ sagte Harlequin laut und Henry hielt in seiner Bewegung inne, „habe ich aber noch ein Geschenk für dich.“ 

„Ach ja.“ Henry preschte in die Küche und kam mit einer kleinen, länglichen Schatulle zurück, die er Harlequin gab.

Snowcat konnte es kaum fassen. „Du hast noch etwas für mich?“, fragte sie aufgeregt.

Er gab Snowcat die Schatulle und sie öffnete sie. Darin befand sich eine feingliedrige goldene Kette mit einer zweidimensionalen, sitzenden Katze als Anhänger. Die Augen waren zwei kleine funkelnde Diamanten. Das Schmuckstück wirkte zart und kraftvoll zugleich und es war wunderschön.

„Darf ich?“, fragte Harlequin. 

Snowcat nickte, nahm ihre Zöpfe hoch und drehte Harlequin den Rücken zu. Er nahm die Kette aus der Schatulle und legte sie Snowcat um. Ihr Puls beschleunigte sich ein wenig, als er ihr so Nahe kam. „Das ist eine frühe Abbildung von dem, was die Ägypter später Bastet nannten.“, sagte er leise.

Snowcat berührte die kleine Katze zart, wandte sich Harlequin zu und fragte neckisch grinsend. „Später?“

„Ja, sogar viel später, diese Kette wurde gefertigt, als der Sand in Ägypten noch bunt war.“

Snowcat sah ihn ungläubig an. „Bunter Wüstensand? Davon habe ich noch nie gehört.“

„Ja, dann hattest du das einfach noch nicht. - Jedenfalls solltest du nicht versuchen die Kette durch einen Hüter zu werfen. Nur, falls du sie wieder so spät deinem Outfit hinzufügst, wie den Pin.“

„Oh ja, der Pin. Noch mal danke. Aber ich habe mich bedankt, bevor ich wusste, was es ist und ich habe ihn nicht missachtet, sondern so bei mir getragen oder in einem Schatzkästchen bewahrt.“, erklärte sie verspielt. Es lag keine Rechtfertigung in ihrer Stimme.

Harlequin grinste, „Stimmt, das hast du. Inzwischen hast du erkannt, worum es sich handelt. Ein weiterer Dank ist nicht notwendig“

„Die Kette ist jedenfalls ganz bezaubernd.“ Sie schenkte ihm einen geübten Augenaufschlag, denn sie war sich über die optische Wirkung ihrer ungewöhnlich langen Wimpern wohl bewusst. Wenn sie sich sonst bei Harlequin nicht sicher war, so bemerkte sie diesmal sogleich, dass ihm ihre Augen gefielen. „Ich werde sie nirgendwo hinwerfen. Auch nicht durch einen Hüter. Aber ansehen darf ich sie mir?“

„Natürlich.“ 

Snowcat stand ihm ganz nah und berührte ihn sanft mit der Hand am Arm. Er lächelte sie an, drehte sie um und führte sie an der Hüfte. „Ich bringe dich jetzt noch zu deinem Bad.“

Henry sprang auf und flitzte an ihnen vorbei.

„Ich hoffe jedoch, wir können einen solchen Abend bald mal wiederholen. Henry wird noch hier bleiben und sich um dein Wohlergehen kümmern.“

Das Bad sah immer noch so wunderschön hergerichtet aus. Ein Teil von ihr wollte Harlequin jetzt nicht gehen lassen. Dieser Teil wollte ihn anspringen und in die Badewanne zerren und... aber dieser Moment war so perfekt, ein anderer Teil wollte ihn auf keinen Fall zerstören und dieser Teil war weitaus größer. 

Also begnügte sie sich damit, ihn herzlich zu umarmen und ihm ein ernsthaftes „Danke für diese wundervollen Stunden, dieses schöne Bad und für die Kette.“, ins Ohr zu hauchen. 

Als sie sich von ihm löste, griff Harlequin nach Snowcats Hand, hob ihr Kinn mit seiner anderen Hand an und blickte ihr tief in die Augen. Snowcats Puls und Atmung beschleunigten und ihre Pupillen erweiterten sich. Der Catsuit um ihren Busen herum wurde enger. Sie wusste, dass die Sterne in ihren Augen nun in beginnender Erregung zu tanzen begangen und auch die Sterne in seinen grünen Augen tanzten. Dann küsste er sie, zart und leidenschaftlich zugleich. Verdammt, was konnte der Kerl gut küssen.

Als der Kuss zu enden drohte, drückte sie seine Hand und nahm seine Unterlippe kurz spielerisch mit den Zähnen gefangen. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und dann küsste sie ihn ein wenig weiter, denn erstens wollte sie noch länger geküsst werden und zweitens hatte sie nicht die Absicht, ihm völlig die Kontrolle zu überlassen. Letztendlich sollte Harlequin aber der sein,  der den Kuss beendete, auch wenn Snowcat gerne noch Stunden hier so gestanden hätte. 

Harlequin hörte auf, sie zu küssen, hielt Snowcats Kinn noch einen Moment erhoben, blickte ihr dabei wieder tief in die Augen, ging rückwärts durch die Tür hinaus und schloss sie hinter sich. Snowcat bleckte sich über die Lippen und drehte sich dann glücklich grinsend Henry zu. „Da ist ja immer noch so viel Schaum, wie hast du das nur gemacht?“

Henry, der inzwischen in der Luft schwebte, verbeugte sich, „Das kann ich nicht verraten. Ist ein altes Familiengeheimnis.“, dann ließ er hinter dem Rücken einen Strohalm fallen und hob ihn hektisch auf. Snowcat lachte und begann damit ihre Zöpfe zu entflechten. „Kannst du mir dabei helfen?“, fragte sie Henry und hielt ihm einen ihrer langen, dicken Zöpfe hin. 

„Ja, sehr gern.“ Er war deutlich schneller damit, als sie selbst. Als Snowcat die Hand an den Reißverschluss ihres Catsuits legte, zog Henry eine Sonnenbrille aus seiner Latz-Tasche und setzte sie auf, dann tastete er wie ein frisch erblindeter mit den Händen durch die Luft. „Was ist los?“, wollte Snowcat wissen. Er hielt sich die Augen zu und reichte Snowcat die Brille, sie war von innen verspiegelt. 

Snowcat lachte erneut, „Meinetwegen darfst du mich ruhig nackt sehen.“, sagte sie fröhlich.

„Ach so.“, er stopfte die Sonnenbrille zurück in den Latz.

„Darf ich dich etwas persönliches fragen?“, fragte sie, als sie in das wundervoll duftende, wohl temperierte Bad stieg. 

„Klar.“

„Bist du im weitesten Sinne des Wortes so etwas wie ein Geist?“

„Das ist aber sehr persönlich. Ich glaub, das kann man grob so sagen. Ich bin jedenfalls nicht von hier.“

In der Badewanne ließ Snowcat den Kuss Revue passieren und sie war dankbar für ihr gutes Erinnerungsvermögen. Sie wusste, wie Harlequin schmeckte, wie er roch, wie er aussah und wie er sich anfühlte. Sie wusste nicht genau, was da zwischen ihnen lief, aber sie empfand es als aufregend und faszinierend und sie würde auch bei ihrer nächsten Begegnung jede Sekunde davon genießen. In ihrem Bauch tanzten Schmetterlinge, wenn sie an Harlequin dachte. War sie etwa dabei, sich in ihn zu verlieben? So richtig zu verlieben? So, wie sie es immer in den Gedichten und Geschichten gelesen hatte? Baute sich da dieses unerklärliche Gefühl in ihr auf? Klar war, dass sie sich noch nie in ihrem Leben so sicher und sorglos gefühlt hatte, wie, als sie Harlequin bei seinem Gitarrenspiel zugehört hatte. Ihr Seele hatte geschwebt. 

Snowcat Rulz Of Life No 9: Liebe ist ein großes Geheimnis, dass sich zu enthüllen lohnt. 

Sie warf einen astralen Blick auf die Kette. Vor ihr erschien kurz eine magische Aura. Sie konnte einen Verankerungsfokus und eine Form von Heilmagie ausmachen, aber dann zerfaserte das Bild vor ihren Augen. Harlequin steckte wirklich volle Mysterien. 

Henry half ihr beim Haarewaschen und verschwand danach kurz durch die andere Tür des Bads ins Schlafzimmer. Ein wenig enttäuscht kehrte er mit ihrem Bademantel über dem Arm zurück. Er ließ den Kopf hängen, „Ich kann deine Puschen nicht finden.“

„Ich hab gar keine.“

„Oh!. Was ziehst du denn dann nach dem Bad an?“

„Dicke Socken.“

„Das ist nicht gut, du solltest Puschen haben.“

„Gut, dann werde ich mir welche kaufen.“

Henry strahlte.

Als Snowcat ins Schlafzimmer kam, war das Bett aufgeschüttelt und in der Mitte sogar vorgewärmt. Snowcat legte sich hinein und kuschelte sich in die Kissen. 

„Soll ich dir ein Schlaflied singen?“, fragte Henry, während Snowcat das Licht über AR ausmachte.

Snowcat lächelte, „Wenn du magst. Aber bitte ein echtes. Ich kann das nämlich nicht überprüfen. Mir hat noch nie jemand ein Schlaflied vorgesungen.“

„Oh! Wie traurig.- Ich kenne ganz schöne Alte.“

Snowcat drehte sich auf die Seite, „Da bin ich aber gespannt.“

„Aber bevor ich loslege, würde ich gerne wissen, ob ich morgen für dich packen soll oder ob du lieber selber packst?“

„Wie, morgen für mich packen. Bist du denn morgen noch da?“, fragte sie.

„Natürlich, ich wohn doch jetzt hier.“

Snowcat setzte sich noch mal auf. „Wie, du wohnst jetzt hier? Hier in Seattle?“

Henry nickte, „Hier oder wo du sonst gerade wohnst.“ Snowcat war baff, völlig sprachlos sozusagen.

„Hat er dir das nicht gesagt?“ Snowcat schüttelte den Kopf. „Och, ich dachte, das hätte er. Ich dachte, er hätte dir das vorhin in einem Lied gesungen. Naja, egal. Ich wohn jetzt bei dir, es sei denn, du möchtest nicht.“

„Doch. Ich hab nichts dagegen einzuwenden.“

Unter den Klängen eines Schlafliedes, von dem sie weder die Worte verstand, noch die Melodie kannte, schlief sie ein. 

Am nächsten Morgen brachte ihr Henry ein reichhaltiges Frühstück ans Bett. Als sie die Menge sah, sagte er „Du bist ein bisschen dünn, weißt du.“ 

Snowcat sah an sich herab. „Findest du?“

Henry nickte und die Blume an seiner Latzhose wackelte dabei. Auf dem Frühstückstablett stand eine Vase mit einer Rose und dort lag eine Karte. Snowcat öffnete die Karte und las, 

,Liebe Snowcat, ich bin sicher, Du kommst gut mit Henry zurecht. Wie Du mit ihm umgehen musst, findest Du bestimmt schnell heraus. 

H. 

P.S.: Vielleicht bringe ich nächstes Mal eines meiner Hemden mit.‘ 

Beim Lesen der letzten Worte kribbelte es in Snowcats Unterleib. Woher er das schon wieder wusste. 

Die Elfe aß ihr komplettes Frühstück auf. Die Spiegeleier in Hello Kitty Form, den Speck, das Marzipan-Croissant, die Marmelade und das Obst, irgendwie hatte sie genau darauf Appetit gehabt. Henry war wirklich gut. 

Vor ihrer Abreise fuhr sie ins Magical Me und ließ sich ihr schneeweißes Haar auf Hüftlänge kürzen. Sie liebte ihr langes Haar, aber dass sie inzwischen Gefahr lief, sich selbst auf ihre Zöpfe zu setzen, war einfach zu unpraktisch. Dass Xander nicht murrte, zeigte ihr, wie richtig sie mit dieser Entscheidung lag. Dann kaufte sie bei Xander vier Paar Hausschuhe. 


Am Nachmittag des 20.Aprils 2072 flog Snowcat bereits wieder nach Boston. Blackstone blieb immer an ihrer Seite. Ihr erster Weg führte zu Tangos Studio, denn dort wartete Softpaw auf Snowcat. Das echsenhafte Aussehen von Tango schreckte Blackstone nicht. Natürlich hatte Snowcat Tango über ihre Rückkehr ebenso informiert, wie sie Blackstone angekündigt hatte. Der Duft der durch das alte Gebäude strömte, verriet, dass es ein köstliches Abendessen geben würde. Snowcat war begeistert und Blackstone war es noch mehr. Er verstand sich mit Tango auf Anhieb. Schon beim Hauptgang war klar, dass Blackstone demnächst mit trainieren würde und beim Dessert beschlossen die zwei, dass Blackstone bei Tango Kochunterricht bekäme. Etwas womit Snowcat nicht unbedingt etwas zu tun haben wollte. Zum Glück würde der Kochunterricht stattfinden, wenn sie am MIT&T war.

Snowcat war so wild darauf, wieder Schwertkampf zu trainieren, dass sie noch an diesem Abend eine kleine Lektion einfügten und sie eine Menge neuer Termine ausmachten.

In ihrem Appartement zog Snowcat die Couch im Wohnzimmer zu einem Bett aus und holte aus ihrem Schrank frisch bezogenes Bettzeug heraus. Für die nächsten Nächte musste das reichen. Das quietsch-bunte, orange-grüne Muster war ein unmissverständlicher Hinweiß darauf, für wen die Bettwäsche eigentlich gedacht war. Snowcat lächelte Blackstone an: „Da siehst du mal, worauf du dich eingelassen hast.“

Blackstone grinste und seine weißen Zähne strahlten in seinem dunklen Gesicht: „Bin ja schon froh, dass du nicht in einem Studentenwohnheim wohnst.“

Sie lachte: „Einen Weile habe ich sogar daran gedacht, aber dann erschien mir mein Lebenswandel doch zu unstetig.“ Snowcat warf sich in ihren neuen Tigerpuschen im Schneidersitz auf den Sessel und nippte an ihrer heißen Schokolade, nach all dem bitteren Tee in der transsibirischen Eisenbahn konnte sie für eine Zeit lang keinen Tee mehr sehen. „Möchtest Du morgen eigentlich mit zu meinem Treffen mit Ehran kommen?“

Er schüttelte den Kopf; „Nicht mit rein. Aber ich bring dich hin und warte dort. Das genügt.“

Snowcat legte den Kopf ein wenig schief, dann sagte sie etwas leiser; „Na, jedenfalls bin ich bei Ehran sicher.“

„Darum muss ich ja auch nicht mit dabei sein.“

Snowcat sah Blackstone ein wenig skeptisch an, „Ist das jetzt der Maßstab?“

Er nickte nur.

„Okay.“, sie machte eine Pause und fuhr dann fort, „Ehran ist mein Mentor. Nachdem wir den Diskus besorgt haben, haben wir uns unterhalten und er hat mir angeboten, sich um meine Ausbildung zu kümmern. Ich hab ,Ja‘ gesagt. Es fühlte sich irgendwie gut und richtig an. Er bezahlt das...“ sie deutete mit dem Kopf durch die Wohnung, “alles hier und ich hab offiziell ein Stipendium des DIMR am MIT&T und er hat mich auch Tango vorgestellt.“ Snowcat lächelte nun tiefsinnig, „Ich mag das Training bei Tango besonders gern, aber ich gebe auch bei den anderen Bereichen alles, um nur Bestergebnisse zu erzielen. Ich bin Ehran dankbar, dass er das alles für mich tut und möchte ihm das damit zeigen.“ Blackstone verzog das Gesicht zu einem Schmunzeln, Snowcat wusste, was er damit meinte. „Ja, du hast Recht, ich gebe alles, weil ich einfach gern die Beste bin.“

„Wenn es dir gefällt, ist es gut.“ Mehr sagte Blackstone dazu nicht. So war er eben.

Einen Moment lang überlegte sie, Blackstone nach demjenigen zu fragen, der Sal, Trouble und Liam geschickt hatte, aber sie hatte zugesagt, ihn nicht damit zu löchern, also fragte sie stattdessen: „Und? Begleitest du mich jetzt auf Schritt und Tritt?“

Blackstone schüttelte den Kopf, „Nur wenn es angebracht ist.- Und ich werde mir hier in der Nähe auch eine eigne Bleibe suchen.“

Snowcat hob eine Augenbraue. Das klang nach einer längeren Angelegenheit. Sie fragte nach, „Wie lange wirst du mich begleiten, wenn es angebracht ist?“

Blackstone grinste wölfisch; „So lange, bis du auch ohne meinen Schutz in Sicherheit bist.“

Snowcat stand auf, ging zu Blackstone rüber und küsste ihn zart auf die Wange. „Danke!“, dann ging sie in ihr Schlafzimmer und sagte an der Tür, „Ich muss morgen so um 9.00 Uhr in der Uni sein. Softpaw hat telekinetische und telepathische Fähigkeiten, also wundere dich nicht, wenn du plötzlich das intensive Verlangen verspürst, sie zu kraulen oder zu füttern oder wenn plötzlich eine Schranktür offen steht. Gute Nacht.“ Softpaw sprang vom Kratzbaum herab und verschwand noch vor Snowcat durch die Schlafzimmertür. Die Elfe schloss die Tür nicht ganz, damit die Blackberrykatze sich ungehindert bewegen konnte. Als Snowcat in ihr vorgewärmtes, aufgeschütteltes Bett schlüpfte, strich sie verträumt über die kleine goldene Katze an ihrem Hals. Sie freute sich schon auf Blackstones Gesichtsausdruck, wenn Henry ihnen am Morgen das Frühstück servieren würde.  


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Während des nächsten Wochenendes trafen die ersten Semesternoten auf Snowcats Commlink ein. Bis auf ihre Note in Kunstgeschichte, war sie in allen Punkten mehr als zufrieden mit sich selbst. Doch das B+ für ihre Hausarbeit in Kunstgeschichte war ihr unverständlich. Sie musste unbedingt klären, wie sie so falsch hatte liegen können.

„Professor Mac Fayden!“ Snowcat hatte ihren Professor für Kunstgeschichte gerade noch entdeckt, kurz bevor er um die nächste Ecke herum verschwunden gewesen wäre. Die Elfe hatte schnell reagiert und dem leicht untersetzen Mann vorsichtshalber ihre Stimme hinterher geworfen, damit er sie auch hörte.

Mac Fadyen zuckte kurz zusammen und drehte sich dann um. 

Snowcat verfiel in einen leichten Laufschritt, um den Mann nicht unnötig warten zu lassen. Der Mensch war mit seinen 1,75m ein wenig kleiner als Snowcat und als er sie erblickte, fuhr er sich schnell mit seinen großen, gepflegten Händen durchs braune Haar, welches schon die ersten Anzeichen von grau aufwies.

Die anderen Studenten machten Platz und so war Snowcat schnell zum Professor vorgedrungen.

„Professor Mac Fayden, danke, dass Sie gewartet haben! Ich war gerade auf dem Weg zu Ihnen. Hätten sie vielleicht einen Augenblick Zeit für mich?“

Der Professor räusperte sich, blickte kurz an Snowcats Köper auf und ab, wobei sein Blick offensichtlich an Taille und Hüfte einen Moment länger hängen blieb, bevor er ihr dann fest in die Augen schaute: „Hmmhmm, Miss Snow, nicht wahr?“

Snowcat lächelte charmant: „Richtig. Aber bitte, sagen Sie doch Cathrine!“

Ein Hauch von Röte zeichnete sich auf den Wangen des gediegenen Experten für Kunstgeschichte ab, „Ja, hmm, Cathrine, was kann ich für Sie tun?“

„Ich habe da eine Frage bezüglich meine Hausarbeit und ich würde mich freuen, wenn sie mir eine Auskunft geben könnten. Wenn es jetzt gerade ungünstig ist, dann komme ich gerne ein andermal wieder.“

Mac Fayden blinzelte vier Mal kurz hintereinander und meinte dann: „Nein, ich wollte nur gerade in.. Ähm.“, er blickte sich um und fuhr fort, „.. ins Stadtzentrum, aber das eilt nicht.“ Nun wies er höflich in Richtung einer Bank vor einem Fenster hier auf dem Gang: „Vielleicht setzen wir uns kurz Miss, ... Cathrine.“

„Ja, gerne. Vielen Dank Professor.“

Professor Mac Fayden wartete, bis Snowcat sich gesetzt hatte und setzte sich dann selbst. Während einige Studenten in Richtung Treppenhaus an ihnen vorbeizogen, fragte er: „Nun, Cathrine, worum geht es denn genau?“

Snowcat lächelte erneut. „Ich habe für meine letzte Hausarbeit über die Maler der Renaissance ein B+ bekommen und aus ihren Anmerkungen kann ich nicht entnehmen, worin meine Fehler lagen und was für ein A nötig gewesen wären. Es wäre schön, wenn sie mir das erläutern könnten, damit ich mich verbessern kann. “

Der Professor kniff die Augen kurz zusammen. Auf seiner Stirn sammelten sich ein paar wenige Schweißtropfen, die einerseits sicher der Wärme geschuldet waren, eventuell aber auch an den sichtlichen Bemühen des Professors lagen, Snowcat fest ins Gesicht zu blicken. „Hmmmm. Ein B+, sagen Sie? Nun ja, sind sie zufällig ins Unisystem eingelockt?“

Snowcat nickte, „Ja, natürlich.“

„Nun, könnte ich das dann vielleicht mal sehen?“

„Selbstverständlich.“ Snowcat rief einen Link auf und schickte ihm dann ihre Datei auf sein Commlink. 

Professor Mac Fayden überflog kurz einige Seiten der Hausarbeit, blätterte ein paar Mal hin und her und räusperte sich erneut: „Nun, um ehrlich zu sein, Cathrine, ich verstehe was Sie meinen. Meiner Begründung sind keine Fehler ihrerseits zu entnehmen. Hmhmm?“ Er las einige Zeilen mehr. „Ich befürchte, da liegt ein Irrtum in der Benotung vor. Ich wollte Ihnen offenbar eigentlich ein A+ geben.“ Er gestikulierte kurz und sandte Snowcat die Datei mit der geänderten, bestätigten Note zu.

Snowcat war einen Moment lang mehr als überrascht. Ihrer eignen Meinung nach war die Arbeit wirklich gut gewesen, aber nicht unbedingt gut genug für eine Bestnote. Natürlich beschwerte sie sich nicht. Sie strahlte den Professor vielmehr freundlich an. „Vielen Dank!“

Erneut zeichnete sich ein wenig Röte auf dem Gesicht des Professors ab: „Nun sie müssen sich nicht bei mir bedanken, der Fehler lag ja bei mir. Ich gratuliere ihnen zu ihrer guten Leistung, mir ist schon im Unterricht das eine oder andere Mal aufgefallen, dass sie ein gutes Gespür für Kunst haben.“  Er räusperte sich erneut, „Kann ich Sie vielleicht noch irgendwo hinbringen? Wie gesagt, ich wollte gerade ins Stadtzentrum.“

„Nein, Danke. Ich habe jetzt gleich noch Unterricht.“

Snowcat stand auf und der Professor erhob sich ebenfalls, doch dann wandte sich der Mann noch einmal an die Elfe: „Cathrine, entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie eben angestarrt habe. Ich wollte Sie damit keines Falls beleidigen oder Ihnen zu nahe treten oder sie gar auf Ihr Äußeres reduzieren. Ich war bereits seit frühester Kindheit von wirklicher Schönheit fasziniert, darum bin ich auch Professor für Kunstgeschichte geworden. Ich bin leider selbst ohne künstlerisches Talent, aber im Studium der Kunst und Kunstgeschichte habe ich meine Erfüllung gefunden. Sie sind mit wahrer Schönheit gesegnet. Womit ich nicht nur ihre ungewöhnliche Hautfarbe meine. Ich kann an Ihnen den goldenen Schnitt erkennen und dem kann ich mich nur schwer entziehen.“

Snowcat lächelte und meinte ernsthaft: „Ich fühlte mich keines Wegs beleidig. Vielen Dank Professor für das wunderschöne Kompliment.“

Um pünktlich zu Magietheorie zu erscheinen, musste Snowcat sich erneut beeilen. Sie kam gerade noch rechtzeitig. Dave hatte ihr einen Platz freigehalten und schob ihr grinsend und wortlos einen Kaffeebecher zu, als sie sich neben ihn setzte. 

Obwohl Snowcat nicht dumm war, rauchte ihr nach Magietheorie immer der Kopf. Dave schien da eine viel schnellere Auffassungsgabe zu haben. Vielleicht war dies darauf zurückzuführen, dass in ihm ein Hermetischer Vollmagier steckte. 

Nach dem Unterricht schlenderten Snowcat und Dave über das riesige Campusgelände und nahmen unter einer großen Eiche Platz. Dave zog eine Plastikschachtel aus seiner Tasche und öffnete sie. Darin lagen Sandwiches. Er bot Snowcat eines an und redete dabei schnell und zappelig wie immer: „Hier Cat, probier mal eines. Die sind wirklich gut. Mit Hühnchen und Salat. Meine Mum macht die selbst, weißt du, sie kann nicht sonderlich gut kochen oder so, dafür haben wir auch eine Haushälterin, aber die Sandwiches meinen Mum sind 1A.“ Er nahm ein Sandwich heraus und hielt es Snowcat hin, „Vertrau mir einfach , bitte.“ Dann würde er plötzlich rot im Gesicht, „Oder bist Du Vegetarierin?“ Bevor Dave in eine Litanei von Entschuldigungen verfiel, schnappte sich Snowcat das Sandwich. „Nein, bin ich nicht.“ Sie probierte und Dave hatte nicht übertrieben das Sandwich war wirklich gut. 

Sie saßen eine Weile schweigend und essend beisammen. Dave fing gerade wieder an etwas über Magie zu erzählen, als er plötzlich mitten im Satz inne hielt und mit seinen Augen einer Gruppe von Mädchen folgte.

Snowcat beugte sich dicht zu ihm rüber und fragte leise: „Wer ist Deine Auserwählte?“

Dave erschrak erwartungsgemäß, dann wurde er richtig rot. „Was? Nein ich also...“, er kratze sich kurz am Kopf, „Woah, könntest Du ein bisschen Abstand halten bitte. Ich kann nicht klar denken, wenn Du so nah bist!“

Snowcat zog sich ein wenig zurück und blickte Dave streng an. „Na, wer?“

„Das Mädchen mit den rotbraunen Haaren. Mimi. Ich kenne sie schon eine Weile, wir waren auf der selben High School. Sie ist wirklich richtig süß, aber sie gehört jetzt zum Gefolge der Wichtigen, weißt Du? Die Blonde, die der Gruppe vorauslief, das ist Deidre und die gehört zur Kategorie Luxus-Prinzessin.“

Deidre marschierte voran und vier Mädchen folgten ihr in einer Art Formation, stolz erhobenen Hauptes und mit einander aufgeregt schwatzend.

Snowcat beobachtete sie einen Moment und analysierte schnell Körpersprache und Ausstrahlung. Mimi gefiel ihr. Snowcat mochte Dave und darum beschloss sie, ihre Fertigkeiten für ihn voll in die Waagschale zu werfen. . 

Sie stand auf, lief ein paar Schritte und rief; „Deidre? Kann ich dich mal kurz sprechen?“ Daves Hustenanfall ignorierte Snowcat.

Als sie 35 Minuten später zu Blackstone in dessen Mietwagen mit metamenschlicher Anpassung stieg, hatte sie Dave zu einem Date mit Mimi verholfen und sie schätzte, dass die beiden die nächste Verbindungsparty gemeinsam besuchen würden. Snowcat grinste Blackstone an. „Ich sehe, du hattest einen guten Tag.“, sagte er verständnisvoll.


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Am Abend des 26.Mai 2072 saß Snowcat mit Blackstone und Doc in Hoppers Limousine. Die drei ließen sich ins Matchsticks fahren, dort sollten sie nach einem Johnson mit der Nummer 211983 fragen. Jemand hatte mit Doc Kontakt aufgenommen und dieser Jemand wollte unbedingt genau UC für diesen Job. Snowcat trug ein silbernes, bodenlanges Kleid mit tiefem Rückenausschnitt von Bodyline, aus dem mit zunehmender Körpertemperatur ein dunkelblauer Nachtmittel mit Sternen wurde. Als sie in perfekt sitzender Abendgarderobe den Club betraten, standen gerade Ella Fitzgerald und Louis Armstrong auf der Bühne und spielten ein wundervolles Live-Jazz-Duett, schöne neue AR-Welt.

Snowcat fragte an der Bar nach Mr. Johnson, worauf hin sie eine hübsche Angestellte im kurzen Kleid und mit Bauchladen zu einer Tür, die hinter einer Echtholz-Wandvertäfelung verborgen war, brachte. Hinter der Tür verbarg sich ein moderner Konferenzraum, das Mädchen nahm noch die Bestellung auf, dann verschwand sie. Auf dem runden Konferenztisch lagen vier Commlinks mit Trodes bereit, um Full VR in die Matrix gleiten zu können. Die Geräte waren mit den Namen ;Blackstone‘, ,Mystère‘, ,Doc‘ und ,Snowcat‘ versehen. Die drei Runner warfen sich interessierte Blicke zu. Doc aktivierte den AR-Tag auf dem Tisch. Eine Stimme sagte; „Bedauerlicherweise kann dieses Meeting nur VR stattfinden, da es mir nicht möglich ist, persönlich anwesend zu sein. Ich möchte Sie bitten unbedingt dieses Equipment zu nutzen, sollten Sie dazu nicht beriet sein, kann es leider zu keinem Deal kommen. Was ich sehr bedauern würde.“

Das Mädchen brachte die Getränke und verschwand danach sofort wieder. 

„Wie sicher bist du dir bei dem Johnson, Doc?“, fragte Blackstone.

Doc zuckte leicht mit den Schultern und trank einen Schluck von seinem Whisky. „Eine vertrauenswürdige Quelle hat davon erzählt, das jemand UC wünscht, weil wir genau die Richtigen für den Job sein sollen. Den Auftraggeber selber kenne ich nicht.“

Snowcat überlegte kurz: „Ich schlag vor, dass nur Doc und ich gehen. Wenn Dir was komisch vorkommt Blackstone, dann weißt du ja, wie du unsere Hacker erreichen kannst.“

„Gut, machen wir es so.“ Blackstone setzte sich. Sein Bier rührte er nicht an.  

Snowcat und Doc setzten die Trodes auf, zählten nonverbal bis drei und schalteten die Geräte gleichzeitig ein.

Snowcats Umgebung zerwaberte und sie verspürte ein kurzes Ziehen in ihrem Hinterkopf, dann fand sie sich in einer Limousine auf einer Ledergepolsterten Sitzbank wieder. Neben ihr saß ein in einen Smoking gekleideter Mann. Sie wusste, dass sie diesen Mann schon einmal auf irgendeinem Plakat in L.A gesehen hatte. Doc nannte ihr den Namen des Schauspielers und Entertainers aus dem 20 Jahrhundert den er verkörperte, sein Name war Dean Martin. Snowcat blickte an sich herab. Sie trug ein weißes Kleid und ein Blick in ihre Spiegelung in der Fensterscheibe verriet ihr, dass sie sich in eine weltberühmte Blondine verwandelt hatte, Marilyn Monroe.

Die Limousine hielt auf ein Bürogebäude zu, über dem ein Horizon-Symbol thronte. Die Türen des Wagens öffneten sich und sie konnten gar nicht anders, als dem Weg zu folgen. Dann standen ,Dean‘ und ,Marilyn‘ mitten in den leeren Räumen einer Bar mit Bühne aus dem letzten Jahrhundert. Frank Sinatra empfing sie. 

Nach einer kurzen Begrüßung kam er zur Sache. „Das Logo über dem Haus entspricht den Tatsachen, ich beauftrage sie tatsächlich im Namen von Horizon. Die Zeit drängt, was diesen Auftrag betrifft, darum musste ich diesen Weg wählen, Sie zu kontaktieren. Wir haben nur Gutes über Sie gehört und sind fest davon überzeugt, dass Sie die Richtigen für den Job sind. Ich teile ihnen nun die Konditionen für diesen Auftrag mit und wenn Sie damit einverstanden sind, dann sage ich Ihnen Genaueres. Es geht darum in Bogotá und Umgebung eine Reihe von Missionen auszuführen, die entscheidend in den Ausgang des Krieges zwischen Aztlan und Amazonien eingreifen könnten. Derzeit läuft es nicht sonderlich gut für Amazonien, wie Sie vielleicht wissen. Wir würden gerne dafür sorgen, dass sich das ändert. Wir werden ihnen für diese Aufträge immer nur das sagen, was sie wissen müssen, nicht mehr. Könnten Sie so arbeiten?“

Snowcat legte die Stirn in Falten und sie hoffte, dass auch Marilyn das nun tat. „Es ist nichts dagegen einzuwenden, in den Krieg für Amazonien einzugreifen, aber nur wenig zu wissen, könnte Probleme bereiten.“

Frank konnte die Stirn in Falten legen, „Ich verstehe nicht ganz. Manchmal wird es vielleicht nötig sein, mehrere Aktionen zusammenlaufen zu lassen, damit am Ende ein Ziel erreicht wird. Über parallel laufende Operationen müssen Sie Nichts wissen.“

Snowcat war einen Blick rüber zu Dean und sagte dann, „Na gut Mr. Sinatra, fahren Sie fort. Wir sind interessiert.“

„Gut. Wir brauchen Fachpersonal, dass nach Bogotá reist und für die nächsten 7-9 Tage spezifische Aufklärungs- und Kampfmissionen durchführt. Das Team muss in der Lage sein, sich unauffällig durch die Stadt und den Dschungel zu bewegen. Wir zahlen ihnen 12.000¥ für jeden Tag und 5000Y für jeden Packen Zusatzinformationen, die sie uns beschaffen können. Wir stellen Ihnen spezielles Equipment und einen Kontaktmann in Bogotá zur Verfügung und sie müssen innerhalb der nächsten fünf Stunden einsatzbereit sein.“

Snowcat hob eine Augenbraue und begann mit den Verhandlungen. Am Ende hatte sie Sinatra auf 18.000¥ pro Tag und 7500¥ pro Informationspacken hochgehandelt.

Sinatra lächelte: „Gut ihr Kontaktmann wird Agent Nr 211983 sein. Alle Teammitglieder müssen in 5 Stunden an den Treffpunkt-Koordinaten sein, wo ein LKW auf sie wartet, der sie dann zum Weitertransport befördern wird. Wissen Sie schon, wie viele von Ihnen auf diese Mission gehen werden?“

Snowcat schüttelte den Kopf.

„Gut, dann teilen Sie mit das bitte unter der Kontaktnummer innerhalb der nächsten 4 Stunden mit. Der Raum im Matchstick steht ihnen noch für eine Stunde zur Verfügung. Sonst noch Fragen?“

„Wie können wir denn sicher sein, dass unser Kontaktmann in Bogotá auch der ist, der er vorgibt zu sein? Ich würde gerne ein Codewort ausmachen.“

Sinatra nickte, „Gut, wie wäre es, wenn sie den Agenten nach ihrem Aussehen während unsere Besprechung fragen?“

„Einverstanden.- Dann werden wir uns jetzt auch verabschieden, wir müssen Vorkehrungen treffen, wenn es in fünf Stunden los gehen soll.“ 

Sinatra lächelte und sagte, „Ich wünsche Ihnen viel Erfolg. Bitte beachten sie, dass sich die Commlinks nachdem Verlassen dieses Clubs innerhalb von 10 Sekunden selbst zerstören.“ Sinatra grinste nun jungenhaft, „Diesen Satz wollte ich schon immer einmal sagen.“

Snowcat aka Marilyn grinste. „Und Mr. 211983.- Sie wissen nicht, was Ihnen gegenüber einem direkten Treffen mit mir entgangen ist.“

Sinatra seufzte leicht. „Doch Snowcat, seien Sie versichert, dass weiß ich leider ganz genau.“

Doc und Snowcat nahmen den Trodes ab und es gab wieder dieses Ziehen, danach fühlte sich Snowcat für einen Augenblick desorientiert. Tatsächlich begangen die Geräte zu zischen und zerstörten sich selbst. 

Sie besprachen sich kurz mit Blackstone und starteten dann einen Rundruf bei den UC Mitgliedern und denen, die es werden wollten. 

Gut 20 Minuten später stand fest, dass Thunderstrike, Riven, Sunrise, Llamé, Twinbow, Blackstone und Snowcat diesen Run machen würden. In Bogotá würden noch Blood und Steel zu ihnen stoßen, darüber würden sie Agent 2 11 9 8 3 nicht informieren, es war immer gut, noch ein As im Ärmel zu haben. 


                                                            UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Wie der Run verläuft, ob die Runner damit wirklich einen entscheidenden Beitrag zum Sieg von Amazonien leisten und ob Sunrise und Riven nach diesem Run fest zu UC gehören, werdet ihr nur hier erfahren.

Schaut ruhig öfter vorbei, denn wer weiß, vielleicht gibt es ja das eine oder andere Intermezzo. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*