Prequel zu Episode 01/15

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Welcome Omae, 

Chang spricht eine Einladung an Snowcat aus, die diese annimmt und wir waren dabei und haben die Sache aufgezeichnet, die wir Dir hier zur Verfügung stellen.

Das Prequel ereignet sich am 0.10.2073 und zwar während des Endes von Episode 29/14 und vor Episode 01/15.

Deine Kommentare zum Prequel passen am Besten unter A Tale So Far Party IX. [LINK]

(Das kleine Prequel entstand auf Initiative des Spielers von Chang per Mail.)

Die Ereignisse beim Yama König lassen Chang keine Ruhe. Er war sich so sicher, auf dem Chip ein Firmenlogo erkannt zu haben. Das Firmenlogo. Das, was er kennt, was er in seiner Vergangenheit immer wieder gesehen hat. Da war die Chance eine Tür zu seiner Vergangenheit zu öffnen. „Nein es war eben keine Chance, es war eine Illusion. Ob ich mit Snowcat darüber reden kann? Ich könnte Sie zu einer Teezeremonie einladen.“ denkt sich Chang. Natürlich dient eine Teezeremonie nicht nur dem Genießen von Tee. Für Chang ist es besonders auch eine Art, Wertschätzung und Ehrerbietung zu zeigen und eine Gelegenheit, über die vergangenen Ereignisse zu reden.

Chang wendet sich an den Service im Hotel. Er möchte ein Séparée im Restaurantbereich des Hotels für eine Teezeremonie reservieren. Der ausgezeichnete Service bietet Chang an, die verschiedenen Séparée im Restaurant zu besichtigen und sich dabei doch auch gleich einen Tee auszusuchen. Das Hotel hat eine sehr exklusive Auswahl an Tees und es fällt Chang schwer eine Auswahl zu treffen. Schließlich hat er sich für einen Tee entschieden. Nachdem er ein Séparée mit einer wundervollen Aussicht auf Hong Kong ausgesucht hat, muss er sich noch für ein Geschirr entscheiden. Schließlich ist alles zu seiner Zufriedenheit und er bereitet eine Einladung vor. Da er auf einen so festlichen Moment nicht vorbereitet ist, geht er anschließend in den hoteleigenen Läden, um sich passende Kleidung kaufen.

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Es klingelte. Ich hatte nichts bestellt. 

Shark Finn warf einen Blick auf das Kamerabild, die den Bereich des Flurs vor der Suite zeigte. „Es ist Chang.“, verkündete er. 

Ich warf einen Blick auf die Uhr. Das Treffen mit Shen würde erst in zwei Stunden stattfinden. Entweder war Chang viel zu früh oder aber er wollte etwas anderes. Ich nickte Shark Finn zu, der Chang die Tür öffnete und drückte auf die Stopp-Taste, um die jüngste Vorlesung anzuhalten, die mir Dave geschickt hatte.

Chang betrat die Suite wortlos und mit der geraden Haltung, die wir von ihm gewohnt waren. Er lächelte und blieb dann vor mir stehen.

Ich blieb auf der Couch sitzen und sah zu ihm auf, „Hey, nah, was gibt es?“

Chang verbeugte sich leicht und überreichte mir eine kleine Karte. Sie war mit chinesischen Ornamenten verziert und in gedruckten, chinesischen Schriftzeichen stand darauf: ‚Einladung zu einem Kung Fu Cha‘. Auf der Rückseite waren handschriftlich Zeit und Ort vermerkt. ‚Heute Abend, 21 Uhr im Restaurant in der 15 Etage. Die Karte verströmte einen leichten Duft. Kein Parfum oder so, eher irgendein Tee. Ich wusste noch nicht ganz, worauf das hinauslief, aber ich hatte eine Ahnung. 

‹Hoffentlich gibt es auch Gebäck.›, meinte Katze, ‹welche von diesen Mini-Zitronen-Biskuit zum Beispiel, Elfenmädchen.›

Ich schmunzelte, ‹Ich glaub eher nicht, Katze.›. 

Ich sah von der Karte lächelnd zu Chang auf. „Kung Fu?“, fragte ich nur.

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Chang verbeugt sich und lächelt Snowcat an. „Nein Snowcat, mit Kung Fu ist diesmal nicht die Kampfsportart gemeint. Die Bezeichnung meint hier die Perfektion, die man durch Erfahrung und intensives Üben erreichen kann, wenn man den Tee zubereitet. Das oberste Ziel für jeden Teemeister ist es, eine perfekte Tasse Tee zu zubereiten. Auch wenn meine Fähigkeiten als Teemeister wirklich nichts mit Perfektion zu tun haben, möchte ich Dich auf eine Tasse Tee einladen, die ich zu bereiten werden.“

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Eine Lektion meines Mentors tauchte augenblicklich in meiner Erinnerung auf, in der er freundlich aber bestimmt meine Annahme korrigiert hatte, die Teezeremonie stamme ursprünglich aus Japan. Dem war nicht so, wie ich nun wusste. Die Wurzeln der japanischen Teezeremonie lagen in China und beide Arten entwickelten sich irgendwann unabhängig. In China wurde die Teezeremonie während der Kulturrevolution aus der Öffentlichkeit verdrängt und erlebte erst Jahrzehnte später eine Wiedergeburt, deren Zeremonie allerdings niemals so überhöht wurde, wie die in Japan.

„Vielen Dank. Ich komme sehr gern.“, erklärte ich lächelnd.

„Shark Finn ist auch eingeladen.“ fügte der bescheidene Asiate hinzu.

Der Fomori winkte ab, „Danke, aber nein lass mal. Das ist nichts für mich und ich bezweifle, dass sie für mich die passenden Zeremonie-Tassen haben.“

Nachdem Chang gegangen war, sagte ich an Shark Finn gewandt, „Eine Teezeremonie, da bin ich gespannt.“

Finn zuckte mit seinen gewaltigen Schultern, „Echt? Klingt eher langweilig.“

Ich grinste, „Das finden sicher einige. Aber das Gesprächsthema könnte interessant werden.“

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Ich hatte mich für ein knielanges, simpel geschnittenes, einfarbig hellblaues und armfreies Seidenkleid entschieden, dass ich erst hier in Hong Kong erworben hatte. Die Riemenpumps waren farblich abgestimmt und mit einem Blumenmuster in hellen Tönen versehen. Die Schnalle der Handtasche hatte die Form eines goldenen chinesischen Löwen. Mein Haar war mit einen paar dunkelblau lackierter Stäbchen hochgesteckt und als Schmuck trug ich die Halskette mit dem Saphir, die ich von Harlequin geschenkt bekommen hatte. 

Shark Finn trug, wie es sich für einen Bodyguard gehörte, einen schwarzen Anzug und, weil wir in Asien waren, ein hellgrünes Hemd. 

Als wir das Restaurant betraten, entdeckte ich Gunner und Rubber Duck an der Bar nebenan, wo sie mit eine Gruppe von vier Damen plauderten, bei denen es sich weder um Hotelpersonal, noch um Frauen handelte, für die man aus anderen Gründen bezahlte. 

Rubber Duck entdeckte uns ebenfalls und hob die Hand zum Gruß.

Ich nickte ihm zu, trat dann aber zügig an die Angestellte des Restaurant heran, die uns zu einem Separee führte, nachdem ich ihr die Einlandung gezeigt hatte.

Shark Finn bat die Dame noch, ihm einen passenden Stuhl zu bringen, den er sich im Separee neben die Tür stellte.

Es war alles für die Zeremonie alles . Die Einrichtung war schlicht gehalten, damit der Tee wirken konnte. Der Ausblick über Hong Kong tat ein Übriges. Chang erwartete uns bereits und auch er hatte sich in Schale geworfen.

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Chang trägt eine leichte weiße Baumwollhose, ein sportlich geschnittenes schwarzes Hemd und einen schwarzen Blazer. Die Kleidung wirkt einfach, aber schaut man genauer hin, entdeckt man besondere Accessoires. So gibt es auf dem Hemd mit Hand gestickte Ornamente. Der Rand des Blazers besteht aus Seide. An der rechten Hand trägt er ein kleines Lederarmband. In der Mitte des Lederarmbands befindet sich ein kleiner Opal mit dem Yin-Yang Symbol.

[Song 1: Kung Fu Panda 2 Score - Inner Peace ]Bevor Chang mit der Zubereitung des Tees beginnt, zeigt er auf mittelgroße Schale. „Der Tee wird im Gaiwan zubereitet. Für die westliche Welt kann man es am besten als eine Schale mit Untertasse und Deckel übersetzen. Der Gaiwan steht für die Verbindung von Erde, Himmel und Mensch. Die Untertasse symbolisiert die Erde.“ Auf ihr ist in zartem hellen blau eine Schneelandschaft gezeichnet. „Der Deckel steht für den Himmel.“ Die Zeichnungen auf dem Deckel zeigen zarte Wolken in blau und grau. Vereinzelt sind auch Schneeflocken zu erkennen. Schließlich sagt Chang: „Die Schale steht für den Menschen. Ein schönes Bild, da der ganze Tee in der Schale zum Menschen gehört.“ Auf der Schale sind Menschen in traditioneller chinesischer Kleidung zu erkennen. Die Männer und Frauen tragen farbenfrohe und festliche Kleidung.

Dann beginnt Chang mit der Zeremonie. „Das Tee zubereiten eine Kunst ist, glauben nicht viele in der westlichen Welt. Auch wenn es mir an Erfahrung fehlt, möchte ich dir jetzt den Tee traditionell zubereiten. Zuerst muss das Wasser gekocht werden. Hier im Hotel haben sie dazu ausgezeichnetes Wasser bereitgestellt. Oft ist das Wasser zu hart und man muss es vorher filtern. Zu hartes Wasser wirkt sich negativ auf den Geschmack aus. Während das Wasser erhitzt wird, füllt man den Tee in den Teehalter. Hier ergibt sich die erste Gelegenheit, den Duft des Tees zu bewundern. Mit einem Teil des heißen Wassers werden der Gaiwan und die Teeschälchen erwärmt. In den vorgewärmten Gaiwan werden die ausgewählten Teeblätter hinein gelegt. Hier gibt es wieder die Gelegenheit das Aroma des Tees zu bewundern. Durch die Wärme entfaltet sich das Aroma auf eine neue Art. Nun folgt das Aufwecken oder auch Waschen des Tees. Das kochende Wasser wird über den Tee gegossen und sofort wieder abgegossen. Das dient dem Reinigen der Teeblätter. Besonders bei älteren Teeblättern werden so unerwünschte Gerüche und Geschmack, die durch die Lagerung entstanden, weg gespült. Bei sehr jungem Tee dagegen muss man hier sehr vorsichtig agieren, da sonst die jungen Triebe und Knospen zerstört werden und wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Das so entstandene „Abwasser“ kann zum Erwärmen der Schälchen verwendet werden. Jetzt werden die Teeblätter mit der passenden Wassertemperatur übergossen und der Gaiwan wird mit einem Deckel leicht verschlossen. Ich persönlich lege ihn immer etwa schräg, damit ich die Farbe des Tees beobachten kann. Anhand der Farbe erkenne ich den richtigen Zeitpunkt, den Tee zu servieren. Ist der Zeitpunkt gekommen, wird der Tee durch ein Sieb in den Servierkrug gegossen. Aus diesem Krug wird dann serviert. Das ist wichtig, weil so die verschiedenen Stadien des Tees aus dem Gaiwan vermischt werden und alle Trinkschälchen den gleichen Inhalt haben. Davor wird natürlich das Abwasser das zum Erwärmen diente entsorgt. Die Teeschälchen werden zu 2/3 gefüllt. So ist es für Finger und Lippen nicht zu heiß. Bevor ich mein Gäst den Tee nun überreiche, trockne ich nach dem anheben der Schälchen den Boden ab. So erhält mein Gast eine Tasse Tee, so gut ich sie eben zubereiten konnte.“ Mit diesen Worten füllt er Snowcat eine Teeschale.

„Man kann den Tee in drei Schritten genießen.“ erzählt Chang weiter. „Bewundere zuerst die Farbe und das Aroma des Tee. Anschließend schlürfe den Tee und konzentriere dich auf den Geschmack und den Körper des Tees. Zum Abschluss rieche den inneren Boden des Schälchens, er enthält wunderbare Rückstände des Teearomas.“

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Ich hatte Chang aufmerksam zugesehen und zugehört und führte nun entspannt die Schritte aus, die er beschrieben hatte. Der Duft des Tees war mir nicht neu, denn er war es, den ich an der Einladung erschnuppert hatte. Die Farbe des Tees war intensiv, wirkte warm und besaß einen Hauch Frühling. Ich war kein riesiger Fan von Tee, aber das Aroma hatte was und der Tee war definitiv echt und entfaltete ein Vielzahl von Aromen, dennoch hielt ich mich mit dem Schlürfen zurück. Egal wie viel Mühe man sich gab, schlürfen war nicht elegant.

Die dezente Atmosphäre in dem Separee trug in jedem Fall zu Entspannung bei und mein Geist öffnete sich langsam. Chang würde nicht einfach drauf los erzählen, ich würde ihn etwas fragen müssen, um ein Gespräch in Gang zu setzten. Die vergangenen Ereignisse hatten Spuren auf seinem Gesicht hinterlassen. Bereits zweimal war er hier in Hong Kong mit seiner Nicht-Vergangenheit konfrontiert worden und ich war mir ziemlich sicher, dass die letzten Ereignisse den Ausschlag zu Einladung gegeben hatten. 

Ich schenkte Chang ein eher zartes  Lächeln. „Möchtest Du mir erklären, was es mit dem Chip auf sich hatte? Das Stück Putz war doch ein Chip, wenn ich es richtig gesehen habe?“

Chang nickte ernst.

Ich weitete mein Lächeln zu einem freundlichen Grinsen aus. „Ich nehme nicht an, dass sich auf dem Chip die neueste Folge von Toxic Hunter befunden hat und du dich als Serienjunkie outest?“

Chang zögerte einen Moment. So, als müsse er sich erst noch selbst davon überzeugen, dass er sich mir wirklich anvertrauen wollte. Nach einem Augenblick erklärte er, „Ja, für mich war es ein Chip. Und auf dem Chip habe ich ganz deutlich ein Firmenlogo erkannt. Als ich es sah, beziehungsweise glaubte zu sehen, habe ich gleich gewusst, das Logo kennst du. Meine Erinnerungen sind nur weißer nutzloser Nebel. Aber in diesem Nebel war dieses Logo. Ich kann dir nicht sagen, ob es dort, wo immer ich auch war, auf meiner Kleidung gewesen ist, ob es auf dem Besteck war oder an Türen. Aber es war da. Ich habe gleich auf meinem Zimmer versucht, es zu malen. Aber es ist wieder weg.“ 

Chang sah traurig nach untern. Als er wieder aufblickte, fuhr er etwas leiser fort, „Ich gehe auf der Straße entlang und laufe an den Leuten vorbei. Von der Frau auf der anderen Straßenseite könnte ich das Kind getötet haben und ich wüsste es nicht. Sind die Piraten meine Brüder? Was wurde aus meinen Eltern? Leben sie? Suchen sie mich? Was habe ich früher getan? Durch das Leben ohne Vergangenheit, brauche ich sehr lange Zeit, bis ich jemandem trauen kann.“

Puh, so viele Fragen. Mein Gedächtnis war mehr als nur gut. Ich konnte eine Szene vollsensorisch mit allen Sinnen reflektieren, wenn ich es wollte. Es musste schwer sein, nicht zu wissen, was gestern war oder wen man schon einmal getroffen hatte. Aber das Gute an der Vergangenheit war, dass sie vergangen ist. Selbstverständlich machte einen jede Erfahrung zu dem, was man war. Ich würde keine meiner Erinnerungen aufgeben wollen, aber ich weiß nicht, ob ich sie alle wieder haben wollten würde, würde ich sie nicht kennen. Manchmal liegt im Vergessen ein Segen und wenn man mit dem zufrieden war, wer man gerade war, sollte man dann riskieren das Bild zu verderben? Ich war mir nicht sicher.

Nun, aber hier ging es ja nicht darum, wie ich die Dinge sah, hier ging es darum, wie Chang das alles sah und all die Fragen würden wahrscheinlich wie vom Sturm gepeitscht in seinem Verstand hin und her toben. „Ich verstehe, was dir fehlt. Doch seine Vergangenheit aus den Erinnerungen anderer zusammenstellen, könnte sich als schwierig erweisen. Das ist ein Puzzle mit einer unbekannten Anzahl an Teilen. Hast du keine Angst vor dem, was du erfahren könntest?“, fragte ich.

Chang überlegte und schüttelte den Kopf, „Angst, nein Angst habe ich nicht. Wenn sich aus den Puzzleteilen einzelne Bilder ergeben, dann liegt es an mir, wie ich damit umgehe. Die Vergangenheit soll kein Gefängnis für mich werden. Um die Vergangenheit los lassen zu können brauche ich zwei Dinge. Zum einen muss, nein will ich sie kennen. Dann wende ich mich der Zukunft zu, dazu brauche ich Vertrauen.“  Er versank für einen Augenblick in seine Gedanken.

Ich ließ ihm die Zeit und fragte dann, „Wie weit reicht deine Erinnerung denn überhaupt zurück? Du sagtest irgendetwas von 2 Jahren?“

Chang dachte einen Moment nach, er suchte in seinen aktiven, vorhandenen Erinnerungen, „Das genaue Datum kann ich dir nicht sagen. Es war im März 2071.“

„Was ist denn das erste, woran du dich erinnern kannst?“

„Das erste an was ich mich erinnern kann? Hmm? Es ist Nacht. Ich kauere mich in das dunkle Ende einer Gasse. Müllberge dienen mir als Schutz. Ich bin hungrig, aber schlimmer als der Hunger, ist der Durst…“

Ja, der Durst war immer schlimmer. Ein Vorteil an Seattle war, dass man selten Durst leiden musste. Wasser fiel einem Wunder gleich, ständig vom Himmel. 

„ … Meine Kleidung, ein Shirt und eine Hose, waren einmal weiß. Jetzt sind sie grau. An einigen Stellen haben sie Brandlöcher. Auch an den Händen gibt es Brandwunden. Der Rücken schmerzt. Ich habe nichts – kein Commlink, keine SIN, kein Geld, kein Essen, kein Trinken, keine Erinnerung. Ich bin ein niemand. Etwas hartes drückt sich in meine Hüfte. Als ich nachsehe entdecke ich ein Buch. Es steckt zwischen Hose und Hemd.“

Ich stellte keine Zwischenfragen. 

Chang fuhr fort, „Ich musste mich zuerst um etwas zu trinken ‚kümmern‘. In den ersten Auseinandersetzungen auf der Straße merkte ich, dass ich im Zweikampf nur schwer zu besiegen war. Dadurch gelang es mir relativ schnell zurecht zu kommen. Ich ging in Fitnessstudios und arbeitete weiter an meinen Fähigkeiten. Aber da blieb der große Nebel – meine Vergangenheit. Ich weiß nichts darüber. Nach Seattle bin ich über die Underground-Kämpfe gekommen. Dort lernte ich dann Blood kennen. Ich habe gerne mit ihm trainiert. Er nannte mich Glückskeks. Ich fing an jemanden zu vertrauen.“

Blood, der Gedanke, die Erinnerung an ihn, schmerzte kurz. Doch dann dachte ich an sein Grinsen, an das geblendete Staunen in seinen Augen, als ich mich zum ersten Mal nackt gesehen hatte. Das zauberte ein Lächeln auf meine Gesicht und in mir begann eine Erkenntnis zu reifen. Doch sie war noch nicht ganz fertig, darum fragte ich, „Was war das für ein Buch, dass du bei dir hattest?“

„Das angebrannte Buch enthielt chinesische Weisheiten. Es ist vielleicht die einzige Verbindung zu meiner Vergangenheit. Ich fing an die Weisheiten zu lesen. Mit der Zeit wurde es dann fast zu einer Art Religion, wenn du verstehst was ich meine?“

Ich nickte, „Ich glaube schon.“

Chang lächelte und erklärte, „Nicht im Sinne im Glauben an einen Gott, aber sie gaben mir Antworten. Antworten auf Fragen, die ich nicht aus meiner Erfahrung beantworten kann. Ich habe damit etwas, an dem ich mich fest halten kann.“

Ich trank meinen Tee aus und lächelte Chang erneut an, „Das erklärt so einiges. Wenn Du möchtest, werde ich und ich bin sicher noch einige andere von uns, dir helfen, so viel wie möglich über deine Vergangenheit herauszufinden. Wir können hier in Hong Kong und auch in den Tiefen deines Unterbewusstseins danach suchen. Einen Punkt möchte ich betonen. Du bist kein niemand mehr. Jetzt bist du Chang. Ich für meinen Teil mag den Chang, der mir hier gegenüber sitzt. Weißt du, ganz am Ende, da zählt nicht woran du dich erinnerst hast. Da zählt nur, wie andere sich an dich erinnern. In der Erinnerung an dich, liegt Unsterblichkeit. Unsterblich kann dir deine Vergangenheit nicht geben, aber deine Zukunft kann es. Vertrauen wird sich, meiner Ansicht nach auch ohne Kenntnis der Vergangenheit einstellen, denn es baut sich stetig mit den Erfahrungen der Gegenwart auf. “

Mir hatte die Teezeremonie gut getan und zu einer Erkenntnis verholfen. Changs Vergangenheit konnte sie natürlich nicht lüften. Aber vielleicht konnte sie den Samen sähen, dass die Vergangenheit Chang irgendwann nicht mehr so wichtig war. Nur für den Fall, dass wir nichts finden würden.

Etwas, was ich nicht glaubte. Hände und Buch waren verbrannt gewesen, das Buch hatte er noch, wir kannten ein ungefähres Datum, damit ließ sich etwas anfangen. Es blieb eben nur die Frage, wie tief man graben wollte. 

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Chang hat noch Zeit, bis er das Séparée verlassen muss. Er gießt sich noch einmal Tee auf. Das Gespräch hat Chang gut getan. Über seine Probleme zu reden hat den Druck etwas von ihm genommen. Vielleicht gelingt es ihm, Snowcat regelmäßig zum Tee einzuladen. Mit dem Gedanken steht er auf und kauft sich eine vollständige Teezeremonieausstattung. Als er alles eingepackt hat, muss er schmunzeln „Bonzenrunner“.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*