Episode 03/15 (vom 20.02.) Run 57/8

Welcome back, Omae!

Schön, dass Du vorbeischaust!

Derzeit On The Run sind: Blackstone*, Bloody Guts, Chang, Gunner, Metge*, Rubber Duck, Shark Finn, Shamrock, Snowcat und Triple S. (* Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 18.- 26.10.2073

Was bisher geschah: Der aktuelle Auftrag führt die Runner zunächst nach Hong Kong. Um den zweiten Wunsch ihres Auftraggebers - einen Coin of Luck zu besorgen - zu erfüllen, wollen sie zur Ablenkung eines Dämonischen Geistes ein Ritual durchführen. Dieses spezifische Ritual braucht ganz besondere Zutaten, die das Team zusammensuchen muss. Die erste Zutat, einen Stein aus der Großen Mauer Chinas, können sie problemlos bergen. Kurz darauf erfahren die Runner weiterer Zutaten. Bei einer Zutat handelt es sich um eine Einheit Rinde einer über 200 Jahre alten Fichte aus dem Tai Shan Gebirge in Shangdong, in den Coastal Provinces. Der heilige Berg gehört dem Großen Drachen Lung. Geografisch liegt das Gebiet nicht weit von ihrer jetzigen Position entfernt, also fahren die Runner dort hin und kehren in einem Gasthof für Pilger ein. Es ist verboten, Telesma auf eigene Faust zu sammeln, aber die Wujen zu fragen, die sich im Auftrag von Lung um das Gelände kümmern, ist nicht verboten und das Team beschließt, genau dies zu tun. 

Wir schalten uns nur wenige Stunden nachdem wir die Runner das letzte Mal verlassen haben, in das Geschehen zurück.

Dabei erleben wir alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit und sind wieder direkt Zeuge ihrer Gedanken.

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos ohne störende Werbung raus zu suchen. Ich kann allerdings nicht garantieren, dass sie auch ohne Werbung bleiben. Manchmal werden die Videos von Songs sogar schneller komplett entfernt, als ich die Episode hoch laden kann, darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Wegen Lizenzrechten muss ich bei You Tube immer öfter auf Coverversionen oder schlechte Live-Varianten zurückgreifen, oder ich finde ein anderen Anbieter. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

Bereit Omae? Na dann los!

[Song 1: Thirteen Senses - Into The Fire] Wir warteten also darauf, dass die Wujen vom Berg in die beschauliche Stadt kamen, um sie ansprechen zu können. Natürlich höflich und sehr im Sinne der chinesischen Tradition. 

Hier war so gut wie alles chinesisch, obwohl das einstig riesige Land in seine Provinzen zerfallen war. Ganz besonders waren hier alle chinesischer Herkunft oder zumindest so gut wie alle. 90 Prozent der Metamenschen hier sahen aus, als wären sie an einem Ort aufgewachsen, der einst zu China gehörte. Hinzu kamen weitere geschätzte 8 Prozent, die zumindest aus Asien kamen. Blieben also nur zwei Prozent ‚Gwailos‘, was dann wieder bedeutete, dass 80 Prozent von uns hier auffielen wie bunte Hunde in einem Stall voller Hühner, jedenfalls wenn wir durchschnittliche Metamenschen gewesen wären. 

Aber wir waren nicht durchschnittlich, wir waren Shadowrunner. 

Shadowrunner mit Magie und Cyberware, mit Waffen im Gepäck und gepanzerter Kleidung. Also musste ich das Bild korrigieren. Wie sahen aus, wie Wölfe in einem Hühnerstall. Wie Wölfe, die so taten, als wären sie Hunde. Ja man würde uns für zahm halten, weil wie uns zahm benahmen, aber wer traute schon einem zahmen Wolf? 

Wahrscheinlich wusste bereits die gesamte Kleinstadt, dass wir hier waren, zumal wir uns nicht sonderlich viel Mühe dabei gegeben hatten wie Pilger zu erscheinen. Schon allein, dass wir im Rudel aufgetaucht waren und nicht nur zwei oder drei von uns zum Gucken geschickt hatten, machte uns zu Wölfen. Tja und wenn hier alle wussten, dass wir da waren, dann hatte es sich sicher auch bis zum Tempel des Jadekaisers und somit zu Lung rumgesprochen. 

‹Da hast du wohl Recht, Elfenmädchen.›, meinte Katze und stand von ihrem Platz im Schatten auf, um sich einen sonnigeren zu suchen, ‹Obwohl nach meinem Geschmack zu viele Hunde und zu wenig Katzen in deinem Bild vorgekommen sind.›

Ich schmunzelte, ‹Wenn sie den Hühnerstall beschützen und die Wölfe rauswerfen, darf die Katze dennoch bleiben. Da bin ich ganz sicher Katze. Aber Gedanken macht mir gerade, dass Lung oder zumindest seine Berater nun wissen, dass eine Katze mit einem Rudel zahmer Wölfe eingetroffen ist und nun frage ich mich, ob ich nun eigentlich nicht Lung meine - wie das schöne alte Wort sagt - Aufwartung machen müsste, Katze.›

‹Tu das Elfenmädchen. Vielleicht lädt er dich ein und du kannst ein bisschen mit ihm plaudern, während die anderen die Rinde besorgen. Obwohl ich befürchte, dass Lung dir auch nur Tee und Reisbällchen anbietet.›

Ich musste lachen, ‹Ja, Katze, mit Reisbällen und Tee haben sie es hier wirklich. Wenigstens sind die Reisbälle klebrig und man kann sie in der Schale stapeln oder sie umher rollen.›

Katze gähnte, ‹Ich bin ja auch immer dafür mit dem Essen zu spielen, Elfenmädchen. Aber Reisbälle zeigen sich bisher nicht sonderlich einfallsreich beim Spielen.›, sprach Katze und schlug zur Demonstration einen meiner Frühstück-Reisbälle mit der Tatze platt, dann trottete sie Richtung Schlafsaal davon. 

Ich grinste Shark Finn an, stellte meine Geschirr auf den Servierwagen und dann folgten wir Katze zu unseren Kollegen, denn es war an der Zeit für unsere 11 Uhr Besprechung. 

„Neh! Du machst Scherze.“, tönte Bloody Guts, nachdem ich ihnen von der ausgesprochnen Einladung durch Lung berichtet hatte.

Ich schüttelte den Kopf.

Triple S sagte, „Na wenn er dich für irgendwann eingeladen hat, dann musst du hoch gehen und …“ er setzte das nächste Wort mit den Fingern in Anführungszeichen, „Hallo sagen. Denn dass wir da sind, weiß er sicherlich. Ich werde eine Nachricht an Metge schicken und ihn fragen, wie man dem Muskelkater von 7200 Stufen vorbeugen kann.“

Das hieß dann also, Triple S würde mich auf den Berg begleiten. Ob auch Shark Finn mitkam, musste ich gar nicht erst fragen. 

Gunner war ebenfalls sofort mit von der Partie

Blackstone erklärte, „ Da wo du hingehst Katze…“, wobei er wider das deutsche Wort für Katze nutzte, „ … gehe ich auch hin.“

Chang nickte wortlos und Shamrock meinte, er wolle sich die Aussicht da oben nicht entgehen lassen.

Vielleicht scheute sich Rubber Duck vor den Stufen, aber in jedem Fall scheute er auch nur die entfernte Möglichkeit Lung zu begegnen, wenn er irgend etwas vor ihm verbergen musste, also blieb er bei unseren Wagen und Bloody Guts wollte und sollte ihn nicht allein lassen. So stand die Aufteilung der Teams fest. 

7200 Stufen führten hinauf zur Tempelanlage des Jadekaisers auf dem Mount Tai. Vorbei an kleineren Tempeln, zwischen Bäumen und unter Torbögen hindurch. Der Berg galt seit über 3000 Jahren als heilig und das erklärte die hohe magische Hintergrund-Strahlung die dort herrschte. Hinzu kamen noch die Dragonlines, die dort entlang liefen. Davon, dass die Hintergrundstrahlung eigentlich positiv war, hatten wir gar nichts. Unsere Magie würde einfach beschränkt werden, da wir der falschen Tradition folgten. Wujen hingegen würden ihre Macht auf dem Berg vervielfachen. Schon allein darum würde der Tempel durch die Wujen vor Eindringlingen geschützt sein. 

Was für ein Glück, dass wir nicht eindringen wollten. 

Es war erlaubt dorthin zu pilgern und irgendwo würde ich das von mir gemalte Kunstwerk für Lung schon abgeben können, selbst wenn der Tempel geschlossen war, da der Große Drache vor Ort sein sollte. 

7200 Stufen die 1500 Höhenmeter überbrückten. War man steile Wege gewöhnt und gut zu Fuss, sollte das Erklimmen vier Stunden dauern. Ging man eher spazieren, dann sechs. Um genügend Zeit zu haben, würden wir den Aufstieg also morgen Früh wagen und uns heute ausruhen und uns mit den laut Metge passenden Lebensmitteln und Nahrungsergänzungen versorgen, soweit man sie denn hier bekommen konnte.

❄❄

Am Abend wollte Bloody Guts wissen, „Was machen wir denn jetzt eigentlich wenn Wujen in die Stadt kommen, während ihr unterwegs seid? Fragen wir die nach der Rinde?“

Ich nickte, „Ja! Genau das.“

„Und woran erkennen wir die Rinde? Und wie erkennen wir, ob sie 200 Jahre alt ist?“, fragte Rubber Duck.

Shamrock erwiderte, „Das Alter zu bestimmen ist schon schwer. Da werdet ihr wohl den Wujen vertrauen müssen. Man kann das Alter eines Baumes bestimmen, aber schwer das der Rinde. Ich kann euch zeigen, wie die Rinde eine Fichte aussieht und wie man sie aufbewahrt.“

Rubber Duck strich eine seiner Haarsträhne zurecht, „Puh, okay, dann mach das.“

Bloody Guts merkte auf, „So geht das doch nicht. Ihr müsst uns doch irgendwas sagen, woran wir das erkennen. Gibt es da nicht einen Test für?“

Triple S grinste, „Ja, nennt sich Kohlenstoff-Test. Dafür bracht man aber ein Labor.“

Bloody Guts rollte mit den Augen, „Na toll. Hörst du Rubber Duck, die verarschen uns. Nachher kommen die Wujen und wir fragen nach der Rinde und dann nicken die und sagen, Jaja, na klar ist die 200 Jahre alt und wir wissen nicht mal, ob das Fichte ist.“

Rubber Duck lachte, „Und wir sprechen nicht mal Chinesisch. Dann heißt es, Ja, das ist die Linde und wir, nein, wir brauchen Fichte und die, ja, Linde von der Fichte.-  Ach, vielleicht kaufen wir einfach alles, was sie uns anbieten. Wir müssen sie nur davon überzeugen, dass mit uns nicht zu spaßen ist, sollte man uns belügen.“

Chang huschte ein fast schon schelmisches Lächeln über das Gesicht, „Es würde sich unter den Kindern und Jugendlichen rumsprechen und sie würden wissen, dass sie nur sagen müssen, dass die Rinde alt ist.“

Bloody Guts Gesicht verzerrte sich zu einem hässlichen, belustigtem Grinsen, „Genau so würde es laufen. Ich sehe uns nachher schon auf einem Berg voll Rinde sitzen.“

Der Gedanke amüsierte uns alle und so verschwanden wir in ausgelassener Stimmung in unseren Betten. 

Beim Einschlafen bemerkte ich allerdings, wie aufgeregt ich war. 

Ein Teil von mir war ganz wild darauf morgen dem großen, ehrwürdigen Drachen Lung zu begegnen. Die Aussicht darauf lies mein Herz schneller schlagen. Ein weitaus größerer Teil würde dem Ereignis unter den jetzigen Umständen lieber aus dem Weg gehen. Außerdem wusste ich viel zu wenig darüber, wie man sich Drachen gegenüber richtig verhielt und mit richtig meine ich, ihrer Etikette nach. Respekt brachte ich jedem von ihnen entgegen, schon allein wegen ihrer Größe und ihrer Macht. Verdient hatte sich den Respekt jeder Große Drache durch sein schier unermessliches Wissen. Wobei hier unwichtig war, ob es sich um einen netten oder weniger netten Großen Drachen handelte. Ja, ich fühlte mich zu Drachen hingezogen, was sich bestimmt dadurch erklärte, dass ich ein Drake war. 

Ich glaubte nicht daran, dass ich Lung morgen begegnen würde. Ich glaubte nicht mal an eine Reaktion auf das Bild, jedenfalls nicht sofort und für unseren Job, unser Team und dessen Ruf war es besser, nichts mit Lung zu tun zu haben. 

Doch so ganz tief in mir wünschte ich mir eben, Lung morgen zu begegnen.

In jedem Fall würde ich aber die Aussicht genießen, auch wenn mir das Gebiet einen Großteil meiner Magie nahm. Auf den Anblick der Tempelanlage und die Gärten freute ich mich auch. ‚Werde Shadowrunner und bereise fantastische Orte, erlebe außergewöhnliche Dinge und treffe coole Metamenschen!‘, dachte ich zufrieden, kurz bevor ich einschlief.

❄❄

Eisgraue Jeans, ein hellblaues, kurzärmliges Shirt, ein eisblauer Kapuzenpulli und vor allem gut eingetragene Doc Martins in Türkis waren mein Outfit des Tages. Shark Finn hatte mich gebeten, meine Form Fittig Body Armor zu tragen und ich tat ihm den Gefallen. Den breitkrempigen, asiatischen Sonnenhut in hellblau trug ich ebenfalls. In meinem Daypack befand sich jede Menge Wasser, eine Spitzenbluse, falls ich mich zumindest ein bisschen umziehen wollte und zwei örtliche Energie-Riegel mit … Reis. 

An Waffen hatte ich nur meinen Dolch eingesteckt. Wir alle gingen ziemlich unbewaffnet. Sprich, wir hatten nur kleines Kaliber dabei, mit dem man wahrscheinlich nicht viel ausrichten konnte, wenn man nicht gerade Doc oder Trixhot hieß. Doch selbst die Beiden würden mit der Hintergrundstrahlung zu tun haben und selbst großes Kaliber konnte gegen Drachen nicht … ich beendete den Gedankengang. In erster Linie hatten wir nur darum keine großen Waffen dabei, weil es eben einen schlechten Eindruck machen und Aufsehen erregen würde.

Die ersten Stufen gingen leicht vom Fuss. Die Treppe lag im Schatten des Berges und es war ziemlich kühl. 

Wir waren nicht die einzigen, die sich auf den langen Weg machten. Der eine oder andere Chinese war ebenfalls unterwegs. Im Frühling oder Sommer würde hier wohl noch mehr los sein. 

Dunkle Wolken spielten am Himmel fangen, doch von dem Wind, der sie trieb, merkte man hier am Fusse des Berges nichts und zum Glück regnete es auch nicht. Die Treppe war weitläufig und breit genug, dass zumindest zwei von uns nebeneinander gehen konnten.

Ich fand, dass Shark Finn und Gunner das Tempo ganz schön anzogen, aber meine schlanken, langen Beine waren trainiert genug, um mithalten zu können. Beim Abstieg heute Abend, spätestens aber morgen, würde mir eh alles weh tun. Immerhin war das gut für die Figur, denn es trainierte Bauch, Beine und Po.

Je höher wir stiegen, desto stärker wurde die Hintergrund-Strahlung. Aber es machte mir nichts aus und den anderen auch nicht. Die Stimmung des Ortes war einfach gut und der Aufstieg hatte etwas Friedliches, Befreiendes und Erhabenes. Diesen Weg waren Metamenschen nun schon seit über 3000 Jahren gegangen, um auf dem Berg Frieden, innere Gelassenheit oder auch Antworten zu finden. Die Gefühle waren zunächst in den Boden und später in die Steine der Treppe gesickert und so stieg der Wunsch nach oben zu kommen mit jedem Meter, obwohl es anstrengend war.

Dennoch mussten wir nach ein paar hundert Stufen die erste Pause einlegen, denn Triple S brauchte dringend eine. Wir nutzen die nächste Aussparung am Rand und setzten uns auf den Boden. Chang trank Wasser aus seinem Camel-Back, bei dem ein Schlauch nach hinten in den Rucksack führte.

Triple S holte einen Reiseaschenbecher und eine Schachtel Zigaretten aus seiner Outdoor-Jacke hervor und zündete sich eine Kippe an. Etwas, was ich an seiner Stelle nun nicht gerade getan hätte, aber er würde schon wissen, was er brauchte und was nicht. Es war ein ungewohnter Anblick den Magier nicht in einem Anzug zu sehen, den er sonst sogar auf dem Run trug. 

Der nächste von uns, der dringend eine Pause brauchte, war Shamrock. 

Und dann machten wir wieder eine Pause für Triple S.

Blackstone hielt außerordentlich gut mit. Das scharfe Tempo schien ihm nichts auszumachen und das, obwohl seine Beine so viel kürzer waren.

Ich hatte mir meine Kraft wohl gut eingeteilt. Die Luft wurde dünner, doch ich hatte noch genug Energie, um weiter zu laufen und so würde ich meinen Plan Shark Finn und Gunner zu bitten mich zu tragen, nicht umsetzen. 

Es war schwer zu sagen, wie es um die Kondition von Chang stand, doch er konzentrierte sich zumindest auf den nächsten Schritt.

Meine Oberschenkel brannten und meine Bauchmuskeln zeigten mir ebenso, wo ich sie finden konnte, wie die Muskeln in meinem Hintern, der wie man mir versicherte, schön anzusehen war. 

[Song 2: Neil Finn (Hobbit Score) - Song Of The Lonely Mountain] Trotz aller Anstrengung stiegen wir den Berg hoch. Jeder für sich - und gleichzeitig war zu spüren, dass wir eine Gruppe waren. Hier und da fiel ein Spruch über das Schnaufen von Triple S oder die zusammen gebissenen Zähne von Shamrock, aber dann lachten wir gemeinsam darüber

Immer wenn ich Lust bekam mich auf der Stelle zu setzen und nie wieder aufzustehen, drehte ich mich um und blickte zurück. Der Anblick war atemberaubend. Die Natur war allgegenwärtig und ich verspürte den Wunsch, mich zu wandeln, hinaufzusteigen und um den Berg zu fliegen. Ich warf einen Blick zu Blackstone hinüber und ich wusste, ihm ging es ebenso, obwohl er durch den steigenden Magieverlust schon lange nicht mehr in der Lage dazu war, sich zu wandeln. 

Nach über fünf Stunden war es endlich so weit. Wir erreichten die Spitze und den Tempel des Jadekaisers.

Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich mir über diesen erhabenen Moment bewusst wurde. Das hier war ein Ort voller Harmonie. Yin und Yang im perfekten Gleichgewicht. Die Erde stieß an den Himmel und an dem Punkt, an dem sie sich trafen, ruhte eine alt ehrwürdige Tempelanlage.

Der Haupttempel selbst war geschlossen, so wie ich es erwartet hatte, immerhin sollte Lung ja zu Hause sein.

Doch was für den Tempel des Jadekaisers galt, galt noch lange nicht für die angelegten Gärten, die kleineren Tempel, die Aussichtspunkte oder gar die Natur, die es hier zu sehen gab. 

Ja, der Mensch, beziehungsweise der Metamensch, hatte seine Spuren auf dem Berg hinterlassen. Er waren Tempel gebaut worden und man hatte riesige, chinesische Schriftzeichen in leuchtend roter Farbe an senkrechte Felswände geschrieben. Doch das trug nur noch mehr zu Harmonie des Mount Tai [Link zu einem Matrix-Eintrag von 2015] bei. 

Ich konnte die Heiligkeit des Ortes spüren. Lung hatte sich einen wundervollen Platz als Hauptresidenz ausgesucht. Selbst die Senkung meiner Magie schien zweitrangig, obwohl nur noch sehr wenig davon übrig war.

Wir entschlossen uns zu einem Spaziergang links um den Tempel herum. 

Die Handvoll Besucher verstreute sich ganz automatisch. Die Mönche mit ihren kahl rasierten Schädeln und in ihren gelben oder ockerfarbenen Gewändern mit den rotgoldenen Schärpen kümmerten sich um die Pflanzen der Anlage, meditierten oder übten sich gemeinsam im Tai Chi. Ich benötigte einen zweiten Blick, um sie von einander zu unterscheiden, denn sie waren einander in Körpersprache und Statur sehr ähnlich.

Obwohl es so gut wie keine ARO’s und auch nur wenige AR-Hinweise gab, war der Commlink- beziehungsweise Matrixempfang ungestört und so sandten wir ein paar Selfies von uns nach unten zu den beiden Jungs. Prompt bekamen wir welche zurück, auf denen Rubber Duck und Bloody Guts die Beine hochgelegt hatten und gekühlte Cocktails in den Händen hielten. 

Verlockend, doch der Ausblick hier war atemberaubend auch wenn ich jetzt gegen einen Cocktail oder ein frisches Sandwich nichts einzuwenden gehabt hätte. 

Ich tat gerade einen tiefen Atemzug um den Duft der Luft in mich aufzunehmen, als uns eine Stimme von hinter auf Englisch fragte, „Gefällt euch die Aussicht?“

Mit einem charmanten Lächeln auf den Lippen drehte ich mich um, "Ja, sie ist einfach wundervoll.“, erwiderte ich mit angemessener Begeisterung in der Stimme. 

Ich sah in das Gesicht einen schlanken, asiatischen, menschlichen Mannes, den ich auf Mitte bis Ende 30 schätzte. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten, es lag dicht an und er war glatt rasiert. Gekleidet war er in ein Ensemble von Zoe aus der Heritage -Mao -Line. 

Hier war die modernisierte Version eines Anzuges, der Mao Tse Tung gefallen hätte, schlicht geschnitten und in Material höchster Güte geschneidert worden. Jedes Ensemble aus der Heritage Line war maßangefertigt und kostete mehrere Tausend NuYen. Ich selbst hatte 2070 und 71 ein Vermögen in fünf Kleider verschiedener Epochen aus den Heritage Line investiert. Die Mao -Anzug wirkte streng und edel zu gleich. 

Der Gesichtsausdruck des Mannes hatte etwas geheimnisvolles, was ihn nach meinem Dafürhalten interessant machte und außerdem kam mir irgendwas an ihm bekannt vor, auch wenn ich das nicht richtig fassen konnte. 

„Haben sie hier oben Frieden gefunden?“, fragte er mich weiter.

Ich dachte einen Moment nach und legte den Kopf einen Deut schief, „Frieden? Der Ort ist sicher dazu geeignet und der lange, anstrengende Aufstieg hat mich auf die Harmonie eingestimmt. Doch bisher bin ich noch viel zu beeindruckt, ja geradezu berauscht von dem Anblick und der Stimmung hier, um an Frieden denken zu können.“

„Sie sind zum ersten Mal hier?“, fragte er nun und deutete dabei mit einer knappen Geste mit seinem ausgestreckten Arm auf den Weg voraus, damit wir unseren Spaziergang fortsetzen konnten. Dann legte er die Hände hinter seinem Rücken zusammen und lief nun neben mir, nachdem ich mich in Bewegung gesetzt hatte. Seine Haltung war gerade, fast schon streng und obwohl ich derzeit eindeutig im Mittelpunkt seines Interesses stand, kam er mir nicht zu Nahe.

Ein paar der Jungs - ich glaubte Shamrock und Chang heraus zu hören - tuschelten hinter uns. Mir war, als wenn sie darüber sprachen, ob sie meinen frischen Begleiter kannten und darüber nachdachten, ob er vielleicht im Trideo zu sehen gewesen war, doch da Shark Finn direkt hinter mir lief, war ich mir nicht ganz sicher. 

Außerdem betrieb ich ja Konversation mit dem Mao-Fan, „Ja, sind wir. Aber ich glaube kaum, dass es bei späteren Malen weniger beeindruckend ist.“

Er lächelte leicht, fast schon unmerklich, „Haben sie schon andere besondere Ort in China besucht?“, wollte er nun wissen. 

Selten hatte mich jemand etwas interessiert gefragt und dabei gleichzeitig so distanziert gewirkt. Ich musste vorsichtig sein, damit die freundliche Konversation nicht zu einem Ausfragen wurde, dennoch erwiderte ich, „Ja wir waren an der Großen Chinesischen Mauer.“

Bei dem Thema blieben wie ein paar Schritte, um dann wieder zu den heiligen Bergen Chinas zu kommen.

„Verzeihen sie,“ sagte Shamrock und nutzte die Gelegenheit, als wir an einem Aussichtspunkt stehen geblieben waren, „kennen wir uns irgendwo her?“ 

Was bestätigte, dass ich nicht die einzige war, der irgendetwas an dem Mann bekannt vor kam.

Er runzelte die Stirn, „Nein, ich wüsste nicht woher.“ Dann sah er zu mir, „Ich würde sie nicht vergessen.“

Natürlich würde er das nicht. 

Ich lächelte charmant, hielt das Lächeln einen Moment und sagte dann, „Oh, wie unhöflich von mir, mein Name ist Catherine, Catherine Frost.“

Er verbeugte sich leicht, „Ich bin Lin Yao Chang.“ 

Ich verbeugte mich gleichermaßen. Selbstverständlich schüttelten wir uns nicht die Hände. 

Plötzlich sickerte die Erkenntnis bei mir ein. Lin sah aus wie eine ältere Version von Chang. So wir der Mann neben mir, konnte Chang durchaus in gut 15 Jahren aussehen. Darum kam er vielen von uns so bekannt vor. Interessant.

Wir setzten unseren Weg und unser Gespräch über die heiligen Berge Chinas noch ein wenig fort.

Dann fragte ich, „Sie waren schon öfter hier auf diesem Berg?“

Er nickte einmal, „Ich komme vier oder fünf mal im Jahr hierher.“ 

Ich lächelte zart, „Das kann ich verstehen. Das heißt dann sicher, dass sie sich hier auskennen. Jedenfalls ein bisschen. Die Mönche, sie leben doch hier? Können sie sprechen?“

Ein winziges, fast schon schelmisches Lächeln huschte über das Gesicht von Lin, es verflüchtigte sich jedoch so schnell, dass man sich nicht mehr sicher sein konnte, es gesehen zu haben, „Ja, manche von ihnen sprechen sogar Englisch.“

Ich lachte zart, „Verzeihung, ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. Ich meinte, ob es ihnen erlaubt ist, zu sprechen? Sie könnten ein Schweigegelübde abgelegt haben.“

„Ah, verstehe. Nein, das haben sie nicht, jedenfalls nicht die, die ich bisher getroffen habe.“

Wir ließen uns noch ein wenig über die Schönheit der Gegend aus und Lin erklärte, dass dies zweifelsohne der schönste der fünf heiligen Berge sei, „Wobei man einen von ihnen ja nicht bereisen darf.“, schloss er.

„Ja, ich habe davon gehört. Auf einem der Berge lebt ein weiterer Drache. Yat Gwan, ein Vasall von Lung soweit ich weiß.“, ergänzte ich.

Wir waren an eine Stelle gelangt, an der Tische und Bänke aus Holz bereit standen. Lin wollte Tee für uns holen und verschwand um eine Ecke, während wir uns setzten. Ich musste einfach den Versuch unternehmen, in Lins Rücken astral wahrzunehmen. Für einen Moment war ich verwirrt, ich konnte gar nicht in die Astralsicht wechseln. Dann fiel es mit wieder ein, wegen der Hintergrundstrahlung verfügte ich über diese Fähigkeit gerade nicht. Ich zuckte innerlich mit den Schultern. Wahrscheinlich wäre es so wie so gewesen, als wenn ich von dichtem Nebel umgeben wäre.

Lins Weggang wäre auch die Gelegenheit gewesen, den anderen zu sagen, was mir eingefallen war, aber ich behielt das Geheimnis für mich. Ich wollte nicht riskieren, dass Chang mit der Tatsache, dass Lin wie sein älteres Ich aussah, nicht umgehen konnte. Sein Verlangen etwas über sich heraus zu finden, war gerade seit den Ereignissen beim Hofe des Yama Kings zu groß. 

Ich sagte nicht einmal etwas, als die anderen weiter darüber rätselten, woher sie Lin kannten.

Lin kehrte nach einigen Minuten gemessenen Schrittes zurück. In der einen Hand trug er eine große Teekanne aus Ton und auf der anderen balancierte er einen Stapel aus acht Teeschalen. 

„Er balanciert beeindruckend.“, murmelte ich.

„Beeindruckend wäre es nur, wenn er die Tassen von unten geholt hätte.“, meinte Gunner darauf.

Dann schenkte Lin uns Tee ein.

Katze rollte mit den Augen.

Nur Shark Finn lehnte dankend ab. Die Teeschalen waren einfach nicht für seine Hände gemacht.

„Der Tee ist gut.“, lobte Shamrock. 

Katze rollte erneut mit den Augen. 

Shamrock wandte sich unterdes an Chang, „Dir scheint der Tee ja auch zu schmecken, Chang…“ 

Lin horchte auf. 

„ … Den kann man hier sicher irgendwo bekommen, um sich was mitzunehmen.“

Zum ersten Mal seit wir uns begegnet waren sah Lin einen meiner männlichen Kollegen genauer an. „Ach, sie heißen auch Chang?“

Chang nickte mit zusammen gepressten Lippen.

Schnell warf ich ein, „Wenn ich mich nicht irre, gehört Chang auch zu einem der häufigsten chinesischen Nachnamen.“

Lin sah wieder zu mir, „Da haben sie recht.“

Ich lenkte das Gespräch nun auf die häufigsten Namen in anderen Ländern, wobei Lin gleich wieder eine Frage anschloss und wissen wollte, ob ich schon einmal in Deutschland gewesen war. 

Lin kommentierte meine Äußerungen nicht. Ich konnte ihn auch nicht zu einem großen Lächeln oder einer anderen Gefühlsäußerung bewegen. Ich glaube, er versuchte viel über mich heraus zu bekommen und irgendwie schien mir da ein Hauch mehr zu sein, als reine Neugierde auf mich. Doch seine asiatische Distanziertheit machte es mir schwer, dem genauer auf den Grund zu gehen. 

„Ihr Englisch ist ausgezeichnet.“, lobte ich, denn es war tatsächlich nahezu akzentfrei.

„Danke. Ihr Englisch ist ebenfalls gut.“, konterte er in neutralem Ton.

Es gelang mir, das Gespräch zurück auf den Tempel des Jadekaisers zu bringen und dabei kam heraus, dass die Tore unabhängig von Lungs Anwesenheit geöffnet wurden. Bald würde ein Gong ertönen und dann würde man in den Tempel können. Lung selbst sah man hier anscheinend so gut wie nie. Einige erzählten, gelegentlich tauche er am Himmel auf, aber im Tempel selbst hatte er sich wohl noch nie einem Besucher gezeigt.

Unser Chang fühlte sich jedenfalls in der Gegenwart von Lin Yao Chang nicht sonderlich wohl, was ich nur bemerkte, da ich ihn inzwischen schon einigermaßen gut kannte und seine Körpersprache lesen konnte. Er wischte sogar seine Teeschale innen und außen aus, um keine Abdrücke oder DNA-Spuren zu hinterlassen. 

Der Gong erklang tatsächlich und wir brachen auf. Lin erklärte, er würde die Tassen zu den freundlichen Mönchen zurückbringen. Ich hätte ihn gerne eingeladen mit uns zu kommen, gern mehr über ihn erfahren, aber er sollte weder wissen, dass ich etwas für Lung dabei hatte, noch wollte ich sein Interesse an unserem Chang erwecken. Also schluckte ich meine Neugier runter, verdrängte, dass es da etwas gab, was ich anziehend fand und machte mich zum Tempel auf.

[Song 3: Tan Dun/ Crouching Tiger Hidden Dragon Score - Farewell] Die bescheidene Pracht des Temples, die Ästhetik der steinernen Tempelhunde, die hier seit Jahrhunderten wachten, die Bäume, die Statuen, die Blumen, der Duft nach Fichten und die Magie, die diesem Ort an heim waren, ließen mich jeden Gedanken an irgendwen vergessen. 

Ich wollte einfach nur hier verweilen. Still und bewegungslos, für ein paar Sekunden, ein paar Minuten oder Stunden. 

Hier gab es so viel, was von mir aufgenommen werden wollte. Auf der Mitte eines kleinen Platzes schloss ich die Augen, um mich besser auf die Geräusche und den Geruch einstellen zu können. In der Luft schienen die Essenz des Berges und Himmels zu ruhen. Die Gespräche meiner Begleiter verschwanden in den Hintergrund und Zeit spielte keine Rolle. Der Berg und der Himmel waren ewig und der Tempel tat es ihnen nach. Zahllose Menschen und Metamenschen hatten hier ihre Spuren hinterlassen und in der Masse vereinten sich die Erinnerungen an sie, als wären sie winzige Tropfen in einem Fluss. Als der große Drache Lung sein Erwachen gehabt hatte und hier her gekommen war, hatte sich seine Weisheit in das Gebilde eingefügt und es war, als wäre er schon immer Teil dieses Ortes gewesen. So und nicht anders fühlte es sich für mich an.

„Wäre die Fichte hier alt genug?“, höre ich Triple S irgendwann fragen, und nun kehrte ich mit allen Sinnen in das Hier und Jetzt zurück.

„Ja, ist sie.“, antwortete Shamrock ruhig.

Ich sah mich um und entdeckte nicht all zu weit von mir entfernt einen Mönch, der nicht gerade meditierte.

Ich sprach ihn auf Chinesisch an und trug ihm meine Bitte vor, etwas für den ehrenwerten Lung abgeben zu wollen. Seine Augen weiteten sich und er lief los, um einen anderen Mönch zu holen, der mir dann die Rolle mit den beiden Tusche-Bildern abnahm und sie geschwind in eines der Gebäude brachte. 

Nachdem ich diese Aufgabe hinter mich gebracht hatte, kehrte ich zu meinen Kollegen zurück.

Triple S meinte sogleich, „Wollen wir uns hier von dem Baum nicht einfach die Rinde nehmen? Oder zumindest jemanden fragen, ob wir die Rinde haben können? Der Aufstieg war anstrengend genug und das hier sind doch auch Wujen. Stellt euch mal vor, wir sind wieder unten und dann heißt es, wir hätten die hier fragen müssen.“

Ich lächelte, „Das glaube ich nicht, aber selbst wenn, dann kommen wir eben zurück. Die Antwort auf die Frage, ob wir Rinde von hier nehmen ist Nein. Schon gar nicht heimlich und ohne Erlaubnis. Die Hintergrundstrahlung ist hier so hoch, wer weiß was passiert, wenn wir auch nur den Versuch wagen.“ Ich sah hoch, um in das Geäst des Baumes zu blicken. "Hier in der Fichte leben übrigens keinerlei Tiere. Ist euch das schon aufgefallen?“

Jetzt, wo ich darauf hingewiesen hatte, war es sogar extrem auffällig. Hier wohnten keine Vögel oder Nager, wie ich sie normalerweise in einem Baum dieser Größe erwarten würde. Nun, vielleicht hatten sie keine Lust direkt im Hof eines Drachen zu leben. Außerhalb dieses Tempels hatte es jedenfalls Tiere gegeben und auch hoch oben am Himmel waren Vögel zu sehen. 

Wir blieben mehrere Stunden und sahen uns so viel wie möglich an. Die Anstrengung des Aufstiegs hätte sich eigentlich schon längst in meinen Gliedern bemerkbar machen müssen, aber dem war nicht so. Auch unser Hunger war gedämpft, jedenfalls für das Maß an Bewegung, welches wir geleistet hatten. Wir verzehrten unser mitgebrachtes Essen an einem kleinen Bach innerhalb der Anlage, der sich sprudelnd einige Steine hinunter bewegte, bevor er etwas weiter unten wieder in den Berg verschwand. 

Ich wäre gern noch länger hier geblieben, aber irgendwann war es an der Zeit zu gehen, zumindest, wenn wir nicht in völliger Dunkelheit die Treppe hinunter wollten.

Der Glaube eine Treppe hinab zu gehen, wäre weitaus leichter, als sie hoch zu steigen, ist nur oberflächlich richtig und wenn die Treppe lang ist, wird man sich dessen schnell bewusst. Denn schon bald bemerkt man, dass auch ein Abstieg auf die Beine geht. Dennoch kommt man tatsächlich schneller voran und benötigt auch nicht so viele Pausen. 

Ich hatte darauf geachtet, dass wir mindestens Tausend Stufen hinter uns gebracht hatten, bevor ich das Thema für einen Augenblick auf Lin brachte. „Lin Yao Chang ist euch auch bekannt vorgekommen? Stimmt’s?“, fragte ich.

Alle bis auf Triple S nickten. 

Ich grinste, „Ich finde ja, er sah aus wie eine ältere Ausgabe von Chang.“

‹Der hat gesessen, Elfenmädchen.›, kommentierte Katze die Gesichter meiner Kollegen.

Shamrock fing sich als erster, „Ja. Jetzt wo du es sagst. Genau so ist es! Das erklärt auch, warum ich das auch dachte, obwohl wir ja nicht so viele gemeinsame Bekannte haben.“

Chang blieb stehen und blickte einen langen Moment zurück, dann schüttelte er den Kopf und überbrückte schnell den Abstand, der zwischen uns entstanden war, da wir weiter gegangen waren.

‹Deine Wahl war weise, Elfenmädchen.›, bemerkte Katze und tänzelte auf dem steinernen Geländer ein Stück voraus.

Der Stufenzähler meines Commlinks zeigte 2348 und wir hatten bereits die dritte Pause, samt einem Zigarillo und zwei Zigaretten für Triple S hinter uns gebracht, als ich ein rotes Funkeln oder Flimmern am Himmel entdeckte, das sich sprunghaft fortbewegte. Die Farbe passte zu Lung, aber das Wesen war viel zu klein für einen Drachen - leider. Das da war eine Libelle. Allerdings eine gewaltige Libelle. Sie musste erwacht sein.

Weitere 137 Stufen später kam ein Torbogen unter dem wir hindurch mussten und auf dem sich die Libelle niedergelassen hatte. Das Insekt war wirklich hübsch, gut 50 Zentimeter lang und eben Lung-Rot. Wir blieben alle stehen und sahen uns die Libelle an. 

Ich riskierte es und nahm astral wahr. Die Hintergrundstrahlung hatte sich ausreichend vermindert, damit ich sogar etwas erkannte. Die Libelle war kein Insekt, sie war ein Geist. Ich teilte meinem Team diese Erkenntnis mit, verbeugte mich zur Begrüßung und lief kurz darauf unter dem Torbogen hindurch.

Einige weitere Stufen später drehte ich mich um und winkte dem Insekt zu.

[Song 4: Imagine Dragons - Monster ] Schritt um Schritt gingen wir die Treppe hinab. Langsam begann ich müde zu werden, aber es war eine angenehme Art von Müdigkeit. 

Ich wäre gerne ein paar Tage im Tempel geblieben, ich hätte Lung liebend gerne getroffen, aber noch lieber würde ich eines Tages zurück kehren und dies tun und dann würde ich so viel Zeit mitbringen, damit ich auch die Künstler von denen Lung erzählt hatte, treffen konnte.

Rubber Duck und Bloody Guts erwarteten uns am Fusse des Treppe. 

Naja, nicht direkt davor, sondern auf einem Parkplatz nebenan. Wir stiegen in die Wagen und schon beim Hinsetzen merkte ich, dass das ein höllischer Muskelkater werden würde.

Das Aussteigen aus dem Wagen fiel mir schwer, doch ich ließ mir nichts anmerken und verlor darüber kein Wort. Im Gegensatz zu Triple S, der hörbar stöhnte.

Wir hatten uns unterwegs mit einem Berg von Essen eingesteckt. Weder die Schachteln noch der Inhalt hatten viel mit dem gemein, was man in Seattle oder sonst wo in den UCAS an typisch chinesischem Essen bekam, aber es war lecker, heiß und nahrhaft.

In unserem Schlafsaal erwartete uns eine Überraschung. Auf einem der Betten lag ein rot lackiertes Holzkästchen. Genauer gesagt, erwartete mich die Überraschung, denn das Kästchen lag in meinem Bett.

Shark Finn hob eine Augenbraue, Blackstone sah sich das Kästchen skeptisch und ganz genau von allen Seiten an, doch dann nickte er und ich durfte es endlich öffnen. 

Darinnen befand sich ein wundervolles chinesisches Kalligraphie-Set mit Pinseln in unterschiedlicher Dicke und versiegelte Fässchen mit roter und schwarzer Tinte. Ja, das Rot war ein glänzendes Lung-Rot.

Nun hob Blackstone ebenfalls eine Augenbraue. 

„Woher wusste derjenige wo unser Zimmer ist und welches Snowcats Bett ist?, fragte Chang beunruhigt.

Gunner erwiderte, „Na das Zimmer könnte man ihm genannt haben und dennoch werden wir wohl keinen Angestellten finden, der das bestätigt.“

Triple S fügte gähnend hinzu, „Und das Bett hat er am Geruch erkannt.“

Shark Finn legte die Stirn in Falten, „Pass auf, was du sagst.“

Rubber Duck beschwichtigte, „Hey, jetzt mal ehrlich. Er hat recht. Duft wäre halt das passendere Wort gewesen. Snowcats angenehmer Duft ist zu bemerken, wenn man an dem Bett schnuppert.“ Er sah Shark Finn an und fügte schnell hinzu, „Was nicht heißt, dass ich das tue.“

Nach dem Essen zog ich Harlequins Hemd vom letzten Halloween über mein Shirt, zog Schuhe und Hose aus, wirkte einen Healthy Glow auf mich - weil ich für einen Gang zur Dusche einfach zu geschafft war - legte das rote Kästchen auf den Nachtisch und ließ mich aufs Bett fallen. Das ‚Au‘ unterdrückte ich. Na bravo, ich würde die nächsten 10 Jahre wohl genau so liegen bleiben müssen.

Shark Finn rief zu Rubber Duck rüber, „Hey, was ist denn nun mit der Massage für Snowcat?“

Rubber Duck sprang auf, „Ja gerne, wenn ich darf.“ 

Shark Finn nickte, „Na du scheinst das ja zu können.“

„Kann ich auch.“, betonte Rubber Duck, „Ich hol nur noch das Öl aus meinem Koffer. Das Angebot steht auch noch für die anderen Tempelbesucher, wenn sie wollen.“

Triple S meinte sofort, „Ich werde mich in keinem Fall von dir massieren lassen.“, seine Stimme klang bereits, als wenn ihn jede Bewegung schmerzte.

Als Rubber Duck mit der Massage begann war mir klar, wie dumm es von Triple S und den anderen war, das Angebot - wahrscheinlich wegen ihres männlichem Ego - abzulehnen. Das tat zwar ein bisschen weh, fühlte sich jedoch einfach herrlich an. 

Shark Finn zog sich einen Stuhl heran und stellte ihn neben mein Bett, „Nur damit du es weiß Rubber Duckt, ich putze hier meine Waffen!“, betone er.

Rubber Duck zuckte mit den Schultern, „Klar, mach das ruhig.“

„Ja, mach ich. Du weiß, dass da schon mal was passieren kann? Ein Schuss könnte sich lösen und mitten in deinem Kopf landen.“

Rubber Duck nickte, „Ja, ich bin schon vorsichtig.“

Während ich da so lag, stellte ich mir vor, wie ich eines Tages mit Lung über die Tempel-Anlage ging. Vor diesem Tag würde ich natürlich etwas über Drachen-Etiquette lernen müssen. Wenn ich mehr Zeit mit einem Großen Drachen verbringen wollte, dann durfte ich nicht mehr improvisieren. Ich musste wissen, wie man sich verhielt. Doch für heute musste meine Vorstellung reichen. 

Ich war wohl fertiger, als ich gedacht hatte und war anscheinend bereits eingeschlafen.

Warum sonst sollte mir Lung wohl plötzlich die Beine massieren?

❄❄

Trotz Muskelkater lächelte ich und schwang die Hüften, Snowcats Rulz Of Life No 9: Never Fall vom Grace. 

Triple S hatte eine solche Regeln nicht und so stöhnte er am lautesten. Auch Shamrock verzog das Gesicht, wenn er sich bewegte, machte aber jedes Mal gleich Scherze darüber. Chang ertrug den Muskelkater still, wie ich es von ihm erwartet hatte. 

Blackstone, Gunner und Shark Finn hatten offenbar keine Schmerzen. Blackstone grinste sogar die ganze Zeit und betonte, dass jeglicher schmerzstillender Zauber für Triple S auch auf die Rechnung von Triple S gehen würde.

Das Lackkästchen mit dem Kalligraphie-Set hatte ich in meinem Daypack verstaut. Mit einem Gegengeschenk hatte ich bei meinem Besuch wahrlich nicht gerechnet. Ja ich hatte noch viel zu lernen, aber ich würde es tun und hoffentlich eines Tages zu dem einen oder anderem Drachen ein gutes Verhältnis aufbauen. Das musste einfach möglich sein, egal was alle sagten. Und wer war prädestinierter dafür eine Verbindung zwischen Drachen und Metamenschen herstellen zu können, als ein Drake? Und ich war doch so ein ausgesprochen hübsches Exemplar.

‹Na, solange sie dich nicht im wahrsten Sinne des Wortes lecker finden Elfenmädchen, soll es mir recht sein. Ich möchte noch mal darauf hinweisen, dass es nicht erstrebenswert ist, die Hauskatze von jemandem zu werden. Nicht mal, wenn der Besitzer ein Drache ist.›

Wir wollten auf die Wujen warten und das tat ein Großteil von uns heute einfach ganz in Ruhe. Rubber Duck platzierte seine kleinen Drohnen an Orten, von denen wir gehört hatten, dass die Wujen-Mönche dort vorbeikommen sollten und damit hatten wir für heute genug getan. Ich fand sogar, dass ich gestern genug Sport für die nächsten 10 Jahre getrieben hatte.

❄❄

Gleich am nächsten Tag waren alle von und wieder gut genug zu Fuss, um sich bewegen zu können.

Zunächst hatte es nicht so ausgesehen, als wenn wir heute Glück haben könnten. Doch am Nachmittag erfuhren wir, dass man gerade einen Wagen mit Mönchen vor einer Markthalle gesehen hatte. 

Tja und da auf dem Parkplatz vor der Markhalle wurden wir dann tatsächlich fündig. Die Tuniken und die kahlen Kopfe stachen deutlich hervor und einer von ihnen ging gerade mit zwei Tüten beladen auf einen Van zu. 

Den sprach ich freundlich, höflich und so bescheiden wie möglich an. Er verstand was ich wollte, fragte seine Kollegen um Rat und dann hieß es auch schon, wir sollten den Wagen folgen. 

Was wir dann natürlich auch taten und zwar alle gemeinsam in unseren beiden Wagen.

Schon bald fuhren wir von der Strasse runter und bogen auf einen Waldweg ein, der stetig anstieg. An einem kleinen Tempel kamen wir zum Stehen. 

Mit dezenten Gesten bat man mich zu folgen und natürlich ging ich nicht allein. Sowohl Blackstone, als auch Shamrock und natürlich Shark Finn blieben dicht bei mir. 

Wir wurden gebeten vor einemTempel zu warten. „Darf ich fragen, wofür die Rinde bestimmt ist?“ sagte einer der Mönche eindeutig an mich gewandt.

Ich lächelte leicht, nickte und erwiderte ohne zu lügen, allerdings auch ohne genaueres zu verraten, „Es ist als magisches Telesma bestimmt.“, der Mönch nickte, gab ein Zeichen und dann verschwanden zwei der Wujen-Mönche in einem kleineren Haus. 

Gut, die Antwort hatte ihnen also gereicht.

Als sie wiederkehrten legten sie uns diverse Einheiten Fichten-Rinde vor. Ich besprach mich mit Shamrock und wir wählten einen Packen aus. Ich zeigte darauf und meinte, „Wir hätten gerne diese Stücke hier. Ich weiß, dass ihr Wert einzigartig ist. Doch vielleicht gibt es etwas, was ich euch dafür geben kann?“ Ich hatte die Frage nach dem Preis vorhin bereits gestellt, doch keine Antwort erhalten

Ein deutlich älterer Mönch hatte sich zu und gesellt, er schien zu wissen, worum es ging und zeigte auf eine andere Einheit Fichten-Rinde, „Nehmt das.“, riet er, „Ich glaube, es ist für eure Zwecke besser geeignet.“

Ich zögerte nicht und tauschte den Packen aus. „Vielen Dank für euren weisen Rat.“, sagte ich und verbeugte mich tiefer als zuvor. „Was dürfen wir euch dafür geben?“

Der ältere Wujen-Mönch verbeugte sich ebenfalls und sagte, „Nichts, es ist bereits beglichen. Danke.“

Hmm? Seine Antwort war sehr wage ausgefallen und ich war mir auch nicht ganz sicher, ob ich sein Chinesisch richtig übersetzt hatte, aber ich sah auch keinen Grund, mich hier weiter aufzudrängen. Es gab viel Rinde und wir hatten nur eine Einheit gebraucht. Ja, eine zweite wäre besser gewesen, aber da wir nur einen Stein hatten, würde es sowieso nicht zu einem zweiten Beschwörungsversuch reichen und ich hatte nun mal möglichst bescheiden wirken wollen. Ich wusste nichts von dem, was den Mönchen die Rinde wert war. Vielleicht reichte es ihnen, dass ich sie mit allem Respekt darum gebeten hatte. Also verbeugte ich mich abermals, „Vielen Dank. Möge das Schicksal eure Großzügigkeit mit Glück segnen.“

Er lächelte, „Das hat es schon.“

So zogen wir mit der Rinde ab.

Wir waren alle der Meinung, dass das viel leichter gegangen war, als wir zu Beginn erwartet hatten. Leider würde es zumindest beim wahren Wasser nicht einfach reichen, wenn ich danach fragte.

‹Es sei denn, du findest den Richtigen für die Frage, bei dem es dann doch reicht, Elfenmädchen.›, gab Katze neckend zu bedenken, ‹Aber ich gebe zu, dass die Chancen klein sind.›

Ich grinste. ‹Da hast du recht und ich befürchte, solange wir keinen sprechenden Nova-Drakon finden, werden wir uns die Schuppen auch ungefragt holen müssen.

Schon auf der Rückfahrt zum Gasthaus stellte ich meinen neuen Plan für unseren weiteren Weg vor. Ich wollte zunächst nach Hong Kong zurück fahren, die beiden Ritual-Zutaten bei Qi 4 Money abzugeben, dann nach Seattle zurück kehren, uns dort für den weitere Reise ausrüsten und erst dann nach Vladivostok fahren, um dort unsere Basis für die Fahrt nach Kamchatka aufzuschlagen. 

Ob ich den Plan erstellt hatte, weil ich über Halloween in Seattle sein wollte? Natürlich hatte ich das. Etwas, was ich selbstverständlich nicht erwähnte. Dennoch war der Plan gut und hatte Vorteile.

Zum einen mussten wir das, was wir bereits besorgt hatten, nicht weiter mit uns rum tragen. Es wäre doch unvorstellbar dumm, wenn wir bei einer der nächsten Expeditionen die anderen Zutaten verlieren würden. Ferner wollte ich Thunderstrike fragen, ob er Zeit und Lust für die Mission mit dem wahren Wasser habe, denn sie würde im jeden Fall auf dem Wasser stattfinden und Wasser war nun mal sein Element. Wir konnten uns auch auf anderen Positionen neu aufstellen und uns neu ausrüsten, denn auf Expeditionen in die Wildnis waren wir nicht vorbereitet gewesen, als wir vor ein paart Tagen nach Hong Kong aufgebrochen waren.

Alle waren mit meinem neuen Plan einverstanden, besonders Shamrock, der unbedingt zurück nach Seattle und uns demzufolge also nicht nach Kamchatka begleiten wollte. Schade eigentlich.

‹Na das hast du aber fein eingefädelt, Elfenmädchen.›, kommentierte Katze.

‹Ja, das habe ich, Katze.›, erwiderte ich grinsend und sandte eine Nachricht an Harlequin, mit dem Inhalt, dass ich es nun ziemlich sicher doch bis Halloween nach Seattle schaffen würde.

Seine postwendende Antwort löste ein wollig warmes Gefühl in mir aus. Ich freute mich wie ein kleines Kind darauf, ihn wieder zu sehen. Obwohl das in meinem Fall wohl nicht die richtige Bezeichnung war. Als Kind hatte ich nicht sonderlich viele Gründe gabt, mich überschwänglich zu freuen und so freute ich mich wohl einfach wahnsinnig auf unser Wiedersehen.

❄❄

Also machten wir uns am nächsten Tag nach Hong Kong auf, wo wir letztendlich bei Qi 4 Money einkehrten und dort auch übernachteten. 

Ich hatte von unterwegs auch unseren Luxus-T-Bird-Piloten Dobbs informiert und der hatte sich bereit erklärt uns in der Nacht zum 25.10. 2073 an dem Punkt abzuholen, an dem er uns vor ein paar Wochen abgesetzt hatte.

In der Zwischenzeit trafen wir uns mit Mr.Johnson und der Geist wirkte abermals beeindruckt, als ich ihm von unserem Plan berichtete und ihm von mir aus anbot, dass er die Tage in Seattle nicht zu bezahlen brauchte. Etwas, was er annahm und überraschend fair fand. Ich fand es nur richtig, denn das Tagesgeld von 9000 NuYen, welches wir in der letzten Zeit angesammelt hatten, würde reichen, um Dobbs für die Tour nach Seattle zu bezahlen.

❄❄

Penelope Wang begleitete uns zum Abflugpunkt, so konnte sie die geliehenen Wagen, die unsere Reise zum Glück völlig unversehrt überstanden hatten, wieder mitnehmen. 

Dobbs sah wieder wunderbar distinguiert aus und hatte doch einen Hauch Eleganz an sich, das Geheimnis hierfür lag in seiner Haltung.

Ich hatte mich doch tatsächlich auf den Innenraum des T-Birds gefreut und Dobbs hatte an den eisgekühlten Champagner gedacht und außerdem noch frische Erdbeeren besorgt. Ich war völlig hingerissen.

Wir legten einen relativ spontanen Zwischenstopp in Vladivostok ein. Cousin Sean aus dem Seven Seas kam mit ein paar Jungs, um etwas von unserem Equipment abzuholen und schon mal unterzubringen, wobei es sich überwiegend um ein paar Drohnen und im ganz besonderen um die große neue Rescue-Drohne handelte. 

Den bärbeißigen Ork Sean zu umarmen, erweckte bei mir eine gute Portion Vorfreude auf die baldige Reise nach Vladivostok.

❄❄

Am Morgen des 26.10. 2073 landeten wir laut, heiß und butterweich auf einem Flugfeld in den Redmond Barrens. Bubbles hatte Teamwagen vorbei gebracht, die wir nutzen konnten.

Obwohl Shamrock nicht gleich weiter mit uns kommen wollte, wollten wir in Kontakt bleiben, denn er lehnte eine zukünftige Zusammenarbeit ja nicht generell ab. Ganz im Gegenteil und darum würden wir uns am Abend im ‚Pot Of Gold‘, Shamrocks Stamm-Pub auf ein oder zwei Bier treffen.

Hausgeist Henry erwartete mich mit einem köstlichen, reisfreien Essen und er hatte mehr als genug gekocht, damit Shark Finn auch etwas abbekommen konnte. 

Nach dem Essen ließ ich mir erstmal ein Bad ein, doch bevor ich in das heiße, duftende Wasser stieg, sandte ich eine Nachricht an Harlequin, ‚Ich bin da‘, lautete sie nur.

❄❄

Das ‚Pot of Gold‘ war laut kleinem Eintrag in der Matrix ein Pub, wie man ihn sich vorstellte. 

Ich hatte eine Rundnachricht an das Team geschickt und zusätzlich zu der Gruppe, die heute erst aus Hong Kong zurück gekommen war, hatten Thunderstrike, Average und TriXhot zugesagt. Wir würden eine große Gruppe sein und ich hoffte, wir würden ausreichend Platz finden. 

Ich hatte mein Haar entfärbt und nun erstrahlte es endlich wieder in seinem natürlichen, von mir geliebten eisweiß und da ich mich im Anschluss nicht sonderlich beeilt hatte, waren Shark Finn und ich nun ziemlich spät dran. 

Wir kamen 20 Minuten nach der verabredeten Zeit an und so würden wir wohl als letzte eintreffen und die illustre Runde komplettieren.

Ende Oktober war es nicht mehr all zu warm in Seattle und so trug ich eine graue, blickdichte Strumpfhose, darüber eine dunkelgraue Jeans-Shorts, einen weißen Pullover mir langen Arm, rundem Ausschnitt und kleinen Zier-Knöpfen, die kreuz und quer auf dem Pullover aufgenäht waren. Die AR-Applikationen der Knöpfe sahen jetzt wie kleine Kleeblätter aus. Ich fand das passend für einen Besuch im Pub und hatte das Design darum für heute gewählt. Eine große, graue Handtasche, ein graue Beanie-Mütze und ein paar silberne Glitzer-Designer-Stiefel mit viereckigem Absatz, die ein kleines Vermögen gekostet hatten, komplettierten das Outfit.

Obwohl oder gerade weil wir wieder zu Hause waren, sah Shark Finn sich in erster Linie als mein Bodyguard und so trug er einen schwarzen Anzug, ein weißes Hemd, geputzte Schuhe und eine grüne Krawatte. So ein Anzug stand dem Fomori auch einfach zu gut und vielleicht war das ja auch der Grund, warum er ihn an hatte.

[Song 5: Fiddlers Green - The Night Pat Murphy Died] Das ‚Pot of Gold‘ war tatsächlich ein Pub im klassischen Stil. 

Die Möbel waren zwar nicht aus echtem Holz, aber sie waren qualitativ hochwertig und es gab Stühle für Trolle und Zwerge. Die Karte war modern elektronisch. Werbung und die AR-Einblendungen hielten sich soweit in Grenzen, dass auch Blackstone sich hier eigentlich wohl fühlen musste. 

Die Absätze meine Stiefel waren nur vier Zentimeter niedrig und viereckig, aber ich hatte meinen Hüftschwung gut genug drauf, um ihn dennoch perfekt in Szene zu setzten, als ich auf den großen Tisch in der hinteren, linken Ecke des Pubs zuging 

Während ich also auf den Tisch zu schritt, ließ ich meinen Blick über meine Kollegen schweifen.

Die Kleidung von Average war schon mal sauber. Soweit war es inzwischen gekommen, ich freute mich darüber, wenn seine Klamotten sauber waren. Er trug ein orangenes Shirt, eine graue Baggy-Hose und schwarze Kampfboots mit grünen Schnürsenkel, wie ich gut sehen konnte, da er ganz links an der Kopfseite des Tisches saß. Er hatte eine Cola vor sich stehen. 

Neben ihm saß Triple S in seinem üblichen Outfit aus dunklem Anzug, weißen Hemd, schwarzen Lackschuhen, samt weißer Perlenkette und als I-Tüpfelchen hatte er Steampunk-Manschettenknöpfe angelegt. Eines seiner bevorzugten Getränke gab es hier sicher nicht, darum vermutete ich, dass sich in seinem Likörglas ein Irish Myst befand.

Chang hatte eine einfache Blue Jeans an, dazu trug er ein gerade geschnittenes, schwarzes Hemd mit Stehkragen und weiches Schuhwerk mit Leisetreter-Sohlen. Vor ihm stand natürlich seine Thermo-Teekanne.

Auch Thunderstrike trug eine Jeans und dazu ein knapp sitzendes Polohemd in Khaki, das deutlich machte, was für einen trainierten Oberkörper der Zwerg hatte. Sein Arm zierte ein ‚Globe and Anker‘ Tattoo und darunter stand, ,USMC’, Semper Fi. Er saß auf einem für Zwerge angepassten Barhocker, seine Füsse steckten in Arbeitsstiefeln mit verstärkten Kappen, mit denen er sich lässig auf einer der Hocker-Sprossen abstützte.

Bloody Guts war wie immer in eine post-apokalyptischen Kombination erschienen. Sein Mohawk sah frisch gepflegt aus und er war heute grün.

Gunner war wieder eine Augenweide und das hatte nicht mit seiner Kleidung zu tun, jedenfalls nicht viel. Die weit geschnittene Cargo-Hose und das langärmlige, graue Athletic-Shirt betonten einfach seinen Traumkörper. Klar, dass er wieder schwarze Combat-Boots trug.

Shamrock hatte ähnliche Klamotten an, wie die, die er ganze Zeit über getragen hatte, ein grünes Hemd, eine blaue Jeans und Camel-Boots. Sein blonder Bart war frisch gestutzt.

Rubber Duck hatte sich in eine strahlend schwarze Hose geworfen. Bei dem Schwarz musste sie einfach neu sein. Er trug ein türkisblaues T-Shirt und darüber ein royalblaues Hemd, welches so weit offen war, dass man das Shirt darunter gut sehen konnte. Nicht nur seine Hose war neu, sondern auch seine Frisur. An den Seiten waren die Haare nun nur Millimeter kurz, am Oberkopf waren sie deutlich länger, mit Gel aufgestellt und an den Spitzen neonblau gefärbt. Der lange Pony war geblieben und er trug ihn so, dass er sein Gesicht umrahmte. 

Der weiße Bart und die weißen Haare von Blackstone waren ebenfalls frisch geschnitten worden und auch er trug einen schwarzen Anzug und ein weißes Hemd. Seine Schuhe waren wie immer blank geputzt und sie mussten relativ neu sein, denn es zeigten sich wenig Gebrauchsspuren darauf. Er hatte eine ähnliche Sitzposition auf dem Barhocker eingenommen, wie Thunderstrike.

Ich hatte Trixhot schon eine kleine Ewigkeit nicht mehr gesehen. Sie hatte sich verändert. Zunächst einmal war ihr Haarschnitt neu und er sah spaßiger Weise fast genau so aus, wie der, den Rubber Duck bis heute Morgen gehabt hatte, war aber im Ganzen eine Spur länger gehalten. Ihr Haar war komplett schwarz. Es reichte ihr vorne ungefähr bis zum Kinn, wobei der Pony über die rechte Seite gelegt war und beinah ein Auge verdeckte. An den Seiten wurde das Haar zum Hinterkopf kürzer und war ganz hinten zu einem Wuschellook aufgestellt. Das Rot-Orange war nicht nur aus ihrem Haar, sondern zum Großteil auch aus ihrer Kleidung verschwunden. Sie trug eine Jacke und Cargopants in Anthrazit und darunter ein dezent-orangenes Shirt über das schwarze Hexagon-Hologramme liefen. Dazu hatte sie halbhohe, schwarze Stiefel angezogen und zum ersten Mal seit wir uns kannten, sah ich sie ohne Haarspange.

Von Thunderstrike bis TriXhot hatten alle ein Bier vor sich stehen. 

Als ich fast am Tisch angekommen war, erhoben sie fünf Personen. Blackstone, Thunderstrike, man höre und staune Rubber Duck, Triple S und TriXhot. TriXhot tat dies, um mich mit einer herzlichen Umarmung zu begrüßen. 

„Schön, Dich wieder zu sehen.“, bestätigte ich. Dann lächelte ich breit in die Runde und ließ mir von Finn in den Stuhl helfen. Gleich im Anschluss zog er sich einen Trollstuhl heran, um sich neben mich zu setzten.

Die Jungs, die aufgestanden waren, setzten sich erst, nachdem ich Platz genommen hatte. 

Gunner deutete auf das Abzeichen auf dem Hemd von Thunderstrike, „Free Marine Corps?“ , fragte er nur.

Thunderstrike nickte und fragte im Gegenzug, „Einherjar?“ 

Nun nickte Gunner.

Thunderstrike sagte, „Killing is Business and Business is good!“

Sie hoben ihre Biere, prosteten sich zu und leerten die Gläser in einem Zug. 

Rubber Duck hatte diesem wortkargen Dialog zugehört und nun rief er Bloody Guts zu, „Schnell, sag auch ein cooles Wort, schick mir aber vorher die Antwort, dann können wir auch so ein Ding durchziehen." 

Wir lachten alle.

Thunderstrike erklärte, „Das auf meinem Arm ist das Abzeichen der US-Marines …“

Rubber Duck unterbrach, „US? Wo ist das?“

„Das ist das Land, aus dem die UCAS hervorgegangen sind.“, erklärte der Zwerg und fuhr dann fort, „Aus diesen Marines ging das Free Marine Corps hervor. Das ist eine Söldnereinheit, bei der ich war. Gunner war bei den Einherjar, das ist auch eine Söldnereinheit und ‚Killing is Business and Business is good' ist der Leitspruch aller Söldner.“

„Ihr ward Söldner und seit nun Shadowrunner?“, fragte Rubber Duck nach.

Thunderstrike grinste wölfisch, „Ja, ich habe mich zur Ruhe gesetzt.“

Nachdem das geklärt war, meinte Trixie grinsend, „Jetzt wo wir vollzählig sind: die nächste Runde geht auf mich!“ 

„Das ist ein Wort.“, erklärte Bloody Guts erfreut.

Shark Finn und ich schlossen uns den Biertrinkern an.

„Auf die, die nicht mehr unter uns sind!“, prostete Trixhot.

Alle hoben ihr Glas. 

Post, Cheers, Ganbei, und Slainté tönte es aus verschiedenen Kehlen. Mit einen Sinéah, fügte ich mich in den Reigen ein, was mir einige böse Blicke aus der Umgebung einbrachte. Ah, das hier war also ein ‚irischer‘ Pub und man hatte etwas gegen Sperethiel sprechende Elfen. Für einen Moment juckte es den Ganger in mir, dem einen drauf zu setzen. Wir waren mächtig genug, um ihnen allen den Hintern zu versohlen. Doch der Rassist in mir war zu tot, um sich wieder beleben zu lassen.

Die junge Frau fuhr unterdessen fort, „Ich hab gehöht, ihr ward ne Menge ohne mich unterwegs und so einige sind nicht zurück gekehrt. Dafür sehe ich umso mehr neue, nette Gesichter.“

Rubber Duck fragte, „Warum warst Du nicht dabei?“

„Ach, ich musste mich mal eine Zeit lang dem Doc meines Vertrauens zuwenden. War eine schwierige Zeit, aber mein Dad stand mir ja glücklicherweise bei. Wir wollten nur klar gehen, dass es keine …“ sie machte eine rhetorische Pause, „ … unbekannten Konsequenzen gibt.“

Rubber Duck lächelte jungenhaft, „Davon musst du bei Gelegenheit mal mehr erzählen.“ Thunderstrike sagte ruhig, „Ja, bei einem Lagerfeuer auf der nächsten Reise zum Beispiel.“

Rubber Duck hatte den Wink verstanden, er grinste TriXhot an, „Nun, dann zu was nicht so persönlichem, wie einem Run in der Vergangenheit. Hast du einen festen Freund?“ 

TrIXhot schien ein bisschen überrascht, erwiderte dann aber im lockeren Ton, „Fest? Kommt auf die Definition an. So richtig fest nicht…“

„Klasse, ich auch nicht!“ quatschte Rubber Duck dazwischen. „In meinem Fall ist es keine feste Freundin.“, fügte er nach einem Blick auf Bloody Guts hinzu, der die passenden Worte auf diese Vorlage schon auf den Lippen gehabt hatte, nun aber runterschluckte, da Trixhot fort fuhr, „Aber ich hab `nen Freund, Dark Shore, heißt er.`“ 

„Echt?“, fragte Bloody Guts ungläubig und herausfordernd, „Dein Commlink sagt aber was anderes.“ 

Die hübsche Frau schüttelte überrascht den Kopf, „Hä? Wie kommst du darauf? Dark Shore ist ein Profi, der ruft nicht alle 10 Minuten an. Wer alle 10 Minuten anruft wird erschossen.“

Bloody Guts schien nicht überzeugt und zuckte mit den Schultern, „Rubber Ducky, hast du gehört, bei ihr musst du aufpassen, sie erschießt ihre Freunde.“

Rubber Duck grinste schelmisch, „Ja aber nur, wenn sie alle 10 Minuten anrufen, das würde ich aber nicht tun.“

Ich schmunzelte und nahm einen tiefen Zug von meinem Bier. Das Trink-Training mit den O’Nialls machte sich langsam aber sicher bezahlt. Rubber Duck legte sich ins Zeug und es machte Spaß, ihm dabei zu zu sehen. Ich sah ein weiteres Mal zu Gunner rüber. Seine gestählter Körper würde sich bestimmt fantastisch anfassen. Ich seufzte innerlich. Zum Glück war es bis Halloween nicht mehr all zu lange hin, denn jetzt, wo das Treffen mit Harlequin bald bevorstand, hatte meine Sehnsucht deutlich zugenommen.

Bloody Guts fragte, „Und was ist so deine Position im Team Trixie?“

Statt einer Antwort machte sie ein Geste mit der Hand. Sie streckte Zeige- und Mittelfinger aus und deutete schnell auf Bloody Guts. Dann zwinkerte sie ihm zu. 

Der hässliche Troll grinste fröhlich, „Ah verstehe, du machst die Ablenkung.“

TriXhot rollte spielerisch mit den Augen und sagte dann, „Ja, genau so ist es.“  

Rubber Duck meinte, „Sie kann sicher sehr ablenkend sein.“ 

„Dich lenkt jede Frau ab.“, meinte Blackstone trocken. 

Bloody Guts griente, „Ja, aber nur weil er sich von ihnen Fashion Tips holt.“, dann streckte er Rubber Duck die Faust hin und dieser faustete ein.

Nun meinte Rubber Duck, „Aber stimmt schon, Frauen sind meine Lieblingsablenkung, natürlich nicht, wenn es drauf ankommt. -  Ich finde es cool, wenn eine Frau mehr mit kommt. Wenn ich im Einsatz mal Snowcats Vorzüge filme, hab ich früher oder später irgendwie immer Shark Finn drauf. Mit Trixie im Team ist die Auswahl größer.“

Trixhot lachte kurz, „Nah zum Glück hast du größer und nicht breiter gesagt.“

Average fragte plötzlich, „Sag mal Trixie, bist du eigentlich dicker geworden?“

Ich musste ein Lachen unterdrücken, sich unglücklich daneben zu benehmen hatte Average echt drauf, obwohl er das sicher als Kompliment gemeint hatte.

Rubber Duck ersparte TriXhot eine Antwort, „Was bist du denn für ein Arsch, Average?“

Average zuckte mit den Schultern, „Was dann, ich find, sie sieht gut aus. Also es steht ihr.“

Wie ich gedacht hatte, Average hatte es als Kompliment gemeint.

„Klang aber nicht so. Keine Frau hört gerne, dass sie dicker geworden ist und zwar egal wie schlank und schön sie ist“, erklärte Rubber Duck. 

„Da hat er Recht, Average.“, bestätigte Triple S.

„Wir gefällt dir Rubber Ducks Frisur Trixie?“ , fragte Bloody Guts um das Thema zu wechseln.

Triple S erklärte, „Du musst nämlich wissen, dass er ständig zum Friseur geht.“

Gunner fügte hinzu, „Und er ist wahrscheinlich der einzige Mann, der länger vor dem Spiegel steht, als eine Frau.“

Trixhot meinte, „Jeder soll die Frisur haben, die er mag.“

Rubber Duck schüttelte lachend den Kopf, „Oh man, Jungs. Ihr seid irgendwie ganz schön auf meine Frisur fixiert, aber guckt mal, hier. Ich kann die Haarspitzenfarbe ändern.“ Er zog einen Stift hervor und fuhr sich damit über den Oberkopf. Die Spitzen änderten ihre Farbe von Blau nach Grün.

„Ist das nicht wie bei Nagelack. den Frauen benutzen?“, wollte Bloody Guts wissen.

Rubber Duck nickte, „Ja, ist das selbe Prinzip.“ 

„Das ist jetzt aber wirklich schwul.“, meinte Triple S leise und dann fügte er lauter hinzu, „Mit einen Körpermaske kann ich dir in Sekundenschnelle jede Frisur zaubern, die du möchtest.“

Blackstone lachte, „Aber nur auf seine Kosten.“

Ich erklärte TriXhot, was es mit dem Kosten für einen Zauber auf sich hatte. Dann kamen wir auf Metge und darauf, dass er allen aus dem Team eine Komplett-Untersuchung angeboten hatte. Wir sprachen über die ominösen Mädels, die Rubber Duck hatte, landeten irgendwann bei Witzen und schlechten Sprüchen, kurz und gut, die Stimmung war ausgelassen. Es ging uns richtig gut.

Ich erwähnte beiläufig, dass ich Karten für eine Halloween Party hätte und alle gerne dahin einladen würde. Dann erklärten wir Chang was es mit Halloween auf sich hatte, denn er kannte den Brauch bisher noch nicht. Shamrock lehnte das Angebot als einziger ab, da er in dieser Nacht bereits etwas anderes zu tun habe, aber die anderen freuten sich und begannen über mögliche Kostüme zu diskutieren.

Ja, selbst Chang amüsierte sich gut, auch wenn er zu denen gehörte, die nur wenig sagten. Zu meiner großen Überraschung gab er sogar einen Witz zum Besten. 

Die eine oder andere Runde wurde bestellt und alle hatten ihren Spaß. Einzig allein Shamrock kam mir ungewöhnlich ruhig vor. Ich gehörte zwar auch nicht zu denen, die ständig plauderten, aber dennoch fiel Shamrock irgendwie aus dem Rahmen. Vielleicht fühlte er sich ausgeschlossen, da wir doch alle ein Team waren und er nicht so richtig dazu gehörte, vielleicht wollte er aber einfach nicht Gefahr laufen, etwas von sich preis zu geben. 

Ich überlegte gerade, wie ich ihn stärker mit einbeziehen konnte, als Rubber Duck Trixie zum Tanzen aufforderte und sie beide aufstanden, um sich auf die kleine Tanzfläche vor der kleinen Bühne zu begeben, auf der gerade eine Live-Band ihren Irish-Folk-Punk spielte.

Das allein wäre kein Hinderungsgrund gewesen mit Shamrock zu sprechen, aber Gunner forderte mich seinerseits zum tanzen auf und das wollte ich nun mal viel lieber machen, als mit Shamrock zu sprechen.

Als irgendwann ein langsamer Song folgte, verschwanden Trixhot und Rubber Duck fast schon eilig von der Tanzfläche. Gunner und ich blieben.  

Shark Finns Pfiff war über die Musik hinweg zu hören. Wir sahen zu ihm und er gestikulierte grinsend, Gunner sollte den Abstand vergrößern. 

Gunner verstand die Geste absichtlich falsch und zog mich dichter an sich heran. Ich wehrte mich nicht dagegen.

❄❄

[Song 6: James Horner/The Devils Own - Ambush] Auch der schönste Abend ging irgendwann zu Ende und so standen wir alle gemeinsam vor dem Pub und verabschiedeten uns von Shamrock. Grundsätzlich wollte er gern wieder mit uns rennen, aber in den nächsten Wochen hatte er noch etwas hier in Seattle zu tun.

Da es sich beim ‚Pot Of Gold‘ um Shamrocks Stammkneipe handelte, war er zu Fuss hergekommen. 

Die UC’ler machten sich auf in Richtung der Wagen.

Ich hatte mein SUV noch nicht ganz erreicht und Shark Finn war direkt neben mir.

Das unverkennbare Geräusch aufdrehender, leichter Motorrad-Motoren drang an mein Ohr.

Augenblicklich schoss Adrenalin in meine Venen. 

Das bedeutete Gefahr. 

„Achtung! Deckung.“, rief ich so laut wir möglich und da wurde ich auch schon von Shark Finn gegen die Karosserie meines Wagens gedrückt. Er schützte mich mit seinem Körper.

Die meisten von uns begaben sich in Deckung, wie ich aus den Augenwinkeln sehen konnte.

Zwei Renn-Bikes rasten an uns vorbei, beschleunigten erneut und sprangen auf den Bürgersteig.

Wir waren nicht ihr Ziel!

Ihr Ziel war Shamrock!

Ich öffnete die Türen des SUV und Finn schob mich hinein. 

Shamrock hatte keine Chance zu reagieren. 

Er hatte sich gerade noch umgedreht, als die Fahrer in schwarzer Combat-Biker Armor samt Helm hinter ihm waren, mit ihren Netzpistolen schossen, ihn einfingen und in voller Fahrt hinter sich her zogen.

Frag! Fragg! Fraggg!!!

Ist startete den Motor fast im selben Moment wie Rubber Duck und Average. Die anderen verteilten sich auf die beiden Wagen, einige Türen schlossen sich erst, nachdem sich die Fahrzeuge bereits in Bewegung gesetzt hatten.

Bei mir war nur Shark Finn.

Ich drückte aufs Gas und riss gleichzeitig das Lenkrad rum, um den anderen Platz zu machen. Wir befanden uns am Rande von Downtown, nicht die beste Gegend - und fuhr man weiter gen Norden wurde es noch schlimmer. Da kam Snohomish und dort war mitten in der Nacht sehr wenig los.

Mein Commlink verband sich mit denen meiner Runner-Kollegen. Bloody Guts hatte ein Teamnetzwerk eingerichtet.

Wir beschleunigten.

Doch der Vorsprung der Bikes war groß. Die Fahrer waren geübt darin, nebeneinander zu fahren. Ich selbst hatte solche Manöver Hunderte von Malen trainiert. Wären das da Ancients, hätten wir mit den Autos keine Chance dran zu bleiben.

Shamrocks Körper schlitterte und polterte über den Asphalt. Das sah nicht gut aus.

Shark Finn hatte den gleichen Gedanken und nahm schon mal ein Trauma Patch aus dem Handschuhfach. 

Rubber Duck gewann etwas an Boden. Vielleicht hatten er und seine Gruppe eine Chance.

Mein Puls raste. Es waren nur wenige Sekunden vergangen. Vielleicht fünf oder sechs.

Die Bikes nutzen die volle Strassenbreite aus, doch noch konnte ich sie sehen.

Ich zauberte …

Es gelang und ich konnte fühlen, wie mein Zauber den Fahrer erfasste. «Confusion-Zauber wirkt auf den linken Biker», sagte ich an und befestigte den Zauber mit meiner Willenskraft in meinem Zauberspeicher, damit er aufrechterhalten wurde, ohne dass ich mich konzentrieren musste.

Trixhot meldete, «Die Motorräder sind nicht gepanzert.»

Rubber Duck fuhr gut. Mit unserer Trickschützen Trixhot im selben Wagen, konnten wir die Entführer vielleicht stoppen.

Mein Puls schlug heftig. Meine Gedanken rasten. Wenn wir da auf den Bikes wären, dann wären wir auf Verfolger vorbereitet gewesen…

Ich sah mich um ….

Und entdeckte ein schmalen Streifen, der vor uns über die Strasse gelegt war. 

Verdammt!

«Vollbremsung für alle! Sofort!», befahl ich und trat im gleichen Augenblick auf die Bremse.

Der Wagen bäumte sich gegen die plötzliche Veränderung auf. Doch ich wusste, wie man das richtig machte. Ich lenkte und zog die Handbremse.

Die Reifen quietschten. 

Doch wir kamen zum Stehen.

Wir kamen alle zum Stehen und zwar nur Millimeter vor einem EMP-Band, das auf die Strasse gelegt worden war.

Unsere Reifen qualmten noch. Das hatte so einiges an Gummi gekostet.

Die Bikes verschwanden mitsamt ihrer schlingernden Beute um die Ecke und das mit mehr als 80 Kilometern pro Stunde um.

Ich schlug gegen das Lenkrad. 

Fragg!

[Song 7: James Horner/The Devil’s Own - Rory’s Arrest, Diaz Is Killed] Thunderstrikes Stimme erklang, «Zurücksetzten und verteilen, das könnte ein weiterer Hinterhalt sein.», sagte er bestimmt und ohne Nervosität in der Stimme.

Wir taten, was er gesagt hatte und fächerten uns auf. 

«Die Dächer sind frei.»,meldete Blackstone.

«Keine Drohnen in der Luft.», gab Bloody Guts bekannt.

«Ich habe weder Geister noch generische Zauber auf dem Schirm.», kam von Triple S.

Niemand entdeckte jemanden. 

Sollte noch einer der Entführer hier gewesen sein, war er längst weg oder erfolgreich untergetaucht.

«Können wir den Zapper-Streifen wegnehmen?», fragte ich.

«Klar.», erwiderte Average.

«Ich begleite dich und gebe dir Deckung.“, sagte Gunner.

Average hatte wahrscheinlich nicht gemeint, dass er selbst gehen wollte, dennoch hatte er die Tür bereits geöffnet, als von Thunderstrike kam, «Gute Idee, aber Gunner, du gibst mir Deckung. Ich hol den Zapper.»

Mir war klar, dass wir nur eine Chance hatten Shamrock lebend zu finden, wenn die Entführer noch etwas von ihm wollten, was sie noch nicht von ihm hatten. Er war bestimmt ein zäher Bursche und würde schon was vertragen, wir mussten ihn also nur rechtzeitig finden. Aber wie?

Ich hatte mir die Frage kaum zu Ende gestellt, als mir zwei Ideen kamen.

«Bloody Guts, track bitte Shamrocks Commlink.», wies ich an

«Mach ich.», lautete die simple Antwort.

«Triple S, kannst du deinem Körper verlassen und der Spur meines Zaubers zu seinem Ziel folgen? Er ist noch aktiv.», fragte ich als nächstes.

Triple S erwiderte, «Ja, das kann ich tun.»

«Gut, dann mach das bitte. Wir fahren derweil dem Commlink-Signal hinterher. Wenn wir uns in einer halben Stunde nicht automatisch an einem Ort treffen, dann kehren wir hierher zurück, damit du deinen Körper leichter wieder finden kannst. »

Ohne gleich über den Preis dafür zu verhandeln, bestätigte Triple S und verlies seinen Körper. 

«Links, rechts, die übernächste wieder links. » folgten wir den Anweisungen von Bloody Guts knappe 10 Minuten, da er das Commsignal aufgespürt hatte. 

Dann bewegte sich das Signal nicht mehr und wir gaben Gas.

Wir holten auf und nach weiteren 8 Minuten hatten wir die Position fast erreicht.

Ich kreuzte die Finger. Hoffentlich hatten sie nicht einfach nur sein Commlink weggeworfen.

Für die letzten 100 Meter drosselten wir unser Tempo und näherten uns vorsichtig. Wir blickten uns aufmerksam um. 

Keines der Häuser in der Gegend hatte mehr als drei Stockwerke. Ein defekter ARO deute auf eine Autowerkstatt hin. Wahrscheinlich würde am Zielhort die Zufahrt zur Werkstatt oder einer Art Hinterhof sein. 

Wir hielten gut 50 Meter vor der Ecke und Rubber Duck ließ eine kleine Überwachungsdrohne aufsteigen.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis das Flugobjekt an Höhe gewonnen hatte und sich der Ecke des Hauses näherte.

Eine leere ‚Nukeit‘ Burger Verpackung wurde von einer Windbö über die Strasse getrieben. Sie war orange, also mindestens 3 Jahre alt, denn inzwischen waren die Verpackungen grün.

Die Drohne zeigte uns endlich den Innenhof der Werkstatt. Die Rollgitter waren alle runter gelassen. 

Links an der Wand, kurz vor einem aufgebocktem Auto, das schon bessere Tage gesehen hatte, saß eine metamenschliche Gestalt. 

Sie war mit dem Rücken an die Wand gelehnt, die Beine waren im Winkel ausgestreckt und die Arme hingen locker von den Schultern. Der Kopf war leicht rechts zur Seite genickt und das klaffende Loch mitten in der Stirn machte klar, dass es keinen Grund mehr gab, sich zu beeilen.


Shamrock war tot.


Ich schluckte den Kloss im Hals runter und sagte, «Lasst uns vorsichtig sein. Auch wenn es nicht so aussieht, das könnte immer noch ein Hinterhalt sein.»

Shark Finn sagte, «Ich denke, die Fahrer sollten für den Ernstfall erstmal in den Wagen sitzen bleiben.»

«Gute Idee.», bestätigte Thunderstrike.

Shark Finn nickte mir kurz zu, dann stieg er aus. Thunderstrike, Blackstone, Chang, Bloody Guts und Trixhot begleiteten ihn zum Schauplatz des Verbrechens.

Die Nukeit Burger Verpackung hatte sich auf der anderen Strassenseite in einem Busch verfangen. In Snohomish gab es viel Natur, schoss es mit durch den Kopf. Ach was, in ganz Seattle gab es viel Natur, die Stadt wurde nicht umsonst Emerald City genannt.

Ich spürte nach Geistern in der Umgebung, fand aber nichts. Dann nahm ich astral war, aber auch so konnte ich keinerlei Geister entdecken.

«Soweit ich spüren kann, sind da keine Geister.», meldete ich brav. 

Bis auf uns war der Innenhof metamenschenleer.

Thunderstrike schloss Shamrock die Augen. «Das war eine Hinrichtung.», gab er bekannt. «Ihm wurde in den Kopf und ins Herz geschossen. Kann sein, dass er das schon nicht mehr mitbekommen hat, weil er da schon tot war. Über ihm an der Wand hat jemand eine Art Rune gemalt. Ich vermute mal, mit seinem Blut.»

Rubber Duck zoomte das Symbol heran und machte davon mehrere Einzelaufnahmen. Die Rune sagte mir nichts. Niemand von uns wusste, was sie bedeutete. 

«Ich komm zu euch.», sagte ich an.

«Negativ.», kam von Thunderstrike. «Wie nehmen die Leiche mit. Auch wenn hier gerade keiner ist, sollten wir nicht länger als nötig hier bleiben.»

Sie wickelten den leblosen Körper in eine Plastikplane, die Rubber Duck im Auto hatte, legte ihn hinten rein und dann fuhren wir erstmal zurück zum Treffpunkt.

Ich bat Godfather Celeborn, meinen Guidance-Spirit, zu erscheinen und im Astralraum Wache zu halten. Der Elf in der bronzenen Blätterrüstung musste sich nicht manifestieren, um das zu tun. Sein ‹Sehr gerne, My Lady!›, gab mir ein zusätzliches Gefühl von Sicherheit.

Was in die eine Richtung funktionierte, ging auch in die andere. Man konnte meinen Zauber auch zu mir zurückverfolgen, also erbat ich diesen Dienst. Zudem würden der verlassene Körper von Triple S und der Leichnam von Shamrock nun nicht mehr unbewacht sein. Wir wollten doch unbedingt vermeiden, einem zufällig vorbei kommenden Shedim eine Behausung anzubieten.

Darum ließ ich Godfather Celeborn auch vor Ort, als mein Zauber irgendwann von der anderen Seite ausgeknipst wurde.

❄❄

Das Warten zehrte an den Nerven.

Minute um Minute verging, aber Triple S kehrte einfach nicht zurück.

«Können wir denn gar nichts tun?», fragte TriXhot.

«Nein. Leider nicht. », erwiderte ich, «Das muss kein schlechtes Zeichen sein. Es ist gar nicht so einfach seinen Körper wieder zu finden, hat man mir gesagt. Das kann dauern. »

Rubber Duck meine, «Na, hoffentlich fängt Shamrock nicht irgendwann an zu müffeln und hetzt uns die Ghule auf den Hals. »

«Na so lange Triple S nicht mit müffelt, kann ich damit leben.», kommentierte Bloody Guts, «Wie lange kann er denn wegbleiben, bevor sein Körper stirbt?», wollte er dann noch wissen.

Ich erwiderte, «Mehrere Stunden. Das hängt davon ab, wie mächtig die Magie des einzelnen ist. Triple S verfügt über große magische Macht. Macht euch also keine Sorgen.»

«Nützt es was, wenn ich einen Biomonitor an ihm anschließe?», fragte Bloody Guts nach.

«Negativ.», kam von Thunderstrike, «Für den Biomonitor liegt er sowieso im Koma. »

❄❄

Zwei Stunden nachdem mein Zauber ausgeknipst worden war, kehrte Leben in den Körper von Triple S. «Okay, hab sie gefunden. Ich konnte Shamrock leider nicht sehen,», begann er sofort, «aber da waren Elfen. Wisst ihr was über Shamrock?»

«Ja, aber nichts Gutes. Shamrock ist tot.», sagte ich ruhig.

Triple S brauchte einen Moment, um das zu verarbeiten. So erzählten wir ihm, wie und wo wir Shamrock gefunden hatten. Die Rune sagte auch ihm nichts.

Dann war der Magier an der Reihe zu berichten, «Das ist schnell erzählt. Da war ein Lagerhaus, drinnen fünf Elfen, zwei SUV und ein Sportwagen. Die haben elfisch gesprochen, waren alle mundän und als ich mich umsehen wollte, hat das eine Miststück doch plötzlich astral wahr genommen, da musste ich mich verpissen.»

«Hat sie dich gesehen?», fragte Gunner nach.

«Nicht, dass ich es bemerkt hab.», antwortete Triple S.

Thunderstrike erklärte, «Gut, dass du weg bist. Das waren keine Ganger. Die wussten genau, was sie  taten.»

Neben mir holte Shark Finn tief Luft, «Der Oheim sagt, dass waren welche vom TRC, vom Tir Republican Corps. Das Symbol steht für den Orden von Cu Chulainn, das sind diese gut trainierten Spezialeinheiten, die sich um die Feinde von Tir na n’Og kümmern.»

Trixhot fragte, «War Shamrock denn ein Feind von Tir na n’Og?»

Ich seufzte, «Na irgendwer hatte ihn wohl dazu erklärt. Sie sind ziemlich eigen, was ihre Feinde angeht. »

Triple S sagte bestimmt, «Na, dann werden wir Tir na n’Og wohl mal einen Besuch abstatten.»

«Wieso?», fragte Blackstone kalt.

«Na weil sie einen von uns geholt haben.», erklärte der Magier.

«Nein, das werden wir nicht.», sagte ich so sanft wie möglich. «Shamrock war noch keiner von uns und selbst wenn, mit denen ist nicht zu spassen und mit ihnen Stress anzufangen ist generell keine gute Idee. Shamrock hat uns nicht gesagt, warum er gejagt wurde. Er hat nicht mal erwähnt, dass er überhaupt gesucht wird. Wir wissen also nichts darüber. Man kann aber davon ausgehen, dass alle fünf Elfen extrem gut ausgerüstet waren und, dass jeder von ihnen ein maskierter Initiat ist.» Ich machte eine gedankenschwere Pause und wechselte dann in den Plauderton, «Da waren welche aus Tir na n’Og hier, und haben kein freundliches Wort an mich gewendet.», sagte ich scherzend.

Rubber Duck fragte verwundert, «Gibt es einen Grund, aus dem sie bei dir vorbeikommen müssten?»

Ich lachte perlend, «Nein, jedenfalls keinen richtigen. Aber ich hab mich gerade an meine erste Begegnung mit dem TRC erinnert und damals haben sie mich zu sich eingeladen und ich wäre beinah zu ihnen in den Flieger gestiegen und davon geflogen.»

«Die Geschichte würde ich gerne mal hören.», meinte Thunderstrike dazu, «Das ist doch eine tolle Geschichte fürs Lagerfeuer. - Lasst uns jetzt von hier abhauen. Nicht mehr allzu lange, dann wird es hell. Bis dahin will ich mich angemessen um die Leiche gekümmert haben.» erklärte der zur Ruhe gesetzte Free Marine und suchte sich im Anschluss seine Helfer aus, zu denen ich nicht gehörte.

Eben hatten wir noch fröhlich beisammen gesessen und um nächsten Moment war ein Leben gewaltsam beendet worden. Das konnte einen schon traurig machen, dachte ich auf der Heimfahrt.

‹Ja, Elfenmädchen. Aber bitte nur kurz. Denn dein Leben geht schließlich weiter.», betonte Katze.

Womit sie natürlich recht hatte!

Snowcats Rulz Of Life No 1: am Ende zählt nur das eigene Überleben!

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!

Wie Halloween wird, ob die nächste Reise wirklich nach Vladivostok geht und wer dorthin alles mitkommt, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald wieder vorbei, Omae.

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*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*