Episode 19/15 (vom 16.10.) Run 58/4

Welcome back, Omae. Super, dass Du auch heute wieder reinschaust. 

Derzeit On the Run sind: AveRage, Blackstone, Gunner, Metge, Mr.Jack1, Mystique, Rogue Six, Rubber Duck, Thunderstrike, Tiernan, Shark Finn und Snowcat. Ferner sind der U-Boot Kapitän Oleg von der Crew der Corc Cona’n und Snowcats Assistentin Moxi mit an Bord. 

Datum in unserer SR-Timeline: 07.04.2074

Was bisher geschah: Die Runner erhalten den Auftrag drei spezifische Gegenstände aus dem Hort von Alamais zu entwenden. Um ihre Reise nach Spitzbergen zu tarnen, nehmen sie einen weiteren Job an, durch den sie an ein eigenes Fracht-Atom-U-Boot gelangen, welches sie umbauen, damit der Hubschrauber von Rogue Six dort landen kann und das sie Under Cover taufen. Mit der Under Cover geht es nach Spitzbergen. Gleich nach dem ersten Auftauchen erleben die Runner eine Überraschung. Sie entdecken ein Trainingslager für Terroristen. Sie zählen 35 Mann und einer von ihnen ist Thursday. Man beschließt, das Lager links liegen zu lassen und Thursday nach dem Run aus der Entfernung zu töten, also wenn man sich im Besitz der drei Gegenstände befindet. Ohne längere Pause erforschen die Runnern nun die Insel. Zunächst nur im Drohnen-Überflug. Die erste interessante Stelle sieht sich eine Gruppe von Runnern zu Fuss an. Dort im Eis der Gletscher verbirgt sich ein mächtiger Biest-Geist, ein Diener von Alamais, der die als Expedition getarnten Runner vertreiben möchte. Nach einem Gespräch mit dem Geist einigt man sich darauf, vor ihm zu fliehen. Als man später erschöpft zu Boden sinkt, bemerkt Snowcat einen Ort mit magischer Hintergrundstrahlung, der etwa zwei Kilometer entfernt von der kurz zuvor besuchten Stelle liegt. Auch diesen Ort will man sich ansehen, allerdings erst nach einer Erholungspause im U-Boot.

Wir schalten uns wenige Stunden nachdem wir die Runner das letzte Mal verlassen haben in das Geschehen zurück.

Dabei erleben wir alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossar erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossar vorbei. [LINK]

Noch eine Kleinigkeit: die Songs zum Text sollen lediglich zur Stimmung beitragen und sind keine versteckten Hinweise- jedenfalls meistens nicht. ;-) (Ich versuche immer Videos Werbung raus zu suchen. Ich kann werbefrei kaum noch garantieren, da Video-Plattfprmen ihr Geld nun mal mit Werbung verdienen. Auf Grund von deutschen Urheberrechten und/oder der GEMA werden Songs manchmal komplett entfernt. Darum nenne ich vorsichtshalber Künstler und Titel neben dem Link. Die komplette Episoden-Playlist findest Du hier [LINK].)

[Song 1: Linkin Park - Blackbirds] Der 7. April hatte bereits vor ein paar Stunden begonnen. Die Dunkelheit der Nacht war kurz, was uns nicht störte, da wir unter Wasser waren. 

Nachdem wir von dem Biest-Geist über das Eis gejagt worden waren - irgendwie freiwillig, ich musste bei dem Gedanken schmunzeln - hatte die Dusche an Bord der Under Cover gut getan. Da es auf ein paar Stunden nicht ankam, hatte ich meine Neugier gezügelt und der Idee sich auszuruhen und wenn möglich zu schlafen, zugestimmt. 

Getrennt von einander, jeder in seiner Kabine. - Natürlich.

Ich war tatsächlich eingeschlafen und nach gut drei Stunden erwachte ich erfrischt nach einem wie so oft traumlosen Schlaf. 

Die Motoren der Under Cover summten leise. Ich verschenkte die Arme hinter dem Kopf und blieb noch einen Moment im Bett liegen. 

April, dieser Monat hatte in der Vergangenheit Wendepunkte meines noch so jungen Lebens gebracht. 

Am 10. April 2070 war ich zum ersten Mal auf einem Run mit einem Team gewesen und war dabei auf Blackstone getroffen. Der einzige von den alten Chummern, der noch dabei war. Viele tolle Metamenschen waren unter meinen Kollegen gewesen und die meisten von ihnen hatten mit dem Team auch die 6.Welt für immer verlassen. Blackstone war geblieben. Ein warmer Gedanke. Mein Geschenk für ihn zum Jahrestag schlummerte in meinem DayPack. 

Am 15.April 2071 war der Drake zum ersten Mal in mir erwacht. Was für ein Moment. Ich konnte gar nicht glauben, dass das schon fast drei Jahre her war. Da ich meinen eigentlichen Geburtstag nicht kannte, war dieses Datum nicht nur ein ganz besonderer Jahrestag, sondern irgendwie auch mein Geburtstag. 

Jetzt näherte ich mich zum ersten Mal einem Drachenhort und ja, ich wollte unbedingt wissen, wie es so in einem Drachenhort aussah. Klar wäre eine freundliche Einladung in den Hort eine feine Sache gewesen, aber die konnte ich von einem wie Alamais wohl kaum erwarten. Genau genommen, rechnete ich nicht wirklich damit, je von irgendeinem Drachen in dessen Hort geladen zu werden. Obwohl ich den Traum auf ein Date mit einem Großen Drachen noch nicht aufgegeben hatte. In Fall von Alamais war mit der Einbruch sogar lieber. Es juckte mich in den Fingern diesem elfenhassenden, metamenschenverachtenden Großen Drachen etwas zu stehlen. 

Einfach würde es nicht werden. Es war wahrscheinlich sogar ziemlich gefährlich. 

Kurz gesagt, ich hoffte also, der April meinte es weiterhin gut mit mir. 

‹Besinn dich einfach auf deine Stärken, Elfenmädchen.›, mahnte Katze, ‹Und wenn es hart wird, vergiss deine wichtigste Regel nicht!›

‹Das werde ich nicht Katze. Versprochen!›, erwiderte ich. 

Snowcats RulZ of Life No 1: Am Ende zählt nur das eigene Überleben. 

Dennoch ging ich davon aus, dass die Regel gar nicht erst zum Tragen kam und ich hoffte zudem. dass wir für die Gegenstände keinerlei Blutzoll bezahlen mussten. So unglaublich es immer wieder klang, ich mochte inzwischen so einige aus dem Team und würde sie ungern verlieren. 

Ein wenig Unbehagen blieb natürlich. Wir sprachen hier von einem Drachenhort und dann gab es da noch die allgemeine Regel, dass jede Tat Konsequenzen nach sich zog. Wenigstens war das nicht eine meiner eigenen Lebensregeln. Vielleicht hätte ich mir dann richtige Sorgen gemacht.

Moxi klopfte zur verabredeten Zeit an die Tür meiner Kabine und beendete meine Gedankengänge. Sie kam, um sich um meine Haut und mein Haar zu kümmern, damit auch meine Schönheit die Ausflüge in die Kälte unbeschadet überstand.

Gepflegt und duftend erschien ich in Jeans, Pullover und weichen Schuhen fast pünktlich zur Besprechung in der Messe. 

Tiernan reichte mir eine Tasse Tee. Schon wieder Tee, hätte ich jetzt denken können. Aber von Tiernan zubereiteter Kräutertee mit Sirup unterschied sich deutlich genug von pur getrunkenem schwarzen oder grünen Tee. Ich mochte ihn. 

„Hab ich was verpasst?“, fragte ich fast schon schnurrend in die Runde.

Rubber Duck verschluckte sich an seinem Tee und hustete. 

Thunderstrike antwortete mir, „Nicht viel. Metge machte gerade nur den interessanten Vorschlag, die Terroristen zum Hort zu locken, damit man sie zur Ablenkung und Tarnung einsetzen kann.“

Ich ließ mich in einer geschmeidigen Bewegung auf dem runden, kleinen Sessel nieder, schlug meine langen Beine übereinander und legte die Knöchel so auf der Tischkante ab, dass meine Schuhe den Tisch nicht berührten. Ich lächelte Metge über den Rand des Bechers hinweg an, „Das ist eine ganz ausgezeichnete Idee.“, lobte ich, „Wenn das irgendwie möglich ist, sollten wir das tun. Es wäre ein unschätzbarer Vorteil dem Drachen einen Sündenbock anbieten zu können. Allerdings brauchen wir zunächst mehr Informationen. Wir brauchen zumindest einen Ort, zu dem wir die Terroristen locken können und wir müssen wissen, wie es da aussieht, um das timen zu können.“ Nun blickte ich zu Shark Finn und dann zu Rogue Six, „Den nächsten Schritt um an Informationen zu kommen, könnten wir machen, indem wir die Idee von Rogue Six umsetzten und mich in der Drohne über das Gelände fliegen lassen und ich mir die magische Hintergrundstrahlung ansehe.“

Shark Finn nickte. Offenbar hatte er sich inzwischen mit der Idee angefreundet, „Wenn du damit spüren und nicht sehen meinst, geht das klar.“

Ich lächelte fein und trank einen Schluck von meinem Tee, „Ja, ich meinte spüren. Mir ist schon klar, dass ich aus der Drohne nicht raussehen kann. Doch wenn wir an der einen oder anderen Stelle langsamer fliegen…“

„Vergiss es.“, unterbrach Shark Finn.

Blackstone ergänzte, „Es wird nicht langsamer geflogen und nicht angehalten.“

Ich runzelte die Stirn.

Thunderstrike meinte, „Es ist ja auch ausreichend, wenn Snowcat während des Flugs die Hintergrundstrahlung markiert und in eine Karte einzeichnet.“

Hmm? Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich vermuten, meine Kollegen hätten sich vorher getroffen und diesbezüglich abgesprochen. Da ich es aber besser wusste, war mir klar, dass sie da einfach nur alle einer Meinung waren.

Wir stellten die AR-Karte so ein, dass sie mich in der Rescue Drohne mitsamt Höhenangaben und anderen Daten umgab und sie wurde außerdem mit dem GPS in der Drohne gekoppelt, so das ich in die aktuelle Karte einzeichnen konnte, was ich spürte. Ich hatte in den letzten drei Jahren so einiges über dreidimensionale Navigation gelernt, immerhin konnte ich jetzt fliegen, das half gewaltig. 

Fliegen, ich hätte jetzt nichts lieber getan, als selbst über das Gelände zu fliegen, aber da wir nicht  wussten was und wer dort war, flog ich eben eingeschlossen in der medizinischen Drohne. 

Mich einfach so jederzeit am Himmel zeigen würde ich mich wahrscheinlich nie können. Drakes standen zu hoch im Kurs oder immer weniger im Kurs, wenn man es aus den Augen der Metamenschheit betrachtete, dafür sorgten die Unruhen gegen Drachen. In einer von Drachen beherrschten Welt, wie Alamais sie verlangte, würde ich vielleicht jederzeit fliegen können. Doch so verlockend dieser Gedanke auch war, eine von Drachen offen beherrschte Welt klang einfach nach einer schlechteren Welt als die, die wir gerade hatten.

Doch nun war wirklich Schluss mit all den Gedanken. 

Rubber Duck steuerte die Drohne sanft aus der Luke. So sanft, als läge ich in einem schwebenden Wolkenbett, was ja auch irgendwie so war, jedenfalls mit etwas Fantasie.

Zwei Nimrods begleiteten mich, eine flog Average, eine Rogue Six. 

Als letzterer aus der Luke flog meldete er, «Rogue Six an Echo Basis, Rogue Six gestartet.» 

Genau genommen gehörte es sich wohl so, dennoch schmunzelte ich.

[Song 2: Trevor Morris/The Vikings III- A Cloaked Figure Arrives In Kattegat] Das Gefühl des Fliegens war zumindest ansatzweise da. 

Da es taghell war und mir auch die Kamera-Bilder via AR eingeblendet wurden, hatte ich sogar etwas von der schönen Gletscherlandschft, als ich darüber hinweg raste. Möglichst hoch und nur grade tief genug, damit ich Hintergrundstrahlung spüren konnte. 

Ich konzentrierte mich und sobald ich die veränderten magischen Energien spürte, begann ich sie einzuzeichnen. Zu diesem Zeitpunkt war ich ziemlich genau 9 Kilometer vom Gebirge entfernt. 

Was auch immer da war, es zentrierte sich unter dem Newtontoppen [BILD]. Die Hintergrundstrahlung blieb konstant mäßig und sie fühlte sich weiterhin irgendwie nicht unangenehm an. 

Ich hatte insgesamt 15 Arme eingezeichnet, die unregelmäßig, strahlenförmig auf eine große Fläche im Berg zuliefen, die selbst offenbar keine Hintergrundstrahlung besaß. Drei dieser Strahlen führten bis zum Wasser. Genau genommen war die Fläche sogar riesig und ich hoffte, das nicht alles zum Hort von Alamais gehörte. Einer dieser Strahlen führte hoch hinauf in den Newtontoppen und brach dort ins Freie. Die Außenbilder zeigten an der Stelle nichts als einen Berghang. 

Interessant. 

«Echo Basis, ihr habt die anderen Daten vor Augen.», meldete ich mich, als die Drohne sich auf den Rückflug zur Under Cover machte. «Decken sich die Stellen, an denen die Wege ins oder ans Wasser führen mit denen, an denen wir die Seeschlangen gesehen haben?» Ich hätte mich jetzt auch als Rogue gemeldet, aber ich hatte gar kein solches Callsign.

«Ja, ungefähr an einer solchen Stelle haben wir sie gesichtet.», gab Blackstone nach einer kurzen Pause bekannt. 

«Heute auch schon?», fragte ich nach.

«Heute haben wir die Seeschlangen noch gart nicht gesi'chtet.», antwortete Oleg.

Plötzlich kam von Rogue Six, «Rogue Six an Rogue Two, du bist nicht mehr in Formation. Komm zurück in die Formation.» Und wenig später fügte er hinzu, «Rogue Six an Echo Basis, Rogue Two hat die Formation verlassen.»

Thunderstrikes Stimme erklang, «Echo Basis an Rogue Two, kehr zurück in die Formation.»

Nun meldete Average sich, «Macht Rogue Two ja gleich, ich seh nur mal nach, ob die Seeschlangen wieder da sind.»

«Echo Basis an Rogue Two, verstanden.», bestätigte Thunderstrike, «Echo Basis an Rogue Six, wenn Rogue Nine mit Snowcat an Bord ist, dann sieh nach dem Lager und Aktivitäten dort.»

«Rogue Six an Echo Basis, verstanden. Fliege im Anschluss Kontrollflug über das Lager.»

Ich grinste in mich hinein. Kein Wunder, das Ex-Militär im normalen Leben immer so kurz angebunden waren, wenn sie doch im Beruf so viele Worte für genaue Angaben über Funk verbrauchen mussten.

Die Rogues fanden weder Seeschlangen noch bemerkenswerten Aktivitäten bei den Terroristen im Lager.

Nachdem alle wieder vollständig an Bord waren, tauchten wir ab und sahen uns die weiter entwickelte Karte an.

„Der Gang von oben rein ist definitiv getarnt.“, erläuterte ich. „Auch wenn man genau hinsieht, ist da nur Berg. Allerdings sagt der Bereich von magischer Hintergrundstrahlung absolut nichts über die Beschaffenheit des Gangs aus. Er wirkte mir vom Gefühl her ziemlich steil.“

Blackstone überlegte, „Ich finde den Gang von oben auch interessant, vielleicht ist das der Weg rein, wenn man fliegend ankommt. Es ist auf jedenfalls der schnellst Zugang in den mittleren Bereich.“

Mystique zog die Stirn in Falten, „Genau deshalb hat er ein hohes Potenzial, eine Falle zu sein.“

Ich nickte, „Könnte sein. Aber an keiner anderen Stelle kommen wir so dicht ran, ohne kilometertief in den Berg zu gehen. Zumindest könnte man von dort einen Blick hinein werfen. Die Zugänge am Wasser sehen noch ganz gut aus. Aber wie gesagt, da sind wir kilometerlang unterwegs und wir wissen nicht, ob der Gang breit oder schmal ist.“

Thunderstrike meinte, „Was die Beschaffenheit angeht, kann ich helfen. Ich hab einen Zauber, der genau dafür da ist. Ich vergesse das zwar, wenn ich den Zauber fallen lassen, aber ich kann alles während eines Überflugs ansagen und ihr zeichnet es auf.“

„Das sollten wir auf jedenfalls zuerst machen.“, bestätigte ich, „Damit können wir zumindest ausschließen, dass ein Gang eingefallen ist oder unter Wasser steht.“

Thunderstrike nickte knapp, „Na dann geh ich jetzt in die Drohne. Average, du steuerst mich. Rubber Duck, Rogue Six, ihr geht auf die Flügelpositionen.“

Ich schmunzelte, denn ich ahnte, warum Thunderstrike Average als Steuermann ausgewählt hatte. 

Doch bevor es losging, hieß es Auftanken und Wartung.

Schon nach den ersten Flug-Metern war zu hören, dass Thunderstrike so etwas schon öfter gemacht hatte. 

Was den oberen Gang betraf, lautete die Beschreibung zum Beispiel so, ‚Die ersten Meter kann ich nicht einsehen. Doch da ist ein Gang. Da ist ein deutliches Gefälle von 31,4 - 40,1  Grad , dieser Abwärts-Gang besitzt einen Durchmesser von durchschnittlich 4 Metern, verjüngt sich auf einer Strecke von 40, 4  Metern und wird dann wieder breiter …‘

So entstand eine kleine Karte von dem Gang nach unten und auch eine von dem Mittleren der drei am Wasser endeten Gänge, den wir für uns für am leichtesten zugänglich hielten. Wäre der Zauber nicht in seiner Reichweite beschränkt gewesen, hätten wir das gesamte Gelände kartografieren können. In den inneren Bereich gelangte der Zauber übrigens nicht.

Nachdem Thunderstrike und alle Drohnen an Bord der Under Cover zurück gekehrt waren, durchdachten wir den nächsten Schritt. 

„Wir sollten unbedingt herausfinden, ob das da oben ein Zugang ist und wenn ja, wie er getarnt wurde. Das kann uns so einiges über den Erbauer und die zu erwartende Sicherheit sagen.“, meinte ich.

„Ich halte den Zugang immer noch für eine Falle.“, betonte Mystique.

„Das will ich gar nicht ausschließen, aber wir sollten gucken, ob das da ein Zugang ist, selbst wenn wir ihn nur als Notausgang nutzen wollen.“, erwiderte ich.

Mystique lächelte mich an, „Dagegen ist nichts einzuwenden. Je mehr wir wissen, desto besser ist es.“

Ich sah zu Blackstone, „Wie wäre es, wenn wir zwei uns in unsere Chamäleon Suits schwingen und die Stelle ansehen?“

Blackstone nickte, „Daran habe ich auch schon gedacht.“ 

Bis auf Rogue Six, Mr.Jack und Oleg verstanden alle sofort: wir wollten uns das in Drakegestalt ansehen.

Shark Finn gefiel das nicht, darum beschwichtigte ich ihn sofort, „Nur das letzte Stück, wir lassen uns von Rogue Six und einem BackUp Team in die Nähe bringen und ziehen dann zu zweit los, aber Nimrods werden uns begleiten.“

Finn nickte knapp. „Ich bin im Hubschrauber.“, betonte er mit einer leicht trockenen Stimme.

„Ja, gerne.“, ich blickte in die Runde, „es können auch alle mit im Hubschrauber sein, wenn wir wollen, falls sich etwas spontan ergibt.“

Metge erwiderte im möglichst neutralen Ton, „Also ichä kann auch durchaussze hier an Bord von die U-Boot bleibän.“

Ich lächelte fein, „Natürlich, ich glaube zu spontan sollten wir beim Eindringen in einen Hort sowieso nicht sein.“

Wir hatten noch etwas über eine Stunde gewartet, bevor es losgegangen war. 

Tiernan hatte noch Vorbereitungen treffen wollen und nun kam er mit je zwei farblich markierten Getränkeflaschen zu uns. „Die rote Flasche nutzt, falls ihr Heilung braucht, die Blaue, falls ihr schneller kämpfen wollt. Ihr könnt es trinken oder euch über den Kopf kippen, allerdings habt ihr dann nichts von dem Geschmack.“

Ich küsste Tiernan zum Dank auf die Wange, was ihn ein wenig erröten ließ. Im Anschluss befestigte ich beide Flaschen mit Geckotape an meinem Daypack. So hatte ich sie in einem Notfall griffbereit.

Zu Shark Finn bildeten Gunner und Thunderstrike das Back Up. Rogue Six flog uns hin und setzte uns eine ‚Bergkuppe‘ weiter ab. Er war Profi genug keine Fragen zu stellen. Er flog einfach wieder davon.

Average steuerte die Nimrod, die uns begleitete und er wusste, dass er darauf achten sollte Bilder auf denen wir zu sehen waren, nicht zu übertragen. Doch dank Chamäleon-Suits und der Verschleierung den Luftgeist Keeya mir gewährte, würde von uns eh nicht viel zu sehen sein. Die anderen sahen unsere Position dann nur noch über das Signal unserer Commlinks.

Als sich das zarte, von Rotoren verursachte Schneegestöber gelegt hatte, zogen wir die Kapuzen der Anzüge hinunter, ich rief Keeya und nachdem sie uns verschleiert hatten, wandelten wir uns. 

[Song 3: Janes Addiction - Sympathy For The Devil] Die Luft war kalt und der Anzug kein Coldsuit, dennoch fror ich nicht und erhob mich freudig in die Luft.

Blackstone war direkt neben. Seine schwarze Gestalt war deutlich kräftiger und größer gebaut, als meine. die eisblau und eisweiß war und sich auch ohne Tarnung ganz prächtig in das Farbenspiel der Umgebung einfügen würde. Jetzt sah ich mehr denn je so aus, als gehörte ich hierher.

Die Nimrod begleitete uns in einigem Abstand, um nicht versehentlich auf uns drauf zu fliegen. Das war gut so, ich hätte Average nur ungern mit meinem Eisatem vom Himmel pusten wollen. 

Die Windströmungen hier in den Bergen forderten so einiges an fliegerischem Können. Das machte das Ganze noch eine Spur aufregender und interessanter.

Ich liebte es zu fliegen und Blackstone ging es anscheinend ebenso.

Es war nicht sonderlich weit. 

Schade eigentlich.

Ich nahm astral wahr, als wir uns den Zielkoordinaten näherten. 

An der Bergwand hing eine Illusion. 

Die schönste Illusion - ein Trid-Phantasm, um genau zu sein - die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Jedenfalls wenn man von den Illusionen absah, die Harlequin präsentierte, wenn er eine Geschichte erzählte. Es schien, als reagiere der Schnee an der Wand auf den Wind und das Eis glitzerte unterschiedlich, je nachdem von welchem Winkel aus man es betrachtete. Im Astralraum waren die magischen Linien fein und ausgearbeitet. Ich gestalte meine Illusionen ebenfalls kunstvoll, aber bis ich dieses Niveau erreichte, würde ich noch eine Menge üben müssen.

Zwei weitere kräftige Flügelschläge brachten mich näher.

‹Hey, nicht so dicht ran.›, mahnte Blackstone.

Ich grinste, ‹Aber wie soll ich sonst sehen, was hinter dieser Illusion ist? Es ist nämlich eine Illusion und zwar eine gelungene Illusion, die durchaus Drachenmagie sein könnte.›

Eine Schönheit, mit der ich bei Alamais nicht gerechnet hätte, fügte ich im Stillen hinzu. Wenn die Illusion denn überhaupt von Alamais war. 

Blackstone flog unter mir durch, um zwischen mich und die Wand zu kommen.

Was mich nicht daran hinderte, noch ein bisschen dichter ran zu fliegen. 

Leider wurde ich enttäuscht, denn ich konnte auch mit meinem Sinn für Magie nicht hinter die Wand kommen, da lag ein Hüter, der mindestens 50 Meter weit reichte. 

Mist.

Blackstone versuchte mich abzudrängen. ‹Komm Katze,›, rief er, ‹du weisst, dass es eine Illusion ist, das geben wir an die anderen weiter. Nicht näher ran!›

Ich lächelte ihn an und meinte zuckersüß und schmeichelnd, ‹Ach was, Blackstone. Dahinter ist ein Hüter, ich muss näher ran, um mehr zu erfahren. Nur ganz kurz. Außerdem ist da eine Illusion und kein Feuerball, komm schon. Lass uns näher ran.›

Blackstone gab nach und wir flogen näher.

Es juckte mich in den Flügeln einfach da rein zu fliegen.

Warum eigentlich nicht? Ich konnte mich bestimmt durch den Hüter drücken. 

Nur ein kleines Stück hinein und bis hinter den Hüter. Die Hintergrundstrahlung war doch angenehm, da konnte doch ein Blick hinein nicht schaden.

Ich flog näher.

Näher.

Ich überholte Blackstone und …

… drehte in allerletzter Sekunde nach oben ab. 

Der Hüter konnte ein Alarmhüter sein oder es konnte Sensoren geben und mein Geist wäre dort drinnen geschwächt. Blackstone würde versuchen, mit rein zu kommen und könnte scheitern. 

Nein, jetzt da rein zu fliegen, war keine gute Idee. 

Wir brauchten mehr Informationen.

‹Wir könnten eine Drohne rein schicken.›, schlug ich Blackstone vor. Ich hätte das gerne allen gesagt, doch noch hatte Liam das Problem mit dem Sprechen nicht gelöst. Doch selbst mit Krallen-kompatiblen AR Display hätte ich das bei den Winden nicht so einfach drücken können.

‹Klar. Gute Idee, gleich mit der Nimrod?›, fragte Blackstone nach. 

Ich schüttelte meinen schlanken Drakekopf, ‹Nein. Die ist so groß und zu auffällig. Ich dachte an etwas ganz Kleineres, was allein durch die Größe unauffällig ist.›

Blackstone nickte, ‹Wenn wir so was dabei haben, werfe ich es rein.›, bestätigte er.

Wir landeten kurz in der Nähe, wandelten uns und erklärten den anderen, was wir entdeckt und vor hatten.

«Ich hab Thunderstrike ne Flyspy mitgegeben.», meinte Average dazu, «die könnte da oben nicht hinfliegen und die wäre auch zu lahm, aber wenn Blackstone sie wirft, könnte ich in ihr mal einen Blick durch die Sensoren werfen und sehen, was in diesem Hüter ist.»

Damit war es abgemacht.

Wandeln, zum Treffpunkt fliegen, wandeln auf den Hubschrauber warten, die Drohne übernehmen, warten, bis der Hubschrauber wieder weg ist, wandeln, fliegen.

Blackstone hatte die Drohne in den Krallen, wartete auf das Okay von Average und als es kam, warf er die Drohne im hohen Bogen durch die Illusion. 

Sie prallte nicht ab. 

Das war doch schon mal was. 

Mit Spannung erwartete ich die Bilder in einem AR-Feed oder zumindest die Ansagen des Technomancer.

Fast schon unbewusst flog ich ein Stück näher, allerdings hielt ich mich am Rand des Eingangs auf. Nicht dass Average mir die Drohne noch ins Auge flog oder so, weil er mich nicht sehen konnte.

«Okay.», meldete Average sich, «ich musste mich sogleich wieder ausloggen…»

Mist.

«Ich hab nur 7 Dragonfly-Drohnen gesehen, die in Formation auf mich zu sind. Da bin ich lieber gleich weg. Die Flyspy wurde zerstört. Jedenfalls sendet sie kein Signal mehr. Ich würde sagen, da war ein ganzer Ring aus Sensoren im Höhleneingang.»

So viel dann zu unserer Theorie, Alamais würde sich nicht mit metamenschlichen Mitteln schützen. Er hatte da Fahrzeugabwehr-Drohnen geparkt.

Blackstone und ich zogen uns nur ein paar Meter zurück und blickten uns um.

Wir warteten.

Doch da auch nach einer Minute niemand und nichts aus der Höhle heraus kam, um nachzusehen, flogen wir zum Treffpunkt zurück.

❄❄

Abgetaucht mit einer Tasse Kräutertee in der Hand, saß ich in der Messe der Under Cover mit meinen Kollegen beisammen, um zu besprechen, wie es weiter gehen sollte. 

Das Bild kam mir inzwischen unglaublich bekannt vor. 

Ich trank einen Schluck von dem heißen Gebräu. Es war ziemlich bitter, dafür aber richtig belebend. Katze schob mir das Zuckerfass in Form eines grinsenden Affen mit pinker Latzhose zu. Ich schaufelte zwei Bananenlöffel voll in meinen Tee und rührte um. Viel besser.

‹Danke Katze!›, raunte ich.

Katze zwinkerte mir zu.

„Wie ich vermutet hab, eine Falle.“, erklärte Mystique.

Ich nickte, „Stimmt, damit haben wir gerechnet. Aber dass der Eingang so technisch gesichert ist, damit habe zumindest ich nicht gerechnet.“

„Average?“, fragte Metge, „meinen szie, dasz szie Alarm auszgelöst habän?“

„Ja klar, irgendwie schon. Immerhin haben die Sensoren die Flyspy bemerkt und die DragonFly haben angegriffen. Ich konnte nicht viel sehen.“, erklärte der Technomancer, „In jedem Fall waren da Sensoren beziehungsweise Nodes und zwar über ein Dutzend. Ob der Alarm weiter geleitet wurde, weiß ich aber nicht.“

Metge kratze sich kurz an der Nasenwurzel, „Nunä, aber müsszen wir nicht davon auszgehän, dasze die Alarm notiert wurdä und dasz Szysztäm nun weitere Schritte einleität?“

Ich schüttelte den Kopf, „Nicht unbedingt. Zumindest wird man wegen einer solchen Kleinigkeit nicht gleich den Boss anrufen.“

Rubber Duck überlegte, „Na jedenfalls nicht, wenn der Drache nicht paranoid ist.“

Metge war offenbar anderer Meinung, „Nun Szenior, immerhin iszt dasze der Haupthort von die Drachen, isz denkä, er wird damit szehr paranoid szein. Wärä esz nich bessär, wir reiszen ab und kommän in eine paar Wochen szurück, damit szich allesz wiedär berühigt hat? Szeit ware doch kein Probläm, odär?“

Ich sah Metge an, „Nach einem kleinen Alarm gleich wieder abreisen?“, fragte ich ziemlich überrascht, „Ich bin auch für Vorsicht, aber wenn wir nach jeder Kleinigkeit gleich abreisen und in einem Monat wieder kommen, sind wir in Jahren noch nicht mit dem Run fertig. Und ich glaube, das ist nicht mit ‚Zeit spielt keine Rolle‘ gemeint.“

Blackstone stimmte mir zu, „Wir sollten zumindest noch einen der Gänge ansehen und schauen, ob es da Sensoren gibt und gucken, wie wir die umgehen können. Wenn wir wieder Alarm auslösen und der Alarmpegel wirklich steigt, können wir immer noch ne Pause machen. Wir werden ja mit jedem Mal besser.“

Auch Gunner nickte, „Sehe ich auch so.“

Metge sah zu mir, „Gut, esz war auch nur ein Vorszlag meinerszeitsz und keine Aufforderung.“

Thunderstrike warf unsere Karte via AR in die Mitte des Raumes und zoomte auf den mittleren der drei Gänge, die bis zum Wasser reichten. 

Meine erste Idee war: Blackstone und ich sehen uns auch diesen Gang allein an. Sie scheiterte sofort am Einspruch von Shark Finn und ich musste schnell einsehen, dass wir Average bei dem Unternehmen brauchten. Er war nun mal der Beste, was das Entdecken von Sensoren anging und er war der einzige Hacker, den wir überhaupt dabei hatten und wo es Sensoren gab, konnte es auch Türschlösser geben.

Also entschieden wir uns für eine größere Gruppe, die den Gang erkunden sollte. Allerdings betrug die Strecke vom Wasser bis zum Berg allein bereits 7 Kilometer und wir hatten nicht genug Drohnen oder Transmitter Tags dabei, um den Kontakt über die Strecke zum U-Boot oder Helikopterteam aufrecht zu erhalten. Mal abgesehen davon, dass wir zu Fuss Stunden bis zum Berg brauchen würden. An Land konnten wir den Kontakt halten, aber dann würden wir uns eventuell im Einflussbereich des Geistes befinden und uns irgendwann einen Schacht durch den Gletscher in den Gang bohren müssen, wo der Kontakt zu den anderen wieder abbrechen würde.

Beim Stichwort ‚bohren‘ kam meinem schönen Kopf dann eine Idee: „Tiernan, du könntest uns doch eine Eis-Treppe runter in den Gang formen. Wir müssten also nicht bohren oder sprengen?“

Tiernan nickte, „Das kann ich, Übrigens auch in Stein.“

Blackstone grinste zufrieden, „Na, das klingt doch gut.“

Wir kamen überein, dass uns das auch gleich den langen Fussmarsch sparen würde, wenn wir auf dieser Art erst relativ kurz bevor der Gang im Berg verschwand nach unten einstiegen. Rogue Six konnte uns also schnell und direkt bis über ein Stelle fliegen, die wir uns aussuchten. Tiernan würde die Treppe bauen und ein ausgesuchtes Team konnte hinab steigen und den nächsten Weg erkunden. Nur das Problem mit der Kommunikation aus dem Inneren des Bergs nach draußen konnten wie nicht lösen, aber dann musste es eben mal so gehen. Für den Fall der Fälle, dass Tiernan keinen Ausgang zaubern konnte, hatten wir BackUp-Pläne dabei. Gedankliche BackUp-Pläne.

Die Drohnen waren erneut gewartet worden, wir hatten alles aufgetankt und uns ausgerüstet. 

Im Gang würde magische Hintergrundstrahlung herrschen - ich freute mich schon riesig darauf, sie mir endlich genau ansehen zu können - darum reichte es nicht aus, wenn ich nur einen von meinen Geistern um die Gunst der Verschleierung bat, denn das Einsatzteam bestand nun aus sechs Personen: Average, Blackstone, Thunderstrike, Tiernan, Shark Finn und mir. Ein bisschen Verschleierung war besser, als gar keine, darum bat ich Sylphe Keeya und Undine Flush darum, uns vor der Wahrnehmung anderer zu verbergen. Ich teilte uns in zwei Dreiergruppen ein. Unsere Kommunikation würde über ein lokales Teamnetzwerk aufrecht gehalten werden.

[Song 4: Trevor Morris/Vikings - An Uncertain World] Das Licht schimmerte bläulich durch das Eis, nachdem Tiernan die Decke des Gangs wieder geschlossen und die Treppe aufgelöst hatte. 

Hier und da tropfte Wasser die Gletscherwand herunter. Hier unten war es wärmer als erwartet.

Vor Vorfreude und Aufregung hatte ich die Luft angehalten, als ich die Treppe hinunter gestiegen war und stieß den Atem nun langsam wieder aus. 

Zunächst spürte ich nach magischer Präsenz, aber da war nichts, außer dem, das wir mitgebracht hatten. Also nahm ich astral wahr. 

Die Hintergrundstrahlung war zwar nicht für jemanden meiner Tradition gemacht, aber sie fühlte sich erfreulicher Weise immer noch nicht unangenehm an. Ich fand, sie umschmeichelte mich sogar und sie tauchte den Astralraum in ein sanftes, rot-goldenes, fremdartiges Licht. «Die Hintergrundstrahlung ist gewollt und hat den selben Ursprung, wie die Illusion oben am Berg.», sagte ich an und ich flüsterte dabei, «Es könnte dragonischen Ursprungs sein, aber ich habe nicht sonderlich viel Erfahrung mit Drachenmagie. Ich finde es nicht unangenehm. Was meint ihr dazu?»

«Meine Magie wird gedämpft.», erklärte Thunderstrike.

«Auf mich drückt die Hintergrundstrahlung auch.», bestätigte Tiernan.

Hmm? Ich sah zu Blackstone. 

Er schüttelte den Kopf, «Also ich merke nichts.». 

Die  Magie in Blackstone war noch nicht sonderlich stark, das brachte mich auf eine Idee, «Nimm doch mal astral wahr, geht das noch?»

Augenblicklich wurde er astral aktiv. 

Wie abgefahren war das denn? Die Hintergrundstrahlung drückte die Magie von Tiernan und Thunderstrike, sie beeinflusste meine Geister und schwächte sie, aber meine Magie und die von Blackstone schwächte sie nicht?  Mein Herz machte einen Freudenhüpfer. Das war alles unglaublich aufregend und wir waren noch nicht mal in dem Drachenhort. Wir befanden uns nur im Zugang und schon hatte ich ein Geheimnis entdeckt. Ob es wohl so etwas wie Dragonische  Hintergrundstrahlung gab? Galt das dann für alle Dracoformen oder nur für Drachen und Drakes? Sollte es nicht auf einen spezifischen Drachen und dessen Drakes beschränkt sein? Ich zwinkerte Blackstone zu. «Aufregend, oder?»

Blackstone legte den Kopf zur Seite. Er war sich also noch nicht sicher.

‹Wir finden es toll hier, oder Katze?›, fragte ich.

‹Es ist in jedem Fall toll, dass wir hier sind, Elfenmädchen.›, erwiderte sie zufrieden.

«In welcher Reihenfolge laufen wir?», wollte AveRage wissen.

Ich überlegte kurz, «Na die Kleinen gehen Vorn und die Großen Hinten.»

«Also Thunderstrike, Blackstone, Tiernan, ich, du und dann Shark Finn?“, fasste er zusammen.

«Fast.», meinte der Fomori nun, «Snowcat ist kleiner als du und ich gehe hinter ihr, also gehst du am Schluss.»

«Ist das okay für dich Average?», fragte ich nach.

«Hai.», erwiderte er knapp, «Ist mir recht. Ich wollte es nur wissen.»

Nach einigen Metern führte der ausgesuchte Weg in den Berg. 

Vor uns öffnete sich ein ovales Loch. Wir blieben in großzügig bemessener Entfernung stehen

«Am Durchgang sind Sensoren.», meldete AveRage.

«Und ein Hüter ist dort auch.», fügte ich hinzu, da ich die ganze Zeit über astral wahrnahm. Dieser rotgoldene Schimmer hatte was. Obwohl ich das bläuliche RL Licht noch schöner fand, aber das würde es im Berg sowieso bald nicht mehr geben.

«Durch den Hüter kommen wir nur schwer durch.», meinte Blackstone.

Was in seinem Fall leicht gar nicht durchkommen sein konnte, doch das sagte ich jetzt nicht. «Und wir könnten damit Alarm auslösen, abgesehen davon können wir nicht sehen, ob irgendetwas Magisches dahinter verankert ist.»

«Soll ich versuchen, die Sensoren zu hacken und dann eine Drohne reinschicken?», fragte Average.

«Negativ.», kam von Thunderstrike, «das könnte bemerkt werden und durch den Hüter müssten wir immer noch.»

Ich lächelte fein, «Umgehen wir die Stelle doch einfach, indem wir uns einen eigenen Gang von Tiernan bauen lassen.», überlegte ich.

Die Idee wurde sofort befürwortet und umgesetzt.

Nachdem wir alle in Tiernans Gang standen, verschloss er ihn hinter uns mit einer dünnen Schicht, durch die wir in einem Notfall hoffentlich brechen konnten, die aber verhinderte, dass jeder sofort sah, dass hier etwas verändert worden war.

Meine Aufregung stieg, als Tiernan uns mit 20 Metern pro Minute durch den Fels baute. Er lief jetzt voran. 

Sich so durch den Berg zu graben, war auch ein bisschen unheimlich.

Ja, meine Aufregung stieg, aber meine Aufmerksamkeit auch. 

Wir alle waren aufmerksam.

Ich spürte nach Magie und lokalisierte den Hüter. 

Thunderstrike untersuchte das Gelände mit seinem Zauber. 

Average suchte nach Sensoren.

Wir alle lauschten, schlichen und sahen genau hin.

Kurz bevor wir durch den Berg zurück in den Gang brachen, spürte ich nach Bewegung, doch da war nichts. 

Tiernan erschuf den Durchgang und ich hielt abermals den Atem an.

Das Licht des Tages erreichte diesen Ort eben so wenig, wie den Gang, den Tiernan gebaut hatte. Wer nicht astral wahrnahm, so wie ich, war auf Infrarotsicht umgestiegen. 

Wir betraten den Gang und setzten unseren Weg in Richtung ‚Mitte‘ fort. Dort vermuteten wir den Eingang in den Hort.

Obwohl wir vorsichtig waren, blieben wir alle 100 Meter stehen und scannten und konzentrierten uns. Niemand wollte hier in eine Falle laufen! 

Es ging jetzt leicht Bergauf. 

«Ey, Average, aber nicht wieder alle Sensoren beim Gucken aufschrecken.», meinte Blackstone. 

«Hey, ärgere ihn nicht, er leistet gute Arbeit.», wies ich Blackstone zurecht.

Blackstone grinste, «Ich ärgere ihn nicht, ich treibe ihn nur an.»

Average sah ernst zu Blackstone, «Du musst mich nicht antreiben, du musst mir einfach nur sagen, was ich tun soll.»

Blackstone hob eine Augenbraue, «Okay, dann such nach Sensoren.»

«Hai, das tue ich bereits.»

Wir bewegten uns langsam und konzentriert Minute um Minute durch den Gang. Niemand außer uns schien hier zu sein. Wir legten Meter um Meter zurück.

Dann, bei eine Routinekontrolle nach einem 100 Meter Abschnitt, meldete Average, «Da sind wieder Sensoren.» er markierte die Stelle auf der AR-Karte.

Ich nickte, «Das dachte ich mir, denn da ist auch Magie. Average, die Zeichen in dem Bogen, ähneln die denen, die du vorhin kurz gesehen hast?», fragte ich noch.

«Hai. Sie sind ihnen ähnlich.», erwiderte der Technomancer, «Kann ich nicht präzise sagen. Dazu habe ich sie vorhin zu kurz gesehen.»

Ich studierte die Magie genauer und erklärte kurz darauf, «Das ist ein verankerter Zauber. Ein kräftiger Wahrnehmungszauber. Stufe 12 auf der nach oben offenen Scala. Vielleicht ist es Detect Lifeform, aber genauer kann ich es nicht sagen. Irgendetwas ist seltsam, denn obwohl wir nur 50 Meter von der Stelle entfernt sind, befinden wir uns nicht in Reichweite des Spruchs. Eigentlich kann man seinen Zauber nach allem was ich weiß nicht so in seiner Reichweite einschränken oder umformen. Aber selbst wenn man das könnte, warum sollte man das tun? Außerdem ist da ein magisches Konstrukt auf dem Boden, doch ich kann es nicht gut genug sehen, um noch mehr zu sagen.»

Wir überlegten, den Zauber zu entzaubern und die Sensoren auszuschalten oder es mit Heimlichkeit zu versuchen und darauf zu setzen, dass wir nicht entdeckt wurden. Dann entschieden wir uns aber dazu, auch diese Stelle wieder mit Hilfe eines eigenen Gangs zu umgehen.

Nach dieser seltsamen Schleuse, wurden wir noch vorsichtiger. 

Wie blieben nun alle 75 Meter stehen, um extra zu scannen. Das verlangsamte uns zusätzlich. Außerdem legten wir Pausen ein und tranken Wasser. Wir konnten es uns nicht leisten, uns völlig zu erschöpfen. 

Als ich Average nach seinem Befinden fragte, erwiderte er knapp, «Danke. Es geht mit den Umständen angemessen.»

Hmm?

Der Weg war hier überwiegend natürlichen Ursprungs, nur an einigen wenigen Stellen, war der Gang aufgebessert worden. Manchen Stücke waren ziemlich schmal. Thunderstrike hielt nun praktisch ständig seinen Zauber aufrecht, damit wir wussten, wie der Gang vor uns beschaffen war und ob er abfiel, endete oder es Kreuzungen gab.

Wir näherten uns unaufhörlich den Koordinaten, an denen ich die Hintergrundstrahlung nicht mehr hatte spüren können.

Thunderstrike gab ein Zeichen. Halt! Er flüsterte, «360 Meter voraus öffnet sich der Gang in eine Höhle.»

«Copy that. Lasst uns noch ein paar Meter gehen und dann alle noch mal gucken, was da ist.»

Es wurde so still, dass ich meinen eignen Herzschlag hören konnte.

«Magie spüre ich keine.», gab ich flüsternd bekannt.

Average sagte, «Da sind Sensoren, aber sie sind in der Höhle.»

«Na dann, lasst uns bis zum Rand vorgehen.», wies ich an.

Wir waren alle angespannt, aber in mir war immer noch eine Menge Freude über das, was ich hier gerade erleben durfte. 

Der Hort schien greifbar nah. 

Dort drinnen würden Gefahren und Geheimnisse auf mich warten.

Ich wollte unbedingt dort hinein.

Ein Gestank nach Verwesung sieg in unsere Nasen. 

Er wurde mit jedem Schritt stärker. 

Ich zog einen Breezer aus der Tasche und steckte ihn an meinen Gürtel, nur vorsichtshalber.

Die letzten Schritte ging der Weg steil bergauf und wurde enger. Ein Drache müsste hier in metamenschlicher Gestalt entlang gehen, um durchzukommen. Was er ja zweifelsohne konnte, wie man uns während der letzten Begegnung mit einem erwachsenen Drachen in der Taklamakanwüste gezeigt hatte.

Wir blieben am Durchgang stehen.

AveRage gab bekannt, «Die Sensoren sind in der gesamten Höhle verteilt, auch auf dem Boden.»

Der Bereich war groß genug. Dort würde sich ein Drache auch in Drachengestalt bewegen können. Sogar ein Großer Drachen, jedenfalls wenn er nicht gerade tanzen wollte. 

Überall auf dem Boden lagen Knochen und andere metamenschliche Überreste verteilt 

‹Schon irgendwelche Haarbällchen entdeckt, Elfenmädchen?›, wollte Katze wissen.

Ich lachte leise, ‹Noch nicht Katze, aber ehrlich gesagt,nehme ich auch nicht an, dass das hier der Platz ist, an dem Alamais seine Reisesnacks entsorgt, bevor er sein zu Hause betritt.›

[Song 5: Graeme Revell/13.Warrior - The Cave Of Death] Die Höhle war auf der anderen Seite durch einen großen Fels verschlossen, der deutliche Kratzspuren von großen Krallen aufwies. Zumindest irgendein Drache nutzte diese Tür und bewegte den Fels. 

Mein Herzschlag beschleunigte sich.

Magie spürte ich keine, «Am Ausgang liegt ein Hüter.», sagte ich an. «Hat jemand eine Ahnung, woran die Metamenschen gestorben sind?», fragte ich in die Runde.

«Von hier aus nicht.», meinte Blackstone, «Aber zumindest erkenne ich auch einige moderne Waffen. Die liegen also nicht alle bereits seit Jahrhunderten hier.»

«Ich kann Infrarot-Weitsicht auf dich wirken, Snowcat.», bot Thunderstrike an, «dann kannst du dich umsehen.»

Ich nickte, «Machen wir das.»

Der Zwerg wirkte den Zauber und ich schickte gleich darauf meinen Blick auf die Reise. «Einige der Leichen sind zu Aschehäufchen verbrannt, während andere noch ziemlich gut erhalten sind und so aussehen, als hätte man sie mit Frostbrand überzogen.», beschrieb ich. «Abgerissenen oder abgebissenen Gliedmaßen sehe ich keine. Und auch ziemlich wenig Kampfspuren.»

Tiernan bemerkte tonlos, «Das klingt nach den Winternight Waffen Surtr und Ymir.»

Verdammt. Er hatte Recht. Meine Kehle schnürte sich zu und meine Knie wurden weich. Warum in aller Welt setzte man die in seinen eigenen Höhlen ein? Wie sehr musste man Metamenschen verabscheuen, um so etwas überhaupt zu nutzen? «Wie macht er das nur, ohne sich selbst zu gefährden?», fragte ich laut.

Thunderstrike erwiderte, «Vielleicht sind da Metallscanner in den Sensoren oder in den Bodensensoren ist ein bestimmtes Gewicht eingestellt, ab dem es nicht ausgelöst wird? Da gibt es so einige Möglichkeiten.»

Ich grinste wölfisch, «Stimmt, so groß sind die Ähnlichkeiten zwischen Drachen und Metamenschen ja auch nicht. Jedenfalls nicht, wenn der Drache in seiner Echsenform unterwegs ist.» Ich seufzte kurz, das sagte so viel über Alamais aus und bestätigte, was wir gehört hatten. Ich meinte leise, «Na, dann wollen wir mal hoffen, dass er in seinem Hort solche Waffen nicht nutzt. Das hier ist schon mal nicht unser Weg rein.», erklärte ich dann. «Wir werden wohl wieder unseren eigenen Zugang bauen müssen.»

Thunderstrike nickte, «Sehe ich auch so. Allerdings sollten wir das erst machen, wenn wir unsere Kampfkraft durch die anderen verstärkt haben.»

Damit hatte er natürlich Recht. Wir wussten nicht, was uns dort erwartete und in den Hort eines Drachen sollte man nicht nur einfach mal reingucken. Wenn wir über diese Schwelle schritten, sollte der Auftrag auch gleich ausgeführt werden und wir mit der Suche nach den Gegenständen beginnen. Auf die Fähigkeiten und die Kampfkraft von Gunner, Mystique und Mr.Jack sollten wir in dem Fall nicht verzichten.

Ich würde mich gedulden müssen. Doch zumindest kannten wir jetzt unseren Weg hinein.

Wir verließen den Berg auf dem selben Weg, auf dem wir gekommen waren. Wir waren hier drinnen nun schon seit fast fünf Stunden unterwegs. Der Rückweg würde um einiges schneller gehen, dennoch konnten wir auf Vorsicht nicht einfach verzichten.

Niemand begegnete uns. 

Tiernan verschloss unsere Gänge mit einer dickeren Schicht. So würde er beim nächsten Mal nicht alles neu bauen müssen und so bestand auch nicht die Gefahr, dass die Durchgänge gleich bemerkt wurden, weil es hier anders klang. 

Tienans Zauber waren eine sehr coole Sache, wie ich jetzt feststellen musste. Er verdichtete das Material und formte es, so dass sich nirgends Erdhaufen auftürmen mussten. Nicht ein einziger Brocken Stein oder Eiswürfel lag auf dem Boden.

Leise erörterten wir unterwegs schon mal einige Ideen.

Die Terroristen als Schuldige hierher zu locken, würden wir wohl vergessen können. Wir hatten keine Ahnung, wie groß der Hort war und wir lange wir würden suchen müssen. Solche Mittel konnten wir wahrscheinlich erst anwenden, wenn wir die Teile hatten. Vielleicht konnten wir ja noch irgendeine falsche Fährte legen.

«Unsere Rigger können oben einen Ablenkungsangriff fliegen, wenn nötig.», überlegte Thunderstrike.

«Und wir koordinieren wir das?», fragte Average, «Wir haben keine Kommunikation nach draußen.»

Ich bot eine Lösung an, «Wenn wir einen Ort ausmachen, den ich hier kenne, kann ich einen meiner Geister schicken, der ihnen Bescheid gibt.»

AveRage schien zufrieden, «Gut.»

Ich sah den immer noch leicht behäbigen Mann an. Er war in den letzten Monaten deutlich fitter geworden, «Wenn es irgendwie geht, hätte ich dich gerne dabei, wenn wir in den Hort gehen. Nach den neusten Erkenntnissen könnte Alamais dort unten doch elektronische Schlösser vor den Türen seiner Schatzkammer haben.»

«Ja, ich komme mit.», erwiderte er.

Ich lächelte, «Fein.»

«Hai.»

Da war es schon wieder. 

Ich sah zu Blackstone. 

Ihm war die Veränderung von AveRage auch aufgefallen.

Der Zwerg hielt eine Hand mit fünf ausgesteckten Fingern hoch.

Ich wusste sofort, was er damit meinte. Average war nicht nur bestimmter als sonst aufgetreten, er hatte hier unten auch 5 mal ‚Hai‘ gesagt. 

Hai war das japanische Wort für Ja.

                                              UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

               UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 

Was es mit der Veränderung von Average auf sich hat, wie es im Hort aussieht, ob die Runner finden, was sie suchen und ob es ihnen sogar gelingt, die Terroristen als Sündenbock anzubieten, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also unbedingt wieder vorbei Omae, wenn du das große Finale nicht verpassen möchtest.

Deine Kommentare zur Episode passen am Besten unter A Tale so Far Part XII [LINK]

Fussnoten:

1: Spieler war nicht anwesend

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*