Teil 8

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Ihre neue Teamzusammenstellung brachte andere Aufgaben als bisher mit sich. Snowcat war über diese Veränderung mehr als erfreut. 

Für die Ancients musste sie nun nur ausgefallenere Dinge, wie Informationsbeschaffung, Aufklärungsarbeiten oder gesicherten Verkauf erledigen. Von Kontrollfahrten, Massenkämpfen, Schmiere stehen und Hit and Runs war das kleine Team gänzlich befreit.

Das machte ihr Leben zwar nicht unbedingt sicherer, gestaltete es dafür aber abwechslungsreicher.

Craven hatte Snowcat inzwischen Teile von Tarislar gezeigt, die sie bisher noch nicht gekannt hatte und die man nicht gerade als Ancient-Gebiet bezeichnen konnte. Durch Cravens weiter gefächerten Beziehungen war Snowcat nun in der Lage in Tarislar auch ohne Unterstützung von Gangkollegen unterzutauchen.

Januar und Februar des Jahres 2068 waren ausgesprochen eisig und trieben somit die Ärmsten der Armen Puyallups aus ihren Verstecken. Wer weder über regelmäßigen Storm noch über eine intakte Heizung verfügte, war nun dazu gezwungen stärker denn je um sein Überleben zu kämpfen.

Mehr als nur ein paar mal wurden Snowcat und Craven plötzlich auf der Strasse angegriffen und mussten zu tödlicher Gewalt greifen,  um ihr eigenes Leben zu schützen.

Das Haus in dem sie lebten wurde allein durch die Tatsache, dass dort jemand heizte zum Anziehungspunkt, zu verlockend besonders für alle, die über Infrarot-Sicht verfügten.

Die beiden Elfen konnten sich es nicht mal mehr leisten ihre Maschinen unbewacht auf der Strasse stehen zu lassen, da schon das Benzin im Tank einen Augenblick Wärme versprach. Ein Ancient- Tag änderte daran gar nichts. So waren sie gezwungen, die Motorräder jedes mal mit hoch zu nehmen.

Ghule und tierische Bestien, deren Namen Snowcat nicht mal kannte, bevölkerten des nachts die Strassen. Von den zahlreichen Teufelsratten Puyallups fand man jedoch keine Spur, sie hatten sich schon längst unter eine Gegend von Seattle verzogen, in der Heizkosten kein Problem waren.

Neon, der eigentlich eine eigene Wohnung hatte, zog in dieser Zeit zu den Beiden und half tatkräftig bei der Verteidigung von Hab und Gut. So konnte wenigstens einer immer zu Hause bleiben, während zwei unterwegs waren, wenn etwas besorgt werden musste. 

Knight Errant hatte alle Hände voll zu tun um die Ordnung in Tarislar City aufrecht zu erhalten und wenn der Konzern nicht immer noch darin bestrebt gewesen wäre, irgendwann den Kontrakt für ganz Seattle zu erhalten, hätte man die Metamenschen am Stadtrand sicher ihrem Schicksal überlassen.

Alles in Allem kamen Snowcat, Craven und Neon gut zurecht und Neons anfängliche Befürchtung, ihnen könnte irgendwann einfach die Munition ausgehen, traf zum Glück auch nicht ein.

Mit dem März kamen die steigenden Temperaturen und der Spuk war schneller vorbei, als das Eis schmolz. Allerdings waren die Spuren der Kälte noch lange Zeit sichtbar, denn jegliches brennbare Material dessen man hatte habhaft werden können, war entfernt worden. Die Überlebenden tauften die Masse von Einschusslöchern an den Gebäuden bald Frostbeulen.

Snowcat war überaus glücklich darüber, dass sie soweit oben wohnten, ihre geliebten Fenster aus Buntglas hatten bei den zahlreichen Schießereien nichts abbekommen.

Snowcat nutze die letzten gelben Sonnenstrahlen des 7. März aus und vollendete ihr Wand-Gemälde, welches sie teilweise mit klammen Fingern während der kalten Tage an die Wand beim Kopfende des Bettes gesprayt hatte. Eine hellhaarige Maid in wallenden Gewändern, deren Gesicht große Ähnlichkeit mit ihrem eigenen hatte, ritt auf einem schwarzen Drachen über die vereisten Dächer einer smaragdenen Stadt. Die Augen des Drachen waren grau. Grau, wie die von Craven.

„So, fertig.“ rief sie über die laute Musik hinweg.

Craven schlenderte zu ihr hinüber und hielt einen dampfenden Becher Kaffee in der Hand. „Fertig wie richtig fertig, oder fertig wie all die anderen Male zuvor?“

Snowcat ließ sich im gespielten Ärger aufs Bett fallen: „Na fertig eben, was soll die Frage? Sag mir lieber, wie es dir gefällt!“

„Gut!“

„Wie ...gut?“ Snowcat zog die Stirn leicht kraus, das erste Anzeichen dafür, dass sie wirklich drohte ärgerlich zu werden. „Gut ist dein ganzer Kommentar? Das meinst du doch nicht ernst!“

Craven grinste entwaffnend: „Doch, es gefällt mir wirklich gut. Obwohl ich finde...“, er machte eine gedankenschwere Pause, „... dass die Frau ein außergewöhnlich schönes Gesicht hat und ich mich glatt in sie verlieben könnte.“ Er warf sich zu Snowcat aufs Bett, ohne dabei den Kaffee zu verschütten. „Aber noch besser gefällt mir das Gesicht der Frau, die hier neben mir liegt und außer ihr finde ich nichts wirklich schön, deshalb gefällt mir das Bild einfach nur gut.“

Snowcat schnurrte: „Okey, dann ist gut, gut genug.“

Craven legte seine Hand auf ihren Bauch und schob diese dann unter ihr T-Shirt: „Dieses Brummen tief aus deinem Innersten heraus fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Was muss ich doch gleich tun, damit es nicht aufhört?“ Sanft streichelte er über ihre Haut und reichte ihr geschickt die Tasse Kaffee. 

Snowcat trank einen Schluck und hörte dennoch nicht auf zu Schnurren. 

Craven nahm ihr den Becher wieder ab und stellte ihn neben das Bett, dann beugte er sich über sie, schob das T-Shirt etwas höher und küsste ihren Bauch. Leise sagte er während er die Gehend um ihren Nabel liebkoste: „Schön, dich nicht mehr in dem dicken Pullover sehen zu müssen. So kommen deine Kurven besser zur Geltung. - Bist du wirklich sicher, dass du mit dem Bild fertig bist?“

Snowcat spielte zärtlich an der Spitze seines linken Ohres und stieß seufzend etwas Luft aus: „Ja. Wieso möchtest du das so genau wissen?“

Craven pustete sanft über ihren Bauch: „Ach“, seine Stimme wurde zu einem Flüstern, „ich möchte nur vermeiden, dass du gleich mitten beim Liebesspiel die Augen weit aufreißt, weil du noch eine Stelle am  Graffiti entdeckt hast, die noch nicht fertig ist.“

Snowcat schob nun ihre Hände unter Cravens Shirt und tanzte mit ihren Fingern über die Haut seines Rückens, dann hob sie ihre Hüfte an und wölbte sie ihm mit einer leichten Kreisbewegung entgegen. „Also erstens“, hauchte sie, „Hab ich das noch nie gemacht und zweitens, wenn ich aus diesem Grund die Augen aufreiße, ist es wohl an der Zeit den...“

Weiter kam sie nicht, denn Craven hatte inzwischen Knopf und Reißverschluss ihrer Hose geöffnet und drang mit seiner Zunge in tiefer liegende Bereiche vor. Das Schnurren wurde intensiver.


Ein paar Tage später stattete Snowcat dem HQ der Ancients wieder mal einen Nur-So-Besuch ab. 

Slash nahm sie sofort mit einem Bier im Empfang und die Beiden setzten sich nach einer herzlichen Umarmung zu Fan auf die Couch.

Fan strahlte: „Schön zu sehen, dass niemand von euch während der Hundskälte verhungert is.“

Slash grinste schief: „Also ich war näher am Erfrieren dran, als am Verhungern. Klar war doch aber, dass Snowcat nichts passiert. Du hast doch sicher nie ein Problem damit, ein warmes Plätzchen zu finden?“

Fan antwortete für Snowcat auf die Frage: „Snowcat muss nicht mal mehr suchen, Craven hat das sicher im Griff?“ Nun blickte sie Snowcat fragend an.

Snowcat legte den Kopf schief: „Was war denn das, eine fragende Antwort oder der Versuch herauszufinden, ob ich noch mit Craven abhäng?“

Fan zuckte mit den Schultern und blickte sie mit großen Augen an. 

„Ja, ich bin noch mit Craven zusammen und er kümmert sich ausgesprochen gut um mich. Zufrieden?“

„Natürlich nicht. Wir wollen mehr Einzelheiten!“ Slash rückte verschwörerisch näher.

Snowcat schüttelte leicht den Kopf: „Ach nee, das behalt ich lieber für mich.“

„Ach komm schon!“, Fan zog einen Schmollmund, „Nur irgendwas, wir sind doch Freundinnen. Und man hört doch so Einiges von ein paar Mädels. Äh, was nicht heißen soll, dass es da viele gibt...“ Nun biss sich Fan auf die Lippen, als hätte sie gerade etwas sehr Dummes gesagt.

Jetzt musste Snowcat lachen: „Man Fan, ist doch kein Problem, über mich hört man doch auch so Einiges. - Aber wenn ihr unbedingt wollt, dann sag ich euch eins:“, vier erwartungsvolle Augen blickten sie an, „Bungeejumping- Sex.“

Beide Mädchen rissen die Augen weit auf. Snowcat sprach nicht weiter. Slash protestierte: „Nein, nicht nur ein Wort, Details!“

Snowcat lächelte: „Mädels, gebraucht eure Fantasie; Cravens und mein Körper, vollkommen nackt. Ein elastisches Seil, schwindelnde Höhe...“ Fan und Slash hielten den Atem an, aber Snowcat hatte nicht vor weiter zu sprechen.

Eine männliche Stimme durchbrach die Stille. Ghostfinger hatte sich zu ihnen gesellt: „Vielleicht ist Fantasie nicht gerade ihre Stärke? Nicht mal die von Fan.“

Snowcat blickte Ghostfinger an: „Vielleicht brauchen Manche eben Bilder und keine Worte, um ihre Fantasie anzuregen.“ Nach einer kurzen Pause fuhr sie fort: „Aber Bilder davon kann ich leider nicht bieten.“

Ghostfinger lächelte leicht und antwortete mit der für ihn üblichen ruhigen Sprechweise: „Schade, wär bestimmt einiges wert. Aber ich hab ja Fantasie und danke für die Anregung. - Und, wie ich sehe habt ihr alles gut überstanden. Die Kälte meine ich. Nun wenn eine von euch Dreien Probleme damit gehabt hätte, dann hätte sie sich ja gemeldet.“

Snowcat kuschelte sich bei der Erinnerung tiefer in den Sitz: „Ja, hätten wir. Allerdings hätte ich gedacht, dass es während der Zeit einen Sondereinsatz zum Schutz des HQ geben würde.“

Ghostfingers Monokel leuchtete rot auf: „Nein, das HQ wurde einfach nur fest verschlossen. Reichte aus.“

„Naja“, wandte Slash ein, „Es liegt ja auch ziemlich weit draußen. Und niemand legt sich freiwillig mit den Ancients an. Schon gar nicht, mit ihrem HQ.“

Ghostfinger nickte: „Ja, es ist eben immer noch der Ruf des Försters der den Wald schützt.“

In den Gesichtern von Fan und Slash blinkten Fragezeichen auf.

Ghostfinger blickte darauf Snowcat tief in die Augen, sein Monokel sprang auf grün: „Jedenfalls ist es dennoch schön mit eigenem Auge zu sehen, dass es dir gut geht. Der Gedanke an eine erfrorene Schneekatze wäre auch einfach zu grausam!“ Lächelnd stand er auf. „Aber wie Fan eingangs schon bemerkte, sollte Craven mal nicht können... stehen die Wärmflaschen sicher bei dir Schlange.“

Snowcat setzte ein möglichst charmantes Lächeln auf und sah Ghostfinger von unten aus an, bevor er sich zum Gehen wandte sagte sie und ihre Stimme klang dabei sehr weich: „Und was ist mit dir, Ghostfinger? Würdest du dich auch dazu bereit erklären meine Wärmflasche zu werden?“

Ghostfinger beugte sich zu ihr herunter, nahm ihre Hand in seine und deutete einen Handkuss an. „Natürlich würde ich das. Ich würde mich in jeder Schlange ganz vorne anstellen, wenn sie etwas mit dir zu tun hat!“ Einen Augenblick länger als nötig hielt er ihre Hand fest, um sich dann mit einer Verbeugung zu verabschieden.

Nachdem er nicht mehr in Hörweite war, platze Fan heraus: „Hey, kann es sein das Ghostfinger gerade heftigst mit dir geflirtet hat, Snowcat? Und ich dachte bisher immer, der ist schwul.“

Slash mischte sich ein: „Und ich dachte, der steht auf Sting.“

Fan zuckte mit den Achseln und guckte verdutzt: „Das ist doch dasselbe!“

Snowcat verstand nicht, was sie jetzt meinte: „Was ist das Selbe?“ 

„Na schwul sein und auf Sting stehen In beiden Fällen bevorzugt man Kerle!“

Snowcat hob warnend die Augenbrauen, doch Slash prustete vor Lachen: „Naja, wie dem auch sei. Fest steht jedenfalls, dass Ghostfinger eben Snowcat angebaggert hat.“

Craven kam herein und warf sich lässig auf die Couch neben Snowcat, um sie dann auf seinen Schoß zu ziehen. „Darf ich mitlachen oder bin ich dafür zu spät?“

Fan lachte nun und antwortete kichernd: „Du hast nur verpasst, wie Ghostfinger gerade deine Braut angegraben hat. Nichts weiter. Stört dich das eigentlich?“

„Was soll mich denn stören, Fan?“, fragte Craven süffisant.

„Na, wenn jemand deine Freundin anmacht!“

Craven dachte kurz nach: „Nein, es stört mich nicht. Ist eher ein Kompliment. Obwohl es natürlich eine gefährliche Sache für wen auch immer werden könnte, falls er zu weit geht. Andererseits ist das dann nicht halb so gefährlich, wie Sting einen Kerl zu schimpfen!“

Augenblicklich blieb Fan ihr Lachen im Hals stecken. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*