Teil 10

10

Neon wurde ins HQ gebracht, dort diagnostizierte er mit Hilfe eines Medkits, dass er sich in ungefähr drei bis vier Wochen vollkommen erholt haben würde, aber bis da noch ein paar Tage Bettruhe benötigte. Allerdings hatte ihn sein New Kit Bad auf dem Asphalt für eine Zeit lang von dem Appetit auf die neuen Sorten kuriert.

Snowcat und Neon erklärten Himbeer-Blaubeer- Lakritz trotzdem oder gerade deshalb zu ihrem „Ich habe überlebt“-Getränk.

Früh am Morgen nach dieser verhängnisvollen Nacht kamen Snowcat und Craven zu Hause an. Er ließ ihr sofort ein Bad ein. Sie wartete derweil auf der Fensterbank in Decken gewickelt bei einem Glas Absinth. Bald würde die Sonne aufgehen.

Katze kam hinzu und schmiegte sich schnurrend in ihren Schoß. Snowcat genoss die Wärme und Kraft, die in diesem Schnurren lag. Neue Energie floss durch ihren Körper. 

Craven kam und trug Snowcat ins Bad. Das Wasser hatte genau die richtige Temperatur. Ein ,Hauch von Winter‘ umschmeichelte ihren Köper. Craven wusch ihr ausgiebig das Haar. Nach dem dritten Mal hatte Snowcat das Gefühl vollkommen sauber zu sein.

Sie war nicht wütend, ängstlich oder eingeschüchtert. Das Leben hier war stets hart. Grausame und unmenschliche Dinge kamen jeden Tag vor. Die Seele eines behüteten Mädchens hätte durch ein solches Ereignis durchaus aus der Bahn geworfen werden können, doch wenn man auf der Strasse groß geworden war, war jeder Morgen an dem man die Sonne aufgehen sah ein guter Morgen.

Snowcat blickte in Cravens Augen und lächelte. Keine Worte waren nötig. Er hatte sie gerettet. 

Jeder möglicherweise doch noch verbliebener Rest von Kälte verlor sich in seinen Armen und jeder winzigste Krümel von Schmutz wurde im folgenden Liebesrausch hinweg gespült.

Und wie immer wenn sie Sex hatten, konnte Snowcat spüren, wie sehr sie lebte.


Zehn Wochen später erhielten Snowcat und Craven ein Jobangebot der besonderen Art. Auf einem stillgelegten Friedhof in Redmond waren Probleme aufgetreten. Gräber waren geöffnet worden und des nachts gab es Geister- und Monstersichtungen. Zunächst waren nur die nahegelegen Bewohner betroffen gewesen, einige von ihnen verschwanden einfach. Nichts, was irgendjemanden weiter gestört hätte. Doch dann hatte was dort immer sein Unwesen trieb weitere Kreise gezogen und sich den ein oder anderen Besucher von Touristville geschnappt. Das sah weder die Stadt gern, noch die „Geschäftsinhaber“ der Gegend. Irgendetwas magisches schien im Spiel zu sein. Nach dem vierten verschollenem „Bürger“ suchte die Interessengemeinschaft einiger Clubbesitzer nun nach Spezialisten, die das Problem beseitigen.  

Ihr Fixer hatte ihnen einen Treffpunkt zur Kontaktaufnahme wegen dieses Jobs mitgeteilt und nebenbei erwähnt, dass man ausdrücklich nach ihnen gefragt hatte.

Snowcat und Craven fanden sich kurz vor 22.00 Uhr im „Banshees“, einer Bar in den Radmond Barrens, ein. Sie meldeten sich beim Barkeeper, einem etwas grimmig dreinschauendem Zwerg, und der deutete mit einem Kopfnicken in Richtung Hinterzimmer.

Snowcat trug heute ihre „Sommer-Arbeitskleidung“, einen eng anliegenden, ungefütterten, schwarzen Lackleder-Catsuit, festes Schuhwerk und trotz des warmen Wetters einen schwarzen Ledermantel, denn er besaß ein Innenfutter aus ballistischem Stoff. Gangsymbole waren keine zu erkennen. Auch Craven war komplett in Schwarz gekleidet.  Er hatte seine übliche Kluft aus Lederhose, T-Shirt, Ledermantel und schweren Stiefeln um nichts erweitert.

Sie warteten bei einem Bier, bevor sie Punkt zehn an die Tür des Hinterzimmers  klopften. Craven wartete nicht auf ein Zeichen und trat unaufgefordert ein.

Vor ihnen öffnete sich ein Raum, der etwa halb so groß war, wie der Club selbst. Ein großer, runder Tisch stand in der Mitte, an ihm fanden mindesten zehn Personen Platz.

Stühle unterschiedlicher Größe waren an den Wänden entlang bereit gestellt, so dass sich auch Trolle, Orks und Zwerge eine geeignete Sitzgelegenheit bereit stellen konnten. Hinten links im Raum war eine kleine Bar.

Am Tisch saß eine einzelne, hochgewachsene und schlanke Gestalt. Ein Elf, der sich bei ihrem Eintreten erhob. Seine Haut hatte die Farbe von Latte Macciato und  sein Gesicht zierte ein Bart, der seinen Mund „umrahmte“. Er war in eine schwarze Armeehose, ein blutrotes Shirt und einen schwarzen Gehrock gekleidet. Sein ungewöhnliches Äußere wurde durch einen schwarzen Zylinder komplettiert. 

Lächelnd sah er die beiden an. Er sprach mit französischen Akzent und schien Craven zu kennen. „Ahh, Craven, Mon Amie. Schön dich nach so langer Zeit wieder zu sehen. Doch du erlaubst, dass ich zu allererst deine wunderschöne Begleitung begrüße.“ Dann umrundete er den Tisch und kam auf Snowcat zu: „Wenn du uns bitte vorstellen würdest.“

Craven grinste breit: „Na aber klar doch. Lestat, das ist Snowcat, nicht nur meine schöne und kluge Partnerin, sondern auch meine Gefährtin!“

In Lestats Augen blitze kurz ein Ausdruck von Enttäuschung auf, doch dann lächelte er: „Oh, wie schade für die Männerwelt und wie überaus glücklich für dich, mon Amie.- Mademoiselle,“ nun griff er nach Snowcats Hand und deutete einen Handkuss an, „En chanté!“

Snowcat lächelte ebenfalls und sagte dann einfach: „Hi, Lestat!“

„Bitte, meine Lieben,“ Lestats Akzent kam jetzt sogar noch stärker zum Vorschein, „Setzen wir uns doch!“ Er rückte Snowcat einen Stuhl zurecht.

„Jeep,“ meinte Craven, „und wenn du dann damit fertig bist, meine Freundin an zu flirten, dann lass uns doch gleich mal zum Geschäftlichen kommen, denn dazu sind wir ja hier. Ich wusste übrigens gar nicht, dass du inzwischen unter die Johnsons gegangen bist, Lestat?“

Lestat trat hinter die Bar und blickte fragend in die kleine Runde. Snowcat schüttelte den Kopf und Craven nahm ein Bier. Nachdem Lestat sich selbst ebenfalls ein Bier genommen hatte, antwortete er: „Non, non, mon Amie. Ich bin weit entfernt davon, ein Johnson, das wäre für mich viel zu langweilig.“

„Gut,“ stellte Craven zufrieden fest, „aber wir sind wegen eines Jobs hier, oder? Unser Kontakt hat erwähnt, dass es ein Problem zu lösen und dabei einen für uns besonders interessanten Preis zu gewinnen gibt. Ich glaube nicht, dass wir hier lange um den heißen Brei herum reden müssen. Also, was geht ab?“

Lestat lächelte gewinnend: „Mon Amie, du bist ja heute so überaus ungeduldig. Wie untypisch für dich. Aber du hast Recht. Nur weil die Mitglieder unserer Rasse angeblich über ausreichend Zeit verfügen, hat man in diesem Gewerbe meist keine. In der Tat gibt er hier in der Nähe ein geisterhaftes Problem auf einem stillgelegtem Friedhof. Wie du ja weißt, machen mir die Toten keine Angst und als man mir den Job anbot, habe ich zugesagt, unter der Bedingung, dass ich alles weitere allein regle. Man hat mir ein recht fürstliches Angebot gemacht, doch habe ich außer der Summe an Geld noch andere, persönliche Beweggründe gehabt anzunehmen. Ich habe mich dann nach geeigneter Verstärkung umgehört und als ich erfahren habe, dass du dich selbstständig gemacht hast und eine überaus attraktive Partnerin mit besonderen Fähigkeiten an deiner Seite steht, blieb mir keine andere Wahl, als mit dir - euch - in Verhandlung zu treten. Es gilt heraus zu finden welcher Schrecken die Gegend terrorisiert, und dies zu beseitigen. Und in der Tat kann ich euch eine außergewöhnliche Bezahlung bieten, wenn meine Informationen richtig sind.“ Nun machte Lestat eine gedankenschwere Pause bevor er fortfuhr: „Zufällig bin ich zur Zeit im Besitz eines Waffenfokus in Form einer Monofilamentpeitsche!“ Wieder machte er eine Pause: „Sie und sie allein wäre der Lohn für eure Mitarbeit.“

Snowcat hatte Mühe ihre Begeisterung zu unterdrücken. Eine solche Waffe war mächtig. Sie zu besitzen, ein Traum. Sie wußte jedoch nicht, ob man Lestat trauen konnte. Snowcat blickte Craven fragend an. Wie immer verstand er sie.

Er nickte und sprach: „Ein ungemein großzügiges Angebot. Wenn ich dich nicht kennen würde, dann würde ich umgehend ablehnen. Doch ich weiß, dass du dich mit dem, was Zusammenarbeit wert ist hervorragend auskennst. Deshalb mein Vorschlag: Wir kommen mit dir, um das Problem zu lösen, aber hinterher bekommen wir die Monopeitsche, egal ob die Geschichte zu deiner vollen Zufriedenheit ausgegangen ist, oder nicht. Und wir werden nicht einfach so aufgeben oder alles hinschmeißen, das weißt du!“

Lestat überlegte und nickte dann: „Gut, Craven ich kenne dich und deshalb kann ich sagen: abgemacht! Das Hinterzimmer gehört uns noch einen Moment, doch ich denke, ein baldiger Vor-Ort-Besuch wäre angebracht. Auf der Strasse kursieren nur viele Gerüchte über Geister, Dämonen, Vampire und andere Monster. Das Einzige was alle Gerüchte gemeinsam haben ist, dass jegliche Spur sich auf dem Friedhof verliert oder wie sagt man, dort beginnt, aber alles stets nur in der Nacht auftritt und das es dort unglaublich gruselig ist.“

Craven blickte nun seinerseits Snowcat fragend an. Sie nickte, dann sagte er: „Gut, dunkel ist es ja schon, sehen wir uns da mal um.“


Nicht einmal zwanzig Minuten später standen die drei Elfen auf der Zufahrt des stillgelegten Friedhofs. Hier war seit Jahrzehnten niemand mehr bestattet worden.  Schon lange war es üblich die Menschen zu verbrennen und die Urnen in gigantischen, klinisch sterilen „Totentempeln“ beizusetzen. Nach dem Ausbruch von VITAS war das Verbrennen der Toten einfach zur sichersten Methode geworden die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Mit der Möglichkeit die Urnen auf mehreren Etagen zu stapeln, verschwand zugleich das Problem des Platzmangels. Und dann war da nach dem Attentat auf den UCAS-Präsidenten und Drachen Dunkelzahn noch die Geschichte mit den bösen Geistern hinzugekommen. Die so genannten Shidim waren nach dessen Tod zum ersten Mal erschienen und hatten begonnen von den Verstorbenen Besitzt zu ergreifen und dann mit und in ihnen ihr Unwesen zu treiben. Je frischer die Toten waren, desto leichter schien es den Geistern zu fallen sie in besitz zu nehmen. Eh man es sich versah war das Verbrennen von Toten nicht nur die sauberste und platzsparende Methode sondern die einzig sichere.

 Aus Respekt vor den längst Verstorbenen waren jedoch keine bestehende Friedhöfe zur neuen Bebauung freigegeben worden. Manche Familien gingen zwar aus Angst vor den Shidim dazu über die frühen Generationen auszubuddeln und in einen Totenpalast umzusiedeln. Doch taten das nicht alle und so war auch dieser Friedhof immer noch ein Friedhof.

Snowcat atmete tief durch. Eigentlich fürchtete sie sich selten. Doch dieser Ort hatte eine seltsame Ausstrahlung, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Nebel lag fast über dem gesamten Gelände.

Craven drückte kurz ihre Hand: „Ich spüre es auch!“

Lestat sah sich um, er machte einen abwesenden Eindruck. „Hier wirkt Magie, ich kann einen Zauber erkennen, der auf dem Gebiet liegt.“

Craven nickte. „Okey, ein Zauber ist ja nichts total Ungewöhnliches heutzutage. Auch ich kann einen Ort mit einem Fluch belegen und alle gruseln sich, wenn sie dahin wollen. Also suchen wir nen Mage? “

Lestat stimmte zu: „Ja, aber kannst du auch eine solch große Fläche verfluchen, mon Amie? Dieser Zauber sieht mächtig aus. Irgendetwas Dunkles treibt hier sein Unwesen. Oder jemand mit einem dunklen Geist nimmt keine Rücksicht auf die Folgen. Ich werde Gede bitten uns beizustehen. “

Snowcat hatte keine Ahnung, wer dieser Gede war, aber sie würde sich hüten dessen Macht anzuzweifeln. Alles war möglich. 

Lestat gestikulierte. Eisige Luft kam auf. Snowcat blickte sich kurz um. Als sie wieder zu Lestat sah, hatte er sich verändert. Er erschien ihr nun irgendwie noch größer und zugleich kräftiger und mächtiger. Ein tiefes Lachen erklang aus seiner Kehle: „Jetzt bin ich bereit. Der Herr der Toten betritt seinen Boden!“

Lestat begab sich einige Schritte tiefer auf das Gelände. Dann deutete er mit einer Geste, die Snowcat als ein wenig theatralisch, aber überaus männlich empfand, in eine Richtung. Snowcat folgte seinem ausgestrecktem Arm und erkannte, das dort in einiger Entfernung eine Kapelle aus den Nebelschwaden ragte.

„Dort liegt das Zentrum!“, erklärte Lestat.

Snowcat lächelte. „Na dann mal los!“; schnurrte sie.

Die Drei setzten sich in Bewegung. Seltsam schräg neigten sich die Grabsteine in die Höhe. Nicht einer von ihnen schien noch senkrecht zu stehen. Jeder einzelne kippte bizarr nach rechts, links, hinten oder vorne. Ein Geschmack von frisch aufgerissener Erde lag in der Luft.

Langsam schritten sie auf die Kapelle zu und blieben dabei auf dem Kiesweg, der leise unter ihnen knirschte.

Snowcat atmete ruhig aus. Kleine Nebelwolken bildeten sich: „Es ist merklich kälter hier.“, stellte sie fest.

Sie fächerten sich leicht auf. Lestat ging an der Spitze.

Plötzlich bemerkte Snowcat mehrere Schatten, die zwischen den Gräbern umherkrochen. Ihre Nackenhaare stellten sich auf. Ruhig sprach sie: „Da versuchen uns welche zu umzingeln. Haltet euch bereit!“

Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, da sprangen ungefähr ein dutzend Gestalten hervor und bildeten sofort einen Kreis um die drei Elfen, hielten jedoch dabei zunächst noch Abstand.

Den Wesen fehlte jegliche Kopfbehaarung. Manche bewegten sie sich auf allen vieren vorwärts, wie Affen. Sie gaben grunzende Laute von sich. Ihre Kleidung war zerschlissen und teilweise sogar zerfetzt. Ein fauliger Gestank ging von ihnen aus.

„Die sehen aus wie Ghule. Nehmt euch vor ihren Krallen in acht.“, flüsterte Lestat. Dann hielt er seinen Gehstock von sich gestreckt und drohte laut: „Erzittert vor der Macht des Gottes Gede!“

Die Ghule umrundeten sie noch ein weiteres Mal und zogen den Kreis dabei enger. Dann verharrten sie. Einer von ihnen reckte ihnen seine knochige, gelbe Hand entgegen und zeigte mit seinem hässlichen, fleischlosen Finger auf sie. Nuschelnd spuckte er heraus: „Ihr seit tot!“

Snowcat legte den Kopf leicht schief und zog die Augenbrauen hoch: „Na. na, na,“ jetzt schüttelte sie den Kopf langsam „das ist aber nicht besonders höflich, mit so hässlichen Fingern auf so schöne Elfen zu zeigen!“

In einer eleganten Bewegung fuhr sie die Monopeitsche aus, sprang ein kleines Stück vor und schlug dem Ghul den Finger kurzerhand ab.

Der starrte seinen Finger verdutzt an, stieß ein Fauchen aus, und dann begann der Tanz.

Die Ghule griffen an. Doch die drei Elfen waren vorbereitet. Snowcat verteilte Ghul-Geschnetzltes in der Gegend. Abgetrennte Arme und andere Stücke flogen umher. 

Lestat holte blitzschnell mit seinen Stab aus und zertrümmerte einen Schädel nach dem anderen. Seine Bewegungen waren so schnell, dass sie verschwammen.

Craven hatte sich umgedreht und stand an Snowcats Rücken. Das Rattern einer schallgedämpften Maschinenpistole erklang. Gleichmäßig bestrich er seinen Halbkreis mit Kugeln.

Das bizarre Schauspiel dauerte einige Sekunden. Die nur mit ihren Klauen bewaffneten Ghule waren ziemlich zäh. Doch auf Dauer hatten sie keine Chance.

Nachdem Ende des Kampfes ging Lestat zu jedem der Ghule und zerschlug mit mächtigen Schlägen jeden der Schädel zu Brei. Als er den ungläubigen Blick von Snowcat bemerkte sagte er ernst: „Jene da stören die Ruhe meines Reiches und tuen sich an dem Fleisch meiner Untertanen gütlich. Ich gehe nur sicher, dass sie das nie wieder tun!“

Snowcat zwang sich in keiner Weise zu grinsen, stattdessen nickte sie: „Ach so. Warum haben die eigentlich ihren Vorteil aufgegeben und uns erst bedroht? Ihre Chancen wären doch höher gewesen, wenn sie uns aus dem Hinterhalt angegriffen hätten!“

Craven zuckte mit den Schulter: „Vielleicht haben sie ja bemerkt, das du sie bereits entdeckt hattest. Oder sie sind einfach nur saudoof. Egal, lasst uns nachsehen, ob da noch mehr ist.“ 

Lestat erwiderte: „Mit Sicherheit. Niemals hat einer von denen den Zauber gewirkt, der auf diesem Friedhof liegt.“

In gefächerter Formation setzten sie ihren Weg zur Kapelle fort. Der Nebel wurde dichter.

Als sie das kleine Gotteshaus fast erreicht hatten, hob Lestat plötzlich die Hand. Sie blieben stehen. Dann schien es Snowcat so, als würde Lestat kurz in sich hinein hören, bevor er sprach: „Nicht die Kapelle ist der Ausgangspunkt des Zaubers. Das Zentrum liegt dahinter und tiefer.“

Snowcat seufzte, na bravo, tiefer. Nicht dass sie sich im Dunkeln oder unter der Erde gruselte, aber tiefer bedeutete meistens viel, viel schmutziger.

Vorsichtig umgingen sie die Kapelle gemeinsam. Auf der Rückseite angekommen blieb Lestat erneut stehen, dann sagte er: „Gleich dort, es kommt aus dem Mausoleum. Darüber kreist ein Geist. Noch ist er ruhig. Ich kann mich darum kümmern, aber dann weiß sein Beschwörer mit Sicherheit, dass jemand kommt.“

„Na prima,“ erwiderte Craven, „Schnapp ihn die, den anderen vorzuwarnen macht die Sache schwieriger!“

Snowcat grinste, sie wusste, Craven hatte das nicht ironisch gemeint.

Lestat gestikulierte und nach nicht mal einer Minute sagte er: „Na dann los!“

Das Mausoleum schien recht alt zu sein. Und es war groß, ungefähr 4x4 Meter bei einer Deckenhöhe von ungefähr 2m50. Snowcat fand, dass das ziemlich imposant für einen Grabstein war.

Fette Engelsfiguren prangten daran. Der Zahn der Zeit hatte ihren Gesichtern unschöne Pockennarben verpasst. Vertrockneter Efeu umrankte die zwei Säulen am Eingang, darüber konnte man in verwitterten Buchstaben den Namen Parker erkennen. Es war nicht ungewöhnlich, dass ein altes Grab nicht gepflegt wurde, aber vertrockneter Efeu war das schon. Schließlich sollte man glauben, in einer Stadt wie Seattle gäbe es genug Regen, das zu verhindern.

Das Mausoleum wirkte zwar ungepflegt, machte aber keine unberührten Eindruck. Die Scharniere der Steintür zeigten frische Gebrauchsspuren und das Moos ringsum war zertreten und man höre und staune, ebenfalls vertrocknet.

Lestat trat an die Tür und klopfte. Normaler Weise hätte Snowcat ein solch seltsames Vorgehen belächelt, aber irgendwie wirkte der Elf mit dem Zylinder in keiner Weise lächerlich auf sie, wie er da so mit seinem Stab an die Tür klopfte.

Craven trat neben Lestat und zog, nach einem kurzen Blick, am metallenem Türgriff. Die schwere Tür bewegte sich zunächst nur ein wenig, doch dann gelang es den beiden Männern mit gemeinsamer Kraft sie vollständig zu öffnen.

Nachdem sich die Augen an die veränderten Lichtverhältnisse im Mausoleum gewöhnt hatten, konnte Snowcat dort drei steinerne Särge erkennen. Unter einem von ihnen musste ein Zugang nach unten sein.

Vorsichtig traten sie ein. Craven sah sich kurz um, dann sagte er: „Wär blöd, wenn uns jemand den einzigen Ausgang versperrt, sollten wir es nachher eilig haben!“ Dann trat er zurück an die Tür, konzentrierte sich und die Tür zerbröckelte unter seiner Berührung.

Lestat blickte Craven mit funkelnden Augen an. Der zuckte mit den Schultern: „Die Ruhe der Bewohner wurde doch eh schon gestört.“

Lestat brummte: „Es wäre nur besser gewesen du hättest mich vorgewarnt.“

„Okey, nächstes Mal. Und nun, wo gehts weiter?“

„Irgendwo muss ein Zugang nach unten sein! Sehen wir uns um.“ Lestat trat mehrere Schritte in das Mausoleum hinein und stand nun zwischen zwei Sarkophagen.

Craven stellte sich auf die andere Seite des mittleren Sargs und blickte sich ebenfalls um. Er wollte gerade in die Hocke gehen um sich irgendetwas genauer anzuschauen, als Lestat prüfend mit seinem Stab auf den Boden schlug. Schon nach seinem ersten Versuch knarrte der Boden unter ihm.

Snowcat reagierte am schnellsten und sprang elegant auf den von Lestats Position am weitesten entfernten Sarg.

Im selben Augenblick krachte es und der Boden unter Lestat gab nach. Mit einem lauten Poltern brach alles zusammen und er stürzte in die Tiefe.

„Ich glaube, Lestat hat den Eingang gefunden.“, bemerkte Snowcat, während sich die Staubwolke legte.

„Jep.“, Craven grinste, „na meine Liebste, dann lass uns mal dem Herrn der Toten folgen.“ Er wartete ein, zwei Sekunden, bevor er einen Blick in das Loch von circa 1m Durchmesser warf, dann fragte er: „Und Lestat, gehts da weiter?“

Lestats Stimme dröhnte ruhig und dunkel, als er antwortete: „Ja, mes Amies, hier führt ein recht bescheiden befestigter Gang tiefer in das Erdreich.“

Craven schaltete eine Restlich-Taschenlampe ein und sprang dann zu Lestat, der weniger als zwei Meter gefallen war und nun staubbedeckt zwischen Holzlatten und Geröll stand.

Craven reichte Snowcat die Hand und sie sprang geschickt zu den beiden hinunter. von hier aus betrachtet war zu erkennen, dass im Boden des mittleren Sarkophag der eigentliche Zugang nach unten eingelassen worden war. Eine metallene Leiter führte zu einer verriegelten aber nicht verschlossenen Luke.

Sie standen in eine Art Keller, die wohl als eine zusätzliche Grabstätte gedacht war. Links und Rechts in der Wand waren drei Nischen eingelassen worden, in einigen lagen Teile von Skeletten. Wahrscheinlich waren hier die weniger wichtigen Mitglieder der Familie untergebracht worden. 

Craven überprüfte die Leiter, fand einen Hebel und zog daran. Leicht knarzend fuhr der gesamte mittlere Sarg um etwa einen halben Meter zur Seite. Der eigentliche Zugang nach oben war nun freigelegt. Es stellte sich heraus, dass die Luke gar nicht in den Boden des Sarges, sondern auf einer Steinplatte auf der der Sarg stand, eingelassen war.

Craven leuchtete nun sämtliche Wände ab. Soweit die drei Elfen das beurteilen konnten, hatte irgendjemand sich vor nicht all zu langer Zeit einen unterirdischen Gang zu dieser Grabstätte gebaut und versucht diese zu erweitern. Die Einmündung des Ganges wies noch Spuren von frischer Erde auf. Erdmasse lag überall umher und sowohl der Gang, als auch die versuchte Erweiterung gegenüber zeugten nicht von professioneller Arbeit. Dieses Unternehmen war wahrscheinlich auch die Ursache die zum Einsturz geführt hatte.

„Wir stehen jetzt jedenfalls im Zentrum des Zaubers. Von hier wurde er gewirkt und hier wurde er verankert.“, erklärte Lestat

„Den passenden Übeltäter dazu sehe ich allerdings nicht, also werden wir wohl mal gucken müssen, wohin der Gang führt.“ Craven leuchtete im Anschluss an seine Worte in den Gang.

Snowcat schüttelte sich. Sie graulte sich bei dem Gedanken, der Gang könne direkt in die Kanalisation von Redmond führen.

Lestat ging voran, allerdings musste er seinen Zylinder absetzten, bevor er weiter konnte. Snowcat folgte ihm und Craven bildete die Nachhut.

Der neu angelegte Gang war gerade mal fünfzehn Meter lang, dann endete er in einem Raum von ungefähr fünfzig Quadratmetern und einer Deckenhöhe von fast drei Metern. Regale voll mit Särgen standen an den Wänden. 

Umsichtig betraten sie den Raum. Die Särge wirkten uralt aber unbenutzt und auf ihnen lag eine dicke Schicht Staub. Links befand sich eine doppelflüglige Tür. Craven deutete mit dem Kopf in die Richtung.

Lestat setzte seine Kopfbedeckung wieder auf und schritt dann zum neu entdeckten Ausgang. Ohne zu zögern riss er an beiden Flügeln. Die Tür war nicht verschlossen. 

Nun standen sie vor einem drei Meter breiten Gang mit ehemals weiß getünchten Wänden. Ein unangenehmer Schauer jagte Snowcats Rücken hinunter.

Der Gang war etwa zehn Meter lang. Rechts lagen ungefähr in der Mitte die alten, vollkommen kaputten Türen eines Lastenaufzugs. Am Ende des Ganges war eine weitere Tür zu sehen, die noch einen soliden Eindruck machte.

Snowcat fragte sich, ob über ihnen früher einmal ein Beerdigungsinstitut gewesen war. Heut zu Tage gab es dort jedenfalls kein Gebäude.

   „Na wenigstens müssen wir und nicht für ne Richtung entscheiden.“, bemerkte Craven.

Auch die folgende Tür war nicht verschlossen. Sie landeten in einem ehemaligen Einäscherungsraum, der gewaltige Verbrennungsofen schien nicht mehr funktionstüchtig zu sein.

Craven grinste: „Na hier ist ja total tote Hose. Entweder ist unser Zauberer einfach nicht zu Hause, oder wir müssen noch durch diese Tür da.“

Snowcat las die verblasste Aufschrift: Kanalisation. Diesmal stellten sich ihre Nackenhaare vor Abscheu auf, aber sie ließ sich nichts anmerken.

„Mein Gespür sagt mir, dass es hinter dieser Tür weiter geht.“, donnerte Lestat.

Snowcat atmete tief durch.

Diese Tür war auch diesmal nicht verschlossen. Eine Leiter mit sechs Sprossen führte hinunter in die Kanalisation. Der Gestank war nicht so schlimm, wie Snowcat erwartet hatte. Wieder mussten sie nicht wählen, es ging nur in eine Richtung weiter.

Craven half Snowcat die Stiege herunter. Lestat sagte plötzlich: „Wachgeister, ich kümmere mich darum!“ Kurz darauf fuhr er fort: „Einer ist mir entwischt. Wenn sein Meister bisher noch ahnungslos war, jetzt weiß er gleich mit Sicherheit bescheid.“

„Na dann beeilen wir uns mal. Nicht dass der sich verkrümelt.“, trieb Craven sie an.

Nach zehn Metern knickte der Gang scharf nach rechts ab. Ein kleiner Sprung war nötig, um trockenen Fusses weiter gehen zu können. Der Abwasserstand war hier noch nicht besonders hoch, stieg aber generell leicht, je weiter sie gingen, und es stank eher modrig als nach Fäkalien. Was kein Wunder war, wie Snowcat fand. Schließlich gingen Tote nicht besonders häufig aufs Klo. Sie hoffte, dass sie diesen erträglichen Teil der Kanalisation nicht verlassen mussten.

Nach weiteren fünfundzwanzig Metern endete ihr Weg in einem T-Stück. Nun stellte sich den Dreien das erste mal die Frage: Wo lang.

Sie verharrten und blickten sich um. Der rechte Gang endete nach circa dreizig Metern an einem Gitter. Links ging es hingegen mindestens noch fünfzig Meter weiter.

Craven trat an das Abfall-Fang-Gitter und rüttelte daran. Nichts bewegte sich. Allerdings war der Wasserstand hier nun deutlich höher und man konnte nicht bis zum schlammbedeckten Boden sehen. „Also wenn der Typ nicht irgendwo unten durch kriecht, dann ist er nicht hier lang.“, stellte er fest. 

Snowcat meldete sich sofort: „Egal wie eure Meinung dazu auch ist. Wir probieren auf jeden Fall die andere Richtung aus. Denn wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, gibt es hinter dem Gitter keinen Fußweg, und ich werde bestimmt nicht freiwillig in die Brühe da steigen!“

„Ich weiß“, erwiderte Craven, „Aber ich würde dich auch tragen, meine Liebste.“

Snowcat zog die Nase kraus und sagte sanft: „Ja, was auch furchtbar süß von dir ist. Aber spätestens, wenn es zu nem Kampf käme, bestünde die Gefahr, dass ich aus irgend einem Grund in die Kloake falle und bei dem Gedanken daran wird mir schon schlecht.“

Bevor Craven ihr antworten konnte mischte sich Lestat ein: „Mes Amies, wenn ihr mit eurem Liebesgeflüster fertig seit, könnten wir dann weiter gehen? In die unversperrte Richtung!“

„Klar!“ sagten die beiden gleichzeitig.

Sie hatten erst ein kleines Stück zurückgelegt, als Snowcat seltsame Geräusche wahrnahm, die näher kamen. Sie teilte es ihren Begleitern mit: „Ich hör was im Hochfrequenzbereich. Es kommt schnell näher. Ich würd ja sagen, das klingt nach Ratten, aber...“ 

Weiter kam sie nicht, denn unzählige Ratten liefen und schwammen ihnen entgegen. Und als hätte das noch nicht ausgereicht, unter ihnen befanden sich auch etwa ein Dutzend Teufelsratten. Nun konnten alle drei Elfen das Fiepen hören.

Sie hatten kaum Zeit zu handeln. Ein Flammenwerfer wäre jetzt eine tolle Angelegenheit gewesen, doch über so etwas verfügten sie nicht. Gegen die Massen zu kämpfen würde wahrscheinlich nicht viel nützen.

„Konzentriert euch auf die Teufelsratten und drückt euch so dicht es geht an die Wand, damit euch die Welle nicht hinweg reißt!“, wies Craven an.

Snowcat nahm die vordersten zwei Teufelsratten ins Visier, stellte sich mit dem Rücken an die Wand und hielt die Monopeitsche bereit. „Ich nehm die ersten Zwei.“

„Copy!“, bestätigte Craven, Er feuerte einige Salven auf die heran brandende Masse. Mehrere Ratten wurden hoch geschleudert und vielen dann tot zu Boden. Doch die anderen walzten erwartungsgemäß über ihre Artgenossen hinweg. Und dann waren sie auch schon überall um sie herum.

Irgendetwas musste sie in Panik versetzt haben. Sie schubsten sich gegenseitig in den Fluss aus Abwasser, benutzten sich als Kletterhilfen und kannten kein Halten. Im wilden Gewusel rannten sie umher und sie waren wirklich überall. 

Einige von ihnen liefen oben auf einem schmalem Sims entlang und wurden von schnelleren Ratten in die Tiefe geschubst. 

Lestat schlug nach ihnen mit seinem Stab, als wären sie Kricket-Kugeln oder Golfbälle, andere matschte er zu Brei.

Snowcat schlug die beiden Teufelsratten zwei gezielten Hieben entzwei. So weit, so gut.

Doch leider kam es, wie es kommen musste. Sie standen inzwischen in der Mitte des Ratten-Stroms, als einige Tiere beschlossen hatten, sie ebenfalls als Weg zu betrachten. Bei diesen Tieren half nur noch Handarbeit.

Weder Craven noch Lestat hatten Schwierigkeiten damit, die Ratten, die an ihnen hoch krabbelten abzunehmen und wegzuwerfen. Cravens Ratten starben augenblicklich, wenn er sie berührte. Lestat zerdrückte seine mit der Hand, als wären sie aus Papier.

Scharfe Krallen schlugen sich in Snowcat Lederhose. Auf der Haut spürte sie zum Glück nur ein leichtes Kratzen. Sie packte die Ratte und war unglaublich froh darüber, dass sie Handschuhe trug. Die Ratte biss zu. Snowcat warf das Biest beherzt in den Storm aus Leibern. Doch da war schon das nächste Vieh.

„Craven!“, rief sie.

Er sah sie an und eilte ihr sofort zur Hilfe. Eine Ratte fiel vom Sims, landete auf Snowcats Kopf und verfing sich in ihren Haaren. Craven berührte auch diese und löste sie dann vorsichtig heraus.

Dann versiegte der Strom an fliehenden Ratten langsam. Die verbliebenden Teufelsratten hatten sich nach dem Tod ihrer Kumpane so weit wie möglich von den Elfen entfernt gehalten. Der Spuk war vorbei.

Craven untersuchte Snowcat überaus vorsichtig und gründlich. Sie musste ihren Handschuh ausziehen und der Biss sowie auch die Kratzer auf der Kopfhaut wurden gereinigt, desinfiziert und vorsichtshalber von ihm geheilt.

Cravens eigene Verletzungen waren nicht so tief gewesen, dass sie geblutet hatten. 

Lestat wies nicht einen einzigen blauen Fleck auf. „Dem Gott der Toten können Krallen und Zähne von sterblichen Tieren nichts anhaben.“, kommentierte er dies.

„Na dann wollen wir mal sehen, wer die Biester in Bewegung gesetzt hat und dafür sorgen dass er das nie wieder tut.“ Snowcat schritt beherzt voran.

Lestats tiefe Stimme erklang erneut: „Der Strom aus lebenden Ratten, die in Panik flohen hat eine deutliche Spur für mich hinterlassen. Ihren Ausgangspunkt zu finden ist nun ein Leichtes!“

Snowcat trat beiseite: „Okey, dann geh du wieder vor.“

Zweimal bogen sie ab und kamen dann vor einer Tür zum Stehen. Zwei Treppenstufen verhinderten, dass bei hohem Abwasserstand etwas von der Brühe bis in den Raum gelangen konnte.

„Von hier aus flohen die ersten Tiere.“, erklärte Lestat.

„Ich kann hinter der Tür sieben, nein acht sich bewegende, menschengroße Ziele spüren.“, erklärte Snowcat flüsternd. „Sieben haben sich irgendwie um die Tür herum verteilt, ein achter befindet sich relativ ruhig in der Ecke hinten links.“

„Gut,“ Lestat nickte, „der in der Ecke gehört mir. Werdet ihr mit dem Rest fertig?“

„Na klar, lass uns ruhig die Masse!“, Craven grinste wölfisch.

Snowcat trat an die Tür und zählte mit den Fingern wortlos den Countdown. „Drei, zwei, eins.“ Dann riss sie die Tür auf, die zum Glück nicht verschlossen war. 

Lestat drückte sich hindurch, ohne sich umzusehen. Craven wandte sich nach rechts und eröffnete augenblicklich das Feuer.

Snowcat trat, die Monopeitsche schwingend, in die Tür. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass sich hier jemand eine Art Wohnung eingerichtet hatte. Magische Symbole waren mit fluoreszierender Farbe an die Wand gemalt worden.

Für genauere Eindrücke blieb keine Zeit, sie musste sich ihren Gegnern widmen,  drei Ghulen.

Da es in dem kleinen Raum viel zu voll war, trat sie wieder einen Schritt in den Gang zurück, nachdem sie einen Ghul angekratzt hatte und landete auf dem Treppenabsatz. Sie achtete dabei auf einen besonders sicheren Stand, denn hinter ihr lauerte „das Grauen“ in Form von stinkendem Schmutz.

Zum Glück kamen ihr die Ghule nach und stellten sich brav fast der Reihe nach an der Tür auf. Nach wenigen Hieben hatte Snowcat den ersten kampfunfähig geschlagen. Er drohte, seiner Arme beraubt, nach vorne zu kippen. Snowcat trat so stark sie konnte in seine Weichteile. Sie wusste zwar nicht, ob er noch über so etwas verfügte, doch sie erzielte die erwünschte Wirkung, er kippte nach hinten. Prallte an seinem Kumpel ab und blieb im Durchgang liegen.

Nun war der Nächste dran. Snowcat bleckte die Zähne und grinste ihn an: „Komm, ich mach auch aus dir verfaultes Sushi!“ Sie schlug mit der Monopeitsche nach seiner Brust und trennte einen großen Fetzen Haut heraus. Der Ghul schrie schmerzerfüllt auf. 

Snowcat freute sich, sie fand es schön zu sehen, dass man den Biestern weh tun konnte. Ihr Gegner schlug mit seiner Krallenhand nach ihr. Absichtlich wich sie dem Schlag erst im allerletzten Augenblick aus und wischte, wie zur Strafe über die Hand, die den Angriff ausgeführt hatte.

Fast gleichzeitig trat sie nach seinem Knie, überrascht brach der Ghul ein wenig ein, doch war der Schlag nicht hart genug gewesen, um ihn zu Fall zu bringen. 

Das hatte Snowcat jedoch auch nicht beabsichtigt. Sie wollte sich so nur Platz für einen Schlag nach seinem Partner verschaffen. Dessen haarloser Kopf verlor seine Deckung und Snowcat schlug mit der Monopeitsche danach. 

Zu ihrem Bedauern traf sie ihn besser, als sie gewollt hatte, sein halber Schädel flog weg und er brach umgehend zusammen.

Behände wich sie den nächsten beiden Klauenangriffen des übrig gebliebenem aus. Dann zielte sie auf sein rechtes Bein und schnitt den Oberschenkel fast ab. Der Ghoul stürzte, hatte aber noch nicht genug. Auf dem Boden kriechend griff er erneut an. 

Snowcat hüpfte wie beim Seilspringen über seinen Schlag hinweg und ließ dann die Monopeitsche kurz auf den Boden knallen. Zwei Ghulfinger flogen umher.

Cravens Stimme erklang aus dem Raum: „Liebste, wir hier drinnen, wären dann so weit und wir würden gerne den brennenden Raum verlassen, natürlich nur, wenn du mit dem Spielen fertig bist.“

Snowcat warf einen raschen Blick in den Raum und erkannte, dass dort tatsächlich dunkelgraue Rauchschwaden umher waberten. Sie sprang über den krauchenden Ghul hinweg und trat im Sprung nach ihm. 

Der Ghul stürzte in den Abwasserschlamm, versank fast bis zur Schulter und zögerte Kurz. Dann floh er humpelnd durch den Dreck.

„Bitte die Herren, der Weg ist frei.“ sagte Snowcat und hüpfte einen Salto schlagend auf den Gehweg. Den Ghul lies sie ziehen.

Craven kam ihr nach, küsste sie leidenschaftlich, hob dann seine Maschinenpistole und feuerte dem fliehenden Ghul eine Salve in den Rücken, bevor er um eine Ecke verschwinden konnte. Der Ghul stürzte und stand nicht wieder auf.

„Guter Schuß!“ sagte Lestat, während er die Tür zum Unterschlupf hinter sich zu zog und somit den Rauch mit der eisernen Tür einschloss. „Schade, dass wir durch den Brand keine Zeit mehr haben noch etwas über den Zauberer herauszufinden.“

„Warum brennt‘s überhaupt?“, fragte Snowcat.

Lestat antwortete ihr: „Der Wurm hat versucht mich mit einem Feuerball aufzuhalten, doch er war nicht mächtig genug und entflammte gerade mal sein eigenes Bett.“

„Ist die Sache denn jetzt erledigt?“, wollte Snowcat noch wissen.

„Auch wenn sich der Wurm zum Ende weniger zur Wehr setzte, als ich erwartet hatte, so bin ich sicher, dass mit ihm das Problem beseitig ist.“ 


Die drei bahnten sich ihren Weg zurück durch die Kanalisation. Nachdem sie das Mausoleum erreicht hatten und wieder an die frische Luft getreten waren, sagte Craven: „Das war aber eine leichte Art, sich eine Monopeitsche zu verdienen. Wenn du noch mehr Jobs solcher Art hast, dann kannst du dich jederzeit wieder an uns wenden.“

Lestat nickte: „Ja, mon Amie, die Arbeit mit euch war überaus angenehm. Wenn die nun folgende Party, zu der ich euch einlade ebenso toll wird, dann werde ich dass bestimmt auf euch zurückkommen.“

„Party klingt toll! Aber ich muss mich noch schnell frisch machen bevors losgeht. Zum Glück bin ich nicht allzu schmutzig geworden und hab für den minder schweren Fall alles dabei.“

„Das freut mich sehr, ma Chére!“, Lestat lächelte gewinnend.

„Sag mal Chummer,“ fragte Craven, „Was ist den nun deine Bezahlung?“

Snowcat grinste, Cravens Frage ersparte ihr die eigene.

„Oh, ich werde den Friedhof seinem rechtmäßigen Herren zufügen und ihn beziehen.“ Sein tiefes Lachen erfüllte die Nachtluft.


Lestat verschwand für ungefähr eine halbe Stunde, genügend Zeit für Snowcat sich frisch zu machen und umzuziehen.

Nachdem Lestat wieder zu den Beiden gestoßen war, zogen sie durch fast sämtliche Nachtclubs, die ihnen Touristville bieten konnte und feierten ausgelassen wie nie ihren Erfolg. 

Als Snowcat und Craven ihre Wohnung in Tarislar mit einer verzauberten Monopeitsche im Gepäck betraten war es längst hell.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*