Teil 2 (Intermezzo)

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Punkt 9:00 Uhr wurde Snowcat durch das aufdringliche Piepen ihres Commlinks geweckt. Candy rief an. Verschlafen erlaubte Snowcat eine Verbindung aufzubauen, allerdings ohne ihre Kamera einzuschalten: „Ja Candy, was gibts?“

Candys grinsendes Konterfei war zu sehen: „Hey Süße. Ich hab gestern noch was vergessen. Ich hab heute um 12 einen Termin bei meinem Schneider und Schönheitssalon und ich wollte dich fragen, ob du nicht Lust hast mitzukommen? Lohnt sich sicher! Der Typ ist ein Genie, wenn du verstehst was ich meine. Er arbeitet mit Magie und so.“

Snowcat gähnte ausgiebig: „Na warum eigentlich nicht!“

„Oh fein!“, Candy klatschte in die Hände. „Ich schick dir die Adresse. Bittersweet kommt auch und wenn du nichts dagegen hast, dann kommt Fiddler auch noch mit.“

„Fiddler? Nein, ist deine Sache, wen du dazu einlädst. Ist aber nett, das du fragst.“

„Ähmm ja,“ Candy spielte an ihren Haaren, heute waren sie blond, „hab ich dich eigentlich geweckt?“

Snowcat lachte: „Ja, ist aber nicht schlimm. Bis später dann.“ Snowcat unterbrach die Verbindung schnell, bevor Candy noch mehr fragen konnte. Fast im selben Augenblick summte das Gerät erneut: „Neon, dringend!“, war auf dem Display zu lesen. Snowcat schnaufte durch und öffnete dann die neue Verbindung: „Jaa? Was los. Warum rufst du so früh an?“

Neon druckste rum: „Ähh, wollte nur wissen, ob alles in Ordnung bei dir ist?“

Snowcat schaltete ihr Bild zu: „Warum sollte irgendetwas nicht in Ordnung sein?“

„Ach, nur so!“ Neon war kein besonders guter Lügner, jedenfalls nicht Snowcat gegenüber. Er versuchte nicht in die Kamera zu sehen.

Snowcat grinste: „Neon, dir hat nicht zufällig jemand gesagt, dass du nach mir sehen sollst?“

Neon blickte sehr verlegen drein: „Doch, ja, Ghostfinger hat sich gemeldet und... weil deine Blitzen nicht mehr vor deiner Tür stand...“

Snowcat ließ den Kopf hängen: „Du willst mir jetzt doch nicht erzählen, dass es eine 24 Stunden Überwachung durch die Ancients für mich gibt!“

Neon riss die Augen weit auf: „Nee, gar nicht - sag ich gar nicht! Jedenfalls nicht 24 Stunden. Und dir fährt ja auch nicht dauernd jemand hinterher oder so. - Hey Snowcat, dass ist keine Überwachung, dass ist nur reine Sorge!“

Snowcat verbarg ihren Zorn nicht: „Na klar und ich zieh mir die Hosen mit ner Kneifzange an!“

Neon schüttelte den Kopf. „Ist ehrlich Sorge. Könnte doch sein, dass du das alles nicht so gut verkraftest. Ist wirklich Sorge, glaub mir!“

Snowcat seufzte, Neons freundliche Art hatte sie milde gestimmt, manchmal fragte sie sich wirklich, wie es jemand wie Neon überhaupt in einer Go-Gang aushielt. „von deiner Seite aus vielleicht Neon, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass unsere werte Führung nicht einfach nur so um eines ihrer Schäfchen besorgt ist. Ghostfinger als unser Quartier- und Schatzmeister lässt mit Sicherheit nicht nach jedem seiner gut 200 Schäfchen sehen.“

Neon nickte. „Das mag sein, aber du bist eben nicht nur irgendein Schäfchen. Ich sag jetzt bescheid, dass es dir gut geht.“

„Ja, tut das. Ich melde mich heut noch bei dir. Se‘seterin!“

„Jep,“ Neon grinste breit, „bis später!“

Als Snowcat damit begann ihre Sachen zusammen zu packen setzte Nieselregen ein. Sie hob den Kopf, um das Gefühl der feinen Tropfen auf ihrer Gesichtshaut zu genießen. So verharrte sie eine Weile. Dann packte sie nachdenklich weiter: Sie würde sich schon etwas einfallen lassen müssen, um die Ancients auf Dauer wenigstens so weit auf Abstand zu halten, damit sie ihr eigenes Ding durchziehen konnte. Aber so war das eben, wenn man eine Familie hatte.


Das „Magical Me“ war wirklich der Hammer von einem Beauty-Salon. Der magische Schneider zauberte einem die spektakulärsten Sachen einfach auf den Leib. Das Lederensemble welches Snowcat mit der Hilfe des Meisters, Zander Dragonetti höchstpersönlich zusammengestellt hatte, war wahrlich spektakulär geworden. Und die magische Hautbehandlung im Anschluss - Snowcat hatte sich schon lange nicht mehr so wohl und so sauber gefühlt, ein Bad war nichts dagegen. 

So war Snowcat am Nachmittag gut gelaunt, als sie mit einem Paket in dem sich ihr Zuwachs für den Kleiderschrank und ein Party Fit Gutschein inklusive Anti-Müdigkeitszauber befand, wieder ihre Blitzen bestieg, um nun noch eine Kleinigkeit mit den anderen essen zu gehen. Eigentlich war sie ja satt, aber sie waren mit Blackstone am Hafen verabredet, da dieser als einziger nicht mit im Magical Me gewesen war.

Fiddler, Candy und Bittersweet hatten sich im Magical Me ebenfalls mit zumindest einem der exklusiven und teuren Outfits ausgestattet. 

Außerdem war Cannonball die gesamte Zeit bei ihnen gewesen. Er hatte Snowcat „überhaupt kein bisschen zufällig“ auf einer Tankstelle in Puyallup getroffen. Schließlich hatte er am Vorabend von Candy noch ihren Vorschlag mit dem Schneider gehört und dann hatte er einfach bei Snowcat angerufen und ihr in den Ohren gelegen, dass sie ihm doch einfach einen Treffpunkt nennen könnte, das würde ihm nämlich ersparen, sie suchen zu müssen (natürlich war er sich sicher gewesen, dass er sie finden hätte können). Snowcat nannte ihm keinen Treffpunkt, aber sie erklärte sich bereit ihm zu sagen, über welche Strasse(n) sie mit hoher Wahrscheinlichkeit fahren würde. Cannonball hatte dann an dieser Tankstelle auf sie gewartet und sie von da ab die gesamte Zeit begleitet. 

Beim Essen im „You Should Not Eat So Much“ stellte sich heraus, dass Blackstone tatsächlich nicht besonders gut auf Cannonball zu sprechen war. Er machte ständig bissige Bemerkungen über ihn. Cannonball ließ sich das nicht einfach so gefallen und konterte.


Bittersweet suchte sich hektisch eine einigermaßen saubere Serviette vom Tisch und sagte dann grinsend: „Wartet, wartet! Die alte ist schon voll.“ Dann schrieb sie mit ihrem schwarzen Kajalstift ein B und ein C auf die Serviette und machte unter dem C einen Strich. Dann verkündete sie Stolz: „Noch ein Punkt für Cannonball. Er führt nach Punkten weiterhin.“

Meph, Bittersweets Emotitoy in form eines Imp, griff nach der Serviette und drehte sie in alle Richtungen. „Dumme Jungs, alberne Jungs. Dumme Männer, alberne Männer!“, murmelte er dabei.

Bittersweet lehnte sich zurück und steckte sich eine Zigarette, wie immer ein Import aus Frankreich, in den Mundwinkel. Allerdings zündete sie diese nicht an.

Fiddler fragte: „Wollten wir uns nicht eigentlich hier treffen, um über unser weiteres Vorgehen bezüglich der Vampire aus dem Dark Light zu sprechen?“

Candy strahlte Fiddler an: „Genau! Ihr zwei, ihr hört jetzt mal auf mit dem Schwanzvergleich, denn Fiddler hier pinkelt eh höher an den Laternenpfahl, als ihr beide zusammen!“

Cannonball lachte auf: „Stimmt ja gar nicht. Wetten ich kann höher pinkeln!“

Bittersweet grinste: „Wie wärs, wenn wir das gleich mal herausfinden?“

Blackstone verkniff etwas grimmig das Gesicht: „Von mir aus, aber nicht hier, sondern irgendwann Abends in Redmond!“

Freudig klatschte Candy in die Hände: „Auja, ein richtiger Pipiwettbewerb und ich bin Schiedsrichter.“

„Nö, lass mal,“ wandte Cannonball ein, „das machen wir Jungs dann lieber unter uns aus. Sonst bekommt Candy nachher noch feuchte Augen und will nichts mehr von ihrem Fiddler wissen!“

„Wieso, kannst du den auch ausfahren, weil er genauso unecht ist, wie deine Beine und Arme?“ Blackstones Stimme klang ziemlich monoton.

„Dumme, garstige Männer!“, sinnierte Meph.

Fiddler machte dem Gerede nun endgültig ein Ende: „Das mit dem Pinkeln machen wir, aber wie Blackstone schon sagt, abends in Redmond oder so. Jetzt versuchen wir erstmal herauszubekommen, wo wir mehr Informationen über Infizierte herbekommen und ob Kopfgelder auf sie ausgesetzt sind.“

Bittersweet ergriff sofort das Wort: „Also, ich hab mich schon mal umgehört: Ghule sind die einzigen Infizierten, die sogar in einigen Ländern Metamenschenrechte besitzen. Auf alle andren Arten sind zwar Kopfgelder ausgesetzt, aber die sind bei weitem nicht so hoch wie bei einem toxischen Schamanen oder einem Blutmagier. Was bedeutet, dass es sich meiner Meinung nach nicht lohnt nur für ein Kopfgeld eine solche Gefahr einzugehen. Wenn wir noch mehr wissen wollen, dann hab ich da einen Kontakt, der bereit wäre sich heute Abend mit uns zu treffen und uns etwas darüber zu erzählen!“

Snowcat wandte ein: „Wollen wir denn überhaupt etwas machen? Schließlich wissen wir doch noch nicht einmal, ob außer dem Crusader überhaupt noch ein Vampir im Dark Light war.“

„Klar wollen wir!“ sagte Candy voller Leidenschaft, „Schließlich sollten wir gut bescheid wissen, wenn wir uns aufmachen den Monstern den gar auszumachen! Der Crusader war ein Vampir?“ 

Dieser Satz war die Initialzündung für eine Diskussion der Runner, ob und unter welchen Umständen jeder von ihnen gegen Infizierte vorzugehen gedachte. Sie waren auch nach über einer Stunde noch nicht einer Meinung. Sie waren sich aber einig, dass es nicht Schaden könnte, mehr über Infizierte zu erfahren.

Deshalb trafen sie eine Verabredung  mit Bittersweets Kontakt für den heutigen Abend um 21.00 Uhr im Tokyo Shuuz. Blackstone hätte ja eigentlich den anderen Vorschlag des Kontakts, den Club Nosferatu, angeblich ein Hardcore-Schuppen für Möchtegern-Vampire vorgezogen, doch er wurde überstimmt. Snowcat war ein winziges bisschen beunruhigt über Blackstones Intension. Warum wollte er wohl neuerdings unbedingt Läden aufsuchen, in denen es Vampire gab?

Da Snowcat sich nicht mehr umziehen wollte, musste sie auch nicht mehr nach Hause fahren. Sie fuhr stattdessen mit Cannonball in eine Spielhalle und vertrieb sich die Zeit und erfreute sich dabei an ihrer eignen samtweichen Haut.


Kurz vor 21.00 Uhr fanden sie sich vor dem Tokyo Shuuz ein. Blackstone machte ein grumeliges Gesicht, als er sah, dass Cannonball immer noch dabei war. Fiddler und Candy hielten Händchen und Bittersweet wirkte etwas außer Atem, als sie am Godzilla -Schuppen eintraf. Alle hatte sich etwas herausgeputzt, ohne sich in ihr „Wochenend-Outfit“ geworfen zu haben.

Die Schlange vor dem Nachtclub wurde schnell länger, obwohl es Donnerstag war. Snowcat bat die anderen kurz zu warten, tänzelte zum VIP- Eingang und lächelte den breitgebauten Menschen im dunklen Anzug an: „Hey hallo!“, schnurrte sie freundlich, „Was muss man eigentlich tun, um durch diesen Eingang gelassen zu werden?“

3 Minuten später stellte sie wieder zu ihren Freunden. Bald würden sie an der Reihe sein. 

„Und?“, wollte Bittersweet neugierig wissen.

Snowcat lächelte: „Ich weiß jetzt wie der Besitzer aussieht. Sie hätten mich auch gleich eingelassen, aber ich wollte lieber mit euch zusammen rein.“

„Wieso denn?“, wollte Blackstone wissen.

Snowcat grinste und stupste Blackstone sehr sanft auf die Nase: „Weil ich euch so gern hab.“


Die erste Runde Getränke wurde gebracht. Bittersweet verkündete: „Ich hab meinem Kontakt jetzt bescheid gesagt. Er hat bestätigt, also wird er sicher gleich hier sein. Ich nutzte den Augenblick, um euch noch schnell zu warnen,“ sie zögerte kurz und fuhr dann fort, „er ist schon eine besondere Art von Metamensch und manchmal ein ganz schöner Arsch!“

Blackstone zuckte mit den Schultern: „Egal, Hauptsache er hilft uns weiter mit dem, was er weiß!“

Eine dunkelhäutige, hochgewachsene Gestalt schob sich auf ihren Tisch zu. Der schwarze Elf mit den feinen weißen Haaren, die an der Spitze fast lila wirkten, schwebte mehr durch die Menge, als das er wirklich ging. Gekleidet war er in eine schwarze enge Lederhose, Bikerstiefel und ein dunkelrotes Samthemd, dessen Schnüre soweit offen waren, dass man einen guten Blick auf seine trainierte Brust bekam.

Unter normalen Umständen hätte Snowcat diesen Elfen wohl sehr attraktiv gefunden, doch heute sah sie nicht einmal genauer hin.

Bittersweet stellte sie einander vor: Der Elf trug den Namen Warlock.

Er setzte sich umgehend und grüßte nur kurz. Dann begann er ohne Umschweife: „Bittersweet sagt, ihr interessiert euch für Infizierte? Wie kommt ihr denn dazu?“, seine Stimme klang kühl, berechnend und ironisch.

Blackstone lächelte freundlich. „Du kommst schnell zu Sache. Möchtest du vielleicht auch was trinken?“

Warlock schüttelte den Kopf: „Nein, danke, ich wollte euch nicht länger aufhalten als nötig!“

Snowcat grinste schelmisch: „Bezahlt Bittersweet dich dafür, das du uns die Informationen gibt!“

Warlock wandte sich Snowcat zu und sagte überheblich: „Früher oder später bezahlt man doch für alles!“

Snowcat schüttelte den Kopf: „Nein, ich denke nicht, dass ich für alles bezahle.“, sie hauchte die Worte ein wenig.

Nun verzog Warlock leicht seinen Mund und sagte im bestimmenden oberlehrerhaft klingendem Ton: „Doch, auch du bezahlst irgendwann für alles, es kann nur sein, dass du es selbst nicht bemerkst.“

Snowcat verdrehte innerlich die Augen, wie sie solch Allwissende-Elfen hasste. Gut aussehende Männer, die darauf bestanden als einzige das Leben zu kennen, kannte sie genug. Doch es war Bittersweets Kontakt, deshalb beschloss sie, sich nicht weiter dazu zu äußern. Stattdessen stand sie auf und sagte nur: „Ich gehe jetzt erstmal tanzen!“

Sie hatte sich kaum ein zwei Schritte entfernt, als Warlock halblaut sagte: „Schönheit macht eben noch lange keine guten Verlierer aus!“

Als Snowcat die Tanzfläche betrat, schnellte ihr Counter erneut in die Höhe. ‚Nein mein hübscher Klugscheißer‘, dachte sie, ,wer so aussieht wie ich kann gar nicht verlieren. Du hast nur nicht bemerkt, dass ich nicht mal mit dir gespielt habe. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass hier eine Menge Kerle rumlaufen, die bereit sind jede Rechnung für mich zu übernehmen.‘

Cannonballs tauchte vor ihr auf: „Traumfrau, du musst doch auf mich warten!“

Snowcat hörte nicht mal zu, was ihr von dem Gespräch mit Warlock über Commlink zugestellt wurde, doch nach 15 min bekam sie eine Nachricht von Candy: „Wir vermissen dich am Tisch. Kommst du?“

Snowcat bestätigte und kehrte zurück. Dort wurde sie Zeuge, wie Candy ihre komplette Infizierten-Geschichte relativ durcheinander erzählte. Zum Glück schien sie den Namen Decon Frost wenigstens nicht genannt zu haben.

Mit einer erhobenen Augenbraue und Ironie tropfender Stimme empfing Warlock Snowcat: „Du hast einem Wendigo den Kopf abgeschlagen?“

Snowcat lächelte kalt: „Ja, hab ich. Aber ob es nun genau der Wendigo war, von dem wir glaubten, dass er sich dort aufhalten würde, dass kann ich natürlich nicht sagen. Aber reden wir doch nicht von uns, sonst weißt du doch nachher mehr über uns, als wir über Infizierte. Erzähl uns doch lieber mal, woran man Infizierte erkennt?“. Nun schenkte sie ihm ihr bestes, herzloses Lächeln, welches sie im ihren Repertoire hatte.

Noch bevor Warlock Snowcat antwortete stellte Blackstone eine weitere Frage: „Wie kommt es eigentlich, dass du dich so für Infizierte interessiert?“

Warlock erklärte: „Ergibt sich das nicht von selbst? Ich dachte! - Ich bin ein Night One und somit nachtaktiv, da hat man zwangsweise vermehrt mit solchen Wesen zu tun. Kenne deine Feinde!“

Snowcat beugte sich leicht vor, um sich Warlock genauer anzusehen, er war also ein Night One. Diese Metavariante der Elfen hatte ein feines, weiches Fell anstatt von Haut. Warlock streckte Snowcat seine Hand entgegen. Aus der Nähe betrachtet konnte man erkennen, dass er tatsächlich ein Fell hatte und Snowcat würde sagen, dass es von einem sehr dunklen lila war. Nette Farbe, dachte sie sich. Dann lächelte sie innerlich. Natürlich würde er jetzt von ihr erwarten, dass sie ihn anfasste. Da sie das wirklich wollte tat sie ihm den Gefallen und fragte schlicht: „Darf ich?“

Warlock nickte. Als sie sein Fell berührte sagte er weicher, obwohl er dabei immer noch überheblich klang: „Fühlt sich gut an, nicht wahr.“

Snowcat unterdrückte den Impuls zu erwähnen, dass ihre Haut gerade heute auch sehr weich wäre, denn sie wollte nicht mit Warlock flirten. Sie sagte stattdessen einfach nur: „Jaa, ganz nett!“ Dann pustete sie sanft über das Fell, welches so kurz war, dass es sich dabei nicht bewegte, dann fragte sie nach: „Und woran erkennt man Infizierte nun?“

Warlock reagierte mit nicht mal der Andeutung einer Reaktion auf Snowcats Pusten. Er zuckte mit den Schultern: „Es gibt eigentlich nur genau eine Möglichkeit wirklich sicher zu gehen: den ,Harz Greenbaum Test‘. Der weißt eindeutig nach, ob jemand an dem Virus erkrankt ist oder ihn in sich trägt.“

Candy lies kurz ihre gewaltige aber hübsche Nase kreisen: „Und wie macht man diesen Baumkuchentest?“

Bittersweet lachte: „Den Harz Greenbaum Test!“

„Sag ich ja! Also?“, Candy blickte Warlock erwartungsvoll an.

Der Night One lächelte höhnisch: „Ist ein Bluttest, kann man in vorgefertigten Päckchen kaufen, soweit ich weiß.“ 

Blackstone seufzte. 

Warlock fügte hinzu, wobei er den Blick fest auf Blackstone gerichtet hielt: „Natürlich kann man die Krankheit auch aus den Auren lesen. Ist nur nicht ganz so eindeutig und nicht beweisbar. Was vor allem dann wichtig ist, wenn ihr ein Kopfgeld einstreichen wollt. Jedenfalls bei den Rassen, bei denen eine Infizierung nicht offensichtlich ist. Vampire oder Banshees sehen eben kaum anders aus, als der gesunde Metamensch vorher aussah.“ Nun machte Warlock eine Pause und wandte sich zu Snowcat: „Snowcat hier ist gerade das Vorzeige-Beispiel für einen Banshee, schlank, schön, blasse und weiße Haut, die beinahe durchscheinend wirkt. Helles Haar - vielleicht nicht dünn genug, aber da könnte man ja auch magisch nachgeholfen haben.“ Nun grinste Warlock böse und sprach zu Bittersweet: „Bist du dir sicher, dass sie kein Banshee ist? Hast du das überprüft!“

Bittersweet lächelte: „Ich hab sie schon viel bei Tageslicht rumlaufen sehen.“

Warlock grinste weiter: „Auch heute?“

Bittersweet nickte: „Jaa, auch heute!“

Warlock blickte sich um: „Und habt ihr schon ein bestimmtes Ziel näher ins Visier genommen?“ wollte er wissen.

Snowcat grätschte schnell ein: „Nöö, eigentlich nicht, wir wissen ja nicht mal, ob wir das überhaupt wollen. War alles nur vorsichtshalber. Könnte sein, dass gestern einen Ork gesehen haben, der genauso aussah, wir der Wendigo-Ork, aber wie gesagt, wir sind uns nicht sicher.“

„Na denn,“ Warlock richtete sich auf „Harz-Greenbaumtest!“

„Genau,“ Snowcat lächelte zuckersüß, „dann schon mal danke und wenn uns noch was einfällt, dann weiß Bittersweet ja, wie wir dich erreichen! Ich geh jetzt noch ne Runde tanzen.“

Cannonball sagte sofort: „Ich komm mit!“

Als Snowcat sich entfernte hörte sie noch wie Warlock sagte: „Na dann, will ich euch auch nicht länger aufhalten.“

Blackstone fragte: „Willst du nicht noch was zu trinken?“

Doch Warlock schien abzuwinken.

Candy bemerkte im Anschluss über Commlink: „Besonders freundlich wirkte er ja nicht gerade!“

Bittersweet sagte: „Hab euch doch gesagt, dass er etwas gewöhnungsbedürftig ist.“

Snowcat grinste und sagte dazu nur: „Macht keinen Aufriss um den, ich kenne eine ganze Menge von solchen eingebildeten, männlichen Elfen.“


Bittersweet war es durch ihre Bandkontakte gelungen für Freitag Abend VIP-Karten fürs Dark Light zu besorgen. So trafen sie sich diesmal doch tatsächlich am Grabstein von Kurt Cobain.

Stolz präsentierte Candy jedem ihren neuen, aufgepimmpten Humvee. Es war einfach unglaublich wie ein so großes Auto noch so stylisch sein konnte, fand Snowcat. Er passte zu ihr

Alle waren heute superstylisch angezogen und schwarz war wieder einmal die am Meisten vertretene Farbe. Selbst Cannonball trug schwarz. Fiddler, Candy und Bittersweet hatten eines der Outfits an, welches sie gestern erstanden hatten. Blackstone trug glücklicherweise heute auch einen schwarzen Anzug. Leider passte das rot seiner Schärpe nicht sonderlich gut zu seinem Hemd. Snowcat sagte es ihm geradezu. Woraufhin Bittersweet den Kummerbund nahm und einfach die Farbe wechselte. Sie war natürlich kein Meister wir Dragonetti, aber zum Farbe wechseln reichten ihre Fähigkeiten auf jeden Fall.

Auch Snowcat trug eines der zwei gestern gekauften Ensembles. Das Oberteil ließ sich nur schwer mit einem Wort beschreiben, denn es handelte sich um eine bogenlange, bauchfreie Weste mit eingearbeitetem Bustier und Stehkragen aus weichem schwarzem Leder. Dazu hatte ihr Dragonetti passende Armstulpen kreiert, über die silberne keltische Knoten liefen. Genialer Weise hatte er dafür gesorgt, dass sie ihre Monopeitsche darunter verbergen konnte. Eine schlichte schwarze Hotpans, ebenfalls aus Leder, halbhohe Stiefel und extravagante „Strümpfe“ aus Nanopaste komplettierten das Outfit.

Nachdem Bittersweet mit dem Farbwechsel fertig war, wollten sie eigentlich gerade ins Dark Light aufmachen, als Snowcat aus den Augenwinkeln ein dunkles Fahrzeug mit runtergekurbelten Scheiben wahrnahm. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und darum warf sich Snowcat ohne zu zögern in Deckung. Fast im gleichen Augenblick knatterte voll automatisches Feuer, dann brauste der Wagen über den Parkplatz davon. 

Snowcat sprang auf und sah sich nach ihren Teamkollegen um. Glücklicher Weise schien niemand von ihnen schwer verletzt zu sein. Sie machte sich bereit, auf ihr Motorrad zu springen, um die Angreifer zu verfolgen, doch bis auf Cannonball schien das niemand zu wollen. 

Bittersweet sah sich nach verletzten Gästen um und Blackstone klopfte sich gerade den Dreck von seinem Anzug, dann gab er über Commlink bekannt: „Wir ignorieren das einfach und wenn Bittersweet fertig ist, dann gehen wir erstmal rein.“

Snowcat sah zwar etwas ungläubig drein, doch würde sie den Teufel tun und mit Cannonball allein den Wagen verfolgen. Sie sagte nur: „Euch ist aber schon klar, dass der Angriff uns galt!“

Blackstone nickte: „Kann sein. Aber die wollen doch nur, dass wir sie verfolgen. Also bleiben wir ruhig und warten ab.“

Candy grinste, ihren Streifschuss  schien sie einfach zu ignorieren: „Party machen ist eh viel cooler.“ Sie ging zu Fiddler und küsste ihn.

Snowcat zuckte mit den Schultern und kontrollierte, ob ihr teure Kleidung etwas abbekommen hatte. Zum Glück war das nicht der Fall. Sie zog ein Lederpflegetuch aus ihrem Motorradkoffer und säuberte vorsichtshalber ihre Klamotten.

Dann sagte Bittersweet: „Ich bin fertig! Gehen wir jetzt rein? - Wer war das überhaupt!“

Snowcat dachte kurz nach: „Vielleicht Iron Crusader?“

Wieder nickte Blackstone nur und zuckte gleichzeitig mit den Schultern.

Bittersweet wand ein: „Na, wer das war, hätte ich schon gern gewusst!“

Snowcat seufzte leise: „Die haben hier doch bestimmt Kameras auf dem Parkplatz, oder?“


Ohne zu zögern gestattete die Security des Dark Light ihnen, sich die Aufzeichnungen anzusehen und es waren tatsächlich Iron Crusaders die sie angegriffen hatten. Nun wussten sie wenigstens bescheid. 

Snowcat gefiel es nicht, eine solche Sache unerledigt liegen zu lassen. Wahrscheinlich wollten die Crusaders die Sache von vorgestern nicht auf sich beruhen lassen. Bei dem einen Drive By würde es wahrscheinlich nicht bleiben. Aber nun waren sie hier, um Party zu machen und um zu sehen, ob der Unbekannte vom Mittwoch her kam. Snowcat dachte kurz nach, und selbst wenn, eigentlich interessierte sie das doch gar nicht. Eigentlich war sie nur so hier.


Der Vip-Bereich des Dark Light lag direkt über dem Altar und bis zu dem Zeitpunkt, an dem Snowcat ihn betrat, hatte sie von dessen Existenz nichts gewusst. Ein mit feinsten Sesseln eingerichteter Raum, der natürlich in dunklen Farben gehalten war, lud zum langen Verweilen ein. Etwa 20-30 Personen konnten hier Platz finden. Die Tische waren halbrund vor einer halb-durchsichtigen Scheibe gestellt worden, durch die man einen fantastischen Blick über das Dark Light hatte, ohne selbst gesehen zu werden. Hinter einem schwarzen Samtvorhang konnte man über eine verborgene Treppe auf die Tanzfläche gelangen.

Snowcat zog es bereits nach der ersten Runde Absinth nach unten. Alle schienen Lust zum Tanzen zu haben und so folgten sie ihr nach und nach. Cannonball und Bittersweet waren sofort mitgekommen.

Nach einer Weile fragte Snowcat Bittersweet: „Wollen wir mal draußen eine rauchen?“

„Gute Idee!“, war die kurze Antwort.


Draußen sah sich Snowcat sofort nach Iron Crusaders um und sie wurde schnell fündig. Weiter hinten auf dem Parkplatz standen zwei von ihnen, die auch rauchten und die Ausfahrt des Friedhofes im Auge behielten. 

Drinnen interessierte sich niemand besonders für diese Informationen. Fiddler und Candy waren offenbar mit Knutschen beschäftigt und Blackstone meinte nur: „Die sind zu zweit, ihr seit zu dritt, dass schafft ihr doch sicher alleine. Hab gerade wen kennengelernt.“

Snowcat antwortete nur: „Klar!“, wenn Blackstone der Meinung war, dass die Elfe, die er gerade kennen gelernt hatte um so viel wichtiger war, als eine offene Rechnung, dann sollte es eben so sein. Sie würde jedenfalls gemeinsam mit Cannonball und Bittersweet etwas unternehmen. 

Vielleicht lag Blackstones Verhalten daran, dass er nicht auf der Strasse aufgewachsen war, vielleicht war er aber auch nur von der Anwesenheit Cannonballs genervt.

Kurzerhand tauchte Bittersweet die beiden Crusaders in magische Dunkelheit und Snowcat lief mit Cannonball los, um die beiden Ganger zu überwältigen. Bittersweet ließ den Zauber genau im richtigen Augenblick fallen. Die Crusader wussten gar nicht, wie ihnen geschah, so schnell lagen sie am Boden.

Cannonball hatte einen von ihnen bewusstlos geschlagen, der andere war zum Verhör bereit.

Snowcat setzte ihre Gangermiene auf und sprach mit ernster Stimme, während sie die Monopeitsche spielerisch kreisen lies. „Okey, ich will es kurz machen. Versuch gar nicht erst es abzustreiten. Denn ich bin heute nicht besonders geduldig. Was genau ist gerade euer Auftrag?“

„Ich weiß nicht, was du...“ Snowcat ließ ihn nicht ausreden. Er wimmerte eh schon und als sie Cannonball ein Zeichen gab, drückte dieser den Arm des Ganger zu Boden und sie schlug mit der Monopeitschen ein Riss in den Boden, genau neben dessen Arm. „Du sollst es doch nicht versuchen!“, fauchte sie.

Der Iron Crusader schrie auf: „Wir sollen auf euch warten und anrufen, wenn ihr rausfahrt, aber mehr weiß ich nicht!“

Snowcat hatte überhaupt keinen Bock darauf diese Sache hier in die Länge zu ziehen. Egal wie viel der Typ wissen mochte, der Boss der Gang wusste mehr. Also sagte sie: „Nimm dein Commlink, ruf deinen Boss an und sag ihm, dass ich ihn sprechen will!“

Der Mann wimmerte: „Das kann ich doch nicht tun!“

Snowcat zuckte mit den Schulter und sie wusste, wie abgebrüht sie dabei aussah. Nicht zum ersten Mal lag ein Typ im Leder wimmernd vor ihr auf dem Boden. „Ist eigentlich nichts dabei, wenn du mich fragst. Aber ich geb die die Anweisung noch mal, wenn du nur noch eine Hand hast!“ Sie holte aus.

Augenblicklich schrie der Typ: „Okey, okay! Ich ruf an!“

Snowcat lächelte eiskalt: „Prima, dass du einsieht das da wirklich nichts bei ist.“

Der Crusader betätigte sein Commlink und sagte: „Hey Cross, da will dich jemand sprechen.“

Snowcat blickte in die Kamera. Die Augen auf der anderen Seite der Verbindung weiteten sich. Innerlich lächelte sie erfreut. Man hatte dem Mann sicher von ihr erzählt, aber von ihr zu hören und sie zu sehen, das waren zwei ganz verschiedene Dinge, wie sie wusste. Selbst wenn man ihm ein Foto gezeigt hatte übertraf der Echt-Zeit-Anblick ihrer wahrscheinlich jetzt deutlich strahlenden Haut und ihrer funkelnden Augen immer noch jedes Standbild. „Hallo Cross!“, sagte sie ruhig, „Ich bin Snowcat und ich würde gerne mit dir besprechen, was der Scheiß da vorhin sollte!“

Cross sammelte sich schnell. Snowcat war nebenbei von der Tatsache überrascht, dass sie das Gesicht des Mannes noch nie zuvor gesehen hatte. Irgendwie war sie davon ausgegangen, dass der vermeidliche „Vampir“ von Mittwoch auch der Boss der Iron Crusaders war. Dem war offensichtlich nicht so. 

Natürlich begann Cross mit: „Ich weiß gar nicht, wovon du sprichst!“

Mit eiserner Miene winkte Snowcat ab: „Ach komm schon, lassen wir den Dreck, eine eurer Karren hat vorhin vor dem Dark Light ein Drive By auf uns veranstaltet und ich will wissen warum! Schließlich war mein Leben in Gefahr und so was macht mich verdammt wütend,“ Snowcat stellte sich in Pose und deutete mit der Hand ihren Körper entlang, „wie du vielleicht verstehen kannst!“

Snowcats Intuition verriet ihr, dass sie Cross bereits um den Finger gewickelt hatte. Er sagte: „Es geht gar nicht um Dich! Es geht nur um den Zwerg! Ich hab den Auftrag gegeben, dass der eine Abreibung bekommt. Ich hab kein Wort von Drive By gesagt!“

Snowcat verkniff sich die Bemerkung über seine Qualitäten als Gangboss und sagte stattdessen: „Ja, aber in meinen neuen Sachen ist jetzt ein Loch.“ 

Cross nahm ihr die kleine Lüge ab: „Das tut mir leid! Und was sollten wir jetzt deiner Meinung nach tun?“

„Mach nen Vorschlag!“

Cross zögerte kurz: „Wie wärs, wenn wir die Sache als unentschieden werten?“

Snowcat bat kurz um Geduld und fragte bei ihren Teamkollegen nach. Fiddler und Candy stimmten sofort zu und Blackstone war viel zu sehr mit seiner Elfe Megan beschäftigt. Von ihm kam nur ein: „Ja ja!“

Snowcat wandte sich Cross zu: „Unentschieden und erledigt!“ 

Cross nickte und für einen kurzen Augenblick hatte Snowcat das Gefühl, dass er noch nach ihrer Commverbindung fragen wollte, doch dann verabschiedete er sich einfach.

Durchaus mit sich, Bittersweet und Cannonball zufrieden, ging Snowcat zurück ins Dark Light; gleich direkt auf die Tanzfläche. Cannonball bemerkte noch: „Traumfrau, du hast es echt drauf.“ Womit er nach Snowcats Meinung durchaus recht hatte.


Einige Drinks und einige Tanzrunden später meldete sich Blackstone über Commlink: „Ich nehm Megan mal mit zu unserem Tisch.“

Candy freute sich: „Au ja, wir kommen auch hoch, dann können wir deine rothaarige Eroberung mal aus der Nähe betrachten!“ Candy klang angetrunken. Vielleicht sogar betrunken.

Snowcat fand die Idee gar nicht mal so schlecht. Sie folgte der Gruppe. 

Oben wurde umgehend bestellt. Megan war offensichtlich beeindruckt nun im Vip-Bereich zu sein. Candy kicherte angetrunken und auch Bittersweet hatte einiges intus.

Snowcat hatte sich zurückgehalten. Schließlich war Craven nicht da, um sie notfalls auf den nüchternen Boden der Tatsache zurückzuholen. Eine seichte Plauderei begann. Irgendwann sagte Candy: „Hey, müssen wir nicht noch den Baumkuchentest mit ihr machen?“

Fiddler lachte.

Bittersweet lachte ebenfalls und sagte noch: „Also so weit ich sehen kann, ist sie keiner!“

Megan fragte skeptisch: „Was ist denn ein Baumkuchentest?“

„Ooch, da musst du ein Stück Baumkuchen essen, und wenn dir davon nicht schlecht wird, dann haste bestanden.“, erklärte Candy spontan.

Megan schien diese gackernd vorgetragene Bemerkung nicht zu beruhigen. Sie fragte weiter: „Ich hab das noch nicht verstanden...?“

Snowcat unterbrach sie und eine leichte Bedrohung lag in ihrer Stimme: „Bist du eigentlich alleine hier?“

Zögernd antwortete Megan: „Äh, ja!“

Snowcat grinste böse: „Und da hast du keine Angst?“

„Bisher eigentlich nicht!“

Blackstone blieb ruhig und sagte nur: „Ich hab dir doch gesagt, meine Freunde sind manchmal etwas verrückt!“

Candy nickte heftig: „Ja und sie stehen total auf Baumkuchen und Tests!“

Megan wurde immer unsicherer. „Was soll denn getestet werden?“

Snowcat sprach nun leise: „Ach nur, ob du ein Vampir beziehungsweise, ob du ein Banshee bist. Aber da gibt es noch einen viel sichereren Test. Wir schlagen dir einfach den Kopf ab und wenn der nicht nachwächst, dann warst du keiner!“

Blackstone blickte Snowcat giftig an. 

Doch es gab kein Zurück mehr. Für Megan war das zu viel. Sie stand auf und erklärte leicht hysterisch: „Ähm, also das ist mir dann doch etwas zu heftig. Ich geh dann jetzt!“ Sie stand auf.

Auch Candys: „Hey, war doch nur Spaß, wir können uns auch benehmen.“, hielt sie nicht auf. 

Blackstone lief Megan die Treppe  runter hinterher, doch was immer er ihr auch sagte, es reichte nicht, um sie aufzuhalten.

„Upps!“, meinte Candy nur, „Da sind wohl die Pferde mit uns durch gegangen!“

Snowcat stellte sich an das Aussichtsfenster, von dort aus beobachtete sie, wie Megan an der Bar vorbeistürmte, Blackstone sie endlich einholte und noch kurz mit der rothaarigen Elfin sprach. Snowcat fragte unterdes: „Bittersweet, kannst du ihr nicht so was wie einen Watcher hinterher schicken, damit wir wissen was sie tut?“

Bittersweet klag erfreut: „Gute Idee, dann kann ich Blackstone wenigstens noch ne Adresse geben, dann ist die Sache nicht vollkommen versaut.“

Das war zwar nicht der Grund, den Snowcat bei der Idee im Sinn gehabt hatte, aber die Hauptsache war doch, das Bittersweet es tat.

Bittersweet gestikulierte und sagte dann halblaut: „Folge der Frau da, merke dir was sie tut und komm dann in zwei Stunden wieder zu mir.“

Da Snowcat niemanden sehen konnte, konnte sie natürlich auch keine Antwort hören. 

Snowcat behielt weiter die Elfe im Auge, die jetzt gerade das Dark Light verließ. Sie lief an einem Elfen vorbei, der neben der Ausgangstür stand. Der Elf fiel Snowcat auf, weil er irgendwie ein wenig abgerissen aussah. Er blickte plötzlich hoch, zeigte mit dem Finger in die Luft und pustete dann den imaginären Rauch von seiner Fingerpistole. 

Bittersweet sagte überrascht: „Der Elf da hat gerade meinen Watcher abgeschossen!“

Snowcat stürmte zur Treppe und fing dabei Blackstone ab, der gerade wieder zurückkam, sie lächelte. „Komm,“ sagte sie, „lass uns mal mit einem Elfen sprechen!“

Blackstone lächelte seinerseits leicht verträumt: „Jeep!“

Candy rief Blackstone zu: „Alles klar Blackstone?“

„Sie ruft mich mit Sicherheit an!“, erwiderte der selbstbewusst.

Mit Blackstone im Rücken schnitt Snowcat dem Elfen den Weg ab und sprach ihn an: „Ich hab heute meinen direkten Tag, deshalb frag ich dich direkt: Warum hast du eben den Watcher meiner Freundin abgeschossen?“

Der Elf war wahrscheinlich mal eine wahre Zierde seiner Art gewesen, doch irgendetwas hatte sein Gesicht verätzt. Narben entstellten es nun, ein Ohr fehlte gänzlich. Dennoch zeigte sein Lächeln den Rest seiner Attraktivität. Seine schönen Augen strahlten: „Das Wesen in der Luft sah aus wie ein kleiner Dämon. Und Dämonen lasse ich niemals am Leben. - Du hast das bestimmt schon oft gehört, aber du bist wirklich außergewöhnlich schön!“

Blackstone stöhnte.

Snowcat lächelte den Elfen an: „Das war aber kein Dämon, sondern nur ein Watcher. Und eh du auf falsche Gedanken kommst, ich bin kein Banshee!“

„Nein, du bist kein Banshee, du bist ein Adept!“

Nun war es Snowcat die stöhnte.


Obwohl der Elf Snowcat einfach so „enttarnt“ hatte, nahmen sie auch ihn mit in die Vip-Lounge. Sein Name war Nethertalk und er war so eine Art Geister- und Dämonenjäger und in dieser Eigenschaft zeigte er großes Interesse an sämtlichen Vampir- und Wendigo-Geschichten, die die Gruppe zu bieten hatte. Viel mehr Interesse, als das gesamte Team zusammen. Nethertalk wollte sich sogar nach Retnuh umhören, einfach, weil er sich dazu berufen führte. Snowcat gab Nethertalk ihre Telefonnummer.


Cannonball ließ es sich später nicht nehmen Snowcat bis Tarislar zu bringen. Hier folgte sie einer spontanen Eingebung und fragte den Zwerg: „Du sag mal, hast du in den nächsten Tagen eigentlich Zeit!“

„Für dich immer, Traumfrau!“, er zwinkerte ihr zu.

Sie lächelte sanft: „Ich werde heute Nachmittag einen kleinen Ausflug auf ein Hausdach machen und dort werde ich mich...“ sie machte eine kurze Pause, denn es war ungewöhnlich für sie, einfach darüber zu sprechen, aber ausgerechnet heute hatte Nethertalk es ja sowieso verraten, „magisch weiterbilden. Das dauert eine Weile und ich könnte jemanden brauchen, der in dieser Zeit ein Auge auf mich wirft. Und ich wollte dich bitten, ob du das tun könntest?“

Cannonballs Grinsen wurde zu einem sehr warmen Lächeln: „Ehrlich, du fragst mich? Klar, das mache ich gern. Ich fühle mich sogar geehrt. Jetzt gleich?“


Fast zwei volle Tage blieb Cannonball mit Snowcat auf dem Dach des Southwind-Gebäudes. Er murrte nicht und er störte sie nicht ein einziges Mal. Als Snowcat mit ihrer Initiation fertig war, lud er sie zum Essen ein. Snowcat freute sich sehr. Sie war Cannonball wirklich dankbar für seine Freundschaft und deshalb stieg sie auch ohne zu zögern auf sein fliegendes Motorrad. Ihre Blitzen stand im Counter des Gebäudes sicher genug, um später abgeholt zu werden. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*