Teil 8 (Run 4)

8

Danilo hatte tatsächlich einen Job für die Runner. Einem seiner besten Kunden war seine Tochter im Teenager-Alter abhanden gekommen. Inzwischen war es schon längst Sonntag geworden und für den heutigen Abend war um einundzwanzig Uhr ein Treffen mit dem Mann vereinbart worden.

Bis dahin hatten die Runner jedoch noch einiges zu tun. 

Craven organisierte die Reparatur von Starbucks Wagen. Außerdem besorgte er dringend benötigtes Equipment in Form von Waffen, Reflex-steigernde Drogen, Stim-Patches und Medkits. Irgendwas mussten sie  ändern, damit Clicks und Starbuck nicht immer so leicht ausgeschaltet werden konnten.

Starbuck hörte sich derweil um wer den Anschlag auf Duke durchgeführt haben konnte. Nach einer Weile erhielt er die Information, dass ein Runner namens Song dafür in Frage kam. Song würde ihnen jedoch keinerlei Fragen über seinen Auftrag beantworten können, denn ihn hatte das Team gestern Nacht tot auf dem Asphalt zurückgelassen oder zumindest jemanden, der ihm verdammt ähnlich sah.


Pünktlich um einundzwanzig Uhr erschien die Limousine am vereinbarten Treffpunkt. Duke, Snowcat und Starbuck stiegen ein.

Im Wagen wartete ein gepflegt aussehender Ork gekleidet in einen teuren, gut sitzenden Anzug auf sie. Er wirkte angespannt  und nervös. Bevor er die Runner in sein Problem einweihte, fragte er bei Danilo nach, ob dieser sich auch wirklich im Bezug auf deren Vertrauenswürdigkeit sicher sein.

„Hundertprozentig, Sir!“, lautete dessen Antwort.

Zufrieden begann der Ork nun zu berichten. Seit Vorgestern war seine sechzehn jährige Tochter Serena verschwunden. Er machte sich große Sorgen um sie. Bei der Polizei war er schon gewesen, die hatten sich allerdings überhaupt nicht darum gekümmert, sondern nur gemeint, dass sie als Ork mit sechzehn ja bereits seit zwei Jahren volljährig sei. Obwohl der Vater ein erfolgreiche Geschäftsmann war, war er eben „nur“ ein Ork und sein Einfluss war nicht groß genug, die Polizei zum Handeln zu bewegen. Aber dafür gab es ja Shadowrunner.

Er bat das Team nun, seine Tochter zu suchen. Wenn sie nicht wolle, dann müsse sie nicht nach Hause kommen, sondern nur ein Lebenszeichen von sich geben.

Viele Anhaltspunkte zur Suche konnte ihnen der Ork im Anzug nicht bieten. Serena hatte sich in der letzten Woche mit ihrer besten Freundin so sehr zerstritten, dass sie seither nicht mehr mit einander gesprochen hatten. An den vergangenen Wochenende hatte sie vermehrt einen Club mit dem Namen Drowning Pool aufgesucht. Wahrscheinlich war sie dort auch vorgestern, am Freitag Abend mit ihrem guten Freund Jordan, einem Mensch, gewesen. Beide waren nicht zurück gekehrt und keiner ihrer Freunde hatte etwas darüber gewusst. Natürlich hatte man in allen Krankenhäusern nachgefragt. Aber zum Glück war auch das ergebnislos geblieben. Sie waren mit Jordans Auto gefahren, über dessen Verbleib wusste der besorgte Vater nichts.

Man einigte sich auf eine Summe von 20.000 New Yen, die das Team erhalten sollte, wenn sie Serena fänden. 5000 davon bekamen sie als Anzahlung. Außerdem stellte der Ork ihnen einige AR-Fotos neueren Datums von Serena zur Verfügung. Jeder weitere Kontakt sollte über Danilo zustande kommen.

Zum zweiten Mal innerhalb von wenigen Tagen machten sie sich nun auf die Suche nach einem Orkmädchen. Nur suchten sie diesmal wirklich nach dem gesamten Mädchen und nicht nur nach deren Organen.


Das Drowning Pool stellte den Anfang ihrer Suche da. Es war gerade 22.00 Uhr und somit die perfekte Party-Time, auch für einen Sonntag. Das komplette Team war wieder in schwarz gekleidet. Duke trug einen Anzug, Snowcat, Craven und Starbuck ihre übliche Kluft und für Clicks hatten sie im Laufe des Tages einen rein schwarzen Taucheranzug besorgt.

Auf der Fahrt zum Club besorgte Starbuck bereits einige Infos über den selbigen: „Also Leute, passt mal auf! Das Drowning Pool hat eine riesige Tanzfläche. Der größte Teil davon ist ein leeres Schwimmbad, welches nie mit Wasser, aber oft mit essbarem bunten Schaum gefüllt ist. Ringsherum und oben gibt es gläserne Duschkabinen, die man undurchsichtig machen kann.“

„Cool“, meinte Snowcat spontan. „Duschen klingt doch prima!“

Clicks schaltete sich ausnahmsweise ein: „Ich find ja eher den Namen cool, aber wie soll man den jemanden ertränken, wenn nicht mal Wasser im Pool ist!“


Diese Mal hatte Clicks keinerlei Schwierigkeiten in den Club zu kommen. In einem Laden wie dem Drowning Pool, waren schwarze Taucheranzüge willkommen. 

Es war voll und im Pool suhlten sich in Bikinis gekleidete Mädchen im bunten Schaummatsch. Die Männer hatten zumindest einen nackten Oberkörper und schlabberten an den Mädchen rum, so fern diese es zuließen. Ständig wurden neue Farben herein gepustet.

Leider konnten es sich nicht alle leisten, so leicht bekleidet zu sein, fand Snowcat. Gerade ein paar Jungs hätten besser ihr Shirt anbehalten. Einige Gäste schienen im Blickschutz des Schaums noch ganz andere Sachen zu machen, als nur zu tanzen. Natürlich störte das Snowcat nicht, der Gedanke daran, dass sich die Körperflüssigkeiten von hässlichen Leuten mit dem essbaren Schaum mischten und dann in der Masse umher schwabbelten, störte sie allerdings schon. Genau genommen bereitete es ihr Übelkeit. Um nichts in der Welt würde sie freiwillig in diesen Pool gehen. Und sollte sie aus irgendeinem Grund hinein müssen, so wusste sie ja zum Glück, wo man hier duschen konnte. 

„Okey,“ unterbrach Duke Snowcats Gedanken, „sehen und hören wir uns um. Vielleicht ist Serena heute wieder hier.“

„Ihr Commlink ist jedenfalls nicht angemeldet. Und ich finde auch kein Profil unter einem anderen Namen, welches zu ihr passt.“, erklärte Starbuck.

Duke war offensichtlich beeindruckt. „Das hast du so schnell herausbekommen?“, wollte er wissen.

Starbuck nickte nur.

„Nun, trotzdem ist es an der Zeit sich umzuhören und die Leute zu befragen, wann Serena wo mit wem gesehen wurde. Also los!“ Duke wies mit eine weit schweifenden Geste durch das Drowning Pool.

Starbuck setzte sich an den nächstbesten Tisch und meinte nur: „Na dann macht das mal auf eure Art und ich mach das auf meine.“

„Cool,“ Craven grinste breit, „während Starbuck die Metaebene seiner Wahl checkt und ihr zwei hier die Footwork macht, finden Snowcat und ich mal heraus, wie das mit diesen Duschen funktioniert!“ Ohne eine Antwort abzuwarten nahm Craven Snowcat bei der Hand und führte sie zu einer Kabine.

Tatsächlich konnte man hier die Scheiben undurchsichtig stellen, was durchaus nicht alle taten. Einige duschten nackt, andere in Badebekleidung und wieder andere in Latex. Auch in den großzügig ausgestatteten Duschkabinen, es gab hier neben einer Bank, Stühlen und einem Tisch auch diverse Halterungen für Getränke, konnte man zwischen den unterschiedlichsten Sorten Farbe, Geschmack und Duft wählen und aus den Duschköpfen fließen lassen.

Craven stellte die Kabinenwände auf: „Komplett undurchsichtig!“

Schon eine halbe Stunde später meldete sich Starbuck aufdringlich über das Commlink: „Hey ihr zwei, kommt besser bald mal raus, Clicks hat Ärger!“

Craven antworte grinsend: „Na das wundert niemanden. Aber ich mach nur schnell Snowcats Korsage zu und dann sehen wir uns den Spaß äh Ärger an!“

Im Club stellte sich heraus, dass Clicks absichtlich eine Frau in den Pool geschubst hatte und nun nicht bereit war, sich zu entschuldigen. Das es absichtlich gewesen war behauptete er später selbst. Nur der Menge die gerade im Pool tanzte und die die Frau aufgefangen hatte, war es zu verdanken gewesen, dass der Frau nicht viel passiert war. 

Clicks zog sich mit Magie aus der Angelegenheit. Jedenfalls sah es so aus, denn als Craven und Snowcat hinzukamen, gingen die Sicherheitsleute des Clubs leicht verwirrt und achselzuckend davon. Sie deuteten zwar noch auf den Ausgang, aber wurden nicht weiter handgreiflich.

Starbuck meinte: „Das mit dem Rausgehen ist vielleicht ne gute Idee, ich hab nämlich was rausgefunden. Da können wir dann reden.“


„Okey Einstein, dann schieß mal los!“, begann Craven, den Vorfall mit Clicks erwähnte er nicht.

„Gut, Serana war Freitag bis 2 Uhr hier angemeldet, dann verlies sie den Laden. In letzter Zeit war sie oft hier. Manchmal blieb sie länger, manchmal nicht. Allerdings steht der Wagen von ihrem Kumpel Jordan immer noch auf dem Parkplatz da hinten. Ein Taxi wurde zu zwei Uhr nicht bestellt. Sie ist also entweder mit irgendwem im Auto weg oder hat sonst was gefunden!“

„Gute Arbeit Starbuck!“, lobte Duke.

Snowcat fragte nach: „Also war sie vorgestern hier?“

„Genau! Aber weder gestern noch heute.“, fasste Starbuck zusammen.

„Na dann beam mir mal das hübscheste Foto von Serena rüber, am Besten eines was nicht wie das typische Familienfoto aussieht. Ich frag mal nach.“ Snowcat ließ kurz eine Projektion von der jungen Orkin über ihrem Handgelenk aufleuchten.

Clicks stöhnte: „Heißt das, dass wir jetzt etwa noch mal da rein gehen und uns noch mal umhören? Das ist doch total langweilig und bringt bei der Masse an Leuten in der Schaumsuppe überhaupt nichts!“

Snowcat schüttelte den Kopf: „Nein, das heißt erstmal, dass ich jetzt die Beiden Typen vom Eingang frage, ob sie was wissen! Und dann sehen wir weiter!“

Hüftschwingend und überaus weiblich bewegte sich Snowcat auf die beiden Sicherheitsleute an der Tür zu. Nun lächelte sie mit etwas Zurückhaltung, wählte spontan einen der beiden aus und ging auf den Rechten, einen muskulösem Vorzeigemensch mit schwarzen Haaren zu. 

Sein Name war Ken, und das war auch schon die einzige Information, die sein Commlink preis gab. Man konnte nur noch einen Link zum Club öffnen und würde dann wahrscheinlich sofort darüber aufgeklärt werden, dass dieser Club natürlich keinerlei Vorurteile gegenüber irgendeiner Rasse habe, sondern eine Abweisung viel mehr aus individuellen Gründen getroffen werden würde. Angestellte, vor allem aus dem Sicherheitsbereich, wurde durch diese Art von Profillosigkeit unkompliziert jede Persönlichkeit entzogen und so bot sich dem Gegenüber im Streitfall kaum Angriffsfläche. Ein solches Vorgehen war in der heutigen Ultra-Tech Welt inzwischen üblich geworden, sowohl im Konzern-, als auch im Privatbereich.

Snowcats Stimme klang gefühlvoll und sanft, sie sprach etwas schneller, als sie fragte: „Hoi, Ken du kannst mir bestimmt weiterhelfen!“, Ihr Lächeln wurde mit einem aufmerksamen Leuchten in seinen Augen erwidert. „Ich suche nämlich jemandem. Freitag war ich schon mal hier und da...“

„Nein!“, sagte Ken plötzlich.

Snowcat war von dieser Unterbrechung so überrascht, dass sie für einen Augenblick aus der Fassung geriet. „Äh, wie nein?“

Der Typ lächelte: „Ich war Freitag hier, und glaub mir, wenn du jemals während meiner Zeit schon hier gewesen wärest, dann könnte ich mich mit Sicherheit daran erinnern!“

Auf Snowcats Wangen zeichnete sich eine leichte Röte ab, die bei ihrer Hautfarbe eine lilafarbenen Stich hatte. Sie sprach nun etwas leiser und langsamer: „Nun ja, gut. Aber vielleicht kannst du mir ja trotzdem weiterhelfen?“

„Na mal sehen, wen suchst du denn?“

Snowcat zeigte Ken das Bild von Serena und er konnte sich tatsächlich erinnern. Sie war in letzter Zeit öfter hier gewesen und hing meist mit den selben Leuten rum. Soweit er wusste, waren zwei von denen auch heute hier. Mehr konnte er ihr leider nicht sagen. Snowcat bedankte sich artig.

„Und nun?“ Clicks klang immer noch leicht genervt. „Gehen wir jetzt doch noch mal rein und suchen die zwei Typen, von denen wir noch weniger wissen als von der Orkin?“

‚Wahrscheinlich braucht Hai Blut‘, dachte Snowcat bei sich. ‚Warum sonst sollte Clicks so mies drauf sein?‘

„Nein, jedenfalls nicht ganz.“ Starbucks Gesicht hatte einen zufriedenen Ausdruck angenommen, als er das sagte. „Drinnen werde ich abchecken, welches von den anwesenden Commlinks auch Freitag hier war und die werde ich dann auf Serenas Nummer überprüfen.“

„Einstein, du hast es echt drauf!“, freute sich Craven.

Starbuck fand 27 Commlinks, die auch Freitag hier gewesen waren. Zwei davon, die von einem Steven Doe und einem Jeremy Colson, hatte Serenas Nummer unter ihren Kontakten. Natürlich konnten solche „ungewöhnlichen“ Namen einfach nur echt sein.

Schnell entwickelten die Fünf einen Plan. Man würde eine Kabine mieten, diese auf undurchsichtig schalten und die vier Jungs des Runnerteams würden darin warten. Snowcat würde über AR Steven und Jeremy in die Kabine einladen und dann davor warten. Wenn die beiden ansprangen, wovon das Team ausging, dann würden man sie in der Kabine überwältigen, einschüchtern und verhören. 

Gesagt, getan. 

Steven und Jeremy brachen schnell zusammen, wollten aber nichts ausspucken obwohl sie vor Angst wimmerten. Clicks überprüfte die Auren und brachte in Erfahrung, dass die Beiden weder magisch aktiv waren, noch Cyberware besaßen, ihre Essenz aber trotzdem nicht mehr vollständig war. Sie zeigten Abhängigkeiten von Alkohol, Amphetaminen, Sex und irgendetwas, was Clicks nicht genau bestimmen konnte. 

Und sie hatten Angst. Angst vor den Runnern, aber noch viel mehr vor etwas oder jemand anderem.

Craven, Blackstone und Clicks legten noch eine Schippe Grausamkeit drauf und mit runtergelassenen Hosen schlug die aktuelle Angst die andere. 

Serena war Freitagnacht mit einem Rednu, ebenfalls ein Ork, losgezogen. Jeremy und Steven kannten Rednu von einer megatollen Party zu der sie vor 3 Wochen eingeladen worden waren. Sie konnten sich  nicht mehr an alles erinnern, faselten aber viel von geilen Gefühlen, vielen Leuten und Sex. 

Nachdem das Team noch mehr Druck ausübte, spuckten sie schließlich eine Adresse in Renton aus: Mulhollen Drive 328. 

Während des gesamten Verhörs beobachtet Clicks die Auren von Jeremy und Steven. Unaufgefordert gab er seine Ergebnisse über Commlink an das Team weiter: „Die beiden sind echt verängstigte Quallen. Die stärkste Angst, Todesangst im wahrsten Sinne des Wortes, haben sie vor Rednu, sie scheinen nicht genau zu wissen woher diese Angst kommt. Gleichzeitig bewundern und verehren sie ihn nämlich. Trotz der Angst bereitet ihnen auch Sorge, eigentlich mehr Panik, nie wieder eingeladen zu werden. Dieses Gefühl ist mit einer sowohl körperlichen, als auch geistigen Abhängigkeit verbunden. Sie wollen das, was auch immer das sein mag, noch mal erleben. Und in ihrer zugegeben verschwommenen Erinnerung ist/war es unübertroffen geil!!! “

Blackstone, Starbuck, Clicks, Craven und Snowcat besprachen sich kurz über ihre Teamleitung. Die beiden sollten nun Rednu unter Starbucks Aufsicht anrufen und ihm sagen, dass sie eine megatolle Braut kennengelernt hatten, und fragen ob die nicht was für ihn wäre. Nachdem man ihnen versprochen hatte, dass sie auch erwähnen durften, dass diese Braut angeblich eine Freundin von Serena war und das sie nach der Orkin gefragt hatte, bekamen die zwei Menschen ihre Angst soweit unter Kontrolle, dass sie den Anruf durchführen konnten.

Rednu nahm nach endlosem Klingeln das Gespräch an und überraschte mit einem charismatischem Äußerem und einer extrem männlichen Stimme. Er blieb die ganze Zeit über total gelassen und bat die zwei das superheiße Mädchen doch einfach für morgen einzuladen und wenn möglich noch ein Bild von ihr zu machen: „Oder könnt ihr das auch nicht?“

Nach dem Anruf sorgten die Runner noch dafür, das weder Jeremy noch Steven auf die Idee kommen würden, Rednu von dem Vorfall zu berichten. Wobei sie die Angst vor Rednu selbst in ihre Einschüchterung mit einbezogen.

Dann traten die Fünf wieder vor den Club, um an der frischen Luft ihr weiteres Vorgehen zu besprechen.

Starbuck eröffnete das Gespräch mit einem Kracher: „Also nachdem was Clicks über diese ungewöhnliche Abhängigkeit, die Aura und die Essenz der Beiden erzählt hat und nachdem wie das Commlinkgespräch mit Rednu gelaufen ist, würde ich ja vermuten, dass wir es wieder mal mit einem Infizierten - HMHVV-Infizierten zu tun haben. Diesmal mit der Orkmutation des Typ I, dem Wendigo.“ Ohne auf die aufgerissenen Münder und Augen seiner Teamkollegen zu achten fuhr Starbuck fort: „Der Name wird übrigens R E T N U H geschrieben und das heißt rückwärts gelesen?“

Snowcat antwortete als Erste: „Hunter!“


Die neuen Informationen verarbeiteten sie in einem gemütlichen Coffee Shop in Touristville/Redmond. 

Craven spülte die Reste seines zweiten Bagels schnell mit Kaffee runter, bevor er Starbuck in seinen Ausführungen unterbrach: „Stopp, du hast eben gesagt so ein Ork-Vampir hat ein weißes Fell. Ich hab bei Retnuh aber kein weißes Fell gesehen!“

„Wendigos sind dafür bekannt, dass sie ihr wahres Äußeres verbergen. Viele von ihnen werden nach ihrer Infektion magisch aktiv.“, erklärte Starbuck.

Craven tat unbeeindruckt: „Na denn!“

Bevor Starbuck weiter berichtete fragte er: „Hey, muss ich eigentlich wirklich alles erzählen? Schließlich habe ich euch doch ne Datei zusammengestellt.“

Duke nickte: „Erzähl mal ruhig das Wichtige. So ist es doch viel schöner!“

„Okey,“ Starbuck blickte kurz abwesend irgendwo hin und fuhr dann fort. „Also,  Wendigos haben oft so was, wie ein Gruppenempfinden, soll heißen, sie fühlen sich zu ihresgleichen hingezogen. Im Gegensatz zu Vampiren brauchen sie kein Blut sondern regelmäßig das frische Fleisch von Metamenschen, vertragen aber immer noch andere Nah...“

Wieder wurde er von Craven unterbrochen: „Sahen Jeremy und Steven denn irgendwie angeknabbert aus?“

Clicks meinte sofort: „Na ihre Essenz schon.“

Craven nickte: „Ja schon, aber wir haben sie doch beide mit runtergelassener Hose gesehen und aus meiner Sicht sah es nicht so aus, als hätte man vor knapp drei Wochen ein Stück von ihnen abgebissen.“

„Stimmt,“ bestätigte Starbuck, aber vielleicht war ja auf dieser Party noch ein Vampir zu Gast.“

Duke rümpfte die Nase: „Vampire, die von Wenidigos auf eine Party eingeladen werden, das klingt irgendwie beunruhigend. Aber unkomischer Weise finde ich Starbucks Ideen irgendwie glaubwürdig!“

Craven lehnte sich zurück und verschränkte dabei lässig die Arme hinter dem Kopf: „Ich auch nicht! Und wisst ihr auch, was das heißt?“ Er ließ den anderen keine Zeit zu antworten. „Das heißt, wenn wir den Job wirklich weiter machen wollen, müssen wir unbedingt noch mehr Kohle raushandeln! Denn für Wendigos und Vampire bekommen wir bisher eindeutig zu wenig!“


Sie beschlossen tatsächlich dran zu bleiben, wenn Papa Ork bereit und fähig sein würde mehr Geld zu bezahlen. Dafür verabredeten sie ein weiteres Treffen. 

In der Zwischenzeit munitionierten sie sich auf, denn Starbuck hatte sie darüber aufgeklärt, dass sowohl Wendigos als auch Vampire über Regeneration verfügten und durch stark Gewebe zerstörende Angriffe oder Waffenfokuse leichter zu vernichten waren. Außerdem sollten bei Wendigos Waffen aus Eisen helfen. So besorgte Craven der Einfachheit halber Explosivmunition für alle.

Als sie auf Danilos Limousine warteten kam Craven plötzlich eine Idee: „Hey Chummers, jetzt wo jeder von uns eine Waffe mit doppelter Explosivmunition besitzt, wie wärs, wenn wir einen Killcount einführen?“

„Und wer die Meisten hat bekommt dann am Ende eines Jobs nen Preis?“ fragte Backstone verwundert.

„Ich wäre ja schon froh, wenn wir überhaupt mal wieder etwas töten würden!“, meldete sich Clicks.

„Also ich find die Idee doof!“ meinte Starbuck.

Craven grinste wieder mal breit: „Klar findest du das doof Einstein, aber vor kurzem hast du auch einem die Rübe weggeblasen, wenn du dir also schön Mühe gibst, dann klappt das schon. Ich finde übrigens nicht, das der mit den meisten Kills einen Preis bekommen sollte, obwohl ich mich über solche Sachen immer freue.“ Sein Grinsen wurde noch breiter. „Ich dachte viel mehr daran, dass der Verlierer nach jedem Run ne Runde zahlt. Und um die Sache beim ersten Mal spannender zu machen, färben wir den Verlierer diesmal für einen Tag blau.“

Starbuck zog immer noch ein Gesicht, aber alle anderen stimmten zu.

„Hauptsache, wir können überhaupt mal wieder jemanden geeken!“, kommentierte Clicks noch ein Mal.


Der besorgte Vater war bereit die erhöhte Gefahrenstufe mit einem Bonus von zusätzlichen 50.000 New Yen zu entlohnen. Die Runner waren sich einig, dass das ausreichte, um es mit einem einzigen Wendigo aufzunehmen.

Gleich nach dem Meeting fuhren sie zum Mulhollen Drive 328, um sich vor Ort umzusehen. 


Hübsche Einfamilienhäuser reihten sich friedlich an einander und zeugten nicht von düsteren Gestalten, die in ihnen wohnen mochten.

Regen setzte ein und Snowcat schüttelte sich leicht. Hier war es offensichtlich so sauber, dass der Regen keinen Staub abwaschen musste. 

Für den Dreck, den es hier gab, würde es auch mehr als Regen bedürfen. Solchen Mist konnte man nur mit Feuer vernichten. Snowcat sträubten sich die Nackenhaare bei der Vorstellung in einem der Keller könnten halb angegessene Leichen liegen. Augenblicklich schoss ihr das Bild des Ghul-Vorratsraums durch den Kopf.

Nummer 328 unterschied sich kaum von den anderen Häusern der Gegend. Drei Wagen standen in der Auffahrt, vielleicht waren die Scheiben ein wenig extremer getönt, aber vielleicht wollte Snowcat auch nur etwas Dunkles sehen. Sie gab es nicht gerne zu, aber der Gendanke an einen Wendigo gruselte sie. Dabei empfand sie keine Sorge um ihr Leben, sondern fürchtete sich viel mehr davor von diesem Virus unwiderruflich befleckt zu werden.

Duke Stimme über Commlink riss sie aus ihren Alpträumen: „Hey Clicks, kannst du dich nicht mal astral umsehen?“

„Hab ich schon. Hier ist nicht viel los.“ antwortete er. 

Duke harkte nach: „Ist Retnuh da?“

„Keine Ahnung, woher soll ich das wissen?“ tönte Clicks Stimme.

Duke wurde leicht ungeduldig: „Na ich dachte du hast nachgesehen.“

„Ich hab astral geguckt, kann aber nicht reingucken oder so.“ Clicks klang nun sehr streitlustig.

Starbuck versuchte die Wellen zu glätten, noch bevor sie zu Wogen wurden: „Also sein Commlink ist im Haus angemeldet und ich hab noch sechs weitere aktive Commlinks entdeckt. Das von Serena finde ich jedoch nicht. - Siehst du eine Möglichkeit direkt im Haus nachzuschauen Clicks?“

Clicks brummte: „Nein, da komm ich nicht rein, jedenfalls nicht, ohne dass die mich bemerken!“ Seine Stimme klang nun weniger aggressiv.

Snowcat blickte zum Himmel empor. Sicher würde es bald aufhören zu regnen. „Wir sollten die Nacht noch verstreichen lassen und morgen wiederkommen. Sicher geht Retnuh morgen nach Sonnenuntergang aus und dann können wir uns alle in Ruhe im Haus umsehen.“

„Meine Braut ist ja so was von genial! Und ich weiß noch was. Heute Nacht fahren wir ins Darklight und vielleicht finden wir ja da noch jemanden, der morgen Bock hat uns zu unterstützen!“


Gut eine halbe Stunde später betraten sie das Darklight. OC wartete bereits auf sie. Snowcat hatte sie von unterwegs aus angerufen und wie es der Zufall wollte, war OC bereits im Club.

Starbuck machte bei OC‘s Anblick große Augen und setzte  sich sofort neben sie. 

Duke gefiel der Club, denn er hatte auch ohne AR einiges zu bieten.

Kurz uns schmerzlos setzten sie OC ins Bild und noch bevor sie das Wort Wendigo vollständig ausgesprochen hatten, sagte sie schon: „Bin dabei!“ 

„Interessiert dich denn gar nicht, wie hoch dein Anteil ist?“, wollte Starbuck wissen.

OC verneinte und ab diesem Moment waren die Beiden in ein intensives Gespräch vertieft.

Snowcat und Craven nutzen die Gelegenheit zu tanzen und selbst Duke kam mit. Vorher bestellte er jedoch noch eine teure und alte Flasche Whisky an der Bar und orderte aufmerksam Absinth für Snowcat.

Sie hatten hier wirklich guten Absinth, doch Snowcat genoss ihn in Maßen. In weniger als 18 Stunden brauchte sie einen klaren Kopf.

Mit fortschreitender Zeit wurden die Runner müde und sie beschlossen, heute nicht mehr großartig umher zu fahren, sondern alle gemeinsam bei Duke zu übernachten.

Fast alle, denn OC wohnte ganz in der Nähe und wollte deshalb erst zum Frühstück zu ihnen stoßen, um eventuell einen genaueren Plan zu schmieden. 

Und Starbuck wollte ebenfalls bei ihr übernachten, damit er ihr schon mal alles über Wendigos erzählen konnte und damit OC später den Weg leichter fände.

Stille Wasser sind tief und schmutzig... und Starbuck sah gut aus, ... für einen Menschen. 


Kurz vor Sonnenuntergang warteten sie in der Umgebung des Hauses 328 darauf, dass Retnuh das Gelände verlies. Starbuck saß bei OC in ihrem Sportwagen, Duke und Clicks verbrachten die Zeit in Starbucks Karre.  

Snowcat und Craven warteten bei Cravens Bike etwas weiter entfernt, denn eine private Sicherheitsfirma, Desert Storm Security, fuhr hier regelmäßig Patrouille und so konnten sie nicht einfach alle direkt vor dem Haus herumlungern.

Nur wenige Augenblicke nachdem die Sonne untergegangen war, kam Leben in die Bude. Mehrere Orks und Menschen bestiegen zwei der Autos. Ein Mensch, der wie ein Chauffeur gekleidet war, öffnete eine Tür des Toyota Elite und wartete.

Dann kam Retnuh, er trug  Freizeitbekleidung der teuersten und neusten Art und stieg souverän in die Limousine. Dann setzte sich die gesamte Kolonne in Bewegung. Serena war nicht zu sehen gewesen.

Nun war es Zeit, sich das Haus mal von innen anzusehen.

Starbuck kümmerte sich um die Alarmanlagen, während Clicks einen Wachgeist beseitigte.

Luxus empfing die sechs Runner. Nichts regte sich in dem Haus. Niemand schien hier zu sein. Snowcat fand, dass es hier aussah, wie in einem Katalog. Genau die richtigen Bilder und Kleinigkeiten standen und hingen an den genau dazu passenden Stellen. Alles war aufgeräumt und sauber.

Sie teilten sich in zwei Gruppen und durchsuchten schnell sowohl Ober-, als auch Erdgeschoß. Von Serena entdeckten sie keine Spur. Allerdings zeugte eines der Gästezimmer davon, kürzlich benutzt worden zu sein. Ein Stuhl stand schräg und im Bad war es leicht feucht.

Snowcat fragte sich zum wiederholten Mal in den letzten Stunden, ob Serena wohl gegen ihren Willen gefangen gehalten wurde oder ob sie hier wohl eher ein gern gesehener Gast war.

Wie dem auch sei, keiner aus dem Team hatte damit gerechnet hier oben etwas Ungewöhnliches oder gar einen Gefangenen zu finden. Aber da gab es ja noch die Treppe zum Keller!

Zunächst stellte Starbuck sofort fest, dass das Schloss zur Kellertür von einem ganz anderem Kaliber war, als die bisherigen.

Vorsichtig und mit gezogenen Waffen gingen sie in abgesprochener Reihenfolge die Treppe hinunter. Snowcat ging als letzte, verharrte oben kurz, sah sich dann um und stellte ein kleines Beistelltischen in den Türrahmen. Am Fuß der Treppe landeten sie in einem Maschinenraum. Hier war die Haustechnik untergebracht und nur eine einzige Tür ging von hier ab. Sie führte in einen Haushaltsraum mit automatischem Bügeltisch, Putzmittelschrank, Trockner und Waschmaschine.

Snowcat öffnete den unverschlossenen Schrank und gut 22 Kanister mit Bleichmitteln meldeten sich über AR, sowie zahlreiche andere starke Putzmittel. Sie liebte es zwar sauber, hier allerdings hatte jemand ein starkes Bleichbedürfnis. Erst gestern war ein voller Kanister nicht wieder zurückgestellt worden.

„Hey,“ meldete sich Duke, „die Wand nach Norden ist schallisoliert und ich hab da noch nee Tür.“

Auch dieses Schloss war für Starbuck kein Problem. 

Snowcat spürte in den dahinter liegenden Raum hinein und konnte irgendwie nicht hindurch. „Ich weiß nicht, aber dahinter kann ich nichts spüren!“

„Kein Wunder!“, erklärte Clicks, „Ich kann auch nicht rein. Hier steht ein extra Hüter!“

„Na dann mal los,“ Craven klang wie immer gelassen, „vielleicht wartete dahinter ja unser Schlüssel zur Kohle!“

Snowcats Nackenhaare stellten sich auf, als Duke die Hand an die Tür legte, um sie zu öffnen. Ein intensiver Geruch von Bleichmitteln empfing sie, unter den sich noch irgendein andere Geruch mischte, den Snowcat nicht genau zu identifizieren vermochte, der sie aber irgendwie an Orange und Weihrauch erinnerte. 

In der Mitte des 30 Quadratmeter großen Raumes stand eine Art marmorne Liege, von der vier Abflüsse abgingen, unter die Auffanggefäße standen. 

Schwarze und Blutrote Kerzen hingen in eisernen Lüstern an den Wänden. An vier ebenfalls eisernen Haken hingen dunkelrote Roben. 

Magische Symbole waren in den Boden eingelassen. An einer Wand stand ein chromfarbener Tisch mit Rädern, auf dem saubere Fleischermesser, Zangen, elektrische Knochensägen und chirurgische Instrumente bereitlagen. Außerdem lagen hier noch Streichhölzer, Räucherstäbchen und diverse Schälchen.

An zwei der Wände hatte man hochlehnige, rot gepolsterte Stühle aus dunklem Holz gestellt. Snowcat zählte sieben und ein achter war etwas größer und hatte Armlehnen.

„Na,“ kommentierte Duke, „da haben wir hier wohl das Esszimmer gefunden.“

„Und wie es sich für einen ordentlichen Haushalt gehört, macht man nach dem Essen immer schön sauber.“, ergänzte Craven.

Mit einem leicht verkrampften Grinsen fragte Snowcat in die Runde: „Ja, aber wo tun die die abgenagten Knochen hin. Doch nicht etwa in die reguläre Abfalltonne.“

„Keine Ahnung, aber das glaube ich eigentlich nicht.“ Starbuck sah sich um. „Vielleicht vergraben sie die im Garten.“ Er machte eine kurze Pause. „Oder, sie werfen die Knochen durch die Tür da.“ Er deutete auf eine Wand an der Snowcat nichts entdecken konnte. „Ich hab da nämlich noch ein Schloss entdeckt.“, verkündete Starbuck in diesem Augenblick. „Soll ich aufmachen?“

Sie bejahten und gingen mit gezogenen Waffen vor der Tür in Stellung. OC sicherte die Tür zum Haushaltsraum.

Mit einem leichten Zischen glitt ein Teil der Wandvertäfelung zur Seite. Kühle Luft strömte in den Ritualraum, denn hinter der versteckten Tür befand sich eine Kühlkammer.

„Mädels, kommt besser nicht rein!“, meinte Duke. „Hier hängen metamenschliche Teile an Haken. Ich kontrollier mal die Kleidersäcke, oder was das auch sein mag, obwohl die leer aussehen!“ Nach einer Weile fügte er hinzu: „Sind auch leer, also keine Serena, soweit ich das feststellen kann.“

Snowcat wollte überlegte, ob sie einen Blick in den Raum werfen sollte, vielleicht gehörte ja eines der Teile zu Serena, aber Craven versperrte ihr den Weg uns somit auch die Sicht in den Raum. Wie ritterlich. Es war ihr nur recht. Jedenfalls waren da wohl die Vorräte und nicht die Reste untergebracht. Snowcat kam eine Idee: „Vielleicht ist die große Heizung im Haustechnik-Raum auch ein Knochen-Verbrennungs-Ofen?“ 

Starbuck meldete sich erneut über Commlink: „Ja, kann sein. Ich entdecke da Temperaturanzeigen, die eher zu einem Krematorium passen, als zu einer Heizung. Wartet mal! -  Ich glaub, ich hab da noch was gefunden. Ich check gerade die Sicherheit des Haussystems und bin auf ne Kamera gestoßen, die draußen vor dem Haus ist. Ich hab nicht nur die Bilder von uns gelöscht, sondern auch gesehen, dass Serena gestern Nacht, kurz nach dem Jeremy-Anruf, das Haus mit Retnuh verlassen hat und nicht wieder mit zurückgekommen ist. Das deckt sich dann auch mit den Infos, die ich über die Zeit hab, während der Serenas Commlink hier angemeldet war.“ 

„Und was jetzt?“, fragte OC. „Ich meine, hauen wir jetzt einfach ab, weil das Mädel nicht da ist? Schließlich sind hier Menschenfresser am Werk.“

‚Na‘, dachte Snowcat, ‚wenn es nur Menschenfresser wären, dann würde es mich nicht stören.‘ Obwohl das nicht wirklich stimmte. Allerdings konnte man sich nicht um jeder Gefahr auf der Welt kümmern, nur weil man davon wusste...

Craven sah sich um und bemerkte: „Na, wir kön...!“

Weiter kam er nicht, denn Blackstone meldete: „Ich hör von oben Geräusche!“

„Oh Shit,“ tönte Starbuck, „aus irgendwelchen Gründen fahren da oben überall Sicherheitsrollos runter. - Die Öffnung der Tür zur Kühlkammer hat das offensichtlich ausgelöst. Ähm, aber ich hab gleich wieder die Kontrolle drüber...“

Inzwischen stand bereits ein Trupp von Desert Storm Security vor der Haustür, voll gepanzert und mit Sturmgewehren bewaffnet. Sie waren äußerst schnell vor Ort. Oder vielleicht waren sie einfach auch schon vorher in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Das Team beschloss sich hier unten zu verstecken und die Sicherheitsleute so in die Zange zu nehmen. Vor allem OC hatte dafür gestimmt, denn sie wollte den Leuten die Chance geben, den Ritualraum zu entdecken.

Allerdings interessierten die sich für den Ritualraum kein bisschen. Sie waren nicht mal sonderlich überrascht. Genau genommen wussten sie sogar, dass es einen weiteren Raum gab und der Inhalt schien sie nicht zu stören.

Das entstehende Feuergefecht zog sich nicht lange hin. Schnell hatten die Runner die Sicherheitsleute überwältigt. Snowcat war nicht einmal sonderlich ins Schwitzen gekommen, sie hatte sich bei jedem Schuss überreden müssen ihn in die Körpermitte zu setzten und nicht nur rumzuspielen, aber da sie auch nicht den Killcount verlieren wollte, überwand sie sich und tötete.

Starbuck drängte zur Eile: „Da kommen gleich noch mehr, die haben vorher schon Verstärkung angefordert. außerdem wird die Schießerei bald Lone Star auf den Plan rufen.

Das Team war sich nun in zwei Punkten einig: Sie wollten nicht einfach so gehen, ohne etwas zu tun und sie wollten sich nicht mit dem Star anlegen und Gefahr laufen Copkiller zu werden.

Schnell warfen sie einige Kanister mit Desinfektions- und Putzmitteln in den Kühlraum und öffneten einige davon. Dann ließen sie Öl aus der Heizung ab.

Craven schnappte sich eine große Flasche mit einem leicht entzündlichen Reinigungsmittel und zog langsam eine Spur hinter sich die Treppe hoch.

Der Rest des Teams enterte derweil sowohl das Patrol Car, als auch den Truck von Desert Storm Security, die die Gardisten freundlicherweise direkt vor dem Haus geparkt hatten. Nachdem alle Fahrzeuge besetzt waren, fuhr Snowcat vor, um Craven abzuholen.

Genüsslich zündete Craven sich eine Zigarette an, nahm einen tiefen Zug und schnippte sie dann auf die Treppe. Kaum hatte er das Haus verlassen, als das Feuer hinter ihm aufloderte.

Als der kleine Konvoi von Runnern die Strasse hinunterfuhr, stand bereits das ganze Haus in Flammen.

Sie setzten sich zügig aber nicht zu schnell in die nächstgelegene Gegend mit niedriger Sicherheitsstufe ab. Dort holten sie aus den erbeuteten Fahrzeugen heraus was sie brauchen konnten: Waffen, Munition und Med Packs. Dann steckten sie die beiden Wagen ebenfalls in Brand und machten sich von dannen.

Wieder ein Mal steuerten sie einen Stuffer Check an, um dort das weitere Vorgehen zu besprechen. Allerdings erreichten sie ihr Ziel diesmal nicht, denn Dukes Commlink unterbrach sie während der Fahrt.

Danilo meldete sich. Papa Ork hatte ihn soeben in einer dingenden Angelegenheit gebucht. Er wollte zu einem Friedhof in Renton gefahren werden, um sich dort mit seiner verschollenen Tochter zu treffen und sie abzuholen.


Das Team hatte ziemliche Schwierigkeiten ihren  Auftraggeber davon zu überzeugen, dass die Sache gefährlich war. Sie hatte schließlich keinerlei Beweise dafür, dass Serena in den letzten zwei Tagen Kontakt zu einem Wendigo hatte.

Doch letztendlich schafften sie es mit Snowcats Engelszunge und Dukes Souveränität den besorgten Vater davon zu überzeugen, dass es doch merkwürdig war, dass seine Tochter sich ausgerechnet in einer Kirche auf einem Friedhof mit ihm treffen wollte.

So durften die Runner Mr.J wenigstens vorsichtshalber begleiten.

Starbuck, Clicks und Duke stiegen zu Danilo und ihrem Auftraggeber in die Limousine. Snowcat und Craven fuhren mit dem Bike in einigem Abstand hinterher, als zusätzliche Überraschung so zu sagen. 

Leider hatte sich OC plötzlich und noch vor Danilos Anruf verabschieden müssen, da sie dringend irgendwo anders gebraucht wurde. Da es Snowcats und Cravens Idee gewesen war sie mit ins Boot zu holen, hatten die Runner trotz ihre überlebenswichtigen Paranoia kein Problem damit und stellten keine Fragen.


Die Kieselsteine knarzten ausgesprochen leise, als die schwere Limousine über sie hinweg rollte. Snowcat blickte dem dunklen Fahrzeug nach und ihr Blick schweifte dabei die Grabsteine rechts und links. Nebelschwaden schwebten dicht über das Gras hinweg und es roch nach frisch gefallenem Regen. Es roch sauber. Doch Snowcat hatte das Gefühl, dass das nicht mehr lange so bleiben würde und, dass es nicht die gefilterten Abgase der Limousine sein würden, die dann die Luft erfüllen würden.

Craven gab das Zeichen den anderen zu folgen. Snowcat setzte sich in Bewegung und lief anmutig und flink abseits des Weges im Schatten der Bäume zu einem Grab nahe der kleinen Kappelle vor der Danilo gerade hielt und den Motor ausschaltete.

„Mann, über AR ist hier aber echt tote Hose!“, erklang Starbucks Stimme in Snowcats Ohr. Sie musste ein Lachen unterdrücken. 

„Ist doch passend.“, antwortete Craven.

„Wir warten noch kurz, denn Clicks sieht sich astral drinnen um!“ Duke sprach ruhig und bestimmt, sein deutscher Akzent kam nun stärker hervor.

Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sich der Haischamane meldete: „Serena steht vor dem Altar und wartet, sie ist nicht krank, also auch nicht infiziert, so weit ich sehen konnte, aber sie hat auch keine Angst. Ich weiß nicht, ob da im Nebenraum oder so noch welche sind, hab nicht gesucht!“

Duke trug seine Überlegung dazu vor: „Naja, ich hoffe ja eh, dass Vampire und Co nicht in ne Kirche rein können!“

Starbuck fragte höhnisch: „Wie kommst‘e denn auf so‘n Quatsch? Wenns generell so wäre, dann wüsste ich das!“ Dann  gab er die Ergebnisse ins System ein und ein kleiner blauer Punkt leuchtete im AR-Sichtfeld auf. Er pulsierte, was hieß, dass Serena kein Commlink oder etwas in der Art angeschaltet bei sich trug und Starbuck sie somit nicht lokalisieren konnte.

Duke gab nun Kommandos: „Danilo, du wartest hier, Mr. Johnson, sie bleiben dicht hinter mir und wenn ich sagen zurück in den Wagen dann ... keine Widerrede! Starbuck, willst‘e drin bleiben?“

„Auf keinen Fall. Ich komm mit, bleib aber beim Wagen, wie besprochen.“, in seiner Stimme klang keine Angst.

„Snowcat, Craven, seid ihr bereit?“, fragte Duke noch.

Snowcat konnte nicht sofort antworten, denn ihre Aufmerksamkeit wurde von etwas anderem abgelenkt. Ihre Nackenhaare hatten sich gerade aufgestellt. Sie blickte sich um und bemerkte drei Gestalten, die geduckt über den Friedhof liefen und sich der Kapelle näherte. Mit Zeichen machte sie Craven darauf aufmerksam und antwortete dann ins Commlink: „Negativ - Planänderung - drei Gegner nähern sich zwischen den Bäumen - wir schneiden ihnen den Weg ab und holen sie uns.“

„Copy!“, bestätigte Duke.

Und Starbuck fluchte noch: „Oh Mann, benutzt denn keiner der Arschlöcher ein Commlink? Ich seh die nicht!“

‚Dafür können die dann aber auch nicht mit einander reden.‘, dachte Snowcat, doch dann widmete sie den schleichenden Gestalten ihre volle Aufmerksamkeit.

Schnell kommunizierte sie wortlos mit Craven. Sie teilten sich gegenseitig mit, wenn  sich wer zuerst schnappte. Sie blieben lautlos, denn bisher schienen die Gegner sie nicht bemerkt zu haben. 

Snowcat vernahm das leise Zuschlagen der Wagentüren, während sie hinter ihrem Ziel her schlich. Kurz danach krachten die ersten Schüsse und Starbuck rief: „Gegner von hinter der Kirche.“

Kurz bevor Snowcat angriff blickte sie zu Craven, der bereits ebenfalls dicht bei seinem Ziel war. Craven fuhr sich ruckartig mit der Hand über die Kehle. Sie verstand was er ihr damit sagte: „Nicht spielen, sofort töten.“

Sie nickte: „Hast du gehört, Katze?“

Dann sprang sie los und attackierte ihren ersten Gegner mit der Monopeitsche in den Rücken. Er hatte keine Zeit zu reagieren bevor ihn der zweite Schlag aus dem Hinterhalt traf. Noch ein weiterer Hieb, und  er war Geschichte. „Einer down!“ meldete sie.

Ihr nächster Gegner würde ihr es nicht so leicht machen, er wusste dass sie kam.

Das Adrenalin schoss mit Hilfe des Jazz, dass sie vor Betreten des Friedhofes geschluckt hatte, schnell durch Snowcats Körper, was ihr einen nicht unerheblichen Vorteil verschaffte.

Kampfeslärm wallte weiterhin von der Kapelle zu ihr hinüber und sie war froh, dass sie wußte, dass auch durch Starbucks Adern Jazz floss.

Ihr jetziges Gegenüber, ein Mensch, richtete eine Maschinenpistole auf Snowcat und feuerte.

Sie wich aus und sprang näher an ihn heran, um ihn mit Hieben einzudecken. „Zwei down!“, meldete sie dann.

Auch Craven hatte seinen Gegner ausgeschaltet. Während die Beiden gemeinsam die letzten 200 Meter bis zur Kapelle überbrückten, schauten Snowcat nach welche Informationen sie auf AR über den Kampf bekommen konnte. Offenbar waren Duke und Mr. J sowie Serena noch in der Kapelle und mit ihnen eine unbestimmte Anzahl von Gegnern. 

Über der AR-Szenerie schwebte ein grünes Dreieck, es symbolisierte einen Geist unter der Kontrolle von Clicks.

Clicks und Starbuck kämpften in der nähe des Wagens und sahen sich noch mindestens vier Feinden gegenüber. Einer war offensichtlich auf dem Dach der Kapelle, zwei rechts der Kapelle und einer links davon.

Der Killcount zeigte zwei für Snowcat und einen für Craven. Darunter stand kein weiterer Name.

Als die beiden Elfen endlich aus dem Schutz der Bäume traten und Blick auf die Kapelle hatten, bot sich ihnen folgendes Bild:

Ein offenbar verletzter Mr. Johnson zog seine Tochter hinter sich her und schob sie in die Limousine.

Starbuck stand vor der offenen Wagentür und feuerte auf die zwei Gestalten auf der rechten Seite der Kappelle und hielt sie in Deckung.

Clicks lenkte einen Zauber auf den Typen links und traf ihn, denn der zuckte zusammen, fiel jedoch nicht um. 

„Ich hol mir den vom Dach!“, erklärte Craven.

„Copy!“, bestätigte Snowcat, ich helf‘ Starbuck mit den Linken!“

Snowcat lief schnell, leise und in geduckter Haltung hinter dem Wagen vorbei, zog dabei ihre MP und eröffnete sogleich das Feuer auf einen der beiden Gegner. Der wurde zurückgeschleudert und knallte auf den Boden. 

Ein Schrei hallte durch die Nacht. „Der von Dach ist down, aber ich glaube, da ist noch einer da oben.“, meldete Craven sofort.

Snowcat setzte noch zwei Bursts in den von ihr umgepusteten Gegner, bevor sie ihn als „raus“ notieren ließ.

Plötzlich krachte es laut neben ihr und sie sah, dass eine Delle auf dem Dach der Limousine entstanden war. Es sah aus, als hätte jemand einen Pfirsich zu doll gedrückt.

Craven rief: „Clicks, du Idiot nicht auf die Karre.“ während er seine MP im gleichmäßigen Stakkato weiter abfeuerte.

Snowcat widmete sich dem zweiten Ziel auf ihrer Seite und sah aus dem Augenwinkel, dass Starbuck sich langsam nach links umdrehte.

Cravens Stimme erklang erneut: „Einer Down!“, während Snowcat mehrere Bursts auf ihren zweiten Mann absetzte.

„Duke, Status?“, fragte sie noch. 

Duke antwortete nicht.

Mr. Johnson verschwand endlich hinter seiner Tochter in der leicht beschädigten Limousine, schloss aber nicht die Tür.

Snowcats Ziel fiel tot in den Dreck.

Und dann schrie Clicks plötzlich schmerzerfüllt auf. 

Snowcat konnte nicht anders, sie  musste hinsehen und wurde gerade noch Zeuge davon, wie Clicks mitten in die Brust getroffen wurde und zusammenbrach. 

Verwundert sah sie sich nach dem Schützen um und stellte verwirrt fest, dass dafür eigentlich nur Starbuck in Frage kam, der sich gerade mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht umblickte.

Craven rief: „Snowcat, ich brauch hier Feuerschutz!“ Er sprang förmlich zu Clicks leblos am Boden liegenden Körper hin.

„Komme!“, sagte sie. 

Aufmerksam blickte sich um, als sie neben Craven Position bezog. Aber Snowcat konnte weder einen weiteren Gegner entdecken, noch wurden sie von irgendwo her angegriffen. „Starbuck, steig schon mal in den Wagen und schau nach ob Johnson Hilfe braucht. - Duke, verdammt noch mal, wie ist dein Status, wir könnten dich hier echt brauchen!“

Starbuck stieg nicht ein, er stand mit gezogener MP an der offenen Tür des Wagens und starrte auf das Dach der Kapelle.

Craven hatte derweil seine Hände über Clicks ausgebreitet und ein grünlich-gelbes Licht strömte aus ihnen heraus und floss in Clicks Körper. Auf Cravens Stirn bildete sich Schweiß.

Das sah nicht gut aus... für Clicks.

Ungeduldig rief Snowcat: „Duke, melde dich endlich.“ Sie bat inständig, dass dem Zwerg nichts passiert war, sondern dass er gleich herauskommen würde, um wild gestikulierend zu erklären, dass er nur mal wieder Probleme mit seinem Commlink hatte.

Craven ließ weiter einen nicht versiegenden Strom von Energie in Clicks fließen, doch der regte sich nicht.

„Duke?“, versuchte es Snowcat noch ein mal.

Endlich erhielt sie eine Antwort: „ ... Hier drin ist alles leer... ich komm jetzt raus... hab hier keine Ziele... komm jetzt raus...“

Snowcat fand, dass seine Stimme klang, als wäre er nicht ganz bei der Sache, aber sie konnte sich auch irren.

Kurz darauf öffnete sich tatsächlich die Tür der Kapelle und Duke trat heraus. Nicht ohne noch einmal betont zu haben, dass er es sei und sie nicht feuern sollten. Er blickte sich um, dann trat er auf die andere Seite der Limousine und sagte: „Danilo, im Moment ist alles ruhig. Ist der Wagen noch fahrtüchtig?“

„Natürlich Sir!“

„Gut, dann starte ihn schon mal, aber fahr noch nicht los!“

Die Sekunden verstrichen und wurden zu Minuten. Entfernt war das näher kommende Geheul von Sirenen zu hören. Sicher würde der Star bald hier sein.

Snowcat blickte Craven fragend an.

Er schüttelte nur den Kopf und sagte nach einer Pause: „Duke, hilf mir mal Locke in den Wagen zu bekommen. Und dann nichts wie weg hier!“

Noch bevor die Lichter des Stars sichtbar wurden fuhr eine Limousine, die von einem Motorrad begleitet wurde auf dem zwei Elfen saßen, langsam davon.


Papa Ork zahlte den verbleibenden Betrag noch in der Limousine. Er war ausgesprochen dankbar für die Rettung seiner Tochter. Dennoch ließ er sich nicht darauf ein die Erlaubnis zu erteilen, Serena zu befragen.

Seiner Meinung war es doch offensichtlich, dass seine Tochter die Wahrheit sagte, wenn sie immer wieder verwirrt beteuerte sich an Nichts erinnern zu können.

Für Mr. Johnson war die Sache erledigt und von den Warnungen des Teams sich vor Retnuh in Acht zu nehmen hielt er nicht besonders viel.

So blieb den Runnern nichts weiter übrig, als ihren toten Kollegen in Starbucks Wagen umzuladen und zunächst einmal nach Redmond zu fahren.

Noch bevor der Morgen graute hatten sie alles für die Beisetzung von Clicks organisiert.

Starbuck mietete unter einer schnell erstellten SIN ein Boot. Sie besorgten am Hafen kiloweise Fische und verteilten sie auf dem selbigen, in das sie vorher Clicks Leichnam gebracht hatten. Craven hatte Sprengstoff organisiert und Duke hatte irgendwie alles an und im schwimmenden Sarg befestigt.

Um 12.00 Uhr Mittags sollte dann das Beisetzungs-Spektakel stattfinden. Bis dahin fuhr das Team zu Duke.

Frisch geduscht saßen die vier dann bei einer Tasse Kaffee zusammen. 

„Jedenfalls hat mir irgendwas in meinem Kopf gesagt, dass ich auf Clicks schießen soll!“, erklärte Starbuck.

„Na wahrscheinlich war das der Gleiche, der Clicks zuvor befohlen hat die Limo zu zerbröseln. Zum Glück ist Locke der Zauber nicht gelungen, das wär echt doof gewesen!“ Craven lehnte sich entspannt zurück.

„Ja, aber das ich ausgerechnet mal so gut treffen musste... ach Scheiße!“ Starbuck sah ziemlich nieder geschlagen aus.

Craven klopfte ihm auf die Schulter: „Hör mal, ist nicht deine Schuld, da hat irgendwer seine Kräfte gegen dich eingesetzt, das hätte jeden von uns treffen können.“ Er grinste, „Naja, fast jeden. Und sieh es mal so, so hattest du wenigstens nen Kill und musst heute nicht blau rumlaufen!“

Starbuck entrang sich ein müdes Lächeln.

Craven fuhr fort: „Blau rumlaufen muss nämlich Duke, der hat nicht einen Kill. Und wo wir gerade beim Thema sind: Was hast du denn eigentlich die ganze Zeit in der Kapelle getrieben? Einfach nur gebetet oder hast du dir mal schnell einen runter geholt?“

„Genau das!“, antwortete Duke grimmig. „Ich hab aber noch was anderes mit euch zu besprechen. Ich glaub, ich muss mein Äußeres samt meinem Namen ändern und umziehen muss ich auch. Meine Familie aus Deutschland sucht mich immer und sie findet mich auch jedes Mal wieder, egal wo ich untergetaucht bin. Wenn ich mein Äußeres radikal ändere, und Starbuck mir bei der Verbreitung einer passenden Geschichte hilft, dann hört das vielleicht endlich auf!“

Snowcat betrachtete Duke genauer. Über die Geschichte mit dem Wendigo hatte sie ganz vergessen, dass man ja kurz zuvor versucht hatte ihn zu entführen.  - Doch da war noch mehr... etwas war in der Kapelle geschehen, und Duke wollte nicht darüber sprechen.

„Klar helfen wir dir!“, Cravens Worte rissen Snowcat aus ihren Gedanken. „Der Typ, der dir die blaue Hautfarbe für einen Tag verpassen kann, der macht auch permanente Sachen und der kann auch andere Farben.“ Cravens Grinsen wurde breiter denn je.

„Danke im Voraus!“, meine Duke nur, „Vielleicht habt ihr danach ja auch noch Lust, mir dabei zu helfen Rache an meiner Familie zu üben? Meiner Familie tut der Verlust von Geld übrigens am Meisten weh, keine Wetwork also.“

„Geld verdienen klingt immer gut. Ich helf dir auch so viel ich kann!“, erklärte Starbuck, dann machte er eine lange Pause. „Ich will mich übrigens auch rächen, aber an Retnuh, denn der hat uns offensichtlich mit Serena eine Falle gestellt und ist somit Schuld am Tod von Clicks!“

Snowcat grübelte kurz und sagte dann: „Das klingt so nach Auge um Auge... aber wenns dir wichtig ist Starbuck! Immer noch besser, als wenn du dich selbst für den Tod von Clicks verantwortlich machst. Aber ich denke nicht, dass wir in Bezug auf Retnuh ein zu hohes Risiko eingehen sollten. Schließlich war das ein Job und hat nichts mit Familie zu tun.“

Starbuck zuckte mit den Schultern und nickte dann.


Kurz bevor sie die Wohnung von Duke verließen, nahm dieser Snowcat noch mal zur Seite: „Sag mal, in dem Dark Light in dem wir neulich waren, hängen da auch echte Vampire rum?“

„Keine Ahnung, wieso? Willst‘e einen kennenlernen?“

Duke wurde noch leiser: „Vielleicht.“

„Wie gesagt, ich hab keine Ahnung, glaub aber eher nicht.“ Snowcat dachte kurz nach. „Aber von ner Gang mit nem Vampirboss hab ich schon mal gehört. Wenn mir dazu noch was einfällt, kann ich dir ja bescheid sagen!“

Ein bisschen zu freudig erregt für Snowcats Geschmack antwortete Duke: „Au ja und dann meldest du dich gleich!“


Am 28.4.2070 Punkt 12.00 Uhr, zur besten Touristenzeit, explodierte im Hafen von Downtown/Seattle ein mit Fischen beladenes Boot und verteilte seinen schleimigen Inhalt weiträumig. 

Verantwortlich gemacht wurden später dafür die zahlreichen Öko-Terror-Organisationen des Landes, allerdings gab es diesmal kein Bekennerschreiben.

Und Niemandem war die Gruppe von vier Metamenschen aufgefallen, die das Ganze respektvoll aus ausreichender Entfernung beobachtet hatte. Und so konnte natürlich auch niemand sehen, dass sowohl der männliche Elf der Gruppe, als auch der Mensch zu diesem Ereignis ein frisches Tatoo an ihren Waden trugen, der eine einen Hai und der andere eine Haiflosse. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*