Episode 03/13 (vom 01.02.) Run 41/6

Welcome back omae!

Schön, dass du wieder reinschaust!

Derzeit On The Run sind: Blackstone, Blood, Llamé, Riven, Starbuck*, Steel, Sunrise, Thunderstrike, Twinbow und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 2.Juni 2072

Was bisher geschah: Während Blood und Steel mit dem Wagen in Dschungel umherfahren und Sunrise und Riven auf ihrer ersten Scharfschützen- und Beobachtungsposition auf ihren Einsatz warten, sind Starbuck, Thunderstrike, Llamé, Twinbow, Blackstone und Snowcat in unterschiedlicher Tarnung in das aztlanische Gefangenenlager eingedrungen. (Achtung enthält Spoiler für Colombian Subterfuge by Catalyst Game Labs). Missionsziele 1+2, das Beschaffen von Material über Verhörmethoden und das Kopieren sämtlicher medizinischer Daten der amazonischen Gefangenen, wurden bereits erledigt. Im Lager entdeckten sie einen alten Bekannten, Tenoch, der einst schwor allen UCler das Herz rauszureißen. Blackstone, getarnt als aztlanischer Trooper, fiel dem Shorn One durch unangemessenes Verhalten auf. Zur Strafe wurde er geschliffen, was er unglaublicher Weise über 100 Minuten durchhielt. Unterdes nahmen Snowcat und die restlichen Infiltratoren Kontakt zu einem älteren Lindwurm, einem Drake, einem mondänen Gefangenen, einem Anaconda- und einem Jaguar-Gestaltwandler auf, um sie auf den Start von Phase vier, die Befreiung der Gefangenen, vorzubereiten. In einer schnell entschlossenen Aktion schalteten die Runner bereits sechs Soldaten, zwei Magier und Lieutenant Borgetti aus, der die „Gruppe Externer“ durch das Lager geführt hatte.

Bevor die Runner mit der Durchführung von Ziel 4, der Befreiung der Gefangenen beginnen, müssen sie Ziel 3, das Platzieren von falschen Informationen erledigen. 

Wir schalten uns genau zu dem Zeitpunkt in das Geschehen ein, an dem wir die Runner das letzte Mal verlassen haben. Die beiden Außenteams warten im Dschungel auf ihren Start. Blackstone erholt sich vor dem Zaun zum Kommunikationscenter von den Strapazen und Twinbow, Llamé in seiner wahren Gestalt, Thunderstrike, Starbuck und Snowcat befinden sich mit dem Elder Lindworm in einem Verhörraum.

Wir erleben erneut alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit, wie sollte es auch anders sein.

Über deine Kommentare freuen wir uns in „The Tale So Part II“. [LINK]

Nun geht‘s endlich los. Bereit omae?


Snowcat warf noch einen letzten Blick auf die erste Reihe der Toten. Die aztlanischen Soldaten lagen aufgereiht nebeneinander. Noch bevor die Sonne untergegangen sein würde, würde mehr Blut den aztlanischen Boden tränken. Der Gedanke stimmte die Elfe ein wenig traurig, aber es konnte wohl nicht ohne Blutvergießen gehen. Überreden allein würde sicher nicht reichen und selbst wenn, sie durften eigentlich kaum Zeugen hinterlassen, um ihren langen Fluchtweg zurück nach Bogotá nicht zu gefährden. Sie zuckte innerlich mit den Schultern und schüttelte den Gedanken ab, wie eine lästige Fliege. 

Thunderstrike besprach sich mit Starbuck, um sich für ihr weiteres Vorgehen abzustimmen. Snowcat wartete ab, bis die Beiden fertig wahren. Noch 46 Minuten bis zum Wachwechsel. 

Starbuck wandte sich an Snowcat, „Ist es eigentlich zwingend notwendig, dass ihr beim Wachwechsel zuschlagt?“

Snowcat überlegte kurz, „Nein, aber wir hielten es bis eben für eine gute Idee, da sich dann im Gefängniskomplex 8 Soldaten weniger befinden. Wieso fragst du?“

„Nun ja, wenn wir gleich getarnt und unbemerkt ins Kommunikationscenter eindringen wollen, dann müssen wir, egal wie gut wir sind, die Tür physisch öffnen, was einfach jeder sieht, der sich in der Nähe befindet. Wenn Thunderstrike und ich jetzt aber den Wachwechsel nutzen würden, dann machen sie die Tür ganz von alleine auf. Wir schlüpfen hindurch, ohne dass sie die Tür sich extra öffnet, schalten alle aus und übernehmen das Center unbemerkt.“

Snowcat nickte, „Der Vorteil leuchtet ein. Machen wir es so.“

Starbuck war zufrieden und er lächelte charmant, „Wir gehen dann trotzdem gleich los. Wir wollen noch in den Fahrzeugpark. Ich möchte vorher die Drohnen so programmieren, dass sie nur noch Steel oder mich als User zulassen.“

Snowcat lächelte zurück, sie legte den Kopf leicht schief und schenkte dem jungen, attraktiven Mann einen perfekten Augenaufschlag, „Eine sehr gute Idee. Gleich? Wie sofort los?“

Starbuck nickte. 

Thunderstrike sagte an, „Da war die Frage nach dem Hubschrauber, den markiere ich und dann eliminiert den Steel mit dem Mörser.“

„Copy!“ Snowcat trat an die Tür und konzentrierte sich auf die Umgebung dahinter, sie konnte keine Bewegung in unmittelbarer Nähe spüren, also sagte sie, „Die Luft ist rein, ihr könnt losgehen. Viel Erfolg.“

Thunderstrike öffnete die Tür des Verhörraums und trat als erster hindurch. Als Starbuck ihm folgte, griff er kurz sanft nach Snowcats Hand, drückte sie und flüsterte „Pass auf Dich auf. Bis später.“

Snowcat erwiderte den Händedruck, „Mach ich. Riskier bitte selber nicht zu viel. Bis später.“ 

Nachdem sich die Tür hinter den Beiden geschlossen hatte, lehnte sich Snowcat mit dem Rücken dagegen und nahm eine lässige Haltung an. Sie blickte den braun-grünen Lindwurm direkt an und fragte, „Wie darf ich Euch ansprechen? Habt Ihr einen Namen?“

„Mein Name ist Cesar.“, erklang es in ihrem Kopf. 

Der Vollständigkeit halber stellte Snowcat Cesar die Teammitglieder vor und fragte dann, „Sprichst Du eigentlich Englisch, Cesar?“

Cesar nickte, „Ich kann dich verstehen.“

Dragonspeech nahm es nicht so genau mit den unterschiedlichen Sprachen, das wusste die Elfe aus eigener Erfahrung. Ob sich das auch auf das Verstehen der gesprochenen Worte von anderen bezog, wusste sie nicht. Auf jeden Fall war es jedoch gut, dass Cesar sie alle auch verstand, wenn sie Englisch sprachen, so musste sie selbst nicht den Übersetzter spielen und konnte stattdessen an alle gewandt sagen: „32 Trooper und 4 Warform-Cheetah für Euch drei. Seht ihr darin ein Problem? Soll ich noch bei euch bleiben, bevor ich hochgehe um die Zellen in der 4. Etage zu öffnen?“

Twinbow schüttelte den Kopf, „Sind ja erstmal nur die acht auf unsere Etage hier im Erdgeschoss. Je früher wir Verstärkung durch Insassen bekommen, desto besser. Die 150 mondänen aus Etage 3 und 4 werden für Chaos sorgen. Außerdem können wir jede helfende Hand beim Befreien brauchen. Geh also so schnell du kannst nach oben.“

Llamé wandelte sich und nahm seine menschliche Gestalt an. Dass er nun nackt war, störte ihn nicht sonderlich, aber er ging auch nicht so locker damit um, wie zum Beispiel Trouble das getan hatte. „Wegen der Trooper und der Raubkätzchen mache ich mir keine weiteren Sorgen. Nur die zwölf Mages, die hier rumrennen, stören mich. Das können wir kaum schaffen. Ich habe da vor allem Sorge, dass einer von ihnen meine Gedanken kontrolliert und mich gegen uns wendet.“

Snowcat runzelte die Stirn, „Zwölf Magier? Wie kommst du darauf? Erstens haben wir bereits zwei hier tot zu liegen und außerdem sind immer nur vier Magier im Gefängnistrakt unterwegs.“

„Ach so!“, Llamé schien erleichtert, „Na dann ist das alles kein Problem.“

Snowcat lächelte, „Gut!“

Nun hieß es für sie warten. Sie bereitete eine Nachricht an Starbuck vor, die sie ihm im Falle ihrer eignen Verwandlung schicken würde. Währenddessen kam von Blackstone eine Ansage, „Tenoch beäugt Starbuck und Thunderstrike die ganze Zeit und verfolgt ihre Schritte mit den Augen.“

„Copy“, kam es von Thunderstrike zurück, „Starbuck wird so tun, als hole er was aus dem Auto. Danach treten wir hinter irgendetwas und tauchen ab.“

Blackstone klang immer noch ein wenig erschöpft, allerdings schien es ihm inzwischen besser zu gehen, als er einen Moment später berichtete: „Tenoch begibt sich in Richtung Gefängnis. - Spricht nun mit einem Soldaten und verschwindet dann in Richtung Lazarett. - Jetzt kann ich ihn nicht mehr sehen.“

Noch 36 Minuten bis zum Wachwechsel.

Warten, Snowcat konnte das gut. Die Strasse hatte sie das früh gelehrt und auch wenn sie für eine Zeit lang bei irgendwem untergekommen war, hatte das Leben sie daran gewöhnt, beim Warten nicht nervös zu werden. Llamé, der inzwischen wieder seine wahre Gestalt angenommen hatte, schlenderte hingegen unruhig umher. Typisch für eine Raubkatze. Snowcat spürte immer wieder auf den Gang. Manchmal näherte sich ihnen jemand, aber niemand kam in den Verhörraum, um zu stören. Cesar wirkte von Minute zu Minute wacher. Er würde so weit wie möglich einsatzfähig sein, wenn es losging. 

Der Lindwurm war wirklich eine imposante Erscheinung. Sein sage und schreibe 16 Meter langer Körper war ein wunderschöner Anblick, jedenfalls von Snowcats Standpunkt aus. Nicht attraktiv im männlich-anziehenden Sinne, sondern schön auf eine natürlich-gewaltige, ursprüngliche Art. Die Elfe war bisher keinem alten Drachen in seiner Echsengestalt so nahe gekommen, wie jetzt diesem Lindwurm. Sie fragte sich aber, ob sie auch einen Drachen so ungezwungen schön gefunden hätte oder ob in einem solchen Fall, Angst dem Gefühl entgegen gewirkt hätte. Sie würde es hoffentlich irgendwann einmal erfahren, denn obwohl Ehran sie eigentlich stets vor allen Drachen warnte, würde sie gerne viele von den großen Drachen zumindest einmal treffen, wobei sie auf eine Begegnung mit Ryumyo in den nächsten 50 Jahren lieber verzichten würde. 

Ihre angenehme Erinnerung an die Unterhaltung mit Lung wurde von Starbucks Meldung unterbrochen: „Drohnen sind programmiert.“

Noch 24 Minuten bis zum Wachwechsel. 

Wie es Riven und den anderen jetzt wohl ging? Sunrise sollte mit dem ,in Position lauern‘ eigentlich keine Schwierigkeiten haben. Für die andern konnte das zur Untätigkeit verdammte Warten gepaart mit dem Nichtwissen was im Lager geschah, schon zu einer nervenaufreibenden Angelegenheit werden. Immerhin war ihr Teil des Teams schon beinah sieben Stunden im Lager. In diesen sieben Stunden hatte Riven kaum einen Blick auf Twinbow erhaschen können. Das war sicher nicht leicht hinzunehmen.

Noch 13 Minuten bis zum Wachwechsel. 

„Sind in Position.“, gab Thunderstrike bekannt. Snowcat dachte an den kleinen Teocalli. Die Aztlaner, ihr Götterglauben und ihre Blutmagie. Eigentlich war diese absolute Symbiose eine faszinierende Einheit, wäre diese Blutmagie nur nicht so übel gewesen. Das Ermorden unfreiwilliger Opfern brachte eine Menge Macht, aber aus solch zerstörerischem Gebaren konnte nach Snowcats Ansicht einfach nichts wirklich Gutes entstehen. Merkwürdigerweise war auch die Hoch-Kultur der alten Azteken bereits so blutrünstig gewesen. Der Gedanke an eine Geschichte, in der man der jungfräuliche schönen Braut und Tochter eines Königs die Haut abgezogen hatte, die dann von einem aztekischen Priester mehrere Tage getragen wurde, ließ Snowcat erschaudern. Das Gefühl verschwand mit der Erinnerung daran, wie sie auf den Boden zu Ehrans Füssen gesessen hatte, als er ihr die historisch fundierte Legende erzählt hatte. Sie liebte es, zu Füssen ihres weisen Mentors zu sitzen und ihn reden zu hören. Dass sie jedes Mal dabei eine Menge lernte, war beinahe zweitrangig. 

Sechs Minuten vor 15.00 Uhr kam Leben in das Lager. Überall verließen Soldaten in Gruppen ihre Posten und wurden durch andere ausgetauscht. Blackstone meldete: „Sechs Trooper ohne Helm, aber in Panzerung, kommen auf das Zwischentor zu.“

Um 14.58 Uhr kam von Thunderstrike: „Beginnen mit Infiltration.“

Blackstone nutzte die Bewegung beim Wachwechsel ebenfalls für seine Vorbereitungen. Mit etwas zeitlichem Abstand sagte er, „Erstes Tor vermint.“ und „Zweites Tor vermint.“

Snowcat begann damit, die erbeuteten Waffen zusammenzubinden und sich das Bündel zu schultern. Allzu lange würde die Wartezeit nun nicht mehr andauern.

Um 15:04 Uhr und 37 Sekunden meldete Thunderstrike, „Grüne Phase vorbei. Schwarze Phase beginnt.“

„Gebt mir einen kleinen Vorsprung.“, bat Blackstone. Nach und nach erwachten in Snowcats Commlink unterschiedliche Kamerafeeds. Starbuck hielt Wort und sandte Snowcat so viele Daten wie möglich. 

Blackstone begann mit der Verkabelung des Tors in Zaun zur Armory. Einen Sprengsatz hatte er bereits angebracht, als Snowcat eine bisher unbemerkte Bewegung am Teokalli auffiel. Leider war es für eine Warnung bereits zu spät. Die zwei Soldaten hatten Blackstones Position bereits erreicht und waren auf seiner Höhe angelangt. Auch Blackstone hatte die beiden Trooper nicht bemerkt. Gleich würden sie den Zwerg am Tor zumindest aus den Augenwinkeln entdecken. Einer der beiden stupste seinen Kameraden gerade an. Doch eigentümlicher Weise zeigte er jetzt auf den Hubschrauber in einiger Entfernung. Beide begangen sich offenbar lebhaft darüber zu unterhalten. Sie gestikulierten und plauderten, als wäre ausgerechnet dieser Hubschrauber ihrer beider Hobby. Sie bemerkten Blackstone nicht und liefen an ihm vorbei. 

Da war der Zwerg auch schon mit dem Platzieren der zweiten Ladung an Armory-Tor fertig. Er nahm seine Waffe in Anschlag, richtete sie auf den Rücken eines der Trooper, öffnete den Kanal, der das gesamte Team miteinander verband und sagte laut und vernehmlich: „Stingray, Stingr...krkkrkkkr!“ 

Es knackte und knisterte plötzlich und dann war Blackstones Commlink tot. Er hatte eine Fehlfunktion. Verdammt! Das ging ja gut los. 

Snowcat wiederholte, „Stingray, Stingray, Stingray.“ 

Somit begann Phase Vier, die Befreiung der Gefangenen oder aber auch der Höllentanz.

Es war merkwürdig für Snowcat all die Ereignisse über die unterschiedlichen Kamerafeeds zu sehen und auch, aber nicht nur wegen der eigenen Handlungen, wie bei einem Trideo kaum eingreifen zu können. Es war irgendwie mit dem Neujahrsfeuerwerk vergleichbar, bei dem man gerade noch dazu in der Lage war, einzelne schöne Bombetten und Explosionen zu bemerken und maximal darauf zu deuten, bevor der letzte Glitzerregen verglommen war. Natürlich war all das hier viel gewalttätiger und weniger schön, als ein Feuerwerk. Es geschah eben nur alles ebenso gleichzeitig und dicht hintereinander. 

Nachdem Snowcat das Codewort wiederholt und somit das Startsignal gegeben hatte, traf der erste sichtbare Effekt ihres Angriffs in einer Gruppe von aztlanischen Soldaten ein, die nahe der Barracken umher gestanden hatte. Eine unsichtbare Faust aus Energie schlug in ihrer Mitte ein, wirbelte Staub auf und riss vier Männer zu Boden, die danach regungslos liegen blieben. Riven hatte den Reigen mit einem Zauber eröffnet. 

Blackstone schoss auf die beiden Männer, die gerade ihre Begeisterung für den Hubschrauber verloren hatten. Einer fiel auf seinen Hintern, den anderen erwischte Blackstone nur mit einem Streifschuss. 

Snowcat zog das Jazz aus ihrer Tasche und injizierte sich die Dosis, gleichzeitig sagte sie an: „Blackstones Comm hat eine Fehlfunktion. Llamé ist ebenfalls offline.“ Dann spürte sie auf den Gang nach Bewegung. Vor der Tür war niemand. 

Die Elfe nickte Twinbow zu, der daraufhin die Tür öffnete. „Vier von weiter hinten rechts.“, gab der sofort bekannt. Er tat dabei so, als sehe er als Sicherheitsmann erst nach dem rechten. Noch konnte hier niemand wissen, was los war. Wahrscheinlich wusste von den Soldaten hier nicht mal jemand, dass überhaupt etwas los war. Snowcat hatte Blackstones Schüsse jedenfalls kaum gehört und das obwohl sie wusste, dass geschossen worden war.

Ein Soldat bei den Barracken zog plötzlich seine Waffe und richtete sie auf seinen Kollegen. Er rief etwas dabei, was verdächtig nach „Viva Amazonia!“, aussah. Das war sicher kein Zufall, Riven war einst auf solche Manipulationen spezialisiert gewesen. 

Blackstone schoss erneut auf seine beiden Ziele, nach diesen Bursts blieben beide reglos liegen. 

Kurz hintereinander stürzten zwei Soldaten aus ihren Türmen, sie gaben keinen Laut von sich, denn sie waren bereits tot. Eindeutig Sunrises Arbeit. Die Kugeln waren eine zeitlang unterwegs gewesen, bevor sie in ihre Ziele eingeschlagen waren. Mit der Physik kann man eben nicht verhandeln. 

Llamé trat neben Twinbow, auch er verzögerte.  

Das Jazz pulsierte nun durch Snowcats Adern und beschleunigte ihren Puls, gleichzeitig schien die Umgebung langsamer zu werden. 

Blackstone wurde von irgendwoher durch einen Einzelschuss getroffen. Doch sein Biomonitor zeigte keinen Schaden an, seine Panzerung hatte gehalten. Der Treffer an sich war nicht weiter verwunderlich, immerhin waren einige der Wachtürme noch besetzt und Blackstone bot das einziges Ziel für die Schützen. 

Nachrichten von Starbuck trudelten ein, „Transmissioncodes an Steel gesendet. Störe jetzt die taktische Software der Azzies.“

Riven setzte einen weiteren Powerball in eine Gruppe von Soldaten. Diesmal sanken drei wie von einer fast völlig unsichtbaren Explosion getroffen zu Boden.

Sunrise meldete, „Alle fünf Wachtürme klar.“

In beinahe gleichmäßigen Abstand vielen weitere Soldaten zu Boden. Einer nach dem anderen. Sie hatten nicht einmal die Zeit ihren eigenen Tod überrascht zu Kenntnis zu nehmen, als eine von Sunrises Kugeln ein gewaltiges Loch in sie riss.

Die vier Wachen auf dem Gang rechts von ihnen hatten zu laufen begonnen und waren somit näher gekommen. Llamé nutze die Gelegenheit und setzte zum Sprung an. 

Rivens Stimme erklang über den Teamkanal, „Ist wer von uns im HQ?“

„Negativ!“ antwortete Starbuck sofort.

Auch Twinbow überbrückte die letzten Schritte rennend und griff einen der vier Trooper an, der Elf trat zu und riss den Soldaten von den Beinen.

Unterdes nahm ein Trooper die Raubkatze Llamé in den Schwitzkasten. Twinbow wurde umgehend von zwei Männern angegriffen, aber er konnte die Schläge abwehren. 

Weiter eliminierten die stetigen Schüsse von Sunrise Soldaten. Jeder seiner Treffer schaltete einen Soldaten aus, die Meisten hatten noch nicht einmal mitbekommen, dass irgendwo ein Scharfschütze lauerte. 

Snowcat drückte sich dicht an die Wand und huschte durch die Tür nach links. Eigentlich wollte sie in die Zelle des Drakes, aber von weiter hinten kam die zweite Vierergruppe von Soldaten und diese Gruppe hatten einen Kriegsform-Leoparden dabei. 

„Die übernehme ich.“, erklang es in Snowcats Kopf. Sie nickte als Antwort und anstatt sich mit dem Wecken des Drakes aufzuhalten, stürmte sie die Treppe hoch. Twinbow konnte sich dem Drake und den beiden Gestaltwandler widmen, wenn sie die Truppe in dieser Etage ausgeschaltet hatten. 

Lautes Dauerfeuer erklang von weiter weg ins Gefängnis hinüber. Blood nahm das Eingangstor unter Feuer, um einen Angriff von außen stärker zu suggerieren und Gegner vom Gefängnis abzuziehen.

Auf einem der Bildausschnitte war zu sehen, dass eine größere Gruppe von aztlanischen Soldaten, die gerade die Barracken verlassen hatten, plötzlich Formation annahmen, ihre Helme absetzten und salutierten. Snowcat huschte ein kurzes Lächeln über das Gesicht, sie hoffte, Riven hatte Spaß bei dem, was sie da tat. 

Zwei salutierenden Aztlanern platze kurz hintereinander der Kopf. Sunrise hatte wieder zwei Soldaten eliminiert.

Llamé wurde ein zweites Mal in den Schwitzkasten genommen und diesmal konnte er sich nicht so einfach befreien. 

Snowcat rannte Stufe um Stufe hinauf. Das Atmen viel ihr leicht und auch wenn sie die sechs Sturmgewehre vom Gefühl her störten, so behinderten sie sie nicht.

Blackstone bemerkte eine Gruppe von 6 Soldaten, die vor eine Barracke in Deckung hockten. Den Bildern zu folge blickten seinen Augen direkt zu einem Trooper, der sich von den anderen fünf unterschied. Der Soldat oder die Soldatin, in diesen Vollpanzern ließ sich das einfach nicht sagen, trug zusätzlich zur Standart-Ausrüstung zwei gekreuzte Cougar Fineblades auf dem Rücken und gab offenbar die Befehle. Auf sein Zeichen hin warfen die  anderen Granaten auf den Exerzierplatz. Blackstone eröffnete sofort durch den Zaun hindurch das Feuer auf den Befehlshaber, aber dieser duckte sich im letzten Moment weg und die Kugeln schlugen in der Barrackenwand ein. 

Cesar schien mit seinen fünf Gegnern leichtes Spiel zu haben. Entweder hatte seine Befreiung neue Kräfte frei gesetzt oder aber er war ein weitaus gefährlicherer Kämpfer, als Snowcat gedacht hatte.

Cougar-Fineblade wandte sich nun in Blackstones Richtung und erwiderte das Feuer. Er war ein guter Schütze und traf Blackstone schwer. 

Die Granaten begangen damit, Rauch auszuströmen und verhüllten die Soldaten auf dem Platz vor den Augen ihrer Angreifer. 

Für zwei der Trooper auf dem Platz stieg der Rauch zu langsam auf. Sie fielen getroffen zu Boden. 

Riven schien über eine Gruppe Soldaten auf dem Platz noch die Kontrolle zu haben. Die Soldaten begangen untereinander eine Prügelei. Weiteres Chaos breitete sich aus. 

Die Insassen der vierten und dritten Etage machten sich lautstark bemerkbar. Sie schlugen gegen ihre Gitter und Türen. Gutturale Laute vereinten sich zu einem beeindruckenden, anfeuernden Kampfschrei und dem Ruf nach Freiheit.

Die prügelnden Soldaten schlugen sich gegen die Stirn, riefen etwas und wandten sich dann anderen aztlanischen Trooper mit Helm zu, um sich mit denen zu prügeln.

Blackstone schoss abermals auf Double-Cougrar, doch er verfehlte ihn. Der griff daraufhin nach einer Granate an seinem Gürtel und warf sie im hohen Bogen über den Zaun, wo sie ein Stück vor Blackstones Füssen liegen blieb. 

Von Thunderstrike kam über Commlink: „Beamrider, Beamrider, Beamrider.“

Die fünf Soldaten bei Double-Cougar gaben Suppressionfire auf Blackstone ab. Sand spritze vom Boden auf und rings um den Zwerg schlugen Kugeln ein.

Blackstone bewegte sich ungeachtet dessen nach vor, er war bereit die Kugeln des Deckungsfeuers zu schlucken, beherzt und blitzschnell griff er nach der Granate vor ihm und schleuderte sie so weit von sich weg, wie er konnte. 

In diesem Moment schaltete Twinbow seinen Gegner im Nahkampf aus.

Der Hubschrauber zerbarst in einer feurigen Explosion.

Snowcat stürmte über den nächsten Treppenabsatz hinweg und sagte zwischen zwei kontrollierten, schnellen Atemzügen, „Twinbow. Du musst den Drake und die beiden Gestaltwandler befreien.“

„Copy.“, kam es kurz zurück.

Snowcat achtete nun genau auf den Kamerafeed, der Blackstones Umgebung zeigte, aber das helle Aufleuchten einer Granatenexplosion blieb aus.

Dann ging die erste Sprengladung hoch, die Blackstone an dem Doppeltor im Zaun zum Gefangenenlager gesetzt hatte. Blackstone war immer noch offline. Die Vermutung lag nahe, dass Sunrise nachgeholfen hatte. Snowcats Meinung nach kamen für eine solche Fernzündung anderer Art allein aus Sicht-Gründen nur Sunrise oder Riven in Frage und nachdem was sie über die beiden wusste, tippte sie auf Sunrise. Allerdings hatte Sunrise diesbezüglich nichts angesagt. Die Ladung auf der anderen Seite des Tors ging jedenfalls nicht gleichzeitig hoch. Hätte Sunrise angesagt, dass er vorhatte die Ladung mit einem Schuss hochzujagen, hätte Snowcat das untersagt. Sie war kein Experte für Sprengstoff, aber sie hatte genug darüber von Liam gelernt, dass sie wusste, dass es im Allgemeinen keine gute Idee war, nur einen von zwei eigentlich simultan gedachten Sprengsätzen zu zünden. Das Tor jedenfalls hing nun schief in den Angeln und war nicht völlig offen, wie es eigentlich beabsichtigt gewesen wäre. Nichts, was man jetzt ändern konnte. Diskussionen darüber gehörten in die Nachbesprechung und wären nun nur Verschwendung von Zeit und Atem geworden. 

Blackstone zog sich unterdes hinter den Teokalli zurück, um weiteren Schüssen der sechs Trooper zu entgehen.  

Er verschwand gerade rechtzeitig, denn das zweite Innentor öffnete sich und die sechs Trooper huschten in geduckter Formation hindurch. 

Riven erklärte verärgert: „Shit. Gruppe um den Zwei-Klingen Typ hat Reflection.“

Auch Twinbow sagte etwas über den Teamkanal an: „Beginne mit Befreiung des Drakes.“ dann wechselte er auf den Direkt-Kanal zu Snowcat und fügte hinzu: „Unsere Raubkatze hier ist aber langsam.“, was Snowcat ein breites Schmunzeln entlockte. Llamé war gerade zwar nicht so effektiv, wie bei ihrem Angriff im Verhörraum, aber langsam war vielleicht doch übertrieben. Wie um Twinbow Lüge zu strafen, zwang er gerade seinen zweiten Gegner nieder. 

Snowcat mochte die Eigenart des attraktiven Elfen, auch in solch hektischen Situationen Zeit für einen lockeren Spruch zu finden. Dass er ihn nicht über den Teamkanal abgelassen hatte, sprach für Twinbows Professionalität. 

Snowcat befand sich gerade kurz vor dem Treppenabsatz zwischen der zweiten und dritten Etage, als sie bemerkte, dass sich von oben schwere Schritte von mehreren Paar Kampfstiefel näherten. Ihre Gedanken rasten. Mit der Masche ,hilflose Konzernangestellte in Panik‘ würde sie kaum durchkommen, schließlich hatte sie sechs Sturmgewehre und sechs Pistolen dabei. Die nächste Tür in eine der Etagen war kaum rechtzeitig zu erreichen und außerdem wusste sie nicht, wie die Situation dahinter war. Sie sah nach oben. Dort an der Decke müsste sie sich eigentlich festhalten können. Sie sprang aus dem Lauf hoch, bekam Mauerfuge und Deckenverstrebung zu fassen und keilte sich mit den Beinen fest. Die Sturmgewehre klapperten zwar aneinander, doch die Schritte der Soldaten und der Kampflärm von unten und von draußen sollten eigentlich lauter sein.

Genau als die Gruppe von sechs Troopern unter ihr war, ging der linke Bunker am Haupttor hoch und beseitigte jeden Zweifel, die Soldaten hörten sie nicht. Thunderstrike hatte ein weiters Mal markiert und Steel hatte mit dem Mörser zugeschlagen.

Blood befeuerte Haupttor und Mauer stetig und machte damit gewaltigen Lärm, der jedoch nicht bis nach Medellin zu hören sein würde. Dafür würde der Dschungel schon sorgen. 

Fast gleichzeitig ging Blackstone Commlink wieder online und der Zwerg zündete augenblicklich seine fünf verbliebenen Sprengladungen. Als sich der spärliche Rauch verzogen hatte, waren der Weg durch das innere Doppeltor und der durch das Tor zur Armory frei. 

Offenbar hatte sich Sunrise inzwischen auch an Double-Cougar versucht, denn der Trooper duckte sich plötzlich, rollte sich vor und lief dann weiter ohne in seiner eigentlich Bewegung inne gehalten zu haben. Seine Intuition musste ihn gerettet haben, denn kommen hören hatte er den schallgedämpften Schuss nicht können. 

Riven sagte über dem Teamkanal: „Ich übergebe die Sicherheit von Blackstone an dich Sunrise.“

„Da! Verstanden.“, bestätigte er. 

Die prächtige Gestalt des Lindwurms sprang in den Vorraum des Gefängnisses im Erdgeschoss und begann damit, im wahrsten Sinne des Wortes Zellen aufzureißen. Mit purer körperlicher Gewalt fetzte er die Türen aus den Angeln. Natürlich zog er damit die Aufmerksamkeit der Trooper aus den Etagen darüber auf sich. 

Blackstones Stimme erklang über den Teamkanal: „Anführer plus drei sind im Fahrzeugdepot verschwunden. Letzten beiden aus dem Team folgen gleich.“

Kurz darauf erklärte Twinbow: „Hab Drake schon frei.“

Snowcat ließ sich mit Schwung von der Decke herab und bewegte sich nun springend weiter die Stufen hoch, dabei gab sie ihre Neuigkeiten nach unten weiter: „Twinbow. Ihr bekommt gleich über die Treppe Besuch von 6 Troopern. Sag Llamé und dem Drake bescheid, weil sie kein Comm haben.“

„Copy!“, lautete abermals seine ruhige Antwort.

Blackstone ergänzte seine Aussage von kurz zuvor, „Korrigiere, einer ist gefolgt. Der andere ist durch Kopfschuss von Sunrise down.“

Ein dunkelgrüner Drake erschien unten auf dem Gang und versuchte seine letzte Benommenheit abzuschütteln. 

Der Feed eines Biomonitors drängte sich plötzlich in den Vordergrund von Snowcats Anzeige. Es war der von Sunrise. ,Schwerer Schaden‘, blinkte es in roten Buchstaben. Sofortige medizi ... 

Das Bild sprang um: ,Achtung, Achtung. FLATLINE. Wiederbelebung umgehend einleiten!!! Die Buchstaben blinkten unübersehbar in grellem orange. 

Wie vom Todesfluch des Russen getroffen eliminierte eine Kugel des toten Sunrise einen Aztlaner, der beinah schon völlig durch den Rauch der Granaten verborgen gewesen war.


Llamé und der Drake bezogen Position, um die sechs Trooper in Empfang zu nehmen, die gerade die Treppe runterkamen. 

Riven meldete mit trockener Stimme und mit kaum noch bemerkbaren, französischen Akzent: „Sunrise ist tot. Ein Kopfschuss hat ihm die halbe Schädeldecke weggerissen. Es muss einen feindlichen Sniper geben. Krieche in Deckung.“

Fragg. Das war sicher kein schöner Anblick. Neue Alptraumbilder für die schöne Hexe. Snowcat schloss für den Bruchteil einer Sekunde die Augen. Natürlich gab es feindliche Sniper. Fünf Türme, drei Schichten, also konnten 15 Trooper zumindest mit Scharfschützengewehren umgehen. Davon konnten noch 10 übrig sein und wenn es einer davon auf eine erhobene Position geschafft hatte... Bei allen Drachen der 6. Welt, hoffentlich war Riven bei ihrem Rückzug vorsichtig. 

Twinbow huschte zu Llamé, um ihm und dem Drake im Kampf gegen die 6 Soldaten zu helfen. 

Einer von denen nahm die Raubkatze gerade in den Schwitzkasten, ein weiterer schlug ihm mit Schwung in den Bauch. Anscheinend kannten die Azzies Spezialtaktiken im Kampf gegen Raubkatzen, aber noch wussten sie nicht, dass es sich bei Llamé um einen Gestaltwandler handelte. Dieser Umstand würde ihm gewiss gleich gestatten, sich aus dieser Situation zu befreien. 

Auch der Drake hatte mit seinen beiden Gegner Schwierigkeiten, aber schließlich gelang es ihm, einen davon zu überwältigen und nieder zu beißen.

Riven meldete sich erneut und klang schon etwas gefasster, „Verlasse jetzt Position. Levitiere zum Lager. Nehme Sunrise mit.“

Die dritte Mörsergranate schlug ein und somit war auch der zweite Bunker am Tor zerstört. 

Starbuck meldete: „Blood, Steel. Ich mach euch nach und nach die beiden Tore auf, damit ihr reinkönnt.“

Thunderstrike wurde sichtbar und machte sich dann gemeinsam mit Blackstone in Richtung des Fuhrparks auf. Sie liefen geduckt umher und gaben sich gegenseitig Feuerschutz. 

Snowcat hatte inzwischen die 4. Etage erreicht, sprang in einer flüssigen Bewegung an die Schalttafel und zog die ersten beiden Hebel. Als sich die ersten Zellentüren öffneten,  brandeten Applaus und Jubel durch die Etage und senkten sich durch den Innenhof herab, wo sie sich mit weiteren Stimmen vereinten. Diese Laute vertrieben die letzten düsteren Gedanken an den Tod eines Teamkollegen aus Snowcats Kopf. Jetzt war sowieso keine Zeit zum Trauern.  

Twinbow setzte abermals seinen Fusstritt an und holte sein gegenüber von den Füssen. Er sprang vor und schlug dicht unter dem Helm gegen den Kehlkopf. Der Soldat zuckte kurz und blieb dann bewegungslos liegen. 

Der Wagen schoss durch das erste Tor und kam nur Millimeter vor dem zweiten Tor zum Stehen. „Fragg Tor, beeil dich!“ rief Blood und gab aus dem Fenster gelehnt einen Feuerstoß darauf ab, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Als die Öffnung gerade breit genug war, war Steel auch schon hindurch gefahren. Er parkte gekonnt und die beiden Männer rollten sich aus dem Fahrzeug, bereit, jederzeit das zu töten, was sich ihnen in den Weg stellte. 

Ein Soldat geriet dabei tatsächlich in Bloods Blickfeld, der gut aussehende Elf drückte ab und der Trooper wurde rüttelnd durch die Schüsse aus der schweren Waffe nach hinten geschleudert. 

Steel sandte gleich zwei Granaten durch ein Fenster im HQ. 

Riven erklärte: „Ich schätze, ich brauche gut eine Minute bis ich beim Lager bin. Wo soll ich genau hin?“

Thunderstrike fand als erster Zeit zu antworten, „Komm über die Mauer innen zum Tor. Die Position wird von Blood und Steel gehalten.“

„Copy!“

Eine Minute? Snowcat warf einen schnellen Blick auf den Timestamp. Seit Nennung des Codewortes waren gerade mal siebzehn Sekunden vergangen. In dieser Zeit hatten sie beinahe ein drittel an Soldaten kampfunfähig gemacht, aber sie hatten selber auch einen ihrer Leute verloren. 

Sie riss Hebel um Hebel hinunter und rief den ersten Befreiten laut und vernehmlich auf Portugiesisch zu: „Hierher, ich hab Waffen.“ Während sie die letzten Hebel in der vierten Etage umschlug, nahm ihr jemand bereits den Gurt mir den Sturmgewehren ab. Zu diesem Zeitpunk lag jedoch schon der Geruch von frischen Blut in der Luft, denn die Wachsoldaten hatten nicht einfach zugesehen, wie die Gefangenen ihre Zellen verlassen hatten. 

Das meiste an Feuer zog jedoch der Lindwurm unten auf sich. Das Team hatte von den 32 Soldaten hier im Komplex mindestens 14 ausgeschaltet, denn gerade zogen Llamé, Twinbow und der Drake die letzten drei ihrer Sechsergruppe aus dem Verkehr. Llamés Gegner wollte noch fliehen, doch der afrikanische Krieger ließ ihm keine Chance und brach ihm von hinten das Genick. Blieben noch 18 Soldaten, 2 Magier und 3 Kriegsformen-Raubkatzen übrig. Plus natürlich die, die von außen dazu gekommen waren. Aber Spekulationen waren nicht Snowcats Sache.  

Twinbow schnappte sich im Vorbeigehen drei Sturmgewehre und sprintete dann zum Verhörraum, in dem der Jaguar-Gestaltwandler wartete. 

Llamé und der Drake gingen vor dem Raum in Position und sicherten.

Auch Blood und Steel hatten, wie besprochen beim Tor Position bezogen und suchten die Umgebung nach Zielen ab. 

Blackstone und Thunderstrike kletterten auf das Dach des Fahrzeugdepots und Thunderstrike sagte an: „Sichern von hier oben aus den Weg zur Armory.“

Derweil wurde die Situation im Gefängnis immer unübersichtlicher. Snowcat traf einen Entscheidung. Als Drake würden sie über den Lärm hinweg mehr Gefangene verstehen können und außerdem konnte sie fliegend schneller an die Hebel in der 3. Etage gelangen. Sie drückte den ,Senden‘-Botton ihres Commlinks und sagte dann über den Teamkanal an „Ich wandle mich jetzt. Bin dann offline.“ 

Als sie den Ohrhörer ihres Commlinks schnell in die Hülle steckte, hörte sie noch, wie Starbuck mit verblüffter Stimme einen Teil ihrer Nachricht an ihn über das Teamnetzwerk an alle wiederholte. „Achtung, Snowcat hat keinen Zugang zum Teamnetzwerk mehr. Snowcat ist der eisblaue Drake...“

Sie hatte ihre Nachricht an Starbuck einfach senden müssen. Er war auch für die Kommunikation und die Freund-Feind-Kennung zuständig. Geheimniskrämerei wäre hier sehr gefährlich gewesen, also hatte sie ihm geschrieben. ,Hey, Starbuck mein Lieber. wenn du das liest, dann habe ich mich verwandelt. Ich bin ein Drake. In meiner anderen Gestalt bin ich eisblau und weiß. Ich kann in dieser Gestalt zwar fliegen, aber leider kein Commlink mehr benutzen. Darum wäre es lieb von dir und hilfreich für mich, wenn du dafür sorgst, dass jeder im Team weiß, dass ich, ich bin. Mit denen, die ich sehen kann, kann ich übrigens sprechen. Sie werden meine Stimme erkennen. So hoffe ich jedenfalls. Wenn Zeit dafür ist, werde ich dir bestimmt mal davon erzählen. Bis später und schön am Leben bleiben! Gentle Kiss, Snowcat‘

Snowcats Kleidung zerplatze und mit der Veränderung ihrer Gestalt änderte sich auch ihre Wahrnehmung. Ihr Gehör wurde feiner, Frequenzen kamen dazu. Ihr Geruchssinn erkannte nun eine unglaubliche Vielzahl von Details. Sie konnte Blut sogar Einzelnen zuordnen und den schweren Geruch von Waffenfeuer orten. Die Welt explodierte förmlich in bunten Farben, die von der astralen Wahrnehmung herrührten, die sie nun zusätzlich und gleichzeitig zu ihrer normalen Sicht hatte. 

Snowcat zwinkerte dem Mann neben sich zu, war sich aber nicht sicher, ob er das bemerkt hatte. Sie sprang auf die Brüstung, stieß sich ab, schlug einmal mit den Flügeln und glitt auf dem Luftstrom eine Etage tiefer, genau vor die Schaltflache mit den Hebeln. Erfreut stellte sie fest, dass ihre Klauen tatsächlich sehr behände waren. Im Vorbeiflug hatte sie bemerkt, dass Cesar inzwischen stark unter Beschuss geraten war. Er war verletzt, doch noch schien das alles nicht lebensbedrohlich. 

Snowcat zog schnell Hebel um Hebel herunter und weitere Gefangene strömten aus ihren Zellen. 

Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung war. In nicht all zu großer Entfernung hatten zwei Trooper Stellung bezogen und legten aus der Deckung heraus auf sie an. Blitzartig wandte sie den Kopf und spie Eisatem aus. Der Strom erwischte den einen Trooper mitten in der Brust und dieser gefror augenblicklich zu einer leblosen Skulptur. Snowcat vollführte einen Freudenhüpfer und tauchte danach in Deckung. Der zweite Trooper gab Suspressionfire in ihre Richtung ab, ihn würde sie nicht so einfach überraschen können.

Es sei denn natürlich, sie dachte dreidimensional. Sie drückte sich dicht an die Wand, reckte den Hals nach oben, stieß sich mit den Hinterbeinen ab und schlug mehrmals kräftig mit den Flügeln. Sie gewann schnell an Höhe und nur den Bruchteil einer Sekunde später stieß sie von oben auf ihr Ziel herab und blies auch dem zweiten Soldaten das Leben mit ihrem eisigen Atem aus. Das war leicht gewesen. 

Katze sprang auf das Geländer in der dritten Etage und beobachtete sie gleichmütig, dann rief sie ihr zu. „Nun mal nicht leichtsinnig werden, Elfenmädchen. Konzentrier dich auf das Wesentliche, öffne die letzte Zellen hier und dann sag ein paar Worte.“

Snowcats Drake-Kehle entfuhr ein missmutiges Brummen, aber Katze hatte recht. Sie nickte und landete erneut vor der Schaltfläche aus Hebeln.

Unter ihr, in der zweiten Etage, tauchten die Silhouetten von Twinbow, Llamé in seiner wahren Gestalt und dem Drake auf. Während Twinbow damit begann, einige Einzelzellen zu öffnen, aus denen leider niemand heraustrat, weil alle Insassen sediert waren, sicherten der Drake und Llamé Twinbows Hintern. 

Nachdem Snowcat die letzte Zelle in der 3. Etage geöffnet hatte, erhob sie sich in die Luft und flog bis unter die Decke. Zwischen den vielen umher wuselnden mondänen Auren, machte sie die des Drakes, des Lindwurms und des befreiten Jaguar- und Anaconda-Gestaltwandler aus. Außerdem waren inzwischen irgendwie einige andere Wesen frei gekommen. 

Snowcat drehte an der Decke ihre Runden, senkte den Kopf ein wenig, um möglichst viele Individuen gleichzeitig sehen zu können, konzentrierte sich kurz und sagte: 

„Kinder Amazoniens, Erwachte und Mondäne, Metamenschen und Metaintelligente, vernehmt meine Worte!

Wir sind gekommen, um Euch zu befreien. 

Aztlaner haben Euer Land vergiftet, sie haben Euch gefoltert und gequält und sie haben Euch für ihre verdorbene Blutmagie benutzt, aber was sie auch taten oder noch tun, sie können Euch nicht brechen.

Nehmt all Eure Kraft zusammen.

Greift zu den Waffen!

Für einige von uns mag der Weg im Tod enden, doch wir werden auch die Toten mitnehmen und ihnen nichts von uns für ihre widerwärtigen Rituale lassen.

Erhebt Euch nun und kämpft, kämpft für Euch und für die Gefallenen, kämpft für jeden Baum den sie gefällt haben, für jedes Leben, dass sie genommen und kämpft für Eure Freiheit. 

Jeder von Uns ist mehr wert, als 100, als 1000 von Ihnen.

Helft denen, die Hilfe brauchen!

Auf zu den Zellen, befreit unsere Kampfgefährten von ihren Ketten und weckt sie auf.

Und wenn sich euch Aztlaner in den Weg stellen, dann zeigt ihnen, dass sich Naturgewalten nicht aufhalten lassen!“

                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See! 


Ob und wie die Befreiung gelingt, ob die Amazonier Snowcats Aufforderung folgen, welche Rolle Tenoch und Double Cougar noch spielen und was die Runner im Lager noch alles erleben, wird demnächst hier zu lesen sein.

Schau also bald wieder vorbei, omae! 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*