Episode 25/13, Part 1 (vom 22.11.) Run 48/4


Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust.

Derzeit On the Run sind: Butcher, Blackstone, FTW, Mystère, TriXhot*, Tuareg, Starbuck und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 4.2.-6.3.2073

Was bisher geschah: Die Runner vereiteln in Genf das Vorhaben einer Gruppe dissonanter Technomancer, den Discordiance. Dabei treffen sie überraschend auf ihr verschollenes, beziehungsweise entführtes Teammitglied Twinbow, der ihren erklärten Feind Tenoch begleitet. Doch das bleibt nicht die einzige Überraschung. Als es zu einem Treffen in einer verlassenen Kirche kommt, ist dort auch Riven, selbst ehemaliges Mitglied von UC. Riven, Twinbow und Tenoch sind verändert. Riven, strahlend schön wie zuvor, ist nun von Rache und von dem Gedanken an Vergeltung und Vernichtung von Aztlan getrieben. Als die Runner gehen, weist Snowcat an, den Sprengstoff zu zünden und so wird das, was man eigentlich als Falle für Tenoch vorbereitete, auch zum Grab für Twinbow und Riven. Voller gemischter Gefühle kehren die Runner nach Seattle heim.

Wir schalten uns am Samstagmorgen vor der ,Twinbow und Riven Gedenkparty‘ in das Geschehen zurück. 

Wir erleben alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part V“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossary erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei [LINK].

Die Episode wird in zwei Teilen veröffentlicht. Bist Du bereit für den ersten, sehr entspannten Teil, omae? Na dann los.


Snowcat erwachte irgendwann am frühen Vormittag in Harlequins Armen. Sie liebte es, in seinen Armen aufzuwachen. Kaum, dass sie sich geregt hatte, streichelte Harlequin ihr mit dem Daumen über Wange und Kinn. Sie hob den Kopf und sog tief seinen männlichen Duft ein, er zog sie dichter an sich und dann küsste er sie. Besser konnte ein Tag nicht beginnen.

Gut eine Dreiviertel Stunde später verzehrte Snowcat Müsli mit Joghurt und frischem Obst. Nebenbei checkte sie ihr Commlink und registrierte zufrieden, dass die VIP-Tickets für die heutige ,Twinbow und Riven-Gedenk-Party‘ im Underworld 93 in ausreichender Zahl bestätigt worden waren. Es war gar nicht so leicht gewesen an nur einem Tag die Vorbereitungen für eine Party zu treffen, aber da ihr Flug nach Boston bereits Sonntag ging, hatte es einfach klappen müssen. 

Snowcat begutachtete ihr neues Kleid, welches eigentlich eher aus einem silbernen Top, das am Rücken und den Seiten tief ausgeschnitten war und einem unter den Hüftknochen hängenden silbernem Minirock bestand, wobei beide Teile durch ein ,Band‘ von schwarzen Pailletten vom Hals über den Bauchnabel zusammen gehalten wurden. Zusammen mit den silbernen Sandalen-Stillettos und den silbernen Seidenstrümpfen, auf denen sich seitlich zarte schwarze Blüten rankten, würde das alles sicher sehr hübsch aussehen.

Snowcat hatte Harlequin am Vorabend gefragt, ob er Lust dazu habe, das Bodypainting zu übernehmen und ähnliche Blumenranken auf ihren Rücken zu malen, quasi als Fortsetzung des Musters von der Strumpfhose. Dass er das konnte, wusste sie. Wahrscheinlich gab es kaum etwas, was Harlequin nicht sehr gut konnte, außer Kinder gebären natürlich. 

Zu Snowcats Freude hatte Harlequin die Idee für gut befunden und so fügte Snowcat ihren Erinnerungen abermals drei intime Stunden der besonderen Art hinzu.

Snowcat hatte Spaß daran gehabt, mit Vollgas durch die nächtlichen Strassen von Seattle zu rasen. In den schlechten Gegenden würde sie nie jemand aufhalten, eine Knight Errant Patrouille schon gar nicht. Harlequin hatte kein Problem mit ihrem Fahrstil. Er saß völlig entspannt auf dem Beifahrersitz. 

Die Schlage vor dem Eingang des Underwold 93 war lang. Das was sie Samstag Abend eigentlich immer und dies schon seit über 20 Jahren jeden Freitag und Samstag, wie man hörte.

Harlequin trug sein übliches Outfit aus Blue Jeans, T-Shirt, Cowboystiefeln und Mantel. Sein heutiges T-Shirt war über 10 Jahre alt und es trug die Aufschrift: „Vote vor Dunkelzahn!“ Sein Gesicht war stark weiß rot geschminkt, wobei die roten Karos um Augen und Mund heute kunstvoll geschwungen und symmetrisch aufgetragen worden waren. 

Hier im Underworld konnte man es sich leisten nur optisch ansprechende Metamenschen reinzulassen. Harlequins Attraktivität war vielleicht erst auf den zweiten Blick zu erkennen und sein Outfit war modisch nicht mal irgendeine Art von Schrei, aber seine Ausstrahlung strahlte über das alles hinweg und so wäre er sicher auch ohne VIP-Ticket und Snowcat reingekommen. Abgesehen davon wusste Snowcat aus Erfahrung, dass sie wohl jeden als ihren Begleiter in jeden Club bekommen würde, in dem man auf Äußerlichkeiten wert legte. Immerhin war es ihr bereits vor Jahren gelungen Clicks mit reinzubringen, auch wenn es dafür schon noch einiger Tricks bedurft hatte. 

Sie erinnerte sich lächelnd an die Vergangenheit, während Harlequin ihren Mantel an der Garderobe abgab.

Man hatte drei große Tische in einen leicht abgesonderten Bereich auf der Catwalk-Balustrade, die praktisch die zweite Etage des Underwolds bildete, für sie reserviert.

Snowcat erfasste die Szenerie der Anwesenden und stellte fest, dass ganz UC bereits anwesend war. Niemand hatte einen „Gast“ mitgebracht. Das war nicht weiter verwunderlich, schließlich handelte es sich um eine Teamparty. Dass Snowcat dennoch in Nicht-Team-Begleitung gekommen war, störte sie selbst nicht im Geringsten.

Blood sah das anders. Sein Blick gefror, als er erkannte, dass Snowcat nicht allein gekommen war. Der Elf trug heute eine schwarze Hose und ein schwarzes Seidenhemd, bei dem die ersten drei Knöpfe offen standen. Das Hemd gefiel Snowcat außerordentlich gut. So gut, dass es wert gewesen wäre, es zu bekommen. Es würde Snowcat sicher unglaublich gut als Nachthemd stehen. Snowcat nahm Blood den Blick nicht übel und konterte ihn mit einem Lächeln, dem er sich geschlagen geben musste.

Starbuck hatte aus seinem Dreitagebart aus Genf einen kleinen, gepflegten Bart werden lassen, der ihm gut stand. Auch er trug sein übliches Outfit aus schwarzer Hose und schwarzem Shirt. Das T-Shirt trug die Aufschrift, ,Music is the messenger no one can silence. Maria Mercurial‘.

Der attraktive Mann stand neben der für einen Menschen nicht weniger attraktiven TriXhot, die heute ein schwarzes Naval-Minidress, im Stil von 1950 mit orangenen Knöpfen und Navi-Streifen trug. Über AR leuchtete ein ,feuriges‘ geschwungenes X auf dem Rücken. Die schwarz-orangenen Peek Toe Heels passten ganz hervorragend dazu. Das Mädchen hatte definitiv einen eigenen Stil. Snowcat sah TriXhot zum ersten Mal in einem Kleid und kam zu dem Schluss, dass die junge Frau so etwas öfter tragen sollte. Die Blicke der Männer zeugten davon, dass sie das ebenso sahen. 

Sugmani passte mit ihrer orangeroten Fransenbluse und ihrer schwarzen Hose optisch perfekt zu den zwei.

Tuareg hüllte sich in Dunkelblau. Seinen langen Mantel hatte er angelassen, Sakko, Hose und Hemd waren dezent modisch geschnitten und von teurer Qualität, die Schlangenzeichnung auf seinem Breezer leuchtete jedoch grün.

Docs schwarzer Anzug mit Gehrock saß tadellos, sein Hemd war weiß, seine Weste blutrot und seine Krawatte silbern. Alles war maßgeschneidert worden.

Steel und Shark Finn waren im edlen und zeitlosen, identischen Look erschienen, sie trugen schwarze Anzüge und weiße Hemden. 

FTW hatte eine dunkle Hose an und auch sein Hemd war weiß, wobei er sein klassisches Partyoutfit um eine Goldkette erweitert hatte, die nun schwer auf seinen beharrten Brust lag.

Sparky und Arcade waren wieder mal gekleidet, als wären sie dem InStyle Magazin von morgen entsprungen. Ihre bunten Outfits lagen voll im Trend und waren doch so extravagant, dass sie auffielen. Man warf ihnen den einen oder anderen Blick zu und der eine oder andere fragte sich sicher, bei welchem Designer die Zwillinge eingekauft hatten, so authentisch sah ihre Holoware aus. Wieder einmal war das etwas, wobei Liam sich selbst übertroffen hatte.

Soweit die gewohnten, durchaus höchst eleganten Party-Outfits ihrer Kollegen.

Danach wurden der Stil etwas ungewöhnlicher und in wenigen Fällen unpassender.

Mystique sah in ihrem schwarzen, langen, tiefgeschlitztem Abendkleid mit Rüschen und Spitze, die überall Haut durchblicken lies, umwerfend aus. Snowcat erkannte die Frau mit dem mediterranen Teint einzig an ihrer Figur. Ihr Gesicht wurde von einem Spitzenschleier verdeckt, doch die Hakennase die heute üppig ausgefallen war, wies auf markante Gesichtszüge hin. 

Mystères Ensemble aus schwarzer Hose und schwarzem Samthemd wurde durch einen Zylinder, eine Halbmondsonnenbrille und Zigarre komplettiert. Noch so ein Hemd, dass sich gut als Nachthemd eignen würde.

Thunderstrike war in seiner Ausgehuniform der Marines erschienen, was Snowcat ein wenig überraschte.

Average hatte schwarze Baggypants, ein fast schon scheussliches Hawaiihemd und goldenen Turnschuhe kombiniert. Shark Finn hatte Average darauf hingewiesen, dass es auch vernünftige Hawaiihemden gäbe und er ihm gerne welche besorgen würde. Ein Angebot, welches Average erfreut angenommen hatte.

Butcher trug zu seiner üblichen braun gelockten, menschlichen Körpermaske, eine verwaschene Blue Jeans, ein braunes T-Shirt und ein wirklich scheußliches Sakko in beige mit brauen Ellenbogenschonern. 

Blackstone überraschte Snowcat mit seinem Outfit am stärksten, er hatte Twinbows Look samt Mütze kopiert und solches halbmoderne Zeug hatte er definitiv zuvor nicht im Kleiderschrank gehabt und sicher extra kaufen müssen. 

Alle Runner hatten eines gemeinsam: Sie trugen Twinbow-Gedenk-AR-Mützen, auf denen hin und wieder ein Apfel erschien, den man mit einer AR-Armbrust abschießen konnte. Jeder Treffer brachte simpel einen Punkt, wie Sparky Snowcat stolz erklärte. Natürlich bekamen Harlequin und Snowcat ihr AR-Party-Paket ebenfalls feierlich zugesandt.

Nach einer ausgiebigen Begrüßung durch die Zwillinge drehte Snowcat ihrer Runde, um jedem persönlich Hallo zu sagen. Als sie zu Sugmani kam, umarmte die Orkin auch Harlequin herzlich und meinte dann grinsend zu Snowcat, „Wenn das heißt, dass Du Dich jetzt öfter mit ihm abgibst, dann hast Du noch mehr Geduld, als ich dachte.“ Sie beäugte Harlequin und fügte hinzu, „Das einzig beständige an ihm ist sein Stil, was Klamotten angeht und seine Art zu antworten hat mich immer sehr schnell auf die Palme gebracht.“

Snowcat grinste zurück und zwinkerte Suggi zu, „Ja, er will einfach kein anständiges Hemd anziehen. Immer diese T-Shirts.“

Harlequin zog die Augenbrauen zusammen, „Was denn? Ich hab halt ne T-Shirt Phase.“

Suggi verzog das Gesicht, „Hä? Du hast doch schon vor zwanzig Jahren auch nur diese T-Shirts getragen.“

Harlequin nickte, „Ich sag doch, das ist nur ne Phase.“ Er lächelte Snowcat an, „Außerdem hatte ich als Rochefort ein Hemd an.“

Verdammt, die Gelegenheit an ein Hemd von Harlequin zu kommen, hatte Snowcat verpasst. Sie legte den Kopf leicht schief und lächelte, „Ja das stimmt und das hat Dir auch ausgesprochen gut gestanden. Wie alles, was Du trägst.“

Er grinste breit, „Nicht wahr!?“

Ein Mädchen im knappen Outfit des Underworld brachte die Getränke. Die Runner und Harlequin kamen zusammen und begangen mit einer Runde Tequila auf Twinbow anzustoßen. Average, der keinen Alkohol vertrug und Tuareg, der aus seinem Glauben heraus keinen Alkohol trank, durften auf ein alkoholfreies Getränk ihrer Wahl zurückgreifen. 

Average ergriff zuerst das Wort, „Ich hab mir die gesamte Angelegenheit noch mal durch den Kopf gehen lassen und möchte festhalten, dass ich nur für Twinbow hier bin! Mein Gedenken hat Riven nicht verdient, weil ich glaube, sie hat Twinbow auch was angetan. Abgesehen davon war Riven schon nicht mehr im Team.“ 

Auf Starbucks Gesicht zeichnete sich ob dieser Ansage eine Mischung aus Verwunderung und Bedauern ab. 

Snowcat fing die Situation auf: „Es gehört sich sowieso, dass das Gedenken immer nur für einen nach dem anderen gilt, also: Auf Twinbow, möge er da wo er jetzt ist, einen Menge Spaß haben.“

Alle hoben ihre Gläser und tranken.

Als Snowcat die nächste Runde, sie selber trank Absinth, auf Riven ausrief, machten Average, Blood, Steel und Sugmani nicht mit. Die Zwillinge sahen sich kurz an, zuckten mit den Schultern und leerten dann ihr Whiskyglas. 

Mystique wies auf den Trauerflor, den Starbuck am linken Arm trug und meinte, „Strumpfbänder trägt man am Bein und nicht am Arm.“

Starbuck grinste matt.

Average warf plötzlich ein, „Oder auf dem Kopf, wenn man mal ,einkaufen‘,“ er setzte das Wort einkaufen mit den Fingern in Anführungszeichen, „geht.“

So gut wie alle aus der Runde starrten Average an.

Shark Finn fragte, „Und was machst Du dann damit? Schneidest Du Dir zwei Schlitze rein und nutzt es als Augenmaske?“

Alle lachten bei dem Gedanken, nur Average starrte nun. „Äh? Wieso?“

Shark verdrehte die Augen, „Das heiß Strumpfmaske und nicht Strumpfbandmaske, man!“

Da kapierte es Average auch, „Ach ja, genau. Aber dann braucht man Strumpfbänder ja heutzutage gar nicht mehr, das Material gibt es doch sicher her, dass Strümpfe so am Bein halten.“

Blood grinste fies, „Du hast echt gar keine Ahnung, oder?“

Snowcat meinte mit einem leichten Schnurren in der Stimme, „Strumpfbänder sehen einfach viel besser aus. Doch wenn Du nicht weist, wie Strumpfbänder aussehen, kann ich Dir ja gerne gleich mal eines zeigen, Average.“

Blood blickte Average ernst an, „Tu einmal was Schlaues Chummer und sag ja.“

Doch Average winkte ab, „Nee, ich hab schon verstanden.“ 

Eine Menge Männer schüttelten die Köpfe. Average beachtete das nicht und wurde prompt von einer beachtlichen Menge an AR-Bolzen getroffen. Der Mann sah an sich runter, holte tief Luft und blies seinen AR-Körper auf, bis alle Bolzen rausgeploppt waren, dann fuhr er ungerührt fort, „Ich hatte mich geirrt, ich meine Strümpfe und nicht Strumpfbänder. Also kann man sich einen Strumpf zum Einkaufen über den Kopf ziehen.“

Shark Finn sagte trocken, „Außer Trolle, die nehmen Strumpfhosen, wegen der Hörner.“

Alle lachten, Sparky und Arcade kringelten sich sogar, setzten augenblicklich selber AR-Strumpfhosenmasken auf und wackelten fröhlich mit den so entstandenen Hasenohren. 

Nachdem sich alle beruhigt hatten und nur noch ein breites Grinsen auf ihren Gesichtern zurück geblieben war, kam von Average, „Ich hab sowieso keine Ahnung, warum man noch in eine Bank einbrechen sollte und wozu man überhaupt noch Banken braucht.“

Dann driftete das Gespräch ab und man erklärte Average etwas über Banken, Schließfächer und Versicherungen, während Sparky und Arcade ihren Score im Äpfelschießen in die Höhe trieben. Am Ende war Average bei einer Theorie gelandet, bei der Drachen Versicherungskonzerne an sich rissen, um ihren Hort um die Gegenstände aus Bankschließfächern bereichern zu können. „Lloyds, Lofwyr, die klingen beide auch total gleich.“, schloss er seine Beweisführung.

Doc hob eine Augenbraue und fragte, „Bist Du da jetzt völlig selbst drauf gekommen oder stammt das direkt aus einer der Verschwörungstheorien von Velvet Touch?“

Als Doc das fragte, waren Sparky und Arcade bereits längst auf der Tanzfläche verschwunden. Obwohl diese gut 10 Meter unter ihrer VIP-Ecke lag, schossen sie gelegentlich Bolzen hoch und trafen die Äpfel auf Averages Kopf, die während der letzten paar Minuten vermehrt dort aufgetreten waren. 

Harlequin stand dicht neben Snowcat und fragte sie nun betörend männlich flüsternd: „Wollen wir vielleicht tanzen, Snowcat?“, sein Atem pustete ihr ins Ohr und ein leichter Schauer lief ihr den Rücken hinunter.

Sie hob den Kopf und sah ihm tief in die außergewöhnlichen, grünen Augen, „Sehr gern!“

Als sie beinah eine Stunde später zurück an die Tische kamen, hatte Snowcat ihrer ersten beiden Drinks ausgeschwitzt und frischte ihren Flüssigkeitshaushalt mit Wasser und einem Himbeer-Magaritha auf. Sugmani war sitzend am Tisch eingeschlafen, aber ansonsten war die Stimmung ausgelassen und fröhlich. Diejenigen, die nicht tanzen waren, unterhielten sich angeregt. TriXhot stand dicht bei Looks Like Bear, der sich zwischenzeitlich manifestiert hatte, um mit ihr tanzen zu gehen. Seine bare Brust glänzte vor Öl und Schweiß. Er sah durch und durch echt und gut aus.

Blood unterhielt sich mit Mystique und die beiden schienen sogar ein wenig zu flirten. Einzig und allein Starbuck stand ein Stück abseits und blickte in sich gekehrt in die tanzende Menge unter ihm. 

Snowcat küsste Harlequin auf die Wange, stellte ihr Glas ab, ging dann zu Starbuck rüber, stellte sich neben ihn und fragte, „Na? Berechnest Du die Hüpfer pro Minute oder grübelst Du über etwas anderes?“ 

Er lächelte sie kurz an, seufzte dann leicht, „Ich musste gerade nur daran denken, dass ich bei unserer letzten Gedenkparty noch mit Riven Musik gemacht habe. Das ist schon alles.“

Snowcat legte den Kopf zur Seite und sah Starbuck von unten an, „Und die Erinnerung macht Dich traurig?“

Der junge Mann seufzte erneut und antwortete dann, „Der Tod von Sunrise damals war für mich weit weg. Twinbow kannte ich nicht mal richtig. Riven war mir da irgendwie viel näher. Nicht weil ich sie scharf fand oder so, klar sie sah gut aus, aber das war es nicht.“ Er holte tief Luft und fuhr dann fort, „Ich wollte ihr damals helfen und ich dachte, mit der gemeinsamen Vorbereitung des Konzerts etwas erreicht zu haben. Es war toll mit einer Frau, einem Partner gemeinsam Musik zu machen. Es war eine total neue Erfahrung für mich. Jetzt bleibt bei mir einfach das Gefühl, doch nichts bei ihr erreicht zu haben.“

Snowcat berührte Starbuck sanft am Arm, „Ich bin sicher, Du hast etwas erreicht. Bei dem Auftritt sah Riven zufrieden aus. Es hat eben einfach nicht gereicht für das, was danach kam. Weißt Du, für Riven hat auch in der Musik Schmerz gelegen. Sie hat es wirklich nicht leicht gehabt, glücklich zu sein. Immer wenn sie es war, ist etwas geschehen, was das zunichte gemacht hat. Und von oben fällt es sich eben besonders tief. Ich weiß nicht, was sie am Ende getrieben hat, vielleicht hatte sie einfach die Hoffnung verloren und da war die Göttin, die sagte, dass sie keine braucht. Wie auch immer, die Riven, die ich noch als Bittersweet kennen gelernt habe, die hätte nie so sein wollen und zumindest die haben wir gerettet.“

Starbuck nickte zustimmend, „Du hast Recht. Ändern können wir jetzt eh nichts mehr. Wir sind hier, um zu feiern.“ Er grinste plötzlich, „Würdest Du mit mir tanzen gehen?“

Snowcats Antwort war kurz, „Klar! “

Blood und Mystique tanzten in ihrer Nähe. Snowcat war schon lange nicht mehr im Underworld gewesen. Sich in der Menge zu tummeln, machte ihr Spaß.

Starbuck beugte sich während eines Liedes zu ihr vor und rief unvermittelt, „Du siehst heute echt wieder sexy aus.“ Er zwinkerte ihr zu.

Sie grinste, „Danke für das Kompliment.“ Nach eine Pause meinte Snowcat zu Starbuck, „Es ist irgendwie noch genau, wie es früher hier war. Oder? Wir mögen uns verändert haben, der Song ist ein anderer und die Metamenschen um uns herum sind andere, aber hier auf der Tanzfläche ist dennoch genau wie vor drei Jahren.“

Starbuck überlegte kurz, nickte dann aber. 

Als ein langsamerer Song gespielt wurde, erklang Starbucks Stimme plötzlich auch über Commlink, nur so konnte er bei der lauten Musik sicherstellen, dass sie ihn verstand, wenn er nicht rief, „Ich wollte noch Danke dafür sagen, dass Du Code Firefly einfach so angenommen hast.“ In seinem Gesicht tauchte ein Zögern auf, aber dann fuhr er fort, „Ich muss noch etwas loswerden. Ich würde den Code gerne verlängern. Wenn immer Du denkst, ich ende wie Twinbow, dann wende Code Firefly an. Ich weiß, dass das eine schwere Bürde für Dich ist. Aber Du hast in der Kirche genau das für Riven und Twinbow getan.“

Snowcat traf die Frage überraschend, aber sie ließ sich das nicht anmerken. Sie wusste sehr wohl, dass ,Übernommen‘ und zu ,Bösem‘ verleitet zu werden, Starbucks größte Angst war, seit er unter dem Einfluss eines Vampirs vor Jahren Clicks erschossen hatte. Neue Bedrohungen in Form von persönlichen Fehlentscheidungen oder Dissonanz würden diese Angst nur noch verstärkt haben. Snowcat war niemals wohl dabei, wenn sie ein Versprechen gab. Bei solch einem Versprechen schon gar nicht, aber langes Rumdrucksen oder Einschränkungen würden nichts besser machen. Was Starbuck brauchte, war Vertrauen und die Hoffnung auf Rettung, wenn er sich selbst nicht mehr trauen konnte. Snowcat sah Starbuck ernst an und hielt sogar im Tanzen inne, „Abgemacht! Code Firefly bleibt im übertragenen Sinne aktiv.“

Starbuck war sichtlich erleichtert. Er lächelte, was wegen seines neuen Barts ungewohnt aussah. Dann trat Starbuck dicht an Snowcat heran, nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände und küsste sie zart auf den Mund. „Danke.“, hauchte er.

Snowcat hatte dieser Kuss noch mehr überrascht, als die Frage zuvor. Er währte nur einige wenige Sekunden und er zeugte von tiefer Freundschaft, Zuneigung und ... Liebe?

Ein AR-Bolzen schlug bei Starbuck mitten in der Schläfe ein und blieb dort stecken, was Snowcat schmunzeln ließ.

Nachdem der Song zu Ende war, kehrten die Beiden ungezwungen zu den anderen nach oben zurück.

Sie tranken eine weitere Runde auf Twinbow, wofür sogar Suggi geweckt wurde, weil zufällig mal wieder alle beisammen waren. In ungefähr einer Dreiviertel Stunde, genau um eine Minute nach Mitternacht, würde der Live Act spielen. Eine vielversprechende Band mit dem Namen ,New Day‘, die irgendwo zwischen Chrome Rock und Steelmill Industrial angesiedelt war.

Die Bedienung brachte gleich im Anschluss eine weitere Runde Bier und Tequila, Harlequin nickte ihr zu, stellte sich mit einem Bier und einem Tequila in der Hand vor das Geländer und hatte, ohne dass er auch nur ein Wort gesagt hätte, sofort die Aufmerksamkeit aller UC auf sich gezogen und er war sich dessen auch gewiss.

Harlequin hielt beide Glaser übereinander in einer Hand, hüpfte auf das Geländer und zwar so, dass er den Abgrund im Rücken hatte und trank beides in einem Zug leer. 

Er erntete sofort Beifall.

„Na, wer probiert das mal?“, fragte Harlequin in die Runde, nachdem er locker wieder runter gesprungen war. 

Sparky und Arcade applaudierten immer noch begeistert und hüpften fast schon gleichzeitig auf das Geländer. 

Shark Finn rollte mit den Augen und stellte sich in ihre Nähe, damit er sie notfalls festhalten konnte. Aber das störte die Zwillinge nicht. Sie alberten dabei herum und Arcade verschüttete eine Menge von dem Bier, aber sie blieben oben. 

Natürlich wollte sich auch TriXhot die Gelegenheit nicht nehmen lassen. Sie zögerte nur einen kurzen Augenblick, vielleicht überlegte sie einen Moment, wie sie sich am besten in dem Kleid bewegen sollte oder aber sie mochte den Tequila nicht, doch dann stieg sie auf das Geländer und bewerkstelligte das Kunststück problemlos.

Harlequin hob zwinkernd die Augenbrauen und sah Blackstone auffordernd an. 

Der Zwerg schnaufte kurz, besann sich dessen, warum er hier war und nickte. Doch als er oben stand, rutschte ihm das Schnapsglas beinah aus der Hand, er griff danach, verlor das Gleichgewicht und wäre gestürzt, hätte Harlequin nicht blitzschnell den Arm ausgefahren, Blackstone am Gürtel gepackt und ins Gleichgewicht gezogen. 

Blood starrte Harlequin kurz an, trank sein eignes Bier demonstrativ aus und bewegte sich dann mit Raubtierhafter Eleganz auf das Geländer zu, er machte einen Satz darauf, drehte sich um und trank sein Doppelglas leer, wobei er die ganze Zeit Harlequin im Blick behielt. 

Es folgten Tuareg, der es etwas einfacher hatte, da er nur ein Wasser nahm, Doc, Mystère, und Thunderstrike, die die Aufgabe alle auf ihrer Art erledigten. Jeder erhielt Applaus und die Stimmung am Tisch war ausgelassen und angeheitert. Dass sie auch die Aufmerksamkeit der Umgebung besaßen, störte die Runner nicht. 

Als nächstes meldete sich Mystique und sie machte zur Freude aller eine kleine Show daraus. Bei ihrer Übung zeigte sich, wie tief die Schlitze an ihrem Kleid waren. Ein atemberaubender Anblick.

Sugmani seufzte, schüttelte über sich selbst den Kopf und trat an das Geländer. Harlequin bot ihr seine Hand an und sie ließ sich nach einem Knicks von ihm hinauf helfen. Als sie sich zurückbeugte, machte sie selber das Geräusch von knarzenden, knackenden Knochen nach, aber dann trank sie alles aus, ohne einen Tropfen zu verschütten.

Harlequin trat zu Starbuck und forderte ihn auf, das Spiel nun auch mitzumachen. Der junge Mann lehnte zunächst dankend ab. Doch Harlequin lockte ihn weiter und auch Arcade fiel mit ein, da sie offenbar der Meinung war, dass das für alle ein Spaß und Mitmachen ein Muss war. Schließlich wollte auch Starbuck sich nicht lumpen lassen und kletterte auf das Geländer. Er wackelte von Beginn an und als er das Glas hob, kippte er nach hinten weg und rutschte ab, das Glas zerschellte auf dem Boden zehn Meter unter ihm. Einige aus der Menge kreischten.

Starbuck wedelte mit den Armen, doch im Gegensatz zu Blackstone fand er weder das Gleichgewicht wieder, noch packte ihn Harlequin am Gürtel…

... und dann fiel er. 

Mehr Metamenschen kreischten, einige johlten.

In allerletzter Sekunde steckte Starbuck seinen Arm aus, bekam das Geländer gerade noch zu fassen und hielt sich mit einer Hand daran fest. Shark Finn trat zu ihm und zog ihn hoch. 

Sugmani sah kurz zu Harlequin und schüttelte mütterlich grinsend den Kopf. 

Puh, das war knapp gewesen. Snowcat war sich zwar sicher, dass es nie zu einem Aufschlag von Starbuck auf dem Boden gekommen wäre, aber sie war froh, dass er sich selbst gefangen hatte. Sie beschloss, dass sie jetzt an der Reihe war, sie seufzte innerlich und ließ sich dann von Harlequin auf das Geländer helfen. Ihr silbernes Kleid glitzerte im Licht des Nachclubs. Das Gleichgewicht machte ihr keine Probleme. Ihre Sorge bestand viel mehr in der Menge von Alkohol, die sie ohne abzusetzen trinken musste und die ihr schnell zu Kopf steigen würde. Doch sie holte Luft und trank. Es kam, wie sie vermutet hatte, sie scheiterte beinah am Bier. Sie musste sich weiter nach hinten beugen, um nicht abzusetzen. Der Pferdeschwanz aus schneeweißem Haar berührte fast schon ihre Fersen. Doch sie schaffte es, auch wenn sie dabei nicht so elegant ausgesehen hatte, wie Mystique oder so athletisch, wie TriXhot. Harlequin reichte Snowcat die Hand, half ihr runter und küsste sie zärtlich auf die Schläfe.

Jetzt fehlten nicht mehr viele, fast alle hatten es gewagt. 

Shark Finn wackelte skeptisch am Geländer. 

FTW meinte, „Warte, bevor Du das Teil platt drückst, bin ich dran.“ Auch der Ork war geschickt genug, sich auf dem Geländer zu halten und der Alkohol war kein Problem für ihn. Das kleine Schnapsglas wirkte in seiner Hand winzig.

Dann war Shark Finn dran. Das Metal ächzte und es bog sich ein wenig durch, aber es hielt. Die Menge unten atmete auf. 

Arcade redete auf Butcher ein, aber er schüttelte immer wieder den Kopf, seine braunen Locken wackelten dabei.

Arcade setzte einen zuckersüßen Blick auf und meinte, „Ach bitte, bitte! Du kannst auch nur so tun, als wenn Du was trinkst.“

Doch Butcher wollte nicht. 

Arcade warf ihm einen tödlichen Blick zu, der Butcher nicht weiter interessierte. Doch Snowcat wusste nur all zu gut, dass Butcher in den Augen der Zwillinge nun für lange Zeit verschissen hatte. Sie würden das nicht vergessen und es ihm irgendwann auf ihrer Art heimzahlen. Butcher hätte besser zugestimmt, aber er kannte das Team nicht gut genug, um zu wissen, dass das irgendwann ein Problem werden könnte.

Average schlug sich viel besser, als die meisten erwartet hätten. Er hatte sich anstelle von Wasser für eine Dose Nuke It entschieden und leerte sie in einem Zug, was einige der Runner schon an sich als Höchstschwierigkeit angesehen hätten. Mit einem herzhaften Rülpser ließ er die Kohlensäure raus.

Bis auf Starbuck, der runtergefallen war und Butcher, der nicht mitgemacht hatte, hatten alle bestanden. Snowcat wusste, dass sie keine weitere Runde schaffen würde, sie vertrug einfach zu wenig Alkohol.

Blood sah Harlequin kühl an, er machte aus seiner latenten Eifersucht keinen Hehl. 

Harlequin lächelte herausfordernd, nahm sich zwei Gläser und einen Stuhl, balancierte diesen auf dem Geländer aus, sprang wie ein Akrobat darauf, natürlich ohne einen Tropfen zu verschütten und leerte die Getränke in einem Zug. Es wirkte, als wäre es das einfachste auf der Welt und er sah auch noch umwerfend dabei aus. Harlequin sprang mit dem Stuhl ab, wirbelte ihn einmal rum und stellte ihn dann provokativ zwischen den Runnern ab.

Blood überlegte einen Moment, schnappte sich dann zwei frische Gläser und griff nach dem Stuhl, der sich zunächst nicht bewegte, sondern am Boden festgeklebt schien. 

Snowcat sah sich um, Butcher war nirgends zu entdecken, sie spürte nach Bewegung und tatsächlich war da jemand, der nicht zu sehen war bei dem Stuhl.

Blood ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, er zog heftiger an dem Stuhl, war dabei aber auf alles vorbereitet und selbstverständlich war der Stuhl inzwischen frei beweglich.

Blood stellte die Gläser noch einmal auf dem Boden ab und probierte eine Weile mit dem Stuhl. Erst dann versuchte er sich an dem gleichen Kunststück, dass Harlequin vorgelegt hatte. Er war deutlich langsamer, vorsichtiger und weniger elegant, aber er schaffte es schließlich und leerte die Gläser.

Harlequin war der erste, der Blood applaudierte und ihm lachend gratulierte. Dann wandte er sich tatsächlich an Starbuck und meinte, „Na, wie wärs?“

Starbuck schüttelte den Kopf, „Sicher nicht!“

Harlequin fragte wölfisch, „ Warum nicht?“

Ein Signalton, der verkündete, dass in 15 Minuten der Liveact beginnen würde, ersparte Starbuck die Antwort.

Snowcat trat hinter Harlequin und griff nach seiner Hand. Eine wandte sich ihr sofort zu und mit einem schelmischen Lächeln zog sie ihn hinter sich her. Er folgte ihr, ohne eine Frage zu stellen.

Snowcat führte ihn zur unteren Bar, dort ließ sie sich einen Caipirinha, eine kleine Flasche des besten Wodkas und zwei Schnapsgläser geben. Bis auf den Caipirinha verstaute sie alles in ihrer Handtasche. Sie griff erneut nach Harlequin Hand und dann führte sie ihn nach hinten. Sie ließ den Backstage-Bereich ebenso links liegen, wie die Toiletten und die Büros, stattdessen strebte sie zielstrebig auf die letzte Tür zu, auf der ,Technik‘ stand. 

Snowcat klopfte und nach wenigen Sekunden öffnete ihr ein schlaksiger, Akne-narbiger, menschlicher Mann Ende 20. Er riss die Augen weit auf, fuhr sich durchs Haar und sagte, „Wow,“, leicht verlegen sprach er weiter, „Dich hab ich ja schon lange nicht mehr hier gesehen. Aber ich freu mich, dass es Dich noch gibt.“

Sie strahlte ihn an und gab ihm den Caipirinha, wiedererkannt hatte er sie. „Hey, schön, dass Du heute Abend hier bist, Brandon! Ist ein Capirinha noch Deine Lieblingsdrink?“

Er nickte.

Snowcat lächelte charmant, „Das ist schön.“, dann gab sie ihm den Drink und fragte, „Dürfen wir auf die Brücke?“

Bei dem Wort ,wir‘ zögerte Brandon kurz, „Wie gar nicht allein? Du hast wen mitgebracht???“ Er fuhr sich überrascht und ein wenig verwirrt durchs Haar, „Ähm,“, es folgte eine lange Pause und dann, „aber, na klar, mach ruhig.“

Der Mann ließ sie ein und setzte sich dann wieder in seinen Master-Cher vor seine Bildschirme und AR-Monitore. 

Snowcat bog in dem kleinem Raum gleich nach links ab. Sie gingen durch eine Tür hinter der eine kurze Wendeltreppe dichter unters Dach auf einen Balkon aus Stahlverstrebungen führte. Zwei Wartungsdrohnen schlummerten vor sich hin. Hier oben wehte eine leichte Brise von der auf Hochtouren arbeitenden Klimaanlage.

Snowcat grinste Harlequin an, wies hinter und über sich, wo Dutzende Verstrebungen und Leitern die wahren Catwalks des Nachclubs bildeten und meinte leise. „Ich dachte, wie sehen und hören uns das Konzert von hier aus an.“

„Das ist eine schöne Idee.“, erwiderte Harlequin.

Snowcat zog ihre High Heels und ihre Seidenstrümpfe aus und stellte beides ordentlich auf dem Balkon ab. Sie schob sich die Henkel ihrer Handtasche über die Schulter, nahm die Hand, die ihr Harlequin darbot und hüpfte dann auf das schmale Geländer des Balkons. Von dort aus balancierte, kletterte und sprang sie über Verstrebungen, Wartungsgitter und Catwalks, bis sie eine kleine Platform leicht schräg vor der Bühne erreicht hatte. Der Weg war für sie nicht sonderlich schwierig, denn sie hatte keine Angst davor zu fallen. Harlequin konnte ihr mühelos folgen und er war ebenso leichtfüssig und lautlos wie sie selbst.

Sie setzten sich dicht nebeneinander. Die Masse aus Metamenschen unter ihnen bewegte sich in gespannter Erwartung auf das Konzert, das jeden Moment beginnen würde. 

Snowcat holte die Wodkagläser nebst Flasche aus ihrer Handtasche, außerdem hatte sie noch einen Dose mit Nüssen und Trockenfrüchten dabei. 

Harlequin übernahm das Einschenken.

Sie lächelte ihn zärtlich an und sagte in sanftem Ton, „Selbst wenn man nicht astral wahrnimmt, ist es einfach unglaublich zu sehen, wie die Emotionen des Masse mit einander verschmelzen. Astral ist es dann eine ganz besondere Lightshow.“

Harlequin gab ihr ein Glas, fuhr mit einer Hand darüber und augenblicklich wurde es von Eiskristallen überzogen.

Sie stießen an und tranken den nun eisgekühlten Wodka. 

Die ersten rockigen Töne erklangen, Snowcat blickte nach unten, „Oh schau mal, das bei Starbuck da auf zwei Uhr, ist das nicht Overkill?“

Harlequin hatte den Arm um Snowcat gelegt und zog sie nun an sich, um sie zu küssen, das ließ sie jeden Gedanken an andere vergessen.

❄❄

Sonntag Mittag ging Snowcats Flug nach Boston, Shark Finn holte sie ab und sie nahmen ein Taxi zum Flughafen.

❄❄

Noch Sonntag-Abend traf Snowcat sich mit Dave, der sie auf den aktuellen Stand bezüglich der Magiekurse bringen wollte. Sie betrat ihre Lieblingspizzeria und entdeckte den jungen Mann sofort. Dave sah irgendwie ein bisschen geknickt aus, er erhob sich aber sogleich, als er sie und Shark Finn eintreten sah.

„Hey, alles klar?“ fragte Snowcat nach dem Begrüßungskuss auf die Wange. 

Dave schob Snowcat höflich den Stuhl zurecht, „Was? Ja, ja. Alles fein.“ dann setzte er sich selbst und wirkte weiter elend.

Snowcat griff nach seiner Hand und sagte in einem lieben Tonfall: „Ich finds gar nicht schön, wenn Du mich anlügst, wenn Du nicht darüber reden magst, ist das okay, aber ich sehe Dir ganz deutlich an, das etwas ist.“

Dave druckste einen Moment herum, dann meinte er traurig, „Mimi und ich, wie haben Schluss gemacht.“

Snowcat drückte seine Hand, „Oh das tut mir leid. Was war der Auslöser?“

Dave holte tief Luft und dann sprudelte es nur so aus ihm heraus, „Da war so ein Ork, der hat sie angebaggert, war nicht schön, aber auch nicht sonderlich schlimm. Er hat ihr nachgepfiffen und was gerufen und so. Eigentlich war alles schon vorbei. Wir waren auch schon ne Strasse weiter. Mimi hat sich aber ganz doll aufgeregt und dann hat sie gesagt, ,scheiß Ork-Pack‘ und ich mein zu ihr, so was kann sie doch nicht sagen und sie meint nur, ,warum, dass hört er doch gar nicht, brauchst keine Angst zu haben‘ und ich mein, ich hab keine Angst, schon allein weil ich ja Magie hab, ich kann sie auch vor Orks beschützen, aber dass es halt ums Prinzip geht, wenn ein Ork sie anmacht, hat das doch nichts mit den anderen Orks zu tun. Und darauf meint sie so, ich soll die Freaks nicht in Schutz nehmen, wäre doch nicht mein Ding oder? Und fragt dann, oder ob das so eine ,Freaks halten zusammen Sache‘ wäre, wo ich mit meiner Magie doch auch unheimlich sei und da sag ich, wenn ich ihr unheimlich bin, dann können wir es aber auch lassen und dann war sie auf einmal ganz still und meint nach ner Weile, dass es ihr aber wirklich Angst macht und ich ja in den Kopf kriechen könnte und dann ... und dann, dann haben wir eben Schluss gemacht.“

Snowcat sah Dave mitfühlend an, „Ohje. Soll ich noch mal mit Mimi reden?“

Dave schüttelte den Kopf, „Nein. Weißt Du, wir haben ja noch mal gesprochen und es ist besser so. Denn dabei kam raus, dass sie total viele Vorurteile gegen Nicht-Menschen hat und das sitzt so tief, das krieg sie nicht so leicht raus. Am Anfang, da hab ich nichts gemerkt. Aber sie hat in letzter Zeit schon öfter Mal so spitze Bemerkungen gemacht. Meine Magie war gar nicht so das Problem, da hatte sie eben nur etwas Angst, dass ich irgendwann mal durchdrehe, aber ansonsten fand sie, dass das gruselig und aufregend zugleich ist. Ich fand da dann eben problematisch, dass sie mir nicht traut, aber das hätten wir hingekriegt, glaub ich.“ Dave sah auf und Snowcat fest an, „Aber ich hab eben auch Vorurteile, gegen Rassisten nämlich und mit einer Rassistin kann ich nun mal nicht zusammen sein.“ Er seufzte herzzerreißend, „Aber auch wenn ich das weiß, fehlt sie mir eben trotzdem.“

Snowcat lächelte sanft, wie ähnlich sich gefühlsbedingte Probleme doch waren, „Ich verstehe, was Du meinst. Der Kopf kann einem zwar die Richtung weisen, aber er tröstet eben nicht.“

Dave nickte, „Du hast so recht.“ Er seufzte erneut und seine Augen wurden feucht, „Wenigstens hab ich es schon jetzt gemerkt und nicht erst, wenn wir verheiratet sind, oder so. Eigentlich ist MImi ganz lieb, das kommt sicher von ihrem Vater und sie hat ja auch den Druck ihrer Freunde und so. Aber jetzt bin ich erstmal froh, dass ich mit Dir.“, er sah kurz zu Shark und korrigierte sich, „mit Euch hier bin.“

Sie bestellten etwas zu essen und trotz seiner eigenen Sorgen setzt Dave sie über das aktuelle Uni-Getratsche ins Bild. Nach der Vorspeise beugte sich Dave plötzlich zu Snowcat rüber und steckte ihr unter dem Tisch etwas zu, dann flüsterte er sehr leise, „Jedenfalls hab ich Deine beiden Zyklen fachgerecht und ordnungsgemäß am Laufen gehalten. Ehrlich gesagt glaube ich, dass Deine sogar besser laufen als meine, was wahrscheinlich daran liegt, dass Du zu Beginn sorgfältiger gearbeitet hast, als ich. Vielleicht könnten wie noch mal durchgehen, was Du...“

Snowcat unterbrach ihn leise , „Dave, warum flüstern wir?“

Dave blickte sich kurz um und flüsterte weiter, „Naja, weil es wahrscheinlich etwas illegal ist, dass ich Deine Karte und Deinen Zugangscode benutze, um ins Labor zu kommen.“ Er riss erschreckt die Augen auf und wurde versehentlich lauter, „Nicht falsch verstehen, ich mach das gern,“ er blickte sich erneut um und wurde wieder leiser, „aber es ist eben illegal.“

Snowcat lächelte amüsiert, Dave hatte ihr ihre Schlüsselkarte zugesteckt, als wären es Drogen und sich dabei unglaublich auffällig verhalten, sie steckte sie weg und meinte in normaler Lautstärke, „Es ist jedenfalls nicht verboten. Und Dave, wenn man sich unauffällig verhalten will, gibt es nichts Schlimmeres, als zu flüstern.“

Dave nickte mehrmals, „Ich wusste es, ich hatte es auf eine Serviette schreiben sollen.“

Todernst erwiderte Snowcat, „Genau und hinterher hättest Du die Nachrichten essen müssen.“

Dave wurde blas.

Snowcat lachte, „Dave, das war nur ein Spaß. Am unauffälligsten ist es, wenn man sich normal benimmt.“

Wieder nickte Dave. Er wollte erst flüstern, doch dann lehnte er sich zurück und plauderte, „Weißt Du, ich fand es irgendwie wieder richtig aufregend, für Dich ins Labor zu gehen und keine Sorge, ich hab mir nichts anmerken lassen und auch immer Zeit verstreichen lassen, bevor ich mit meiner Karte rein bin, damit niemand was merkt.“ Er blickte sich kurz um und grinste stolz wie Bolle auf dem Milchwagen, als er feststellte, das tatsächlich niemand zu ihm rüber sah.

Trotz seines Liebeskummers, hatten sie einen extrem schönen Abend.


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Was in Part zwei von Episode 25 geschieht, welcher neuer Run auf UC wartet und wie sich die Zeit bis dahin gestaltet, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald mal wieder rein, omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*