Episode 15/13 (vom 28.06.) Run 45/1

Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder Zeit für uns hast.

Derzeit On The Run sind: Blood, Steel, TriXhot, Tuareg, Shark Finn und Snowcat.

Datum in unserer SR-Timeline: 19.-21.10.2072

Was bisher geschah: Snowcat hat in Boston mit ihrem zweiten Semester angefangen und zwischendurch Blackstone am Lake Louise besucht, der dort weiter trainiert und ausbildet.  Gemeinsam mit ihm, Liam, SpArcade, den Drakes Trouble, Candle und Tungsten hat sie in Albuquerque einen Run durchgezogen, um für Liam und Assets die Prototypen eines Kampf-Motorrads zu organisieren. Zurück in Boston widmet sie sich weiter ihrem Studium an der Universität und ihrer Ausbildung bei Tango.

Wir schalten uns in dem Augenblick in das Geschehen ein, in dem Snowcat von einem neuen Job in Seattle hört.

Erfahr nun, was es mit dem neuen Run auf sich hat und erlebe dies wieder alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit. 

Deine Kommentare hierzu passen unter ,A Tale So Far, Part IV‘. [LINK]

Solltest Du eines der Slang-Worte mal nicht kennen, dann klick einfach drauf, zumindest, wenn es eine andere Farbe hat, dann verbirgt sich nämlich ein Link zum neuen Glossary darunter. Wenn nicht, dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei. [LINK]

Bereit omae? Dann geht es auch schon los!

Der 19.Oktober 2072 hatte sich in Boston zu einem wunderbaren Herbsttag entwickelt. Die prächtigen Farben des Indian Summer leuchteten im Licht der Sonne. Doch nicht mehr allzu lange, dann würden die Blätter fallen.

Snowcat saß in Mantel, Stiefeln und Mütze im Außenbereich eines Cafés nahe der Universität und genoss ein Pastramisandwich. Shark Finn saß ihr gegenüber. Er hatte hatte einen leichten, schwarzen Mantel über seinen schwarzen Anzug gezogen, was vielmehr dem Style geschuldet war, als dass er wirklich fror. Ein riesiges ,Steak and Cheese‘-Sandwich lag auf seinem Teller.

Snowcats Commlink piepte. Ein Blick auf das Display verreit, dass eine geschäftliche Nachricht sie erreicht hatte. Sie öffnete die verschlüsselte Datei, die ihr einer ihrer vertrauenswürdigen Fixer geschickt hatte und gab ihren Zugangsschlüssel ein. Die Nachricht wurde sichtbar. -,Kurzfristigen Job im Raum Seattle im Angebot. Start heute Abend. Bodyguard-Job. Quasi ein Milkrun. Bei Interesse bitte bestätigen, weiter Informationen folgen dann.‘ - 

Snowcat sah Shark Finn an, der fragend von seinem Sandwich zu ihr rüber blickte, „Ein Jobangebot. Wenn noch Plätze im nächsten Flug nach Seattle sind, würde ich mir den Job gerne mal ansehen.“

Shark nickte, schluckte runter und meinte, „Aber die Maschine braucht zwei Plätze.“

Sie lächelte ihn an, „Copy.“ Per Commlink checkte sie die Lage. In der nächsten Maschine, die sie erreichen konnte war noch genügend Platz. Sie bestätigte, aß in Ruhe auf und buchte dann in ihrem Auto zwei Plätze 1. Klasse in der 15.45 Uhr Maschine nach Seattle, wo sie dann um 13.35 Uhr Ortszeit landen würden. 

Erst im Anschluss öffnete sie die zweite Datei, die sie von ihrem Fixer bekommen hatte. -19.00 Uhr im Big Rhinos. Reservierungsnummer [XXXXX] Angestellten zusenden. Viel Erfolg, Schönheit! Kiss. -

In Seattle nahmen Shark Finn und Snowcat ein Taxi nach Downtown, legten einen Zwischenstopp in Snowcats Wohnung ein, wo Snowcat nach dem Wintergarten sah und Kontakt zu Doc aufnahm. Dann fuhren sie in Snowcats Panamera zum Bootshaus.

Um 17.45 Uhr trafen Sparky, Arcade,TriXhot und Tuareg dort ein. Tuareg war wie immer in seine Roben gehüllt und die Zwillinge trugen erneut ihre schwarzen Jumpsuits, die sie nach Bedarf Holo und AR anpassten, gerne aber auch einfach so trugen. Ergänzt wurde das Einheitsdress heute durch ein orangenes Halstuch bei Arcade und ein grünes Halstuch bei Sparky. 

Die einzige positive modische Ausnahme der frisch eingetroffenen Vierertruppe stellte TriXhot dar, die in eine weisse, kurz geschnittene Lederjacke mit Stehkragen, ein schwarzes, elegantes Top, eine schwarze, knöchellange Lederleggins, die von einem breiten schwarzen Gürtel mit silberner Schnalle gehalten wurde und schwarze, offene Riemchen-Pumps gekleidet war. Den Pony ihres roten Bobs hatte sie mit eine Haarspange zurück gesteckt, wobei es sich wieder um eine Haarspange handelte, die Snowcat zuvor noch nicht an ihr gesehen hatte. Ihr Make Up war erneut dezent gehalten.

Snowcat hatte sich schon vorher in ihren von Xander frisch angepassten Lackleder CatSuit geworfen. Sie hatte all ihre CatSuits überarbeiten lassen müssen, da sich das viele Schwertkampftraining inzwischen sichtlich bemerkbar gemacht hatte. Die lang gestreckten Muskeln an Oberarmen und Oberschenkeln waren definierter geworden, Taille und Hüfte einen Hauch schmaler und wenn ein CatSuit gut aussehen sollte, dann musste er ihrer Meinung nach darauf angepasst werden. Die zwei mal vier Schnallen, die den Nierengurt festzogen und so die Taille zusätzlich definierten, hatte sie selbst entworfen. Statt schwerer Motorradstiefel hatte Snowcat heute ihre brandneue, schwarze Ami Feather Stiefellette mit schwarzem Federmuster und 10 cm Absatz gewählt. Ihr schneeweißes Haar hatte sie an den Seiten mit drei kleinen Zöpfen zurück geflochten und dann mit einem simplen Lederband zu einem Pferdeschwanz gebunden. So war die volle Länge ihres Haares zu erkennen ohne dass sie das hüftlange Haar störte. 

Die sechs Runner unterhielten sich einige Minuten und Snowcat klärte sie darüber auf, was es damit auf sich hatte, dass nun sowohl das Macuahuitl von Tenochs Burder, der TAG-Eraser von Velvet Touch, als auch Blackstone zerbrochenes Schweizer Messer an der Wand über der Essecke hingen. Die Idee mit der Trophäen-Wand, die die Geschichte von UC erzählte, kam gut an. Spontan hängten sie das Gewehr von Sunrise ebenfalls dazu, auch wenn er niemals zu einem Mitglied von UC geworden war. 

Dann kam Snowcat auf den bevorstehenden Run zu sprechen, „Viel weiß ich nicht. Das Angebot stammt aus einer vertrauenswürdigen Quelle, soweit ein Fixer vertrauenswürdig sein kann. Es geht um einen Bodyguard-Job in Seattle. Das Big Rhinos, unser Treffpunkt mit Johnson, wie ihr meiner Nachricht entnehmen konntet, ist eine Institution in Seattle und liegt in Downtown. Das rustikale Restaurant existiert schon seit Jahrzehnten. Es steht als Orkkneipe und Touristenattraktion in den Reiseführern und erinnert mit seiner urigen Atmosphäre an den Tischen eher an eine Taverne im Mittelalter. Es gibt eine Bühne und eine Tanzfläche, auf der standesgemäß viel geschubst wird. Menschen und Elfen sind im Big Rhinos weniger gern gesehen, werden aber toleriert. Das Essen ist scharf und gut, das Bier stark und das Hurlg noch stärker. Es gibt von dort einen Zugang zum Orkuntergrund, einen der wenigen offiziell bekannten Zugänge übrigens. Da wir eine Reservierungsnummer haben, nehme ich nicht an, dass man uns an einen der großen Tische setzten wird. Lasst euch nicht provozieren, aber seid auch nicht zu weich. Und seid vorsichtig mit den Essen, es schmeckt klasse, aber es ist nichts für den empfindlichen Magen.“ 

TriXhot zog ein Tabletten-Döschen aus ihrer Jackentasche, „Ich bin vorbereitet. Zwei vor dem Essen, zwei nach dem Essen und der Magen kommt sogar mit Beize klar.“

Als sie losgingen, taperten Sparky und Arcade dicht hinter Tuareg her und nickten übertrieben wissend mit den Köpfen, die Fingerspitzen hatten sie an das Kinn gelegt und strichen sich durch einen AR-Spitzbart.

Tuareg bleib stehen, drehte sich um und sah die beiden von oben herab durch den Gesichtsschlitz in seinen Gewändern an. „Was?“, fragte er.

Sparky merkte auf , „Du ich schicke euch ja eine meiner kleinen Drohnen mit, wenn die sich unter Deinen Gewändern versteckt, dann kann sie niemand sehen. Darf sie das?“

Arcade meinte, bevor Tuareg antworten konnte, „Dann kannst Du auch mal gucken, ob er wie die Schotten ist oder was drunter trägt.“

„Ihh, nee, ich guck doch nicht nach oben, der hat bestimmt dünne Quarkstelzen da drunter. Da kommt doch nie Licht dran.“

Arcade sah plötzlich besorgt aus, „Du hast Recht, bestimmt ist seine Haut nur in diesem einen Gesichtsstreifen so dunkel. Ihhh.“, sie schüttelte sich. Dann schüttelten sie sich gemeinsam und hörten abrupt damit auf. Arcade fuhr fort, „Aber vielleicht trägt er auch Rollerblade-Schuhe darunter.“ 

„Oh, oh , oh, - er könnte so auch prima schweben, wenn er...“

Da die Zwillinge nicht mit in Snowcats Panamera fuhren, sondern den Toyota Coaster von UC nahmen, hörte Snowcat nicht mehr wie die Diskussion weiter ging, aber sie war sicher, dass die Fantastereien noch einige Zeit dauern würden.

SpArcade blieben im Wagen.

Snowcat betrat mit Tuareg, TriXhot und Shark Finn im schwarzen Anzug, weißem Hemd und grüner Krawatte das Big Rhinos. Die Luft war dick und mit dem Duft von Essen, Fleisch und Frittierfett geschwängert. Das Gewirr von einer Menge dunkler Stimmen driftete in Wellen über sie hinweg. Fast alle starten zu ihnen rüber, auch wenn die Gespräche zum Glück nicht verstummten. Die meisten starrten Snowcat an, blickten dann kurz zu Tuareg, um sich dann lieber wieder Snowcat zu widmen. 

Die langen Holztische waren gut besetzt, es gab nur noch Lücken von ein bis zwei feien Plätzen zu entdecken. Vollbusige Orks in Kleidern mit Lederbesatz schleppten vollbeladenen Tabletts umher. Sämtliches Mobiliar war verstärkt. Die Nischen, in die bis zu acht große Metamenschen passten, wie Snowcat wusste, waren auf Grund von raffiniert angebrachter Beleuchtung nicht einfach einzusehen. Auf der Bühne, die mit einem Fangnetz umgeben war, -wobei Snowcat nicht wusste, ob es dazu diente die Band vor den Gästen oder die Gäste vor der Band zu schützen, -baute eine Goblin-Rock-Band bestehend aus drei Trollen und einem Ork ihre Instrumente auf. Snowcat hatte von der lokal ziemlich berühmten Band ,Eight Feet And One Ton‘ bereits gehört und nicht nur das, sie kannte ein paar deren Songs, die sie sogar mochte. Auch der Name der Band hatte was. Zumindest hatte man sich bei der Anspielung auf Gewicht und Größe Gedanken gemacht. Jeder der Trolle was sicher um die acht Fuß groß und eine Tonne Gewicht brachten die vier bestimmt zusammen auf die Wage. Es sah jedenfalls ganz danach aus, als wenn die Band jeden Moment zu spielen beginnen würde, was dann nicht nur eine gute Ablenkung für das Gespräch mit Johnson bieten, sondern auch noch eine nette Untermalung bedeuten würde. 

Snowcat ignorierte die Blicke der Anwesenden, die überwiegend Orks waren. Gepfiffen und gejohlt hatte man heute bei ihrem Anblick nicht, was wahrscheinlich der Gegenwart von Shark Finn im Anzug geschuldet war. 

Eine eigentlich hübsche Orkfrau kam auf Snowcat zu. Nur eigentlich hübsch, weil sie eine gute Figur, tolles, dickes, rotbraunes Haar und ein hübsches Gesicht hatte, Snowcat die behaarten Warzen auf dem Dekolletee jedoch ein wenig befremdlich fand. Sparkys Kommentare über Commlink dazu machten es nicht einfacher dies zu ignorieren. Snowcat schaffte es aber dennoch die Frau mit einem perfekten Lächeln zu begrüßen. Abgesehen davon, kannte sie weder die Schönheitsideale bei Orks, noch wusste sie, ob die Frau das nicht mit Absicht tat, um zu provozieren. 

„Willkommen im Big Rhinos, ich bin Claire.“, sie blickte sich um, offenbar um zu schauen, wo sie die vier unterbringen konnte. 

Die Band begann unter dem lauten Gejohle und Geklatsche der Gäste zu spielen und zwar laut.

Snowcat sandte der Bedienung ihre Reservierungsnummer zu, diese nickte, forderte sie mit Gesten auf ihr zu folgen und hielt direkt auf eine Nische zu. Dort trat sie ein Stück beiseite, damit die Gäste die drei Stufen zur halbrunden Nische hoch steigen konnten. 

Die Belüftung in den Nischen war überdurchschnittlich gut. Egal wie voll es im Big Rhinos war, hier konnte man atmen. Außerdem hatte man mit der Akustik gespielt. In den Nischen kam die Musik deutlich gedämpfter an, sodass man sich ungestört unterhalten konnte.

Auf dem Tisch standen zwei Pitcher, die mit einen goldbraunen Flüssigkeit gefüllt waren und von denen jede eine halbe Gallone fasste, nebst acht Gläsern. Ferner verbreitete das Essen von der großen Speciality-Plate einen köstlichen Duft, für deren Inhalt man ebenfalls acht kleine Teller bereit gestellt hatte. Auf der Platte lagen die scharfen Knabberein, für die das Big Rhinos berühmt war. Habaneros in allen möglichen Formen, Farben, Schärfe-Graden und Variationen. Die kleinen grünen, gelben, orangenen, roten oder braunen Schoten aus der Familie der Paprika waren in Teig frittiert, in Honig gebraten, gebacken, gegrillt, mit Speck ummantelt, mit Schafskäse, Oliven-Tomatenpaste, einer Mandel-Nuss-Mischung oder Schweinehackfleisch gefüllt, um nur einige der Sorten zu nennen. Gemeinsam hatten die Varianten nur, dass sie scharf waren. Was kein Wunder war, da Habaneros nun mal zu den schärfsten Chilis der Welt gehörten. Tückisch an der Platte war, dass man selten erahnen konnte, wie scharf die einzelne Kleinigkeit gerade sein würde. Snowcat war hier mit ihren sensiblen Sinnen leicht im Vorteil, außerdem liebte sie scharfes Essen. Serviert wurde das Ganze mit 12 verschiedenen Dips und kleinen Brot-Sticks. 

Am Tisch saß Mr. Johnsons, ein Elf, mit kurzen, eher dunklen Haaren, deren genauen Farbton man bei dem gelb-orangenem Licht nur schwer erkennen konnte. Gekleidet war er in eine dunkle Jeans und eine schwarze Panzerjacke, die er geschlossen hatte. Ferner trug er links einen schwarzen Panzerhandschuh, den feine silberne Sperethiel-Schrift zierte.

Mit einem breiten Lächeln, das fast schon ein Grinsen war, erhob sich der Elf bei ihrem Eintritt und machte ein paar Schritte auf Snowcat zu. „Wer hätte gedacht, dass wir uns so schnell wieder sehen, Snowcat?“, sagte Alexander Tintagel im charmanten Tonfall.

Tuareg kniff die Augen argwöhnisch zusammen und TriXhot spannte die Muskeln an, bereit zum Sprung.

„Wer ist das?“, kam es von Sparky und Arcade augenblicklich über den Teamkanal.

TriXhot tippte sich an ihr Commlink und kurz darauf leuchtet im AR-Display ihre Antwort auf, ,Einer der ,Jäger‘ von neulich.“

„Uppps!“, kam es von den Zwillingen unisono.

Wieder einmal war Snowcat froh, dass sie sich so gut unter Kontrolle hatte, sie ließ sich ihre Überraschung nicht anmerken und konterte, „Was Sie wahrscheinlich bereits eine zeitlang vor mir wussten.“

„Das könnte durchaus sein.“, Tintagel deutete auf den Stuhl, der neben dem stand, auf dem er zuvor gesessen hatte. Snowcat setzte sich und Tintagel half ihr in den Stuhl, auch TriXhot und Tuareg setzten sich. 

Shark Finn, dem Tintagel, wie auch den anderen beiden nur kurz zugenickt und sonst kaum eines Blickes gewürdigt hatte, setzte sich nicht. Er stellte sich hinter Snowcat auf.

Snowcat wandte sich Tintagel zu und sah ihm für einige Sekunden in die Augen, die die Farbe von dunklem Bernstein hatten. „Und dann sogar mal von nahem.“, sagte sie und ging damit ein weiteres Mal auf seine Ausgangsfrage ein, ohne sie zu beantworten, dann erst senkte sie den Blick.

Tintagel genoss diese Sekunden offenbar, denn er beugte sich ein wenig vor, atmete ihren Duft ein und ließ dabei ein leises und wohliges, ,Hmmm‘ hören. 

Shark Finn sah Tintagel an und sagte unvermittelt, „Gucken ist erlaubt, Sir!“

Tintagel lehnte sich ein wenig zurück und erklärte im eher geschäftsmäßigen Plauderton, „Ich habe mir erlaubt bereits etwas zu essen zu bestellen.“ Tintagel reichte Snowcat einen der kleinen Teller, füllte dann zwei der Gläser aus dem Pitcher und schob ihr eines davon zu. Die anderen mussten sich selbst bedienen. 

Snowcat lächelte, auch eher geschäftsmäßig und antwortete, „Oh fein. Ich liebe scharfes Essen. Besonders, wenn es so gut ist, wie das hier.“ Sie tat sich etwas auf den Teller und wenn die Zeit es her gab, würde das nicht ihr einziger Teller bleiben. 

Tuareg und TriXhot bedienten sich auch von der Platte, wobei TriXhot wunderbar unbekümmert vorging. Tuareg war weitaus vorsichtiger und das, was erkennbar Fleisch als Zutat hatte oder besonders scharf roch, rührte er nicht an. 

Die Kellnerin kam in die Nische und brachte Shark Finn, der sich erst in diesem Augenblick neben Snowcat auf die anderen Seite setzte, einen großen Glaskrug und stellte ihn vor ihm ab. Shark hatte seinen Stuhl ein wenig zurückgezogen und schirmte Snowcat nun nach außen hin völlig ab, konnte dabei aber Tintagel perfekt im Auge behalten. Der Fomori füllte sich sein Glas und trank es in einem Zug leer. Gleichzeitig erschien über Commlink folgender Text: ,Bei dem Getränk handelt es sich um UrukHai, ist eine Mischung aus Hurlg, Orangenbrause und Drambuie, was wiederum ein hochprozentiger Likör aus Whisky, Honig und Kräutern ist.‘ 

„Boah cool!“, kam es von Sparky und Arcade. Wobei ihnen Snowcat nur recht geben konnte, das Zeug war cool und ausgesprochen lecker. Snowcat musste sehr vorsichtig sein, doch durch das gute, gehaltvolle Essen konnte sie sich sicher zwei kleine Gläser davon leisten. 

Tuareg schob das Glas von sich und bat die Kellnerin heran, die gerade den Krug gebracht hatte, „Miss, könnte ich ein Wasser bekommen?“

Die Ork-Frau fragte noch mal nach, „Wasser? Du möchtest Wasser?“

Tuareg nickte, „Ja, bitte.“

Die Orkin hob eine Augenbraue und wollte dann wissen, „Auch ein Handtuch?“

Tuareg verstand nicht gleich, sagte dann aber höflich und geduldig, „Nein, nur ein Glas Wasser bitte.“

Nun hatte die Bedienung kapiert, „Ach so Kleiner, Du willst das Wasser trinken. Aber wenn Dir das Essen zu scharf ist, dann hilft Mich viel besser. Ich bring Dir ne kalte Milch.“

Tuareg blieb höflich, „Das ist sehr freundlich, aber ich hätte wirklich gern ein einfaches Glas Wasser.“

Die Orkin zuckte mit den Schultern, meinte dann „Okay.“ bevor sie wieder abzog.

In den nächsten Minuten machte Snowcat das Essen zum Hauptthema am Tisch. Sie lobte hier und da, fragte Tintagel wie er denn dies oder das fand, gab verspielt zu, wenn ihr etwas zu scharf war und machte keinen Hehl daraus, dass sie nur mit der rechten Hand aß und sich die Finger immer wieder an einem Feuchttuch abwischte, welches sie aus ihrer zu den Schuhen passenden Handtasche geholt und als Serviette neben ihren Teller gelegt hatte. Sie flirtete jetzt nicht mehr, aber sie machte Tintagel bewusst, dass man sich jederzeit wahrscheinlich stundenlang angenehm mit ihr unterhalten konnte, ohne etwas Wichtiges von ihr zu erfahren. Ihren eingestreuten persönlichen Fragen wich Tintagel seinerseits gekonnt aus. Der Elf gefiel Snowcat von Minute zu Minute besser und das hier machte richtig Spass. 

Tuareg behielt während der ganzen Zeit Tintagel im Auge, da er selbst wenig aß und sich an sein Glas Wasser hielt, welches man ihm inzwischen gebracht hatte, wirkte er fast schon ein wenig entrückt, was durchaus zu seinem ganzen Auftreten passte.

TriXhot hingegen erweckte den Eindruck, dass sie gerade genau hier mit diesen Leuten in diesem Laden sein wollte. Sie wirkte völlig ungezwungen und man musste schon ein sehr guter Beobachter sein, um zu bemerken, dass sie dennoch aufmerksam bleib. 

Nachdem sich die Teller zum ersten Mal geleert hatten kam Tintagel zur Sache. „Ich bin derzeit als Sicherheitsberater für einen Gouverneurs-Kandidaten für die Wahl hier in Seattle 2074 verantwortlich. In der letzten Zeit kam es vermehrt zu Morddrohungen und ich bin davon überzeugt, dass sie seit vorgestern auch ernst zu nehmen sind, da die Aussagen gezielter wurden und es Gerüchte auf der Strasse gibt. Bis ich für den Kandidaten eine feste Sicherheitsmannschaft zusammengestellt habe, habe ich für die Übergangszeit empfohlen Extra-Kräfte zu engagieren. Deshalb treffe ich mich hier mit Ihnen.“

Snowcat trank einen kleinen Schluck und fragte dann, „An was für einen Zeitraum dachten Sie dabei?“

„So ungefähr ein bis zwei Wochen.“

„Ich nehme an, es geht um ein 24 Stunden lange Betreuung?“

„Genau, aber ich habe gehört, Sie sind ein großes Team und können das darum sicher leisten.“

„Gibt es Ihrer Kenntnis nach in dem Zeitraum Termine außerhalb von Seattle?“

Tintagel schüttelte den Kopf, „Nicht soweit ich weiß. Sollte dem aber so sein, dann können wir dafür über ein zusätzliches Honorar sprechen.“

Womit die Verhandlungen eröffnet waren. Tintagel bot 5000 NuYen pro Kopf und 1000 weitere pro Tag, wobei er für mindestens eine Woche zahlen würde. Snowcat handelte ihn auf 7500 pro Kopf und 1400 pro Tag hoch, woraufhin TriXhot ihr ein ,dickes Danke‘ aufs Commlink schickte. 

Tintagel lächelte, „Da wir uns nun einig sind, komme ich zu den Details. Bei dem Kandidaten handelt es sich um die als liberal geltende Eliza Bloom. Alles weitere bekommen sie sicher selbst heraus. Derzeit ist Eliza Bloom im Bellevue Hilton untergekommen, wo Männer von Wulverine Security auf sie aufpassen. Werden Sie noch heute Abend mit dem Auftrag beginnen?“

Snowcat nickte freundlich lächelnd, „Ja, so bald wie möglich.“

„Dann brauche ich die Namen Ihrer SINs, damit ich Sie ankündigen kann.“

„Natürlich. Wenn Sie mich einen Moment entschuldigen wollen. Ich werde mich kurz mit meinen Kollegen über Commlink beraten. Im Anschluss wissen Sie dann auch, wie viele wir sein werden.“

„Selbstverständlich.“ 

Snowcat wandte sich ein wenig ab und Tintagel widmete sich dem Essen und tat sich eine weiter Portion auf den Teller. 

„Wie sieht es bei euch aus? Seid ihr im einzelnen dabei?“ fragte Snowcat nach.

TriXhot antwortet zuerst, „Klar, ich hab sogar schon von Bloom gehört, nicht viel, aber sie klingt besser als Brackhaven. Auf sie pass ich sogar gern auf.“

Shark Finn meinte nur, „Dein Run ist auch mein Run, Cousine.“

Tuareg bestätigte mit einem simplen, „Ja.“ und von SpArcade kam ein, „Öhm, also eigentlich hört sich das furchtbar laaangweilig an. Öde sozusagen. Wir wären lieber raus.“

Snowcat lächelte, „Kein Problem, dann frage ich Blood und Steel, wenn sie können, dürft ihr gehen.“

„Puh.“, strömte die Erleichterung aus zwei Kehlen und nur einen Atemzug später verlauteten die Zwillinge, „Wir haben Bescheid gesagt, sie können und kommen dann mit Sack und Pack zum Bellevue Hilton, wenn‘s Recht ist. Wir setzten sie ins Bild und ihr setzt uns später einfach ab, da ihr die Karre hier noch brauchen werdet.“

„Abgemacht.“, Snowcat drehte sich wieder zu Tintagel und lächelte, „Wir vier hier und außerdem noch zwei weitere Männer. Insgesamt also sechs Köpfe.“ Snowcat schickte ihm die Namen via AR.

„Sehr schön. Wenn irgendwelche besonderen Fälle eintreten, dann scheuen Sie sich nicht, mich anzurufen.“ Tintagel zog eine edel aussehende Visitenkarte aus echtem Papier aus der Tasche und reichte sie zwischen zwei Finger geklemmt Snowcat, wobei er wie zufällig ihre Hand berührte. Snowcat quittierte das mit einem viel geübten Augenaufschlag, gleichzeitig leckte sie sich kaum merklich über die Lippen.

Blitzschnell hatte Shark Finn den Arm hinter Snowcats Rücken entlang bewegt und stützte nun seine linke Hand auf dem Tisch zwischen Snowcat und Tintagel auf. Was dank seiner langen Arme kein Problem darstellte. Damit Tintagel keine falschen Schlüsse daraus zog und die Hand als die Grenze verstand, als die sie gedacht war, würde Shark Finn Tintagel nun kurz wölfisch angrinsen. Das wusste Snowcat ohne hinzusehen, so gut kannte sie ihren Bodyguard inzwischen.

Snowcat lächelte Tintagel an, „Es sei Ihnen versichert, das werde ich.“ Sie machte eine kurze Pause und betrachtete die Karte ausgiebig, „Leider habe ich keine Karte aus Papier, aber ich kann ihnen unsere CommID zusenden.“

„Sehr gern.“, Tintagel nahm sein Commlink hoch und wartete auf den Empfang.

Snowcat sandte ihm zwei AR-Karten zu, eine simple schwarze, auf der in neongrün die aktuelle Team-Kontaktmöglichkeit stand und eine weitere zartblaue Karte, auf der zwischen einem Zweig Kirschblüten der Name Snowcat und eine private ID stand, mit der er sie direkt erreichen konnte. Die Nummer auf seiner Karte lernte sie auswendig und steckte sich die Karte im Anschluss in die Stiefelette. 

„Möchten Sie, oder soll ich zuerst gehen?“, fragte Tintagel.

Snowcat seufzte kurz, „Am liebsten würde ich sagen, dass Sie bitte zuerst gehen möchten, dann könnte ich noch etwas von dem Essen bei der Team-Besprechung genießen. Aber da wir noch einiges zu tun haben, wir uns zum Beispiel noch umziehen müssen, werden wir zuerst gehen.“

Er nickte verständnisvoll. 

Als Snowcat sich erhob stand Tintagel ebenfalls kurz auf. Sie lächelte ihn an und sagte: „Vielen Dank für das leckere Essen.“

Tintagel verbeugte sich andeutungsweise und erwiderte in sanftem Ton, „Jeder Zeit gerne wieder.“, was wirklich ehrlich, aber irgendwie nur an Snowcat gerichtet klang, wofür er sich einen blitzenden Blick von Tuareg einfing.

Snowcat nahm noch einmal Augenkontakt mit Tintagel auf, bevor sie ging.

Bereits im Auto sammelten die Runner die Informationen zusammen, die sie über ihre Zielperson, Eliza Bloom, hatten. Hierbei zeigte sich, dass Tuareg offenbar ein hohes Interesse an Politik hatte. Obwohl die UCAS verständlicher Weise nicht gerade sein Spezialgebiet waren, konnte er einige Informationen beitragen. Die Strassen-Infos kamen dafür ausschließlich von Snowcat.

Sie fasste noch einmal zusammen: „Eliza Bloom gehört zur Gattung Homo sapiens pumilionis, umgangssprachlich auch Zwerg genannt. Sie ist eine geborenen Nootka, der Stamm kommt ursprünglich aus der Gegend um Vancouver Island. Sie ist bekanntermaßen erwacht, um genauer zu sein, ist sie eine Schamanin. Sie gilt tatsächlich als liberal und wird von der New Century Party mit ihrer Vorsitzenden Rosalin Hernandez unterstützt. Bloom vertritt die Ansicht, dass mit der Verbindung von Magie und Technik eine bessere Welt möglich ist. Sie unterhält gute Kontakte zu den Illuminati Of The New Dawn und zum DIMR (Dunkelzahn Institute Of Magical Research). Nach Dunkelzahns Tod ergatterte sie als 998 eine der 1000 echten SINs aus dessen Testament. Sie ist Mitglied in diversen Metamenschenrechts-Organisationen und sie hat bei der Astral Space Preservation Society, kurz ASPS, gearbeitet. Vor Jahren trat Bloom schon mal bei der Bürgermeisterwahl des Seattler Bezirks Snohomish an, gewann diese aber nicht. Dafür war sie Jahre lang die Botschaftern für Seattle in Tir Taingire, was uns dann auch ihre Kontakte zu jemandem wie Tintagel erklärt. Sie ist im Orkuntergrund aufgewachsen und hat dorthin immer noch diverse Connections. In einem Interview erregte sie kürzlich Aufsehen und weckte das Interesse der Presse, als sie auf die Frage, was sie denn alles besser machen könne, als der jetzige Gouverneur Brackhaven spontan mit ,Alles‘ antwortete.“

TriXhot grinste breit, „Womit sie bestimmt Recht hat, denn besser als der Rassist Backhaven ist sie in jedem Fall. Wenn sie so ist, wie sie klingt, wähle ich sie vielleicht sogar.“

Blood schaltete sich über Commlink in das Netzwerk ein, „Mit welcher SIN?“

TriXhot reagierte schlagfertig, „Na mit einer aus Seattle natürlich.“

❅ 

Sie setzten Sparky und Arcade ab, zogen sich um, trafen sich mit Blood und Steel, die ihren Wagen und weiteres Equipment mitgebracht hatten und kehrten dann geschniegelt und gestriegelt um 22.00 Uhr im Bellevue Hilton ein. 

Snowcat hatte sich in ein rotes Kostüm von Biomettric Art geworfen. Die Jacke war hochgeschlossen und hatte einen kleinen Schoß. Der Clou an dem Kostüm war, dass man es von Lachsrot bis Blutrot auf 35 verschiedenen Rottöne einstellen konnte, dezent oder auffällig, wie es einem beliebte. Im Moment hatte Snowcat ein dezentes Rostrot gewählt und dazu trug sie die rot-orange-braun karierten City Pumps, ebenfalls aus der Biometric Art Business-Line, deren Muster man variieren konnte. Ihr Haar war inzwischen zu einem geschäftsmäßigen Knoten hochgesteckt. 

TriXhot trug einen schwarzen Actioneer Business Suit, ein schwarzes Hemd, eine orangefarbene Krawatte und schwarze, stabile Businessschuhe. 

Shark Finn hatte sich nicht umziehen müssen. Alle Herren trugen schwarze Anzüge nebst passendem Schuhwerk und Hemd, wobei Steel ein weißes Hemd trug und Blood eines seiner dunkelroten Hemden. 

Alle Männer, bis auf Tuareg, er trug seine dunkelblauen Roben, wie immer. 

Das Bellevue Hilton bestand aus einem langgezogenem, zweiflügligen, zehnstöckigen Gebäude, mit Lindgrün verputzten Wänden. Die gläserne Markise der Lobby war beeindruckend anzusehen. Die beiden Flügel waren innen hohl, die so entstehenden Innenhöfe waren gläsern überdacht und wie kleine Parks bepflanzt, in denen Ruhezonen und kleine Cafés unter gebracht waren. Die Innenwänden der Rundgänge wurden von Fenstern im Biedermeierstil durchbrochen, aus denen man in die Parkanlage blicken konnte. Das Gelände war von Wald umgeben.

Da sie als Sicherheitskräfte anreisten und angemeldet waren, mussten sie nicht am  Waffenscanner vorbei und wurden nach einem skeptischen Blick auf Tuareg zu Miss Eliza Bloom vorgelassen. 

Zwei uniformierte Männer von Wolverine Security standen vor den Tür wache und ließen sich die Namen der Runner nennen. Besonders argwöhnisch waren sie dabei allerdings nicht, was Snowcat auf ihrem Charme schob. 

Snowcat klingelte. 

Eliza öffnete ihnen persönlich die Tür und blickte mit einem sympathischen Lächeln zu ihnen auf. Ihr Haar war schwarz und relativ kurz geschnitten. Sie war in Freizeithose und eine Bluse gekleidet.

Die Runner traten ein und Snowcat stellte jeden von ihnen vor. Dann bat Snowcat darum, sich erstmal ein Bild von der Umgebung verschaffen zu dürfen. 

Als TriXhot sich das Bad zeigen ließ, nahm Snowcat astral wahr. Ihre Zielperson besaß ein anständig ausgebildetes Magieattribut, hatte vier Geister an sich gebunden und trug einen Zauberspeicher in dem ein Charisma-steigernder Zauber steckte. 

Nach der ersten Sondierung setzten sie sich zu einem Gespräch zusammen. Es war Eliza anzumerken, dass sie mit solchen Situationen nicht vertraut war. Sie war es gewöhnt auf sich selbst zu achten.

„Was gab es denn genau für Drohungen gegen Sie?“, fragte Snowcat.

„Mehr so das klassische Zeug. Schmäh- und Droh-Mails, weil ich eine Frau bin. Welche weil eine Native bin, welche, weil ich die falsche Rasse habe oder magisch bin. Ich vereine in mir gleich 3 Minderheiten und bin eine Frau. Vieles sind nur wüste Beschimpfungen und die Drohungen sind nicht konkret, obwohl einige in den letzten Tagen an Schärfe zugenommen haben.“, erklärte Bloom.

Snowcat harkte nach, „Und was hat Sie nun ihrem Sicherheitsberater zustimmen lassen, dass Sie zusätzliches Personal brauchen?“

„Eigentlich weniger die Mails, als die Gerüchte auf der Strasse. Die flüstern, dass Brackhaven was gegen mich plant. Das kommt aus mehr als nur einer glaubwürdigen Quelle. Ich bin mir noch nicht sicher, ob deshalb ein solcher Aufwand notwendig ist, aber ich kann das eben auch nicht einfach abtun.“

Snowcat nickte verständnisvoll. „Wir werden versuchen so wenig wie möglich in ihr Leben einzudringen. Tun sie einfach, was sie sonst auch tun. Es wäre allerdings gut, wenn wir vorher wüssten, wo es hingehen wird und uns bei jedem Ausflug ein wenig Zeit zur Vorbereitung bliebe.“

Die Zwergin nickte.

Snowcat fuhr fort, „Wir müssten dann noch klären, inwieweit Sie im Ernstfall bereit sind, sich unserem Schutz zu fügen. Es nützt nichts, wenn Sie sich in einer Gefahrensituation gegen uns sträuben.“

Bloom nickte abermals, „Das ist mir schon klar. Ich bin kein Freund von Gewalt und löse Probleme lieber mit Worten.“

„Wir werden das berücksichtigen und unsere Waffen mit Betäubungsmunition laden. In Normalfall werden wir alles besprechen können, aber wenn wir Sie in Deckung bringen möchten, dann müssen Sie das zulassen und zwar sofort und ohne Widerrede.“

Eliza seufzte, nickte dann aber. „Gut!“.

Eliza stellte sich als umgänglich, freundlich und bodenständig heraus. Es würde angenehm werden, auf sie aufzupassen. Sie unterhielt sich mit jedem gern und war zum Beispiel auch ernsthaft an Tuaregs kulturellen Hintergrund interessiert. Kurz vor Mitternacht verabschiedete sie sich und verschwand in ihr Schlafzimmer, die Runner konnten das zweite Schlafzimmer haben. 

TriXhot wollte nach draußen, um mit den beiden Wachmännern vor der Tür zu sprechen. Zu ihrer Überraschung begleitete Tuareg sie. Wenige Minuten später kehrten die beiden zurück. TriXhot grinste, „Die sind Okay, verstehen ihren Job, sind aber keine Riesenleuchten.“

Tuareg fügte hinzu, „Niemand von ihnen denkt an Verrat.“

Tuareg, Steel und Shark Finn wollten die erste Nacht wach bleiben, verteilten sich im Wohnzimmer an strategisch wichtigen Positionen und machten es sich dort so bequem wie möglich. Bei Steel sah das ein wenig merkwürdig aus, da er sich in die Mitte des Wohnzimmers stellte, mehrmal schnell die Arme hob und auf beide Türen zielte. Nachdem er die perfekte Position gefunden hatte, verharrte er genau so. 

Blood hatte zuvor noch gescherzt einfach direkt vor der Tür schlafen zu wollen, da Steel ihm aber gesagt hatte, dass er im Fall jemand versuche die Tür aufzusprengen, keine Lust habe, seine Einzelteile aufzusammeln, hatte Blood mit den Schultern gezuckt und gesagt, „Na gut, dann schlaff ich eben bei den Mädchen.“

Weder Snowcat noch TriXhot hatte ihm widersprochen und so lag er nun tatsächlich in Jeans und T-Shirt zwischen ihnen. Snowcat schlief in Harlequins Shirt und grüner Phanty mit rosa Wolkenschafen und lila Sternen, letzteres war hoffentlich abturnend genug, um Blood nicht auf falsche Gedanken zu bringen. TriXhot trug zur Nacht kurze Sportklamotten, gar keine schlechte Idee, wie Snowcat fand, sie waren bequem und bedeckten anständig, was bedeckt sein sollte.

Nach einigen Minuten öffnete Snowcat noch einmal die Augen. Katze saß auf dem Nachtisch und beobachtete sie. Snowcat hingegen beobachtete Blood. Er hatte die Armee über der Brust gekreuzt, keine Decke genommen und atmete tief und gleichmäßig. Der Körper des Elfen war so unglaublich definiert, dass man an ihm gut den Aufbau männlicher Muskeln studieren konnte. Vielleicht würde sie ihn mal bitten, für sie als Aktmodel zu fungieren. Sie widerstand dem Impuls, ihre Hand auf seinen Oberbauch zu legen, schloss die Augen und fiel in einen leichten Schlaf.

Nichts weckte sie in der Nacht. 

Um 6.00 Uhr, zum Wachwechsel draußen, saßen die Runner bereits wieder frisch im Wohnzimmer der Suite beisammen. Shark Finn bekam von TriXhot ein Kompliment für seine Krawatte, die heute orange war. 

Mrs. Bloom suchte um 7.00 Uhr den Fitnessraum des Hotels auf. Wohin sie Snowcat und TriXhot begleiteten. Nach der Dusche gingen alle zum gemeinsamen Frühstück in ein Restaurant des Hotels, wo sie sich an zwei Tischen verteilten. 

Der erste Termin des heutigen Tages war beim Seattler Büro der Draco Foundation, Eliza hatte sich ohne zu zögern dazu bereit erklärt, sich im Teamwagen fahren zu lassen. Snowcat saß am Steuer, Shark Finn neben ihr und Mrs Bloom saß bequem zwischen Tuareg und TriXhot. Blood und Steel fuhren in ihrem mit Drohnen vollgestopften Wagen hinterher. 

Für die meisten war das nicht der erste Bodyguard-Job und so wussten alle, was zu tun war. 

Snowcat hatte ihr Haar braun gefärbt, eine Sonnenbrille aufgesetzt und trug außerdem einen farblich auf ihr graues Aston-Kostüm abgestimmten Fedora („Humphrey Bogart Hut“). 

Auch Shark Finn, Blood und TriXhot trugen Sonnenbrillen zu ihren Anzügen. Steel blieb im Wagen. Shark Finn kommentierte das Aufsetzten seiner Sonnenbrille mit, „Damit erkennt man mich nicht wieder.“

Tuareg zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, „Warum sollte man dich damit nicht erkennen?“ 

„Es geht nicht ums erkennen, sondern ums wieder erkennen. Besonders von den Drohnen der Reporter am Himmel.“, erwiderte der Fomori gelassen.

„Ach so.“, meinte Tuareg darauf.

TriXhot hielt ihm wortlos eine Sonnenbrille hin, die Tuareg dann auch brav aufsetzte. Er sah sie an und fragte, „Und?“

Trixhot lachte herzlich, „Sorry, aber das sieht scheiße aus und deine Tarnung verbessern tut es auch nicht, also gib bitte wieder her.“

Eliza, die Zeuge der Szene geworden war, konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen.

Tuareg gab die Sonnenbrille zurück.

Von Steel kam über Funk, „Alles halb so wild. Ich stör die Drohnen der Reporter eh, wenn die kommen.“ 

Was er zu der Verärgerung und Verwunderung der Presse auch wirklich jedes Mal tat. Die vermochten nur noch Bilder zu machen, wenn Eliza Bloom das erlaubt hatte.

So verstrich der erste Tag mit diversen Terminen, ohne dass etwas geschah, wobei die Runner eingreifen mussten. 

Erst am Abend des zweiten Tages änderte sich das. Eliza bearbeitete ihr Emails, als sich plötzlich ihre Körpersprache änderte und sie sich mit besorgtem Gesicht vorbeugte. Snowcat horchte auf. „Was ist?“, fragte sie.

Eliza antwortet zum Glück gleich. „Das weiß ich noch nicht, aber ich habe eben Nachricht von einem meiner Kontakte erhalten, dass ich mich schnell bei ihm melden soll. Danach weiß ich mehr.“

Snowcat nickte, „Gut. Ich möchte Sie bitten das Gespräch aufzuzeichnen, wenn irgendwas nicht stimmt, dann können wir später alle reinhören. So können Sie das Gespräch erstmal ungestört führen.“

Eliza überlegte kurz, nickte dann und zog sich in ihr Schlafzimmer zum telefonieren zurück. Die Tür ließ sie offen und setzte sich so, dass die Runner sie sehen konnten.

Gut fünf Minuten später kehrte sie ins Wohnzimmer zurück. Besorgnis stand ihr nun deutlich ins Gesicht geschrieben. Sie setzte sich und erklärte leise, „Mein Kontakt sagt, dass da etwas läuft, aber es geht nicht gegen mich, sondern gegen mein Mutter. Jemand plant sie zu entführen und Brackhaven soll seine Finger im Spiel haben.“ Eliza zögerte kurz, bevor sie fortfuhr, „Meine Mutter lebt immer noch in Untergrund und Brackhaven versucht schon lange Beweise für meinen kriminellen Hintergrund zu bekommen, also ist das durchaus glaubwürdig. Abgesehen davon ist der Kontakt vertrauenswürdig.“

Snowcat lächelte nur leicht, „Ich verstehe. Dann wird ein Teil von uns sich auf den Weg machen, Ihre Mutter holen und sie in ein sicheres Haus bringen, bis die Gefahr vorbei ist.“

Bloom sah Snowcat überrascht und dankbar an, „Das... das würden Sie tun? Einfach so?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Nicht einfach so. Wir werden für ihre Sicherheit bezahlt. Wenn man ihre Mutter einkassiert, sind Sie erpressbar, was wiederum Ihre eigene Sicherheit gefährdet.“

Eliza wirkte sehr erleichtert, „Also gut, dann: Meine Mutter ist ein Fixer mit dem Namen Badpenny. Waren sie schon mal im Orkuntergrund?“

Snowcat nickte, „Ja, war ich. Ich kenne die Regeln und mich dort unten sogar ein wenig aus.“

Für einen kurzen Moment huschte erneut Überraschung über Blooms Gesicht. 

Snowcat besprach sich schnell mit dem Team, „Ich denke, dass Blood und Shark Finn hier...“
Shark unterbrach sie, „Nein. Ich geh dahin, wo du hingehst.“

Snowcat grinste, „Gut, dann bleiben Blood und Steel hier und achten auf Bloom.“ Sie lächelte die beiden an, „Ihr seid eh ein eingespieltes Team und magisch ist Mrs Bloom selber. Wenn also keiner Einwände hat, dann bleibt ihr hier und wir gehen nach Badpenny suchen.“

„Du bist der Boss.“, meinte Blood grinsend.

Snowcat, TriXhot und Shark Finn zogen sich um. Shark trug nun einen schwarzen Arbeitsoverall und dazu schwere Combat-Boots. Seine dunklen Cyberhände in der Farbe von Waffenstahl kamen hierbei weniger deutlich zum Vorschein, als wenn er ein weißes Hemd trug. 

TriXhot hatte einen schwarzen Kapuzenpulli mit Kevlar-Einsätzen, eine schwarze Armeehose und schwarze Combatboots, angezogen. Zudem hatte sie ein schwarzes Yankees-Basecap mit orangenem Logo und einen schwarzen Mundschutz auf dem ein orangener Totenschädelkiefer zu sehen war, aufgesetzt. Des weiteren trug sie über all dem zum Style passende PPP Rüstungsteile.

Snowcat war erneut in ihrem Lackleder-Catsuit geschlüpft, trug diesmal aber schwarze Combatboots dazu. Ihr Haar war nun wieder schneeweiß. Wenn sie jemanden aus frühen Zeiten treffen sollte, würde derjenige sie daran erkennen. Die Fubuki steckte sie in ein Holster welches sie am linken Oberschenkel festmachte, das restliche Equipment trug sie in einer Umhängetasche bei sich.

Die vier Runner verließen das Hotel durch einen Personalausgang.

Snowcat vermutete Badpenny am Goblin Market, ein Schwarzmarkt auf dem man nahezu alles kaufen konnte. Sie steuerte einen Eingang in den Untergrund an, der möglichst nah am Goblin Market lag, der Besuchergänge hatte, denn die Gänge der Bewohner sollten Besucher meiden und in dessen Nähe man parken konnte, ohne dass der Wagen nachher weg war. 

Sie fuhr zum Eingang nahe Viriginia Street Ecke, 7th. Avenue, denn darunter sollte der Goblin Market, der sich stets auf der Wanderschaft befand, zur Zeit befinden. 

Vier Orks in Ganger-Kleidung lümmelten sich vor dem Eingang herum. TriXhot identifizierte sie als Skraacha, womit sie Recht hatte. Skraacha war das Or‘zet Wort für Scorchers (Brandschatzer). Die Skraacha waren eine der Orkuntergrund-Gangs und sie sorgten dort und an den Eingängen für ,Ordnung‘. Snowcat überwies das Eintrittsgeld für sie vier und wollte schon aufatmen, als einer der Jungs auf Tuareg zeigte und auf Or‘zet sagte, „Boah muss der hässlich sein, dass der seine Fratze so verhüllt.“ Sie pöbelten Tuareg auf Englisch an, doch er reagierte nicht. 

Die vier Runner waren schon fast durch den Eingang durch, als ein Ork auf Tuaregs Robe trat. Tuareg blieb stehen.

„Hey Du. Nimm mal das Tuch von der Fresse.“

Tuareg tat, als verstehe er nicht und fragte auf arabisch nach, was er denn wolle.

„Watn, Englisch verstehste auch nicht?“ Der Skraacha gestikulierte wüst, als er erneut sagte, „Mach.,,, dat Tuch ab.“

Tuareg zuckte fragend mit den Schultern. Der Ork zog ein Commlink hervor und hielt es ihm vor die Nase, „Sag noch mal.“

Tuareg wiederholte, „Was soll es mich extra kosten?“, dass Commlink analysierte und übersetzte. Der Skraacha sprach ins Commlink, „100 ¥ und ich will dein Gesicht sehen.“

Ein anderer rief, „Das ist bestimmt ein Elf. Wetten, dass das so‘n beschissener Elf ist.“

Tuareg sprach ins Commlink, „200 Y und kein Gesicht.“

Es wurde übersetzt und der Ork antwortete, „Die 200 nehm ich, aber dein Gesicht will ich trotzdem sehen.“

Snowcat seufzte und intervenierte auf Or‘zet, „Bitte, wir zahlen doch und wollen nur rein, wir haben es eilig.“

Als die Ganger ihr perfektes Or‘zet hörten, pfiffen sie, der Wortführer grinste sie an, „Hey cool Schwester, aber ich kann ihn nicht reinlassen ohne sein Gesicht zu sehen, wir sind hier für die Sicherheit zuständig.“ Daraufhin sagte er den Satz noch mal auf Englisch in sein Commlink, das wieder übersetzte, nicht ganz fehlerfrei, wie Snowcat feststellte, aber der Sinn kam rüber.

TriXhot fragte, „Können wir nicht einfach einen anderen Eingang nehmen?“

Snowcat schüttelte den Kopf, „Wir hätten nicht mal einen Schritt gemacht, dann würden sie es an sämtliche Eingange verteil haben und wir hätten an jedem weiteren Eingang ein noch größeres Problem.“

Der Skraacha pfiff anerkennend und kommentierte, „Du sagst es Schwester. Sexy, spricht Or‘zet und ist auch noch clever. Ich könnt mich glatt verlieben.“ 

Oh, oh, das musste ein Ende haben und zwar bald. 

Tuareg deutete auf das Commlink und sprach dann hinein, „Ich zahle die 200 und zeige mein Gesicht, aber nur dir.“

Der Ork lenkte ein, „Okay, aber Nuyen und nicht so einen ausländischen Scheiß!“

Sie drehten sich ein bisschen beiseite, denn weggehen konnte Tuareg nicht, da einer der Skraacha immer noch auf seiner Robe stand. Tuareg überwies das Geld und lüpfte das Tuch vor seinem Gesicht. Was der Ork fotografierte und an seine Freunde schickte.

Einer brüllte, „Ich sag doch, dass ist son beschissener Elf.“

„Hey,“ meinte Snowcat gespielt empört, „Ich bin auch ein Elf!“

„Stimmt, aber du bist verdammt sexy und er nicht.“ 

Zum Glück ließ Tuareg auch das über sich ergehen und sie konnten sich an den Abstieg in den Untergrund machen. 

Als sie außer Hörweiter waren, murmelte Shark Finn, „Ey Tuareg, wenn wir auf dem Markt sind, dann kauf ich Dir ne Pferdedecke oder so was und hänge sie Dir um. So was mach ich nicht noch mal mit, das war echt brenzlig.“

Tuareg deutete eine Verbeugung an und sagte, „Eine sehr gute Idee.“

Kaum in den Tunneln und Abwasserkanälen der Stadt angekommen, stellte sich bei Snowcat das immer noch so vertraute, angespannte Gefühl ein. 

Bereit zum Sprung, bereit zum Rennen. Aufmerksam bis in die Haarspitzen.

Da war auch wieder der Gestank, den man nach einer Weile hier unten nicht mehr wahrnahm. Dafür haftete er um so besser an einem. Sie überlegte für einen Augenblick, sich von Shark Finn durch das brackige Wasser tragen zu lassen, entschied sich aber dagegen, da das bei etwaigen Beobachtern nicht gut ankommen würde. Außerdem konnte sie Boots und Lackleder CatSuit leicht davon befreien. Bei Tuaregs Roben sah sie allerdings schwarz. Die würden schon die dreifach starke chemische Reinigung von Meister Wu brauchen, um das loszuwerden und nach dem Intermezzo hier würde Tuareg sie erstmal in einer Plastiktüte zwischenlagern müssen. Gut fünf Zentimeter waren inzwischen durchtränkt und erste Spritzer waren bereits auf Kniehöhe zu erkennen. Sie zuckte innerlich mit den Schultern, aber vielleicht hatte er ja auch einen Zauber für so etwas. 

Als sie ein wenig tiefer in die Gänge eingedrungen waren, erklärte Snowcat leise, „Ihr müsst euch eigentlich vor nichts hier fürchten. Es sei denn, es kommen euch Teufelsratten flüchtend entgegen, dann solltet ihr anfangen zu rennen und zwar in die gleiche Richtung wie sie,“

TriXhot klang eine Spur angespannt, als sie antwortete, „Copy, das sollte ich eigentlich hinbekommen.“ 

Nach gut 20 Minuten drangen vom Ende des Ganges Geräusche zu ihnen vor. Ein Gemisch aus Stimmen machte sich breit. Sie näherten sich dem Goblin Market.

Dort angekommen machte Shark Finn sein Versprechen wahr. Er ging auf den erst besten Stand mit Klamotten zu, kaufte eine Decke und eine Schlappohren-Fell-Mütze, schnitt in die Mitte der Decke ein Loch und gab sie an Tuareg, damit er sie wie einen Poncho tragen konnte. Da Tuareg sich im Anschluss einfach auf seinen Gehstück stützte, sah er mit Hilfe der Mütze nun wie ein gebeugter, armer Mann aus und nicht mehr wie der Wüstenreiter, den die meisten noch nicht mal aus ihren Bilderbuch-Dateien kannten.

Dieser Markt war wirklich unglaublich. Improvisierte Stände und Metamenschen mit Bauchläden standen überall herum, Waffen lagen auf einem Klapptisch, daneben stand ein Mann mit einer Karre voll Obst. Hier gab es wirklich fast alles. Raketenwerfer und spezielle Waffen dauerten etwas länger. Dabei konnte alles schnell wieder ab- und aufgebaut werden. Es war erstaunlich, dass es überhaupt jemanden gab, der sich hier zurecht fand, dennoch war dem so. 

Snowcat ging auf den Mann mit der Karre voll Obst zu. Die Äpfel sahen echt, gut und frisch aus. Snowcat kaufte 10 Stück und aß einen davon, die restlichen neun verteilte sie an die Kinder in der Nähe, die dies begeistert aufnahmen. Im Anschluss fragte sie den Händler nach Badpenny. Er zögerte kurz und deutete dann weiter hinten in eine Ecke. „Da musst du nach ihr fragen Mädchen. Sie ist meist da.“

„Danke!“, sie schenkte ihn ein bezauberndes Lächeln und fragte, „Sonst noch was, was ich wissen müsste?“

Er zögerte kurz und meinte dann, „Vorhin war da Stress, vor zehn Minuten oder so.“

Snowcat gab Tuareg und TriXhot ein Zeichen ihr zu folgen. Shark Finn befand sich sowieso direkt hinter hier und hatte alles gehört.

Der Ork an dem Waffenstand rief TriXhot noch nach, „Aber hier, schöne Waffe für schöne Frau...“

Sie beeilten sich um in die Ecke zu kommen, wo Badpenny sein sollte. Es kostete sie einiges an Mühe herauszubekommen das und was hier los gewesen war. Dann hatte sie die Erkenntnis, tatsächlich nur 10 Minuten zu spät gekommen zu sein. Badpenny war von Männern in schwarzen Mänteln entführt worden. Fragg!

Ein kleines Orkmädchen zupfte an Snowcats Arm, um ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Snowcat beugte sich zu ihr runter, „Was ist?“, fragte sie in einem lieben Tonfall. Das Mädchen machte große Augen. „Ich habe leider keinen Apfel mehr. Aber warte.“ Snowcat kramte in ihrer Tasche und zog eine Packung Three-Shadowrunner Bar heraus und gab sie dem Mädchen, „Das kannst du haben.“ Die Augen des Mädchens wurden noch größer und strahlen. Snowcat nahm sich noch die Zeit für ein Lächeln, dann richtete sie sich wieder auf.

An ihre Kollegen gewandt sagte sie, „Lasst uns rauskriegen wo sie hin sind...“

Das Orkmädchen zupfte erneut an Snowcat und als sie sich ihr zuwandte, zeigte die Kleine wortlos in eine Richtung. Dort bedrohten zwei Männer in langen schwarzen Mänteln einen Ork an seinem Stand. „Danke!“, sagte Snowcat nur. 

Spontan machte TriXhot die Haarspange, die ihren Pony zurückhielt, ab und schenkte sie dem Mädchen, das unglaublicher Weise noch größere Augen machen konnte.

Vorsichtig bewegten sich die Runner auf die zwei Männer zu. Offenbar versuchten sie den Ork dazu zu bringen, dass er die Klappe hielt und nicht weitergab, was er soeben gesehen hatte.

Sie erörterten schnell ein paar Möglichkeiten, dann meinte Tuareg, „Ich könnte die Informationen einfach auch direkt aus ihren Köpfen holen, selbst wenn sie bewusstlos sind.“

Snowcat grinste, „Okay, machen wir es so.“

Sie näherten sich leise, Shark Finn und TriXhot gingen in Position. Snowcat rief den beiden Männer etwas zu, die sahen zu ihr rüber, TriXhot schoss zwei mal und Shark Finn schlug zu und schon lagen die beiden am Boden. Bis auf dem Mann am Stand hatte niemand etwas bemerkt. Während Tuareg ihnen die Informationen aus dem Kopf holte, entwaffnete TriXhot die beiden und steckte das Zeug ein, mehr damit es sich niemand anderer einfach holte, als weil sie den Kram selber behalten wollte. 

Tuareg fasste zusammen, „Die Entführung ist gut 15 Minuten her, sie waren zu fünft. Badpenny wurde zu einem alten Munitionslager in einem Wäldchen in Fort Lewis gebracht, ich habe eine Adresse in der Nähe. Badpenny soll dort irgendwann mit dem Hubschrauber abgeholt werden. Wann wissen sie nicht. Vor Ort sollen zwei weitere Männer sein. Sie arbeiten für einen Mr.Johnson, mehr wissen sie nicht.“

„Sehr gut.“, lobte Snowcat, „Einholen werden wir sie nicht, aber wir sollten uns dennoch beeilen, damit der Hubschrauber nicht schneller ist.“

Als sie den Goblin Market durch den selben Gang verließen, durch den sie zuvor gekommen waren, rief der Händler TriXhot hinterher, „Ah, schöne Frau, gucken. Ich habe andere schöne Waffe gefunden. Schöne Frau, warten...“

Unterwegs meldete Doc sich und gab die Adresse eines Safehouses durch. 

In Fort Lewis parkten sie am Waldrand. Snowcat wusste, welches verlassene Waffenlager die Männer gemeint hatten. 

Snowcat zog Gürtel und Gurte aus ihrer Tasche und hängte sich ihr Equipment um. Ihren Black-Tooth-Dagger platzierte in einer Scheide an der linken Hüfte.

Die vier schlichen durch den Wald. Es war mitten in der Nacht, aber bis auf TriXhot konnten alle von Natur aus gut im Dunkeln sehen und das Mädchen besaß eine entsprechende Brille. 

Bei dem ehemaligen Waffenlager handelte es sich um ein zweistöckiges, viereckiges Gebäude, dessen obere Etage ein wenig kleiner war als die untere und so oben über einen Außenrundgang verfügte. Das Gebäude war von einem drei Meter hohen Zaun umgeben, der an mehreren Stellen Löcher aufwies. Die zwei Tore unten waren der einzige Eingang in das Gebäude. Oben gab es Fenster und eine Tür, die auf den Rundgang führte. 

Der Wald vor dem Gelände war einst gerodet worden und die Natur hatte das Gebiet noch nicht zurück erobert. Doch das sie über dieses Gebiet mussten, stellte nicht das eigentliche Problem dar. Helle Strahler waren an den Ecken des Hause angebracht worden und erleuchteten das Gelände taghell. 

Ein bewaffneter Mann im schwarzen Mantel stand oben auf dem Rundgang, zwei weitere unten vor den Toren.

Zunächst einmal brauchten sie jedoch mehr Informationen. Dadrinnen konnte eine ganze Armee warten oder auch nur ein Mann.

Snowcat streckte ihren Sinn nach Magie aus und konnte oben die Anwesenheit eines Geistes spüren. 

Tuareg stellte den Mann auf dem Rundgang unter den Einfluss eines seiner Geister, damit er sich nicht bewegte oder Meldung machte und verhörte ihn dann ebenfalls magisch. Im Anschluss erklärte er, „In dem Haus sind noch vier weitere Männer, zwei oben, zwei unten. Badpenny ist unten, ungefähr in der Mitte. Von einem Geist oder Magier weiß er nichts. Der Zugangscode für die Tore lautet 1 2 3 4 5.“

Soweit, so gut.

Sie besprachen sich und erstellten schnell einen simplen Plan. Den Mann oben ließen sie unter der Beeinflussung des Geistes stehen. 

Nachdem Tuareg Snowcats Reflexe gesteigert hatte, schlichen sie unter der Verschleierung eines anderes von Tuaregs Geistern über das gerodete Land und drückten sich durch eine Lücke im Zaun. Snowcat zählte bis drei und bei drei schoss TriXhot mit ihren Pistolen auf den einen Mann bei den Toren und Shark Finn mit seiner Schrotflinte auf den anderen. Sie hatten Stick n‘Shock und Gel Munition geladen. Die Verschleierung dämpfte das Geräusch der abgegebenen Schüsse. 

Die beiden Männer sanken zu Boden. 

Die vier Runner huschten über das Gelände, die beiden Frauen wanden sich dem rechten Tor zu, die beiden Männer dem Linken. 

Sie gaben die Codes ein und öffneten die Tore gleichzeitig.

Die beiden Schwarzmäntel waren gut zu sehen, einer saß auf einem Stuhl vor Badpenny, die als Häufchen in der Mitte des Raumes lag. Der andere stand an die Wand gelehnt und rauchte eine Zigarette. Sie bemerkten das Öffnen und Schließen der Tore spät und als sie es bemerkten, war es für sie zu spät. TriXhot hatte beide niedergeschossen, bevor diese reagieren konnten. Shark Finn lief zu Badpenny, um sie aufzuheben. Die Zwergin war bewusstlos. Tuareg bat einen Geist, sie mit in die Verschleierung aufzunehmen.

Das lief ja alles ganz wunderbar.

Wohl zu wunderbar, denn in diesem Augenblick setzten sich zwei bewaffnete Kampfdrohnen aus den Ecken des Gebäudes heraus in Bewegung und begangen einen Suchmodus zu fahren. Die Drohnen hatten sie nicht auf dem Schirm gehabt und natürlich hatten diese bemerken können, dass die Männer bewusstlos geworden und Badpenny verschwunden war.

Fragg.

TriXhot war schon auf dem halben Weg die Treppe nach oben. 

Tuareg hatte einem weiteren Geist befohlen, den Geist oben anzugreifen, war dann TriXhot gefolgt, um ihr gegen den Magier, den sie oben vermuteten, Rückendeckung zu geben und stand am Treppenabsatz. 

„Lasst die da oben, die da oben sein. Rückzug. Hier sind Drohnen.“,  erklärte Snowcat. Dann spürte sie nach Bewegung und offenbar hatten die Oben nun doch etwas gemerkt, sei es nun, dass die Drohnen Meldung gemacht hatten oder, dass der Angriff gegen den Geist bemerkt worden war. 

Snowcat gab sofort weiter, was sie gespürt hatte, „Die zwei oben sind in unterschiedlichen Räumen, bewegen sich jetzt aber aufeinander und auf die Treppe zu.“

„Copy.“, kam die Antwort von TriXhot, „werfe noch Blendgranate zur Ablenkung und dann raus hier.“

Shark Finn kam mit Badpenny über der Schulter zum Tor, wo Snowcat inzwischen möglichst bewegungslos stand. 

Die Motoren der Drohnen summten.

TriXhot warf die Granate und setzte sich in Bewegung.

Plong. Plong. Plong. 

Die Granate polterte die Treppe hinunter. 

„Deckung.“ rief Snowcat, noch kurz bevor die Blendgranate unten am Treppenabsatz hochging.

Jemand hatte die Granate einfach zurückgeworfen. 

Snowcats Augen waren dagegen gewappnet und auch die anderen steckten die Auswirkungen weg. 

Und nun aber raus hier. 

Snowcat öffnete das Tor, Shark war bereits fast bei ihr. 

Tuareg setzte sich in Bewegung und sagte dabei an, „Gegnerischer Geist ist eliminiert. Ich lass den Beeinflussten von oben rein gehen, er soll seinen Kollegen in den Rücken fallen.“

Thump!

Snowcat erkannte dieses charakteristische Geräusch sofort. Sie hatte es oft gehört. Bei Steel oder bei Blackstone. Jemand hatte einen Granatwerfer abgefeuert. 

Bei allen Drachen der sechsten Welt.

Die Explosion folgte augenblicklich. Tuareg wurde nur von einigen der kleinen Teile erfasst, doch TriXhot musste im Treppenhaus voll im Blast gestanden haben. 

Sie schrie auf. 

Zum Glück konnte sie noch schreien. Dann kam sie die Treppe herunter gerannt. Mit Splittern gespickt, wie ein Igel und aus vielen Wunden blutend. Sie lief etwas ungelenk, da sie schwer verletzt war, aber sie lief auf ihren Beinen. 

Und sie lief schnell, so schnell, dass sie noch vor Shark Finn aus dem Haus war. Shark Finn holte sie mit zwei schnellen Schritten ein und schulterte sie sich im Laufschritt über. 

Snowcat atmete auf.

Allerdings zu früh.

Denn in diesem Moment donnerte die Sturmschrotflinte auf, die auf eine der Drohnen montiert war und traf Tuareg voll in den Rücken. 

Der Elf wurde nach vorne und zu Boden geschleudert. Fast genau neben Snowcats Position. 

Ein weiterer von Tuaregs Geistern manifestierte sich direkt vor dem Lauf der Schrotflinte. Tuareg flüsterte auf Arabisch, „Es tut mit leid, mein Freund, ich danke dir.“

Dann zerbarst der Geist mit dem nächsten Schuss und löste sich auf.

Snowcat nutzte den Moment, den das gebracht hatte, half Tuareg auf und rannte dann im Zickzackkurs über das Gelände.

Ohne anzustoßen schlüpfte sie durch eine Lücke im Zaum und war im Nu bei Shark Finn am Waldrand, der gerade Badpenny und TriXhot abgelegt hatte. 

Tuareg hatte noch ein Stück des Wegs vor sich. Er war, wie TriXhot schwer verletzt. 

Oben auf dem Rundgang tauchte ein Mann mit Granatwerfer auf und befeuerte die Umgebung blind.

Eine der Granaten ging verdammt nahe bei Tuareg hoch. 

Shark Finn setzte sich erneut in Bewegung, um Tuareg zu holen.

Wenige Sekunden später liefen sie gemeinsam durch den Wald zu ihrem Wagen.

Shark Finn fuhr. Snowcat kümmerte sich sofort mit dem Medkit um die Verletzung ihrer Kollegen, die wirklich schwer waren. 

Sie hatten sich kaum einige Meter in Bewegung gesetzt, als sie aus der Ferne die Geräusche eines sich nähernden Hubschraubers vernahmen.

Im Safehouse in den Redmond Barrens kam Badpenny wieder zu sich. Sie war clever genug sofort zu bemerken, dass die Runner bei ihr nicht die waren, die sie entführt hatten.

Snowcat gab ihr die Brosche, die sie von Eliza als Erkennungszeichen bekommen hatte und Badpenny lächelte augenblicklich dankbar.

Snowcat nickte ihr zu und reichte ihr wortlos ein Commlink, damit sie ihre Tochter anrufen konnte, um ihr mitzuteilen, dass alles in Ordnung war.


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Ob es zu weiteren Zwischenfällen kommt, wie schnell sich TriXhot und Tuareg von ihren Verletzungen erholen und ob und welche Rolle Tintagel noch spielt, wird demnächst hier zu lesen sein.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*