Episode 01/13 Intermezzo + Teaser

Welcome back omae!

Wenn Snowcat träumt, dann handelt es sich oftmals um Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit. Auch in der Nacht vor der Infiltration des aztlanischen Gefangenenlagers hat sie einen solchen Traum. Gleichzeitig ist diese kleine Geschichte einen Teaser für die Fortsetzung des aktuellen Runs. 

Lest was geschieht und diskutiert dann im CatPoint unter "The Tale Sp Far, Part II" [LINK

Aus dem Plitsch, Platsch, Plitsch, Platsch wurde ein sanftes Tock, Tock Tock auf dem Wagendach. Der Rhythmus war unbeständig, weil das Wasser seine Zeit brauchte, bis es sich durch das Blätterdach des Dschungel gedrängt hatte, auf dem Fahrzeug aufschlug und seine kleinen Bäche über die Karosserie zog. Snowcat schloss die Augen. Es war an der Zeit, sich noch ein wenig Ruhe zu gönnen, die Elfe hatte sich dazu in einen der Humvees gelegt und kuschelte sich jetzt in den Sitz. Die vergangene Phase der Planung hatte wieder einmal länger gedauert, als es Snowcat recht gewesen war. Ausgerechnet Llamé waren 1000 Details eingefallen, warum an dieser Stelle etwas nicht gelingen konnte und an jener nicht. Zu Snowcats Ärger hatte er damit begonnen, nachdem der Plan soweit  wie möglich fertig gewesen war. Sogar Thunderstrike hatte irgendwann versucht dem Afrikaner Einhalt zu gebieten und Llamé drauf hingewiesen, dass dieser kein Soldat, sondern ein Nahkämpfer für Geld sei und dass er die taktischen Auskünfte doch denen überlassen solle, die es gelernt hatten. 

Natürlich gab es 1000 Details an denen sie scheitern konnten, aber manchmal musste man eben etwas wagen, es probieren und darauf ankommen lassen. Sie schüttelte sich, in den letzten Jahren hatte sich etwas nicht verändert, sie mochte Planen nicht. Wenigstens hatte sich Llamé damit einverstanden erklärt, als Raubkatze zu gehen, auch wenn sie es eigentümlich fand, dass ihn ausgerechnet die Aussicht darauf gelockt hatte, unter den Kriegsformen der Leoparden im Lager könnten Weibchen sein. Doch sie selbst war ja auch kein Gestaltwandler, jedenfalls nicht in dem Sinne.

Sie schmunzelte bei der Erinnerung an Riven Frage nach Einwurf 97V, „Sag mal, kannst du in Raubkatzenform eigentlich sprechen?“

„Nein.“

„Gut, dann verwandle dich doch schon mal.“ 

Mit dem Gedanken daran schlief Snowcat ein.

 

Plitsch, Platsch, Plitsch, Platsch, Plitsch. Stille. Plitsch, Platsch. Einzelne Tropfen schlugen in der Pfütze auf. Das Wasser schlängelte sich durch einen Riss in der Decke. Die Momente der Stille wurden kürzer. Draußen regnete es nun stärker. Sie hörte und sah den Tropfen zu. Es sah hübsch aus, wie sie aufspritzten und es klang fast wie ein Glockenspiel. Sie wartete, bis das Stechen im Magen nachließ, dann schloss sie die Augen. Sie war so müde.

Katze sprang ihr auf den Schoß und fauchte, ,Mach die Augen auf, du dummes Elfenmädchen, wenn du jetzt einschläfst, dann wachst du nicht mehr auf. Es ist kalt und du brauchst was zu essen.‘

Aber sie war doch müde. 

Sie öffnete ihren Rucksack und sah hinein, da war wirklich gar nichts mehr Essbares. Natürlich nicht. Sie hatte es gewusst, aber machmal hoffte sie eben auf etwas Unmögliches. Sie hatte schon vor Tagen ihre letzten Vorräte gegessen. Das war ihr zweiter Winter auf der Strasse. So wirklich machte es keinen Unterschied, ob Sommer oder Winter war, was die Beschaffung von Essen anging. Einen Unterschied machte, dass viele Metamenschen ganz bald wieder das feierten, was sie Weihnachten nannten und da waren selbst die SIN-losen großzügiger als sonst. Sie mochte dieses Weihnachten schon allein deshalb. 

Aber vor ein paar Tagen war alles anders gekommen, als im Jahr zuvor. Die Heavy Irons waren in der Gegend aufgetaucht und sie hatten die Kids und die Huren von der Strasse getrieben und erpressten die kleinen Läden. Selbst unter der Stadt hatten sie ihre Nische gefunden. Die überwiegend menschlichen Männer waren mit riesigen Kanonen ausgestattet und sie machten keinen Spass und sie stellten keine Fragen. Wer sie nicht an ihre Regeln hielt, wurde erschossen. Also wahren die Nahrungsquellen versiegt. Vor drei oder vier Tagen hatte sie vor lauter Hunger alles an süßen Moos gegessen, was sie hatte finden können, Katze hatte sie unaufhörlich einen dummen Trottel geschimpft. Die Bauchschmerzen waren danach so schlimm, wie nie zuvor gewesen, sie hatte Fieber bekommen. 

Ganz oben im Rucksack lag ihre Haarbürste. Sie hockte sich hin, verlor fast das Gleichgewicht und begann dann mit zitternden Händen ihr Haar zu bürsten. Mist unter dem Nacken hatten sich Knoten gebildet, sie kam nicht durch. Sie packte die Bürste weg und füllte ihre PET-Flasche mit Wasser aus der Pfütze. Sie trank einen Schluck und dann schlürfte sie los. 

,Elfenmädchen stopp.,‘ fauchte Katze, ,Du musst deinen Rucksack mitnehmen.‘ Sie seufzte, der war so schwer und sie war so müde, aber sie gehorchte und setzte ihn auf.

Nachdem etwas Zeit vergangen war, entdeckte sie den Schein eines Feuer. Sie hielt darauf zu. 

An der Feuerstelle saß ein einziges Menschen-Mädchen. Sie war nicht viel älter als sie. Vielleicht ein oder zwei Jahre und sie lebte noch nicht sonderlich lange auf der Strasse. Ihre Kleidung passte zusammen und entsprach ihrer Größe, es konnten also erst ein paar Wochen sein. Sie trat näher an das Feuer und sah das Mädchen mit großen hellblauen Augen an. 

„Hallo,“ sagte diese, „es tut mir leid, aber ich hab auch nichts zu essen. Aber du kannst dich zu mir setzten.“ 

Sie setzte sich neben sie, sonst war sie viel vorsichtiger, aber das Mädchen sah hübsch aus, sie hatte eine Tasche und einen kleinen Rucksack dabei, der war rosa und sah aus wie ein Pandabär. Buchstaben waren darauf gestickt, ein L, ein U, ein C und ein Y. Sie zeigte darauf, aber sie fasste es nicht an. 

Das Mädchen klang ganz stolz, als sie sagte, „Da steht Lucy, das ist mein Name. Lucy. Hast du auch einen Namen?“

Sie zuckte mit den Schultern. 

„Willst du einen haben?“

Sie zuckte noch mal mit den Schultern. 

„Du hast ganz weiße Haare und du bist ganz zart. Vielleicht nenn ich dich Snowflake. Was meinst du dazu?“

Sie zuckte noch mal mit den Schultern, aber sie lächelte dazu, sie wollte Lucy nicht enttäuschen. „Dann ist es abgemacht!“ Lucy freute sich offenbar.

Sie ging an ihren Rucksack und holte die Bürste raus und zeigte sie Lucy. „Soll ich dir die Haare kämmen?“, fragte Lucy sofort.

Sie nickte und lächelte noch mehr. 

Lucy nahm die Bürste und setzte sich hinter sie. Er ziepte und ziepte, sie musste die Lippen zusammenbeißen, um nicht zu jammern.

Nach eine Weile meinte Lucy „Du, das hat keinen Zweck, die sind völlig verfilzt. Ich glaub, es ist besser, wir schneiden sie ab. Ich hab ne Schere. Soll ich?“

Sie nickte, sie hatte das befürchtet.

Lucy schnitt ihr die Haare ab. Weiße, glanzlose Strähnen fielen zu Boden. Als Lucy fertig war, gab sie ihr einen kleinen rosa Taschenspiegel. Er war ohne Glas und die Folie war schon zerkratzt. Sie blickte hinein. Sie sah ganz strubbelig aus, aber man konnte das Haar wieder bürsten. 

„Nicht traurig sein.“, sagte Lucy im aufmunternden Tonfall, „Die wachsen ja wieder.“

Sie nickte und sagte leise, ihre Stimme klang heiser und schwach, „Wie Unkraut!“, das hatte die Orkin im Heim immer gesagt. 

Lucy lache, „Genau, du kannst ja doch sprechen. Du hast auch dolle Hunger, nicht wahr?“

Sie nickte. 

„Weißt du was, mir hat vorhin jemand erzählt, dass bei der blauen Wäscherei neu angemaltes Haus sein soll, da sind Leute und die geben jedem zu essen, der Hunger hat. Und die Heavy Irons sollen da auch nicht sein. Wollen wir zusammen da hin gehen und gucken, ob das stimmt?“

Sie nickte. Lucy wollte sie bei der Hand nehmen, aber sie zog ihre Hand weg. Lucy zuckte beleidigt mit den Schultern. Dann erzählte das Mädchen ihr etwas von einem Trideo, über Rentiere die sprechen konnten und Wichtel, die Geschenke basteln und an die Armen verteilen. Sie überlegte kurz. Letztes Jahr hatte hatten die ihr keine Geschenke gebracht. Vielleicht hieß das, dass sie selber nicht arm genug war oder aber es gab gar keine Wichtel. Das Mädchen schien das nicht zu stören und es war schön, sie reden zu hören.

Nach einer Weile kamen sie an eine Kreuzung. Lucy wollte nach links gehen, aber über links lang war der Weg viel länger. Sie deutete wortlos nach rechts. 

„Ich weiß, dass es da kürzer ist, aber rechts gibt es Ghule, da können wir nicht lang.“

Sie nickte und sagte, „Doch. Die tun uns nichts. Körperfresser fressen dich nur, wenn du schon tot bist.“, dann ging sie entschlossen und schnell nach rechts. Ihr wurde kurz schwummrig, weil sie so schnell gegangen war, aber Lucy folgte ihr.

Es war dunkel, als sie die blaue Wäscherei erreichten. Das Haus daneben war frisch gestrichen, in einem warmen Gelb. Zwei bewaffnete Männer standen davor, vor den Fenstern waren Gitter eingesetzt. 

„Krist liiischee. So zi aaal sta t i on,“ lass Lucy die roten Buchstaben vor. Sie wusste nicht, was das war und Lucy auch nicht. Ein ältere Frau trat aus der Tür. Lucy, die schon los gelaufen war, trat einen Schritt zurück, aber die Frau winkte ihr freundlich zu. Lucy ging weiter, „Komm mit. Wir fragen, ob sie was zu essen haben.“, sagte sie.

Die hatten was zu essen, da war sie sich sicher. Ein verlockender Duft strömte ihr entgegen. Sie machte einen Schritt, doch Katze sprang ihr in den Weg. ,Nicht.‘ fauchte sie, ,benutzt deinen Verstand du dummes Elfenmädchen. Guck dir den Mann an, es ist nicht sicher dort.‘ Sie blieb stehen und sah den Mann an. War das nicht einer der Heavy Irons? Der, der die nette Penny erschossen hatte? Sie glaubte, dass er das war, er hatte nur andere Sachen an.  

„Komm schon. Was ist denn?“ sagte Lucy ärgerlich. 

Katze fauchte.

Sie schüttelte den Kopf. Oben im Haus, an einem Fenster, war ein merkwürdiger Schatten gewesen und sie hatte das Gefühl gehabt, die Stimme einer Frau um Hilfe rufen zu hören. Katze hatte recht, etwas stimmte nicht. 

Lucy drehte sich um, „Pass auf, ich geh da jetzt hin, ich guck erstmal und wenn ich was zu essen bekomme, dann bring ich dir was mit. Okay?“

Ihr Magen zog sich krampfhaft zusammen, aber sie nickte tapfer. 

Sie zog sich in einen schmutzigen Hauseingang zurück und sah zu, wie Lucy das Gebäude betrat. 

Es kam ihr lange vor, aber dann kam Lucy zurück. Sie strahlte und erzählte, was sie dort alles hätten, sogar Obst und Schokolade hatte es gegeben. Und da war ein Weihnachtsbaum und sie könnten da schlafen und... Lucy hörte gar nicht mehr auf zu schwärmen. 

Sie selbst hatte solchen Hunger. Lucy hatte ihr nichts mitgebracht. Lucy ging es gut, also was sollte schon passieren. Sie lächelte Lucy an und dann fiel ihr etwas auf, „Lucy, wo sind deine Taschen?“, fragte sie ganz leise, Lucy musste sich zu ihr runter beugen, um sie überhaupt zu verstehen. 

„Ach die, man darf da nichts mit reinnehmen, die gibt man vorne ab und bekommt sie wieder, wenn man wieder geht. Mit rausnehmen darf man auch nichts, darum konnte ich dir auch nichts mitbringen. Angelika hat es mir erklärt, das ist damit man das nicht zu Geld macht, sondern es nur die bekommen, die es brauchen.“ Lucy hatte auch keine Jacke mehr an. Ihr wurde kalt. „Was ist, kommst du jetzt?“

Sie schüttelte den Kopf.

„Ach komm, da ist es toll. Ich bin extra rausgekommen, um dir bescheid zu sagen. Ich schlafe da heute Nacht in einem richtigen Bett.“

Die Vorstellung war verlockend, vielleicht konnte man sich da sogar waschen. „Wie viele sind denn da? Andere Kinder, meine ich?“

„Och, nur drei Kinder und ein Teenager.“

Wenn es da so toll war, warum war das Haus nicht voller Leute. Sie trat einen Schritt zurück. „Na dann nicht,“ sagte Lucy zornig, „wenn du es dir anderes überlegst, kannst du ja nachkommen, ich gehe jetzt jedenfalls rein.“

Lucy wurde schon von der alten Frau an der Tür erwartet. Die fragte sie etwas und Lucy schüttelte dann den Kopf und zeigte direkt in ihre Richtung. Die Frau winkte ihr zu, doch sie trat noch einen Schritt weiter zurück. Die Frau schubste Lucy durch die Tür und sagte etwas nach hinten und zwei weitere bewaffnete Männer traten heraus. 

,Los lauf, Elfenmädchen!‘, fauchte Katze, ,Ich weiß, du kannst nicht mehr, aber du musst jetzt rennen. Jetzt.“

Die beiden Männer kamen die Strasse entlang. „Hey, Kleine.“, rief der eine. „Willst du einen Schokoriegel?“ Seine Worte waren freundlich, aber er klang dabei gemein. Sie nahm ihre letzte Kraft zusammen und rannte los. So schnell ihr Beine sie trugen die Strasse entlang. Die Männer fluchten und liefen ihr nach. Sie bog ab, links, recht, weiter, zum nächsten Eingang in den Untergrund. Ihr Beine taten weh. Ihr wurde schwarz vor Augen, aber sie konnte sich auf den Beinen halten. Die Männer holten auf. Sie gab noch einmal alles und wurde tatsächlich ein wenig schneller, doch lange würde sie nicht mehr können. 

Es stach in den Seiten und ihr wurde schlecht. Sie bog erneut ab, diesmal orientierungslos, sie rutschte aus und schlug hin. Sprang aber gleich wieder hoch. ,Schneller, Elfenmädchen‘ rief Katze. Sie wollte ja, aber sie konnte nicht schneller, stattdessen wurde sie langsamer, ihre Beine wollten ihr nicht mehr gehorchen, die Oberschenkel brannten, eigentlich tat alles weg. Sie strauchelte erneut und rutschte dann eine Böschung hinab. Eine Böschung, hier?

Sie hatte keine Ahnung wo sie war. Sie fiel und fiel, sie überschlug sich und riss sich beim Fallen die Hände auf. Etwas zerkratzte ihr das Gesicht, doch als sie unten ankam, stand sie mit Mühe wieder auf. Hinter ihr war niemand mehr. Sie war in einem Park, es fing an zu regnen. Sie machte ein paar Schritte und musste husten. Sie hatte Angst, dass sie das verraten würde, sie biss sich auf die Unterlippe, um nicht zu husten. Dann lief sie weiter. Ihr wurde wieder schwarz vor Augen, aber sie wollte nicht aufgeben. Regen tropfte ihr ins Gesicht, es war dunkel. Pitsch, Patsch, Pitsch, Patsch, Pitsch.

,Steh auf, Elfenmädchen.‘ Lag sie denn am Boden? Sie öffnete die Augen. Ja, sie lag auf dem Boden. Die Wolken zogen vorbei und wenn es eine Lücke gab, waren ein paar Sterne zu sehen. 

Sie versuchte aufzustehen, kam aber nicht hoch. Alles tat ihr weh. Vielleicht, wenn sie den Rucksack ablegen würde? Sie schälte sie ungeschickt aus den Gurten hervor. Ja, ohne die Last kam sie hoch. Sie machte ein paar Schritte und taumelte erneut, der Boden kam schnell näher und sie schlug wieder hin. 

Der Regen war eiskalt, aber eigentlich störte sie das nicht. Gerade wo sie das dachte, war es auch schon gar nicht mehr kalt. Sie musste sich nur einem Moment lang ausruhen, dann... ,Elfenmädchen, du darfst nicht ausgeben, steh auf! Wir finden ein Weg, aber du musst erstmal aufstehen.‘ Katze fauchte jetzt nicht. Sie flehte sie an.

Sie wollte ja, aber sie konnte nicht mal mehr den Arm heben, alles war so schwer. Sie wollte Katze antworten, aber auch dazu reichte es nicht. 


Jemand fasste sie am Arm. Es roch merkwürdig. Sie blieb ganz ruhig. 

„Sie lebt noch.“, sagte eine kratzige Stimme. Sie schaffte es, die Augen einen Spalt breit zu öffnen und erblickte drei glatzköpfige Gestalten, eine Klaue strich ihr über die Wange. Oder träumte sie das nur? Nein, ein Glatzkopf beugte sich über sie und lächelte seltsam. Sie wollte die Augen ganz öffnen, etwas sagen, aber die Augen fielen ihr nur wieder zu. Sie spürte, wie sie hochgehoben wurde. Merkwürdigerweise hatte sie keine Angst. Die Ghule würden sie erst fressen, wenn sie tot war, dessen war sie ganz sicher.


Sie hörte ein Klopfen und dann ein Schlurfen. Sie fühlte sich ganz leicht und schwerelos. Eine Tür wurde geöffnet. Eine kratzige Männerstimme sagte, „Na endlich.“

„Was willst du denn hier?“, fragte ein anderer Mann brummig.

„Ich will, dass du dich um das Kind kümmerst und dafür sorgst, dass es das neue Jahr noch erlebt.“

„Seh ich aus, wie die Wohlfahrt?“

„Nein. Aber du glaubst an Gott und es ist Weihnachten. Außerdem schuldest du mir noch einen Gefallen, Chummer. “

Die brummige Stimme schnaufte, „Dafür löst du den Gefallen ein, Ghul?“

„Ja, Zwerg, das tue ich. - Einverstanden?“

Ein Kratzen und dann nichts.

„Na also. Guck ob sie verletzt ist und komm nicht auf die Idee, ihr Schnaps zu geben. Hast du alles da, was du brauchst für sie?“

„Ja, wird schon gehen und nun gib her, sonst stirbt sie uns noch auf der Türschwelle weg.“

Da verlor sie wieder das Bewusstsein. 


Als sie wieder zu sich kam, spürte sie warmes, fast heißes Wasser über ihr Gesicht laufen und sie war nackt. Sie öffnete erschrocken die Augen. Würden man sie jetzt doch kochen? Aber sie war noch nicht tot. 

Sie sah direkt in ein bärtiges Gesicht mit Knollennase. „Ganz ruhig, ich tu dir ja nichts, ich wasch dich nur, damit ich sehe, ob du verletzt bist und damit du den Dreck los wirst.“ Der Zwerg sprach ruhig und mit einer Mischung aus brummig und beruhigend. Sein Atem roch nach Bier. Wenn er sie anfasste, war er ganz vorsichtig. „Scheinst aber bis auf ein paar Schürfwunden nur verhungert zu sein. Ich hab nur Seife da und kein Waschmittel für deine Harre oder so, aber so lange du keine Läuse hast, wird es die Seife auch tun.“ Er wusch ihr das Haar mit Seife. Sie hatte keine Läuse „Ich bin übrigens Bob.“

Sie lächelte.

„Na, bist wohl nicht gesprächig, was? Ist mir auch ganz lieb. Jetzt, wo du wach bist, kannst du alleine aufstehen? Dann bekomm ich dich besser aus der Wanne.“

Sie nickte, sie versuchte aufzustehen, aber ihre Beine sackten gleich wieder weg. Bob stützte sie und sagte sanft, „Macht ja nichts, geht auch so.“ Bob hob sie aus der Wanne, trocknete sie ab und zog ihr eines seiner Hemden an. Es war aus weichem, dicken Stoff und rot kariert. Er krempelte die Ärmel und zog ihr dann viel zu große Socken an, die er mir etwas Schnur  über den Knöcheln festband. Dann setzte er sie vor einen Trideoschirm in einen Sessel und stellte vor ihr eine Schale mit einer dampfenden Suppe ab. Sie schloss die Augen. 

„Auch das noch,“ sagte Al seufzend, aber er meinte es nicht böse. Dann fütterte er sie.

Die zweite Schüssel konnte sie schon wieder selber halten. Er stellte ihr noch ein Glas gesüßte Soy-Milch hin und einen eingepackten Keks auf dem ein Tasse abgebildet war, dann nahm es sich selbst ein Bier und setzte sich auf die Couch.

Im Trideo wurde ein Film mit dem Titel, Die Hard, On Christmas. Again!“ , angekündigt.

Als die rockige Titelmusik begann, murmelte Bob, „Ach ja, frohe Weihnachten, Kleine.“

Doch das hörte sie schon nicht mehr. 


Pitsch, Patsch, Pitsch, Patsch. Der Weckton ihres Commlinks holte sie aus dem Schlaf. Ein Blick auf den Time Stamp verriet, 2/6/72 5:14 Uhr. Es war Zeit, sich fertig zu machen. Sunrise und Riven warteten bereits gestriegelt und geschniegelt, um sich auf ihre erhöhte Position im Dschungel zu begeben. Bis Rivens zauberhafte Angriffe nötig waren, würde sie Sunrises Spotter sein. Auch Blood und Steel standen bereit, sie nahmen den zweiten Wagen, um mobil zu bleiben und sich mit Mörser und Gausrifel am Boden zu bewegen. Während Snowcat damit begann, letzte Hand an die Nanopast-Masken von Twinbow, Thunderstrike, Starbuck und Blackstone zu legen, verabschiedete sich Riven von Twinbow. Ihre geschulten Katzenohren konnten ein wenig von dem verstehen, was Riven Twinbow nach einem leidenschaftliche Kuss ins Ohr flüsterte, „ ... drauf gehst... wütend ... Ich ... dich vor Snowcat schmeißen, um eine Kugel ..., aber such der jemanden, der ... fängt.“ 

Steel gähnte und verdrehte die Augen, er hatte offenbar jedes Wort verstanden und der spöttisch verzogene Mundwinkel von Blood verriet, dass er ihm den Feed weitergeleitet hatte. So langsam fragte sich die Elfe, ob die beiden ihre Erlebnisse auch in intimen Situationen teilten, in dem Fall würde Steel jetzt eine ziemlich gute Vorstellung davon haben, wie Riven aussah, wenn sie nackt war und ... Snowcat würde versuchen zu ergründen, wie viel die beiden teilten.

Riven sprach ein wenig lauter, „Also, bleib am Leben, dass ist ein Befehl.“

Twinbow nahm übertrieben Haltung an und meinte, „Befehl akzeptiert.“

Nun schüttelte Thunderstrike den Kopf. Twinbow störte das nicht und er küsste Riven seinerseits leidenschaftlich.

Steel und Blood fuhren los und beobachteten schon mal aus der Ferne die Zufahrtsstrasse zum Gefangenenlager. Riven und Sunrise hatten es nicht so leicht, sie mussten bei der Höhenluft einen Felsen erklimmen. Nach ein paar Sekunden griff Riven auf Magie zurück, während Sunrise immer heftiger zu schnaufen begann. Wenige Sekunden später war aus dem Schnaufen ein nach Luft japsen geworden. 

Blood scherzte, „Hat der sich etwa an meinen Törtchen vergriffen?“ 

„Komm ich helfe dir hoch.“, meinte Riven nur, „es sei denn natürlich du stehst auf diese Art von körperlichen Ertüchtigungen.“

Sunrise stand nicht darauf.

Starbuck nickte Snowcat zu und zeigte auf die Übertragung der Drohne, die Steel gerade über das Lager fliegen ließ. Der Hubschrauber war vor kurzem gelandet und ein einzelner Soldat stieg aus. Er trug einen Vollpanzer, allerdings ohne Helm, so dass man seinen geschorenen Kopf und den geflochtenen Zopf gut sehen konnte. Snowcat traute ihren Augen nicht. Sie sah ein zweites Mal hin und sagte dann ruhig, „Ich kenne den Mann. Sein Name ist Tenoch.“

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*