Episode 20/13 Intermezzo

Welcome back, omae!

Hier ein kleines Intermezzo, das uns miterleben lässt, wie Snowcat die Zeit vom letzten Run bis hin über den Jahreswechsel verbringt.

Datum in unserer SR Timeline: 7.12.2072-18.1.2073

Wir erleben erneut alles aus Snowcats eisblauen Augen mit. 

Deine Kommentare hierzu passen unter ,A Tale So Far, Part IV‘ [LINK]

Eine Beschreibung unserer Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossary erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei [LINK].

Bereit omae? Na dann los!


Snowcat erwachte, als bereits gedämpftes Tageslicht das Zimmer durchflutete. Sie lag in Harlequins Armen und zu ihrer eignen Überraschung, dies in ihrem Bett im Schlafzimmer. Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie als letztes auf dem weichen Teppich im Wohnzimmer gelegen. Nackt, geschwitzt, erschöpft und unglaublich glücklich. Harlequin hatte irgendwie aus dem Nichts eine Decke gezogen, sie über ihre beiden nackten Köper gebreitet und Snowcat in den Arm genommen, die daraufhin augenblicklich eingeschlafen war. 

Nun lagen sie im Bett, beide waren immer noch nackt. Harlequin musste Snowcat irgendwann hier her gebracht haben, aber solange sie immer noch in seinen Armen lag, war ihr das völlig egal.

Snowcat küsste die Pulsader seines linken Armes und schloss dann noch einmal kurz die Augen. Harlequin küsste Snowcat am Hals. Der Duft von Kaffee und Pancakes drang an ihre Nase. Ihr Magen knurrte. Sie hatte Hunger, was nach der vergangenen Nacht nicht weiter verwunderlich war. 

„Wir sollten das Biest in deinem Bauch bändigen, bevor es ausbricht.“, hauchte Harlequin Snowcats ins Ohr, offenbar war ihr Magenknurren auch für ihn hörbar gewesen. 

Snowcat lächelte, „Henry kann die Pancakes sicher noch warm halten und das Biest kann man auch anderes zum Schweigen bringen.“

Man merkte weder dem Pancakes, noch dem Kaffee, noch sonst irgendetwas auf dem Frühstückstisch an, dass es warm gehalten worden war. Alles schmeckte herrlich und frisch zubereitet, als sie über eine halbe Stunde später am Frühstückstisch saßen. 

Snowcat goss sich Sirup über die Pancakes und strahlte Harlequin an, „Für heute ist Shopping angesagt. Den Flug nach Boston habe ich erst für morgen Abend geplant.“

Harlequin grinste leicht spöttisch, als Softpaw auf Snowcats Schoß sprang und Snowcat ihr nebenbei ein Stück Pancake abgab. Snowcat achtete nicht weiter darauf und fuhr fort, „Ich möchte bei Xander vorbei und mir ein paar Sachen ansehen, von denen er meint, dass sie wie gemacht für mich sind und dann möchte ich noch in die Mall in Downtown, Präsentkörbe fürs Team, Geschenkpapier, Kinderspielzeug und Dinge für Care-Pakete kaufen. All das bringe ich dann zum Safehouse, ins Kinderheim und auf und unter die Strassen von Redmond, um sie entsprechend zu verteilen. Magst Du mich vielleicht begleiten?“

Zu Beginn der Aufzählung war Harlequins Gesichtsausdruck total neutral geblieben, bei der Erwähnung von Kinderspielzeug hatte er jedoch eine Augenbraue gehoben und jetzt sagte er im sanften Ton, „Ja, sehr gern.“

Snowcat verließ das ‘Xanders’ mit vier neuen Kleidern, einem Hosenanzug, fünf Paar Schuhen, 3 Handtaschen, einem Mantel und einem Cape. Da zwei der vier Kleider Designer-Abendkleider waren, hatte sie das alles 33.000¥ gekostet. 

Xander hatte unter Umständen darauf gesetzt, dass Harlequin einen Teil der Rechnung übernehmen würde oder aber er hatte sich bei dem letzten Besuch des geschminkten Elfen einfach nur so gut mit ihm über Mode unterhalten, dass er das wiederholen wollte, jedenfalls hatte er Harlequin detailliert die Vorzüge der einzelne Outfits erklärt. Snowcat störte das nicht weiter, sie wusste eh stets ziemlich genau, was sie nehmen wollte und was nicht. 

Die zehn Care-Pakete für die Namenlosen kosteten sie weitere 10.000¥, wasserfeste Schlafsäcke, Taschenlampen und Medkits hatten eben ihren Preis. 

Im der Spielzeugabteilung hatte Snowcat sich zunächst zurückhalten müssen und sich auf einen Gesamtbetrag von 3000¥ beschränkt. Sie wusste nicht, was bei den Kids der unterschiedlichen Altersklassen angesagt war, aber das herauszufinden war leicht. Sie musste ja einfach nur die Kinder beobachten, die sich hier rumtrieben. 

Harlequin war gewissenhaft bei der Sache und half ihr bei der Auswahl und dann legte er noch mal los und meinte, „Wir nehmen noch das.. und das... und von dem was Dir so gefallen nehmen wir noch mal fünf und dann packen wir noch drei von Deinen Care-Paketen oben drauf.“ 

Snowcat sah ihn fragend an und Harlequin erklärte lächelnd, „Das Geld haben Hexagon und Joshua gespendet und ich bin mir sicher, die Kids auf der Strasse freuen sich über Kuschelkissen, Plüschtiere und Spielzeuge ebenso wie die im Waisenhaus.“

Die 2500 ¥ für die Geschenkkörbe mit Süßigkeiten, Alkoholika und Delikatessen für UC fielen dann fast schon nicht mehr ins Gewicht, aber auch dort konnte sie bei der Auswahl auf Harlequins Beratung zählen. Die beiden hatten ihren Spaß.

Im Waisenhaus unterhielt Harlequin die Kids nach allen Regeln der Kunst mit Zaubertricks, Jonglieren und Feuerwerk, während Snowcat mit der Heimleitung die Formalitäten klärte und auf dem Pad die Geschenke verteilte, die die Kids am Weihnachtsmorgen bekommen würden. Im Anschluss assistierte Snowcat spontan bei der Unterhaltungsshow und las den Kleinen später sogar noch Gute-Nacht-Geschichten vor. Am Ende wollten die Kids Harlequin und Snowcat gar nicht gehen lassen. 

Als die beiden wieder in den jetzt deutlich leereren Porsche Panamera stiegen, meinte Snowcat, „Ich bin ja sehr froh, dass Du nicht darauf bestanden hast, dass wir als Weihnachtsmann und Engel gehen.“

Er lächelte sie an, „Den Engel hätten sie Dir sicher abgenommen.“

Sie grinste, „Oh, ich dachte an umgekehrte Rollenverteilung und so lange wie wir jetzt hier geblieben sind, wäre mir das Kostüm zu unbequem geworden.“

Harlequin zog skeptisch eine Augenbraue hoch, „Aber wenn ich der Engel gewesen wäre, wäre es doch auch kein richtiger Rollentausch gewesen!“

Deutlich später als gedacht fuhren die Zwei in einem nun matt-schwarzen Porsche in die Redmond Barrens und parkten in Touristville. Es war inzwischen schon lange dunkel. Harlequin schulterte den großen Sack mit den Geschenken und den Care-Paketen.

Snowcat sah sich um und erklärte Harlequin nach welchen Zeichen sie suchte. Die Namenlosen markierten mit diversen Zeichen Wege und Plätze an denen man eine Schlafstätte, Essen, Trinken oder andere Dinge finden konnte. 

Harlequin waren diese speziellen Zeichen zwar unbekannt, aber er hatte das System dessen sich die Namenlosen bedienten schnell adaptiert. Den Weg durch die nächtlichen Strassen schmückte er mit Geschichten über Vagabunden und Wanderern aus längst vergangenen Tagen, die ähnliche Zeichen genutzt hatten, um sich zu verständigen und sichere Routen so weitergegeben hatten. „In einer Zeit lange vor GPS und Satelliten, zeichneten mutige Metamenschen die Karten von Hand und markierten die Wege mit bemalten Steinen.“ Harlequin konnte wirklich wundervoll erzählen und es schien nichts zu geben, was er nicht wusste oder was er nicht konnte. 

Im Gegenzug zeigte Snowcat ihm ein paar Orte, die in ihrer Kindheit eine große Rolle gespielt hatten, „In dem Stuffercheck haben sie jede Nacht Lebensmittel mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum und anderes Zeug, was sie nicht mehr verkaufen konnten, rausgestellt. Davon, dass sie das immer noch tun, zeugt dieses Symbol da unten über dem Kellerfenster und da weiter hinten in das Restaurant hab ich mich immer morgens während der Lieferung der frischen Lebensmittel geschlichen, um mich auf dem Damen-WC zu waschen. Die Seife dort hat immer so schön geduftet.“ 

Sie grinste ihn schelmisch an und winkte ihn verschwörerisch dichter zu sich. Er kam, um zu hören, was sie zu sagen hatte, „Du darfst es niemandem verraten, weil das schlecht fürs Geschäft ist, aber der alte Ch‘iu in der Wu-Wäscherei weiter oben in Redmond wäscht einem die Kleidung kostenlos, wenn man ihn fragt. Dafür packt er die Sachen einfach zwischen ein paar andere und dann werden sie mit gewaschen. Am Ende legt er sie dann zusammen und packt sie vor die Hintertür.“, sie legte den Finger auf die Lippen, „Aber psst!“

Harlequin antwortete ernst, „Meine Lippen sind versiegelt, was das angeht.“

Snowcat lächelte hinreißend und küsste Harlequin zart auf die Wange.

Sie bewegten sich zielstrebig auf einen, kein besonders hoch-frequentierten, Eingang des Untergrund zu. Snowcat wollte die Pakete im Untergrund verstecken. 

Sie brachte gerade mit einem Stück Kreide eine Zielmarkierung an, als das Lachen aus mehreren männlichen Kehle zu hören war, welches Snowcat ignorierte. Doch dann folgte dem Lachen ein ängstliches Wimmern. Sie blickte auf, Harlequin hatte es offenbar ebenfalls gehört. Snowcat deutete wortlos links in die Gasse, von dort war das Wimmern gekommen und es war mit Sicherheit die Stimme eines jungen Mädchens gewesen. 

Harlequin hielt Snowcat die Hand hin, mehr so als wenn er sie zum Tanzen auffordern wollte, als wenn es darum ging, nach einem Wimmern in einer dunklen Gasse in den Barrens zu sehen. Doch sie waren sich zumindest einig, dass sie nachsehen wollten und dies ohne darüber gesprochen zu haben. 

Snowcat nahm Harlequins Hand. Zunächst bewegte sie sich lautlos, doch Harlequin legte den Arm um ihre Schultern und begann ein Lied anzustimmen. Er klang, als wenn er sturz betrunken wäre, dann zog er sie enger an sich und so bogen sie in die schmale, schmutzige Seitenstrasse ein. 

Sechs Ganger in Schwarz und Silber schubsten ein Orkmädchen von etwa acht Jahren in der Gasse umher und hatten daran Spaß. Ein Plastiktüte, aus der die wenigen Habseligkeiten des Mädchens gefallen waren, lag am Boden.

Die Ganger wandten sich Snowcat und Harlequin zu, denn sein Singen war nicht zu überhören gewesen. Als die jungen Männer sahen, wer da gekommen war, hatten die beiden Elfen sofort deren Aufmerksamkeit. 

Klauenhände die den Mond aufschlitzen, zeigten sich in unterschiedlichen Varianten an den Gangern. Das waren Night Hunter, alles Menschen, die jegliche anderen Rassen verabscheuten und Jagd auf sie machten. Für einen Moment zögerten die jungen Rassisten, offenbar konnten sie spüren, dass ihnen hier keine leichte Beute gegenüber stand, aber dann siegte ihr Hass auf Elfen und der Glaube an die eigne Überlegenheit.

Sie fächerten sich auf und der Anführer spottete, „Ey, Löwenzahnfresser, bringst du uns dein hübsches Püppchen vorbei, damit wir es ihr besorgen können, weil Du zu besoffen bist? Machen wir gern, aber vorher stechen wir dich ab.“

Harlequin richtete sich auf, nahm den Arm von Snowcat und trat einen Schritt vor, den Sack mit den Geschenken hatte er immer noch über der rechten Schulter. 

„Wisst ihr,“ sagte er im lockeren Ton, aber seine Stimme klang irgendwie dennoch ein wenig bedrohlich, „Die schöne Lady mag es nicht sonderlich, wenn Blut fließt, aus Sorge davon bespritzt zu werden. Darum gebe ich euch die Gelegenheit all euer Blut zu behalten, wenn ihr jetzt rennt, was das Zeug hält.“

Die Night Hunter lachten, zwei fuhren ihre Sporne aus, ein weiterer hatte tatsächlich Krallenhände, die anderen drei zogen Messer.

Snowcat nahm astral war und flüsterte im Anschluss auf Sperethiel, „Die sind alle verdrahtet, der mittlere sogar ziemlich schwer.“

Harlequin fuhr fort, „Soll das heißen, ihr wollt nicht fliehen? Das ist schade, überlegt es euch noch mal. Ihr habt heute nämlich echt Pech,“ er deutete mit dem Kopf über seine rechte Schulter „Da ich den Sack weder an die Lady übergeben, noch einfach auf den nassen Boden stellen kann, kann ich nur mit der linken Hand gegen euch kämpfen. Wenn ihr euch aber dennoch darauf einlassen wollt? Denn dadurch seid ihr wirklich im Nachteil.“

„Hä?“, grunzte einer der sechs verwirrt, „Das ist doch dann ein Nachteil für dich.“

„Seht ihr, schon falsch.“, sagte Harlequin mit eiskalter Stimme, „Na dann kommt mal,“ er winkte sie lässig zu sich, „wenn ihr euch traut.“

Das ließen sich die Night Hunter nicht zweimal sagen, sie griffen in Formation an. Sie waren es geübt gemeinsam zu kämpfen, auch wenn sie sonst vielleicht nicht nur ein Ziel als ihren Gegner hatten.

Harlequin bewegte sich blitzschnell und trat dem Ersten der ihn erreichte sofort die Beine weg. Snowcat hatte gewusst, dass er ein glänzender Carromeleg-Kämpfer war, doch das hier überstieg noch mal, was sie bisher von ihm gesehen hatte. Er hatte dem Kerl mit seinem Tritt das Schienbein gebrochen. Außerdem positionierte er sich so, dass es keinem der noch stehenden Fünf gelingen würde, an ihm vorbei zu Snowcat zu gelangen. 

Den zweiten Angreifer riss er rum und schleuderte ihn in einen dritten, bevor er den vierten mit gezielten Tritten eindeckte und das alles mit dem Sack über der Schulter, den er nicht als Schlagwaffe benutze, um die Geschenke nicht zu beschädigen. Harlequin schien Spass an der Sache zu haben. Innerhalb von wenigen Sekunden lagen drei der sechs Night Hunter am Boden und keiner der Stehenden hatte noch irgendeine Waffe in der Hand.

Dann änderte sich plötzlich die Körpersprache des Elfen. Er sprang zurück und sah unglaublich gelangweilt aus. „So, ich mag jetzt nicht mehr, also haut ab.“ Er wedelte mit der Hand und die drei Night Hunter standen plötzlich ohne Hosen da, denn diese hatten sich in einer Staubflusen-Explosion aufgelöst. Die Ganger sahen entsetzt an sich herab und setzten sich unsicher in Bewegung.

Harlequin wandte sich zu Snowcat um, drehte den Night Huntern dabei den Rücken zu und meinte, „Komm Liebste, lass uns nach dem Orkmädchen sehen.“

Im Vorbeigehen sagte er zu den Night Huntern, „Vergesst euren Abfall nicht.“

Die Starre der Männer löste sich, sie beeilten sich und dann packten sie irgendwie ihre Kumpane und rannten so schnell sie konnten davon. 

Harlequin war nicht mal ins Schwitzen geraten.

Das Orkmädchen konnte sein Glück nicht fassen. Snowcat half ihr dabei ihre Habseligkeiten aufzusammeln und dann durfte sie sich auch noch ein Geschenk aus dem Sack aussuchen. „Ihr seid Engel, stimmts?“, fragte sie leise.

Snowcat lächelte breit. 

Als wäre nichts gewesen, setzten sie ihren Weg fort und verteilten Care-Pakete und Geschenke, deren Position Snowcat immer über die Zeichen markierte. Bei manchen Verstecken hinterließ Snowcat eine weiße Origami-Katze. 

Ganz zum Schluss ihrer großen Tour brachte Snowcat mitten in der Nacht die Geschenkkörbe und die individuell bemalten Tassen im Bootshaus vorbei, die jeder von UC zu Weihnachten erhalten würde. Snowcat hatte für jeden einzelnen ein passendes Motiv entworfen, dass sich noch einmal auf dem Tassenboden wieder spiegelte. Um dem Ganzen ein einheitliches Konzept zu geben, waren Rand und Henkel aller Tassen von ihr in einem ähnlichen Design verziert worden. So war eine Art von Sammeltassen der besonderen Art entstanden. Auf der Unterseite waren die Tassen signiert und mit einer Jahreszahl versehen. Sollte sie jemals mit ihrer Kunst berühmt werden, würden die Tassen vielleicht eines Tages eine Menge wert sein, dachte sie breit grinsend. Nicht, dass sie vor hatte mit ihrer Kunst berühmt zu werden. Wichtig war für sie, dass sie am Ende mit jedem einzelnen Werk zufrieden war, erst dann bekamen es andere zu sehen oder gar geschenkt. Das war auch der Grund, warum sich in ihrem Atelier ein Eimer befand, der nun gut mit den Porzellan-Scherben der Fehlversuchen gefüllt war. Meist war es nur an dem Farbkonzept nach der Glasur gescheitert.

Snowcat war zufrieden und ein wenig geschafft, als sie mit Harlequin weit nach Mitternacht heim kehrte. Henry hatte ein wohltuendes Fussbad vorbereitet und Harlequin krönte das mit einer märchenhaften Fussmassage.

❄❄

Über Boston hatte sich in den letzten Tagen eine Decke aus mehreren Zentimetern Neuschnee gelegt. Für jemanden wie Snowcat war Schnee immer noch ein Ereignis. In Seattle schneite es fast nie und wenn, dann legte der Schnee die gesamte Stadt lahm, bis er geschmolzen war. Für einen Winterdienst gab Emerald-City nicht einen NuYen aus.

In Boston war das anders. Hier war jeder auf einen Winter mit Schnee vorbereitet. Winterreifen und Streusalz in der Garage waren hier die Regel und den Plan wann genau wo Streu- oder Räumfahrzeuge eingesetzt wurden, konnte man in der Matrix nachlesen.

Auf dem Campus musste man ständig aufpassen, nicht von einem Schneeball getroffen zu werden. Snowcat bildete dabei jedoch eine Ausnahme. Offenbar hatte niemand Lust darauf sich mit Shark Finn anzulegen.

Harlequin war mit nach Boston gekommen. Meist hatte sie keine Ahnung, wo er während ihrer Seminare war, manchmal begleitete er sie zur Uni und manchmal half er ihr sogar bei ihren Hausarbeiten, indem er an der richtigen Stelle eine zunächst verwirrende Frage stellte. Es war nicht leicht magisches Wissen von ihm zu erlangen, wenn er aber etwas preisgab, dann beantwortete er damit nie nur die nächste Frage, sondern erweiterte ihren Horizont. 

Abends, wenn sie zum Training zu Tango fuhr, kam Harlequin häufig und gern mit, was nicht nur daran lag, dass das Essen dort immer so hervorragend war, sondern auch daran, dass Harlequin und Tango gerne eine kleine Schwertkampfrunde einlegten. Das Gefecht der beiden Meister war einfach toll anzusehen, was sogar Shark Finn neidlos anerkannte. 

Die Zeit bis zu den Weihnachtsfeiertage verging wie im Flug. 

Starbuck meldete sich bei Snowcat und wollte wissen, wann sie mal wieder im Safehouse vorbei schauen würde.

„Oh, sorry. So bald gar nicht. Ich bin nicht mal in Seattle.“

„Schade. Ich hab für alle von UC Kekse gebacken und wollte Dir Deine gerne geben.“

Snowcat legte den Kopf leicht schief, „Du meinst RL-Kekse, die man nicht über die Matrix verschicken kann?“

Starbuck sah skeptisch drein, „Äh ja. Richtige RL-Kekse zum essen.“

Snowcat grinste niedlich, „Hast Du welche da? Zeig mal einen in die Kamera.“

Starbuck hob ein bunt verziertes Plätzchen hoch. 

Snowcat war überrascht, das sah richtig gut aus. „Wow!“

Starbuck bewegte die Kamera und fuhr damit über einen Tisch. Tütchen aus durchsichtiger Folie standen darauf und in denen befand sich eine Mischung von unterschiedlichen, selbst gebackenen Keksen. Dann filmte Starbuck ein hübsche Keksdose mit einem nostalgischen Weihnachtsmotiv langsam ab, „Die wäre für Dich gewesen.“, sagte er im leicht verführerischen Ton. Dann schwenkte die Kamera noch mal über die Küche, in der die offenbar die Arbeit vor kurzem nur unterbrochen worden war.

„Noch mal Wow. Ich bin beeindruckt. Wirklich!“ Sie warf einen zuckersüßen Blick in die Kamera ihres Commlinks, „Die Kekse halten sich in der Dose sicher doch eine Weile. Kannst Du mir meine vielleicht aufheben?“

Starbuck nickte, „Na klar. Weil Du es bist.-  Ich back dann mal weiter.“

„Noch mehr? Dann wünsche ich Dir viel Erfolg.“ 

Als die Verbindung beendet war, lächelte Snowcat in sich hinein. Starbuck konnte also Kekse backen, die auch noch toll aussahen. Liam und auch Harlequin konnten gut kochen und Tango war sogar einer der besten Köche in der 6. Welt. Anscheinend war die Kunst des Kochen bei Männern stärker verbreitet, als man Allgemein dachte. Das gefiel Snowcat gut, besonders, da sie selber weder kochen noch backen konnte, obwohl ihr Teufelsrattenragout ganz annehmbar schmeckte und sie Meister darin war, Essen fachgerecht aufzuwärmen.

❄❄

Als sie am 23.Dezember die letzten Geschenke einpackte, klingelte es an der Wohnungstür. Harlequin rief „Ich geh schon!“, da sie sich zum Einpacken in das kleine Schlafzimmer zurück gezogen hatte. Sie konnte seine Schritte hören. Henry verschwand jedes Mal augenblicklich, wenn jemand kam.

Sie packte die Geschenke in einer Tüte und ging nach vorn. 

Shark Finn war gekommen, „Hey Cousine. Der Oheim schickt mich, ich soll Dich zur Weihnachtsfeier abholen. Also erstmal soll ich Dich einladen und dann musst Du packen und wir fahren gemeinsam zum Flughafen.“ Der Fomori grinste Snowcat mit seinem breiten Surferlächeln an. „Es wär schön, wenn Du die Einladung annimmst, denn ohne Dich mag ich nicht beim Oheim erscheinen, das trau ich mich nicht. Also würde ich Dich notfalls hintragen, denn ich hab mehr Angst vor ihm, als vor Dir. Ach ja und Harlequin darfst Du mit zur Weihnachtsfeier bringen.“

Harlequin schien sichtlich erfreut und holte zwei große, gepackte Koffer hinter einem Sessel hervor, die vorhin noch nicht da gestanden hatte.

Selbstverständlich sagte Snowcat zu. Sie packte, laut Anweisung gleich für ein paar Tage und vergass dabei nicht an ihre neuen Designer-Abendkleider und die Geschenke zu denken. 

Da Harlequin mit Softpaw ‘sprach’, befand sich auch wieder der Katzenkorb unter ihren Gepäckstücken. Außerdem stand eine riesige Keksdose bereit, die Henry für sie gefüllt hatte.

Als sie gut eine Stunde später im Wagen saßen, bat Snowcat Shark Finn noch bei Ehran einen Zwischenstopp einzulegen. Sie wollte noch seine Weihnachtsgeschenke, eine bemalte Tasse und handgefertigte Manschettenknöpfe, für ihn abgeben. Mit ihrem Mentor gemeinsam Weihnachten zu feiern, war eh nicht geplant gewesen.

Am Logan Airport fuhren sie direkt zum privaten Bereich, denn Liam und SpArcade warteten bei ihrer TransSky auf sie. Ein Fakt, der Snowcat überrascht die erste Augenbraue heben ließ. Eigentlich hatte sie damit gerechnet, dass sie mit UCAS Air nach Seattle fliegen würden. Sie hob die zweite Augenbraue, als sie sah, dass Sparky und Arcade unter den dicken Winterjacken Hawaiihemden und zu den fünf Mützen, Sonnenbrillen trugen. Hätte sie eine dritte Augenbraue gehabt, hatte sie diese beim Betreten der Maschine gehoben, denn die war hinten mit Surfzeug und Weihnachtsschmuck vollgestellt, die Zwillingsbretter von SpArcade sahen neben dem von Shark Finn wie Spielzeugbretter aus.

Als Snowcat sich neben Harlequin anschnallte, trug der inzwischen ein frisches T-Shirt. Es war schwarz und ein silberner, muskelbepackter Mann surfte auf einem metallenem Surfbrett.

Snowcat hatte offenbar die völlig falsche Kleidung in ihren Koffer gepackt. 

Sie flogen viele Stunden. Da Snowcat nicht fragte, sagte ihr auch niemand wohin es ging. Die Stimmung an Bord konnte man nur als ausgelassen beschreiben. SpArcade und Shark Finn sangen Weihnachtslieder und Harlequin spielte dazu auf einer, Snowcat konnte es kaum fassen, Ukulele. 

„In dem Pullover könnte Dir nachher ziemlich warm werden,“ meinte Liam irgendwann. „Vielleicht ziehst Du Dir besser ein T-Shirt an.“

Snowcat ging an ihren Koffer, in dem sich genau ein T-Shirt befinden würde, aber auch ihre Sportkleidung konnte sie ja tragen und diese Shirts waren sogar armfrei.

Beim Öffnen des Koffers erlebte sie eine erneute Überraschung, denn ganz oben auf lagen, ordentlich gefaltet, ihre Badesachen. Außerdem waren diverse Sommerkleider eingepackt worden. Der kleine Beutel mit Traubenzuckerherzen wies ganz eindeutig darauf hin, dass Henry den Koffer umgepackt hatte und er hatte offenbar sehr wohl gewusst, wohin die Reise gehen würde. 

Snowcat zog den Pulli aus, dann ein kurzes, aquablaues Kleid über und erst im Anschluss die weiße Jeans aus. „Danke Henry.“, flüsterte sie. 

Sie landete auf einem kleinem Flugplatz auf Hawaii. Neben dem Hangar waren zwei SUVs geparkt, die Shark und SpArcade beluden. Dann fuhren sie tiefer in den Urwald und höher in die Berge, bis sie zu einem Anwesen mit einem großen Haus mit zwei Nebengebäuden und fünf kleinen Gästehäusern kamen. Hier lebte der hawaiianische Zweig der O‘Niall Familie. Das Haus war weihnachtlich geschmückt, was bei dem fantastischen Wetter ein wenig merkwürdig befremdlich aussah.

Die Zwillinge kommentierten, „Wie wir gesagt haben...“, „der Weihnachtsschmuck ist Mau...“ , „Zum Glück haben wir so viel...“, „davon mit gebracht.“

Snowcat warf einen Blick nach hinten in den Wagen, dort stapelten sich Lichterketten und anderer Kram. Mau würde das Haus am Ende nicht mehr aussehen, eher grell strahlend und leuchtend bunt. 

Snowcat lernte Mutter, Vater und Großmutter von Shark Finn kennen. Hinzu kamen knapp zwei Dutzend Cousins und Cousinen und deren Kinder, die sich gemischt aus Trollen, Orks und Menschen zusammensetzten. Einige sahen so aus, als hätten sie nur wenige Tropfen irisches O‘Niall-Blut in sich und ihre Vornamen bestätigten die Vermutung.

Ja, dieses Jahr feierten die O‘Nialls auf Hawaii und nach und nach trudelten immer mehr von dem Clan ein. Einige von ihnen, die aus dem russischen Zweig, kannte Snowcat bereits aus Vladivostok. Ob sie wohl in ihrem U-Boot hergekommen waren?

Von jedem einzelnen wurde Snowcat herzlich begrüsst und wenn sie jemanden frisch kennenlernte, ebenso herzlich aufgenommen und zwar so herzlich, als wäre sie eine echte, liebe, Blutsverwandte, die man endlich einmal traf. Auch Harlequin war willkommen, allerdings machte Ulani O‘Niall, Shark Finns Grossmutter, klar, dass Snowcat Ohana sei und Harlequin als ihr Freund willkommen war. Verschwörerisch sagte sie zu Snowcat, „Wenn Du an Deinem Mann was auszusetzen hast und er sich nicht benehmen mag, dann sag einfach Bescheid, dann rücke ich ihm den Kopf zurecht.“

Als Snowcat auch noch begann Hawaiianisch zu sprechen und ihre Aussprache zunehmend besser wurde, waren alle hier ganz aus dem Häuschen und die Kinder verpassten ihr sofort einen hawaiianischen Namen, sie nannten sie Noelani, was übersetzt die ,Schöne vom Himmel‘ hieß. 

Snowcat und Harlequin bekamen eines der kleinen Gästehäuser für sich. Ursprünglich was dies wohl mal eine Ferienanlage gewesen. 

Vom Schlafzimmerfenster aus konnte Snowcat über das Blätterdach des Dschungeln hinweg aufs Meer hinaus gucken. Es war ganz klar, dies hier war das Paradies oder besser einer der Orte in der Welt, der diesen Titel verdient hatte.

Zum Abend fuhren sie alle zum Strand, wo neben einem Lagerfeuer ein riesiger, beleuchteter Weihnachtsbaum stand. Alle legten ihre Geschenke darunter. Ulani kontrollierte, ob auf jedem Geschenk ein Name stand und wenn dem nicht so war, half sie mit einem großen, goldfarbenem Stift aus. Ob das Geschenk einen Absender hatte, spielte keine Rolle. 

Sie feierten bei Spanferkel, Eierpunch, Cocktails, Obst und viel gutem Whisky den Heiligen Abend. Es wurde bis tief in die Nacht hinein an Sandburgen und anderen Skulpturen gebaut, was Snowcat einen Riesenspaß machte. Außerdem wurde gesungen und erzählt. Traditionelle Weihnachtslieder, begleitet von hawaiianischen Ukulelen und gesungen mit russischem Akzent. Das war etwas ganz besonders. 

Mele kalikimaka!- Frohe Weihnachten!

Harlequin bot den einen oder anderen Limerick dar, den er ebenfalls auf seiner Ukulele begleitete.

Einige der O‘Nialls trugen Hawaiihemden und dazu einen Kilt, unter anderem auch Liam.

Geschlafen wurde auf modernen Strohmatten und Hightech-Decken am Strand und als die ersten Sonnenstrahlen den Weihnachtsmorgen einläuteten, weckten die Kinder sich gegenseitig, um gemeinsam zu den Geschenken unter dem Baum zu eilen. 

Auch für Snowcat lagen Geschenke unter dem Baum. Sogar mehr als sie gedacht hätte. Entweder hatte Liam ihre Kleidergröße verraten oder aber er war selbst einkaufen gewesen, denn sie bekam zwei Bikinis, Shorts, zwei Paneos, einen Strohhut und das alles ohne Absender. Das größte Paket trug Shark Finn persönlich zu ihr, obwohl es in Papier verpackt war, war klar, was sich darin befand. Ein Surfbrett. Es war extra für sie lackiert worden. Eine weiße Katze surfte zwinkernd und mit Daumen hoch auf eine riesigen Welle, ansonsten war das Brett mit blauen und weißen Blumen bemalt. Einer der neuer Bikinis passte farblich ganz hervorragend dazu.

Harlequin bekam von Snowcat, wie Sparky, Arcade, Shark Finn und Liam, ebenfalls eine bemalte Tasse zu Weihnachten. Da er in Snowcats Leben eine besondere Rolle spielte, erhielt er zusätzlich einen gemalten, selbst ausgedachten Comic Band im selbst gebundenen Hochglanzeinband. Auf der letzten Seite stand zu lesen, ‘From Snowcat, with Love, ... to be continued.’ 

Nach dem Geschenkeauspacken ließ Snowcat sich nicht lange bitten, verschwand hinter einer der spanischen Wände, die hier aufgestellt worden waren, zog sich um und begab sich zum Wasser. Hier erhielt sie von Shark Finn persönlich Surfunterricht und gegen Abend konnte sie sich sogar schon ziemlich gut auf dem Brett fortbewegen, was sie auch fleißig, begleitet von vielen anderen, tat. 

Man organisierte natürlich auch für Harlequin ein Brett, der -Snowcat war nicht mehr überrascht- ein hervorragender Surfer war. Er besorgte sich von irgendwoher einen Speer und zeigte, dass er sogar wellenreitend Fische zu jagen verstand und da das Mittagessen heute unter anderem aus am Strand geräuchertem Schwertfisch bestand, trug er auf diese Art zum Weihnachtsessen bei.

Bei Sonnenuntergang mussten alle das Wasser verlassen, da es nachts zu gefährlich war, sich darin aufzuhalten. Man begab sich zurück zum Haus.

Snowcat war so müde und erschöpft, dass sie noch während alle im großen Wohnzimmer bei einem Irish Coffee beisammen saßen, einschlief. Harlequin brachte sie ins Bett.

Noch in der Nacht weckte Harlequin Snowcat und entführte sie zu einem kleinen Wasserfall mitten im Dschungel. Sie schwammen unter dem Schein des Mondes, küssten sich unter dem Wasserfall und liebten sie am Ufer. 

Im Anschluss genossen sie frisches Obst und tranken Champagner aus rot-goldenen Kelchen, die Harlequin mitgebracht hatte.

Hier überreichte Harlequin Snowcat auch ihr Geschenk. Er hatte ihr etwas einzigartiges mitgebracht. Wissen! In intimer Atmosphäre begann er Snowcat für sie völlig neue und unbekannte Magie beizubringen und führte sie die ersten Schritte auf den Weg neuer Fertigkeiten. Dabei lernte sie Harlequin von einer völlig neuen Seite als Lehrer kennen, was sie als weiteres Geschenk empfand. 

Das Leben konnte nicht schöner sein.

❄❄

Am 29. Dezember rief Snowcat bei TriXhot an, um ihr zum 26. Geburtstag zu gratulieren, den diese, wie Snowcat wusste, im Haunted Mug feierte. Fast hätte sie die junge Frau nicht erkannt, denn ihr Haar war heute nicht dunkelrot, sondern hellblond. Was ihr auch ausgesprochen gut stand und sehr natürlich aussah. Vielleicht handelte es sich ja sogar um ihren Naturton? Das Haar war nicht ganz so hell, wie das von Snowcat, dennoch würden sie sich so vielleicht mal als Geschwister ausgeben können, wenn Snowcat ihre Ohrspitzen verbarg. Wer weiß, wozu das gut war?

Die Elfe konnte eine Menge ihr bekannter Gesichter von UC im Hintergrund ausmachen, aber da war auch ein ihr unbekanntes Gesicht, ein junger Mann im Rollstuhl, mit dem TriXhot sehr vertraut zu sein schien. 

Die beiden Frauen unterhielten sich eine ganze Weile. Snowcats Geburtstagsgeschenk, schwarze Stiefel und eine Handtasche, beide mit orangen Applikationen, schien gut angekommen zu sein.

TriXhot erzählte, dass sie zu Weihnachten ihren Dad in Tokio besucht hatte und dass sie die Gelegenheit gleich dazu genutzt hatte, dort die fehlenden Weihnachtsgeschenke zu besorgen. 

Alle UCler hatten lackierte Essstäbchen aus einem besonderen Holz bekommen. Snowcats waren weiß, aus Kirschbaumholz und mit Kirschblüten verziert, wie TriXhot ihr zeigte, nachdem Snowcat diese darum gebeten hatte. Zusätzlich würde in Seattle noch ein weißer Origami-Drache auf sie warten, den ein berühmter Papierkünstler aus Tokio gefaltet hatte.

Am 30. Dezember verbrachte Snowcat mehrere Stunden damit dutzende von individuellen Neujahrsgrüßen aufzuzeichnen. Da Sparky und Arcade ihr halfen, würde sich jede einzelne erst öffnen lassen, wenn an dem Ort, an dem sich das entsprechende Commlink befand, schon 2073 war. Neben UC, Spinrad und Co, bedachte Snowcat dabei auch Metamenschen wie Hans Winukur oder Ding Ramos, natürlich war die persönliche Botschaft bei letzteren stark abgespeckt. 

❄❄

Silvester wurde natürlich wieder am Strand gefeiert. An diesem Abend erschien auch ein weiterer Elf auf der Bildfläche, Onkel Marty, den Snowcat aus Australien kannte und der für sie den Kontakt zum Drachen Tjurjunga hergestellt hatte. Harlequin und er schienen sich bereits zu kennen.

Die Feier war ausgelassen. Der Generator, der den Strom für den Weihnachtsbaum gebracht hatte, sorgte nun auch für die Versorgung eines DJ-Pults und Maleko, ein Ork von ungefähr 17 Jahren legte auf. Sie beschallten den gesamten Strand und außer der Familie waren heute Nacht auch Freunde aus der Umgebung eingeladen.

Snowcat ließ es sich nicht nehmen und trug ihr neues, schulterfreies, silber-weißes, bodenlanges Designerkleid, dass sie sich für Silvester ausgesucht hatte. Nur die mit Perlen und Glitzersteinen besetzten Schuhe hatte sie auf dem Zimmer gelassen. Stattdessen lief sie barfuss.

Kurz nach Mitternacht entfachte Liam ferngesteuert auf einem Boot draußen auf dem Wasser ein Feuerwerk, welches unglaublich spektakulär war und erstaunliche 15 Minuten dauerte. 

Sparcade nahmen das gesamte Schauspiel auf und verschickten es zumindest an ihrer Runnerkollegen von UC als Neujahrsgruß. 

❄❄

Beim Abschied am Abend des 2. Januars stellte sich heraus, dass auch Harlequin neue Freunde gefunden hatte, auch wenn er nicht Ohana war, wie Snowcat und ihn einige teilweise als ‚anstrengend' betitelt hatten. Er durfte sich nun auch jederzeit wieder blicken lassen, außer, zur Weihnachtsfeier. Da müsse ihn Snowcat mitbringen wollen. Ulani zwinkerte Snowcat zu und flüsterte, „Es sei denn, Du magst ihn gerade nicht wieder sehen und bist auch gerade hier, dann verscheuchen wir ihn. Ghana geht immer vor.“ 

Am 3.1.2073 kehrte Snowcat aus dem Paradies in ein himmlisch verschneites Boston zurück.

Zu ihrer großen Freude stieg nicht nur Shark Finn in Boston aus. Auch Harlequin begleitete sie und wollte sogar noch ein paar Tage in Boston bleiben. 

Am Abend meldete sich Johnny Spinrad bei Snowcat. Sie war bereits vor Weihnachten auf die Idee gekommen ihn danach zu fragen, ob Ehran mal einen Blick auf das Artefakt werfen dürfe. Er hatte prinzipiell nichts dagegen gehabt und sich um einen Termin kümmern wollen. Heute sagte er, „Was hältst Du denn davon? Ich bin am Samstag, dem 14. diesen Monats in Boston, ich bringe das Teil einfach mit und Du und Deine Begleitung kommen dann bei mir vorbei. Wenn ihr mögt, können wir am nächsten Tag noch zum Eishockey gehen, denn die Bruins haben wieder ein Heimspiel.“

Snowcat war total baff, er würde das wertvolle Artefakt einfach so mitbringen, lächelnd sagte sie, „Das ist eine ganz hervorragende Idee.“

Als sie Ehran davon erzählte, war er ebenfalls begeistert. Jedenfalls von der Idee an sich, was er davon hielt, dass das Artefakt einfach so transportiert wurde, konnte sie ihm nicht ansehen. 

Etwas später fragte Snowcat Harlequin: „Möchtest Du eigentlich auch mit zu dem Treffen kommen, um Dir die Kammer der Seelen anzusehen?“

Harlequin hatte bei dem Thema bisher unbeteiligt getan, jetzt grinste er: „Ja, sehr gern.“

Snowcat legte den Kopf leicht schief, „Ach tatsächlich? Du kennst doch alle Geheimnisse der Kammer bereits. Was ist denn da noch interessant für dich?“

Es sah sie so an, als wenn sie das eigentlich selber wissen müsste, „Na die ganzen Metamenschen, die Du so kennst, die sind interessant. Außerdem freue ich mich auf die Häppchen, die es da gibt.“ Er machte eine kurze Pause und sah sie fragend an, „Es wird doch Häppchen geben?“

Snowcat lächelte, „Ich weiß nicht.“

Harlequin winkte ab, „Ach was, wenn nicht, dann sorgst Du einfach dafür.“

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Es gab Häppchen und der Abend war interessant und gehörte wieder in die Schublade mit den tollen Erfahrungen. 

Selbstverständlich weihten weder Harlequin noch Ehran Snowcat im Anschluss in alle Geheimnisse der Kammer der Seelen ein, aber beide ermunterten sie zu sprechen, hörten ihr zu und kommentierten mit richtungsweisenden Ideen. In Snowcat erwachte der Gedanke, irgendwann mal herauszufinden ob andere, wie zum Beispiel Brackhaus, eine Aussage über das Einweihen ernster meinten. 

Sie seufzte innerlich, sie glaubte nicht daran, noch nicht weit genug für dieses oder jenes Wissen zu sein, aber sie respektierte Ehran und seine unermessliche Weisheit viel zu sehr, um zu protestieren.

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Gleich ein paar Tage später zeigte sich, wie viel Snowcat durch und mit ihrem Mentor bereits erreicht hatte und noch erreichen konnte. Sie ging ein paar Tage in Klausur mit ihm und erweiterte ihre magische Macht.

Harlequin hatte sie noch bis vor die Tür zu Ehrans Anwesen in Boston gebracht und sich dann verabschiedet, „Ich möchte Dich nicht ablenken. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich der Versuchung widerstehen könnte, es hin und wieder mit einer Ablenkung zu probieren.“ 

Der Abschiedskuss hatte Snowcat gezeigt, dass sie seinem Ablenkusversuch auch nicht sicher widerstehen können würde.


Welche Runs das neue Jahr für UC bereit hält und was Snowcat so alles erlebt, wird demnächst hier zu lesen sein.

Bis bald, omae!

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*