Teil 1 (Run 5)

Zurück

1

05/05/70, Montag - 10:22:19

Genau an Snowcats 5. Geburtstag trafen sich Starbuck, Blackstone, Fiddler, OC, Snowcat und Craven bei einer leckeren Tasse Kaffee in ihrem Lieblings-Starbucks-Restaurant in Redmond.

Hier planten sie an Blackstones Rache für Duke. Ein Racheakt, bei dem hoffentlich für alle eine Menge New Yen herausspringen würde.

Snowcat biss zufrieden in einen mit Haselnusscreme gefüllten Donut und hörte wie immer beim Planen nur mit einem Ohr zu. Sie hoffte, dass es heute wirklich nur beim Planen bleiben würde, und sie am Abend noch schnell Zeit hätte im HQ der Ancients vorbeizuschauen. Vielleicht hatte ja jemand ein Geburtstagsgeschenk für sie, obwohl sie in den letzten Wochen nicht all zu viel Zeit mit der Gang verbracht hatte. Aber was bedeuteten ein paar Wochen schon für eine Elfengang? Dabei ging es Snowcat  gar nicht um die Geschenke, sondern mehr darum ob und wer an ihren Geburtstag gedacht hatte. 

„Also, wenn ich alles richtig verstanden habe, dann ist die Sache so...“ meinte OC gerade.

Snowcat schenkte ihr nun die volle Aufmerksamkeit, denn das klang nach Zusammenfassung.

„ ... Dukes Familie gehört in der ADL eine Firma; Geheime Informationen über irgendwas diese Firma betreffend liegen in einem Schließfach einer Filiale der Deutschen Bank hier in Seattle; Wenn wir an den Inhalt dieses Schließfachs gelangen, dann führt uns das zu einem LKW, ebenfalls hier in Seattle, der dann voll beladen mit Waffen ist; Der Verlust dieser Waffen wäre für Dukes Familie  sehr schmerzhaft, was dann im Sinne von Duke wäre! Richtig?“

„Genau.“, bestätigte Starbuck. „Du hast nur vergessen zu erwähnen, dass uns der Verkauf der Waffen einen enormen Gewinn bringen dürfte.“

OC erwiderte lächelnd: „Nein, habe ich nicht, denn Geld interessiert mich bei der Sache nicht besonders. Ich hab genug Geld!“ Sie machte eine gedankenverlorene Pause und ihr Lächeln erstarb dabei. „Aber wenn jemand in einer Familienangelegenheit noch eine Rechnung offen hat, dann interessiert mich das. Und wenn er selbst die Sache nicht mehr erledigen kann, weil er tot ist,“ nun warf sie einen kurzen Blick auf Blackstone, „dann ist es doch nur gut, wenn das jemand für ihn übernimmt!“

Craven fasste Snowcat an der Schulter und zog sie lässig zu sich ran, dann fing er an, an der Spitze ihres Ohres zu spielen. „Schön für dich OC, dass du ausreichend Kohle hast, aber wir ...“, Craven zog Snowcat noch ein bisschen dichter zu sich heran, „können schon noch welche brauchen. Also sollte sich ein Einbruch in eine Bank wirklich lohnen.“

Fiddler ergänzte lächelnd: „Ich muss Craven beipflichten. Es lohnt sich nicht in einer der besten Gegenden der Stadt, zu denen Bellevue so weit mir bekannt ist gehört, in eine Bank einzubrechen, wenn hinterher nichts dabei herausspringt.“

„Glaubt mir, da springt hinterher ne ganz gewaltige Menge bei raus!“, betonte Blackstone mit Nachdruck.

Craven seufzte. „Mag ja sein, dass du das glaubst Pebbles, aber ich hätte schon gern ne ungefähre Ahnung von was für Waffen wir da sprechen.“

Blackstone überlegte einen Moment: „Ich weiß nicht was für Waffen das sind. Ich weiß von Duke nur, dass seine Familie nicht so einen Aufstand machen würde, wenn es nicht viel wert wäre. Sehr viel wert!“

Starbuck nickte nachdenklich und sagte dann: „Lasst es uns doch einfach versuchen.  Wir haben doch einen Vorteil: dieses Schließfach geht mit Dukes DNA auf und die kann ich besorgen und so müssen wir nur noch unbemerkt in die Bank rein.“

Cravens Stimme triefte vor Hohn, als er entgegnete: „Na, wenn‘s weiter nichts ist...“. Er küsste Snowcat aufs Ohr und fuhr dann energiegeladen fort: „ ... ziehen wir‘s einfach durch. Und nun holt mal den fertigen Plan raus, wie wir das genau machen!“

13:18:04

Nach unzähligen Kaffeebestellungen und der einen oder anderen Informationsbeschaffung stand der Plan endlich: Gleich heute Abend würden sich OC, Starbuck, Blackstone und Fiddler aufmachen, um Robert Conelli, seines Zeichens Besitzer eine Schließfaches bei der Deutschen Bank, nach seinem all-abendlichem Essen in seinem Lieblingsrestaurant abzufangen. OC würde den Geschäftsmann kurz anmachen und ihn dadurch ablenken, während Fiddler ihn dann bezaubern würde. Dieser Zauber würde Mr. Conelli suggerieren, dass er gleich am morgigen Dienstag dringend an sein Schließfach müsse und dazu die Begleitung seiner beiden Bodyguards, Fiddler und Blackstone benötigte. Dann würden die drei in den Safe-Raum gehen und während Mr. Conneli an sein Schließfach ginge, würde Blackstone einfach die DNA von Duke herausholen, das dazu passende Schließfach öffnen und herausnehmen, was immer sich darin befand. Natürlich würden die Sicherheitsleute der Bank bemerken können, dass unten im Tresor zwei Fächer geöffnet würden. Um dies zu unterdrücken und um sämtliche Aufzeichnungen über Blackstone und Fiddler zu löschen, würde Starbuck mit OC zufällig auf Immobiliensuche sein und deshalb im selben Gebäude einen Termin haben. Genau zur verabredeten Zeit würde Starbuck dann dringend auf die Toilette müssen, um sich von dort aus in das System zu hacken, welches von außerhalb schwer oder gar nicht zugänglich war. Vorsichtshalber würden Snowcat und Craven ganz in der Nähe in einer Strasse warten, um notfalls für Ablenkung zu sorgen. Sollte unglaublicher Weise etwas schiefgehen und Ablenkung benötigt werden, würden sie die dort ansässigen Leather Devils, eine homosexuelle Go-Gang hinter sich her locken, um für Aufruhr in Bellevue zu sorgen. Natürlich würde das nicht nötig sein, denn Fiddler und Blackstone würden mit ihrer Beute in aller Seelenruhe die Bank verlassen und alle sechs würden sich dann in Redmond treffen, um die Beute zu sichten. So weit der Plan!

Ganz einfach. Allerdings fragte Snowcat sich, wenn das wirklich so einfach war, warum dann nicht ständig die so genannten Nummern-Fächer in den Banken ausgeräumt wurden. So schwer konnte es doch sicher nicht sein an die passende DNA zu kommen. Nun, sie lächelte in sich hinein, vielleicht gab es ja nicht so viele Teams mit so vielen guten Ideen, der passenden Magie, genialen Hackern und atemberaubenden Mädchen?

18:00:00

Snowcat zerbrach sich an diesem Abend nicht weiter den Kopf über die Angelegenheit. Starbuck meldete, dass Mr. Conelli am Haken hinge und so konnte sich Snowcat mit Craven im Schlepptau zum HQ der Ancients aufmachen, wo nicht nur zahlreiche Geschenke, sondern auch eine kleine Überraschungsparty auf sie wartete.


05/06/70, Dienstag - 10:53:39

Snowcat und Craven saßen in einem Eiscafé und bestellten sich einen riesigen Eisbecher. In ihrer unmittelbaren Umgebung befand sich eine Spielhalle in der die Leather Devils ein und aus gingen, und auch am heutigen Vormittag standen bereits 10 Motorräder vor dem Eingang. 

Von hier aus würden die beiden Elfen ungefähr drei Minuten bis zur Deutschen Bank brauchen, wenn es dort Schwierigkeiten gab. 

Drei Minuten konnten leicht eine Ewigkeit für Shadowrunner sein.

Doch wenn alles nach Plan lief, würde man sie ja nicht brauchen. Snowcat öffnete auf AR zwei Sichtfenster. In dem ersten sah sie, wie Mr. Conelli mit Blacktone und Fiddler gerade die Bank betrat. Im zweiten Fenster wurde sie Zeuge davon, wie Starbuck gerade OC, die ein perfekt sitzendes rotes Kleid trug, aus ihrem heute ebenfalls roten Sportwagen half und sie wegen des einzuhaltenden Termins beim Immobilienmakler antrieb.

„Wir sehen euch.“, verkündete Snowcat fröhlich über die Teamleitung.

„Ja noch.“, antwortete Starbuck, aber gleich habt ihr nur Ton und wahrscheinlich ist es sogar sicherer, wenn wir nur noch senden, wenn es nötig ist.“

Snowcat musste breit grinsen, als sie fragte: „Du meinst doch nicht etwa, dass nur weil die Typen in dieser Bank direkten Zugriff auf das SK-Netzwerk haben, dir die Sache eventuell über den Kopf wachsen könnte?“

Im AR-Fenster über Starbuck und OC tauchte ein Comic-Pirat auf, der einen mit Dreckwasser gefüllten Eimer nahm und ihn über einer niedlichen weißen Katze ausschüttete. Snowcat musste herzhaft lachen.

Der Eisbecher wurde geliefert und Snowcat und Craven lehnten sich zurück, um gemütlich ihr Hörspiel zu genießen.

11:07:42

OC gab wirklich eine bezaubernd aufgedrehte Hausfrau ab, die ihren armen zukünftigen Ehemann fast zur Weißglut brachte. Der freundliche Mitarbeiter der Deutschen Bank war darum auch gar nicht überrascht, als Starbuck sich entschuldigte, um aufs WC zu gehen. Im Gegenteil, er war sogar erfreut, so konnte er mit der umwerfend aussehenden Frau ... für einen Menschen ... im dem roten Kleid ein wenig allein sein.

Derweil klärte der Sicherheitsmann Mr. Conelli gerade darüber auf, dass es sehr ungewöhnlich sei, dass er heute mit zwei Bodyguards in den Tresorraum wolle und dass es dafür leider unbedingt nötig wäre, dass die beiden ihre SINs erfassen ließen. Schweren Herzens gaben Fiddler und Blackstone ihre IDs zur Überprüfung ab. Der Sicherheitsbeamte sagte schon nach wenigen Sekunden: „Vielen Dank!“ und damit war der weitere Weg freigegeben. Allerdings bedauerte der Sicheheitsmann, dass der Tresorraum leider nicht für so viele Metamenschen gemacht worden sei, und so entschloss Blackstone schnell Mr Conelli allein zu begleiten. Fiddler würde so lange in einem Büro warten.

Starbuck meldete in diesem Augenblick: „Bin drin. Sehe gerade das Problem. Ihr werdet zwar nach unten gebracht, habt da aber keinen direkten Zugang zu den Schließfächern. Die kompletten Schließfächer werden euch nämlich auf Anforderung über ein automatisches System aus den Katakomben nach oben geschickt.“

Blackstone fragte nach: „Hast du darauf Zugriff Starbuck?“

„Nein, hab ich nicht, aber ich kann den Eintrag, dass du irgendwo dran warst, löschen.“ sagte Starbuck ruhig.

Blackstone klang leicht panisch: „Und was muss ich tun, um dran zu kommen?“

„Starbuck erklärte ruhig: „Du musst einfach nur die Schließfach-Nummer eintippen und mit Dukes DNA bestätigen.“

„Na gut, dann weiter nach Plan!“, ordnete Blackstone an.

„Copy!“ kam es aus aller Munde.

Fiddler wurde in ein geräumiges Büro geführt, in dem sich ein Sessel befand der groß genug war, um für ihn bequem zu sein. Blackstone und Mr.Conelli betraten derweil die Schleuse zum Tresorraum.

Starbuck saß weggetreten auf dem Klo und OC plauderte fröhlich mit dem Immobilienverkäufer. Dann herrschte eine ganze Zeit lang Funkstille.

11:21:27

Snowcat und Craven spielten mit den Toppings ihres Eisbechers und kämpften gerade verspielt um eine Kirsche, als Starbucks sich meldete, seine Stimme klang angestrengt: „Irgendwas ist nicht in Ordnung. Hier ist Sicherheitsalarm ausgelöst worden. Die SINs haben wohl... oh Shit, melde mich gleich wieder.“

OC sagte daraufhin: „Ich glaube, ich sehe mal nach meinem Verlobten. Wo der so lange bleibt?“ 

Snowcats Nackenhaare stellten sich auf. Das klang nicht danach als wenn alles nach Plan lief.

„Ähm,“ hüstelte Fiddler in sein Commlink, „eben ist meine Tür verriegelt worden und davor postieren sich Sicherheitsleute und ich glaube, sie trauen sich nicht zu mir rein weil ich ein Troll bin.“

Snowcat fragte, während Craven ihr in den Mantel half. „Blackstone und wie sieht‘s bei dir aus?“

„Bis eben gut, jetzt ist allerdings unsere Panzertür von Grün auf rot gesprungen und...“

Starbuck funkte dazwischen: „Scheiße, hab echt unter Druck gestanden, musste mich ausloggen und hab jetzt Feueralarm ausgelöst.“

OC, die augenblicklich freundlich aufgefordert wurde das Gebäude ohne Panik aber zügig zu verlassen, klang besorgt: „Brauchst du Hilfe Starbuck?“

„Nein, hab nur Kopfschmerzen. Lass uns zum Parkplatz und sehen, was wir von da aus tun können.“

„Fiddler“, wollte Snowcat wissen, „siehst du eine Möglichkeit da rauszukommen?“

„Im Moment nicht!“, erklärte Fiddler amüsiert, „Aber die kommen auch nicht rein, die haben wahrhaftig Angst vor mir.“

„Starbuck meldete sich noch mal: „Ich hab Zugriff auf die Überwachungskameras auf der Strasse vom Verkehrsleitsystem. Ich beam euch die Bilder zu.“

In Snowcats Sichtfeld blendete sich ein Icon ein, sie öffnete das Fenster sofort und konnte sehen, dass das Gebäude tatsächlich evakuiert wurde. 

„Ich sitzt hier jedenfalls mit Conelli warm und trocken und werde ignoriert.“, konnte Blackstone verkünden.

„Na super, wir setzen uns schon mal in Bewegung und nähern uns mit dem Bike. Jetzt keine Panik, wir holen euch schon da raus.“, versprach Craven ruhig.

Noch immer traute sich keiner der Sicherheitsgardisten vor Ort zu Fiddler rein.

11:25:01

Starbuck, der inzwischen mit OC auf dem Parkplatz angekommen war erklärte, dass sowohl Löschwagen von Franklin, als auch Lone Star hierher unterwegs waren. Das Team sah keine Chance mehr vorher noch einzugreifen, da es ihnen unmöglich sein würde Blackstone aus dem Tresorraum unter der Erde zu befreien.

Schnell entwickelten die Vier draußen  über die Commlinks den Plan zuzuschlagen, wenn der Star Fiddler und Blackstone zum Abtransport rausholen würde. Ausreichend Chaos zu verursachen würde auf dem Parkplatz mit den Wagen von Franklin, den Evakuierten und den Schaulustigen kein Problem sein und so beschlossen sie, auf die Leather Devils zu verzichten.

Blackstone bestätigte, er würde sich bereithalten und sich der Verhaftung nicht widersetzten.

Fiddler hingegen meldete sich nicht mehr, auch nicht, als Craven und Snowcat wiederholt nachfragten.

11:26:22

Der Star kam mit einem Swat-Team.

Snowcat und Craven hielten sich bereit. Sie wussten nicht, wie es um Fiddler stand.

11:31:08

Man brachte Duke gefesselt und von zwei Lone Star Polizisten flankiert raus.

Immer noch keine Spur von Fiddler.

Snowcat und Craven setzten sich Skimasken auf und rasten los. 

OC griff nach ihren Pistolen.

Starbuck startete den Wagen und sagte dann: „Hier fliegt ein wildgewordener Rabe vor dem Auto rum und... verwandelt sich gerade in einen nackten Fiddler.“

„Ihhh!“ brüllte Craven noch, bevor er eine Salve nach der anderen dicht über die Köpfe der Cops abfeuerte.

Snowcat tat es ihm nach. Die Polizisten warfen sich in Deckung. 

Fiddler versuchte sich in den Wagen von OC zu quetschen, sie konnten ihn nicht hören, denn er hatte kein Commlink mehr.

Vollkommen parallel bewegten sich Snowcat und Craven auf ihren Motorrädern auf Blackstones Position zu.

Blackstone, an Füssen und Händen gefesselt, drehte den Elfen den Rücken zu und spreizte dabei seine Arme ab, soweit er konnte.

Genauso war es perfekt. Snowcat wandte sich leicht nach rechts, Craven nach links und als sie mit Blackstone auf einer Höhe waren, harkten sie ihn unter und schliffen ihn mit. 

Hinter ihnen explodierte etwas.

Der Zwerg stütze sich mit den Füssen auf Cravens Bike ab so gut es ging.

In wilder Fahrt rasten sie in eine Seitengasse.

„Okey“, gab Starbuck bekannt, „Wir machen uns ebenfalls vom Acker. Fiddler hat noch ´nen Zauber abgesetzt, der die Masse von Leuten verwirrt, das sollte alle eine Weile aufhalten, aber er sagt auch, dass die Explosion von ´nem Geisterkampf her gerührt hat und dass uns ein Watcher gefolgt ist, den er jetzt aber gerillt hat. - Ähm, ich stell euch noch ne gute Ampelphase zurecht und OC ändert schnell die Farbe ihres Wagens.“

Blackstone kletterte derweil hinter Snowcat aufs Mottorad. Die beiden Elfen zogen ihre Skimasken ab.

„Copy!“, bestätigte Craven, „Wir treffen uns an Ort A in Redmond.“ 

11:31:47

Relativ unbelästigt setzten sie ihren Weg fort. Snowcat rief nach hinten: „Blackstone, hast du denn das Zeug aus dem Schließfach?“

Er nickte.

„Na dann, hoffen wir mal, dass sich das wirklich noch auszahlt.“, meinte Craven nur.


12:06:33

Sie besorgten an einem Automaten in Redmond Papierkleidung für Fiddler bevor sie das Starbucks ihrer Wahl aufsuchten.

Es stellte sich heraus, dass Fiddler sich in der Bank in einen Raben verwandelt hatte und dann durch den Lüftungsschacht entkommen war. Leider hatte er vergessen dass Team zuvor darüber zu informieren. Draußen hatte ihn dann ein Elementar eines Lone Star-Magiers aufgespürt und angegriffen. Diesen Geist hatte er dann durch einen seiner eignen Geister vernichten lassen.

Starbuck seinerseits war außergewöhnlich schnell von schwarzem Eis attackiert worden. Die SINs von Blackstone und Fiddler hatten der Überprüfung nicht standgehalten und so war alles alarmiert worden. Leider war Starbuck auch nicht mehr in der Lage gewesen sämtliche Bilder von Fiddler und Starbuck zu löschen und so würden die beiden inzwischen sicher auf einer Verhandlungsliste zu finden sein.

Die SINs waren jedenfalls verloren und ein nackter Troll in Bellevue ging bereits durch die Medien. Zum Glück waren davon, dank Starbuck, keine guten Bilder im Umlauf.

Gerade wollten sie besprechen was nun zu tun sei, als Fiddler plötzlich sagte: „Oh, da ist schon wieder so ein Watcher!“

„Kannst du den nicht wieder wegpusten?“; wollte OC wissen.

„Doch, das habe ich sogar bereits getan, aber ein zweiter Watcher gibt wahrscheinlich gerade unsere Position an seinen Meister weiter... und wir könnten jederzeit neuen Besuch bekommen.“

„Also brauchen wir jetzt kurzfristig einen Ort, wo wir vor Geistern und Magie sicher sind?“, fragte Craven.

„Das wäre jetzt optimal!“, sagte Fiddler sofort.

Snowcat lächelte. Sie waren in Redmond und sie brauchten einen sicheren Ort, an dem sie von Geistern nicht gefunden werden konnten? Ein Name kam ihr dabei sofort in den Sinn. Sie blickte Craven an und konnte sehen, dass er das Gleiche dachte: Lestat.


12:13:56

Immer in Bewegung bleibend zogen sie ihre Kreise durch die Redmond Barrens. Natürlich war es durch die AR-Technik der 70iger überhaupt kein Problem auch während man ein Motorrad fuhr, zu telefonieren. Snowcat wählte Lestats Namen an und augenblicklich wurde eine Verbindung hergestellt.

Nach dem dritten Rufton nahm Lestat ab, sein Konterfei erschient und wie immer zierten Zylinder und Sonnenbrille seinen Kopf, oder verdeckten ihn, je nachdem wie man es sehen wollte: „Bonjour ma Chère, was verschafft mir die Ehre deines Anrufs zu so ungewöhnlicher Zeit?“

Snowcat lächelte bezaubernd und mit voller Absicht in die Kamera: „Salut Lestat, hast du vielleicht gerade Zeit und Lust meinen Freunden und mir für eine Weile Unterschlupf zu gewähren?“

Lestat zog die Augenbrauen hoch, was man trotz der runden, geschwärzten Brillengläser gut sehen konnte. „Ich sehe, du bist unterwegs und nehme an, mit gerade meinst du sofort?“

„Genau, sofort-sofort, sogar!“ antwortete Snowcat nur.

„Bien sûr ma Chère, wenn es so dringend ist. Kommt einfach zum Cimetière. Ich erwarte euch da. Wie viele seit ihr?“

„Sechs und einer davon ist ein Troll.“

„Très bien, bis gleich!“ Lestats Bild löste sich in Luft auf.


12:19:23

Schon wieder ein Friedhof, dachte Snowcat sich, als sie den kleinen Konvoi anführte und auf dem schmalen Kiesweg entlang fuhr. Nur war es diesmal helllichter Tag und dieser Friedhof war sicher, denn er lag unter der Aufsicht eines Freundes, wobei Aufsicht ein zu geringeres Wort war. Lestat herrschte hier im Auftrag seiner „Götter“.

Sie fuhr bis zur Grabstätte der Familie Grey, hielt an und schaltete den Motor aus. OC parkte hinter ihr.

Außergewöhnlich laut knarzend öffnete sich die Tür des Mausoleums und Lestat trat heraus. Er war in sein übliches Ensemble, bestehend aus grauer Armeehose, schwarzem T-Shirt und dunklem G-Rock gekleidet. Seine Sonnenbrille lag ein bisschen tiefer auf der Nase, als man eine solche Brille gewöhnlicher Weise trug, so dass er mit seinen dunklen Augen über ihren Rand blicken konnte. Seine Zylinder saß leicht schief und warf einen dunklen Schatten auf sein Gesicht. Charmant begrüßte Lestat die Runner, wobei er besonderes Augenmerk auf OC legte.

Snowcat setzte den hochgewachsenen Elfen ins Bild. Sie benötigten schließlich dringend einen Schutz davor, von Geistern gefunden werden zu können. Nur so konnten sie in Ruhe darüber reden, was geschehen war und was nun zu tun sei.

Lestat führte die sechs Shadowrunner ein Stück über den Friedhof zu einer Gruft. Pausbackige Engel mit zernarbten Gesichtern wachten über den Eingang. Die schwere Tür öffnete sie lautlos, als Lestat sie mit der Hand berührte. Das wirkte sehr imposant, doch Snowcat wusste, dass hierfür nicht Magie sondern moderne Technik verantwortlich war.

In der Mitte der großen Gruft befand sie ein steinerner Sarkophag, in den man eine ganze Familie hätte beisetzten können. Aus einer kleinen Halterung links neben der Tür zog Lestat ein langes Streichholz und entzündete damit eine Kerze, die direkt daneben hing. Gleichzeitig entflammten etwa ein Dutzend Fackeln, die an den Wänden der Gruft angebracht waren.  

Lestat trat an den Sarkophag, schob den Deckel beiseite, wobei jener laut knarzte, und zog dann Kissen und Decken für alle aus seinem Inneren hervor. 

Das Team setzte sich auf dem Boden zusammen, denn es gab wirklich ausreichend viel zu besprechen, und im Starbucks waren sie damit nicht sonderlich weit gekommen.

Zum Beispiel galt es zu diskutierten, warum Fiddler nicht bescheid gesagt hatte, bevor er sich in einen Raben verwandelt und durch die Lüftungsschächte der Klimaanlage davon gemacht hatte.

Oder aber, was genau dafür verantwortlich gewesen war, dass man ihren Einbruch entdeckt hatte. Hier musste Snowcat ein Lachen unterdrücken, wie konnte so was nur geschehen? Bei einem perfekten Plan? 

Vor allem aber, mussten sie besprechen, was nun zu tun sei.

Starbuck fasste die Ergebnisse zusammen: „Also, die Sins haben nicht gehalten, darum sind wir aufgeflogen. Das SK-System ist einfach hart, und laut Konzernphilosophie schlägt man erst zu und fragt dann, falls noch was zu fragen übrig ist, deshalb kam das schwarze Eis. Fiddler und Blackstone benötigen neue SINs und werden wahrscheinlich gesucht. Jedes Mitglied des Teams muss sich daran gewöhnen, mehr anzusagen, damit wir alle wissen, was die Einzelnen tun, dann kann ich auch mehr eintragen. Blackstone konnte den Inhalt des Schließfachs entwenden und darüber, dass überhaupt etwas gestohlen wurde, hat die Deutsche Bank nichts bekannt gegeben. Ich war mal eben auf der...!“

Schon wieder war es Craven, der Starbuck unterbrach: „Blackstone, hat sich das denn nun gelohnt. Sind da Sachen drin, die uns den Weg zum Reichtum zeigen?“

Blackstone nickte erfreut. „Ja, ich hab hier Daten, die sich um einen Prototypen für eine neuartige Waffe drehen und Aktivierungscodes dafür, aber wie wertvoll das genau ist, kann Starbuck noch checken.“

Fiddler warf Starbuck nun einen auffordernden Blick zu.

„Starbuck“, sagte Starbuck grinsend, „Kommt auch gleich dazu, aber erstmal führt er noch seine andere Geschichte zu Ende. Weder Fiddler noch Blackstone stehen auf der „Most Wanted“ Liste des Stars, aber die Inhaber ihrer SINs werden mit Sicherheit als flüchtig gesucht und nach dem was ich gehört habe, wird wohl vor allem der Mage des Stars auf der Suche nach Fiddler sein. Schon allein aus Prinzip. Also sollten die beiden sich ein bisschen bedeckt halten, in den nächsten Stunden zumindest. Von uns anderen wird überhaupt nicht gesprochen.“

Fiddler machte mit seiner Hand eine antreibende Geste.

„Ja,ja,“ fuhr Starbuck fort, „nun zu der Beute. Ich hab hier Zugangs-Codes für 2 Lkw‘s und Angaben darüber, wann und wo sie hier in Seattle stehen. Außerdem ist hier noch ein Aktivierungscode der in der Tat nicht für irgendwelche Waffen, sondern für einen Prototyp der deutschen Firma EWS- Electronic Warfare Systems oder aber auch elektronische Waffensysteme, ist. Eine superneue und supergeheime Waffe übrigens. EWS ist bekannt als kleine, potente Firma, die immer wieder durch sensationelle Neuentwicklungen auf sich aufmerksam macht. “

Prima, nun mussten sie nur noch herausfinden, wie man aus diesen Daten den höchsten Gewinn erzielen konnte und wie man dabei gleichzeitig EWS, der Firma von Dukes Familie, den größtmöglichen Schaden zufügen konnte. 

12:53:05

Schnell stand der stärkste Konkurrent von EWS und somit beste Käufer des Prototypen fest: Saeder Krupp. SK war die kleine Firma schon lange ein Dorn im Auge - oder besser in der Klaue, wie Snowcat amüsiert anmerkte - jeglicher Übernahmeversuch war jedoch bisher gescheitert, gerade weil EWS immer wieder mit Neuentwicklungen überraschte. 

Sie wollten die Codes für den Prototypen also an SK verkaufen. Natürlich konnten sie nun nicht einfach bei SK anrufen und ihre Ware anbieten. Doch es gab ja Johnsons, die ausschließlich für SK arbeiteten, man musste sie nur finden.

12:55:23

Es verging kaum Zeit bis Starbuck sich aus der Matrix über Commlink meldete: „Also, der sicherste Treffer für SK ist ein Mr. Drake. Die Trix ist voll von Gerüchten über den Kerl, und er könnte von einem Zwerg über einen Menschen bis zu Lowfir selbst wirklich jeder sein, aber eines ist dabei klar, er arbeitet für SK und er ist einer der ganz Großen.“

„Na bei dem Namen würde ich auch für SK arbeiten.“, warf OC ein. „SK ist eh nicht einer der schlechtesten Konzerne für die man arbeiten kann.“

„Und du weißt inzwischen sicher auch, lieber Starbuck, unter welcher Nummer man diesen Mr.Drake erreichen kann.“, schnurrte Snowcat.

„Naja fast,“ Starbucks Icon lächelte Snowcat an, während sein fleischliches Gesicht ausdruckslos blieb, „Ich weiß, dass es zwei Orte hier in Seattle gibt, wo man ihn treffen kann und nicht nur dass, sondern auch wo man ihn heute Abend mit einer Wahrscheinlichkeit von 85,3% finden kann. Im Icarus Descending, einem Top-Restaurant mit elfischer Küche oder später im Dantes Inferno, einem angesagten Nachtclub.“

Blackstone zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen: „Hmm, ich hab von beiden Läden schon mal gehört und so weit ich weiß, werden wir im Icarus wohl keinen Platz bekommen können, Jedenfalls nicht so kurzfristig.“

„Nun“, warf Fiddler ein, „ich würde in einem solchen Fall eh den Nachtclub bevorzugen. Kommen wir denn da rein?“

OC änderte ihre Position und streckte die Beine aus. „Ins Dantes kommt man schon, ist nur die Frage, ob man tief genug rein kommt. Der Club hat nämlich viele Etagen, unterirdische Etagen übrigens, und die sind ab  Ebene 5 nicht mehr für die Allgemeinheit zugänglich und der Johnson ist bestimmt nicht auf Ebene drei zu finden.“

Starbuck nickte zur Bestätigung. „Das nehme ich auch nicht an. Ebene 5 und 6, die nur VIP-Clubmitgliedern zugänglich sind, sollen die Ebenen seiner Wahl sein. Aber vielleicht geht er sogar nach Ebene 7 über deren Existenz es nur Gerüchte gibt.“

„Nun, ich denke, dass es sowieso schwer werden wird, jemanden den wir nicht kennen und noch nie gesehen haben in einem vollen Nachtclub mit vielen Etagen zu finden.“, meinte Fiddler darauf. 

„Ich trau mir schon zu Mr.Drake zu finden, schließlich wird er ja ein Commlink dabei haben.“

„Na“, Snowcat reckte sich genüsslich und kuschelte sich zufrieden an Craven, „dann ist die Sache doch schon geritzt. Dann gehen wir da heute Abend ins Dantes und bieten Mr.Drake die Daten an. In den Club kommen wir, Johnson finden tun wir auch und mit Starbucks falschen VIP-Karten und meinem Charme kommen wir auch genau an den Tisch, an dem Mr.Drake sitzt. Da bin ich mir ganz sicher! Und da es jetzt ja erst Mittag ist, ist nun noch genügend Zeit für ein Schönheitsschläfchen.“


22:04:08

Starbuck, Craven, OC und Snowcat schlenderten durch die dritte Ebene des Dantes Inferno. Der Nobelnachtclub war auch an einem Dienstagabend anständig gefüllt. Rein zu kommen war kein Problem gewesen. Je tiefer man in den Club eindrang, desto dunkler, exklusiver und intimer wurden Einrichtung, Musik und Publikum.

Die Vier suchten sich eine leere Nische, damit Starbuck sich in Ruhe nach Mr. Drake umsehen konnte. Fiddler und Blackstone waren unter dem Schutz von Lestat im Mausoleum geblieben. Die Beiden gleich wieder nach Downtown mitzunehmen, hielt das Team dann doch für zu riskant, dennoch waren sie über Commlink bei ihnen.

Die Gruppe hatte beschlossen Mr. Drake die Codes für den exklusiven Prototyp für 500.000 New Yen anzubieten und ihn zusätzlich zu bitten, dass Blackstone und Fiddler von der Verhandlungsliste genommen wurden. Als Erklärung sollte der Vorfall als Sicherheitstest von SK ausgegeben werden.

Hier auf Ebene drei wurde noch hauptsächlich getanzt und getrunken. Laut ihren Informationen würden auf Ebene vier  dann die Päarchen oder auch Gruppen vermehrt knutschend und fummelnd an den Tischen sitzen. Ebene fünf war dann den VIPs vorbehalten, aber hier sollte angeblich wieder getanzt werden.

Während Starbuck sich auf die Suche machte, sah Snowcat sich um. Hier prahlten die Leute förmlich mit ihrem Geld. Teure Anzüge, Kleider und Schmuck waren hier in Massen zu sehen. Und natürlich sahen vor allem die Frauen überdurchschnittlich gut aus. Mit Geld konnte man sich schließlich auch Aussehen und Jugend kaufen. 

Snowcat lächelte, aber niemand sah so gut und aussergewöhnlich aus wie sie und ihr Aussehen hatte sie nichts gekostet. Ihr Lächeln wurde breiter. Sie war eben ein Glückskind. Natürlich war Aussehen nicht Alles. Bei Snowcats Lebensstil gab es sogar Situationen, bei denen es hinderlich war. Schließlich würden die meisten Metamenschen sie jederzeit wieder erkennen, aber zumindest würde ihr jeder Mann erstmal wenigstens zuhören, und darauf kam es heute an.

Starbuck meldete nun: „Okey, ich hab ihn gefunden. Er sitzt tatsächlich in der 5. Ebene. Und jetzt beam ich euch mal eure VIP-Zugänge rüber.“

Gesagt, getan. 

22:21:23 

Die Vier standen vor dem menschlichen Schrank im Anzug an der Treppe zu Ebene fünf und da die VIP-Karten standhielten, lies er sie umgehend hinunter.

Auch hier suchten sich die Runner ein Tisch. Tatsächlich gab es eine Tanzfläche und die war gut besucht. Menschen stellten inzwischen bei Weitem den größten Anteil  an Gästen dar. 

„Da hinten sitzt Mr. Drake.“, teilte Starbuck ihnen mit. 

Snowcat beschloss sich zunächst mal tanzend genauer umzusehen. Craven kam mit. OC blieb bei Starbuck. 

Links und Rechts konnte man durch riesige AR-Fenster in zwei andere Clubs sehen. Unter dem einen Fenster stand London und unter dem anderen Hong-Kong. Virtuelle Gäste wechselten zwischen den Clubs hin und her.

Mr. Drake saß mit einen gut aussehenden dunkelhaarigen Frau im roten Designerkleid am Tisch und schien sich angeregt zu unterhalten. Snowcat gab es nur ungern zu, aber die menschliche Frau hatte was, wenn man auf Menschen stand jedenfalls. 

Mr Drake selbst schien auch sehr attraktiv zu sein. Er war schlank und Snowcat schätze ihn auf Mitte 1,80m. Seine braunen Haare zierten graue Schläfen, trotzdem vermochte Snowcat keine Aussage über sein Alter zu machen. Nach einem zweiten Blick auf ihn, entschloss sie, dass er wirklich gut aussah -  für einen Menschen.

Vor dem Tisch standen zwei Bodyguards und die waren tatsächlich doch noch einen zweiten Blick wert, denn auch in der sechsten Welt sah man das nicht alle Tage: Zwei große, breitgebaute Orks, und zwar für Orks groß und breit gebaut, in maßgeschneiderten Anzügen, die gut und gerne hätten Zwillinge sein können. Vielleicht waren sie es sogar. Das Auffälligste an ihnen war jedoch eine Art Sichtband oder Visor welcher sich 360 Grad auf Augenhöhe um ihre Köpfe zog. Ein roter Leuchtpunkt lief darüber hin und her. 

„Das Ziel ist da, wollen wir jetzt einfach drauflosgehen und ihn ansprechen?“, fragte Snowcat ins Commlink.

Blackstone meldete sich: „Starbuck kann den doch erstmal anfunken. Das wirkt irgendwie professioneller!“

„Gute Idee, mach mal Einstein.“,meinte Craven, „Dann wissen wir wenigsten, dass er weiß, dass es um nen Handel geht und glaubt nicht, dass Snowcat ihn anbaggern will. Da würde ihn seine Enttäuschung bestimmt grimmig stimmen!“ 

„Und dann, wenn er anbeißt, gehen wir alle rüber?“, wollte OC wissen.

„Klar!“, antwortete Blackstone.

„Gut, aber ich sag‘s gleich, ich werde mich im Hintergrund halten.“, betonte OC.

Snowcat war verwundert und brachte das auch zum Ausdruck: „Warum? Du warst doch diejenige, die gesagt hat, für SK arbeiten wär besonders toll!“

Craven grätschte ein: „Ist doch ne gute Idee. Sie ist dein Bodyguard und ich bin Starbucks.“

„Prima, so macht ihrs. Find ich nämlich auch ne gute Idee.“ Es hatte sich angehört, als hätte Blackstone gegrinst, als er das gesagt hatte.

„Jedenfalls hat er jetzt die Nachricht. Und gelesen hat er sie auch.“ Dann fasste Starbuck noch mal zusammen: „Also führen Snowcat und ich die Verhandlungen.“

„Copy!“, tönte es von Blackstone und Craven fast gleichzeitig.

22:34:11

Die Frau im roten Kleid verabschiedete sich nun von Mr. Drake und kurz darauf wusste Starbuck zu verkünden: „Mr.Drake lädt uns ein, an seinen Tisch zu treten.“

Die Runner erhoben sich, um dieser Einladung umgehend Folge zu leisten.

Snowcat, die heute in ihre echte Lederhose und ihre teuerste Korsage gekleidet war, bewegte sich mit so viel Grazie wie möglich auf den Tisch zu. Die Blicke, die man ihr nachwarf, zeigten ihr an, dass sie ihre Wirkung nicht verfehlte. Auch ihr Counter  auf ihrem Commlink schnellte hoch und die Versprechungen wurden größer. Snowcat freute sich, ein niedriges Profil war nun mal nicht ihr Ding. 

Das Knarzen des Leders ging in der Musik wahrscheinlich unter. Dennoch wusste Snowcat, dass der Geruch des echten Leders, gemischt mit dem ihres Shampoos und dem Duft ihres Parfums eine fast unwiderstehliche Mischung abgab. Natürlich nur, sofern man eine Nase hatte.

Mr. Drake lächelte erfreut, als er die vier auf sich zukommen sah. Es war ihm nicht anzusehen, ob er auf irgend jemanden besonders Augenmerk geworfen hatte. Also war der Mann super abgebrüht oder superprofessionelle. Wahrscheinlich war er beides, dachte Snowcat.

Die Cyberorks gaben den Weg frei. Wie besprochen setzten sich nur Starbuck und Snowcat. Craven und OC bezogen stehend je neben einem Ork Position.

„Vielen Dank, dass sie uns anhören wollen.“, begann Starbuck. 

Mr. Drake setzte ein perfektes Konzernlächeln auf. Nicht zu breit und vollkommen emotionslos. „Sie haben mich neugierig gemacht, da konnte ich nicht widerstehen. Möchten sie etwas trinken?“ Er blickte zunächst Starbuck und dann Snowcat direkt in die Augen, ohne den Kontakt zu lange zu halten. Mr. Drake hatte eine ausgesprochen männliche Stimme, warm, tief und wohlklingend und er sprach ohne eine Spur von Akzent. Seine blau-grauen Augen wirkten wach.

Snowcat bestellte ein Wasser, Starbuck wählte ein Bier. 

„Besuchen sie diesen Club regelmäßig oder sind sie zum ersten Mal hier?“ fragte Mr.Drake nun im gemütlichen Plauderton, wieder ohne jede wahre Emotion.

Snowcat konnte es nicht fassen, der Typ machte Smalltalk und dazu noch so simplen. Ihr Blick schien Bände zu sprechen, denn er fuhr fort: „Aber vielleicht verraten sie mir zu aller erst mal, wie ich sie ansprechen darf.“

Snowcat sprach langsam und versuchte nicht eine Spur ihres Strassenakzents durchklingen zu lassen, als sie antwortete: „Das hier ist Starbuck und mein Name ist Snowcat!“

Weiterhin lächelte Mr. Drake: „Ich bin sehr erfreut, ihre Bekanntschaft zu machen.“

Die Getränke wurden geliefert.

„Nun, was verschafft mir denn die Ehre.“, wollte Mr. Drake nun wissen. „Sie haben fünf Minuten, um mein tieferes Interesse zu wecken.“

Snowcat lächelte nun geheimnisvoll, dieser härtere Ton passte viel mehr zu einem Mann von seinem Ruf. „Nun, wir sind in Besitz einer Datei, auf der sich die Codes für den Prototypen einer Waffe und die Daten über deren genauen Aufenthaltsort befinden und diese Informationen würden wir gerne an sie verkaufen.“, erklärte Snowcat.

Mr. Drake fragte nach: „Und wie kommen sie darauf, dass ich daran interessiert sein könnte?“

Snowcat blieb selbstbewusst: „Der geheime Prototyp wurde von einer Firma mit dem Namen EWS entwickelt. Und bisher wissen nur sehr wenige, dass ein solcher Prototyp überhaupt existiert, geschweige denn, dass er hier in Seattle ist.“ Sie nickte Starbuck zu und der lies eine Datei aufblenden, die er zum ,Leckermachen‘ zusammengestellt hatte.

Mr. Drakes Gesicht blieb weiterhin ausdruckslos, so als hätte er noch nie von dieser Firma gehört: „Sie wollen mir also diese Daten verkaufen“, er schmunzelte leicht und sah wirklich amüsiert aus, „Ihr Auftreten ist wirklich erfrischend, deshalb nehmen wir mal an, ich wäre daran interessiert -  an welchen Preis hatte sie dabei gedacht.“

Snowcat antwortete sofort: „500.000 New Yen.“

Das schallende Gelächter welches Mr.Drake nun anstimmte wirkte herzhaft und echt. Snowcat fühlte sich irgendwie beunruhigt. Trug das ganze jedoch mit Fassung und Grazie.

Nachdem sich Mr.Drake beruhigt hatte, sagte er: „Wirklich überaus erfrischend, aber natürlich vollkommen unrealistisch. Da sie so unerfahren sind, gebe ich ihnen noch eine zweite Chance. Sie dürfen gerne noch mal versuchen, mich zu überzeugen und mir ihr echtes Angebot machen.“ Mit einem Lächeln, dass von seiner unglaublichen Großzügigkeit verkünden sollte, blickte er Snowcat erwartungsvoll an. 

Snowcat war sprachlos, mit einer solchen Antwort hatte sie nicht gerechnet. Sie hoffte nun auf Anweisungen der restlichen Teammitglieder, doch niemand sprach ein Wort. Gleich würde Mr. Drake sie rausschmeißen oder Snowcat um einen Tanz bitten. 

Doch das tat er nicht: „Ich sehe, es fällt ihnen schwer, doch da ich sie wirklich sympathisch finde, gebe ich ihnen noch eine dritte und letzte Chance! Ich mache ihnen ein Angebot: Sie besorgen mir den Prototyp, überlassen mir die Codes, beschaffen mir sämtliche Daten über das Projekt plus den Chefentwickler. Außerdem zerstören sie sämtliche Kopien über die Waffe und zerstören das Labor, in dem es entwickelt wurde. Dafür zahle ich ihnen dann die unglaubliche Summe von einer halben Million New Yen. Und nicht nur das, wenn sie diesen Job erfolgreich abschließen, wird er zu ihrer Eintrittskarte, um bei den wirklich großen Runnern mitzuspielen und ich könnte mir dann durchaus vorstellen, sie fest oder zumindest öfter zu engagieren.“ Dann blickte er Starbuck und Snowcat erneut erwartungsvoll an und fügte hinzu: „Natürlich können sie sich jetzt kurz mit ihren Teamkollegen besprechen!“

22:43:09

Snowcat wusste am Ende nicht, warum und wie die Sache genau gelaufen war, aber nach hektischen Diskussionen mit dem Team einigten sie sich tatsächlich mit Mr. Drake.

Sie würden alles, was er verlangt hatte beschaffen und trafen sich bei einer Gesamtbezahlung von 700.000 New Yen. Einen weiteren Bonus von 100.000 sollte es geben, wenn das Team das Gesamtpaket innerhalb einer Woche abliefern würde. 50.000 New Yen erhielten sie sofort als Signbonus. Außerdem bekamen sie eine Möglichkeit Mr.Drake zu erreichen, um über ihn benötigtes Equipment beziehen zu können oder ein weiteres treffen zu vereinbaren. 

Das Team beschloss noch während sie am Tisch von Mr.Drake saßen, den Prototypen so schnell wie möglich zu beschaffen, und sie vereinbarten eine Art Vorschuss von 150.000 New Yen, den sie bei Übergabe des Prototypen und der Codes erhalten würden. 

Sie wussten zwar nicht wie genau sie vorgehen wollten, aber irgendwie hatten die Runner das Gefühl, dass sie Mr.Drake beweisen mussten, dass sie es drauf hatten.

22:55:13

Snowcat und Starbuck verabschiedeten sich. Im Gehen richtete OC noch die Frage an Mr. Drake, ob man im Anschluss an den Run auch einzeln nur für ihn bzw. SK arbeiten könnte. Das bejahte Mr.Drake freundlich aber zurückhaltend.

23:03:56

Die Vier fuhren auf direktem Weg zu ihren restlichen Teamkollegen. Noch auf der Fahrt zum Friedhof begann Starbuck mit dem Beschaffen der dringend benötigen Information. Außerdem würde man viel organisieren müssen, denn eines wussten die Runner bereits nach ein paar Sekunden: um das geheime Labor zu zerstören mussten sie den Kontinent verlassen.

Snowcat war aufgeregt, viel Geld, ihr Ruf und somit ihre Zukunft standen auf dem Spiel. Bisher hatte sie, so weit sie sich erinnern konnte, noch nie die Grenzen von Seattle überschritten.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*