File 73301, Object: Another Fateful Meeting

Welcome, omae! 

Top Sectret Stempel

Es ist uns gelungen ein unglaublich geheimes File* aus den Tiefen der Matrix zu bergen. Es geht um ein Treffen zwischen Blackstone und Harlequin. Überleg Dir genau, ob Du das wirklich wissen möchtest. Solltest Du Dich dafür entscheiden, das Files zu lesen, dann sei wieder besonders vorsichtig, wenn Du darüber sprichst, nicht, dass Du damit irgendwen erzürnst. 

Du liest weiter?

Na gut, aber auf eigne Gefahr!

Was Du dazu zu sagen hast, gehört hier hin. [LINK]

So oder so ähnlich hat es sich Anfang Februar 2073 zugetragen. 

Bist Du wirklich bereit, omae?

Na dann los!

(*Geschrieben vom GM und Spieler von Blackstone per Email.)


Es war Donnerstag Abend, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Blackstone näherte sich einer seiner Lieblingskneipen. Das "Lost Unicorn" bot zwar nicht die beste Qualität, aber man fand immer eine ruhige Ecke und konnte abschalten.

Seit Tagen schon grübelte Blackstone über seine Aufgabe, Snowcat zu schützen. Der Pakt mit Harlequin lief demnächst aus. Welche Gründe hatte Harlequin für den Pakt? Warum hatte er nicht alles gesagt? Was hatte sich geändert? Und wie sollte es weiter gehen?

Es war Zeit für ein Gespräch unter vier Augen.

Er betrat das "Lost Unicorn", nickte George hinter der Bar zu und ging nach hinten in seine ruhige Ecke, wo er die anderen beim Dart beobachten konnte. Nachdem sein Bier vor ihm stand und er die ersten Schlucke genommen hatte, holte er die Karte aus der Jacke und legte sie vor sich auf den Tisch. Nach kurzem Überlegen nahm er die Karte wieder in die Hand und sagte ruhig, "Kasperle, wir müssen reden. Lost Unicorn in Fort Lewis." Einen Augenblick noch hielt er die Karte in der Hand, steckte sie dann aber wieder weg und widmete sich dem Bier. Gegenüber hatte gerade ein ziemlich junger Mensch ein Bullseye geworfen und die anderen jubelten.

♠♣♥♦

"Darf ich mal Dein Commlink benutzen?", fragte Harlequin Snowcat. 

"Na klar", sagte sie und warf es ihm mit einem schelmischen Grinsen zu. Harlequin öffnete die Kontakte, zögerte kurz und lachte dann auf, "Sehr gut, es sind wirklich 'Strange Days'! Hast Du alle CommIDs in Deinem wunderschönen Kopf gespeichert?"

"Selbstverständlich, kennst Du nicht das Sprichwort?!" schnurrte Snowcat und hob übertrieben die zarten Augenbrauen, "Die Frage ist nicht, ob du paranoid bist, die Frage ist: Bist du paranoid genug!?!"

Harlequin setzte sich plötzlich kerzengerade mit ernster Miene auf und sah Snowcat von oben herab an, "Meine liebe Snowcat, Du solltest inzwischen den Unterschied zwischen einem Sprichwort und einem Zitat kennen. Insbesondere wenn es sich dabei auch noch um ein Filmzitat handelt.", sagte Harlequin mit sonorer Stimme, "So einen Auswurf der Pop-Kultur sollte man nicht fälschlicherweise durch die Bezeichnung ,Sprichwort‘ adeln, da es ihm vollkommen an den kulturhistorischen Wurzeln und sozio-linguistischen Transformationen mangelt!"

Nun war es an Snowcat zu lachen. Sie warf ein Kissen nach Harlequin "Hör auf, Ehran zu verunglimpfen. Er ist mein Mentor!" 

"Tipp mal die CommID von Blackstone ein.", bat Harlequin und hielt ihr das Commlink hin. 

 "Servus!... Ja, natürlich... Sag, ist es ein Notfall? Nein?!... Ok, dann treffen wir uns Sonntagabend im Skeleton in Redmond. So um 22 Uhr, einverstanden?... Gut. Na dann, Prost und bis Sonntag!", sagte Harlequin und beendete den Commcall. Snowcat blickte ihn erwartungsvoll an. "Blackstone will etwas mit mir besprechen. Hast Du eine Ahnung, worum es geht?", fragte Harlequin.

 ♠♣♥♦

"Guten Abend Kasperle, darf ich Dir diesmal ein Bier ausgeben?" Blackstone sah zur Bedienung, hob vier Finger und bestellte Bier. "Wir wollen doch nicht permanent gestört werden, oder?"

Nachdem das Bier da war, schaute er Harlequin an. "Was hat Dich damals zu dem Pakt getrieben? Keine Angst, ich habe nicht die Absicht, ihn zu kündigen."

"Deine Geschichtskenntnisse sind bemerkenswert lückenhaft für jemanden, der solche Retro-Attitüde ausstrahlt.“, antwortete Harlequin, "Dein Kasperle wurde in Bayern erst so in den 80ern und 90ern  gecastet... also 1780ern, meine ich. Ein volkstümlicher Charakter zur Unterhaltung auf Jahrmärkten beim Puppenspiel. Seine Gemeinsamkeit mit der Figur des Harlekin beschränkt sich auf das Kostüm, dass der Kasper vom Harlekin kopiert hat. Und dann auch noch als schlechte Kopie." Er schüttelte lächelnd den Kopf. "Der Harlekin hat fünf oder sechs Jahrhunderte mehr auf dem Buckel, wird bereits in Dante's Divina Commedia erwähnt und ist ein fester Bestandteil der Commedia dell’arte. Er ist geistreich, schlagfertig, wortgewandt und witzig.“, erklärte Harlequin mit abwesendem Blick. Plötzlich wendete er sich Blackstone zu und blickte ihm in die Augen, "Deine Frage hab ich bereits beantwortet. Daher vermute ich, dass Dich in Wirklichkeit eine andere Frage beschäftigt: Was hat Dich zu dem Pakt gebracht?"

Blackstone blickte Harlequin weiterhin fest in die Augen. "Natürlich hast Du Recht mit Deiner historischen Betrachtung. Aber alles entwickelt sich mit der Zeit und Einiges wird regional vereinfacht. Und Kasperle sollte keine Geringschätzung Dir gegenüber bedeuten, ich finde diesen Namen nur schöner und nicht jeder weiß sofort, dass ich da einen Link zu Dir sehe. Es ist auch eine Ovation an Deine Sicht der Dinge und wie Du diese transportierst. Deine Eloquenz ist sicher schärfer als bei manch Anderen die Waffe. Wenn es Dich allerdings stört, werde ich diesen Namen nicht mehr benutzen." Er lächelte Harlequin an und prostete ihm zu.

Immer noch lächelnd begann Blackstone weiterzureden. "Ich hätte wetten können, dass Du meine erste Frage nicht beantwortest, sondern Gegenfragen stellst. Um Deine Frage zu beantworten, Du hast mich zu dem Pakt gebracht." Er grinste nun und sah auf den Tisch. Etwas ernster fuhr er fort. "Der Pakt hat und hätte nichts an meinem Handeln geändert. Nur hast Du mir eine zusätzlich Möglichkeit der Unterstützung in die Hand gegeben. Aber nun wieder zu meiner Frage: Was hat Dich damals zu dem Pakt getrieben? Hattest Du Zweifel an mir? Und warum hast Du mir Informationen vorenthalten?"

"Oh, ich habe Dir viel, viel mehr gegeben als eine zusätzliche Möglichkeit zur Unterstützung.“, lachte Harlequin Blackstone an und fuhr dann fort, "Du kannst mich ruhig weiter Kasperle nennen, mir ist es recht." Übertriebener Unglaube zeigte sich in Harlequins Gesicht und Stimme, "Ovation?! Eloquenz?! Echt jetzt?!? Musstest Du in letzter Zeit mit der alten Labertasche abhängen oder hat Quicksilver einen Fremdwörter-Kurs auf den Trainingsplan gesetzt?" Er zuckte mit den Schultern, " Nein?! Ok, also, da Du ja wert auf Genauigkeit legst: nichts und nein. Vorenthalten unterstellt eine Absicht, da ich nicht weiß, welche Informationen Du meinst, kann ich die Frage nicht beantworten." Harlequin leerte sein erstes Glas, schnippte mit den Fingern, "Ahhh, jetzt hab ichs! Du lernst Latein! Das ist eine sehr gute Idee! Wenn Du möchtest, kann ich Dir ein paar schöne Bücher auf Latein leihen. Echte Bücher, aus echtem Papier…", er zuckte vielsagend mit den Augenbrauen, "genau Dein Ding, oder?!"

"Das mit dem Buch klingt nicht schlecht, auch wenn ich nicht Latein lerne. Hattest Du Dich nicht vorher über mich informiert? Ich habe eine gute Bildung genossen, nur möchte ich hier nicht so auffallen und habe mich sprachlich etwas der Mehrheit angepasst." Er zwinkerte Harlequin zu.

"Was genau an, 'Weil ein Sturm aufzieht und Kätzchen dabei ist, die Welt zu entdecken. Ich möchte das Sprichwort widerlegen. 'Curiosity killed the cat, kennst Du doch, oder?!‘, ist für Dich nicht verständlich?", fragte Harlequin mit einer Nachahmung seiner selbst. "So wie ich sehe", seine Miene verzog sich verschwörerisch, "hat sich doch alles gut entwickelt." Zweifelnd furchte sich Harlequinins Stirn, "Ich habe Dich zu dem Pakt gebracht, sagst Du. Das kann ich gar nicht glauben... Du hast mir den Wunsch erfüllt, weil es um Snowcat geht, auch mein Angebot hat Dich nicht gereizt, Du wolltest mir zeigen, dass es Dir ernst ist. Das waren Deine Worte, das klingt nicht danach, als wenn ich Dich zu dem Pakt gebracht hätte, nicht wahr?! Oder hast Du eine neue Sicht auf die Dinge? Als Joker mag ich noch durchgehen, doch nicht als Schwarzer Peter!", lachte Harlequin.

Blackstone stimmte in das Lachen mit ein. "Nein, ein Schwarzer Peter bist Du nicht. Aber Joker trifft Deine Auftritte schon recht gut. Vor allem der vorweihnachtliche Auftritt ist Dir echt gut gelungen." Bei dem Gedanken an den geschmückten Bus musste er noch lauter lachen. "HoHoHo! - Prost, Joker." Nach einem tiefen Schluck fuhr er fort. "Es stimmt. Du hast mich nur um etwas gebeten, aber die Antwort stand doch schon vorher fest. Also warum? Und warum gerade zu dem Zeitpunkt? Warum hast du verschwiegen, dass Dir mehr an der Katze liegt, als an anderen Dingen und Personen?"

"Du unterstellst viel und weißt wenig. Insgesamt beschleicht mich das Gefühl, Du willst auf etwas Bestimmtes hinaus... Ich habe mal einen Spruch aufgeschnappt: Wenn Dir die Antwort nicht gefällt, stell eine andere Frage." sagte Harlequin lachend. "Deine Wahrnehmung bestimmt Deine Realität.", dozierte Harlequin weiter, jeglicher Humor war aus seiner Stimme verschwunden. "Demzufolge ist es vergebene Mühe, Dir wichtige Zusammenhänge zu erzählen. Du musst sie selbst entdecken. Antworten, die nicht in Deine Wahrheit passen, akzeptierst Du einfach nicht und verpasst Hinweise, die sich Dir präsentieren." Er zuckte sich selbst zustimmend mit den Schultern und fuhr fort, "Wie kommst Du darauf, dass ich Dir erzählen sollte, an wem mir was, wieso, weshalb und warum etwas liegen sollte?! Vor allem, wenn Du Dir nicht einmal die Mühe machst, die Strukturen zu entdecken, die vor Dir liegen." Harlequin nippte an seinem Bier, "Liebe Kinder gebt fein acht, ich hab euch etwas mitgebracht!", sagte Harlequin auf deutsch und lächelte verschlagen. "Jetzt kommt eine schöne Geschichte, die besser zu Deinen Erwartungen passt und die Du trotzdem nicht glaubst. Es war einmal... sagen wir neulich... ein Mann ist zurück in den Schatten von Seattle, verraten von seiner Familie, ständig auf der Suche nach einem Anker, nach Zugehörigkeit, nach Loyalität... gefangen im Strudel des schnellen Wandels der sechsten Welt, ist er hin- und hergerissen zwischen seiner Verbindung zu dem einzigen Licht in den Schatten, welches ihn wärmt und erfüllt, und dem inneren Drang nach Distanz, der Ruhelosigkeit seiner Quest, das zu finden, was er einst verlor, überzeugt nicht 'dazu' zu gehören... steht er wieder an einer Kreuzung. Soll er dem Licht folgen, soll er wieder zurück in die alte Welt gehen oder begibt er sich auf den Pfad ins Unbekannte, sein Inneres zu erforschen? Seit jeher sind Kreuzungen Stätten der Begegnung, des Handels, Orte an denen Pakte geschlossen werden... so geschieht es auch diesmal... und so macht sich dieser Mann auf den Weg zum Licht, nicht um sich an der Wärme zu laben, das würde er sich nie gestatten, nein, um das Licht zu schützen, es zu bewahren! Entschlossen schreitet er voran und betritt ohne es zu merken den Pfad zu seinem Ich, zu seiner wahren Natur, denn der kleine Teufel an der Kreuzung hat ihn mit dem Lichter-Pakt verführt und auf diesen Weg gelockt... zielstrebig und ernsthaft verfolgt der Mann sein Ziel, erfüllt seine Mission, immer das Licht vor Augen... und unbemerkt schreitet seine wunderbare Metamorphose Schritt für Schritt voran... sammelt Energie... nährt sich von intensiven Erfahrungen und Emotionen, beleuchtet von 'seinem' Licht... bis endlich der Kokon in einem magischen Feuerwerk zerreißt und ihn endlich frei gibt! Im wahrsten Sinne neu geboren, ist es seine Schutzbefohlene, die ihn unter ihre strahlenden, wärmenden Fittiche nimmt, ihn rettet, seine Seele mit dem heilenden Balsam ihrer wundervollen, einzigartigen Persönlichkeit salbt und ihm Geborgenheit und Schutz spendet. Endlich ist er komplett, seine innere Quest ist vollendet, die quälende Unruhe ist einer selbstbewussten Gewissheit gewichen... nun kann er die sechste Welt wirklich entdecken, mit all seinen Sinnen, durch seine Augen... durch die Augen eines Drakes!" Harlequin verstummte und sah Blackstone fest an.

"Und die Moral von der Geschichte'?!", intonierte Harlequin und schlug plötzlich Blackstone gegen die Stirn, "Was nützen Dir Deine neuen Sinne, wenn Du sie nicht benutzt?! Deine Wahrnehmung bestimmt Deine Realität und Deine Wahrnehmung ist die Wahrnehmung eines Drakes." Harlequin grinste gönnerhaft und lehnte sich lässig zurück, "Na, wie hat Dir die Geschichte gefallen?"

"In der Tat. Eine schöne Geschichte. Spannend erzählt und mit einem Hang zum Dramatischen. Und dann auch noch mit Happy End. Nein, in echt, ich habe verstanden, worauf Du hinaus willst. Aber im Gegensatz zu Dir ist mir das mit dem Drake noch relativ neu. Du wusstest davon doch sicher schon länger, oder?" Nach einem kurzem Lächeln schaute Blackstone auf sein Glas und beobachtete einen Tropfen, der daran runterlief. "Aber selbstverständlich hast du Recht. In Bezug auf Dein umfassendes Wissen, weiß ich gar nichts. Und das einzusehen ist manchmal echt schwer. Aber Du führst es einem ja jedes mal vor Augen." Mit ernstem Blick sah er nun wieder auf. "Das Licht darf nicht erlöschen! Und Du weißt, dass ich darin mit Dir einer Meinung bin. Und ich stehe auch immer noch zu meinem Wort, alles dafür zu tun. Aber jetzt wechsle doch mal die Blickrichtung. Ich kann nicht immer da sein. Und manchmal muss ich auf andere vertrauen. Und dann fehlen mir oft Informationen, die mein Handeln einfacher gestalten würden." Er schaute weiterhin direkt in Harlequins Augen. "Die Katze ist neugierig und impulsiv, manchmal weiß man nicht, was sie morgen machen wird. Und dann tauchst Du wie aus dem Nichts mit Ihr auf, ihr macht einen glücklichen Eindruck. Und dann bist Du wieder weg." Ein kleines Lächeln zog über sein Gesicht. "Du redest oft über andere, aber woran ist es bei Dir? Was willst Du? Für Dich?"

"Oh, dann will ich einen richtigen Applaus für meine schöne Geschichte!", rief Harlequin mit kindlicher Begeisterung aus und sah Blackstone erwartungsvoll an. "Du kannst auch gern weiter so nette Sachen sagen... spannend erzählt, dramatisch... Moment, aber nicht im klassischen Sinn, schließlich gibt es in meiner Geschichte ja keine Dialoge, nein, eher im cineastischen Sinn des Konfliktes der Handelnden.", grübelte Harlequin ein wenig abwesend. "Wenn es einfach wäre, dann könnte es ja jeder, nicht wahr?! Auf andere zu vertrauen, fällt Dir schwer? Warum? Weil Du sie nicht kennst oder weil Du wieder viel unterstellst und wenig weißt?!", grinste Harlequin Blackstone herausfordernd an. "Ach, eine Neuauflage von Woodstock wäre wirklich genial... oh, noch einmal mit dem King rocken... Das wär's!"

Plötzlich fokussierte Harlequin wieder Blackstone, "Du hast verstanden, worauf ich hinaus wollte?! Das ist ja großartig! Super! Dann haben wir es jetzt!".  - "Äh, sag mal, worauf genau wollte ich denn hinaus?"

"Du bist schon ein Witzbold." Das Lächeln bei Blackstone wurde nun wieder stärker. "Geschickt mit einer Gegenfrage ausweichen, um keine Antwort geben zu müssen. Muss ich mir auch mal angewöhnen." Er deutete ein kurzes Klatschen an. "Wie schon in Deiner Geschichte gesagt, ist es ein Weg. Aber der ist noch nicht zu Ende und wird es wohl auch nie sein. Ich bin unterwegs. Danke für den Anstoß." Er hob sein halb volles Glas, prostete Harlequin zu und leerte es in einem Zug. "Ich glaube, das alles ist für Dich ein großes Spiel und Du kommst darin nicht vor, denn Du bist der Spieler und wir sind Deine Spielfiguren. Magst Du noch ein Bier?" 

„Klar, ich nehme noch eines!“, antwortete Harlequin und leerte ebenfalls sein Glas. „Ich bin vielleicht ein Witzbold, doch Du bist ein Narr.“, sagte Harlequin. „Bleib ruhig bei Deiner Gesprächsführung. Torquemada war auf diese Weise sehr erfolgreich und hat viele interessante Geständnisse erfahren.“ Harlequin lächelte boshaft, „Na ja, das waren zwar fast alles Lügengeschichten, aber er hat bekommen, was er wollte: ein Geständnis.“ Mit dem frischen Bier prostete er Blackstone zu „Wie Du bereits festgestellt hast, meine kleine Geschichte hat ein Ende. Schön, dass Du einen neuen Weg gefunden hast.“ Nacheinander fixierte Harlequin für ein paar Sekunden Blackstones Ohren, „Sag mal, Deine künstlichen Lauschlappen können doch auch aufnehmen, oder?! Nimmst Du unser Gespräch auf? Hatten wir nicht vorhin schon festgestellt, dass Du auf den Vorschlag eingegangen bist, um zu zeigen, wie ernst Dir Deine Herzenssache ist… dass Du meinen Wunsch gern nachgekommen bist, weil Du das eh schon machst?! Wofür bedankst Du Dich also?“ Mit hochgezogenen Augenbrauen blickte er Blackstone erwartungsvoll an. „Du hast meine kleine Fabel verstanden, hast Du gesagt, richtig?!“.

"Quatsch, ich nehme hier nichts auf außer mit meinem Gedächtnis. Wie kommst Du bloß auf die Idee?" Blackstone grinste den erwartungsvoll blickenden Harlequin an. "Ich habe meine Ziele und die scheinen nicht weit weg von Deinen zu sein. Lass uns den Vertrag um ein Jahr verlängern und spätestens dann werden wir sehen, ob wir wirklich das Gleiche im Sinn hatten." Blackstone bestellte zwei Slyrs. "Whisky aus Bayern!" erklärte er. "Etwas untypisch, aber das sind wir beide ja auch." Mit erhobenem Glas rief er etwas lauter: "Auf das Licht!"

„Auf das Licht!“, prostete Harlequin, leerte sein Glas und verzog das Gesicht. „Bleibt beim Bier brauen, das machen Deine Landsleute großartig. Das hier,“ er hielt das Glas hoch „ist wie mit dem Kasper: eine traurige Kopie.“ Harlequin orderte zwei frische Micro-Brews. „Ich hoffe Dein Gedächtnis ist so genau, wie eine Aufzeichnung Deiner Implantate.“ sagte er süffisant lächelnd. „Wir haben keinen Vertrag, wir haben einen Pakt, für ein Jahr und einen Tag. Das ist in fünf Tagen.“ Belehrend hob Harlequin seinen schlanken Zeigefinger „Bei einem Vertrag verpflichten sich die beteiligten Parteien freiwillig zu einer gegenseitigen Leistungserbringung, z.B. Du besorgst mir einen bestimmten Prototyp und ich bezahle Dich dafür mit einer bestimmten Summe. Das Prinzip dürfte Dir vertraut sein. Haben die Vertragsparteien nicht das gleiche Verständnis, kommt es möglicherweise zu einem Streit. - Oh, das wäre was, da würde ich mich melden,“ grinste Harlequin über seine plötzliche Idee, „für einen Supreme Shadowrun Court! Großartig!“, und fuhr mit dozierender Haltung fort, „ein Pakt hingegen ist geprägt von einer Selbstverpflichtung zur Leistung ohne das dafür eine Gegenleistung erbracht werden muss, wie in unserem Fall. Abgesehen davon, sind die Konsequenzen bei Nichteinhaltung wesentlich schwerwiegender…“, schloss Harlequin die Lektion mit düsterer Stimme. 

"Und wieder hat er Recht" sinnierte Blackstone. "Aber so ganz ohne Gegenleistung war der Pakt nun doch nicht", jetzt lächelte er zu Harlequin rüber. "Jaja, ich weiß, das war auch nur, weil wir zufällig teilweise überdeckende Ziele hatten. Und ich danke Dir für die Spielkarte."

„Ich habe eingehalten, was ich in dem Pakt zugesagt habe: ich habe Dir geholfen, als Du darum gebeten hast. Das war keine Gegenleistung. Da ich Deine Ziele nicht kenne, falls Du überhaupt welche hast, weiß ich nicht, ob sich irgendetwas überdeckt hat. Das spielt für unseren Pakt auch keine Rolle“, winkte Harlequin gelangweilt ab.

„Btw, ich bin nicht untypisch, ich bin einzigartig! Deswegen kann ich auch sehen, was Du so geflissentlich ignorierst und brauche dafür kein weiteres Jahr. Wenn Du Dich weiter so anstellst, wird Dir ein Jahr nicht reichen.“, sagte der Elf nonchalant und kippelte mit seinem Stuhl. „War Dein erfolgloser Verhörversuch lediglich das Vorspiel zu diesem Vorschlag einer vorfristigen Vertragsverlängerung?! Wie bei einem Safehouse?! Glücklicherweise ist Dein Team nicht auf Dein Verhandlungsgeschick angewiesen, nicht wahr?!“, bemerkte Harlequin mit hochgezogenen Augenbrauen. Er beugte sich vor, legte seine schlanken Hände langsam flach auf den Tisch und suchte den Blick von Blackstone. Mit leiser Stimme fragte Harlequin „Das hast Du aus dem letzten halben Jahr und diesem Gespräch gelernt? Durch Deine Aufnahme in das Drake Asylum bist Du der lebenslangen Bindung an einen Drachen entgangen, jedenfalls vorerst, Du zweifelst an meinen Antworten und behauptest, Du hättest meine Fabel verstanden… und dann fällt Dir nichts Besseres ein als ein weiterer Pakt mit mir?!“ Harlequin schüttelte resigniert den Kopf. „Unser Pakt hat seinen Zweck erfüllt. Ich habe kein Interesse an einem weiteren Pakt mit Dir.“ Mit einer Pause unterstrich er die Wirkung seiner Worte und fuhr dann fort „Weißt Du wie viele Gäste hier zur Astralsicht fähig sind oder ob hier Watcher oder Wachgeister herum schwirren? Nein?! Hast Du Dich erkundigt, ob hier Wards vorhanden sind oder ob der Laden irgendeine Verbindung zu Drachen hat? Du bist ein Drake, das ist deutlich sichtbar und das macht Dich zu einer sehr wertvollen Beute. Gib Dir wenigstens Mühe, nicht auch noch eine leichte Beute zu sein.“

"Ich gebe mir allergrößte Mühe, so schnell wie möglich zu lernen, mit der Magie und den damit verbundenen Möglichkeiten klarzukommen." Er seufzte leise vor sich hin. " Dazu zählt sicher auch, mich dementsprechend umzusehen und besser zu tarnen. Und dabei kann mir die Katze auch super helfen, und ich bin in ihre Nähe." Mit ernstem Blick schaute Blackstone Harlequin an. "Du brauchst den Pakt nicht mehr! Mag sein. Ich wollte Dir nur sagen, dass ich weiterhin zu meinem Wort stehe. Und wenn Du es so auffassen willst: Ja, ich würde von meiner Seite den Vertrag verlängern." Er holte die Karte aus der Tasche und legte sie auf den Tresen. "Gilt dein Angebot noch?"

„Wenn ich es so auffassen will?!“, brauste Harlequin auf. „Lass uns den Vertrag um ein Jahr verlängern… das waren Deine Worte! Da gibt es wenig Raum für Missverständnisse, nicht wahr?! Es beruhigt mich ein wenig, dass Du Dir offensichtlich ebenso wenig zuhörst, wie mir.“ erklärte er Blackstone. „Du gibst Dir was?! ‚allergrößte Mühe‘ und ‚willst mit der Magie klarkommen‘?!“, entrüstete sich der Elf gestikulierend, „Das ist doch Bullshit!“, rief er wütend und schlug mit der Faust auf den Tisch. „Hast Du mit Snowcat über Dein wahres Ich gesprochen? Hast Du sie um Hilfe gebeten? Hast Du gefragt, wie sie ihr Coming Out verarbeitet hat? Oder hast Du ihr vielleicht einen Pakt vorgeschlagen, z.B. Du gehst für ein Jahr und einen Tag bei ihr in die Lehre… Na, hast Du?“ Harlequins herausfordernder Blick bohrte sich in Blackstones Augen, „Nöö… das ist Dir nicht in den Sinn gekommen, aber mir was von ‚so schnell wie möglich‘ und so erzählen. Ha!“, lachte er sarkastisch auf, „Wer von uns beiden ist hier der Kasper?“, fragte er mit hochgezogenen Augenbrauen. „Verzieh Dich an den See, such Dir einen schönen Fels am Ufer, setz’ Dich darauf, versorg Dich mit Slyrs und starre hinaus auf das Wasser bis Dein Gehirn freigepustet ist… am besten Du nimmst Dir eine Kiste mit, damit Dir nicht irgendwann der Vorrat ausgeht.“, bombardierte er Blackstone. „Du hast keine Magie, Alter! Du bist ein magisches Wesen, das zufällig die Gestalt eines Zwerges annehmen kann - na ja, wahrscheinlich nicht ganz zufällig… Capisce?!“, sagte Harlequin und schnippte mit den Fingern.

Dann beugte sich Harlequin lächelnd vor und sagte langsam und betont „Da Du es ja so ganz konkret magst: Lies es von meinen Lippen ab und schalte Deine Cyberware auf Aufnahme: N… E… I… N.“, buchstabierte er. „Ich habe kein Interesse an einem weiteren Pakt mir Dir.“ Harlequin zuckte mit den Schultern und fuhr fort, „Da wir bereits festgestellt haben, dass es witzlos ist, Dir wichtige Zusammenhänge zu erklären… obwohl ja Wiederholung die Mutter der Weisheit ist! Btw, tolles russisches Sprichwort… jedenfalls solange Du lieber Unterstellungen machst und Vermutungen anstellst, als zu zuhören und zu verstehen, bleibt Dir nur übrig weiter Erfahrungen zu sammeln. Dabei werde ich Dir helfen!“, grinste Harlequin boshaft und lies seinen Zeigefinger über Blackstones Glas kreisen. Mit einer blitzschnellen Bewegung schleuderte Harlequin das halb volle Glas ein paar Tische weiter. Die vier Ganger der 405 Hellhounds, völlig mit Bier bekleckert, sprangen auf und drehten sich suchend um. In bestem drunken Cityspeak lallte Harlequin lautstark, während er Blackstone auf die Schulter klopfte, „Eh Bullseye, Chummer! Volles Rohr die Biers abgeräumt! Häh, wat meinste?! Du willst die Hellpuppies im Doggie-Style vernaschen??“ Die Hellhounds sahen wütend in ihre Richtung und wischten sich das Bier von den Biker-Klamotten. Harelquin zeigte laut lachend auf Blackstone und rief den Gangern zu „Hey, er will euch im Doggie-Style vernaschen! Hellhounds im Doggie-Style… zum screamen!!!“ 

Die Hellhounds fokussierten Blackstone, „Du beschissene Leather Devil Schwuchtel! Dafür zahlste!“, rief einer von ihnen Blackstone zu. 

„Vielleicht sollte ich Dir sagen, dass Du aktuell wie ein 1,90m großes, blondes Männermodell aus einem Gay-Magazine im Leather Devil Outfit aussiehst“, flüsterte Harlequin Blackstone zu, während sein Körper verschwand, bis nur noch das geschminkte Gesicht übrig blieb. „Viel Spaß!“, wünschte die grinsende Fratze bevor auch sie verschwand.

„Arschloch!!!“, stieß Blackstone hervor.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*