Tales of Snowcat 34: Cabin in the Woods (Run 81)

TALES OF SNOWCAT (34)

PERIOD4: Magician

ERA4: Modern Baroque

AGENDA8: Shadowrun

TIMESTAMP1: 04/13 & 14/2077

RUN NO: 81

ON THE RUN: Bloody Guts, Hamaka, Snowcat

APPEARANCE2: Tiernan

SPECIAL APPEARANCE2;5: Laurent Nazaire 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält Spoiler auf Missions-Band „Boundless Mercy“ von CatlaystGameLabs. 

WARNING: Dieser Text ist für Leser unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke, Folter, Rassismus, Alkohol- und Drogenkonsum können vorkommen. 

DAS GESCHAH ZULETZT: 

Die Runner bringen noch in der selben Nacht einen Stealth-TAG bei Evans an, dann verführen sie Talbot dazu, freiwillig mit ihnen zu kommen. Ihr Auftrag wird erweitert, sie sollen nun auch Evans extrahieren. Ein Auftrag, den sie innerhalb von zwei weiteren Tagen erledigen. Evans wurde von einem sogenannten Crackhaus infiziert, der offenbar ein Blackops-Team übernommen oder ausgeschaltet hat. Die Großinquisitorin erweitert den Auftrag abermals. Nun sollen die Runner den Crackhaus aufspüren und festsetzen. 

Man überprüft das Safehouse und Tarngeschäft eines S-K-Blackops-Teams in Battery Park, das sich seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet hat. Als Snowcat, Blackstone und Phoenix sich in dem Geschäft umsehen, werden sie unweigerlich erkannt. Mr. Lecroix und sein Bodyguard Hagen sperren die drei Runner im Geschäft ein und versuchen dann, zu entkommen. Trotz diverser Hindernisse, die den Runnern von UC in den Weg gestellt werden, gelingt es letztendlich, Lecroix zu fangen. Wie vermutet handelt es sich bei ihm um den gesuchten Crackhaus. 

Anfang April wird UC um Hilfe bei der Suche nach Gerechtigkeit gebeten. Einem jungen Troll wurden die Hörner abgesägt. Es gelingt dem Team, die Verantwortlichen aufzuspüren und einzuschüchtern. Die Hörner werden zurückgeholt und eine Entschuldigung der Täter bei den Opfern wird erzwungen. Während des Runs trifft man in einem Club auf den Yakuza Sato, der sich seit einer Begegnung im Februar beleidigt fühlte. Die Differenzen werden beseitigt, indem Medaron sich nach Yakuza-Tradition von seinem kleinen Finger trennt.

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 09.05.19 erspielt. Neben mir und dem GM war der Spieler von Hamaka anwesend. Da wir eine große Gruppe von 8 Spielern sind, nimmt jeder Spieler meist nur einen Charakter mit auf den Run. (Unter Umständen kann ein weiterer Charakter für den Run notwendig sein.) So sollen zu viele gleichzeitige Handlungsstränge vermieden werden. Nur in der ausgespielten Downtime kann ein Spieler alle seine aktiven Charaktere ausspielen. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere in einer Episoden ohne weitere Erklärung auftauchen, verschwinden oder nicht weiter erwähnt werden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logischste Entscheidung sein, und entspricht in keinem Fall nur Snowcats Willen, auch wenn es in der Geschichte anders zu lesen ist. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Das Spotlight soll auf Charakteren liegen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

5. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

6. Teilweise stehen Dialoge in diesen » « Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in <> schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

7. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

8. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK]. 

POSTED BY SNOWCAT:

Wenn man mich in den Tagen des Jahres 2077 treffen wollte, standen die Chancen gut, wenn man das Haunted Mug besuchte. 

Das klingt doch nach einem guten Anfang für eine Geschichte, nicht wahr?

Tatsächlich fand man mich ziemlich oft im Haunted Mug, seit ich im O’Niall-Center lebte und meine Wohnung sich schräg über dem Coffee-Pub befand, einfach, weil der Kaffee hier so gut war.

Noch lieber trank ich den guten Kaffee in meiner Wohnung, nur gewährte ich dort eben kaum jemanden Zutritt. Kam jemand ins Haunted Mug, den ich kannte und den ich sprechen wollte, ging ich hinunter.

So auch am Nachmittag des 13. April 2077, einem Dienstag.

Die Fenster des Haunted Mug standen weit offen und die regenfrische Luft flutete hinein, um sich hier mit dem Duft von Kaffee und Kuchen zu verbinden. 

[Song 1: Alborosie - Living Dread3] Hamaka trank seinen Kaffee übrigens schwarz und gesüßt. 

„Warum kann ich hier keinen Rum bestellen?“, wollte der Ork wissen, während ich gerade den letzten Bissen meines Stücks von dem Macadamia-Vanilla-Cake verputzte. 

Tiernan hatte die Frage gehört, trat kurz an die Tisch und antwortete für mich. „Du kannst im Haunted Mug Rum bestellten, nur eben nicht an diesem Tisch!“

Hamaka rückte seine Wollkappe zurecht. „Ach so, dann ist ja gut! Ist ja ein reservierter Tisch.“

Ich wollte eigentlich gerade ein Gespräch über guten Rum beginnen, als eine Nachricht auf meinem Commlink eintraf und sich aufdringlich flatternd in den Vordergrund meines AR-Sichtfeldes schob.

Ich wollte das Icon schon beiseite schnippen und es dort noch ein bisschen schlummern lassen, als mir auffiel, dass es eigentlich ganz hübsch war: Ein gefaltetes Papier mit einem Siegel.

Ich zog die Nachricht näher und stupste sie an, um sie in Drehung zu versetzen, damit ich sie von allen Seiten betrachten konnte. 

Das virtuelle Papier der Einladung wirkte dick und schwer. Das Wort ‚Einladung‘ sah aus, als wäre es in güldenen Ledern geprägt worden. Das vermeintliche Siegel entpuppte sich als dunkelroter Wachsklecks, in das man ein verschnörkeltes ’for S’ gedrückt hatte. Also war das kein Wappen und gab somit auch keinerlei Informationen über den Absender her. 

Bei dem Absender würde es sich aber mit ziemlicher Sicherheit um einen Auftraggeber handeln, denn die Nachricht war laut Kennung an eine meiner Arbeitsadressen geschickt worden. 

Ich tippte mit dem Finger auf das Siegel, woraufhin es brach, die Einladung sich entfaltete und so auf die virtuelle Oberfläche meines AR-Overlays fiel, dass ich die goldenen Buchstaben gut lesen konnte. 

>Wenn Sie noch nichts vorhaben, erlaube ich mir, Sie für heute Abend, 19.00 Uhr, ins Elliot’s, Pier 60, einzuladen. Ich würde mich sehr freuen, Sie endlich einmal persönlich kennenzulernen. 

Fragen Sie beim Maître nach Nazaire.<

Unten rechts auf der geschmackvollen virtuellen Einladung fand sich noch ein Button, mit dem man dem Absender eine Lesebestätigung, eine Zu- oder Absage schicken konnte.

Ich sah zu Hamaka. „Hast du heute Abend schon was vor?“, wollte ich wissen.

Hamaka schüttelte gelassen den Kopf. „Nö’ö.“ 

Alle Bewegungen des Orks sahen ziemlich gelassen aus. Wer deshalb glaubte, dem Ork fehle es an Temperament oder Entschlossenheit, der zog eindeutig die falschen Schlüsse. 

„Ich habe hier eine Einladung von einem Johnson bekommen. Hast du Lust, mich zu begleiten?“, fragte ich.

„Jo!“, lautete die knappe Antwort.

Ich tippte auf ‚Zusage‘ und erntete zur Bestätigung ein leises, zwitscherndes Geräusch.  

Beim Elliot’s handelte es sich um ein First Class French Restaurant, das in Downtown direkt an der Waterfront lag und somit zu einer der Top-Adressen von Seattle gehörte. Noch vor einigen Jahren hatten die Kellner und Kellnerinnen im Elliott’s ihre Nasen so hoch getragen, dass sie über einen Großteil der Gästen glatt hinweg gesehen hatten, was dem Ganzen eine unangenehme Atmosphäre verlieren hatte. Der aktuelle Besitzer, Tom Cartelli, dem Kontakte zur Mafia, genauer der Gianelli-Familie, nachgesagt wurden, hatte dem ein Ende bereitet und das gesamte Personal ausgetauscht. Er proklamierte, dass der Gast König sei, wie auch immer dieser aussehen mochte. Zudem hatte er es geschafft, Sookie Dulane als Chef de Cuisine zu gewinnen, und die Frau vollbrachte wahrhaft Märchenhaftes in der Küche, so hieß es. Ich selbst war bisher noch nicht im Elliot’s gewesen und freute mich umso mehr darauf. 

„Ich kenn mich mit solchen Läden nicht aus!“, gab Hamaka offen zu. „Ich brauch dann deine Hilfe, was man bestellt und auch mit dem Besteck!“

Ich lächelte charmant. „Die Hilfe gebe ich dir gern, mach dir also keine Sorgen. Was das Besteck angeht, sieh einfach kurz zu mir.“ 

Ich stand darauf, wenn ein Mann manns genug war, um Hilfe zu bitten. „Aber es wäre gut, wenn du einen Anzug tragen würdest“, fügte ich hinzu. „Hast du einen Anzug?“

Hamaka schüttelte den Kopf. „Nein, aber wir können doch noch einen kaufen?“

Selbstverständlich konnten wir.

Da ich nicht wusste, wie extravagant die Vorstellungen von Hamaka waren, fuhren wir zu meinem liebsten Schneider, Xander. 

❄️❄️

Als wir die besser überwachten Straßen von Downtown erreichten, trat ich auf die Bremse und schaltete den Autopiloten ein. Wenn ich mich schon an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten musste, konnte der Wagen auch die Steuerung übernehmen. 

Mein Porsche Panamera, der sich von dem Aguilar-Model nur dadurch unterschied, dass er vier Sitze statt zwei hatte, fädelte sich augenblicklich in die Reihe der Wagen ein, die sich wie Perlen entlang einer Schnur bewegten. Perlen mit einigem Abstand, denn die Rushhour war schon längst vorbei.

Je weiter wir nach Downtown kamen, desto höher wurden die Gebäude des Sprawls, bis man schließlich durch die tiefen Häuserschluchten fuhr. In Seattle waren diese Schluchten übrigens deutlich weitläufiger gestaltet als in so manch anderem Sprawl. 

Die für Seattle so typischen grünen Lettern machten mich darauf aufmerksam, dass die Stände am Pike's Market auch heute wieder ‚Organic Food’ aus der Umgebung anboten und dass es wegen der Aktion ‚Emerald Food‘ noch bis 22:00 Uhr einen Preisnachlass von 20 Prozent für alles ‚Grüne‘ gab.

Seattle gab sich eben auf vielen Ebenen grün.

Ich wunderte mich schon, dass das übliche bunte Gewitter von Werbeanzeigen heute ausblieb, als mir einfiel, dass ich meinen Spam-Filter gestern auf ‚streng’ gestellt hatte. 

Das alteingesessene NukeIt Burger und der Neuling Taco Temple, dessen Filialen seit 2076 aus dem Boden schossen wie Pilze in einem Wald nach einem Regenschauer, lieferten sich gerade eine opulente Werbeschlacht der schärfsten Sorte, die nicht auszuhalten war, wenn man nicht SpArcade hieß, gerade wild nach Fastfood-Essen war oder einen der vielen Gewinne abgreifen wollte. 

Natürlich könnten mir bei ‚streng‘ ein paar relevante Hinweise entgehen, da das jegliche Werbung blockte und nur ‚offizielle’ Nachrichten zuließ. Doch im Moment beließ ich es dabei. Erstens war ich auf dem Weg zu einem Meeting mit einem Johnson, und zweitens war das sanft smaragdgrüne AR-Overlay der Stadt auch mal ganz schön, wenn es nicht von einer roten ‚Chipotl-Attacke’ durchbrochen wurde. 

Wir ließen die riesige Aztechnology-Pyramide mit ihren tausenden erleuchteten Fenster links liegen und hielten auf den Pudget zu. 

Da ich das Elliot’s in das Navi meines Commlinks eingegeben hatte, suchte der Panamera von ganz allein nach dem nächstgelegenen Parkplatz und manövrierte sich ohne mein Zutun in die Lücke, nachdem ich mit einem Fingerschnippen bestätigte hatte, dass ich bereit war, die anfallende Gebühr zu bezahlen. 

Da wir noch etwas Zeit hatten und es heute Abend zwar windig, aber nicht sonderlich regnerisch war, wählte ich den schöneren Weg anstelle des schnellsten, und schon tauchten vor mir auf dem Boden leicht glitzernde grüne Pflastersteine auf, die mir - beziehungsweise uns, denn ich war ja mit Hamaka über ein lokales Netzwerk verbunden - den Weg entlang der Hafenpromenade zum Elliot’s wiesen.

Wenige Meter nach dem Parkplatz machte Hamaka in seinem neuen, maßgeschneiderten Anzug ein paar schnelle Schritte, um ein Stück vor mir gehen zu können.

Ein wenig verwundert legte ich den Kopf leicht schief. Dann begann ich unwillkürlich zu schmunzeln.

„Macht mal Platz für die Lady!“, rief er allen Passanten leise und unaufdringlich zu, die uns entgegenkamen oder an denen wir vorbeiwollten. 

Hamaka bahnte mir den Weg. Damit hätte ich mit Sicherheit nicht gerechnet. Doch ich würde lügen, wenn ich nun behaupten würde, dass es mit nicht gefiel. 

Immer, wenn wir auf unserem Fußweg auf Trolle oder Orks trafen, grüßte Hamaka diese. „Hey Mann!“ „Morjen!“ „Siehst gut aus!“

Einer schüttelte den Kopf, aber die anderen grüßten freundlich zurück, nachdem sie ihre Verwunderung abgeschüttelt hatten.

❄️

[Song 2: ZAZ - Les passants2] Obwohl ich mit meinen Highheels keinerlei Geräusche auf dem Gehweg machte, bemerkten die Passanten uns. Im heutigen Fall hielten sie zunächst den üblichen Abstand, den man eben einhielt, wenn man sich auf einem Ork oder Troll zubewegte. Das hatte ausnahmsweise mal nichts mit Rassismus zu tun, sondern war der Tatsache geschuldet, dass Orks und besonders Trolle über eine große Körpermasse verfügten.

Im Anschluss entdeckten sie mich und konnten nicht anders, als mich zu registrieren. Ich war es gewohnt, dass Mann und auch Frau sich nach mir umdrehten oder mich zumindest kurz ansahen. Ich reduzierte die Menge ein wenig, indem ich die Kapuze meines Mantel hochschlug oder eine Sonnenbrille oder einen Hut trug. Doch dass man mich bemerkte, war eben der Preis, den ich für mein Aussehen und den vor dem Spiegel geübten perfekten Hüftschwung zahlte. Ich war so an die Blicke gewöhnt, dass es mir wohl mehr auffallen würde, würden sie ausbleiben.

Als wir das Elliot’s erreichten, schlug ich die Kapuze zurück. 

Ein menschlicher Mann mittleren Alters in einem weißem Hemd, einer schwarzen Hose, schwarzen Schuhen und mit einer schwarzen Schürze, die ordentlich um die Hüften geknotet war, stand als Empfangschef bereit. Das Elliot’s bevorzugte demnach auf klassische Arbeitskleidung. 

Seine Augen blitzten erfreut auf, als wir eintraten. Er hatte mich sofort erkannt. „Guten Abend, Miss Snowcat!“, sagte er in diskreter Lautstärke. „Ein Tisch für zwei?“ 

„Einen schönen Abend auch Ihnen. Wir sind mit Monsieur Nazaire verabredet“, erklärte ich freundlich.

„Ah, selbstverständlich. Erwarten Sie von ihre Seite noch weitere Gäste?“, fragte er nach.

Ich schüttelte sanft mein Haupt. „Nein, wir sind damit komplett.“

„Wenn Sie mir dann bitte folgen möchten!“ Der Maître nickte einem weiteren geschürzten Mitarbeiter diskret zu, der sich augenblicklich in Bewegung setzte und in einer Seitentür verschwand.

Der Maître führte Hamaka und mich durch das Restaurant bis zu einem abgetrennten Bereich mit einem separaten Flur, bis hin zum dritten Tür in der Ecke. Dort klopfte er und öffnete im Anschluss die Tür.

Als wir eintraten, war der andere Mitarbeiter gerade damit fertig, einen Standardstuhl gegen einen meta-angepassten auszutauschen und überzählige Gedecke abzuräumen. Diskret, versteht sich, und ebenso verabschiedete er sich in unserem Rücken.

Der Tisch, an dem bis zu sechs Personen bequem Platz fanden, stand direkt am Fenster mit Blick auf den Pudget.

Mr. Johnson erhob sich bei unserem Eintreten. 

Heute Abend war Mr. Johnson ein Zwerg im schwarzen, maßgeschneiderten und teuren Anzug, einem dunkel-orangenen Hemd und einer schwarzen Krawatte. Den Gesichtszügen und dem Hautton nach ordnete ich seine Herkunft in die Karibik ein. 

Heute Abend dinierte ich also gleich mit zwei Männer mit karibischen Wurzeln.

Nazaires dunkles Haar war zu schmalen Rastazöpfen geflochten, die eng am Kopf entlangliefen. Sein Bart war kurz und mit perfekten Kanten rasiert. Er duftete nach Seife, dezentem Aftershave und hochwertigem Bartwachs.

Sein ganzes Auftreten wirkte gepflegt und edel, fast schon aristokratisch. Um seine brauen Augen zeichneten sich Fältchen ab, doch sie blickten mich und Hamaka aufmerksam und wach an.

Auf seinem Gesicht breitete sich nun ein Strahlen aus. Er kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgehen. Er sprach mit schwerem, französischen Akzent: „Ah, Snowcat, welch Augenweidee. Isch freue mich sehr, Sie endlisch einmal persönlisch ken’nenzülernen. Wenn isch misch vorstellen darfe, mein Name ist Laurent Nazaire!“

Ah, also doch. Als ich vorhin den Namen gelesen hatte, hatte dieser bei mir geklingelt. Tatsächlich waren wir bereits vor etwas mehr als vier Jahren aufeinander getroffen. Damals hatte er jedoch anders ausgesehen und sich nur als Mr. Johnson vorgestellt. Er hatte UC damit beauftragt, zu überprüfen, ob sich der ‚Arrow of Red Dragon Slaying‘ im Belvedere Castle im Central Park in Manhattan befand. (s. Run 50/1, Episode 02/14). Das Artefakt hatte sich letztendlich nicht dort befunden, dafür hatte Starbuck während dieser Zeit Kontakt zu Cerberus gehabt und als Folge dessen waren Starbuck und AveRage während des Runs entführt worden. - Doch ich schweife ab.

Laurent Nazaire war ursprünglich mal bei Cross Applied Technologies gewesen. Als sich andeutete, dass der Konzern den Bach runtergehen würde, hatte er rechtzeitig seine eigene Extraktion organisiert. Danach war er eine Zeit lang bei Mitsuhama tätig gewesen, bevor er dann bei der Atlantean Foundation gelandet und vor neun Jahren schließlich der Direktor der Foundation hier in Seattle geworden war. Abgesehen davon war Nazaire Magier. Nicht, dass ich es selbst überprüft hatte. Es hieß, er sei Magier, und da er bei der Atlantean Foundation war, war naheliegend, dass das auch stimmte.

Dass Nazaire sich diesmal mit eigenem Namen und höchstwahrscheinlich in seiner echten Erscheinung vorstellte, sprach dafür, dass ihm der folgende Auftrag am Herzen lag. 

Dass er so tat, als träfe er mich zum ersten Mal, konnte ein Zeichen von Professionalität sein - oder der Versuch, einen neuen ersten Eindruck zu machen.

Wie auch immer, ich würde nicht indiskret werden, sondern einfach so tun, als wüsste ich nicht, dass wir uns schon begegnet waren. Im charmanten Ton sagte ich: „Ich bin sehr erfreut, Sie kennenzulernen!“

❄️

Wir bekamen Speisenkarten aus Papier, auf denen die wohlklingenden französischen Namen von hochklassigen Gerichten ebenso zu lesen waren wie deren englischen Übersetzungen. Natürlich bot einem das Restaurant unzählige zusätzliche Information zu den Speisen an. Von einer Beschreibung der Geschmacks, über den Ort, an dem das Erbsenprotein für den fleischlosen Burger geerntet worden war, bis hin zum Namen und Alter des Rinds für das heutige Roastbeef konnte man via AR alles abfragen. 

Von der Vorspeise bis zum Hauptgang machten wir Smalltalk, wobei auch SatHS das Thema war. Nazaire schien übrigens jede Folge gesehen zu haben.

Nachdem der Nachtisch geordert war, kam der Zwerg zum Grund für seine Einladung.

Wir waren beide geübt und gut in dem Tanz von Johnson und Runner, und es machte Spaß, sich um die Informationen herum zu bewegen, bis ich den Job angenommen hatte.

Kurz zusammengefasst sollten wir in der verlassenen Ruinen einer alten Jagdhütte in Seattle, Auburn, dicht an der Grenze zum Salish Shidhe Council, nach Dateien der ehemaligen Bewohner dieser Lodge suchen. Wenn die Daten noch vorhanden waren, sollten wir sie sicherstellen und Nazaire übergeben.

Er bot dafür 5000 Nu¥ pro Person, ich handelte ihn auf 6000 hoch und meldete einen dritten Runner nach, denn wenn es um Dateien ging, wollte ich einen Decker dabei haben. 

Es stand zu vermuten, dass bei der Vernichtung der Lodge Magie im Spiel gewesen war. Die Lodge hatte nämlich dem ‚Outer Order Circle Chapterhouse Nummer 13‘ gehört, was ganz nach den ‚Illuminati of the New Dawn‘ klang. Man hatte in der Lodge höchstwahrscheinlich Experimente am HMHV-Virus vorgenommen, und das Safehouse erst vor kurzer Zeit aufgegeben. Nazaire war an allem interessiert, was diese Experimente betraf. Fanden wir andere Paydata, durften wir sie behalten. 

Nach dem Verzehr eines himmlischen Nachtisches verabschiedeten wir uns.

Noch auf dem Weg zum Wagen setzte ich eine Nachricht an Bloody Guts ab und bat ihn, ins Haunted Mug zu kommen. 

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[Song 3: Zella Day - Mustang Kids3] Eigentlich gab es nicht sonderlich viel zu besprechen. Wir setzen Bloody Guts ins Bild über den Auftrag, und er checkte die Adresse. Sie lag mitten im Wald und so kurz vor der Grenze, dass wir vielleicht vorsichtshalber Blue Tickets für die Einreise in die NAN beantragen sollten. Das war natürlich nur Spaß, aber sollten wir uns von den Koordinaten der Blockhütte weiter entfernen, würden wir auf Grenzpatrouillen achten müssen.  

Ganz nebenbei nahm ich Hamaka bei UC auf. Mit seinen Aktionen heute hatte er sich das endgültig verdient. Um das kurz zu feiern, gingen wir mal eben an die Bar, bestellten Rum und stießen darauf an. 

Wir verstreuten uns nochmal kurz, um uns waldgerecht zu machen, was im Fall von Hamaka und mir auch bedeutete, dass wir uns umzogen. Bloody Guts blieb, wie er war. Mit seinem postapokalyptischen Outfit würde er auch ganz wunderbar zur Ruine eines Waldhauses passen.

Ich zog meinen dunkelblauen Catsuit aus Boston nebst passendem Schuhwerk an, rüstete mich aus und beschwor Master Badger7, denn ein Beast-Spirit schien mir die richtige Wahl für den Besuch in einer Jagdhütte.

❄️

Hamaka erschien in Dreiviertelhose, festem Schuhwerk und einem Holzfällerhemd über dem T-Shirt. Außerdem hatte er seine übliche Wollmütze gegen ein Basecap ausgetauscht, an das der Ork eine 1-Dollar-Note gesteckt hatte. 

Dass er an Papiergeld gekommen war, war nicht weiter verwunderlich. Gerade in der UCAS-Enklave Seattle waren noch Papierbanknoten im Umlauf, sowohl NuYen, als auch Dollar, obwohl letztere weniger genutzt wurden. Verwunderlich war, dass Hamaka sie an sein Basecap gesteckt hatte.

Um eine Antwort auf die unausgesprochene Frage zu erhalten, zeigte ich auf den Geldschein.

„Na, du hast doch was davon gesagt, dass die zu den Illuminati gehören. Und auf dem Schein ist eine Pyramide und ein Auge. Ich dachte, das ist dann wie ein Erkennungszeichen. So zur Tarnung.“

„Okay!“, meinte ich nur und zuckte innerlich mit den Schultern. Schaden würde der Geldschein nicht, und wenn er dazu reichte, dass sich nur einer fragte, was das sollte, hätten wir sogar einen Vorteil gewonnen.

Zum Dollarschein am Basecap hatte Hamaka noch eine weitere ungewöhnliche Sache mitgebracht: Einen verdorrten Busch. Der Busch diente als Gefäß für einen Geist unter seine Kontrolle. Für Hamaka war tot eben tot. Dass er eine tote Pflanze nutzen konnte, gefiel mir gut. Eine tote Pflanze war so viel gesellschaftsfähiger als jeder Tierkadaver oder gar Leichnam, den Nekromanten sonst so nutzten. 

❄️

Wir parkten das SUV in ungefähr einem Kilometer Entfernung zur Adresse. 

Die AR-Avatare und Icons waren zu diesem Zeitpunkt bereits lägst von unseren Sichtschirmen verschwunden. Im Umkreis von 100 Metern regte sich hier nichts virtuelles mehr. Unsere AR war auf das geschrumpft, was wir selbst mitgebracht hatten. Selbstverständlich schalteten wir unsere Commlinks in den versteckten, leisen Modus. 

Ab hier führte nur ein kleiner Waldweg zur Hütte, und auf dem würde man uns schon frühzeitig anfahren sehen und vor allem hören.

Also ging es nun zu Fuß weiter. Die Sterne und die Lichtverschmutzung des Sprawls hinter uns reichten aus, damit man mit Restlicht ausreichend sehen konnte, um im normalen Tempo durch den Wald zu laufen. 

Da man nie vorsichtig genug sein konnte, ließen wir uns durch Master Badger verschleiern. 

In gut 200 Metern Entfernung zu den Koordinaten blieben wir stehen. Bloody Guts schickte erst mal eine kleine Überwachungsdrohne auf den Weg, damit wir uns einen Überblick verschaffen konnten.

Das Wort Hütte hatte eine völlig falsche Vorstellungen bei mir hinterlassen. Das da war keine Hütte, das war ein beeindruckendes Haus - gewesen.

Ein Haus mit einer geschätzten Bodenfläche von 150 Quadratmetern, gefertigt aus dicken, fetten Holzstämmen. 

Gewesen, denn ein Feuer hatte es auf eine Ruine reduziert. Der Brand konnte noch nicht sehr lange her sein, denn der Geruch von Rauch lag noch in der Luft. 

Es regte sich nichts. 

Wir schlichen näher.

In ungefähr 100 Metern Entfernung von der Hütte blieben wir abermals stehen. 

Ich konzentrierte mich und sandte meinen Spürsinn für Magie aus. Schließlich hatten sie dort Experimente an HMHVV-Infizierten durchgeführt, da war es nicht auszuschließen, dass eines ihrer Experimente dort zurückgeblieben war. 

Doch ich spürte nichts. Gewissenhaft wie ich nun mal war verlagerte ich meine Wahrnehmung auf die Astralebene und konzentrierte mich erneut. Diesmal spürte ich etwas. Dort war ein Beast-Spirit. Ein großer weißer Wolf drehte seine Runden um das Haus. 

»Oh, da sind ja doch welche!«, sagte Bloody Guts an, was er jetzt über die Sensoren der Drohne sehen konnte.

Als ich den Geist entdeckt hatte, hatte ich ihre Verschleierung durchbrochen, wodurch diese nutzlos geworden war.  

Vor der Hütte standen drei Menschen in fancy Straßenklamotten und schienen zu diskutieren, was sie nun tun sollten. Ihre Jacken hatten je einen silbernen und einen grünen Ärmel. In ihrer Nähe schimmerte die materialisierte Gestalt eines weiteren Geistes. 

»Das sind Specters«, sagte ich an. »Eine Gang, die ganz viel von der Astralebene aus macht. Man kann sie auch für magische Sicherheitsaufgaben anheuern. Normalerweise lassen sie ihre Körper irgendwo liegen und agieren aus dem Astralraum heraus.« 

Bloody Guts steuerte die Drohne ein Stück herum und entdeckte dann tatsächlich auf der Rückseite ein Auto, in dem laut Infrarotsignatur zwei weitere Körper lagen.

»Und, wie gehen wir jetzt vor?«, fragte Hamaka.

Ich überlegte einen Moment. »Wir zeigen uns und überreden sie zu einem Deal?«, schlug ich vor.

»Wie jetzt?«, fragte Bloody Guts.

Ich zuckte mit den Schultern. »Nun, wir könnten sie auch plattmachen, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass das nötig ist. Abgesehen davon sind das fünf magisch Aktive. Das könnte uns zumindest ins Schwitzen bringen. Ich denke, sie sind auf der Suche nach Telesma oder Reagenzien. Wir wollen Daten. Wenn wir uns zusammentun, muss heute Nacht niemand sterben.«

❄️

Selbstverständlich gab es ein bisschen verbales Geplänkel und Posieren. Aber letztendlich konnten wir sie überzeugen, uns das Gebäude gemeinsam anzusehen. Die astralen Gestalten, die zu den beiden Menschen im Wagen gehörten, hatten die Umgebung astral durchsucht und nichts von Wert gefunden. 

Natürlich sagte ich Kendar, dem Wortführer der Gruppe, nicht, wonach wir genau suchten. Wir beschlossen einfach, die Beute zu teilen. 

Nur, dass eben alles eingestürzt war. 

Drinnen war die Zerstörung viel stärker als das verkohlte Holz hatte erahnen lassen. Außerdem war die Stromversorgung kaputt. Objekte in der Matrix konnte Bloody Guts ebenfalls nicht entdecken.

Wenn es dort drinnen unter dem Schutt irgendetwas gab, dann würden wir es ohne Bagger vielleicht nicht erreichen.

Aber noch war nicht aller Nacht Morgen, wenn mir diese Shadowrunner-Adaption eines alten geflügelten Wortes erlaubt ist.

In Absprache mit den Specters nutzte ich den Zauber Spatial Sense, der mir die physische Umgebung in landschaftlicher, geografischer und architektonischer Struktur zeigen würde.

❄️

Die gute Nachricht: Es gab keinerlei unterirdischen Anlagen oder gar Geheimgänge. Die schlechte: Nicht eine der Innenwände war noch intakt. Das einzig brauchbare war eine Luke im Boden der ehemaligen Küche, denn darunter befand sich ein intakter Vorratsraum, wie ich laut der Abmessungen und der Tatsache, dass diese Blockhaus schon vor mehr als hundertfünfzig Jahren gebaut worden war, schloss. 

Dann hoffte ich mal, dass sie in dem Vorratsraum nicht nur Schinken gelagert, sondern ihn als einzig sicheren Bereich für wertvolleres genutzt hatten. 

Ich würde mir den Raum jedoch ohne meine Freunde ansehen müssen.

Für Orks oder gar Trolle war das Betreten der Ruine nämlich nicht möglich. Der angekokelte Boden würde sie niemals tragen. Jedenfalls, wenn ich Hamaka Glauben schenkte, der sich das Haus von außen angesehen hatte.

Kendar begleitete mich noch bis zum Türrahmen. Doch als der Boden zu knarzen begann, kaum dass er an dem ersten Balken vorsichtig gerüttelt hatte, bleib er lieber an der Tür zurück.

Ich war leicht, beweglich und dank einer Adeptenkraft sank ich nicht einmal in einer Schneedecke ein, da war ein verbrannter Boden erst recht kein Problem.

Ob es unter meiner Würde war, in den verkohlten Ruinen eines Gebäudes herumzuklettern?  - Nein.  

❄️

Habt ihr als Kinder mal Schnüre kreuz und quer in einem Flur gespannt und gespielt, es seien Laser vor einem Tresor? Ich auch nicht, aber so ungefähr wie ich jetzt würde man sich bewegen müssen, um durch das Schnurlabyrinth zu kommen. 

Als ich die Klappe der Bodenluke erreicht hatte, bestand das größte Hindernis für mich darin, genügend Kraft aufzuwenden, um sie öffnen zu können. Nach drei erfolglosen Versuchen gab ich nochmal alles und bekam die Klappe schließlich auf.

Leichtfüßig wie ich nun einmal war ließ ich mich durch das Loch an der Leiter vorbei bis auf den Boden fallen.

Es gab hier tatsächlich noch einen Computer, allerdings immer noch keinen Storm.

Durch meinen Zauber wusste ich, dass von außen in den Keller ein Kabelschacht führte. Ich sah mich um. An entsprechender Stelle fand sich ein Sicherungskasten. Einige Sicherungen waren durchgebrannt und frische Sicherungen fanden sich keine, aber mit Hilfe meines Werkzeuges und Grundlagenkenntnissen in Sachen Elektrik brachte ich den Strom zum Laufen und Leben zurück in den Computer. 

Während Bloody Guts die Daten runterlud sandte ich mein Gespür für Magie erneut aus und konnte tatsächlich die schwache Signatur von Reagenzien in einem Regal registrieren. Ich packte die Sachen noch, bevor ich zurück kletterte.

Draußen übergab ich das magische Päckchen und tauschte mit Kendar noch Comm-IDs aus. Kontakte konnte man immer brauchen.

❄️❄️

Die Nachricht vom Abschluss unseres Auftrags schickte ich erst am nächsten Morgen nach dem Frühstück an Laurent Nazaire. 

Seine Antwort kam umgehend. Er nannte uns eine Adresse in Downtown und als Zeit 21.00 Uhr. 

❄️

Unter besagter Adresse fand sich eine verlassene Kirche, die zwar nicht mehr in Betrieb aber dennoch gut erhalten war.

Nazaire erwartete Hamaka und mich bereits, als wir ankamen. Bloody Guts war nicht mitgekommen. Der Troll war nie sonderlich scharf auf Ausflüge nach Downtown. 

Selbstverständlich trug Nazaire heute einen anderen Anzug als am Abend zuvor.

Er strahlte über das ganze Gesicht, als wir ihm die Daten übergaben. „Kommt, mes amis, isch möchte euch noch eine Freundin von mir vo’stellän.“

Wir umrundeten die Kirche bis zur Hälfte und traten durch einen Nebeneingang in das Hauptschiff, bogen dort links ab, traten durch eine Tür und fanden eine Treppe nach unten in den Keller.

Was dann schon mal ein ungewöhnlicher Ort war, um jemanden kennen zu lernen.

Das relativierte sich etwas, als wir unten ankamen und dort nicht etwa Gräber von irgendwelchen Heiligen vorfanden, sondern eine stilvoll eingerichtete offene ‚Wohnung‘ mitsamt Mikrowelle, Kühlbox und diverser Blumenarrangements. 

Eine attraktive, menschliche Frau mittleren Alters mit langen schwarzen Haaren empfing uns am Eingang. „Kommt rein, ich bin Elizabeth. Laurent hat schon von euch geschwärmt!“

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Viel gab Elizabeth nicht von sich preis. Aber es war klar, dass die Daten für sie gedacht waren und dass sie ziemlich wild darauf war. Sie konnte es nicht lange aushalten, ging ein Stück nach hinten an einen Tisch und startete einen Computer. Zwischendurch rief sie voller Begeisterung Nazaire zu sich: „Laurent, sieh mal, ich wusste doch, dass er entkommen ist.“

Natürlich ließ man Hamaka und mich nicht lange warten.

Elizabeth bedankte sich beinah schon überschwänglich für unsere Arbeit. 

Irrte ich mich oder war da jemand von einem Thema besessen?

Natürlich würde Elizabeth die Daten teilweise erst noch entschlüsseln und auswerten müssen. 

Wir verabschiedeten uns mit dem Versprechen, dass sie uns jederzeit wieder beauftragen dürfe.

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Als ich kurz nach 23 Uhr am O’Niall-Center ankam, stellte ich überrascht fest, dass das Haunted Mug bereits wegen einer geschlossenen Gesellschaft eben geschlossen war.

Gelegentlich kam das vor.

Also ging ich außen rum nach hinten, um meine Wohnung durch das seitliche Treppenhaus zu erreichen. 

Kaum war ich im Durchgang öffnete sich die Hintertür ins Haunted Mug und Liam steckte seinen Kopf heraus. „Ah, Snowcat, da bist du ja. Kommst du mal kurz, ich habe was mit dir zu besprechen.“ 

Er wirkte völlig entspannt, also gab es keinen Grund, besorgt zu sein. „Wenn du einen Whisky für mich hast, dann in jedem Fall!“, erwiderte ich lächelnd.


Ende der heutigen Geschichte. 


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Ob Elizabeth UC noch einmal engagiert, wer entkommen ist und was Liam mit Snowcat besprechen wollte, wird demnächst hier zu lesen sein. 


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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat und die Runner von UC.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*