Tales of Snowcat 25: Extraction Time Again (Run 75)

TALES OF SNOWCAT (25)

PERIOD4: Magician

ERA4: Modern Baroque

AGENDA8: Boston Lockdown

TIMESTAMP1: 10/21/2076

RUN NO: 75

ON THE RUN: AveRage, Liam, Snowcat

APPEARANCE2 : AveRage, Dana10, Doc, Eden, Fang, Foggy, Hamaka, Liam, Medaron13, Mr. Tea, Phoenix9, Shark Finn, Sinister, Sionn, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;5:Dave, Five by Five12 (Fuego, Mississippi, Rock, Sirrus, Stalker✝︎), Kariwase12, Tango; 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf „Boston Lockdown“ von Catalyst Game Labs.

WARNING: Dieser Text ist für Leser unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke, Folter, Rassismus, Alkohol- und Drogenkonsum können vorkommen. 

DAS GESCHAH ZULETZT

In Snow Haven angekommen haben die Queen und ‚We Own the Night‘ bereits die vier Gebäude der Market Hall eingenommen und damit angefangen, die Bewohner von Snow Haben zusammenzutreiben. Bei einer Rettungsaktion für Familie Line werden Mash und Fierce auf dem Motorrad mit einem Raketenwerfer abgeschossen und getötet. Nachdem das restliche Team eingetroffen ist, zieht man sich nach Snow Haven zurück. Bei Verhandlungen mit der Queen stellt sich heraus, dass Ethan und Leila, die vor Jahren entführten Geschwister von Eden und Phoenix, jetzt zu den Anhängern der Queen gehören und sich als ihre Kinder fühlen. Genau diese beiden sind auch für den Tod von Mash und Fierce verantwortlich. Außerdem stellt sich heraus, das Pax und der White Rabbit eine Allianz mit der Queen eingegangen sind. Die Howling Shadows beschließen nach einem Vorschlag von AveRage, die Queen zu ihrem Ziel von Staffel 3 zu machen. Es gelingt letztendlich, die Queen, Pax und alle deren mitgebrachten Anhänger zu töten, die Geiseln zu befreien und Snow Haven zurückzuerobern. Einzig Amanda, das dritte ‚Kind‘ der Queen, entkommt. Bei einer Durchsuchung entdeckt man Hamaka, einen Ork und Nekromanten, den die Queen jahrelang per Zauber versklavt hatte. Mit der Wikingerbestattung von Fierce und Mash endet die 3. Staffel von Snowcat and the Howling Shadows (Tag 89).

Aus den Daten, die Pax bei sich hatte, konnten Doc und Liam vier Orte ausmachen, an denen am Tag des Ausbruchs magische Rituale stattgefunden haben sollen. In kleinen Teams suchen die Runner die Orte auf, können bestätigen, dass es dort Rituale gegeben hat und dokumentieren, was sie herausfinden. Dann Snowcats Ausbildung und ihrem Wissen lässt sich das alles zu einem plausiblen Bild zusammensetzen. Am letzten der vier Orte entdeckten sie einen weiteren Hinweis. In den Evo-Docks soll es einen Cold Storage mit den gesamten Daten der Einzelprojekte zum Gesamtritual geben, mit denen man Namen und Projektdaten zuordnen kann. Die Runner beschließen, die Daten zu holen und sich dabei gleich noch um den Hivemind zu kümmern (Tag 125).

Der Doppelrun gelingt. Ein kleines Team kann sämtliche beweiskräftigen Daten von dem Cold Storage entwenden und zudem manipulierte Nanitenflüssigkeit beim Hivemind einschleusen (Tag 131). Mit den Daten lassen sich alle Projekte, Rituale und Namen verbinden. Informationen über den aus dem Labor ausbrechenden, irisierenden Drachen sind nicht darunter. Liam entdeckt einen Hinweis darauf, dass Videos aus dem Kernlabor nicht hochgeladen werden konnten und so noch in dem Labor in Havard sein könnten. Außerdem existiert ein Augenzeuge: Dr. Gaiden Alcoval, der in den NeoNET Tower 4 gebracht worden ist.

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 01.03 erspielt. Neben mir und dem GM war die Spieler von AveRage/Dana/Hamaka anwesend. Da wir eine große Gruppe von 8 Spielern sind, nimmt jeder Spieler meist nur einen Charakter mit auf den Run. (Unter Umständen kann ein weiterer Charakter für den Run notwendig sein.) So sollen zu viele gleichzeitige Handlungsstränge vermieden werden. Nur in der ausgespielten Downtime kann ein Spieler alle seine aktiven Charaktere ausspielen. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logischte Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Das Spotlight soll auf Charakteren liegen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem aktuellen Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine entsprechende YouTube Playlist findest du hier [LINK].

4. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

5. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

6. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

7. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

8. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

9. Phoenix wird von der Spielerin T. geführt. Sie ist neu in der Gruppe und ein RPG-Frischling. Phoenix stieß als Reporterin Alba zum Team. 

10. NPC, der in Boston gerettet wurde und für den Verlauf der Geschichte keine wichtige Rolle spielt. Max und Caroline sind eine Hommage an die Serie: Two Broke Girls.

11. Nach dem Tod von Columbo übernahm Spieler I. die Charakterführung von Dana, die ursprünglich als NPC gedacht war.

12. Bei dem Charakter handelt es sich um einen Runner, den die Howling Shadows in Boston getroffen und mit nach Snow Haven genommen haben. Diese Charaktere werden vom GM oder von einem anwesenden Spieler geführt. Je nachdem, wer gerade Zeit zum Würfeln hat oder einen solchen Charakter ausprobieren mag.

13. Medaron wird von dem Spieler M2 geführt. Auch M2 ist ein RPG-Frischling. 

14. Ganz so stellt sich das laut SR-Regeln nicht dar. Bei der Ausschmückung der Szene handelt es sich um künstlerische Freiheit.

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK].

POSTED BY SNOWCAT:

[Song 1:Unsecret - Wake Up World3] Brunch mit Kollegen, Freunden und Familie im kleinen Konferenzzimmer eines alten Herrenhauses. 

Regentropfen am Fenster. 

Der Herbstwind treibt Blätter umher.

War das nicht ein poetisches Bild?

Genauso konnte es sich hier in Snow Haven auch anfühlen. Beinahe vergessen waren der Kampf um unser Refugium vor einigen Wochen. Wenn wir hier so saßen, dann gab es auch keinen Lockdown oder irgendwelche Shambler. Jedenfalls für einen Moment.

Ich stand mit meiner Kaffeetasse am Fenster und sah den Regentropfen zu, die auf den Glasscheiben ihrer eigenen Bahnen zogen. 

Wir waren Runner, und es gab zwei Möglichkeiten, an ein finales Puzzleteil für unser Gesamtbild um den Lockdown zu kommen.

Videomaterial aus dem Labor, aus dem der irisierende Drache ausgebrochen war, welches man nicht mehr hatte hochladen können, oder einen Augenzeugen, der genau in diesem Labor tätig gewesen war. 

Wir sprachen davon, welcher Job wohl lohnender für uns wäre.

Auch Liam redete dabei irgendwann schon wieder von Geld. Das gefiel mir nicht. Ich wusste nicht einmal, ob ich das Wissen überhaupt verkaufen wollte. Aber das war es nicht, was mich ärgerte. Das Reden über Geld weckte in allen anderen die falschen Erwartungen - und das hatte ich Liam eigentlich auch gesagt. 

Ich lehnte mich gegen das Fenster und sah in die kleine Runde, die sich hier versammelt hatte. „Ich denke, die Videos sind mehr wert als der Augenzeuge. Wer weiß, ob und was genau er bezeugen kann. Außerdem will ich den Drachen gerne mit meinen eigenen Augen sehen, selbst, wenn es nur auf Video ist.“

„Ich finde den Augenzeugen besser“, erklärte Hamaka. „Videos kann man manipulieren.“

„Ein Augenzeuge macht sich im Trideo sicher gut, das würde Foggy auch sagen“, bestätigte Liam.

AveRage fand den Augenzeugen auch grandios.

Ich seufzte innerlich. Trideo, warum sollte der Augenzeuge ins Trideo kommen? Warum sollte überhaupt irgendetwas davon ins Trideo kommen? Ich winkte ab. „Ach, das glaubt doch wieder keiner. Ich kann auch sagen, dass ich es gesehen habe. Das ist noch lange kein Beweis“, gab ich zu bedenken.

Liam sah mich eindringlich an. „Aber deine Geschichte existiert nicht, mein Schatz! Du machst dich optisch ohne Frage genial, aber du hast nicht mal eine SIN. So eine Geschichte von einem Aztechnology-Mitarbeiter, fallengelassen von seinem Konzern. Das kommt gut.“

Ich schüttelte den Kopf. „Trideo, wie kommst du überhaupt auf Trideo? Ein Augenzeuge kann erschossen werden. Und wie ich sagte, wer weiß, was er gesehen hat?“ 

Liam zog die Augenbrauen zusammen. „Was habe ich in letzter Zeit getan, dass du mich für dumm hälst?“

„Das habe ich niemals angenommen!“, erwiderte ich.

Liam erklärte in scharfem Ton: „Und ich habe gesagt, dass es es Hinweise darauf gibt, dass wir auf beiden Wegen an die letzten Beweise aus dem Labor kommen könnten. Die Betonung liegt auf könnten. Alcoval könnte es zum Beispiel selbst aufgenommen haben.“

Ich blickte Liam ernst und ruhig an und verkniff mir dabei jede aggressive Bemerkung, die mir auf den Lippen lag. „Gut. Dann besteht der Unterschied also in der Frage, ob wir eine High-Level-Extraktion planen oder in ein Labor voller Shambler eindringen.“

Liam nickte. 

Der Themenschwerpunkt unserer Diskussion verlagerte sich. Wir spekulierten, ob Alcoval wohl mehr ein Gefangener oder ein Gast war, schnitten an, wie wir ihn lokalisieren oder überhaupt ins Gebäude kommen konnten. Solche Dinge eben. 

Ich blickte wieder aus dem Fenster, hörte mit einem Ohr zu - was bei meinen Fähigkeiten mehr als genug war - und warf hin und wieder eine Bemerkung ein. Wie zum Beispiel, dass die NeoNET-Towers aktuell eine völlig abgeschlossenen Enklave waren und man nur von oben hinein gelangen konnte. Es dauerte nicht lange, dann landete das Gespräch - übrigens über den Umweg, ob Drachen wohl Jungfrauen essen, was mich ein wenig echauffierte, das mit den Jungfrauen, meine ich, das Thema, wie viel Große Drachen wohl essen, hatte ich selber angesprochen - bei der Nachricht, dass all unsere gesammelten Informationen unglaublich viel wert sein würden und dass wohl jeder Konzern für die Exklusivrechte am Gesamtpaket viel zahlen würde, allen voran NeoNET.

Ich schmunzelte in mich hinein. Ich musste mich geschlagen geben, das Kind war in den Brunnen gefallen. Ich trank meinen Tee aus und setzte mich zu den anderen an den Tisch. „Ich denke auch, dass NeoNET sehr viel zahlen würde. Machen wir uns nichts vor, wenn wir das letzte Stück Informationen bekommen, dann halten wir das Schicksal von NeoNET in unseren Händen.“ Meine Wut war verflogen.

„Ist nur die Frage, ob wir das an NeoNET verkaufen wollen?“, fragte AveRage und sah in die Runde.

‚Ja, aber ob ihr da nun mitzureden habt?‘, den Gedanken sprach ich nicht aus. 

Musste ich auch nicht, denn Liam hob die Hand und gebot AveRage Einhalt. „Ja, die schwere Entscheidung gäbe es dann zu treffen. Doch zum Glück müssen wir uns darum nicht kümmern. Das macht Snowcat dann, sollten wir alles haben.“

Ich lächelt sanft. „Damit wir es auch wirklich haben, machen wir einfach beide Runs in einem Schwung. Erst schnappen wir uns Alcoval und mit ihm im Gepäck setzen wir uns dann in die MCZ ab. Da verliert NeoNET dann auch schneller unsere Spur. Dann gehen wir gleich durch bis ins Labor und versuchen das Videomaterial zu finden. Als Bonbon hat Alcoval vielleicht Tipps, die uns im Labor weiterhelfen!“

„Genial“, freute sich AveRage. „Aber hattest du nicht gesagt, dass es unmöglich ist, unten bei NeoNET reinzukommen?“

Ich grinste süß. „Ja, genau, hatte ich. Darum gehen wir auch aufs Dach von Tower 4.“

„Und wie kommen wir aufs Dach?“, fragte AveRage nach.

„With a kind of magic!“, erwiderte ich.

❄️

Zugegeben, einen genauen Plan hatte ich nicht in meinem schönen Köpfchen gehabt, als ich das gesagt hatte. Unsere magischen Möglichkeiten irgendwo hinzukommen waren aktuell eben nur weitaus größer als die technischen. Auf meine Ansage hin, beide Runs zu kombinieren, arbeiteten wir sogleich an einem Plan. 

Klar war, dass es eine schwierige Extraktion werden würde, besonders unter den Umständen. Aber hey, UC gehörte immer noch zu den Top-Runnerteams, und nur, weil wir uns im letzten Jahr bei unserer Arbeit hatten filmen lassen, waren wir ja nicht schlechter geworden. Im Gegenteil. Wenn ein Team unmögliche Runs in kürzester Zeit erledigen konnte, dann UC. 

Apropos Zeit, da wir mit dem Planen bis zum Mittag fertig waren, konnten wir das Ganze heute noch durchziehen.

Heute war der 21. 10. 2076 und unser 134. Tag im Boston Lockdown.

❄️❄️

[Song 2: The Score - Legend, stripped3] Phoenix, Kariwase, Mr. Tea, Fang und Shark Finn waren mit uns in die MCZ gekommen.

Den ersten Run würde AveRage, Liam und ich alleine durchziehen. Ein kleines Team konnte sich nun mal unauffälliger durch die NeoNET Towers bewegen. Wir hatten diverse Ideen erwogen, auf welche Art wir uns verkleiden sollten, doch schließlich hatten wir uns doch auf die Kraft der Verschleierung durch einen Geist geeinigt. Zumindest für den Start. Vorsichtshalber hatten wir zwei Overalls im Gepäck, damit Liam und AveRage sich als Techniker ausgeben konnten.

Tiernan hatte uns mit unseren Wunschgetränken ausgestattet. Zudem hatte uns diesmal auch Dana Preparations mitgegeben. Bei ihren handelte es sich um vorbereitete Kartoffeln, im Lockdown konnte man eben nicht wählerisch sein. 

Kurz nach 16:00 Uhr betraten wir ein verlassenes Gebäude in der MCZ, welches nah am Fluss und somit auch dicht an der Grenze zur HCZ lag. Wir hatten von hier sogar Blick auf die NeoNET Towers. In Luftlinie waren es etwa 1,7 Kilometer bis dorthin. 

Liam und AveRage verstauten ihr wichtigstes Equipment in meinen Rucksack. Was nicht mehr reinpasste, kam in eine Tasche. 

Dann verwandelte Kariwase die zwei Männer in schöne Adler. Shark Finn sammelte die Kleidung der beiden zusammen und stopfte sie ebenfalls in die Tasche. 

Dann rief ich nach Leprechaun8 Colm, den ich bereits in Snow Haven beschworen hatte. Ich bat ihn, mich und die beiden Adler zu verschleiern. Dann schulterte ich den Rucksack, schnappte mir die Tasche, wandelte mich in meine Drakeform und flog in Richtung HCZ davon. 

Zwei Adler geleiteten mich. Was für ein erhabenes Gefühl.

❄️

Die sechs Pentagram-Gebäude lagen schon bald gut sichtbar vor uns. Ein großer Stern in der Mitte ragte über die fünf ungefähr halb so großen Sterne drumherum hinaus. Skywalks verbanden die Außensterne alle zehn Etagen miteinander. Zudem war der Mittelturm mit einer Höhe von 140 Etagen alle zwei Etagen mit einem der Außentürme via Walkway verbunden. Also in Etage 2 mit Turm 1, in Etage 4 mit Turm 2, in Etage 6 mit Turm 3 und immer so weiter. So bildeten die Verbindungsgänge optisch eine Helix. Turm 1 verfügte über 111 Etagen, Turm 2 über 113, Turm 3 über 115, Turm 4 über 117 und Turm 5 schließlich über 119 Etagen. Jedes Dach bestand zu einer Hälfte aus einem Landeplatz für Helikopter und zur anderen Hälfte aus einem Penthouse. Der mittlere Turm war so großflächig, dass dort gleich fünf Helipads und fünf Penthouses Platz fanden. In jedem Gebäude gab es Fahrstühle, große Zentralfahrstühle und in den Winkeln der Sterne waren die Notfalltreppenhäuser untergebracht. 

Minute Man Security war für die Sicherheit von NeoNET verantwortlich, doch immer, wenn der Große Drache Celedyr zugegen war, waren zusätzlich sicher diverse Knights of Rage anwesend.

Obwohl das Gesamtkonzept der sechs Sternenhäuser unter den Ereignissen des Lockdowns gelitten hatten, war ihm die Pracht immer noch anzusehen. Es war schon irgendwie schade darum, was allein hier verloren gegangen war. 

Das metamenschliche Leben würde in den Towers immer noch toben. Die meisten Bewohner würden sich einfach damit arrangieren, dass sie die Konzernanlage nicht mehr verlassen konnten. 

Wie ich schon einmal sagte, manche Konzernbürger verließen die Sicherheit ihres „Landes“ sowieso selten bis nie.

Als wir näher kamen, bestätigte sich, was ich nach unserem ersten Besuch in der HCZ vermutet hatte. Die Straßen waren voller Shambler.

Ich machte AveRage und Liam via Dragonspeech darauf aufmerksam. 

Jeder der Türme war unten von Shamblern umringt. Die Brücke vom Zentralturm zu Turm 1, die ja nur zwei Etagen hoch lag, hatte man vorsorglich gesprengt. Turm 2, also der Turm, der kurz nach dem Ausbruch von dem irisierenden Drachen angegriffen worden war, stand immer noch. Man hatte ihn stabilisiert und evakuiert. Auf dem Dach waren Shambler zu sehen. Offenbar hatte dort Personal direkt einen Schwall Naniten abbekommen, oder wie sollten die Shambler sonst dort hoch gekommen sein? Ihr Weg nach unten gestaltete sich einfach. Denn während unseres Anflugs sprang einer von ihnen einfach vom Dach. Oder war er gefallen? Nun, ich hatte lieber nicht so genau hingesehen.

Mein scharfes Auge erkannte, dass man die Verbindungen von Turm 2 zu allen anderen Türmen gekappt beziehungsweise verbarrikadiert hatte. 

Auf den Landeplattformen von Turm 5 standen fünf Hubschrauber. Die Plattformen auf den anderen Sternen waren leer. Wie gut, dass unser Plan vorsah, auch wieder mit Hilfe von Magie abzuhauen.

Wir landeten auf der Plattform von Turm 4 und zogen uns unter den Schutz eines Aufbaus zurück. 

Dann hieß es warten, bis Kariwase die Verwandlungszauber bei Liam und AveRage fallen ließ. Da wir schlecht beziehungsweise gar nicht in die MCZ kommunizieren konnten, hatten wir einen Zeitraum ausgemacht, nach dem Kariwase die Zauber enden lassen würde. Natürlich hatten wir eine Reserve einkalkuliert. Es ist nicht sonderlich spaßig, am Himmel zu fliegen und sich plötzlich in ein flügelloses Wesen zurückzuverwandeln. Demnach war es ausreichend Reserve gewesen - und nun mussten wir hier sitzen und warten.

Meine beiden Begleiter mussten das zumindest. Ich konnte mich in eine Elfe verwandeln, schon mal die Kleidung für die beiden Jungs vorbereiten, mich umsehen und Equipment bereit legen, wie zum Beispiel die zwei Noizquitos von Liam und die beiden Sparrowhawks von AveRage.

Adler Liam begann irgendwann, mit den Krallen auf dem Beton zu scharren. Er hatte wohl keinen Spaß am Warten 

Ich entdeckte zumindest nichts Ungewöhnliches, und der Geist der Astralpatrouille entdeckte uns ebenso wenig.

Als mein Timer klingelte, drehte ich mich um und wandte Liam und AveRage den Rücken zu. 

Nur kurz drauf vernahm ich charakteristisches Rascheln und ein bisschen später waren die beiden wieder online. Wir waren über Teamnetzwerk verbunden.

Hallo Zivilisation, dann konnte es ja endlich richtig losgehen!

Eine klassische Extraktion, mit nur wenig Informationen über Ort, Gegebenheiten und Zielperson.

Ich war tatsächlich freudig aufgeregt.

AveRage tauchte in die Matrix ab. Er musste sich gar nicht erst tief bis ins Herz des Hosts von NeoNET hacken. Es reichte völlig, sich einen Useraccount anzulegen und sich in der Matrix umzusehen. Dr. Alcoval fand er in der 93. Etage. 

Jeder postete hier seine SIN. Eventuell würde man einen CFD-Infizierten in uns vermuten, würden wir keine SIN ausstrahlen. Eine Konzern-SIN besaßen wir nicht. Sich Konzernangestellte zu suchen, denen wir sie abnehmen konnten, würde den Run verkomplizieren. Da sich uns kein eleganterer Plan anbot, blieben wir bei der Verschleierungstaktik.

Wir bewegten uns bis zu einer Ecke des Sterns, denn hinter der dortigen Tür befand sich das Notfalltreppenhaus. 

Um nicht erkannt werden zu können, hatte ich mir eine einfache ballistische Maske aufgesetzt. Liam hielt es ebenso. AveRage zog stattdessen lieber sein Basecap tief ins Gesicht. 

[Song 3: Ramin Djawadi feat. Tom Morello - Pacific Rim3] Das Schloss war für Liam kein Problem. Unsichtbar und lautlos bewegten wir uns die Treppe hinunter.

«Wie gut, dass wir nicht zurück nach oben müssen!», stellte AveRage zufrieden fest, als wir Etage um Etage hinter uns ließen. Wir befanden uns hier in einem simplen Stahlbeton-Treppenhaus. Nur via AR bekam das Ganze eine beruhigende Farbe. Pfeile wiesen einem den Weg zu Feuerlöschern und Notruftelefonen. 

Es dauerte ein paar Minuten, bis wir die 20 Stockwerke hinunter gelaufen waren. An der Ausgangstür blieben wir noch einen Moment stehen. 

Über die Matrix konnten Liam und Average den von uns gesuchten Doktor schnell ausmachen. Doch leider war er nicht allein. Fünf Icons hielten sich in seiner Nähe auf, und es stand zu vermuten, dass es sich bei allen fünf um Knights of Rage handelte. Für weitere Details mussten wir näher ran.

Ich spürte nach Bewegung hinter der Tür, konnte aber niemanden entdecken. Was jetzt nicht weiter überraschend war. Wir waren auf einer Wohnetage gelandet und nicht etwa in einer Shopping-Mall. Selbst, wenn dort zufällig gerade jemand war, wir würden ihn einfach an uns vorbeiziehen lassen können. 

Liam unterdrückte das Signal, dass die Tür zum Treppenhaus geöffnet worden war. Nur Sekunden später waren wir im Flur.

Es war nett hier. Noch netter sogar, wenn man die AR mit beachtete. Von der 93. Etage aus gesehen waren die Shambler sehr weit weg. 

Vorsichtig schlichen wir zur Tür. Colm war mächtig, doch wir wussten alle drei, dass Verschleierung weit davon entfernt war, unfehlbar zu sein. 

«Ich habe weiter hinten ein Sicherheitsbüro entdeckt», meldete Liam. 

Kurz darauf fügte AveRage hinzu: «Habs gefunden, da sind drei Commlinksignale.»

Liam ergänzte: «Zwei liegen in Betten, einer sitzt an einem Schreibtisch.»

«Das werden wohl Decker und oder Rigger sein», mutmaßte ich.

«Soll ich da hin und es verdrahten?», fragte Liam. 

«Klar! Wir haben sonst keine Rückendeckung», meinte AveRage sofort.

Ich war nicht überzeugt. «Du kannst es ja nicht einfach wieder abbauen, bevor wir gehen. Das heißt, die da drinnen gehen drauf, selbst wenn wir keinen Alarm auslösen. Haben wir noch eine andere Möglichkeit, sie uns vom Leib zu halten?»

«Ich kann meine Krachmacher-Drohnen da abstellen und zurückrufen, wenn wir gehen», schlug Liam vor.

«Mach es so!», wies ich an. AveRage hätte die andere Option bevorzugt, aber er nahm meine Anweisung hin, ohne zu murren und ohne das Gesicht zu verziehen.

Es war extrem angenehm, mit Profi-Runnern zu arbeiten.

«Das sind tatsächlich fünf Knights of Rage», sagte Liam nun an. «Drei sind vorne in der Wohnung, zwei hinten, näher bei Alcoval. Sie sind alle schwer bewaffnet.»

Der Doktor musste Celedyr wirklich wichtig sein, wenn er gleich fünf seiner Gardisten für ihn abgestellt hatte. Ob der Große Drache inzwischen wohl wusste, was bei dem Experiment schief gegangen war?

«Die haben weder Cyberware noch sind sie Technomancer», stellte AveRage fest.

«Wahrscheinlich sind sie alle magisch. Das passt zu den Knights of Rage. Also, Tür auf, Zauber rein, vorrücken?» schlug ich vor.

«Ich dachte, du könntest wieder so was machen wie im Lagerhaus», meinte Liam.

Ich nickte. «Ja, das kann ich. Die Kamera müsste eigentlich leicht unter der Tür durch passen.»

Liam blendete uns die Umrisse der Wohnung und die Position der Männer ein. Radar war schon sehr praktisch.

«Oh», kam von Liam plötzlich in freudigem Ton, und dann nichts weiter. 

Ich grinste. «Was oh?»

«Die haben Transys Avalon Commlinks mit Novatech Tactician PI-Tac Plugins.», erklärte er.

Ich hob eine meiner wohlgeschwungenen Augenbrauen. «Und dass sie diesen Vorteil haben ist ein Grund zur Freude?», wollte ich wissen.

Liam nickte und grinste jungenhaft. «Ja, die sind sehr teuer.»

AveRage grinste ebenfalls und fügte der Karte Informationen hinzu. Ein Elektro-Sinn war ebenfalls praktisch.

Ich schob das Glasfaserkabel unter der Tür durch.

Dann nahmen wir alle die Tränke, die wir bei Tiernan in Auftrag gegeben hatten. Meiner schmeckte nach frisch gepflückten Erdbeeren. Die Tränke für mich schmeckten immer nach Erdbeeren, Himbeeren oder Kirschen.

Mein Puls beschleunigte sich und die Welt um mich herum wurde langsam.

Ich bekam die drei Knights in den Blick meiner optischen Brille. Zwei saßen auf der Couch, einer stand ein Stück neben der Tür nach hinten. Er las irgendwas. 

Ich konzentrierte mich, zog die Magie um mich herum zusammen und wartete auf Liams Zeichen. 

Go!

Ich zauberte. Sogleich wurden die drei Männer von einer silbern-glitzernden Wolke aus Schneegestöber umgeben - und hoffentlich davon abgelenkt.

Liam öffnete die Tür.

AveRage hatte seinen Taser gezogen und nahm den ersten ins Visier. 

Leider wich der Knight aus. Er hatte gute Reflexe. Er würde uns noch nicht gesehen haben, hatte aber mit Sicherheit registriert, dass die Tür geöffnet worden war.

AveRage teilte uns mit, dass sein Ziel sich bewegte. 

Vielgeübt und ohne uns gegenseitig zu behindern traten wir durch die Tür. Liam kickte sie mit dem Fuß hinter sich zu. 

Der Stehende war laut AveRage das Problem, die anderen wirkten abgelenkt. Ich wirbelte mit den Hände die Luft auf, symbolisch natürlich. Dann hauchte ich die eiskalte Brise in Richtung des Elitekriegers. Eine sichtbare Schicht aus Frost überzog ihn, kühlte ihn ab und verlangsamte seine Bewegungen. 

AveRage nutze seine Chance und schoss einen weiteren Taser-Dart auf ihn ab. 

Diesmal traf er.

Der Mann fiel wie in Zeitlupe langsam zu Boden. 

Liam schoss mit seiner MP und Stick'n'Shock-Munition auf einen der Sitzenden. Liam traf, aber down war der Typ deshalb noch nicht.

Ich griff beherzt in meinen schönen Frostbeutel an meinem Gürtel, zog einen magischen Schneeball daraus hervor und formte ihn mit meinem Willen zu einem Eisspeer, den ich dem dritten Gegner im Raum entgegenschleuderte. Das Teil saß und durchdrang sogar die Panzerung, doch auch das reichte nicht, um den Mann völlig auszuschalten.

Die Tür nach hinten war offen. Noch regte sich aus dieser Richtung nichts. 

Die hier vorne hatten wir aber einigermaßen im Griff, zumal ich den Chaoszauber immer noch aufrecht hielt. Also bat ich Colm, Alcoval nebenan per Beeinflussung dazu zu bringen, sich flach auf den Boden zu legen und nichts zu tun. Sicher war sicher. 

Liam feuerte eine zweite Salve auf sein Ziel. Das zuckte unter den Stromschlägen und sank in sich zusammen.

AveRage kümmerte sich derweil um den, der von meinem Eispeer getroffen worden war. Auch der war damit raus. 

Gut, so konnte ich den Chaoszauber endlich fallen lassen. 

‹Wie ihr wünscht, MyLady6›, bestätigte der hochintelligente Leprechaun. Er entmaterialisierte und nahm so die Abkürzung über den Astralraum, um nicht an den beiden Männern vorbei zu müssen, die jetzt sicher schon im Durchgang nach hinten auf uns warteten.

Da er so kurz die Ebene wechselte, konnte unsere Verschleierung für einen Moment unwirksam sein. Egal, denn gerade war hier niemand, der sich daran erfreuen konnte. 

Ich spürte erneut nach Bewegung. Wie ich vermutet hatte, standen die zwei übrigen Knights of Rage kampfbereit im Flur nach hinten. Ich gab die Informationen weiter. 

„Ich beschäftige sie in der Matrix!“, sagte Liam an und fügte gleich darauf hinzu: „Schaltet sie aus!"

„Ich wechsle das Magazin!“, erklärte AveRage.

Vom Hausflur aus drang Lärm zu uns. Er musste ohrenbetäubend sein, wenn man draußen war. Liams Noizquitos kamen also gerade zum Einsatz. Ein Mann schrie entsetzt auf.

Meine Gedanken rasten. Zwei Knights, die nur darauf warteten, dass sich jemand zeigte.

Aber hey, der Deflection-Spell in meinem Strumpfband konnte doch ruhig mal zeigen, was er drauf hatte. Ich duckte mich ein wenig, nahm den Kopf zur Seite, griff erneut in den Frostbeutel und ließ einen Eissturm durch den Gang preschen. Kaum hatte der erste Einkristall meine Hände verlassen, setzte der Kugelhagel ein. Doch ich ignorierte die Schüsse und hielt die Konzentration.

Leider hatte ich meinen Zauber zu niedrig dosiert, die beiden Männer steckten ihn ziemlich gut weg. Außerdem würde nun wahrscheinlich die Verschleierung durchdrungen sein. Doch das wäre früher oder später sowieso der Fall gewesen. Man konnte ja ausrechnen, woher die Kugeln, Zauber und Taserdarts kamen. 

Via AR tauchten um uns herum taktische Informationen auf. Liam hatte dafür gesorgt. Das half uns, gegnerischen Angriffen besser auszuweichen. 

Die Tatsache, dass die Knights mich jetzt wahrscheinlich sehen konnten, sorgte dafür, dass ich mein Schicksal in Form eines Defelction-Spells kein zweites Mal herausfordern wollte. 

Also zog ich geschickt und geschwind einen Spiegel aus meinem Toolgürtel. Ich hielt ihn so, dass ich die beiden Gestalten im Gang wahrnehmen konnte und schickte ihnen über diesen Weg eine Illusion, die sie glauben machte, jegliches Metall wäre so kalt, dass sie es nicht mehr halten konnten.

Ich war erfolgreich. Das Kugelgeprassel hörte auf. Wir hörten, wie Waffen zu Boden fielen.

Average hatte weise entschlüsselt, dass man mit einem Taser schlecht Deckungsfeuer geben konnte. Er hatte sich eine der Waffen eines ausgeschalteten Knights besorgt und feuerte nun in Richtung des Durchgangs.

So im Vorteil versuchte ich es erneut mit einem Eisspeer. Doch der Knight war schnell und duckte sich rechtzeitig.

Ich wollte es gerade mit einem weiteren Zauber versuchen, als sich ein Feuergeist bei uns im Raum materialisierte. 

Ich änderte meine Absicht.

Liam nahm den Durchgang nun ebenfalls unter Beschuss. Gemeinsam würden sie es mit den Knights aufnehmen können.

Ich wandte mich dem Geist zu. Er war auch nur ein Geschöpf, das jemand an sich gebunden und zu Diensten überredet hatte. Es gab keinen Grund, den Geist gewaltsam zu attackieren. Stattdessen durchtrennte ich die Fäden, die ihn an seinen Meister banden und schickte ihn zurück auf seine Ebene. Der Geist nickte mir kurz zu, als er verschwand. 

Die magische Energie, die für die Bannung nötig gewesen war, konnte ich nicht völlig abgleiten lassen. In meinem Hinterkopf begann es schmerzhaft zu pochen, allerdings nicht sonderlich stark. Ich war zwar schön, aber weder wehleidig noch aus Zucker. 

Liam und AveRage hatten die zwei Knights unterdessen ganz schön in Bedrängnis gebracht. 

Einer lag bereits am Boden. Der andere stand da und wollte trotz seiner Verletzungen nicht aufgeben. Also befahl ich es ihm, mit der Macht meiner Stimme: „Ergib dich, Knight of Rage!“

Er gehorchte und wurde gleich darauf von Liam gefesselt und geknebelt.

❄️

AveRage und Liam hatten sich in der Matrix einiger Angriffe erwehren müssen, wie sie berichteten.

Doch sie hatten es beide weitgehend unbeschadet überstanden. Das bisschen Kopfweh. Mehr noch, AveRage hatte den feindlichen Decker aus der Matrix gepustet.

Liam hatte derweil unser Extraktionsziel mit Schüssen aus seiner MP betäubt und anschließend nach allen Regeln der Kunst gefesselt und ruhiggestellt. Bei solchen Dingen zögerte Liam niemals. 

Während Liam die Sprengladung für unsere Ausgangstür legte und AveRage sich auf die Suche nach relevanten Daten machte, versorgte ich die von uns am stärksten getroffenen Knights mit  einem Traumapatch. 

Gleich darauf durchsuchte ich sie und nahm ihnen ihre Commlinks mitsamt PI-Tac ab. Immerhin hatte Liam freudig ‚Oh’ gesagt. Natürlich wurden sie auch noch mit Kabelbindern gefesselt. Ich war schon fast dabei, ihnen auch ihre Waffen abzunehmen. Doch dann fiel mir wieder ein, dass ich diejenige war, die das alles zurückfliegen müssen würde. 

Abschließend levitierte ich die bewusstlosen Knights bewaffnet vor die Tür. Wenn mehr Sicherheit eintraf und versuchen würde, das Apartment zu betreten, würden sie so vielleicht ein wenig vorsichtiger beim Eindringen sein.

Ich ging nach hinten zu meinen Begleitern, um zu sehen, wie weit sie inzwischen waren. Kaum dort angekommen begann sich eine bleierne Müdigkeit auf meine Augen zu legen … 

Wir konnten den feindlichen Zauber gerade so abschütteln. Alle, was ein Glück war, denn ich hätte wohl kaum noch einen oder zwei Adler zusätzlich tragen können. 

Doch woher war der Spruch überhaupt gekommen? 

Ich schlug mir geistig gegen die Stirn. Natürlich! - Die zweite Person auf der Liege. NeoNET würde in den VIP-Wohnungen ein Glasfasernetz verlegt haben, um darüber Zauber wirken zu können.

Damit ein solcher Angriff nicht noch ein weiteres Mal vorkam, ließ ich uns erneut durch meinen Geist verschleiern.

❄️

Kabumm!

Als sich der Rauch gelegt hatte und wir dem Raum wieder betraten, wehte ein frischer, ganz schön heftiger Wind zu uns herein. Kein Wunder, befanden wir uns doch im 93. Stockwerk.

Wie auch immer, wir wiederholten die Verwandlungs-Prozedur vom Start dieses Runs, mit dem Unterschied, dass wir Dr. Alcoval auch eine von Danas Kartoffeln in den Mund drückten und das Zauberwort sprachen. Eine Schildkröte ließ sich so viel leichter in einem Netz transportieren als ein Mensch.

Bevor Liam seine Befehlswort aussprach, fragte er: „Du, Snowcat, lass doch mal in ein kleines Mindnet springen, dann ist der Flug zurück nicht so langweilig und wir können uns unterhalten.“

Ich zwinkerte ihm zu. „Na klar, mach ich!“

So flogen wir plaudernd und ohne verfolgt zu werden zurück in die MCZ, um bald darauf bei unseren Freunden zu landen.

Ich hatte es doch gewusst: Wenn jemand so einen Run durchziehen konnte, dann wir.


Ende der Geschichte. 

❄️❄️❄️

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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat und die Runner von UC.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*