Tales of Snowcat 9: Limo Run (S3/E7)

TALES OF SNOWCAT (9)

PERIOD6: Magician

ERA6: Light Baroque

AGENDA12: Boston Lockdown

DATE1: 06/30/ 2076

BROADCAST6: Unter „SatHS in Danger“ wird Material als Dokumentation der Situation in Boston gedreht. S3/E7 wird ab 08/14/2076 als Stream zu Verfügung gestellt.

PRODUCTION: Spinrad Media

APPEARANCE2 : AveRage, Columbo, Doc, Eden, Fang, Fierce, Foggy, Liam (aka Sapper), Mash, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;7: Dave, Sionn13, Tango

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf Boston Lockdown von Catalyst Game Labs

WARNING: Diese Trideo-Serie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich der die tödlichen Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspannclip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

WAS BISHER GESCHAH

Snowcat erfährt aus Matrix-Quellen frühzeitig von den Ereignissen in Boston. Als klar ist, dass der gesamte Sprawl wegen einer mysteriösen Krankheit, offiziell eine Version von Enzephalitis, abgeriegelt wird, beschließt Snowcat, nach Boston zu gehen, um nach Tango und Dave, zwei eingeschlossenen Freunden, zu sehen. Snowcat ruft das Team zusammen.

Alle UCler erklären sich sofort bereit, sich an der Mission zu beteiligen. Ein Teil bezieht in einem Lager außerhalb des Lockdown Stellung. Die Gruppe um Snowcat lässt sich in Boston abwerfen. Sie kapern Versorgungsdrohnen für ihre Reise in den abgeriegelten Sprawl. In Boston angekommen haben die Howling Shadows gleich den ersten Kontakt mit Shamblern, der wahren Bedrohung, die die Ursache für den Lockdown ist. Man kehrt schließlich bei Tango, dem Fechtlehrer von Snowcat, ein und baut dort das Basislager auf. Die Runner kommen schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der ausgebrochenen Krankheit um eine veränderte Form von CFD handelt. Außerdem vermutet man, dass Experimente und Forschung von NeoNET sowie der Große Drache Celedyr und Cerberus für den Ausbruch verantwortlich sind. Das Team möchte unbedingt herausbekommen, was es mit all dem auf sich hat.

Innerhalb der nächsten Tage retten Snowcat und die Howling Shadows Dave und den Hub-Blogger, letzteren aus der HCZ. Außerdem befestigen sie ihr Lager und bauen es aus.

Ein gewisser DJ, ein Elf und vornehmlich Detective bei Knight Errant, erfährt von diesem Einsatz in der HCZ. Er nimmt Kontakt zu Snowcat auf und beauftragt sie, in die schlimmste Zone von Boston, die MCZ, zu gehen. Dort sollen die Runner neun Metamenschen rausholen. Bei dieser Mission wird den Runnern bewusst, wie viele Shambler und Rager es offenbar geben muss.

Kurz nach diesem Run meldet sich Zoh Rothberg, die Sprecherin des großen Drachen Celedyr, bei Snowcat. Sie hat gehört, dass unter dieser Nummer fähige Runner verfügbar sein sollen. Zoh beauftragt Snowcat, in das Magische Labor Nummer 15 einzudringen und dort die Situation zu dokumentieren. Auch dieser Job gelingt. Allerdings bringt er gleich zwei unschöne Erkenntnisse mit sich: Die Shambler können regenerieren, und AveRage ist schon seit längerem mit CFD infiziert. Er infizierte sich bereits, als er vor Jahren in einem NeoNET Labor in Albuquerque gefangen gehalten wurde.

Da Tangos Studio nun schon 19 Metamenschen beherbergt, beschließt man, Wohnmobile zu besorgen, um mehr Schlafplätze, WCs und Betten zur Verfügung zu haben. Auch diese Mission wird erfolgreich abgeschlossen, verläuft aber ohne die Führung von Snowcat, Liam oder Doc chaotisch.

Eines schönen Morgens wird Eden auf ihrem Wachposten auf dem Dach via Matrix angegriffen, weitere Commlinks spielen verrückt. Als man den Angreifer stellt, entpuppt er sich als Sionn, ein Elf aus dem O’Niall-Clan, der ebenfalls in Boston gestrandet ist. Sionn bleibt. Als O’Niall genießt er einen Vertrauensbonus. Es ist klar, dass er zukünftig mit auf Missionen gehen wird.

Während der nächsten Mission möchte Snowcat herausbekommen, was es mit dem Technomancer in der MCZ auf sich hat, der offenbar eine Armee aus Shamblern kontrollieren kann. Man findet heraus, dass er von einem anderem Stamm von CFD infiziert ist und dass es sich bei ihm um einen „Manipulator“ handelt. Vor dem Durchgang in die Zone trifft man auf die Reporterin Alba Garcia Ruiz, die man später ebenso mit in Tangos Studio nimmt wie die überraschend aus dem Haus befreite Hexe Dana Flynn, Edens Freundin aus Kindertagen. Für die sechs weiteren geretteten Metamenschen erhält Snowcat sechs Paar Schuhe, da DJ inzwischen bereit ist, für jeden aus der Zone Befreiten ein Paar Schuhe zu bezahlen und die Personen danach unterzubringen.

ANMERKUNGEN

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 09.02.und 02.03.18 erspielt. An beiden Terminen waren neben mir und dem GM, die Spieler von Average/Columbo und Eden/Mr.Tea anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. ‚Period' beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Farbthema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

7. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

8. KE, kurz für Knight Errent, eine Sicherheitskonzern und Tochter von Ares Marcotechnologies.

9. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

12. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter dem die Episode steht.

13. Ausgesprochen: Schuhn.

14. ausgesucht vom Spieler von Eden

15. Das Bild der Wolverine Sec. Wachstation stammt aus dem Boston Lockdown und ist urheberrechtlich geschützt. Ich habe die Inneneinrichtung der Karte nachträglich entfernt, um anzuzeigen, welche Bild Snowcat mit dem Zauber ungefähr erhält.

16. Mit Europa ist ein Modelabel gemeint, das zu Renraku gehört.

POSTED BY SNOWCAT

Wie alle O’Nialls lief auch Sionn selbst am Frühstückstisch bewaffnet herum. Neben einer stahlgrauen Fubuki, die er in einem Schulterholster trug, hatte er am Gürtel seines Kilts eine moderne Zwille hängen. Gleich daneben hing ein Lederbeutel, in dem sich wahrscheinlich die passenden Geschosse befanden. Eine außergewöhnliche Waffenwahl, wie ich fand.

Sionn hielt kurz mit allem inne, als ich, strahlend schön, abermals den Raum betrat. Das tat er immer, selbst, wenn er mich wie jetzt gerade kurz zuvor gesehen hatte. Unser Frühstück war eigentlich beendet, aber wir saßen noch ein bisschen beisammen, weil es so gemütlich war.

Ich zwinkerte Sionn zu, worauf er kurz aufsprang und sich theatralisch verbeugte. „Prinzessin, ich wünsche dir ein wundervollen Tag!“, meinte er mit einem leicht spöttischen Grinsen auf den Lippen. 

„Danke!“, erwiderte ich lächelnd.

Sionn setzte sich wieder und sah nun zu Eden, die ihn augenblicklich anlächelte. „Hab ich denn jetzt was von dir rausbekommen?“, fragte er keck grinsend. „Ich hab das Gefühl ich weiß immer noch nicht so viel über dich!“

Shark Finn grätschte ein: „Ich helf’ dir gleich beim Rauskriegen, Bro! Inselstyle!“

Sionn sah zu Finn. „Okay, super! Brauch ich 'ne Badehose?“

Tiernan stellte eine frische Kanne Tee auf den Tisch und meinte beiläufig: „Du hast doch nicht mal 'ne Badehose.“ 

Finn beachtete Tiernan nicht weiter. „Mach mal die Drohnen startklar, Fierce!“

Fierce wusste offenbar nicht, was jetzt kam, aber sie wusste, was Shark Finn von ihr wollte. Sie stand auf, holte einen Koffer mit einem Squad CU^3 hervor, stöpselte sich in ihr Fernsteuerdeck, ließ die Drohnen starten und hob dann den Daumen.

Shark Finn nickte und meinte dann: „Foggy hat gesagt, dass ich ein Naturtalent bin, was Interviews angeht. Ich hab das vor ein paar Tagen mit Fierce gemacht.“

„Stimmt, er war gut“, bestätigte die Orkin.

„Genau, und darum führe ich jetzt ein Interview mit dir. Hast du Lust, Eden?“

Eden lächelte charmant. „Ja okay!“

Finn sah nun zu Sionn. „Wolltest du nicht duschen gehen, Bro’?“

„Wie, jetzt wo es interessant wird?“, beschwerte sich Sionn.

„Ja, aber das soll ja ein privates Interview werden. Nur Eden, ich und das Kamerateam!“

Sionn zuckte mit den Schultern. „Okay, geh ich halt duschen. Aber ich kann das Interview nachher dann ansehen, oder?“

„Das musst du dann mit dem Oh… mit Snowcat klären!“, erklärte Finn locker grinsend. 

Sionn stand auf und verschwand Richtung Airstream. Doc gestikulierte, und wir zogen uns alle in einen anderen Bereich des Studios zurück, um den beiden tatsächlich so etwas wie Privatsphäre zu verschaffen. Mir kam das gerade recht, denn ich wollte sowieso noch eine extra Trainingseinheit mit Tango einlegen. 

Fierce wurde natürlich gebraucht, doch auch AveRage erhob sich nicht. 

Finn sah ihn an.

„Was denn, ich dachte, ich filme?“, fragte AveRage verwundert.

Fierce lachte. „Mann, ich filme!“ Sie zeigte auf den Draht in ihrem Kopf.

„Ach so!“, kam da von AveRage ein wenig enttäuscht.

Fierce erkannte das und meinte nun: „Ach, wir filmen einfach beide. Dann haben wir auch mehr Perspektiven.“

❄️❄️❄️

[Song 1: Pixies - Where is my mind3,14]

Shark Finn: „Sag mal, Eden, warum hast du noch nie gesurft?“

Eden: „Ich weiß nicht. Das hat sich noch nicht ergeben.“ 

Sionn (von der Tür aus): „Ja, genau, das musst du unbedingt mal machen!“

Shark Finn: „Ey, Sionn, geh mal raus aus meinem Interview! Du wolltest doch noch duschen!“

Sionn: „Ja, gut, bis später.“ (Sionn ab)

Shark Finn: „Aber du würdest gerne richtig surfen?“ 

Eden: „Ja! Auf jeden Fall!“ 

Shark Finn: „Wie tief bist du denn schon so getaucht?“

Eden: „Ohne Equipment 112 Meter!“ (lacht) „Natürlich nur, weil ich ein bisschen Equipment in mir habe.“ 

Shark Finn: „Du bist hier ja morgens meist als erste auf. Was macht du denn da so? Du machst nicht das Frühstück, denn das macht Tiernan.“

Eden: „Ich mach Frühsport, meistens Yoga in der Sportecke. Danach decke ich den Tisch oder räume auf. Je nachdem, was noch zu tun ist.“ 

Shark Finn: „Ist das reine Gewohnheit, morgens früh auszustehen und Sport zu machen, oder fehlt dir ohne was?“

Eden: „Ja, mir würde was fehlen, glaub ich. Ich starte auch gerne früh in den Tag!“

Shark Finn: „Auf dem Compound oder auch in Chicago waren wir ja mit Thunderstrike, Iron Horse und anderen in 'ner ganzen Truppe sportlich unterwegs, jetzt bist du meist alleine. Wie ist das so?“

Eden: „Alleine zu trainieren geht ganz gut, aber mit Kameraden ist besser.“

Shark Finn: „Mit wem von uns in Boston würdest du denn gerne mal trainieren?“

Eden (schnell): „Mit Sionn!“

Shark Finn (erfreut): „Okay, verstehe, aber der steht nicht so früh auf.“ (Pause) „Na, wenn du ihn fragst, steht er bestimmt auch mal früh auf.“

Fierce: „Besonders, wenn Eden ihn anstupst!“ 

Shark Finn: „Was gefällt dir an dem? Also, an Sionn?“ 

Tiernan (aus Richtung Küche): „Sag ‚seine strammen Waden‘! Das sagen wir auch immer.“ 

(Sinister gesellt sich dazu, bleibt aber etwas abseits stehen)

Eden: „Nicht nur die Waden. Er sieht komplett gut aus!“ 

Sinister (beiläufig): „Er ist ein Elf!“

Shark Finn: „Dass er dir bei seiner Ankunft deine Sicht genommen und dich bedroht hat, stört dich nicht?“

Eden: „Nein, er hat mich auf dem Dach nur gefunden, weil er ein guter Decker ist, aber mir war schnell klar, dass es keine erste Sache ist. Spätestens, als er meinen Lieblingssong gespielt hat.“ 

Shark Finn: „Ja, so ist er. Er gibt sich immer Mühe. Er hat dich also beeindruckt. Was hat dich denn besonders beeindruckt?“

(Eden zuckt mit den Schultern)

Shark Finn: „Also hat es einfach gewippt? Im Bauch gekribbelt?“ 

Eden: „Beides!“

Fierce: „Oh, cool. Ich meine hot!“

Eden: „Er kümmert sich um die Frauen, hast du das bemerkt?“ 

Shark Finn: „Nee, bin ja auch keine Frau. - Und, willst du 'nen Date? Kannst Ja sagen, sind ja unter uns!“ 

Eden: „Ja!“

Shark Finn: „Soll ich da was arrangieren? Ich bekomme doch Familienrabatt.“ 

AveRage: „Echt? So zwei Dates zum Preis von einem? Dann seid ihr ja eine Kuppler-Familie, da könnten wir ja 'ne Folge von machen!“ 

Liam (erscheint neben AveRage): „Ja, direkt nach der mit deinem Nachruf!“ 

Shark Finn: „Ich könnte jedenfalls ein gutes Wort für dich bei Sionn einlegen!“ 

Eden: „Das hab ich nicht nötig!“ 

Shark Finn: „Stimmt. Aber gut, dass du das weißt!“

AveRage: „Sinister könnte ihn dir wegschnappen.“ 

Eden (zuckt lässig mit den Schultern): „Was heißt schon wegschnappen?“ 

Shark Finn: „Stört es dich eigentlich, dass Sinister den knackigsten Hintern der Special Forces hat?“

Eden: „Nein!“ 

Shark Finn: „Interessiert dich, wo du da so abschneidest?“

Eden: „Wenn es ein Männervoting ist, will ich es nicht wissen!“ 

Shark Finn: „Welches Körperteil findest du denn bei dir am besten?“ 

(Eden steht auf, geht zu Shark Finn, flüstert ihm etwas ins Ohr) 

Shark Finn: „Wow!“ 

Eden (setzt sich wieder auf ihren Platz)

Shark Finn: „Was sagst du denn zu dem Spitznamen, den Sionn dir gegeben hat: Disziplin?"

Eden: „Passt zu mir!“ 

Shark Finn: „Aber du erinnerst dich, was ich gesagt habe? Sionn hält Disziplin für Gotteslästerung!“

Eden: „Ja, das kann ein Problem werden! Für einen von uns.“

Shark Finn: „Vorausgesetzt, du könntest irgendwo mit ihm hingehen, wo wäre das?“

Eden: „An den Strand!“ 

Shark Finn: „Und hier in Boston?“

Eden: „In eine Sportsbar." 

Shark Finn: „Sportsbar ist gut. Das gefällt ihm bestimmt.“

AveRage: „Das ist aber nicht sonderlich romantisch.“

Eden: „Romantik ist doch, was ihr daraus macht!“ 

Shark Finn: „Da hast du Recht. Also, ihr geht in einer Sportsbar, lässt du ihn bestellen oder bestellst du?“ 

Eden: „Ich bestelle.“ 

Shark Finn: „Bestellst du auch für ihn Essen mit?“ 

Eden: „Nein, das kann er sich doch selber aussuchen.“ 

Shark Finn: „Was bestellst du?“ 

Eden: „Wenn ich den Laden nicht gut kenne, dann die Spezialität des Hauses.“ 

AveRage: „Oh je, das sind doch immer die Sachen, die schnell weg müssen!“

Fierce: „Nee, die Spezialität des Hauses ist meist gut. Was du meinst, ist das Tagesgericht.“

AveRage: „Ach so, ja!“

Shark Finn: „Lädst du ihn ein?“

Eden: „Das kommt drauf an, wessen Idee das Date war, aber klar, ich lade ihn auch mal ein.“

Shark Finn: „Wenn Sionn bestellt und du bezahlst, dann musst du viel Geld dabeihaben. Sonst wird das ein kurzes Date, Sionn säuft wie ein Loch!“ 

Eden (zuckt mit den Schultern): „Das stört mich nicht.“

Shark Finn: „Willst du bei dem Date was ganz bestimmtes über ihn wissen? Du kannst mich auch fragen, ich verrate es dir, wenn ich es weiß.“

Eden: „Nein, nichts bestimmtes. Das ergibt sich ja dann! Oder doch, ich will wissen, ob er Familie hat.“

Fierce: „Das weißt du doch, er hat uns. Also den Clan. Eine große Familie!“

Shark Finn: „Ich glaub, Eden meint, ob er Frau und Kinder hat, oder ob er eine feste Freundin hat.“

(Eden nickt) 

AveRage: „Ach so, du willst wissen, ob er einen Sexualpartner hat.“ 

Fierce: „Nee, AveRage, Sexualpartner und feste Freundin ist was anderes, oder, Eden?“

Eden: „Wahrscheinlich!“

Liam (blickt zur Tür): "Was willst du denn hier?"

Sionn: „Ich hab fertig geduscht.“ 

Liam: „Dusch weiter!“

Sionn: „Oka’ay~“ (Sionn ab)

Shark Finn: „Also, er darf trinken, das heißt, du arbeitest dich rückwärts vor? Füllst ihn mit Whiskey ab, bringst ihn zum Reden?

Eden: „Ich hab da keinen Plan. Irgendwann muss man auch ohne Plan vorgehen.“ 

Shark Finn: „Das machst du mit Dates, planlos bleiben?“

Eden: „Ja, genau. Wenn es nicht gut läuft, habe ich eine Exit-Strategie. Und die heißt Motorrad!“ 

AveRage: „Also könnte so ein Date auch laufen, ohne dass du ans Ziel kommst? Ist es nicht der Sinn der Sache, nach dem Date Sex zu haben?“

Tiernan: „Nicht alles ist wie ein Snack-Automat.“ 

Shark Finn: „Also, wenn die Gefühle sprechen, dann ist da keine Disziplin. Wie ist es denn mit Küssen beim ersten Date?“

Eden: „Küssen ist okay!“

Shark Finn: „Und Sex?“ 

Eden: „Dafür dürfen es ruhig ein paar Dates sein. Aber ich schließe es auch nicht für nach dem ersten Date aus.“

Shark Finn: „Wenn ihr dann doch zusammen nach Hause geht, weichst du denn da von deiner Strategie ab oder stehst du dort auch früh auf?“ 

Eden: „Da stehe ich dann auch früh auf, mache Sport und dann gibt es hoffentlich zusammen Frühstück.“

Shark Finn: „Machst du dann Frühstück? Du bist doch die Cupcake-Meisterin!“ 

Eden: „Wenn wir bei mir sind, mach ich auch Frühstück. Aber keine Cupcakes, ich will ja nicht ewig in der Küche stehen!“

AveRage: „Also, wenn wir das mit der Sportsbar machen, dann nennen wir den Dreh ‚junge Liebe in der Sportsbar‘.“

Shark Finn: „Dann müssen wir die Bar aber selber verteidigen und das Paar hin- und wieder wegbringen. - Oder wir machen es hier. Tiernan ist in Cocktails noch besser als im Kochen. Was trinkst du denn gerne, Eden?“ 

Eden: „Craft Beer, Kaffee und Wein. - Das hier ist ein Einsatzgebiet, da fällt Sportsbar aus. Wenn in Boston, dann hier bei Tango.“ 

Fierce: „Wie wäre es mit einem Picknick auf dem Dach?“

Eden (nickt): „Picknickkorb auf dem Dach klingt gut!“ 

Shark Finn: „Nimmst du dann einen Korb, den Tiernan dir zusammenstellt, oder packst du den Korb lieber selbst?“

Eden: „Wenn Tiernan mir einen packt, das wäre schön. Er kann das einfach besser.“

Tiernan (aus Richtung Küche): „Ich würde das machen, aber das mit dem Korb ist schwierig.“

Fierce: „Ach, so einen Korb besorgen wir schon irgendwo her.“

Shark Finn: „Sionn ist ja ein großer Musiker, kann er dich damit eigentlich beeindrucken? So ein Typ am Strand mit Gitarre geht auf Hawaii eigentlich immer. Romantik ist ja auch ein guter Ausgleich für Disziplin.“ 

Eden: „Sionn spielt und singt wirklich toll. Ja, das ist auch beeindruckend und irgendwie romantisch. Aber mir fällt es schwer, in dieser Umgebung zu entspannen. Darum weiß ich auch nicht, ob das hier klappt.“ 

Shark Finn: „Du meinst, mit dem Kribbeln irgendwo unterm Kinn könnte es schwierig werden?“

Eden: „Ja, genau!“

Shark Finn: „Könnte er dich mit irgendwas schocken?“

Eden: „Nö!“

Shark Finn: „Wir sind dir nicht unheimlich?“

Eden: „Nein, gar nicht!“

Fierce: „Wie? Warum denn nicht?“

Eden: „Das ist einfach so. Ich habe keinen Grund, euch unheimlich zu finden.“

Shark Finn: „Wie schätzt du auf einer Skala von 1- 10 deine Chancen bei Sionn ein? 1 Ist niedrig, 10 ist hoch.“ 

(Eden steht auf, geht zu Shark Finn und flüstert in sein Ohr)

Shark Finn: „Okay!“

Sinister: „Sag die Zahl doch laut!“

Eden (setzt sich wieder auf ihren Platz): „Zwischen acht und neun.“

Sinister: „Ich wette, meine Chancen sind höher!“

Doc (kommt dazu): „Hab ich da gerade meinen Namen gehört?“

Fierce: „Sinister hat was von wetten gesagt, aber darauf wetten wir nicht!“

Doc: „Schade!“

Shark Finn: „Schreckst du eigentlich auch Männer ab?“ 

Eden: „Ja, das kommt vor!“

Shark Finn: „Mach dir nichts draus. Wenn ich erzähle, dass ich surfe, aber fast mal völlig von einem Megalodon gefressen wurde, schreckt das manche auch ab. - Gibt es was, was dich in Selbstzweifel stürzt?“

Eden: „Wenig. Wenn ich einen Fehler mache und darum jemand aus meinem Team stirbt, das würde mir schwerfallen. Aber ich weiß nicht, ob das wirklich Selbstzweifel wären.“

Shark Finn: „Stell dir mal vor, du wärst in letzter Zeit verletzt worden, hättest du dir da Gedanken gemacht wegen den Essgewohnheiten unseres Docs?“

Eden: „Nö! Er ist unser Teamarzt, ich habe das akzeptiert und traue ihm.“

Shark Finn: „Sionn ist so ein bisschen der Womanizer, ist das so generell dein Typ?“

Eden: „Ich weiß nicht. Nicht unbedingt.“

Shark Finn: „Was ist denn mit Mash?“

Eden: „Der ist sehr kühl!“

Shark Finn: „Aber intellektuell ist das neue sexy, hab ich gehört.“

Eden: „Ich finde es gut, wenn ein Mann klug ist, aber Mash ist ja schon so unterkühlt.“ 

Shark Finn: „Okay, hab ich verstanden. Was ist mit Iron Horse?“

Eden: „Er ist ein sehr stolzer Krieger. Aber seine Art ist nichts für mich.“ 

Shark Finn: „Also der nicht! Was ist mit Mr. Tea? Ihr würdet euch selten sehen, aber ansonsten hat er doch gute Manieren und Humor hat er auch.“ 

Eden: „Das schon, aber er ist auch schon sehr kühl, und wir haben wirklich nicht den selben Lebensrhythmus.“

Fierce (kichert): „Was dich aber bei Sionn nicht stört.“

Shark Finn: „Was ist mir AveRage?“ 

Eden (schüttelt den Kopf): „Ihn möchte ich beschützen.“

Shark Finn: „Also eher Muttergefühle. Was ist mit Doc?“

Eden: „Nee, kann ich mir nicht vorstellen. Doc ist eher ein Vorgesetzter.“ 

Shark Finn: „Also Sex mit Vorgesetzten fällt aus?“ 

Eden: „Ja!“

Shark Finn: „Und mit Untergebenen?“

Eden: „Fällt auch aus! Es sei denn, jemand ist nur hin und wieder bei einer Mission meinem Kommando unterstellt. -  Warum fragst du keine Mädchen ab?“ 

Shark Finn: „Kommt ja noch. Was ist mit Ehre?“ 

Eden: „Du meinst Red Velvet? Sie ist nicht mein Typ.“ 

Shark Finn: „Und Sinister?“

Eden: „Sie ist nicht so kuschlig.“ 

Shark Finn. „Ah, kuschlig muss sein. Was ist mit Fierce?“ 

(Fierce hält sich die Ohren zu)

Eden: „Sie ist zwar kuschlig, mir aber ein bisschen zu kindisch.“ 

Fierce (nimmt auf ein Zeichen von Finn die Hände wieder von den Ohren): „Was ist mit Shark Finn?“

Eden: „Er ist jemand, mit dem ich gerne befreundet bin.“ 

Shark Finn: „Was ist mit Liam?“

Eden: „Nee!“ 

Shark Finn: „Warum nicht?“ 

Eden: „Er ist nicht mein Typ!“ 

Shark Finn: „Na, stimmt schon, die meisten möchten nicht von ihm angesprochen werden. Er ist dir zu alt, das kannst du ruhig sagen?“ 

Eden (lacht): „Vielleicht auch das.“

Shark Finn: „Was ist mit Tango?“

Eden: „Zu exotisch!“

Shark Finn (winkt ab): „Na, dann sag besser auch zu alt, das ist politisch korrekt.“

Eden: „Okay, Tango ist mir zu alt.“

Shark Finn: „Ähm … wie wäre es mit Dave?“

Eden: „Den kenne ich zu wenig, aber er hat sich in dem Center tapfer geschlagen.“

Shark Finn: „Es bleibt also bei Sionn. Ich fass noch mal zusammen, er zeichnet sich durch ein gesundes Selbstbewusstsein aus, sieht gut aus, hat das Womanizer-Gen und eine gute Mischung zwischen Intelligenz und Romantik!“

(Eden nickt)

Sinister (halblaut): „Und er ist ein Elf!“

Average: „Sionn ist ihr Herzblatt!“

(Fierce & Shark Finn lachen)

Shark Finn: „Wir hatten ja schon Red Velvet, und von den anderen, die nicht hier sind, mit wem würdest du da auf ein Date gehen?“

Eden: „Mit Moxi oder Rubber Duck.“

Shark Finn: „Ja, Moxi ist 'ne heiße Braut! Rubber Duck ist auch interessant? Wer ist dir lieber, Rubber Duck oder Sionn?“

Eden: „Wenn beide verfügbar wären, dann Sionn!“

Shark Finn: „Kannst du dir ein Dreierdate mit Rubber Duck und Moxi vorstellen?“

Eden (überlegt einen Moment): „Ja, kann ich mir vorstellen, aber ein normales Date zu zweit ist mir lieber!“

Shark Finn: „Würdest du bei einem Date mit Moxi irgendwas anders machen als bei einem Date mit einem Kerl?“

Eden: „Ja, ich würde mit Moxi vorher shoppen gehen. Sie dazu einladen, damit wir was kaufen, was wir am Abend tragen.“

Shark Finn: „Wie es ist für dich, dass Dana jetzt da ist?“

Eden: „Ich bin erstmal erleichtert, dass Dana einigermaßen wohlauf gefunden wurde. Es ist toll, meine Freundin in Sicherheit zu wissen. Ich freue mich schon darauf, richtig viel mit Dana zu quatschen, wenn Mash sie erstmal aus dem ‚Krankenhaus‘ entlassen hat. Ich hoffe, das ist morgen schon der Fall!“

Shark Finn: „Cool! Dann danke für das Interview, Eden!“

Eden: „Bitte. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht!“

AveRage: „Schickes Interview!“

Shark Finn: „Fand ich auch. - Ey, Sionn, bist du immer noch nicht mit Duschen fertig? Wir müssen reden!“

Sionn (mit nassen Haaren, kommt von der Tür): „Reden? Von Mann zu Mann?“

Shark Finn: „Genau. Bringst du einen Mann mit?“

Sionn (lacht): „Na, du willst von mir noch mal 'nen Update haben!“

❄️❄️❄️

[Song 2: The American Spirit’s  - Sons and Daughters3] Wir waren gemütlich in den Tag gestartet. Nach dem Frühstück hatten wir trainiert oder auch Interviews gegeben oder geführt, und nun waren wir zu einem frischen Aufguss Tee oder Kaffee zurück an den großen Tisch gekehrt. Obwohl ich gut zwei Stunden mit Tango Schwertkampf trainiert hatte, hatte ich eigentlich keinen Hunger. Meine Instinkte hatten mich in den Überlebensmodus versetzt. Das hier war ein unsicheres Gebiet, und die nächste Mahlzeit war keine Selbstverständlichkeit. Dass diese Gruppe mächtig genug war, uns ausreichend zu versorgen, zählte für meine Instinkte einen Dreck. Also verspürte ich keinerlei Hunger. Tiernan hatte kleine Karottenküchlein gebacken, und die dufteten einfach herrlich, also nahm ich mir eines.

„Seid ihr gut drauf?“, fragte ich und blickte in die Runde meiner Howling Shadows.

„Immer!“, versprach Fierce sofort. „Team BFF legt auch gleich mal los und macht ein paar Besorgungen, oder?“ Die Orkin sah zu Fang.

„Klar, ich trink nur noch aus!“, meinte Fang und goss sich Kaffee nach.  

„Sehr gut!“, lobte ich. Dann sah ich zu Doc. „Mash und du haben noch mit unseren Neuankömmlingen von vorgestern zu tun?“

Doc nickte. „Alba ist heute bei mir zur psychologischen Überprüfung.“

Mash ergänzte: „Und Dana braucht mindestens noch einen weiteren Tag Ruhe, bis sie wieder völlig erholt ist.“

Ich sah nun zu den anderen. „Was unsere Fahrzeuge angeht, fehlen uns immer noch die Limousinen. Ich dachte, die besorgen wir uns heute.“ 

„Au ja!“, freute sich AveRage.

„Wo holen wir die denn?“, wollte Sionn wissen.

Liam schnippte ihm via AR eine Adresse zu.

Sionn staunte: „14 Kilometer Luftlinie von uns entfernt. Wie kommen wir da hin?“, fragte er nun.

„Zu Fuß!“, erklärte ich.

Sionn hob beide Augenbrauen. „Das ist ganz schön weit. Ist das eine Mission, bei der ich mitkomme?“

„Ich wollte eigentlich dich, AveRage und Liam mitnehmen“, schlug ich grinsend vor. „Es könnte viel zu hacken geben!“

Liam lachte dreckig. „Pass auf, gleich nörgeln sie wieder.“ Er sah zu Sionn und jammerte vor: „14 Kilometer, ich hab doch Plattfüße, die Highlands haben meine Füße ruiniert!“

Sionn schüttelte den Kopf. „So ein Quatsch. Ich bin jeden Tag kilometerweit durch die Highlands gelaufen, barfuß. Die Moorbäder tun den Füßen gut. Nix da mit Highlands und ruiniert. Ich bin trainiert und kann jederzeit weit laufen. Aber das mit dem Jammern stimmt natürlich. Ich würde lieber fahren.“

Tiernan lachte.

„Damit wir zukünftig fahren können, besorgen wir ja die Limousinen“, erklärte ich.

„Ich soll wirklich auch mit?“, wollte AveRage wissen.

Ich nickte.

AveRage kratzte sich an der Glatze. „Wie lange laufen wir denn da so?“

„Irgendwas zwischen drei und vier Stunden!“, erwiderte ich. „Also, wenn nichts dazwischen kommt. Aber du bist in den letzten Monaten ziemlich fit geworden und hast abgespeckt. Es sollte also kein Problem für dich sein.“

AveRage griente. „Stimmt, 30 kg sind weg. Der Rest ist fast alles nur Gehirn.“ 

Liam sah ernst zu AveRage. „Na, hoffentlich stimmt das mit dem fit auch, damit wir nicht andauernd rechts ran gehen müssen!“ 

„Nee! Ich bin schon fit!“, meinte AveRage nun. „Aber vielleicht hab ich ja eine schwache Blase?“ 

Sionn betrachtete die Karte. „Was ist denn das für 'ne Anlage? Irgendwas von Ares?“

„Ganz genau weiß ich es nicht. Ja, aber was von Ares ist es. Das hast du richtig erkannt. Oder war es früher mal. Kann aber alles sein, ein Lagerhaus, 'ne Forschungsanlage oder eine Polizeistation“, erklärte Liam. „Die Daten deuten darauf hin, dass sie kurz vor dem Lockdown eine Lieferung bekommen haben, zwei BMW Luxus. Und die wären doch was für uns.“

Colombo meldete sich zu Wort: „Schade, schade, dass es keine Ares-Limousinen sind. Aber da es sich um eine Ares-Anlage handelt und ich mich damit auskenne, würde ich mitkommen wollen.“

Ich lächelte. „Aber gerne doch!“

❄️

Gut eine Stunde später liefen wir gerüstet und bepackt die Straßen des sommerlichen Boston entlang. 

Heute war der 30. Juni 2076, unser 21. Tag im Boston Lockdown.

Mit AveRage, Columbo, Eden, Liam, Shark Finn, Sionn und mir waren wir diesmal zu siebt.  

Selbstverständlich hatte ich erneut einen Umweg über die Dragon-Line genommen. Es war mir völlig egal, ob das weitere Meter auf die Strecke brachte. Zaubern und Beschwören ging mir in der zu mir passenden Hintergrundstrahlung einfach viel zu gut von der Hand. Da wir zu siebt waren, brauchte ich außerdem einen mächtigen Geist, der meinen Mindnet-Zauber aufrecht erhielt und uns gegebenenfalls alle verschleiern konnte. Leprechaun11 Brock schien mir dafür genau der Richtige zu sein.

Ich trug meinen üblichen weißen Catsuit mit Rosenprägung. Da es heute noch ein bisschen wärmer war als die Tage zuvor, war ich froh, dass Liam es geschafft hatte, eine gewissen Kühlung in die Panzerung einzubauen. So konnte ich meine Korsage gewohnt eng schließen. Wenigstens sah ich umwerfend aus. 

Columbo hatte sich für einen leichten, gepanzerten Freizeitanzug entschieden, der selbstverständlich im Hause Ares gefertigt worden war. 

AveRage sah aus, als wäre er ein farbenblinder Rapper aus den 2050gern. Ein lilafarbenes Shirt mit pink-gelbem Mandalamuster, dazu eine dunkelblaue Baggy-Pants, eine Waldtarn-Panzerweste und goldene Designer-Turnschuhe aus der aktuellen Saison.  

Eden und Liam hatten wieder ihre Outfits aus Straßenklamotten angezogen, denen man erst auf dem zweiten Blick ansah, dass sie gepanzert waren. 

Shark Finn trug erneut Sport-Shirt und Panzerweste zu Dreiviertelhose und Docks.

Sionn war bei der Kombination aus Kilt, Bein- und Armschonern, Panzerweste und Docks geblieben. Seine Piercings hatte er rausgenommen und ein schwarz-grünes Bandana war um seinen Kopf gebunden. Es verdeckte seine spitzen Ohren. In vielen Gegenden Bostons waren Elfen nicht allzu gerne gesehen. Es war gut zu wissen, dass Sionn das berücksichtigte.

Wir bewegten uns eher wie Spaziergänger denn als Einheit, auch wenn wir ein etwas höheres Tempo anschlugen. 

Unser Weg führte südwestlich von Tangos Studio weg, an Havard vorbei in bessere Viertel des Sprawls. Genauer gesagt mussten wir nach Newton, in eine B-Nachbarschaft. Das bedeutete weniger Shambler, weniger Blut und weniger Tote auf den Straßen. 'Weniger' hieß allerdings nicht, dass es gar nichts davon gab. Laut den Signalen befanden sich Shambler jedoch mehr in irgendwelchen Gebäuden und zwar überwiegend dort, wo Krankenhäuser in der Nähe waren. Wenn man das erstmal wusste, konnte man die Shambler leicht umgehen. 

So gesehen fühlte es sich mehr an, als gingen wir durch eine verlassene Stadt, da es außer uns kaum Bewegung auf den Straßen gab. 

Wir entdeckten in einiger Entfernung ein paar Versorgungsdrohnen am Himmel. Bald darauf waren aus der gleichen Richtung Schüsse zu hören. Auch das gehörte hier inzwischen zum Alltag. 

❄️❄️

Nachdem wir gut über die Hälfte der Strecke zurückgelegt hatten, begann AveRage, unleidlich zu werden. Er blieb immer wieder stehen, um seine Schuhe neu zu binden oder sich mit dem Trinken von Wasser aufzuhalten. Dann kickte er genervt eine Dose durch die Gegend.

‹Was ist los, AveRage?›9, fragte ich.

‹Meine Schuhe sind unbequem. Ich spüre jede Unebenheit.›

Sionn lachte. ‹Was, die Dinger sind nicht nur gold-hässlich, sondern auch noch scheiße?›

‹Ich find sie chic›, rechtfertigte AveRage sich, ‹aber meine Füße tun schon weh.›

‹Ist hier irgendwo in der Nähe ein Schuhgeschäft?›, erkundigte ich mich.

Sionn gestikulierte kurz in der Luft. ‹Mit einem kleinen Umweg hab ich hier 'ne Mall. Da gibt's bestimmt auch Schuhläden.›

‹Dann lasst uns den Umweg machen!›, wies ich an. ‹Nicht, dass AveRage sich nachher noch Blasen läuft.›

❄️

Das Einkaufszentrum lag verlassen vor uns. Das vorhandene Tor war nicht heruntergelassen. Ein Blick durch den von Norden nach Süden verlaufenden Hauptgang verriet, dass einige Geschäfte geplündert worden waren. Scherben, Metallteile, Regale und Dinge, die man nicht mitgenommen hatte, lagen auf dem Boden verstreut.  

‹Ich hab an der Hauptkreuzung fünf Shambler›, meldete Sionn. ‹Außerdem hab ich einen aktiven Plan entdeckt und ihn mir mal kurz angesehen. Wir haben unten, kurz vor der Kreuzung auf der linken Seite, einen Europa Foot Lock. Oben gibt es noch einen lokalen Schuhanbieter.›

‹Na, da sollte sich was finden lassen›, fand ich. ‹Wollen wir uns aufteilen? Ein Team nach oben und eines nach unten?›

Columbo meinte dazu: ‹Nee, nicht noch weiter trennen. Eins nach dem anderen.›

‹Okay, sehe ich auch so!›, bestätigte ich.

Eden fragte: ‹Welche Schuhgröße hast du denn, AveRage?›

‹12 regular›, lautete die knappe Antwort.

Eden machte große Augen und Sionn meinte: ‹12 regular ist groß. Da wird die Auswahl eher klein sein. Schuhe für Trolle und Orks sind bei regular aber zu breit. Na, wir gucken mal.› Sionn sah zu Eden. ‹Na, wollen wir beide zum Geschäft hier unten?›

‹Copy. Was machen wir mit den Shamblern?›, fragte sie noch.

Sionn hatte eine lockere Antwort parat: ‹Wir sind einfach so leise, dass sie uns nicht hören.›

‹Gut, dann los!› Eden nahm ihre schallgedämpfte Waffe in Anschlag. Dann setzen sich beide in Bewegung. Sie sahen gut zusammen aus. Wir konnten sie von hier aus ganz wunderbar im Blick behalten. Liam gab mir Handzeichen, er würde die beiden noch ein Stück begleiten. Ich schmunzelte.

‹Ich gehe mal oben nach einem Eingang gucken›, meldete Columbo.

Ich neigte den Kopf mit skeptischem Blick zur Seite. ‹Hattest du nicht selbst gesagt, dass wir uns nicht weiter trennen?› 

‹Ich levitiere nur gucken, das ist kein Trennen›, erwiderte Columbo. 

Ich nickte. ‹Ist gut. Sei vorsichtig!›

Liam war leise hinter den beiden ebenfalls leisen Sionn und Eden her geschlichen. Jetzt schnalzte er laut.

Eden drehte sich um. 

Sionn drehte sich zur Seite und duckte sich gleichzeitig, zudem legte er den Finger an den Abzug. Seine Reflexe waren gar nicht mal so schlecht. ‹Mann, Liam, erschreck uns doch nicht so!›

‹Ich wollte nur sehen, wie aufmerksam ihr seid.› Liam schnalzte noch einmal und kam dann zu uns zurückgelaufen. 

[Song 3: Marco Beltrami/ World War Z - The Salvation Gates3] Sionn und Eden drangen von den Shamblern unbemerkt in den Europa Foot Lock ein. Sie schickten immer wieder Bilder via Mindnet-Zauber. So konnten wir sehen, dass dort auch randaliert worden war. Regale waren umgeworfen worden, Spiegelflächen zerschlagen. Es sah chaotisch aus, aber es gab noch jede Menge Schuhe. Allerdings keine Designer-Qualität, also nichts für mich.

Columbo meldete sich: ‹Ich bin über ein kaputtes Fenster in einem Büro reingekommen. Ich hab keine Karte. Kann mir jemand eine schicken?›

Sionn und Eden waren nah bei den Shamblern. Sionn flüsterte unwillkürlich: ‹Ja, Moment. Ich denke dir was zurecht. Über Büros sagst du, dann müsstest du irgendwo hier sein.›

Die zweidimensionale Karte von der oberen Etage einer Shopping Mall tauchte in unserem Bewusstsein auf. Ein Bereich war rot markiert. 

‹Reicht dir das?›, fragte Sionn. ‹Wenn nicht, dann muss du dein Commlink anmachen, dann schick ich dir 'ne virtuelle Karte.›

Colombo räusperte sich. ‹Ja, danke, das reicht.›

❄️

Nur wenig später gab Sionn bekannt: ‹Mission accomplished! Wir haben jetzt zwei paar Schuhe für AveRage. Die müssten super bequem sein. ›

‹Sehr gut!›, lobte ich. ‹Dann kommt jetzt zurück.›

‹Copy!›, kam von Eden.

Von Columbo kam keine weitere Reaktion. Ich wiederholte: ‹Columbo? Hast du gehört? Sie haben die Schuhe. Du kannst auch zurückkommen.›

‹Ja!›, erhielten wir als knappe Antwort. 

Hmm?

Geduckt und mit geübten Bewegungen schlichen Sionn und Eden auf uns zu. Die Shambler hatten sie nicht bemerkt. Es dauerte nicht lange, da waren die beiden wieder bei uns. Wir zogen uns an die Ecke zurück, von der wir gestartet waren.  

Stolz und frech grinsend präsentierte Sionn uns die Beute, während Eden lieber Richtung Eingang des Einkaufszentrums sicherte. Damit deckte sie jetzt eine Seite ab und entlastete so Shark Finn, der bisher als einziger gesichert hatte. 

‹Na, wat sagste?›, fragte Sionn.

‹Die Sneaker sind giftgrün, das ist nicht ganz meine Farbe. Aber das geht dann schon. Die Troll-Kinderschuhe mit weichem Fußbett gefallen mir aber noch besser.›

Sionn lachte leise. ‹Cool! Das hatte ich gehofft. Trollfüße wachsen schnell und darum müssen die Schu…›

‹Ich könnte Hilfe gebrauchen›, meldete Columbo plötzlich. Er sandte uns das Bild eines Shamblers, der ihn angriff.

Verdammt! Wir wussten ja nicht mal genau, wo er war. 

Shark Finn setzte sich, den Blick nach oben, in Bewegung und zeigte links um das Zentrum herum: ‹Er ist da lang!›

‹Columbo? Position?›, forderte ich und gab den anderen das Go-Signal. 

Zunächst kam nichts, dann bekamen wir das undeutliche Bild eines Ganges, in dem offenbar ein elektronischer Büroassistent stand. 

‹Hier!›, rief Shark Finn und deutete mit dem ausgestreckten Arm auf eine Stelle in der Fassade. Dann schickte er das Bild eines zerborstenes Fenster.

Ein dumpfer Schrei hallte durch unsere Gedanken. Das hatte nicht gut geklungen. Columbo war stärker in Bedrängnis, als ich gedacht hatte.

Sionn hatte die Strecke bis zu Shark Finn am schnellsten überbrückt. Er rannte direkt auf den Fomori zu, stoppte dort aber nicht, sondern nutze Finns ausgestreckten Arme als Sprungbrett. Shark Finn gab ihm zusätzlich Schwung mit, sodass Sionn förmlich zum Fenster flog. Oben angekommen stemmte er sich rein, zog seine Maschinenpistole vor, die an einem Trageriemen befestigt war, und sah sich um. Er schickte uns das genaue Bild des Büros, in dem er sich befand. Hier war Columbo schon mal nicht, doch die Bürotür war nur angelehnt.

Eden hatte bereits im Laufen ihre Grapplegun vom Rucksack gezogen. Unter dem Fenster blieb sie kurz stehen und feuerte, dann kletterte sie in Windeseile das Seil hoch. 

‹Sehr gut! Weiter so! Bleibt zusammen und geht koordiniert vor. Ich komme gleich nach›, feuerte ich meine Howling Shadows an. 

Liam setzte sich neben Shark Finn auf den Boden und tauchte in die Matrix ab.

AveRage kam uns hinterhergelaufen und startete Bauhaus 1 bis 310. 

Während ich am Seil hochkletterte, hatte Eden bereits den durch Sionn gesicherten Raum durchschritten und stand an der Tür. 

‹Columbo! Gib uns Informationen!›, forderte ich. 

Doch er antwortete nicht.

‹Wir sind gleich bei dir, Columbo. Halte durch!›, bat ich eindringlich.

Sionn kam Eden nach und riss die Tür auf.

‹Ich höre was. Nach links›, sagte die SEAL an. ‹Ich geh vor.›

Auch Eden schickte weiter, was sie sah und hörte. Sie bewegte sich schnell und aufmerksam durch einen Gang und folgte den Kampfgeräuschen. 

Bald kam sie an eine Ecke und sagte wieder die Richtung an: ‹Links!›

Sionn war ein paar Schritte hinter ihr.

Eden trat um besagte Ecke. Ihr nächstes Bild zeigte eine Kreuzung ein paar Meter entfernt. Columbo lag bäuchlings auf dem Boden und rang mit einem Shambler, der rittlings auf ihm hockte und versuchte, ihn in den Hals zu beißen. Beide brannten.

Verdammt! 

Ich war inzwischen oben angekommen, rief meinen Geist an meine Seite und rannte los. Ich kannte den Weg ja nun. 

Auch Eden lief schneller.

Sionn sah sich um. Er hatte Glück, denn an einer Wand entdeckte er einen Feuerlöscher. Er ließ die Waffe fallen. ‹Hab Feuerlöscher!›, gab er bekannt.

Columbo war offenbar ohnmächtig geworden. 

Eden zögerte einen Moment. Sie wusste nicht, wie sie eingreifen konnte.

‹Sichert die Kreuzung. Haltet nach weiteren Shamblern Ausschau. Erst löschen, dann den Shambler im Nahkampf runter holen. Erst dann Fernkampfwaffen einsetzen. Ich bin gleich mit dem Medkit da›, wies ich an.

‹Ich such’ mit den Drohnen nach Shamblern›, gab AveRage bekannt, und gleich darauf kam: ‹Hab einen hinter der Glastür auf zwölf Uhr. Er fasst an die Klinke.›

Sionn machte den Feuerlöscher klar. Es dauerte nur Sekunden, bis die Flammen erstickt waren.

‹Starte Ablenkung!›, gab Liam bekannt. Augenblicklich schepperte und dröhnte es in der unteren Etage des Centers.

AveRage meldete: ‹Ablenkung wirkt, der Shambler geht weg.›

Nachdem das Feuer aus war, zögerte Eden nicht. Sie trat dem Shambler gegen den Schädel. Sein Genick knackte. Sionn packte mit an. Sie warfen den Shambler über die Kreuzung und Eden nahm sofort ihre Maschinenpistole auf, um den Shambler zusätzlich mit Stick-n-Shock einzudecken.

Ich hatte das Medkit bereits in der Hand und zog schnell und geübt heraus, was man zur Stabilisierung benötigte. Ich konnte auf den ersten Blick keine Atmung feststellen, doch das musste nichts heißen.

Columbos Lider flatterten. Er öffnete die Augen. „Danke!“, sagte er. 

Dann entwich das Leben aus ihm. 

Ich nahm astral wahr. 

Columbo war tot!

❄️

Wir hatten den leblosen Körper mit Hilfe von Seilen und Shark Finn aus dem ersten Stock herabgelassen.

In mir brodelte es. Irgendeine Mischung zwischen Trauer und Wut. Ich drückte die Emotionen beiseite. Hier auf der Straße war keine Zeit für Gefühlsduseleien. 

‹Möchte jemand die Mission abbrechen?›, fragte ich,

Sionn schüttelte den Kopf. ‹Wir haben schon über die Hälfte der Strecke hinter uns gebracht. Wir sollten weitermachen.›

‹Auf jeden Fall!›, stimmte AveRage zu.

Eden seufzte. ‹So ein unnötiger Tod. Wegen ein paar Schuhen.›

‹Columbo ist nicht gestorben, weil AveRage Schuhe brauchte›, stellte ich sanft fest. ‹Er starb, weil er allein war und wir nicht rechtzeitig wussten, dass er angegriffen wurde. Wir werden daraus lernen.›

Eden nickte. ‹Du hast Recht. Was machen wir mit seinem Leichnam? Wir können ihn doch nicht so einfach hier lassen.›

Sionn ging an seinen Rucksack. ‹Ich hab immer mindestens einen Leichensack dabei.›

Ich hob interessiert eine meiner zarten Augenbrauen.

Sionn spürte auch Edens Blick auf sich. ‹Was denn? Die sind ziemlich dicht, stabil, und man kann in ihnen eine Menge transportieren und sie als Zeitplane oder so benutzen.›

‹Gut! Legen wir ihn erstmal dort hinein. Wir sollten Columbo allerdings so bald wie möglich verbrennen. Aus seinem Hals fehlt ein ganzes Stück. Er könnte infiziert sein. Ich möchte in keinem Fall, dass die Naniten ihn irgendwann wiederbeleben und dass er als untoter Shambler wiederkehrt.›

Edens Augen weiteten sich. ‹Du meinst, das könnte möglich sein?›

Ich zuckte mit den Schultern. ‹Ich wage nicht, es auszuschließen. Ich möchte es aber in keinem Fall durch jemanden beweisen, den ich kannte.›

Shark Finn zog sich ein weiteres Paar Handschuhe über und verstaute Columbos Körper. Natürlich durchsuchte er ihn und nahm ihm die Wertsachen ab. Columbos Ares Predator würde zur Erinnerung an ihn an unsere Gedenkwand im Bootshaus kommen.

Hätte ich laut gesprochen, ich hätte mich wohl räuspern müssen, als ich fragte: ‹Hat jemand einen Vorschlag, worin wir seine Asche transportieren?›

‹In irgendwas von Ares?›, schlug AveRage vor.

Ich nickte. ‹Gibt es in der Mall einen Weapons World?›, fragte ich.

‹Yep, ziemlich genau von hier aus gegenüber auf der anderen Seite›, fand Sionn heraus.

‹Das Geschäft wird geplündert sein. Aber lasst uns sehen, ob wir da eine leere Munitionskiste oder so etwas finden›, erklärte ich.

Also umrundeten wir das Gebäude. Alle gemeinsam. AveRage hatte noch die Schuhe gewechselt und sich tatsächlich für die Trollkinder-Schuhe entschieden. Und das, obwohl sie wackelnde Elefantenohren hatten. An Bequemlichkeit waren sie offenbar nicht zu überbieten.

[Song 4: Lynyrd Skynyrd - Simple Man3] Ziemlich genau vor dem Eingang hielten sich zwei Shambler auf.

‹Eden und ich sind leise, wir schaffen das schon›, erklärte Sionn sofort.

Liam meinte dazu: ‹Negativ. Lasst uns lieber alle Shambler von der anderen Seite aus weglocken. Sicher ist sicher. Ihr beide wartet hier auf unser Zeichen und wir vier gehen wieder zurück.›

‹Das heißt, wir müssen nochmal ums Zentrum herum?›, fragte ich ein wenig angespannt nach.

Liam sah mich herausfordernd an. ‹Du kannst auch mit AveRage hier bleiben, aber ich dachte, das willst du Shark Finn nicht antun.› 

Ich hielt seinem Blick lächelnd stand. ‹Ich weiß, dass ich hier warten kann. Normalerweise treffe ich hier die Entscheidungen.› 

Liam erwiderte im neutralen Ton. ‹Du hast es genau richtig gesagt, Prinzessin!› Er setzte sich sofort in Bewegung.

Also gingen AveRage, Liam, Shark Finn und ich wieder zurück auf die andere Seite.

❄️

Hier warteten AveRage und ich ein wenig abseits des Haupteinganges, während Liam zwei Drohnen startete und gemeinsam mit Shark Finn die Mall betrat.

Liam nutzte die Drohnen, um Lärm zu machen. Die Shambler wurden davon angezogen wie Ratten von einem musizierenden Rattenfänger 

Shambler-los war es für Eden und Sionn ein Leichtes, in den Weapons World einzudringen und einen leeren Behälter zum wasserdichten Verstauen von Munition zu organisieren.

Nicht nur das, sie fanden im dem stark geplünderten Waffengeschäft noch eine Netzpistole und 4 Schocknetze, 30 Schuss Stick-n-Shock-Munition für Pistolen, einigen Kleinkram an Camping-Equipment und Überlebensausrüstung und eine Schachtel mit 50 Powerriegeln. 

‹Gibt's da auch einen Stock zum Kämpfen?›, fragte AveRage noch.

‹Du meinst einen Schlagstock?›, erkundigte Eden sich.

‹Nö, was, was vorn auch piekst›, erklärte AveRage.

Sionn schickte uns das Bild eines Mono-Swords. ‹So was hier vielleicht?›

AveRage freute sich: ‹Ja, das sieht gut aus!›

Ich hob eine meiner zarten Augenbrauen. ‹Kannst du denn mit einem Schwert umgehen?›, fragte ich.

AveRage zuckte mit den Schultern, ‹Glaub schon. So intuitiv. Ich hab das Gefühl, das könnte ich mal üben.›

Was dann eine überaus interessante Annahme war, wie ich fand. Etwas, dass wir checken sollten, wenn wir denn wieder in Tangos Studio waren. 

❄️

Da wir niemanden und nichts gefährden wollten - schon gar nicht uns selbst - suchten wir uns einen Park in der Nähe, um die Verbrennung von Columbo vorzunehmen. Ich hoffte inständig, dass sich in Columbo kein Leben mehr regen würde. Vorsichtshalber nahm ich immer wieder astral wahr.

Der kleine Umweg, den wir überwiegend schweigend zurücklegten, gab mir die Chance, meine wilde Gedankenflut zu Columbos Tod zu ordnen.

Er war eher ein simpel gestrickter Mann gewesen, den ich nun gerade mal vor einem Jahr kennengelernt hatte. Das Urbild eines weißen, männlichen Amerikaners, mit einem sexistischen Frauenbild, jedoch ohne ausgeprägter Sexist oder Rassist zu sein. Unter dem Schutz von Ares groß geworden, hatte er den Megakonzern zwar verlassen, war ihm aber über seine Produktliebe immer noch treu geblieben. Soweit ich wusste, besaß er eine Ex-Frau, an die er noch Alimente zahlte. Etwas, worum wir uns irgendwann kümmern würden müssen, wenn wir wieder aus Boston raus waren.   

Obwohl ich dem Mann nicht sonderlich nahe gekommen war, verspürte ich so etwas wie Traurigkeit über seinen Tod. Er hatte eben zu UC und somit zu uns gehört und war in den wenigen Tagen in Boston zu einem meiner Howling Shadows geworden. Was er selbst vielleicht nicht so gesehen hätte. Zudem hatte ich es als Teamleader nun mal gar nicht gern, wenn ich einen meiner Leute verlor. Ein vielleicht nicht größerer, aber mit Sicherheit lauterer Teil in mir war wenn auch nicht wütend, doch zumindest verärgert über Columbo. Er hatte nach einem Eingang suchen wollen und sich die gesamte Zeit über nicht gemeldet. Auch nicht, als er angegriffen worden war. Er hatte sich erst gemeldet, als er sich bereits in Bedrängnis befunden hatte. Wenn ich solche Dinge zukünftig vermeiden wollte, würde ich strengere Regeln diesbezüglich aufstellen müssen. Es würde sich vielleicht nicht immer vermeiden lassen, dass jemand allein irgendwo war. Doch gerade dann war eine häufige Meldung notwendig, die ich beim Ausbleiben einfordern würde müssen. 

Vielleicht hätten wir etwas ausrichten können, hätten wir früher von den Schwierigkeiten gewusst. So hatte Eden eventuell Recht und Columbos Tod war unnötig gewesen. Abgesehen von der persönlichen Tragödie eines Toten schwächte jeder Tod eines unsrigen unser Team. 

Doch wie ich bereits sagte, wir würden daraus lernen.

Ich würde daraus lernen!

❄️

Ein Baseballfeld schien uns der perfekte Ort für eine Verbrennung. Spuren zeugten davon, dass dort und in der Nähe Supply-Drops abgesetzt worden waren. Vermutlich sogar ziemlich regelmäßig. Leider gab es auch hier Blutflecken auf dem Boden. Dass man selbst in besseren Gegenden um die Supplies kämpfte, war leider zu erwarten gewesen. 

Wir entdeckten sogar vier Ganger, die sich auf den alten Plaststeel-Tribünen beim Feld versteckten. 

Eden und Sionn umgingen das Gelände ein Stück, um hinter die Männer der kleinen, namenlosen Gang zu gelangen, damit diese uns ihrerseits nicht einfach in den Rücken fallen konnten.  

Währen Liam und Shark Finn auf dem Schlagfeld begannen, unsere Verbrennungsstätte aufzubauen, meldete Sionn, dass sie in Postion waren. 

❄️

‹Die sind aber harmlos›, gab er bald darauf bekannt. ‹Sie sind nur mit Pistolen bewaffnet. Ich hab trotzdem auf alles Marks gepackt, was da ist. Sie haben ihre ehemalige Stammkneipe hier in der Nähe. Sie waren sich erst nicht ganz sicher, ob Snowcat wirklich Snowcat ist. Jetzt glauben sie dran, sind beeindruckt und fragen sich, was ihr da macht›, beschrieb Sionn.

Eden fügte hinzu: ‹Und sie sind nicht völlig dumm. Sie überlegten, ob sie euch angreifen sollen. Doch der Anführer meinte dann: ‚Hast du die mal im Trid gesehen? Die wischen mit uns die Treppe auf.‘›

Trotz des traurigen Anlasses schmunzelte ich kurz.

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Wir sahen schweigend dabei zu, wie das Termit Columbos Fleisch verbrannte und nur einen Haufen Knochen übrig ließ. Die Hitze und der Rauch trieben mir die Tränen in die Augen, doch ich ließ sie nicht fließen und blieb stumm dort, wo ich war. 

„Mögest du dein Paradies finden und dort glücklich sein!“, sagte ich leise und sanft.

❄️

Die enormen Temperaturen hatten die Knochen so porös gemacht, dass sie zerbröselten, als Shark Finn mit seinem Stab dagegen schlug. Liam, AveRage und Finn fegten die Asche zusammen und verstauten sie in unserer improvisierten Urne.

Feuer war Columbos bevorzugtes Element gewesen. Nach seinem Tod verbrannt zu werden, hätte ihm vielleicht sogar gefallen.

❄️

‹Könnt ihr die Ganger zu uns schicken?›, fragte ich einige Zeit später.

Von Sionn kam sofort: ‹Klar, ich hab 'nen super Blick auf deren Nacken.› 

‹Lass das nicht Mash hören!›, stellte Liam grinsend fest. 

Sionn lachte. ‹Wieso, ist das ein Nacken-Fetischist?›

‹So was in der Art›, meinte Liam nur.

Ein kleiner Stein, den Sionn mit seiner Schleuder auf besagten Nacken abgeschossen hatte, hatte  die Aufmerksamkeit der Kleinkriminellen erregt.

Sie kamen zu uns uns rüber und waren selbstverständlich begeistert, uns kennenzulernen. 

„Ich hab doch gesagt, dass sie das sind!“, freute sich einer.

[Song 5: Kari Kimmel- Black3] Ich nahm mir die Zeit und redete mit Engelszungen auf die vier jungen Männern ein. Sie warteten hier nämlich auf die Versorgungsgüter, und ich rang ihnen das Versprechen ab, demnächst nicht alles, sondern nur die Hälfte zu nehmen und die andere Hälfte gerecht unter den anderen Suchenden zu verteilen. Ich wusste nicht, wie lange meine Überzeugungsarbeit halten würde, aber den Versuch war es wert gewesen.

Dann setzten wir den Weg zu unserem Zielort fort. Es waren ja noch ein paar Kilometer zu gehen. Die Sonne brannte heiß vom strahlend blauen Himmel. Ich schrieb in Gedanken ‚Wish You Were Here‘ mit Schäfchenwolken dran.

❄️

‹Wo kommst du denn her?›, fragte AveRage erneut. 

‹Na, immer noch aus Schottland!›, erklärte Sionn. ‹Meine Geschichte ändert sich ja nicht, nur weil ich sie noch mal erzähle. Das würde sie übrigens auch nicht, wenn ich sie mir ausgedacht hätte…!›

Im Gegenteil, wenn du sie dir nur ausgedacht hast, würde sie sich sogar noch weniger ändern, dachte ich. Doch ich behielt den Gedanken für mich.

‹ … und wo kommst du her, AveRage?›

‹Von da, wo immer die Sonne scheint! Aus dem wunderschönen L.A.›, antwortete er.

‹Ah, aus der Hochburg des PiTo!›, stellte Sionn fest. 

AveRage rümpfte die Nase. ‹Pito will doch keiner haben!›

Sionn lachte. ‹Ich glaub, du verwechselt da was, GOD will keiner haben, nach PiTo sind alle verrückt. - Aber hast schon Recht, nach dem letzten Upgrade hat PiTo so viel Spyware, dass man besser drauf verzichten sollte.› 

‹GOD ist blöd, da hast du nun wieder Recht›, bestätigte AveRage.

Sionn lächelte eigentümlich. ‹Ich komm klar mit GOD, denn ich bin gut im Verstecken.› Er machte eine kurze Pause und meinte dann: ‹Andererseits ist PiTo eben auch immer noch unhackbar. Das heißt es verschafft einem ein paar soziale Vorteile, jedenfalls, wenn man ein hohes Rating hat.› Sionn sah zu mir. ‹Du, Prinzessin, hast ein ultrahohes Rating, habe ich mal gehört.›

Ich lächelte. ‹Vor ein paar Wochen jedenfalls. Ich hoffe, die Auszeit hier wird allgemein akzeptiert.›

Sionn grinste kurz. ‹Ich könnte den Titel 'Ritter' bestimmt in meinem Account eintragen lassen, also, wenn ich einen hätte!›

‹Troubadour wäre auch ein toller Titel für dich gewesen›, stellte Shark Finn fest.

‹Oh, fragg, ja, das stimmt. Na, nun ist es zu spät. Ich kann mich ja schwer entrittern lassen. Oder kann ich beides sein? Ritter und Erster Troubadour?›

Liam lachte böse. ‹In keinem Fall!›

‹Für Fierce wäre vielleicht 'Walküre' ein Titel›, fand AveRage nun. 

‹Stimmt, sag ihr das mal!›, stimmte Shark Finn zu. 

‹Wie viele Trollkinder mit Elefantenschuhen hast du schon gesehen?›, wechselte AveRage das Thema.

‹Viele!›, erwiderte Sionn überzeugend und wie aus der Pistole geschossen. 

AveRage war zufrieden. ‹Die Schuhe sind auch sehr bequem! Kann es eigentlich sein, dass wir diesen Drachen hier irgendwo treffen?›, fragte er dann.

Ich zuckte mit den zarten Schultern. ‹Ich weiß nicht. Er ist in Richtung Salem geflogen. Das ist nicht mal annähernd in der Nähe. Vielleicht folgte er der Dragon-Line?“. 

‹Vielleicht ist er auch auf der Suche nach einer Braut?›, überlegte AveRage nun. ‹Ich glaub eh, dass alle magischen Zyklen immer was mit der Drachenbrunftzeit zu tun haben.›

Sionn lachte laut. ‹Oh ja, und ein Drachenei gibt jede Menge Rührei.› Dann räusperte Sionn sich. ‹Sorry, darüber macht man keine Witze. Sind ja die Kinder von einem intelligenten Wesen.›

Sionn zupfte sein Taschentuch zurecht, das, welches er von mir hatte. ‹Ich habe jedenfalls Snowcats Taschentuch dabei›, stellte er stolz fest.

‹Igitt!›, schrie Average förmlich auf. Sein Ekel war beinah zu fühlen. ‹Du hast ein benutztes Taschentuch dabei?›

Sionn blieb abrupt stehen. Seine mentale Stimme klang ernst. ‹Wie igitt? Bist du bescheuert? An dem Taschentuch ist nichts igitt!›

‹Doch, finde ich schon!›, beharrte AveRage. ‹Wenn du ein benutztes Taschentuch mit dir rumträgst, ist das eklig!›

Sionn baute sich vor AveRage auf, und zischte bedrohlich, sowohl hörbar, als auch via Mindnet: ‹Sag mal. Willst du ein paar aufs Maul? Ich hab gesagt das ist Snowcats Taschentuch, da ist nichts eklig dran!“

AveRage schrumpfte sichtlich zusammen. ‹Sei doch nicht so hart zu mir! Die Information, dass du von Snowcats Taschentuch sprichst, hast du mir vorenthalten. Dann ist daran natürlich nichts eklig!›

Mit diesen Worten wich jegliche Aggression völlig aus Sionn. ‹Gut!›, meinte er noch.

‹Wir müssen jetzt mehr aufpassen›, stellte ich fest. ‹Nach der nächsten Ecke müsste unser Ziel ins Bild kommen.›

Ich konnte mein zufriedenes Lächeln nicht völlig verbergen. Sionns Reaktion auf AveRages Aussage hatte mir geschmeichelt.

❄️

Über vier Stunden, nachdem wie heute gegen Mittag von Tangos Studio aufgebrochen waren, erreichten wir unseren Zielort.

An der Adresse fand sich eine ehemalige Ares-Polizeiwache, die laut Logo inzwischen zu Wolverine Security gehörte. Wir machten mit so wenig Abstand halt, dass wir das Gelände vom Dach eines verlassenen, dreistöckigen Hauses aus sehen konnten. Auch, wenn wir noch ein Stück entfernt waren, bat ich Leprechaun Brock, uns zu verschleiern.

Um die Wache herum waren Barrikaden aufgetürmt. Einige Bereiche waren verstärkt und um den Innenhof, auf dem sich tatsächlich die von uns gesuchten Limousinen und ein gepanzerter Streifenwagen befanden, hatte man Autos als Schutzwall und Tor geparkt, wie Liam nach dem Blick durch eine Drohne bestätigt hatte. 

Sionn fand keine drahtlosen Kameras, entdeckte aber Sensoren, die sich ungefähr dort befanden, wo auch die Fahrzeuge standen. Des weiteren zählte er 35 aktive Commlinks im Inneren. Das war eine beachtliche Zahl, doch das bedeutete erstmal nicht sonderlich viel.

Ich nahm astral wahr und sandte dann mein Gespür für Magie aus. Der Bereich um den Haupteingang und dort, wo ich die Zellenblöcke vermutete, war durch magische Hüter geschützt. Im improvisierten Innenhof spürte ich einen Watcher, der stetig und ein wenig gelangweilt seine Runden drehte. 

Wulverine Security

Auch, wenn ich die durch Hüter geschützten Stellen nicht mit meinem Zauber erfassen konnte, so fand ich eine Karte des Geländes, auf der wenigstens Mauern und Keller eingetragen wären, durchaus hilfreich. Also konzentrierte ich mich, formte die Fäden der magischen Energie nach meinem Willen und zauberte, was ich noch kurz vor der Abreise nach Boston von Thunderstrike gelernt hatte: Spatial Sense. Ein Spruch, der sich ganz hervorragend zum Kartografieren eignete. Den Plan des Hauses15 stellte ich für meine Howling Shadows gedanklich nach und verschickte ihn per Mindlink. 

Es folgte ein kurzer Kontrollblick. Der Watcher hatte meinen Spruch entweder nicht bemerkt oder war gar nicht für die Entdeckung von Zaubern abgestellt. Er drehte weiter seine Kreise. 

Ich sah in die Runde meiner Mitstreiter. ‹Wenn unsere Hacker an die Außenschlösser kommen und die Türen abschließen beziehungsweise geschlossen halten können, müssen wir uns vielleicht gar nicht mit den Wachen rumschlagen. Dann gehen wir nach Einbruch der Dunkelheit, vor allen Sinnen verschleiert, hinten aufs Gelände, öffnen die Barrikaden, knacken die Autos und hauen ab›, plante ich grob vor. ‹Es wäre also toll, wenn sich Sionn und AveRage im Host des Hauses umsehen würden.›

Ohne zu zögern lehnten die beiden sich an eine Wand und tauchten in die virtuelle Realität der Matrix ab.

❄️

‹Wie normales Wolverine Security sieht das System hier schon mal nicht aus›, meldete Sionn etwas später. ‹Ist alles sehr gradlinig und kühl gehalten. Ich hab hier Icons in schwarzen Uniformen, bei denen die Hosen in blank geputzten Reiterstiefeln stecken. Die Zellenblöcke sind alle besetzt und überbelegt. Insgesamt sind 18 Personen inhaftiert. Alles Metamenschen, zwei Drittel davon sind Frauen. Die 17 anderen Commlinks gehören zu Wachleuten. Der Zellenblock wird bewacht. Die Wachen tragen SWAT-Panzerungen, sind so weit alles Menschen und sind mit Ares Alpha, Ares Predator und Ares Crusader bewaffnet. Es gibt nur drei Kameras, die nach außen gerichtet sind. Eine vorne, zwei hinten. Alle anderen Kameras überwachen den Innenbereich. Ein paar sind vorne am Counter der Wache, die anderen in den Zellen oder den Verhörräumen. An die Schlösser der Außentüren kommen wir auch. Wir können die also locker einschließen. Jetzt müssen wir uns aber mal kurz um was kümmern. Sind gleich wieder da.›

❄️

Für uns vergingen nur Sekunden, dann machten die beiden wieder die Augen auf und kehrten mit ihrem Bewusstsein in die physische Realität zurück.

‹Lass uns resetten, dann verliert der Host alle Marks auf uns und GOD beruhigt sich auch›, meinte Sionn.

Average nickte.

‹Ich seh mir mal das Material an, was ich aus dem System gezogen habe›, erklärte Sionn nun.

‹Mach das. Gebt uns aber schon mal die Karte der Wache, damit wir unseren Plan verfeinern können›, forderte Liam.

Nichts passierte.

Sionn sah zu AveRage. ‹Hast du etwa die Karte vergessen? Du solltest sie doch holen!›

Hmm? Ich schmunzelte. Sionn hatte schnell geschaltet und die Schuld auf AveRage abgewälzt.

‹Ähm? Ich hab gar nicht mitbekommen, dass ich die Karte holen sollte, und von selbst bin ich auch nicht drauf gekommen›, gab Average zu. ‹Soll ich noch mal rein?›

Liam winkte ab. ‹Ich mach schon, lass mal.›

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Sionn starrte mit geistesabwesendem Blick in die Gegend. Mit Verstreichen der Zeit änderte sich seine Körpersprache. Er wirkte auf mich zunehmend angespannt und sogar angewidert, auch wenn er das einigermaßen gut verbarg. 

Was er sah, gefiel ihm also nicht. 

Ich musste nur zwei und zwei zusammen zählen, um zu ahnen, was ihm nicht gefiel. Nur Menschen als Wärter, nur Metamenschen als Gefangene, überwiegend Frauen, da war schnell klar, dass dies dort wirklich keine normale Wachstation war.

Sionn räusperte sich kurz. Ernst sagte er: ‹Die verhören ihre Gefangenen nicht, sondern vergewaltigen sie - also zumindest die elfischen Frauen - und zeichnen das auf. Soweit ich sagen kann, werden neue Gefangene eingecheckt und später irgendwann wieder ausgecheckt und irgendwo hingebracht.›

‹Und was machen sie dann mit denen?›, fragte Eden und auch sie klang ernst und angewidert.

‹Vielleicht essen sie, was sie nicht anders verkaufen können?›, mutmaßte Liam voll unterdrücktem Zorn.

Ich nickte. ‹Vielleicht. Dann lasst uns überlegen, ob wir die Gefangenen so heimlich, still und leise wie möglich befreien können.› 

Niemand widersprach. Mein Team war durchweg meiner Meinung.

‹Sie warten noch auf einen Charlie›, berichtete Sionn noch. ‹Irgendwas soll der entscheiden. Habe ich bei einem Gespräch aufgeschnappt. Da klang Respekt mit. Charlie ist sicher auch ein Metahasser.›

AveRage nickte. ‹Die sind stolz drauf, von Humanis zu sein. Der ganze Host roch nach Humanis!›

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Wir planten dennoch, erst nach Sonnenuntergang zuzuschlagen. Auch wenn das bedeutete, dass ich einen neuen Geist beschwören müssen würde.

Für Shadowrunner war die Dunkelheit ein zusätzlicher Schutz, und ich konnte meinen Catsuit von weiß auf schwarz umschalten, damit würde auch ich die Schatten nutzen können.

❄️❄️

Am frühen Abend erregte Motorengeräusch unsere sofortige Aufmerksamkeit. Wir reihten uns zu sechst an der Dachkante auf, um zu beobachten.

Ein Ares Roadmaster fuhr vor. Eine rothaarige, menschliche Frau stieg auf der Beifahrerseite aus. Ich schätze sie auf 1,65 m, sie war breit gebaut, trug eng anliegende Körperpanzerung und war mit einer HK 227 X Maschinenpistole bewaffnet. Sie sah sich um, trat dann nach hinten und öffnete einem muskulösen, ungefähr 1,80 m großen menschlichen Mann mit offenbar ethnischen Hintergrund aus Indien, die Tür. Das war höchstwahrscheinlich Charlie. Er war in einen dunklen Panzermantel gekleidet und seine Haltung und seine blank geputzten Reiterstiefel passten zu den Humanis-Bildern, die Sionn und AveRage als Icons im Host gesehen hatten. 

[Song 6: 2wei -  Gangsta’s Paradise3] Die Aufnäher an ihrer Kleidung identifizierten sie jedoch als Knights of the Red Branch. Auch, wenn ich ein gewisses Maß an Verständnis dafür aufbringen konnte, dass sie Irland von den elfischen Machthabern befreien wollten, so waren sie am Ende doch nur eine rassistische Terrororganisation. Im Moment nutzten sie die Situation in Boston auf eine schändliche Art und Weise aus, und besonders dem Elf und der Frau in mir ging das gegen den Strich. 

Bevor die beiden Red Branch die Wache betreten konnten, mussten sie noch über die Barrikaden klettern. Sie hatten es nicht eilig, das verschaffte uns ein wenig Zeit.

‹Ich denke, wir sollten sie uns sofort schnappen›, stellte ich ruhig fest. 

‹Wenn du mit schnappen fangen meinst, bin ich bei dir. Die haben sicher brauchbare Informationen, die Doc problemlos aus ihnen rausbekommt›, warf Liam ein.

‹Ich hatte an Töten gedacht›, gab ich zu, ‹aber du hast Recht, fangen ist besser.›

Liam sah zu mir. ‹Du bist die beste Waffe gegen das Auto. Wir können die hops nehmen, aber dann wird das nix mit dem ‚ganz in Ruhe Limos klauen und Gefangene befreien‘. Dann bekommen die drinnen was mit, egal, wie lange wir sie einsperren. Ich geb das nur zu bedenken. Du entscheidest.›

Ich zog eines der Fläschchen, die Tiernan mir gegeben hatte, von meinem Gürtel ab und baute mich zu meiner vollen Schönheit auf. ‹Ich sage, 17 Wolverines sind kein Problem für uns!“

Liam lächelte zufrieden. ‹Na, dann los!›

Ich kippte den Trank hinunter. 

Mein Puls beschleunigte sich. Die Welt um mich herum wurde langsamer. 

‹Ich habt mich gehört. Los jetzt!›, feuerte ich meine Leute an. ‹Sionn, sperr die Wachleute ein. AveRage, sieh zu, dass von den Red Branch draußen keiner Verstärkung ruft. Charlie und die Frau wollen wir lebend. Die anderen, die da wahrscheinlich noch sind, sind egal. Wenn das erledigt ist, befreien wir die Gefangenen und stehlen die Limousinen!› 

Noch während ich die Ansagen machte, begannen meine Howling Shadows zu handeln.

Fast gleichzeitig traten Sionn und Average ein Stück von der Dachkante weg, um sich hinzusetzen.

AveRage raunte Sionn zu: „Wenn die anderen runtergehen, um die einzusacken, wer passt dann auf uns auf?›

Sionn flüsterte freundlich: „Wir auf uns gegenseitig. Ich hab 'ne Flyspy draußen, die für uns spottet!“

Die beiden tauchten in die Matrix ab.

Unsere Commlinks starteten und das Teamnetzwerk erwachte zum Leben. Die Karte des Geländes wurde via AR eingeblendet. Hier waren keine Shambler, darum mussten wir auf das Teamnetzwerk nicht völlig verzichten. Gleichzeitig zog Liam sein Klettergeschirr über und hakte ein Seil ein. 

Sionn meldete: ‹Bin im Host. Werde die Schlossroutine umschreiben, immer wenn einer versucht, aufzumachen, wird automatisch abgeschlossen.›

‹Suche und hacke Commlinks›, gab AveRage bekannt. 

Eden zielte und schoss mit ihrem Ares Alpha auf die Frau, die gerade über die Barrikade hinweg getreten war. Mit einem überraschten Gesichtsausdruck brach die rothaarige Terroristin von Stick-n-Shock-Munition getroffen zuckend zusammen. ‹Tango 1 down!›, kommentierte Eden in professionell kühlem Ton.  

Shark Finn nahm Charlie mit seinem Shiawase Monsoon Sturmgewehr ins Visier. Auch das war ein Volltreffer gewesen, mitten auf der Barrikade fiel er zu Boden. ‹Tango 2 down!›

AveRage sagte an: ‹Ich glaub der Wagen ist leer, da liegen nur fünf Commlinks rum!› 

Da mein Leprechaun bereits breit grinsend und mit verschränkten Armen neben mir stand, weil er die Verschleierung aufrecht hielt, musste ich ihn nicht rufen. 

Alles, was ich gegen das stark gepanzerte Auto brauchte, hatte ich in meiner Kehle. Ich stieß in metamenschlicher Gestalt meinen Eisatem aus.

Das Metall des Patrol Car ächzte und knisterte, als es gefror. Dann zerplatze die Karosserie völlig. Ein Fahrer und fünf Passagiere, alle unverletzt, fanden sich verdattert in der eisigen Karkasse ihres Wagen wieder.

Augenblicklich nahm Eden den Fahrer aufs Korn und meldete sogleich: ‹Tango 3 down!› 

Shark Finn hatte den Lauf seiner Waffe gewechselt, damit er die fünf Insassen unter Supression Fire setzen konnte. 

Liam war unterdessen unten angekommen und klinkte sich aus. Kurz darauf riss er sein Sturmgewehr hoch und knallte mit dem Granatwerfer zwei Granaten in die Überbleibsel des Wagens. Er hatte kein Erbarmen mit den Menschen. Zwei Explosionen rissen sie in den Tod. ‹Fünf Tangos down!›, kommentierte er kalt.

Finn rannte Richtung Treppenhaus. ‹Ich helfe Liam mit unseren Zielen›, sagte er an.

Sionn schickte uns Bilder der Wachleute drinnen ins Teamnetzwerk. Sie fluchten, weil sie die Türen nicht öffnen konnten und verlangten lautstark nach einer Ramme. 

Ich sah zu Eden. ‹Finn und Liam schaffen die Typen allein. Wir gehen direkt runter, drüben aufs Dach und zum Eingang hinten links bei den Zellen.›

‹Verstanden›, sagte sie nur und holte ihre Grapplegun aus dem Rucksack.

‹Finn, wir treffen uns da vor der Tür. ›

‹Aye! Geht klar›, bestätigte er, während er Charlie und dessen rothaarige Aufpasserin schulterte. Liam hatte zuvor beiden sowohl Mund als auch Augen mit Panzertape verklebt und sie an Händen und Füßen mit Plastic-Stripes gefesselt. 

Eden seilte sich neben mir ab, während ich einfach hinunter sprang. ‹Wie vorhin besprochen bereitet Liam die Sprengungen vor. Sionn und AveRage hacken die Limos. Einer von euch beiden Deckern muss dann aber noch Zugriff aufs System haben, damit wir reinkommen und die Zellen aufbekommen.›

‹Das mach ich!›, erwiderte Sionn.

❄️

[Song 7: Rupert Gregson Williams/ Wonder Woman Soundtrack - Wonder Woman’s Wrath3

Shark Finn, Eden und ich standen mit gezogenen Waffen vor der Außentür.

Tiernans Trank wirkte noch, darum fühlten sich die Sekunden für mich wie Minuten an. 

Wir hatten noch warten müssen, bis Sionn und AveRage hinter den Steuern der Limousinen saßen. Dort war es für sie einfach sicherer, zudem konnten wir dann schneller weg. 

Liam war noch mit dem Verstecken von Überraschungen beschäftigt.

Von außen betrachtet konnte man uns durchaus für verrückt halten. Wir drei gegen 17 Wolverine-Wachmänner, das klang durchaus gefährlich. 

Doch wir würden es ja nicht mit allen zu tun bekommen. Sionn würde einsperren, so viele er konnte. Ein Teil der Vergewaltiger hatte noch damit zu tun, die Vordertür aufzurammen und sich dann draußen umzusehen.

Abgesehen davon waren wir nicht irgendwer, sondern Snowcat und die Howling Shadows.

‹Tür ist jetzt auf!›, meldete Sionn. Gleichzeitig vernahmen meine feinen Ohren das Geräusch eines sich öffnenden Schlosses.

‹Los!›, sagte ich an.

Finn stieß die Tür auf. 

Eden eröffnete sofort das Feuer auf die beiden Männer, die hier Wache hielten. Sie waren unruhig hin und her gelaufen. Bewaffnet und gepanzert wandten sie sich uns zu. Sahen aber erstmal nichts, da wir noch verschleiert waren. 

Der erste hatte nicht mal eine Chance, uns zu entdecken. Eden traf ihn perfekt und er sank zuckend zu Boden. ‹Ein Tango down!›

Ich gestikulierte, die Luft kühlte sich ab und überzog den zweiten Mann mit einer Schicht Raureif. 

Finn trat durch die Tür und schlug den Typen nieder. ‹Der ist auch raus›, verkündete er. ‹Ich gebe links den Gang runter Deckung›, sagte er noch an und trat um die Ecke. 

Eden machte sich daran, die beiden Männer zu fesseln und zu verkleben.

Da Shark Finn den Gang völlig abdeckte, huschte ich ein Stück geradeaus vor.

‹Die Verhörräume links von Snowcat sind leer›, beschrieb Sionn. ‹Im Raum in der Mitte, also dem, durch den ihr müsst, hab ich zwei Commlinks. Da ist keine Kamera, aber ich würde sagen, die Männer bewegen sich zur Tür. Jetzt fragen sie nach, was los ist und bekommen keine Antwort.›

Eden meldete: ‹Zwei Tangos gefesselt. Ich kümmere mich um die zwei im Raum.›

Sie trat an die entsprechende Tür und nickte mir zu. 

‹Sie versuchen, die Tür aufzumachen. Noch hab ich sie zu›, beschrieb Sionn weiter.

‹Dann mach sie jetzt auf!›, wies ich an.

‹Copy!›

Klick.

Ich trat die Tür mit all der Kraft auf, die ich aufbringen konnte.

Doch körperliche Stärke gehört nun mal nicht zu meinen Stärken. 

Eden drückte den Abzug ihres Sturmgewehrs voll durch und stellte sich dabei sofort in die Tür, damit die da drinnen sie nicht einfach wieder zuschlagen konnten. 

Die Wachmänner versuchten, sich in Sicherheit zu bringen und deckten nun ihrerseits den Bereich um den Türrahmen mit Deckungsfeier ein. 

Ich konnte sehen, dass Eden mehrmals getroffen wurde, dennoch gab sie ihre Position nicht frei. Schon allein, damit ich nicht getroffen werden konnte. Zum Glück würde Edens Panzerung sie vor schlimmeren Schäden schützen.

‹Sie rufen nach Verstärkung›, teile uns Sionn mit.

Das war zu erwarten gewesen und nicht weiter schlimm. Den Kampflärm hätten sie eh irgendwann gehört.

Ich blickte an Eden vorbei und zauberte erneut. Die Illusion machte die Männer glauben, jegliches Metal wäre eiskalt. Sie ließen, noch in Deckung springend, ihre Sturmgewehre fallen. 

Ohne zu zögern trat Eden in den kleinen Raum und schaltete die Männer aus.

Damit hatten wir vier Gegner weniger. Blieben noch 13. Ich war nicht abergläubisch. Aber wenn die Zahl für jemanden ein schlechtes Omen war, dann für die Vergewaltiger im Haus von Wolverine Security. 

Wieder meldete sich Sionn zu Wort: ‹Die haben kapiert, dass die Türen nun auch innen zu sind, und nehmen den Rammbock. Die Papptür wird dagegen nicht lange halten.›

‹Copy!›, erwiderte Shark Finn nur.

Nachdem Eden auch diese beiden Männer gefesselt und mit Panzertape verklebt hatte, war es an der Zeit, durch die Tür in den Zellentrakt zu treten. Was dann auch bedeutete, dass ich die Verschleierung für uns aufheben würde, und zwar für uns alle. Wir hatten kurz überlegt, einen Teil von uns unsichtbar zu lassen, doch das Risiko, in unser eigenes Feuer zu geraten, wollten wir einfach nicht eingehen. Egal, wie unwahrscheinlich es sein würde. Wir hatten wegen der Shambler  in Boston nämlich keine taktische Unterstützungssoftware gestartet, die uns vor Friendly Fire schützen konnte. 

‹Verschleierung hört jetzt auf!›, sagte ich an.

Die Gefangenen würden mir nicht folgen wollen, wenn sie mich weder sahen noch hörten.

Sionn entriegelte das Schloss, ich stieß die Tür auf und Eden trat zuerst hindurch.

‹Clear!›, sagte sie laut und via Mindnet.

Hier war tatsächlich niemand zu sehen. Bei den Türen handelte es sich nicht um Gittertüren, sondern um verstärkte Türen, in die eine Klappe und ein Guckfenster eingelassen waren.

„Ich bin Snowcat von den Howling Shadows!“, sagte ich mit klarer Stimme. „Habt keine Angst, wir sind gekommen, um euch zu retten!“

Ich vernahm eine Mischung aus Wimmern, Tuscheln und Bewegung.

‹Finn, du bekommst gleich den ersten Besuch›, sagte Sionn an.

Kaum ausgesprochen, vernahm ich auch schon den charakteristischen Klang von Shark Finns Waffe, der damit versuchte, die Männer so lange wie möglich in Deckung und von uns fern zu halten.

Ich ließ mich von den Geballer nicht beirren, sondern sagte freundlich und bestimmt zugleich: „Wir entriegeln jetzt eure Türen, dann kommt bitte alle mit erhobenen Händen raus. Wir tun euch nichts, vertraut mir!“

‹Zellen sind offen!›, erklärte Sionn.

AveRage meldete sich: ‹Ich fahre mit der Limo direkt vor eure Tür.›

Liam sagte ebenfalls etwas an: ‹Bin bei Sionn im Wagen.›

Die erste Zelle öffnete sich einen Spalt. Eden nahm ihre Waffe wieder in Anschlag. 

Nicht, dass wir ihnen nicht trauten, aber es konnte sich durchaus ein Wachmann unter ihnen befinden.

Zum Glück würde die Identifizierung ein Leichtes sein. Wir mussten einfach nur nach Menschen Ausschau halten.

Entschlossen, aber mit erhobenen Händen trat ein Ork aus einer Zelle. Von seinem Gesicht war nicht viel auszumachen, denn es war völlig zugeschwollen. Ich konnte sehen, dass er versuchte, irgendetwas zu erkennen.

Doch eine dunkelhaarige Elfe kam ihm zuvor. Sie hatte den Kopf aus ihrer einen Spalt geöffneten Tür gesteckt und rief: „Das ist wahr. Das ist Snowcat! Ich glaub’s ja kaum.“ Der Lärm des Feuergefechts bremste ihren Enthusiasmus ein wenig, dennoch fügte sie hinzu: „Wir sind gerettet!“

‹EDEN!›, hallte Finns Stimme durch unsere Gedanken, ‹Wenn du da wegkannst, ich brauch dich hier!›

Eden sah zu mir. Ich nickte ihr zu. ‹Geh ruhig. Ich mach das schon.›

Eden setzte sich laufend in Bewegung.

Ich legte bei meinen nächsten Worten mehr Befehlsgewalt in meine Stimme. Ich musste zur Eile drängen. Selbst, wenn Eden und Finn das in den Griff bekamen, die Wände würden dem Beschuss nicht ewig standhalten, und wir hatten auch nicht unendlich Munition dabei. „Los jetzt. Kommt raus. Helft euch gegenseitig. Ein Wagen steht bereit. Beeilt euch, bevor noch mehr Red Branch kommen.“

Das zeigte Wirkung. Sie kamen alle aus ihren Zellen gestoben. Ich wies sie noch einmal an, aufeinander zu achten und schaffte es sogar, sie sich an der Tür aufstellen zu lassen.

Sionn hatte derweil die zweite Limousine hinter der von Average geparkt. Liam war ausgestiegen und zur Verstärkung zu uns gekommen.

„Ihr folgt mir jetzt bitte!“, sagte ich zu den Metamenschen. „Ich bleibe am Gang stehen, ihr lauft dann weiter und steigt ins Auto ein. Geht schnell, aber rennt nicht. Und los!“

❄️

‹Letzte und drin!›, sagte Eden an. Shark Finn und Eden waren ziemlich bepackt, da sie noch drei Sets mit Waffen von den Wachen eingesammelt hatte.

Sionn trat aufs Gas.

Die Limousine mit AveRage am Steuer stand nun hinter uns. Da Liam noch nichts aufgesprengt hatte, hatte AveRage noch einmal auf dem kleinen Platz wenden und sich hinten anstellen müssen. 

Ich nahm astral wahr. Der Watcher war nirgends zu sehen. Ich hatte keine Ahnung, wann und wem er was Bescheid gegeben hatte. Ich wusste nicht einmal, ob er das überhaupt getan hatte. Doch wie dem auch sei, es gab zum Glück auch keine anderen Geister. Und wir hatten hier eh nichts mehr verloren. 

Sionn vertraute Liam völlig. Er hielt im vollen Tempo direkt auf die Stelle in der Wagenburg zu, die Liam ihm gezeigt hatte. Zwei Mädchen kreischten vor Sorge. Die anderen waren zu mitgenommen und ängstlich, um einen Ton herauszubringen.

Unsere Limousine war nur Zentimeter von einem Schutzauto entfernt, als das Teil plötzlich unter einem dumpfen ‚Wump‘ vom Boden abhob, zur Seite geschleudert wurde und den Weg frei gab.

Average war dicht hinter uns. ‹Jetzt aber schnell weg hier, bevor die Shambler gucken kommen.›

Sollten die Wachmänner uns folgen und es in ihren Streifenwagen schaffen, würden sie eine böse Überraschung erleben.

❄️❄️

Zehn unserer Befreiten hatten wir in Sicherheit gebracht, jedenfalls so sicher, wie man hier in Boston sein konnte. Sieben, ein Ork und sechs Elfinnen, wussten nicht mehr wohin, also erklärten wir uns bereit, sie mit zu uns zu nehmen.

Unsere Gefangenen schlummerten je in einem Kofferraum.

Träumt schön, dachte ich bei mir. Dann ist der Schreck beim Verhör durch Doc später umso größer. 

Der Gedanke, dass die Rassisten am Ende Mash mit dem versorgen würden, was er außer Blut noch zur Ernährung brauchte, verschaffte mir eine gewisse Befriedigung. So waren sie doch noch zu etwas gut.

Sieben weitere Metamenschen, die bei uns leben wollten - wir würden wirklich bald umziehen müssen.

Sieben Befreite, zwei Limousinen, zwei gefangene Rassisten und nicht zu vergessen bequeme Schuhe für Average waren durchaus ein Grund zum Feiern.

Wenn da denn nicht der fade Beigeschmack in Form von Asche gewesen wäre, den Columbos Tod in meiner Kehle hinterließ.

Ich seufzte tonlos.

Dann lächelte ich, ein guter Whiskey auf Columbos Wohl würde den Geschmack schon runterspülen.

Früher oder später!

❄️❄️❄️

Ende der Episode

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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat and the Howling Shadows

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*


*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*