Tales of Snowcat 20: Death Rides Along (S3/E18)

TALES OF SNOWCAT (20)

PERIOD6: Magician

ERA6: Light Baroque

AGENDA12: Boston Lockdown

DATE1:  08/27 - 09/01/2076

BROADCAST6: Unter „SatHS in Danger“ wird Material als Dokumentation der Situation in Boston gedreht. Da es viel Material gibt und eine hohe Nachfrage besteht, werden die Abstände zwischen zwei Episoden immer wieder angepasst. Episode S3/E18 wird ab 10/02/2076 als Stream zu Verfügung gestellt.

ATTENTION: Einige Namen, Konzernlogos und Gesichter wurden aus Sicherheitsgründen unkenntlich gemacht. 

PRODUCTION: Spinrad Media

APPEARANCE2 : AveRage, Doc, Eden, Fang, Fierce, Foggy, Liam16, Mash, Mr. Tea, Shark Finn, Sinister, Snowcat, Tiernan;

SPECIAL APPEARANCE2;7: Dana15, Dave, Five by Five17 (Fuego, Mississippi, Rock, Sirrus, Stalker), Kariwase17, Medaron18, Phoenix13, Sionn16, Tango; 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält massive Spoiler auf „Boston Lockdown“ von Catalyst Game Labs.

WARNING: Diese Trideoserie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich der tödlichen Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspannclip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen.

WAS BISHER GESCHAH:

Snowcat erfährt aus Matrixquellen frühzeitig von den Ereignissen in Boston. Als klar ist, dass der gesamte Sprawl wegen einer mysteriösen Krankheit, offiziell eine Version von Enzephalitis, abgeriegelt wird, beschließt Snowcat, nach Boston zu gehen, um nach Tango und Dave, zwei eingeschlossenen Freunden, zu sehen. Snowcat ruft das Team zusammen.

Alle UCler erklären sich sofort bereit, sich an der Mission zu beteiligen. Ein Teil bezieht in einem Lager außerhalb des Lockdown Stellung. Die Gruppe um Snowcat lässt sich nicht mal eine Woche nach dem Ereignis in Boston abwerfen. (Tag 1) Sie kapern Versorgungsdrohnen für ihre Reise in den abgeriegelten Sprawl. In Boston angekommen haben die Howling Shadows gleich den ersten Kontakt mit Shamblern, der wahren Bedrohung, die die Ursache für den Lockdown ist. Man kehrt schließlich bei Tango, dem Fechtlehrer von Snowcat, ein und baut dort das Basislager auf. Die Runner kommen schnell zu dem Schluss, dass es sich bei der ausgebrochenen Krankheit um eine veränderte Form von CFD handelt. Außerdem vermutet man, dass Experimente und Forschung von NeoNET sowie der Große Drache Celedyr und Cerberus für den Ausbruch verantwortlich sind. Das Team möchte unbedingt herausbekommen, was es mit all dem auf sich hat.

Innerhalb der nächsten Tage retten Snowcat und die Howling Shadows Dave (Tag 2) und den Hub-Blogger14 (Tag 4), letzteren aus der HCZ. Außerdem befestigen sie ihr Lager und bauen es aus.

Ein gewisser DJ, ein Elf und vornehmlich Detective bei Knight Errant, erfährt von diesem Einsatz in der HCZ. Er nimmt Kontakt zu Snowcat (Tag 5) auf und beauftragt sie, in die schlimmste Zone von Boston, die MCZ, zu gehen. Dort sollen die Runner neun Metamenschen rausholen. Bei dieser Mission wird den Runnern bewusst, wie viele Shambler und Rager es offenbar geben muss.

Kurz nach diesem Run meldet sich Zoh Rothberg, die Sprecherin des großen Drachen Celedyr, bei Snowcat. Sie hat gehört, dass unter dieser Nummer fähige Runner verfügbar sein sollen. Zoh beauftragt Snowcat, in das magische Labor Nummer 15 einzudringen und dort die Situation zu dokumentieren (Tag 7). Auf dem Weg zum Labor rettet man - quasi im Vorbeigehen - Max14 und Caroline. Auch dieser Job gelingt. Allerdings bringt er gleich zwei unschöne Erkenntnisse mit sich: Die Shambler können regenerieren, und AveRage ist schon seit längerem mit CFD infiziert. Er infizierte sich bereits, als er vor Jahren in einem NeoNET-Labor in Albuquerque gefangen gehalten wurde.

Da Tangos Studio nun schon 19 Metamenschen beherbergt, beschließt man, Wohnmobile zu besorgen, um mehr Schlafplätze, WCs und Betten zur Verfügung zu haben (Tag 9). Auch diese Mission wird erfolgreich abgeschlossen, verläuft aber ohne die Führung von Snowcat, Liam oder Doc chaotisch.

Eines schönen Morgens wird Eden auf ihrem Wachposten auf dem Dach via Matrix angegriffen, weitere Commlinks spielen verrückt (Tag 17). Als man den Angreifer stellt, entpuppt er sich als Sionn, ein Elf aus dem O’Niall-Clan, der ebenfalls in Boston gestrandet ist. Sionn bleibt. Als O’Niall genießt er einen Vertrauensbonus. Es ist klar, dass er zukünftig mit auf Missionen gehen wird.

Während der nächsten Mission möchte Snowcat herausbekommen, was es mit dem Technomancer in der MCZ auf sich hat, der offenbar eine Armee aus Shamblern kontrollieren kann (Tag 19). Man findet heraus, dass er von einem anderem Stamm von CFD infiziert ist und dass es sich bei ihm um einen „Manipulator“ handelt. Vor dem Durchgang in die Zone trifft man auf die Reporterin Alba Garcia Ruiz, die man später ebenso mit in Tangos Studio nimmt wie die überraschend aus dem Haus befreite Hexe Dana Flynn, Edens Freundin aus Kindertagen. Für die sechs weiteren geretteten Metamenschen erhält Snowcat sechs Paar Schuhe, da DJ inzwischen bereit ist, für jeden aus der Zone Befreiten ein Paar Schuhe zu bezahlen und die Personen danach unterzubringen.

Um das Leben in Boston für die Gruppe angenehmer und sicherer zu gestalten, und damit man nicht immer zu Fuß unterwegs sein muss, beschließt man, zwei Limousinen zu organisieren (Tag 21). Auf dem Weg zum Zielort bemerkt AveRage, dass seine Schuhe ihm Probleme bereiten. Neue Schuhe werden in einer Mall besorgt. Währenddessen trennt Columbo sich von der Gruppe, wird von einem Shambler angegriffen und stirbt, noch bevor die anderen zu seiner Hilfe eilen können. Die Mission wird dennoch fortgesetzt. Man verbrennt Columbo auf einem Baseballfeld und nimmt seine Asche in einer Ares-Munitionskiste mit. Der Zielort erweist sich als ehemalige Knight-Errant-Polizeiwache, die inzwischen von Wolverine Security betrieben wird. Im Host finden sich Informationen, dass dies nicht die ganze Wahrheit ist. Siebzehn menschliche Wachmänner halten achtzehn Personen anderer Rassen gefangen, vergewaltigen die Frauen und zeichnen das auf. Das Team ändert den ursprünglichen Plan und arbeitet an der Befreiung der Gefangenen. Am frühen Abend tauchen Mitglieder der Knights of the Red Branch auf. Spontan beschließt die kleine Gruppe Howling Shadows, sofort zuzuschlagen. Während der Aktion setzt man den Anführer der Red Branch und dessen Bodyguard fest, befreit die Gefangenen und entkommt mit den Limousinen. Sieben Gefangene haben keinen Ort, an den sie gehen können, darum nimmt man sie in Tangos Studio mit.

Nach der Rückkehr ins Studio halten die Howling Shadows und ihre neuen Gäste eine irische Wake für Columbo ab. Da das Haus langsam zu voll wird, plant man einen Umzug. Alba schlägt das Gelände der Clairmont Academy, Boston Elite vor. Eine Privatschule mit Internat, auf der Alba selbst gewesen ist. Da sich das große Gelände bestens eignet, startet der Umzug nach einem Balladenabend. Gut zwei Wochen später werden die Einzugsarbeiten durch einen Anruf von einem aztlanischen Johnson namens Sandellero unterbrochen, der einen Auftrag für die Runner hat. Sie sollen eine Datei in einen Host in der MCZ spielen. Die Adresse entpuppt sich als Back-Up-Station einer Knight-Errant-Polizeiwache, in der Shambler lernen, sich wie Metamenschen zu benehmen. Das Team spielt die Daten - eine Namensliste von Teilnehmern verschiedener Projekte, die letztendlich alle zum Ereignis des Boston-Lockdowns führten - trotzdem auf, verändert die Liste jedoch leicht. Auf dem Weg zum Grenzzaun bemerken die Runner eine Sprachnachricht, die in den Äther geblasen wird. Erneut wird ein Team für die MCZ gesucht. Zunächst informiert Snowcat sowohl Sergeant McNamara als auch DJ über die bedrohlichen Neuigkeiten über die Shambler. Zurück in der Academy probiert Snowcat noch vor dem Debriefing die Nummer des unbekannten Auftraggebers aus. Penelope Anne Xavier wirkt freundlich und ungeübt, als sie die Runnern damit beauftragt, einige Universitätsrechner, die in der MCZ stehen, wieder anzuschalten und ans Grid anzuschließen, damit ihre sechsköpfige Projektgruppe die Daten retten kann. Erst beim anschließenden Debriefing und gleichzeitiger Auftragsbesprechung wird den Runnern dank Eden klar, dass es sich bei dieser Auftraggeberin um die berüchtigte Technomancerin Pax handelt.

Nach einem Kriegsrat zieht noch in der selben Nacht ein kleines Team los, um die Server zu sprengen, damit die weiteren Pläne von Pax nicht umgesetzt werden können (Tag 36). An einem der Server entdeckt die Gruppe wieder eine FlySpy-Drohne. Als man sich nach erfolgreicher Verdrahtung der einzelnen Parts auf den Rückweg macht, entdeckt man einen einzelnen Shambler, der immer wieder "Hallo" ruft. Snowcat, weiterhin verschleiert, sprich über ihren Geist mit dem Shambler. Als der Geist antwortet, kehrt Intelligenz in den Shambler ein. Cereus steuert den Shambler. Er hat einen Auftrag für das Team. Er braucht saubere Naniten-Flüssigkeit und die Blutprobe eines funktionierenden mit Boston-CFD-Infizierten, um sich einen angemessenen Shambler zu erschaffen. Snowcat verspricht, zu überprüfen, ob sie den Job erledigen können. Sie sagt aber nur zu, da sie nicht sicher ist, ob man den Kontakt zu Cereus irgendwann mal gebrauchen kann, und sei es auch nur, um ihn zu fangen.

Beim nächsten Teammeeting besprechen die Howling Shadows, was die vergangenen Ereignisse bedeuten und was zu tun ist, um das Gelände der Academy sicherer zu machen. Die angestrebten Arbeiten müssen noch warten, da DJ einen neuen Auftrag für das Team hat. Die B-Station, in der die Shambler unauffälliges Verhalten ausbilden, soll ohne zivile Verluste dem Erdboden gleich gemacht werden. Bevor man wieder arbeitet, bekommt das Gelände der Academy einen neuen Namen und wird feierlich in Snow Haven umbenannt (Tag 35). Außerdem wird Fierce zu Snowcats erster Walküre ernannt. Nach einigen Vorbereitungen erledigen die O’Nialls den Job von DJ (Tag 38), wobei man Metamenschen befreit, von denen einige in Snow Haven einziehen. Am nächsten Tag nimmt man endlich Kontakt zu den Metamenschen des Community Centers auf, in dem man Wochen zuvor Dave fand. Alle 120 Personen dort dürfen mitsamt ihrem Equipment nach Snow Haven umziehen. Nachdem die meisten Umbauarbeiten an dem ehemaligen Schulgelände abgeschlossen sind, wird es Zeit, Kontakte zu knüpfen, um die Versorgung auch während eines längeren Aufenthaltes in Boston zu gewährleisten. Am Abend begibt man sich in die Innenstadt, um das Avalon aufzusuchen (Tag 45). Das Team bekommt von Smedley Pembrenton III. den Auftrag, etwas zu einem gewissen Dr. Brain in die MCZ zu bringen. Die Güter gibt es im Beaded Shamrock, einem Pub, in dem sich Mitglieder der O’Riley-Mafiafamilie treffen. Shane O’Connor hat gleich einen weiteren Job für die Howling Shadows: Sie sollen eine Gang aus einem Depot vertreiben. Da es sich laut Sionn um eine dissonante Gang handelt, nimmt man den Job sofort an. Shane bittet Snowcat, nicht mit in die MCZ zu gehen. Snowcat willigt ein, während der Runs im Pub zu warten. Als man mit beinahe allen Howling Shadows in den Pub zurückkehrt, ist Kyle O’Farrel, der Consiglieri der O’Rileys und ein alter Bekannter von Snowcat, anwesend. Er hat eine Einladung zum Essen beim Don für Snowcat dabei. Früh am Morgen des nächsten Tages kehren Snowcat und alle Howling Shadows lebend nach Snow Haven zurück. Alba geht in dieser Nacht auf ihren ersten richtigen Run und muss das Erlebte im Anschluss verarbeiten. Zudem hat Snow Haven nun vier weitere Bewohnerinnen, Studenten, die man aus dem Simmons College aufgenommen hat.

In den frühen Morgenstunden des Tages findet ein Debriefing mit den O’Nialls und Doc statt. Snowcat beschließt, Dr. Brain und Dr. Volt aus der MCZ auf eigene Kosten zu unterstützen. Nachdem man sich ausgeruht hat, findet am Abend eine Party statt, auf der das Leben an sich und Albas erster Kampfeinsatz gefeiert werden. Nach dem Musizieren gibt es plötzlich Applaus. Der Geist Squire Asher Benjamin Clay stellt sich vor. Er lebt schon lange in der Academy. Snowcat macht mit ihm einen Handel und erhält ein Spirit Mark. In einem Gespräch über die genauen Modalitäten der Abmachung kommt zufällig ein Geheimnis ans Licht. In der Academy gibt es eine unterirdische Anlage, in der noch Sicherheitsleute wohnen. Die Howling Shadows befreien die Sublevel und beanspruchen sie ab nun für sich. Man bekommt heraus, dass die Schüler der Academy auf Technomancer-Potenzial untersucht worden sind. Am Vormittag des folgenden Tages (Tag 47), führt Snowcat im Zen-Garten ein Gespräch mit Alba. 

Tiernan und Sionn organisieren zwei Food-Trucks, am Abend findet daraufhin eine Pool-Party mit allen Bewohnern von Snow-Haven statt (Tag 48). Liam findet heraus, dass Technomancer aus der Anlage unter Snow Haven in eine NeoNET-Anlage in Blue Hills gebracht worden. Das Team will die Technomancer befreien. Die Anlage und der Weg dorthin werden ausgescoutet. Der Hinweg führt durch die Rox, wo Snowcat Kontakt zu den Ancients sucht, um Drogen von ihnen zu kaufen. Als Bezahlung wollen die Ancients ein Meeting zwischen Lucky Liam und Don O’Riley. Snowcat sagt zu, für das Treffen zu sorgen. Vor der Blue-Hills-Facility entdeckt man zwei Raben, die magische mit jemandem verbunden sind. Die Spur führt zu einem Mann mit dem Namen Kariwase, der dank Grid-Guide mit seinen Tieren im jenem Wald gestrandet ist. Man freundet sich an und nimmt Kariwase und seine tierische Crew mit nach Snow Haven (Tag 51). 

Die Howling Shadows erkunden das Gelände der Blue Hills Facility so weit wie möglich im Voraus. Nachdem Brutus, das Familiar von Dana, die Technomancer auf dem Gelände lokalisiert hat, starten sie die Befreiung (Tag 54). Snowcat nimmt diesmal nur aus der Entfernung an der Aktion teil, ist aber durch Mindnet via ritueller Hexerei mit allen verbunden. Sie dirigiert das große Team quasi mit ihrem Geist. Mit viel Gestaltwandlungsmagie gelingt es die Technomancer und eine mit ihnen befreundete Wissenschaftlerin zu befreien. Sionn und Sinister gehen in das automatisierte Lager, um saubere Nanitenflüssigkeit zu besorgen. Als Sionn wertvolle Commlinks und ein Fairlight Paladin Cyberdeck entdeckt, lässt er drei Pakete zu Sinister liefern und trägt Liams Firma, beziehungsweise Alba, als Besitzer ein. Das Zweierteam wird während dieser Arbeit entdeckt und löst Alarm aus. Snowcat lässt die fest eingeplante Ablenkung starten. Man kann mit der Beute entkommen. Die Ablenkung hat Shambler angelockt, die das Außenteam zu überrennen drohen. Im Nahkampf bekommen sowohl Fang, als auch Fierce Shambler-Blut ab. Bei Fierce ist die Blutmenge erheblich größer. Zurück in Snow Haven diagnostiziert Teamarzt Mash bei Fierce eine Infektion mit Boston-CFD. 

Um kein Shambler werden zu müssen, bittet Fierce Mash, sie stattdessen mit HMHVV zu infizieren. Sie hat die Hoffnung, dass der Virus schneller als die Naniten sind. Nach einigem Überlegen willigt Mash ein. Der Plan funktioniert, Fierce wird infiziert und fällt ins Koma. Liam besteht darauf, dass Fang nun eine Lebensschuld für Fierce leisten muss, die er in Form von, vorzugsweise alkoholisiertem Blut, ableisten kann. Es ist klar, dass Fierce Essenz und Blut brauchen wird, wenn sie wieder aufwacht. Essenz-Nahrung soll besorgt werden. Man weiht die unwissenden Alba, Dana, Dave und Tango in das Vampir-Geheimnis ein, nachdem sie eine Verschwiegenheitserklärung unterschrieben haben. Danach kommt zu einem Disput mit Dana bezüglich der Opferwahl. Schließlich einigt man sich auf die Sicherheitsmänner in der Wolverine-Station, von der man vor einem Monat die Limousinen stahl und Metamenschen befreite. Dana besteht darauf, dass die Metamenschen die Wahl haben sollen, freiwillig Essen abzugeben oder zu sterben. Ein kleines Team zieht los. Beider Station stellt man fest, dass sie dort weiter Metamenschen gefangen halten, missbrauchen und foltern und dann weiter geben. Mit aller Macht nimmt das Team die Station ein, befreit die Metamenschen und nimmt die Gardisten, sowie die Flaming Swords, die zu Abholung kommen, gefangen (Tag 55).

Gleich am nächsten Tag feiert man die Genesung von Fierce. Nebenbei beschließt man auf der Party, dass es für Alba Zeit ist, sich einen Runnernamen zuzulegen (Tag 56). Man organisiert Tattoo-Equipment und künstliches Haar - und Alba wird zu Phoenix, was man mit einer erneuten Party feiert (Tag 57). Am Abend darauf gehen Phoenix, Vampir Fierce, Eden und Mash in den Club „Black Death“. Hier soll eine Spur für den White Rabbit gelegt und nach neuen Talenten für Snow Haven gesucht werden. Unter der Beobachtung durch Snowcat und einige andere auf einem Dach in der Nähe verhält sich das kleine Team absichtlich auffällig. Außerdem rekrutiert man in dieser Nacht eine Gruppe aus fünf magisch aktiven jungen Männern, die sich Five-by-Five nennen (Tag 58).

Die nächsten Tage verbringen Snowcat und die Howling Shadows damit, das von Chain als Bezahlung verlangte Treffen zwischen Don O’Riley und Lucky Liam von den Ancients zu arrangieren. Ein brisanter Fakt: Besagter Lucky Liam führt eine On-Off-Beziehung mit der ältesten Tochter des Dons. Snowcat trifft sich mit dem Don, fährt zu den Ancients (Tag 60) und muss am nächsten Tag wiederkommen, wo sie Chain eine Lektion erteilt. Beim ersten Treffen mit Lucky Liam ist dieser freundlich und fordernd (Tag 61). Nach einigem Hin und Her kommt das Treffen der beiden Alphamänner schließlich im Avalon zustande. Die beiden Elfen können sich - dank Snowcats Einfluss - letztendlich einigen (Tag 66). 

Neben anderen täglichen Jobs stößt das Team bei der Untersuchung einer Forschungsanlage der Firma Carrigan Cognition Development, einer Tochterfirma von EVO, auf ein weiteres CFD-Phänomen, das es Hivemind tauft. Alle Infizierten scheinen sogenannte Headcases zu sein, die sich von den bisherigen Fällen unterscheiden. Sie arbeiten wie Insekten eines Staates zusammen und haben ihre metamenschlichen Fähigkeiten und ihr Wissen behalten. Der Hivemind forscht daran, alle Shambler zu heilen und sie so zu welchen von ihnen zu machen. Das Team entdeckt zudem eine Verbindung zu den EVO-Trockendocks, wo aktuell drei Kriegsschiffe der Evo-Marines liegen. Bei der Untersuchung der Anlage werden 15 nicht infizierte Metamenschen befreit und nach Snow Haven gebracht (Tag 69). In einem langen Team-Meeting beschließt man, dass der Hivemind ausgeschaltet werden muss, da er eine Bedrohung für die Sechste Welt darstellen kann. Vorher möchte das Team Boston nicht verlassen (Tag 70). Am nächsten Tag zeigt sich etwas Team-Internes. Fang und Phoenix haben sich ineinander verliebt. Phoenix braucht nun einen neuen Mentor. Zunächst lehnt Sionn Fangs Anfrage ab, sagt aber nach einer Bitte durch Snowcat zu, die Aufgabe zu übernehmen (Tag 71). Bei einem erneuten Besuch bei den Ancients wird das Team wie ein hoher Besuch empfangen. Lucky Liam unterzeichnet einen von Foggy ausgestellten Vertrag. Ein Ancient kommt für eine Art Gehalt und Publicity zu SatHS. Die Wahl von Lucky Liam fällt auf Dawante (Tag 73). Am nächsten Tag zieht Phoenix zu Fang und wohnt somit auch ‚beim Clan‘. Abends gibt es wieder eine Party, um Dawante zu begrüßen (Tag 74).

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 31.08. und 19.10.18 erspielt. Neben mir und dem GM, waren am 1. Termin die Spieler von Phoenix und Medaron anwesend. Am 2. Termin waren alle Spieler der aktuellen Gruppe anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere und Marks findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

6. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

7. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

8. KE, kurz für Knight Errant, ein Sicherheitskonzern und Tochter von Ares Marcotechnologies.

9. Teilweise stehen Dialoge in diesen « » Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in < > schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

10. „AveRage“ hat seine Drohnen-Kamera-Einheiten, die je aus drei CU^3 bestehen, nach berühmten Kameramännern benannt.

11. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

12. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

13. Phoenix wird von der Spielerin T. geführt. Sie ist neu in der Gruppe und ein RPG-Frischling. Phoenix stieß als Reporterin Alba zum Team. 

14. NPC, der in Boston gerettet wurde und für den Verlauf der Geschichte keine wichtige Rolle spielt. Max und Caroline sind eine Hommage an die Serie: Two Broke Girls.

15. Nach dem Tod von Columbo übernimmt Spieler I. die Charakterführung von Dana, die ursprünglich als NPC gedacht war.

16. Die Gesichter von Liam und Sionn sind in der Trideoserie nicht zu erkennen. Beide tragen stets Halsbänder, die dafür sorgen, dass Kameras ihre Gesichter nur verpixelt aufnehmen. Liam wird in der Serie als Sapper geführt, Sionn als Anarchy. Wir gehen in den SatHS-Texten im CatPoint nicht auf die veränderten Namen ein, um nicht alles zu verkomplizieren.

17. Bei dem Charakter handelt es sich um einen Runner, den die Howling Shadows in Boston getroffen und mit nach Snow Haven genommen haben. Diese Charaktere werden vom GM oder von einem anwesenden Spieler geführt. Je nachdem, wer gerade Zeit zum Würfeln hat oder einen solchen Charakter ausprobieren mag.

18. Medaron wird vom Spieler M2 geführt. Auch M2 ist ein RPG-Frischling. 

19. Song ausgesucht vom Spieler des neuen/befragten Charakter.

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK].

POSTET BY SNOWCAT

[Song 1: Megan Davies - See You Again, Love Me Like You Do, Sugar3] Der Himmel am Horizont färbte sich rosa. Die Sterne über Chateau d'If verblassten allmählich. Ein neuer Tag brach an. 

Ich seufzte leise und legte meinen Kopf auf Harlequins Brust. 

Er strich mir übers Haar. 

Ich sah zu ihm auf und flüsterte: „Für mich ist es Zeit zu gehen, Liebster! - Küss mich zum Abschied!“

Er lächelte fein und hob mein Kinn. Das Licht der aufgehenden Sonne färbte sein Haar feuerrot. Er küsste mich. 

Wir küssten uns …

❄️

Sein wundervoller Geschmack hing noch auf meinen Lippen, als ich die Augen aufschlug.

Die ersten Sonnenstrahlen drangen bereits durch die Vorhänge. Es war Zeit, aufzustehen. 

Ich reckte mich genüsslich, stand auf, zog meinen Schatzbeutel und die Fubuki unter den Kopfkissen hervor, verstaute erstes in meinem Rucksack und legte zweitere mitsamt Holster darauf. Dann trat ich zum Vorhang und öffnete ihn weit. Ein paar Wolken zeigten sich am Himmel. Heute würde ein angenehmer Tag in Snow Haven werden, jedenfalls, was das Wetter anging.

Das Kätzchen strich schnurrend um meine Beine.

Ich beugte mich hinunter, um es zu kraulen. „Na, hast du Hunger?“

„Miauz.“

Ich ging an meinen Vorratsschrank, nahm die Schachtel mit Katzenleckerlis heraus und schüttelte sie. Sie war fast leer. Ich kippte die wenigen Bröckchen in die kleine Schale. „Sorry, ich habe noch keine neuen organisiert.“

Das Kätzchen mauzte ein weiteres Mal und begann dann zu fressen. Ich streichelte ihm über den Rücken. „Ich bringe dir nachher noch was vom Buffet mit!“, versprach ich.

Das Kätzchen schnurrte. 

Ich tänzelte ins Bad, putzte mir die Zähne und wusch mein Gesicht. Das war mehr dem Ritual geschuldet als der Sauberkeit. Ein Healthy-Glow-Zauber würde das mit der Reinheit gleich viel gründlicher erledigen. Manchmal gönnte ich mir dennoch eine Dusche, für das gute Gefühl. Heute brauchte ich das ganz und gar nicht. 

Ich fühlte mich ausgesprochen beschwingt. Die Erinnerung an die vergangene Nacht wärmte mein Herz und ließ meine Wangen erröten.

Ein wenig Konzentration, eine zarte Geste meiner Hand, eine Drehung, und schon hatte die Magie die stundenlange Arbeit eines Schönheitssalons erledigt. Ich legte nur noch Parfum auf. So war ich auch noch vom Sommer geküsst.

Es klingelte.

Ich lief im Babydoll zur Tür und griff im Vorbeigehen mehr intuitiv nach meiner Waffe auf dem Rucksack. Sollte jemand etwas Arges im Schilde führen und es unbemerkt bis an meine Wohnungstür schaffen, er würde mit Sicherheit nicht klingeln. Dennoch warf ich einen Blick auf das Display des Spions. 

Tiernan, umringt von Sionn, Liam, Fierce, Phoenix und Shark Finn, stand, beladen mit einem Tablett, vor der Tür. 

Selbstverständlich öffnete ich.

„Welch schöne Überraschung. Guten Morgen!“, grüßte ich fröhlich.

Es wurde allgemein grinsend zurück gegrüßt. Einzig Liam lächelte nur. Dafür registrierte er die Fubuki, die ich schnell noch auf dem Beistelltisch abgelegt hatte, mit einem wohlwollenden Blick.

„Kommt doch rein!“, bat ich und trat zur Seite.

Sionn machte bereits einen Schritt, doch Shark Finn hielt ihn an den Schultern fest.

„Nee, wir wollten dir nur einen kleinen Vor-Brunch vorbeibringen!“, erklärte Tiernan.

Ich betrachtete das Tablett. Eine Tasse Milchkaffee, ein Scone und etwas Rechteckiges, was sie in Geschenkpapier gepackt und mit einer Schleife versehen hatten.

„Habe ich Geburtstag?“, fragte ich. 

„Nee!“, meinte Fierce, die etwas weiter hinten im Flur stand, um auf keinen Fall Gefahr zu laufen, mit dem Sonnenlicht in Kontakt zu kommen. „Also nicht, dass wir wüssten. Das ist nur so. Von uns, als Geschenk für unsere Prinzessin! Also für dich!“

„Oh, wie wunderbar. Vielen Dank!“, sagte ich strahlend und nahm Tiernan das Tablett ab. „Wartet kurz!“, meinte ich schnell, bevor sie sich alle verkrümelten.

Ich lagerte das Tablett auf einem kleinen Tisch zwischen. 

Alle warteten brav.

„Ich möchte wenigstens jeden von euch zum Dank umarmen!“, erklärte ich.

Natürlich wusste ich noch nicht, was sich unter dem Papier verbarg, aber ich freute mich schon jetzt, da konnte ich sie auch gleich umarmen. 

Was heißt ich konnte, ich musste einfach.

„Fröhlichen Jahrestag!“, meinte Liam auf Irisch, als er mit der Umarmung an der Reihe war.

Ich lächelte überrascht. „Danke! Waffenmeister!“, sagte ich ebenfalls im irischen Gälisch. 

Heute vor vier Jahren war ich zum Ehrenmitglied bei Assets geworden, Liam war bei meiner feierlichen Aufnahme dabei gewesen. Damals war auch Blackstone bei Assets aufgenommen worden. Der Gedanke an meinen lieben Freund schmerzte kaum mehr. Heute sowieso nicht. Natürlich vermisste ich ihn, doch heute überwogen die schönen Erinnerungen an Fivestein.

„Was haben sie gesagt?“, fragte Phoenix neugierig.

Sionn wiederholte die gälischen Sätze.

„Das nützt mir nix. Ich spreche die Sprache nicht“, erklärte Phoenix daraufhin.

„Ich weiß!“, bestätigte Sionn. „Lass dir einfach eine Lösung für dein Problem einfallen.“ 

„Bis gleich zum Brunch!“, sagte Tiernan unterdessen zu mir.

„Und ich sage schon mal gute Nacht!“, meinte Fierce etwas schüchtern. 

„Bis später, schlaf gut, Walküre Fierce!“

Die schöne Orkin grinste erfreut.

❄️

Ich setzte mich an den Tresen der Küchenzeile, genoss Scone und Kaffee und übte mich in Geduld, was das Geschenk anging. 

Ich bekam gerne Geschenke. 

Geschenke außer der Reihe hatte ich in meinem Leben nicht sonderlich oft bekommen. 

Ich lachte leise. Ich sollte mir zu Weihnachten wohl eine Tränenvase wünschen. 

Ich überlegte, was in dem Päckchen sein konnte. Da es ein Geschenk vom Clan war, würde es sich wahrscheinlich um ein nützliches Accessoire oder gar eine Waffe handeln. Welche Art von Waffe wohl in so ein Päckchen passte?

Nachdem ich den letzten Krümel Scone verputzt hatte, hielt ich es nicht mehr aus und öffnete das Geschenk vorsichtig. Meine linke Ohrspitze zuckte vor Neugier und Aufregung.

Dann weiteten sich meine Augen vor Überraschung. 

Damit hätte ich nie und nimmer gerechnet!

In dem Päckchen war Schmuck. 

Wunderschöner, echter, wertvoller, von Tiernan gefertigter Schmuck.

Ein Armband aus über 130 Spinellen in verschiedenen Rot- und Rosatönen, akzentuiert durch einige Diamanten. Alle Steine waren an einem elastischen Band aus Rosé-Gold aufgereiht [BILD].  

Dazu gab es ein Paar entzückender Ohrringe aus rosa Saphiren, winzigen Diamanten und Granat, die zu grazilen Rosenblüten zusammengesetzt und geformt waren [BILD]. 

Ich strich zart mit den Fingern darüber. Allein der Materialwert musste mehrere 10.000 Nu¥ betragen. War das die Erklärung für die Abwesenheit der O’Nialls vor zwei Nächten? Hatten sie tatsächlich irgendwo Juwelen besorgt?

Ich konnte es kaum glauben. - Was ich ja auch nicht musste. Ich konnte in den nächsten Tage Phoenix oder Fierce zu dieser Nacht befragen. Dann würde ich es wissen, wenn ich denn wollte. 

Ich legte den Schmuck an, machte Bilder davon und adressierte sie an Moxi. 

Gestern erst hatte meine Freundin mir einen ganzen Ordner voller Bilder von der grandiosen Kleidung zukommen lassen, die sie in den letzten Wochen für mich geshopped hatte. Mein Kleiderschrank war modisch auf dem neusten Stand, und ich würde bei meiner Rückkehr viel anzuprobieren haben. Das beste an den Sachen war, dass Moxi nicht einen Cent dafür bezahlte. Jedes Label überließ ihr die Outfits für mich gratis. Obwohl ich gar nicht zu Hause war. Moxi musste einfach nur versprechen, die Teile über meinen PiTo-Account zu posten und das großzügige Geschenk ausreichend loben. 

Da wir vor ein paar Tagen auf Ehrans Anwesen gewesen waren, um mein Motorrad, etwas Herbst- und Winterkleidung und meine über alles geliebten Parfums aus der Season-Kiss-Reihe zu holen, konnte ich mich sogleich in entzückende Dessous werfen, die zum Schmuck passten.

So angezogen tanzte ich eine Weile durch die Wohnung.

Was für ein wunderschöner Tag!  

Den Schmuck würde ich so schnell nicht ablegen.

Damit war klar, dass ich nachher beim Motorradfahrtraining nicht nur die schönste, sondern auch die am besten gekleidete Person sein würde.  

❄️❄️

[Song 2: One OK Rock - Clock Strikes3] Shotens Castle, ein neuer Club am nächtlichen Boston-Lockdown-Himmel, lag auf einem Fabrikgelände in der Rox, und zwar in relativ schlechter Lage. 

Dennoch war die Gegend voll von bunten AR-Signalen, helle Lichter strahlten, Werbung plärrte überall, Musik erklang und selbst der Himmel war via AR erleuchtet, als wir uns am Abend des 29. August 2076 näherten. 

Shoten ist der Name des japanischen Gotts des Glücksspiels und der Geishas, ein zwielichtiger Geselle, dessen Gesinnung zu einem Szeneclub hervorragend passt. 

Bei dem auditiven und visuellen ‚Lärm‘, der hier gemacht wurde, konnte ich nur hoffen, dass das Glück dem Castle treu blieb und es nicht irgendwann von Shamblern überrannt wurde. 

Ganz so war es natürlich nicht. Wie wir schon zuvor festgestellt hatten, gab es in der Rox kaum Shambler. 

Erstens hatte sich der irisierende Drache nicht über der Rox blicken lassen, und zweitens war die Rox eben die Rox. Die Bewohner hier wussten auch mit Shamblern umzugehen. Dennoch ließ sich die Sicherheit eines solchen Club-Geländes nur mit ausreichend Manpower bewerkstelligen, die hier offenbar vorhanden war.

Die Zäune des Geländes waren verstärkt und abgestützt, um auch einem Massenandrang standhalten zu können. An den einzigen beiden Zugangsstraßen standen schwer bewaffnete und gerüstete Asiaten. Dunkle Panzerjacken oder Mäntel und schwere Stiefel sowie ein breiter Nacken und ein grimmiger Blick gehörten hier zur Standardausstattung der Sicherheitsmänner. Ebenso wie Sturmgewehre, Katanas und MPs, und zwar in dieser Reihenfolge. Allein am Eingang standen je sieben dieser gestandenen Männer. Diverse liefen auf dem Gelände in Fünfergruppen Patrouille. Einige trugen MCT-Jacken. 

Jeder, der rein wollte, egal ob zu Fuß oder in einem Fahrzeug, musste kurz anhalten, wurde aber nicht kontrolliert. Jedenfalls nicht offensichtlich. 

YAKUZA stand in rotgüldenen Lettern über dem Eingang zu lesen. -  Selbstverständlich nicht wortwörtlich. Aber das Etablissement schrie geradezu nach Yakuza. Normalerweise spielten die Yakuza in Boston so gut wie keine Rolle. Allerdings war in Boston nichts mehr normal. 

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Ich stand auf dem Dach eines vierstöckigen Gebäudes und betrachtete das rege Geschehen dort unten mit einigem Abstand. Liam war bei mir. Ich würde heute nicht zu denen gehören, die den Nachtclub erkundeten. 

Diese Aufgabe oblag Sionn, Tiernan und Phoenix, die sich den Nachtclub nicht nur ansehen, sondern gleich noch eine Spur für den White Rabbit legen sollten. Er hatte mit dem Team, das seine Gang ausgelöscht hatte, immer noch ein Hühnchen zu rupfen. Darum würde er auf sie anspringen, besonders, wenn sie in einer nicht allzu großen Gruppe unterwegs waren - hofften wir. Wir wollten ihn durch Präsenz in kleinen Gruppen zu einem vorzeitigen Angriff verleiten, bevor er Snow Haven von alleine fand. Er suchte uns ja schon. Wir gingen zudem davon aus, dass er Zugang zu Pax besaß. 

Pax - sie würde inzwischen wissen, dass wir sie betrogen hatten. Pax war lange im Geschäft. So bestand die Möglichkeit, dass einige unserer Namen ihr etwas sagten und sie ahnte, mit wem sie es zu tun hatte. Es war besser, wir fanden sie, bevor sie uns fand. Nur wollten wir eben nicht zu offensichtlich nach ihr suchen, um sie nicht unnötig aufzuschrecken. Dafür käme uns der White Rabbit gerade recht.

Weitere Silent Shadows für Snow Haven zu finden stand für heute Abend ebenfalls auf der Agenda des kleinen Teams. Es gab immer noch nicht genug Personen, die Snow Haven schützen würden, wenn wir abgereist waren.

Also kein Tanzabend für mich. Ich beschwerte mich nicht. Liam und ich waren auf Motorrädern gekommen. Meinen Rosen-Catsuit hatte ich von weiß auf dunkelgrau gestellt, und ich hatte wie versprochen mein Haar zusammengebunden, versteckt und zudem während der Fahrt einen Helm getragen. Ein geringer Preis dafür, mal ordentlich Gas geben zu können.

Meine ehemals eisweiße und nun schwarze Blitzen hatte geschnurrt wie ein Kätzchen, nachdem ich sie aus der Untätigkeit in der Garage von Meister Ehran befreit hatte.

Shark Finn und Fang würden einfach im geparkten SUV warten und dem Team als schnelle Unterstützung für den Notfall zur Verfügung stehen.

Die lokale Matrix zeigte volle Power, und so waren wir heute mal wieder durch ein Teamnetzwerk via Commlink verbunden und hatten auf den Mindnet-Zauber verzichtet. Selbstverständlich hatte jeder von uns als Reserve einen Microtransceiver dabei, nebst subvokalem Mikrofon und winzigen Ohrstöpsel-Lautsprechern.

«Haltet die Augen schön offen und habt viel Spaß!»9, sagte ich im charmanten Ton an. Dann öffnete ich via AR drei Fenster, in die ich die einzelnen Kamerafeeds zog und so positionierte, dass ich sie gut sehen konnte. 

Das Shotens Castle besaß einen eigenen Host, und sich dort mit seinem Commlink anzumelden war Pflicht. Eine hübsche Geisha begrüßte die Neuankömmlinge mit freundlicher Stimme. Sie wünschte einen angenehmen Aufenthalt. 20 Nu¥ wurden abgebucht, und schon hatte man Zugang zur Werbung und sämtlichen Hinweisen, die der Club zu bieten hatte.

«Hier sind gut 2000 Gäste angemeldet», erklärte Sionn und sandte uns das Inhaltsverzeichnis, auf dem die verschiedenen Bereiche eingetragen waren. 

Gleich eine ganze Etage war dem Spielcasino vorbehalten. Es gab AR-Games, Mahjong, Poker, Black Jack und alles, was das Spielerherz sonst noch so begehrte. Ein Gebiet mit exklusiven Runden und höheren Einsätzen war für die VIPs reserviert. Insgesamt zehn Tanzflächen lockten drinnen und draußen. Draußen gab es Metal, Trog Rock und Trash Metal. Drinnen spielten Livebands und die DJs legten Techno und Pop-Hits auf. Zur Musikrichtung passend servierten leichtbekleidete Mädchen auf Roller Blades die via AR bestellten Getränke. Bunte Schaumbäder und die in Asien so beliebten Hindernisparcours, bei denen man versuchen konnte, die Läufer mit gigantischen Wattestäbchen in irgendwelche Flüssigkeiten zu schubsen, rundeten das Bild eines japanischen Vergnügungsclubs ab. Einen 'Massagebereich' gab es selbstverständlich auch. Und dann waren da noch die Rennstrecken hinten auf dem Gelände. Auf die Viertelmeilenrennen konnte man wetten und so Haus und Hof sowie sein Auto verlieren. Oder gewinnen - je nachdem.

Ein Rundumblick meiner drei Protagonisten ergab, dass es sowohl einen Trupp Ancients, einige Bane Shidhe und diverse Hellrider ins Shoten Castle verschlagen hatte. Alle parkten weit auseinander, damit sie sich nicht begegnen mussten, wenn sie zu ihren Fahrzeugen wollten. 

«Haltet euch von den Ancients fern!», sagte ich im bestimmten Ton an. 

Die Bestätigung klang ziemlich verhalten.

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Ich sah Liam skeptisch an. „Haben die uns gerade ausgeschlossen?“ 

Wir bekamen seit einer Minute ein offizielles Begrüßungsvideo gezeigt. Die Kamera-Feeds der drei filmten je stur in eine Richtung. 

Wir bekamen irgendwelche Bilder zu sehen und zwar ohne Ton.

Liam zuckte mit den Schultern. „Ich würde es eher festgestellt nennen. Anarchie und Chaos eben.“

Nach gut 5 Minuten waren wir dann erst wieder live dabei. 

«Ihr glaubt nicht, was wir hier entdeckt haben», begann Phoenix sofort und spielte uns Fotos ein. 

Bilder von Red Velvet, Sinister und Eden, die in einer ‚löchrigen‘ Version ihrer Outfits aus Staffel 2 umherliefen. 

«Das sind vermutlich Bunraku», erklärte ich. 

«Von dir gibt es keine Sexpuppen, Prinzessin», meinte Sionn sofort. «Ich habe das eben gescheckt. Die anderen drei SatHS stehen neben weiteren Berühmtheiten auf einer Liste. Neben Nadja Daviar oder Orxanne, um zwei Beispiele zu nennen. Die kann man alle für eine Massage buchen oder aber einfach kennenlernen.»

Wie gut, dass sie von mir keine Kopie hatten. Sonst hätte ich den Laden vielleicht schließen müssen. So nahm ich es als Respektsbekundung. In Wahrheit würde es wohl eher daran liegen, dass man meinen Glanz nun mal nicht kopieren konnte. Keine Kopie zu haben war besser als eine schlechte Kopie. Schlechte Kopien zerstörten die Illusion, die anderen seien echt. 

Liam warf mir einen bedeutungsvollen Blick zu. Er hatte recht, es war gut, dass ich als Original nicht dort unten war. Obwohl es wahrscheinlich lustig gewesen wäre, wenn man mich ständig angesprochen und eingeladen hätte, in dem Glauben, man könne mich mieten. Jedenfalls für eine kurze Weile lustig. 

«Ich dachte für einen Moment, das wäre Sinister», meinte Phoenix. Die Verblüffung war ihrer Stimme immer noch anzuhören. 

Unsere drei schlugen sich bis zur nächstgelegenen Bar durch. Sionn tauchte kurz in die Matrix ab und kam bald darauf mit drei VIP-Pässen zurück. Ab da hatten sie nicht nur ein unbegrenztes Spiellimit, sondern auch kostenlose Getränke zu ihrer Verfügung. 

Nachdem sie drei Bier bestellt und Sionn seines in einem Zug ausgetrunken hatte, verschwand der Elf erst mal auf einer Tanzfläche. Dort freundete Sionn sich innerhalb von Minuten mit einer Gruppe von jungen Frauen, drei Orks und einem Mensch in College-Jacken in neonpink, an. Er gab ihnen Pink Ladies aus und ging dann mit einer Orkin, Delia, tanzen. 

Beim Smalltalk erfuhr er, dass der Club vor ungefähr drei Wochen aufgemacht hatte. Das Gelände galt als neutrales Gebiet, dennoch kam es hier des Öfteren zu Schlägereien zwischen Gangs. Die Clubleitung nutzte das und nahm Wetten über den Ausgang an. Erst, wenn Schusswaffen ins Spiel kamen, schaltete sich die Sicherheit des Shoten Castle ein. Auftauchende Shambler wurden laut der Orkin eingefangen, ausgeschaltet und weggebracht. Delias Angebot, sich noch ein Zimmer zu mieten, verschob Sionn auf später. Dann verabschiedete er sich elegant.

Das konnte er wirklich gut.

«Können wir jetzt endlich weitergehen?“, fragte Phoenix ziemlich genervt.

«Was soll der Ton? Ich habe Informationen besorgt. Und was du in der Zwischenzeit gemacht?»

Phoenix verkniff sich eine Antwort. 

Die drei bewegten sich in Richtung der Rennbahn.

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Das erste was ihnen - beziehungsweise uns - ins Auge fiel, war eine stark verdrahtete Zwergin, die unbedingt gegen jemanden ein Rennen fahren wollte. Sie wurde jedoch von allen abgelehnt.

Eigentlich wollte Sionn sich schon nach der Zwergin umhören, als ihm eine Gruppe von fünf Menschen auffiel, die sich offenbar nach jemandem umsahen. Sie verschwanden nach einer Weile in Richtung der Spielhalle. 

Dem Auftreten nach würde ich sie der Mafia zuordnen. 

Dann bemerkte Phoenix drei Trolle in Hellrider-Kluft, die ebenfalls jemanden suchten. Sionn wies Phoenix an, die Commlinks der Trolle zu hacken, herauszufinden, wen sie suchten, und zudem die Mikros ihrer Commlinks einzuschalten.

Es dauerte nicht lange, dann meldete Phoenix sich. «Sie suchen einen Elfen. Mit tollen blauen Augen und Glatze.»

«Sie haben gesagt, dass der Elf tolle blaue Augen hat?», fragte Tiernan nach.

«Nein. Das habe nur ich gesagt. Ich habe das dem Bild entnommen.» Phoenix verteilte das Bild via Teamnetzwerk. 

Stimmt, der Elf hatte tolle blaue Augen. Genau genommen waren sie sogar eisblau. An meinen Farbton reichten sie nicht ganz heran, aber sie waren immerhin beeindruckend genug, um auffällig zu sein. Ich hätte den Typ wahrscheinlich sogar für einen sehr attraktiven Elfen gehalten, wenn Dawante in den letzten Tagen die Latte nicht so hoch gelegt hätte. So war der Elf auf diesem Bild nur gutaussehend.

[Song 3: Blind Ivy - Godless3,19] Die Trolle sahen tatsächlich jeden Elf an und verglichen das Bild mit der Person. „Lak. - Die seh’n alle gleich aus“, beschwerte sich einer der Trolle.

„Find ich auch!“, bestätigte der nächste.

Offenbar konnten sie Elfen wirklich nicht unterscheiden. Egal, wie anders ein Elf aussah, sie verglichen ihm mit dem Bild. Nur wenn sie auch weibliche Elfen gecheckt hätten hätte es schlimmer sein können. 

„Aber der hat viel mehr Haare!“, meinte der dritte Troll nun.

„Ja, aba die kann er sich doch hab’n abschneiden lassen!“, gab der Zweite zu bedenken. 

Die Intention war natürlich nicht völlig falsch. 

„Wat machen wir denn da?“, wollte der Erste nun wissen.

„Wir stupsen einfach jeden Elfen an. Dann finden wir den schon.“

Während die Trolle noch redeten, fand Phoenix denjenigen, den sie suchten.

Nahe der Ziellinie für die Viertelmeileneennen stand ein knapp zwei Meter großer Elf mit Glatze. Die Glatze hätte man vielleicht von Weitem sehen können, hätte er nicht allein gestanden und wäre er nicht so geschickt in den Schatten verborgen gewesen. Gekleidet war der Elf in eine matte, schwarze Lederkombi, passende Stiefel und ein eng anliegendes, weißes T-Shirt. 

Phoenix war hin und weg von dem Elfen. «Lasst uns ihn warnen», wünschte sie.

«Warum denn das?», wollte Fang aus dem SUV heraus wissen. «Weil er keine Haare hat oder wegen der Augen?»

«Einfach nur so. Er sieht nett aus, und vielleicht kann er ja mehr als sich in die Schatten drücken», meinte sie.

Fang schnaufte.

«Auf jeden Fall kann er sich jede Menge Ärger einhandeln», erklärte Sionn. «Die Typen in Anzügen suchen nämlich genau ihn. Du hattest übrigens den richtigen Riecher, Snowcat, sie sind von der Mafia. Leider haben sie nicht notiert, warum sie ihn finden wollen. Liest sich aber nicht wirklich dringlich.»

«Dann lasst uns ihn erst recht warnen», wollte Phoenix.

Liam lachte. «Mit sämtlichen Gruppen Ärger, aber die Frauen wollen ihn retten, das kommt mir irgendwie bekannt vor.»

Liam sah zu mir und meinte: „Jetzt mal echt, findest du nicht der Glatzkopf hat optisch Ähnlichkeit mit Sionn? Du kennst dich doch mit metamenschlichen Gesichtern aus.“

„Sicher werde ich erst sein, wenn ich ein bisschen mehr von ihm gesehen habe. Tatsächlich stimmen einige Gesichtsmerkmale überein, wenn man die offensichtlichen Verschiedenheiten wie Augenfarbe und Haar beiseite lässt“, stellte ich fest.

Liam grinste breit. Ich war mir nicht ganz sicher, wie er auf die Idee kam. Doch Liam kannte Sionn ja auch deutlich besser und vor allem länger als ich.

Unsere drei Clubbesucher gingen unterdessen an die Ziellinie, um den Glatzkopf zu warnen.

Seine Augen strahlten, als Phoenix ihn ansprach. Als sie ihn allerdings warnte und ihm offenbarte, dass er gesucht wurde, wurde er skeptisch und großkotzig zugleich. „Ach, tatsächlich? Warum sagt ihr mir das?“, fragte er in selbstbewusstem Ton.

„Weil wir dir helfen wollen!“, antwortete Tiernan.

„Danke, ich brauche keine Hilfe. Ich komme gut alleine klar. Wer seid ihr denn überhaupt?“, wollte er dann wissen.

„Das sind Sionn und Tiernan und ich bin Phoenix. Und wie heißt du?“

„Medaron!“

«Medaron ist Sperethiel und bedeutet Tod», warf ich wahrheitsgemäß ein. Da es relativ unwahrscheinlich war, dass jemand sein Kind ‚Tod‘ nannte, würde es sich wohl um einen Straßennamen handeln. Er besaß eine Datenbuchse. Vielleicht war er ein Rigger?

„Hallo, Medaron!“, meinte Phoenix nun.

„Hallo, Phoenix!“

„Wollen wir vielleicht was trinken gehen?“, fragte Phoenix, nachdem Medaron so einsilbig geantwortet hatte.

Der Elf betrachtete Phoenix noch einmal von oben bis unten, grinste dann und meinte: „Klar, gerne!“

Er wollte bereits den Arm um Phoenix legen, aber Sionn ging dazwischen. „Halt Abstand, Mann!“

„Was? Wieso denn? Bist du ihr Macker oder was? Falls du es nicht bemerkt hast, sie hat mich gefragt, ob wir was trinken wollen“, brauste Medaron auf.

„Stimmt, hat sie“, sagte Sionn kalt. „Aber du ziehst die falschen Schlüsse. Sie meinte mit 'wir' uns alle.“

Medaron sah zu Phoenix. „Echt? Uns alle. Ich will lieber mit dir alleine was trinken gehen.“

Liam lachte. 

„Vergiss es!“, fauchte Tiernan.

Irgendwie schafften sie es dennoch gemeinsam an die Bar.

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„Warum habt ihr mich angesprochen?“, fragte er, als sie ihre Getränke bekommen hatten.

Sionn erwiderte genervt: „Haben wir schon gesagt! Hast du nicht zugehört?“

„Klar habe ich zugehört!“, blaffte Medaron zurück.

„Dachte ich mir!“, bemerkte Sionn.

„Wie, dachtest du dir? Willst du sagen ich bin dumm, oder was?“

Liam lachte abermals.

Sionn schüttelte den Kopf. „Nein. Ich hab nur gesagt, wir haben es schon erklärt.“

Phoenix grätschte ein. „Na, weil wir dich warnen wollten! Du wirst gesucht, gleich von mehreren Gruppen!“

„Ja, dann danke für die Warnung, aber wie kommt ihr darauf?“, hakte Medaron nach.

„Wir haben gesehen, dass drei Trolle mit 'nem Bild von dir auf’m Commlink rumlaufen“, erklärte Phoenix.

Medaron fragte. „Hellrider?“

„Jup“, bestätigte Tiernan.

„Was hast du denn für ein Problem mit denen?“, fragte Sionn nun.

Medaron zuckte mit den Schultern. „Ich habe gar kein Problem mit denen. Aber vielleicht haben die eines mit mir.“

<Was für ein Großmaul>, kam als Textnachricht von Sionn. <Lasst uns den hier sitzen lassen!>

Liam lachte erneut. 

Phoenix schrieb: <Ich find ihn interessant.> Sie fragte in freundlichem Ton: „Hast du denn eine Ahnung, warum sie dich suchen?“

Medaron winkte ab. „Ach, was weiß denn ich? Ich komme viel rum. Ich fahre schnell, da kann sich schon mal jemand überfahren fühlen. - Warum wollt ihr das alles wissen? Was wollt ihr von mir?“

„Na, wir checken dich ab!“, erklärte Phoenix trocken.

„Komm, lass uns was alleine machen? Schick doch die beiden Typen weg!“, wollte Medaron plötzlich.

„Wir haben es dir schon mal gesagt, vergiss es!“, sagte Sionn sofort und verlangte von Phoenix, die Plätze zu tauschen.

„Oh Mann, willst du was von ihr oder was?“, fragte Medaron nun.

Sionns Gesichtsausdruck veränderte sich. „Sie ist eine wunderschöne Frau. Natürlich will ich was von ihr. Aber ich kann mich benehmen.“

„Willst du sagen ich kann mich nicht benehmen?“ 

Sionn verdrehte die Augen. „Na, du triffst eine wunderschöne Frau, und das einzige, was dir einfällt ist: Komm, lass uns was alleine machen? Und dann willst du ständig wissen, was wir von dir wollen. Ist doch klar, dass wir sie nicht mit dir alleine lassen.“

„Ey, ich kenne viele schöne Frauen. Ich kann doch nicht nur wegen irgendeiner schönen Frau meine Vorsicht vergessen“, erklärte Medaron.

Sionn lachte. „Irgendeine schöne Frau? Du hast echt keine Ahnung. Niemand sagt, dass du deine Vorsicht vergessen sollst. Aber das eine schließt das andere nicht aus.“ Sionn zögerte kurz und meinte dann in einem etwas freundlicheren Ton: „Hör mal, wir sitzen hier nur noch, weil die schöne Phoenix dich interessant findet. Es ist, wie sie sagte, wir checken dich ab. Vielleicht bist du wer, den wir brauchen können?“

„Wofür? Wenn ihr einen guten Fahrer sucht, bin ich euer Mann!“, sagte Medaron.

Die Hinweise auf einen Rigger verstärkten sich.

Sionn bestätigte das. <Laut Matrix ist er ein lokal begrenztes Talent>, war in den Informationen zu lesen, die Sionn ausgegraben hatte. <In der Rox gilt er als guter Fahrer. Die Ancients haben versucht, ihn anzuwerben, aber er hat das abgelehnt. Mehrmals. Ärger handelt er sich immer wieder mal ein. Irgendwer sucht ihn immer.>

Mit der Tatsache, dass er nicht zu den Ancients wollte, hatte er bei Sionn und Tiernan Punkte gesammelt. Bei Liam wahrscheinlich auch. Dass die Gang ihn hatte haben wollen, sprach dafür, dass er ein wirklich guter Fahrer war.

„Wir leben hier mit ein paar Leuten. Du könntest zu uns kommen, bei uns leben und dafür auf die Metamenschen bei uns aufpassen“, fasste Phoenix kurz zusammen.

Medaron überlegte. „Ich bin mehr so der Einzelgänger. Allerdings sind die Zeiten schon andere. Was habt ihr denn so zu bieten?“

„Das fragst du überhaupt noch?“ Sionn zeigte in Richtung Tiernan. „Hast du ihn vielleicht schon mal gesehen?“

Medaron schüttelte den Kopf.

„SatHS?“, fragte Phoenix.

Schulterzucken.

„Snowcat and the Howling Shadows?“, fragte Tiernan nach.

Nein, Medaron hatte die Serie noch nie gesehen. Er meinte, für Trideo einfach keine Zeit zu haben. 

Eigentlich war das Gespräch auf einem guten Weg. Phoenix erklärte nun, was es bei uns alles gab und worum es uns ging. Sie erwähnte sogar, dass man bei uns in Quarantäne müsse, um auf CFD getestet zu werden. Sionn drosselte das Tempo, damit es nicht so klang als wären wir völlig verzweifelt und würden Medaron dringend brauchen. Nicht, dass Phoenix unglaublich auf Medaron stand und ihn bei uns haben wollte. Doch sie war gerade verliebt und sie war nun mal mit solcher Begeisterung bei uns, dass man es hören konnte. Tja, und dann kamen sie auf das Thema, dass es gemeinsam sicherer und leichter wäre und dass man Medaron eben auch helfen würde, worauf Medaron erneut betonte, dass er niemanden brauche, der ihm half. Er käme schon mit allem alleine klar.

Sionn fühlte sich nun herausgefordert. <Das werden wir sicher gleich sehen>, erschien als Textnachricht in unseren Displays, gefolgt von einem großen Smiley.

Es dauerte nicht lange, da erschienen die drei Trolle auf der Bildfläche. Und sie wussten genau, wohin sie wollten und hatten Medaron als ihr Ziel ausgemacht. Sie folgten einfach dem Pfeil, der via AR für sie erschienen war. 

Medaron beschloss, sofort das Weite zu suchen. 

Doch sie waren zu dritt, groß und taktisch nicht so ungeschult, wie man hätte vermuten können. 

Sie stellten Medaron.

Die Masse an Gästen machte sofort Platz. 

Medaron sprang auf einen Tisch und zog eine Pistole. „Ganz ruhig, Jungs!“, forderte er.

Der Glatzkopf hatte sich für eine clevere Option entschieden.

Das war Sionn offenbar genug, denn er entschied sich seinerseits zu helfen. Er sprang ebenfalls auf einen Tisch und zog seine Waffe.

Tiernan erkannte, dass die Trolle zwar stoppten, aber zwei Elfen wohl nicht reichen könnten, drei Trolle einzuschüchtern. Also sprang er ebenfalls auf einen Tisch, zog sein Messer und ließ es von Flammen umspielen.

Das reichte den Trollen, um doch abzuhauen.

„Danke für eure Hilfe!“, sagte Medaron.

Was dann wieder Sionn beschwichtigte.

Da die Szene Aufmerksamkeit erregt hatte, bestand die Gefahr, die Mafia auf den Plan gerufen zu haben, also verschwanden die drei Richtung Parkplatz.

Medaron hatte sich offenbar seine Gedanken gemacht. „Wenn euer Angebot noch gilt, dann würde ich gerne mit zu euch!“

Natürlich galt es noch.

„Du hast die Trolle clever verjagt!“, lobte Phoenix.

„Das hat nur meinetwegen geklappt. Mein brennender Dolch war ausschlaggebend!“, verkündete Tiernan stolz.

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[Song 4: KONGOS - Come With Me Now3] Phoenix, Sionn und Tiernan stiegen zu Fang und Shark Finn in den Wagen. Medaron hatte als Rigger selbstverständlich einen eigenen Wagen dabei, mit dem er ihnen hinterherfuhr. 

Liam und ich verließen in gemäßigtem Tempo unser Dach.

„Und, Snowcat, haben sie Ähnlichkeit miteinander? Abgesehen davon, dass sie Elfen sind?“, fragte Liam beiläufig.

„Tatsächlich ja. Ich würde sie zwar nicht gerade für eineiige Zwillinge halten, und es wäre mir auch nicht aufgefallen, wenn du nicht gefragt hättest. Aber ja, eine direkte Verwandtschaft würde ich nicht ausschließen wollen. Soweit man so etwas von der Optik überhaupt beurteilen kann. Hast du etwas bestimmtes im Sinn?“

„Bei der großen Klappe musste ich gleich an Sionn denken“, begann Liam auf dem Weg zu unseren Bikes.

„Sionn ist deutlich charmanter!“, betonte ich.

Liam grinste breit. „Das hat er vorhin auch gesagt!“

Ich lachte leise. „Und Sionn ist erfahrener, sieht besser aus und versteht sich besser auf Frauen!“

Liam lachte ebenfalls. „Ja, das hat er auch alles gesagt. - Aber wenn du jetzt sagst, dass es von den optischen Merkmalen her sein könnte, dann sind sie vielleicht tatsächlich verwandt. Sionn ist schon 'ne Weile unterwegs und kein Kind von Traurigkeit, was Frauen angeht …“

Wir starteten unsere Maschinen und er ließ das so offen stehen. 

Ich hatte die Andeutung sehr wohl verstanden. Ich hoffte für Sionn, dass er nicht Medarons Vater war.

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Während die Wagen die Einfahrt zum Haupteingang von Snow Haven nutzten, um Medaron gleich im Quarantänebereich abzugeben, nahmen Liam und ich den unterirdischen Weg über die Sublevel. 

Bereits von unterwegs aus hatten wir die anderen informiert, dass wir einen Neuzugang mitbrachten.

Ich ließ mir von Sionn einen Kamerafeed geben, um mir ein Urteil von dem Zusammentreffen machen zu können.

Bevor ich mich dem Feed voll widmete, bat ich Tiernan kurz zu mir.

„Was habt ihr denn mit den Ancients gemacht?“, fragte ich ins Blaue.

Tiernans Augen weiteten sich kurz. „Gar nichts. Wir haben uns von ihnen ferngehalten!“

Ich sah ihn ernst an. „Und warum haben wir eine Zeit lang eure Feeds nicht gesehen?“

Tiernan schien erleichtert. „Das weiß ich nicht, da musst du Sionn fragen!“ Er lächelte verlegen.

Ich grinste verspielt. „Gut, dann lass es mich anders formulieren: Was habt ihr in der Zeit gemacht, als wir nicht eure direkten Feeds gesehen haben?“

„Nichts Schlimmes!“, druckste Tiernan. „Nur ein paar Shenanigans!“

„Ihr habt also Blödsinn mit den Ancients angestellt?“, fragte ich nach.

„Nicht mit den Ancients. Du hast gesagt, wir sollen uns fernhalten!“

„Was denn dann?“

Tiernan sah nach unten. „Bei den Bikes.“

„Von den Ancients?“

Tiernan blickte fröhlich auf. „Bei den Bane Shidhe!“ Er stockte kurz und gab dann zu: „Und bei den Ancients, für das Gleichgewicht. War das denn verboten?“

Ich lächelte fein. „Nein, diesmal noch nicht!“

„Wir haben echt nichts gemacht, was unsere Beziehung mit den Ancients gefährdet“, meinte Tiernan aufrichtig. „Ehrlich, wir …“

Ich hob eine Hand, um ihm Einhalt zu gebieten. „Die Details möchte ich gar nicht wissen. - Jetzt geh bitte wieder zu den anderen und sieh, wie sie Medaron aufnehmen.“

„Ist gut!“

Tiernan ging mit leicht hängendem Kopf davon. 

Ich begann erst zu grinsen, als er mich nicht mehr sehen konnte. 

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„ … für Haare hat's nicht gereicht?“, fragte Fang in herausforderndem Ton. 

„So, wie ich Motorrad fahre, braucht man das so“, erwiderte Medaron. 

Fang meinte in gespielter Sorge: „Oh, du fällst oft hin?“

„Nee. Eigentlich nie!“, sagte Medaron ruhig. „Wieso?“

Mash betrat die Szenerie. Auch im Arztkittel sah er verdammt gut aus. „Hallo, ich bin Mash, der Teamarzt“, grüßte er freundlich.

„Ah ja. Du willst mein Blut!“, schlussfolgerte Medaron.

Ein spitzbübisches Grinsen huschte Mash übers Gesicht. „So schnell hat mir das noch niemand angeboten!“

Fang, Phoenix, Sionn und Tiernan lachten.

Liam grinste breit. 

Medaron ließ sich davon nicht beirren. „Wieso? Ihr habt doch gesagt, dass ihr das Blut für den CFD-Test braucht. Wie lange muss ich denn in Quarantäne bleiben, Mash?“

„Im Minimum 16 Stunden!“, erklärte Mash und begann, Blut abzunehmen.

Medaron riss entsetzt die Augen auf. „So lange!“ 

Fang legte den Arm um Phoenix. „Was hast du denn? Was bist du denn so ungeduldig? Die anderen Elfen im Team sind nie so ungeduldig.“

„Vielleicht ist er nur ein Elfenposer!“, vermutete Liam und bat im Anschluss Mash: „Nimm ihm mal noch zwei solche Blutproben ab.“ 

Mash zögerte nur eine winzigen Augenblick und füllte dann kommentarlos zwei weitere Probenbehälter mit Medarons Blut. Der Neuzugang protestierte nicht.

Fierce betrat den Raum. „Blut? Habe ich gerade mein Stichwort gehört?“ Ihr Haar sah tatsächlich aus als wäre es blutrot. 

Medaron meinte zu Fang: „Ich bin nur schnell gelangweilt!“ 

«Fang, sieh dir bitte mal seine Aura an», bat ich via Teamnetzwerk, dem selbstverständlich alle Howling Shadows zugeschaltet waren. 

Es dauerte einen Moment, aber dann erhielt ich die geforderte Informationen in Textform. <Er ist stark verdrahtet, besonders im Kopf, hat keine Krankheiten, ist ungeduldig und die trübe Aussicht auf Langeweile macht sich in ihm breit.>

Fang hatte viel dazugelernt, was das Aurenlesen anging. Sehr gut.

Inzwischen war Sinister zur Gruppe gestoßen. „Du hast recht, Fierce, die Augen sind wirklich nett.“ Fierce nickte. „Ja, aber er hat ein bisschen wenig Haare.“

„Woher weißt du das?“, fragte Liam scharf. 

„Hä?“, kam da von Fierce.  „Ach so. - Er hat ein bisschen wenig Haare auf dem Kopf“, korrigierte sie sich. 

Medaron warf Sinister den einen oder anderen interessierten Blick zu. „Ist bei dir auch was besonders ‚nett‘?“, fragte er. 

Sinister neigte den Kopf leicht. Ihr schwarzes, glänzendes Haar glitt zur Seite. „Lass dich überraschen!“, forderte sie mit einem vielversprechenden Unterton.

„Ja, ich mag Überraschungen!“, erklärte Medaron.

Mr. Tea, wie immer adrett und in einem perfekt sitzenden Anzug, betrat den Raum, „Ich höre, der Neue in unserem Ressort ist gutaussehend? Nun denn, ich bin nicht nur gutaussehend, sondern auch gut angezogen!“ 

„Das stimmt!“, pflichtete AveRage ihm bei, der kurz hinter Mr. Tea hereinkam. „Oh, eine Glatze, das ist immer sehr schwer mit dem Licht.“

«Phoenix, wenn sich jemand nicht mit dem Namen vorstellt, übernimmst du das dann bitte!», soufflierte ich. 

Ein grünes Signal leuchtete bei mir auf.

„Du hast doch selbst 'ne Glatze!“, erkannte Medaron.

Zur Bestätigung stellte Phoenix AveRage und Mr. Tea sogleich namentlich vor.

„Das stimmt, aber die spiegelt nicht so. Die Augen haben wirklich was. Allerdings fehlt was. Haare würden vielleicht helfen?“, überlegte AveRage.

„Find ich nicht“, meinte Phoenix nun.

AveRage überlegte weiter. „Wir haben hier mehrere, die überaus gutaussehend sind. Gerade vor ein paar Tagen kam ein Elf dazu.“

„AveRage ist unser Regisseur!“, erklärte Fierce. 

Im Anschluss kam heraus, dass Medaron SatHS nicht kannte, was allgemein auf Unverständnis traf. Sionn steuerte bei, dass Medaron Sperethiel war und Tod hieß, woraufhin es zur Frage kam, worauf sich der Name bezog. „Den habe ich von meiner Mutter!“, erklärte Medaron mit ausdruckslosen Gesicht. Ich kannte ihn noch nicht gut genug, um zu beurteilen, ob das der Wahrheit entsprach. Sollte es so sein, dann besaß seine Mutter Humor.

„Stammst du aus Boston?“, fragte Sionn geradeheraus. 

Medaron bejahte. 

„Hast du die Augen auch von deiner Mutter?“, wollte Sionn nun wissen.

„So ziemlich!“, erwiderte Medaron ohne Misstrauen.

„Wie alt bist du grob?“, fragte Sionn und klang einigermaßen desinteressiert. 

„25.“

Sinister grinste. „Ein gutes Alter!“

„Wenn deine Mutter ähnlich blaue Augen hat, ist sie eine außergewöhnlich gutaussehende Frau!“, betonte AveRage und fügte einen harmlosen Spruch über sie hinzu.

„AveRage, wenn es um Medaron geht, dann streichst du das Wort Mutter aus deinem Wortschatz!“, verlangte Liam. 

Liams Bemerkung war selbstverständlich der Gefahr geschuldet, dass Sionn Medarons Vater sein könnte, wie die beiden Freunde unterwegs ausdiskutiert hatten. Sionn war an Medaron nämlich ebenfalls etwas bekannt vor gekommen. Er dachte da an eine Frau mit blauen Augen, und gerade war ihm klar geworden, dass er selbst zu einem passenden Zeitraum in Boston gewesen war. Natürlich würde erst ein DNA-Test Gewissheit bringen. Noch konnte das alles reiner Zufall sein. 

Um das Thema zu wechseln, meinte Liam nun: „Wenn du das Speeddating überlebst, Medaron, dann gucken AveRage und du die Serie gemeinsam an!“ 

AveRage nickte. „Ja, aber auf meiner schnellen Geschwindigkeit und nicht auf der lahmen für Medaron!“

„Hast du mich gerade als dumm bezeichnet?“, fragte Medaron scharf.

AveRage schüttelte den Kopf. „Nein. Und wenn deine Mutt …“

Weiter kam er nicht. Liam sagte in seinem ihm eigenen Befehlston: „AveRage, noch mal: Das Wort Mutter streichst du ab sofort aus deinem Wortschatz, wenn es um Medaron geht!“

AveRage nickte.

„Wer ist denn der Konkurrenz-Elf?“, fragte Medaron glücklicherweise neugierig.

Fierce erzählte: „AveRage meinte Dawante. Aber wie ich den kenne, kommt der erst, wenn alle anderen da sind.“

Foggy, der als nächster die Bühne betrat, ging direkt zu Medaron und grüßte: „Hallo, ich bin Foggy! Ich bin hier der Anwalt. Solltest du bleiben wollen, dann bekommst du von mir einen Vertrag. Solltest du nicht lesen können, habe ich auch eine Version in Bildern, die ich dir gerne erläutere.“

„Ich kann lesen!“, sagte unser Neuzugang.

„Umso besser!“, freute Foggy sich.

Auch Eden kam, um Medaron zu sehen. „Ich bin hier die Leiterin der Gruppe Frühsport!“, erklärte sie freundlich grinsend.

Fang beugte sich zu Phoenix und meinte: „Ach ja, musst du morgens eigentlich immer so viel Lärm machen? So mit alle Schränke auf und zu? Kannst du dir nicht abends rauslegen, was du anziehen willst?“

Phoenix grinste keck. „Nein! Woher sollte ich abends wissen, was ich morgens anziehen will!“

Doc, ebenfalls gutaussehend und gut angezogen, erschien mit abschätzendem Blick. Sein Ton machte seine simple Vorstellung zu einer Ansage: „Doc … Holiday!“

Nach einem kurzen Zögern und einem Blick auf sein AR-Display fragte Medaron nach: „Wie der Doc von Wyatt Earp?“

Doc tippte sich an den virtuellen Hut. „Genau!“

Fang schüttelte den Kopf. „Was? Du hast vorher noch nie von SatHS gehört, aber so ein Uralt-Held sagt dir was?“

„Ja, sorry, ich hab halt keine Zeit für Trideo, aber ich war mal auf einer Schule.“

Die nächste Bemerkung dazu ging in einer Anfrage von Dana im Teamnetzwerk unter: «Eden? Bist du schon losgegangen?» 

Einige aus dem Team lachten. 

«Ich bin schon bei der Quarantäne!», erwiderte Eden.

Kurz darauf erschien Dana ebenfalls in dem Bereich, der noch vor Wochen der Empfangsflur der Academy gewesen war. Dana trug eine braune Seidenbluse, einen geblümten Rock, und rotbraune, kniehohe Stiefel. Die Stimmung von einigen Howling Shadows veränderte sich, was irgendwie auf den Rest der Truppe abfärbte. 

Medaron schien das nicht zu bemerken.

Dana bemerkte es ebenfalls nicht, oder sie ging darüber hinweg. 

Mir wurde selbst über den Feed klar, dass Dana gefiel, was sie bei Medaron sah, jedenfalls das, was die Optik des Elfen anging. „Schön, dass du zu uns kommst!, sagte sie. 

„Gefällt er dir?“, wollte Sinister wissen. 

Dana lächelte fein. „Natürlich.“ Dann sah sie erneut zu Medaron. „Denn jetzt bist du der, der alle komischen Sachen trägt!“

Die Tür wurde etwas schwungvoller aufgestoßen als die Male zuvor. Dawante kam lockeren Schrittes hinzu. Sein Mohawk war inzwischen nicht mehr grün. Er hatte ihn mir zu Ehren eisblau gefärbt. Als der Blick von Dawante auf Medaron fiel, nahm er eine geradere Haltung an und verschränkte die Arme vor der beeindruckenden Brust.

Sinister trat freundlich lächelnd neben Dawante und legte einen Arm um dessen Schulter. „Freu dich, du bist jetzt nicht mehr der einzige Anwärter!“

Dawante schnaufte. 

„Kennt ihr euch?“, fragte Phoenix. 

Medaron antwortete: „Nicht, dass ich wüsste!“ 

Dawante kniff die Augen zusammen und sagte ernst: „Nicht persönlich, aber ich hab gehört, dass du unfair und unehrenhaft bist!“

Auch Medaron streckte sich, was die fehlenden 10 Zentimeter aber nicht völlig wettmachte. „Dann hast du was Falsches gehört!“

„Oh“, kommentierte Dana, "hier liegt Spannung in der Luft!“ 

Phoenix bemerkte im sarkastischen Ton: „Echt?“

Fang fügte ein „Wirklich?“, hinzu.

Medaron behielt seine Haltung bei, meinte jedoch: „Quatsch. Sehen wir aus wie Drama Queens? Das bekomme ich schon hin. Wir sind ganz entspannt.“

Doc grinste fein. „Dawante hat sich nur ausgerechnet, dass er sich jetzt mehr Mühe geben muss, weil er Konkurrenz bekommen hat.“

Dawante schüttelte den Kopf. „Stimmt doch gar nicht.“

Die beiden ‚frischen Elfen’ standen mit verschränkten Armen da und fixierten einander. 

Er wurde still.

AveRage fragte in die Stille hinein: «Snowcat? Wo bist du? Wir brauchen hier dringend mehr Niveau!»

[Song 5: The Score - Unstoppable3] Dieser wunderschönen Aufforderung durfte ich einfach nicht widerstehen. Selbstverständlich hatte ich mich inzwischen umgezogen und trug mein geblümtes Korsett, eine weiße Hose und weiße Highheels. Taschentuch und Spitzenhandschuhe komplettierten das Bild. Ein frischer Healthy Glow und ein Make-Over verliehen mir den perfekten Look, den ich für einen ersten Eindruck bevorzugte. Mein knielanges, eisweißes Haar hatte ich nur leicht am Hinterkopf zusammengebunden. Selbstverständlich trug ich mein neues Armband und die passenden Ohrringe. Mein Gang war weiblich, selbstbewusst, erhaben, überlegen und der wertvolle Schmuck verlieh mir den Glanz einer Königin. 

Wenn Medaron uns beitrat, wenn wir ihn aufnahmen, dann würden wir ihn auf einen Level heben, von dem er zuvor nicht einmal geträumt hatte. 

Ich würde ihn erheben. Ich würde ihn fordern, fördern und zu Höchstleistungen anspornen. Ich würde das Beste aus ihm herausholen. So, wie es sich für eine gute Anführerin ziemte. Woher plötzlich meine ausgesprochen gute Laune kam? Mein letztes Traumtreffen mit meinem Liebsten war erst knapp zwei Nächte her, der wertvolle Schmuck fühlte sich wunderbar auf meiner Haut an, in meinem Adern flossen Blut und uralte Drachenmagie und abgesehen davon begann ich mich langsam aber sicher mit der Abwesenheit von Katze in meinem Bewusstsein zu arrangieren.

Ich hatte nicht übertrieben, gemeinsam mit mir und meinen Leuten konnte auch Medaron zu einer Legende werden, wenn er nur lange genug am Leben blieb. 

Mein Auftritt verfehlte seine Wirkung nicht. Alle sahen mich an. Bevor ich mich Medaron zuwandte, ging ich zu AveRage und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. 

Im Anschluss trat ich Medaron huldvoll gegenüber, reichte ihm die Hand und sagte auf Sperethiel: „Und wenn du den Tod triffst, dann lade ihn ein, mit dir zu fahren. Denn wenn er mit dir ist, ist er nicht gegen dich. - Ich bin Snowcat und erfreut dich kennen zu lernen.“

Natürlich war das ein Test, denn ich wollte wissen, ob er Sperethiel sprach und wie er auf eine eher philosophische Ansprache reagierte.

Medaron hatte einen angenehm festen Händedruck. Er sprach Sperethiel, denn er erwiderte: „Ja, danke. Ich freue mich auch!“ Meine Bemerkung über den Tod hatte ihn zumindest nicht aus dem Konzept gebracht. Ich vermutete sogar, dass sie ihm gefallen hatte.

Es dauerte einen Moment, dann flimmerte eine beinah korrekte Übersetzung der gesprochen Worte durch das Teamnetzwerk. Phoenix hatte sich offenbar ein Übersetzungsprogramm organisiert.

Sinister korrigierte die Fehler.

Nachdem wir hier alle so schön aufgelaufen waren, hielten wir noch kurz Smalltalk. Medaron war tatsächlich sehr ungeduldig … für einen Elfen. 

Es waren ja nicht sonderlich viele Stunden, die er hier bleiben musste.

Er würde es schon überstehen.

„Haben sie dir erklärt, was es danach mit der Aufnahmeprüfung auf sich hat?, fragte ich noch.

„Es gibt irgendwas, das sich Speeddating nennt? Da muss ich Fragen beantworten?“

Ich nickte. „Richtig. Wärst du bereit, das schon morgen zu machen?“

Medaron überlegte kurz. „Klar, wenn das nicht schon gleich bedeutet, dass ich dazugehöre?“

„Nein!“, antwortete ich lächelnd. „Das heißt nur, dass du zu einer Probezeit zugelassen bist. Erst danach entscheiden wir, ob wir dich dabei haben wollen und du entscheidest, ob du dabei sein möchtest! Das Speeddating dient lediglich dazu, dich näher kennenzulernen.“

„Dann gern!“, bestätigte Medaron.

„Dann haben wir morgen ja gleich mehrere Speeddatings!“, freute ich mich. 

„Wie viele haben wir denn?“, fragte Liam nach.

„Medaron, Phoenix und Dawante in jedem Fall“, zählte ich auf.

„Was ist mit Dana?“, fragte Foggy nach.

„Wehe, einer fragt Dana!“, fauchte Phoenix. 

Auch Fang fand, dass wir sie nicht fragen sollten.

Doch ich antwortete: „Was mit Dana ist, habe ich noch nicht gefragt. Bisher haben wir keines angesetzt.“ Ich sah zu der hübschen, rothaarigen Hexe. „Aber sie ist ja auch gerade hier. Was ist mit dir, Dana?“

Phoenix und Fang verzogen das Gesicht. 

Ich überging das. „Hast du Interesse daran, bei uns mitzumachen und dafür morgen an einem Speeddating teilzunehmen?“

Dana lächelte. „Ja, sehr gern!“

„Sehr schön. Das freut mich!“ Dann sah ich zu Fang und Phoenix. „Dana hat sich in den letzten Tagen ganz ausgezeichnet verhalten und sich für die Gemeinschaft eingesetzt. Damit hat sie sich das Recht auf ein Speeddating verdient. Zumindest Fang kann all seine Einwände in der Diskussion nach dem Dana-Interview anbringen. Und natürlich werden wir auch dich anhören, Phoenix. Auch wenn du noch kein Stimmrecht hast. Denkt bis morgen noch einmal darüber nach, was euch an Dana stört.“

Phoenix und Fang nickten. Natürlich wusste ich, dass das alles noch auf die Aussagen zurückzuführen war, die die Hexe getroffen hatte, als es gegolten hatte, Nahrung für Fierce zu besorgen. Wie viel von der emotionalen Reaktion auf Dana noch übrig blieb, wenn man es mit Abstand betrachtete, würde sich morgen zeigen.

Er dauert nicht lange, da lächelten die beiden wieder. Ganz im Gegensatz zu Sionn, der heute Nacht schweigend seinen Whiskey trank. 

❄️

Liam und Sionn verschwanden in Richtung von Liams Werkstatt. Liam hatte locker nebenbei eine der Blutproben von Medaron eingesteckt. Niemanden hatte es interessiert. Außer mich natürlich. Phoenix holte die beiden ein. „Kann ich mich noch schnell für heute abmelden?“, fragte sie Sionn.

Sionn nickte. „Klar. Viel Spaß euch!“ Er zögerte noch einen Moment. Offenbar lag ihm eine weitere Bemerkung auf den Lippen. Doch er verzichtete darauf, sie zu machen. 

Mit geröteten Wangen flitzte Phoenix davon. Ihr Glück war ihr anzusehen.

❄️

Ich begab mich aufs Dach und betrachtete die Sterne von meinem Kirschblütenthron aus. Ich hätte mich gerne verwandelt, um unter ihnen zu fliegen, doch auch der Astralraum hat Augen, selbst hier in Boston. 

Mash und Fierce spazierten im Park. Hand in Hand. 

Liebe überall, dabei war nicht einmal Frühling. 

Foggy schickte mir die Anfrage zu einem Gespräch. Da ich noch nicht müde war, beschloss ich, ihn aufs Dach zu bitten. Das hatte was von einer Königin, die ihre Berater in ihren Gemächern empfängt. Darum schmeichelte es mir. Natürlich musste ich aufpassen, dass mir solche Dinge nicht zu Kopf stiegen. Ich durfte mich von solchen Gefühlen niemals hinreißen lassen. Sicher, ich besaß die Fähigkeiten und die Ausstrahlung, Metamenschen dazu zu bringen, zu tun, was ich wollte. Aber trotzdem durfte ich nie vergessen, dass es besser war, wenn die Metamenschen Dinge freiwillig machten. Eben, weil sie sie tun wollten und das am besten, weil es die richtigen Dinge waren.

Foggy trug Jeans, Hemd und Jackett. Sein Gesicht war ein wenig zu rund, als dass ich es als attraktiv bezeichnet hätte. Dennoch hatte Foggy etwas ansprechendes. Bei all seiner Liebe für Verträge und seinem Sinn fürs Geschäft schätzte ich an ihm, dass er immer so wirkte, als wären seine Klienten ihm wichtig. 

Er atmete tief durch, als er das Dach betrat. „Hier ist es wirklich schön!“, betonte er und sah sich um.

Ich lachte leise. „Tu bitte nicht so, als wenn du niemals hier oben sein darfst.“

„Oh, das wollte ich nicht damit sagen. Außerdem ist es gut, wenn du einen solchen Ort hast. Das ist deiner Stellung in der Serie angemessen.“ Nun schmunzelte er kurz. „Meine Anfrage um eine …“, Foggy zwinkerte mir zu, „ … Audienz war nicht dringend“, betonte er.

„Ich weiß. Setzt dich doch!“

Was er dann auch tat. Einfach, weil es hier oben so schön war. 

Ich hatte es schon immer geliebt, von oben auf irgendetwas hinabzublicken. Aber jetzt, wo ich mich wandeln und davonfliegen konnte, lösten höher gelegene Plätze auch ein Gefühl von Sicherheit bei mir aus. Bei Gefahr konnte ich einfach davonfliegen, und es würde für die meisten schwer sein, mir zu folgen.

Wir plauderten ein bisschen über Snow Haven. Irgendwann kam Foggy dann zu dem Punkt, wegen dem er mit mir hatte sprechen wollen. „Ich habe den Bericht mit allen relevanten Informationen für unseren Sponsor fertiggestellt. Jetzt wollte ich mich nur noch mal darüber vergewissern, dass ich ihn wirklich in die Post geben soll.“

Ich lächelte. „Ja, bitte. Und zwar ohne dass ich ihn gelesen habe!“

„Ich wiederhole gerne noch mal: Die Daten sind viel Geld wert. Du könntest sie ihm auch verkaufen!“

„Es ist lieb, dass du das noch einmal sagst, aber es bleibt bei dem, was ich letztes Mal entschieden habe.“ Tatsächlich wollte ich die Berichte weder lesen noch verkaufen. Es behagte mir immer noch nicht, ohne Auftrag die konzernpolitisch relevanten Informationen, die wir hier ja quasi nebenbei aufschnappten, an Spinrad Industries zu geben. Immerhin deckten wir auf, wo NeoNET Mist gebaut hatte. Ich wollte das wertvolle Wissen aber auch nicht einfach verfallen lassen. In Johnnys Auftrag handeln wollte ich aber noch weniger. Das setzte in meinen Augen die falschen Prioritäten. Also hatte ich Foggy gebeten, alles, was wir in Erfahrung brachten nach eigenen Ermessen zusammenzustellen und an Spinrad persönlich zu schicken. Natürlich verschlüsselt. So wurde der Mann, der immer fair zu mir gewesen war, alles wissen, ich konnte aber zugleich abstreiten, für ihn zu arbeiten und an Aufträgen das priorisieren, was mir wichtig war.

Foggy lächelte und erhob sich. „Gut. Dann frage ich auch nicht mehr. Ich verfasse die Berichte und schicke sie ab, bis du mir etwas anderes sagst. Eine Notiz über die Fertigstellung schicke ich dir trotzdem!“

Ich lächelte zufrieden. „Fein. Das ist perfekt.“

❄️❄️

Um die Wartezeit auf den Bluttest zu überbrücken, sah Medaron gemeinsam mit AveRage die erste Staffel von SatHS in der Quarantänezone an.

Sionn hingehen machte sich rar und ließ sich auch von Phoenix nicht entlocken, warum er heute so grüblerisch war.

Dawante trainierte, was das Zeug hielt. Er nutzte jede Chance, um zu lernen, was ging. Selbst Sinister unterrichtete ihn gern. Okay, das war jetzt nicht weiter verwunderlich. Immerhin war Dawante ein Elf. 

Dawante selbst war übrigens ziemlich aufgeregt, was das Speeddating am Abend anging. Er übertünchte seine Unruhe mit Aktivität.

Apropos Lernen. Liam kam zu mir, um mit mir über Fierce zu sprechen. Da sie nun ein Adept war, wäre vielleicht auch für sie ein Mentor gut. In jedem Fall brauchte sie aber einen Lehrer. Natürlich würde ich ihr gerne etwas beibringen. Ihr Mentor sein würde ich aber nicht. Oder nur sehr ungern. Da zählte für mich das selbe Argument wie noch für Phoenix vor ein paar Tagen. Ich fühlte mich einfach noch nicht bereit dazu, einen Schüler zu haben. Ich war ja selber nicht fertig ausgebildet.

Dass Fierce sich initiierte und lernte, ihre Aura zu maskieren, war dringend notwendig. Die Magie in ihr war im Moment zwar nicht mehr als ein zartes Pflänzchen, und jeder halbwegs erfahrene Zauberer würde ihre Maskierung brechen können, doch um all die, die ihre Magie beherrschten, ging es nur in zweiter Linie. Es zählten mehr die Metamenschen, die keine Ahnung hatten, aber astral wahrnehmen konnten. Die konnten Fierce als krank erkennen, würden überhaupt sehen, dass sie magisch war. Das musste unterbunden werden. Von den ganzen Ghoulen mal ganz zu schweigen. 

Die Aura zu maskieren konnte ich Fierce zum Glück beibringen. 

Bei der Frage, wer sich von den hier in Boston Anwesenden als der Mentor eignete, war es da schon schwieriger. Derjenige sollte - musste aber nicht unbedingt - Adept oder magisch aktiv sein. Mash fiel natürlich aus, weil er ein Verhältnis mit Fierce hatte. Fang war meiner Meinung nach nicht reif genug dafür. Doch selbst wenn, jemand, der eine Lebensschuld einlöste, sollte wohl kaum der Mentor von jemanden sein. Blieben Tiernan, Sinister und Doc. Was Tiernan anging, war ich mir nicht ganz sicher, ob ein Mentor-Schüler-Verhältnis ihrer eher geschwisterlichen Beziehung im Wege stehen würde. Doc war mir auch für Fierce eine Spur zu hart. Sinister zu fragen, fand ich hingegen eigentlich gar nicht mal so schlecht. Ich glaubte, Fierce würde etwas mehr Gelassenheit und eine längere Sicht auf das Leben gut tun, und mal mehr mit einem Ork rumzuhängen, würde Sinister vielleicht auch etwas bringen. 

Liam hatte diesem Vorschlag erst mit Abneigung gegenüber gestanden, sich dann aber von meinen Argumenten überzeugen lassen.

❄️

Gut zwei Stunden vor dem Speeddating verbesserte sich Sionns Stimmung schlagartig. Medaron war nicht sein Sohn. Aber die beiden waren dennoch tatsächlich miteinander verwandt. Sie hatten denselben Vater, waren also Halbbrüder. 

Und da soll noch mal jemand sagen, die Sechste Welt sei nicht klein.

Sionn hatte den Gedanken nicht ertragen können, irgendwo eine Frau geschwängert zu haben, die dann geglaubt hätte, ihm das nicht sagen zu können. Sionn pflegte ein gutes Verhältnis zu seinen Verflossenen und Affären zu haben. Zudem würde er die Verantwortung für ein Kind übernehmen wollen. 

Nun war es aber Sionns Vater, der erneut ein Kind in die Welt gesetzt hatte, ohne sich darum zu kümmern. Damit kam Sionn sehr gut klar.

Die Tatsache, dass sie verwandt waren, würde Sionn Medaron allerdings erst nach dem Speeddating offenbaren. 

Medaron war frei von CFD und so stand einem vierfachen Speeddating am Abend nichts mehr im Wege.

❄️❄️

Im Garten stand ein Amphitheater aus Erde. Kameradrohnen wuselten umher. Ballhaus10 1 bis 3 waren wie immer für mich abgestellt. 

Ich hatte mich ein wenig mehr herausgeputzt und trug zur Feier des Tages das Outfit, das ich schon bei den Verhandlungen zwischen Lucky Liam und Don O’Riley getragen hatte. Heute allerdings mit wundervollem, echten Schmuck in rosa. 

Fackeln erhellten den gesamten Bereich. Besucher aus Snow Haven waren nicht zugelassen, aber AveRage hatte versprochen, ihnen ein kleines Best Of zu schneiden, das sie in den nächsten Tagen ansehen konnten.

Es gab eine Sitzreihe für die Howling- und die Silent Shadows, die keine Fragen stellen würden. Zudem einen Halbkreis aus verzierten Sitzmöbeln aus Erde für die Fragenden. Mein Sessel war mit Kirschblüten verziert und erinnerte an einen Thron. Mir gegenüber saß dann der jeweilige Kandidat. Liam hatte einen kleinen Tisch und zwei Stühle aufgestellt. Auf dem Tisch lag jede Menge Elektronikkram. Der Eiswagen hatte zur Feier des Tages geöffnet und stand etwas abseits, dort konnten die Kandidaten auf ihr Speeddating warten.

Fragen stellen würden heute AveRage, Eden, Fang, Mash, Shark Finn, Sinister, Tiernan und selbstverständlich ich.

Medaron machte freiwillig den Anfang. Erstens war er ungeduldig und zweitens neugierig, und wer als erstes dran ist, darf bei den anderen zuhören.

Er trug seine Lederkombi, die Glatze war frisch poliert und sein Gang selbstbewusst und voller Energie. Obwohl Fackellicht nicht gerade dafür ideal ist, blaue Augen zu betonen, kam der stechende, klare Ton der Iris gut zur Geltung.  

Die Augen hatten was und wenn man mich fragte, dann der Rest auch. Zumindest, was die Optik anging.

Shark Finn übernahm Moxis Aufgabe und fragte, was Medaron trinken wolle. Dieser entschied sich für ein Bier. 

Nachdem Shark Finn das Bier gebracht hatte, begann ich mit meiner Einleitung: „Guten Abend, Medaron. Schön, dass du da bist. Wie du gestern vielleicht schon mitbekommen hast, wird jeder von uns dir jetzt drei Fragen stellen, auf die du bitte spontan und wahrheitsgemäß antwortest. Du kannst es auch ohne Grund ablehnen, auf eine Frage zu antworten. Daraus werden wir dann natürlich unsere Schlüsse ziehen. Wenn du antwortest, dann sage bitte die Wahrheit. Lügen kommen hier nicht gut an und sei gewiss, wir merken, wenn jemand lügt. Ansonsten gibt es kein Richtig oder Falsch bei deinen Antworten. Hast du alles soweit verstanden?“

Medaron nickte. „Ja. Inzwischen hab ich die erste Staffel gesehen, da weiß ich, wie das mit dem Speeddating geht.“

[Song 6: Five Finger Death Punch - Fake3, 19] Ich lächelte besonders charmant. „Na, dann kann es ja losgehen. Sinister beginnt.“ Ich deutete in Richtung der Elfe mit dem seidig schwarzen Haar. 

❄️

„Hast du was gegen andere Rassen?“, begann sie. Es war klar, dass sie damit Nicht-Elfen meinte.  Interessant, dass die Frage ausgerechnet von Sinister kam.

„Nein!“, lautete die knappe Antwort von Medaron.

Fang hob die Hand. „Dagegen!“, proklamierte er und kopierte damit Bloody Guts, der immer skeptisch war, wenn es um Rassismus gegen Trolle ging. Besonders, wenn es sich bei der Person auf der anderen Seite um einen Elfen handelte.

Einige lachten leise, und auch ich konnte mir ein Schmunzeln nicht verkneifen.

„Wir sind unterwegs, mitten im Kampf. Auf der einen Seite steht Mr. Tea mit 15 Gegnern, auf der anderen Seite Phoenix, mit drei Gegnern. Wem hilft du?“ 

Medaron überlegte einen kurzen Moment. „Ich kenne euch nicht so, weiß also noch nicht, wer da mehr Hilfe braucht. Allein von der Menge her würde ich Mr. Tea helfen.“ 

Eine gute Antwort, wie ich fand.

„Was ist deine Lieblingswaffe?“ 

„Mein Colt!“

-

Als nächster war Mash an der Reihe, seine Fragen zu stellen. Oder etwas in der Art. Seine erste Frage, war mehr eine Aufgabe. 

„Beschreibe dich mit drei Worten.“ 

„Schnell, laut, ungeduldig!“

Und wow, Medaron war wirklich schnell. Er hatte schnell geantwortet. Ich mochte entschlossene Männer.

„Warum möchtest du zu SatHS?“

Medaron neigte den Kopf. „Ich war erst skeptisch, aber ihr macht gute Sachen. Am Ende schafft man zusammen mehr als allein.“

„Was hältst du von dem Team?“

Medaron wiederholte die Frage und antwortete erst, nachdem Mash genickt hatte. „Ist eine gute Mischung mit unterschiedlichen Charakteren. Das macht ein gutes Team aus!“

Mash war zufrieden und so war Eden an der Reihe.

-

„Welche besonderen Fähigkeiten hast du?“, wollte Eden wissen.

„Alles, was einen Motor hat, kann ich schnell und gut bewegen.“

Liam, der an dem kleinen Tisch mit den Elektronikteilen Platz genommen hatte, hustete. „Ich hab mich verschluckt“, meinte er beiläufig und definitiv unaufrichtig.

Medaron sah kurz zu Liam, ließ sich aber nicht weiter davon irritieren. „Kämpfen kann ich auch!“, fügte er hinzu. 

„Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“

„Was ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde?“, wiederholte Medaron und meinte bald darauf: „Ein Brauset, um mir Bier zu brauen, Musik, jemand zweites, zum Unterhalten.“

Ich lächelte fein, auch Einzelkämpfer durften Sehnsucht nach Gesellschaft haben. 

„Bei der 1. Folge der 1. Staffel SatHS, ganz zum Schluss, gab es einen Endclip. Welcher war das?“

Medaron verzog das Gesicht und schüttelte dann den Kopf. „Habe ich mir nicht gemerkt!“ 

„Schade!“, befand Eden nun mehr beiläufig. „Bis jetzt warst du gut!“ 

Mr. Tea riss die Augen auf, immerhin war es sein Clip gewesen, der am Ende der 1. Folge gelaufen war. In Staffel 3 verzichteten wir auf solche Clips, die Situation in Boston war uns dazu zu ernst. Stattdessen brachten wir einige andere Dinge, wie Clips von unseren Musiksessions, Trainings oder gemütlichen Abenden, letzteres dann fast immer ohne den Originalton.

Medaron sah zu unserem Regisseur und sagte im freundlichen Beschwerdeton: „Danke, AveRage!“

AveRage zuckte mit den Schultern. „Du wolltest nicht bis zum Abspann gucken!“

-

Als nächstes war Fang an der Reihe.

„Medaron, du hast jetzt zwei, drei Mal erwähnt , dass du laut sein kannst, kannst du auch leise sein?“ 

„Ja, wenn es sein muss!“

„Stehst du auf Frauen oder auf Männer?“, fragte Fang nun, als Hommage an Rubber Duck.

„Auf Frauen!“, antwortete Medaron ohne zu zögern.  

„Was soll das, Bro’?“, fragte Shark Finn ein wenig verärgert.  

„Was denn?“, wollte Fang wissen. „Ich hab das für Rubber Duck gefragt!“ Völliges Unverständnis klang in seiner Aussage mit.

Fierce half ihm aus. „Du hast die Frage falsch gestellt!“

„Ach so, na nicht genau wie Rubber Duck. Aber die Zuschauer interessiert es trotzdem.“ Dann schenkte Fang seine Aufmerksamkeit wieder Medaron. „Jemand aus dem Team braucht Blut, würdest du es ihm geben?“

„Klar!“, kam von Medaron sofort. „Jedenfalls so viel, wie mir nicht schadet!“, schränkte der Elf mit den blauen Augen ein. 

-

Da nun Shark Finn an der Reihe war, stellte er die Lieblingsfrage von Rubber Duck richtig: „Wie ist deine sexuelle Orientierung?“ 

Medaron zögerte auch beim zweiten Mal nicht. „Ich bin heterosexuell orientiert, darin aber ohne besondere Vorlieben.“

„Was denkst du über Trolle?“, fragte Shark Finn nun für Bloody Guts. 

„Was ich von Trollen halte? - Sind auch denkende Wesen, alle verschieden, wie zum Beispiel Menschen!“

Fang hob die Hand. „Dagegen!“, verkündete er, um abermals Bloody Guts gerecht zu werden. Obwohl die Antwort gar nicht mal so schlecht gewesen war. 

„Nenne mir deine Top 3 unter den Anwesenden“, bat Shark Finn nun und vertrat damit Moxis Lieblingspart. 

„Nur auf Optik bezogen?“, fragte Medaron nach. „Für alles andere kenne ich euch noch nicht gut genug. Das ist nicht einfach!“

„Du kannst doch gucken!“, betonte Shark Finn.

Medaron sah uns der Reihe nach an.

AveRage beschwerte sich: „Boah, das kostet zu viel Zeit. Der Take ist im Arsch!“

Medaron ignorierte den Einwand. „Sinister, Fang und natürlich Snowcat!“

„Puh, das war knapp!“, befand AveRage. „Wurdest du nicht gecoacht?“

Wie passend, dass AveRage gerade so in Stimmung war. Er kam als nächster an die Reihe.

-

„Was ist deine Schokoladenseite?“, begann er, total Regisseur wie eh und je.

„Was meine Schokoladenseite ist? - Meine Glatze, die spiegelt immer so schön in der Sonne.“ 

„Das war jetzt keine gute Antwort, aber okay. - Wie viele Leute hast du bisher getötet?“ 

Medaron zögerte nicht. „Noch gar keine, das versuche ich ja zu vermeiden. Ich respektiere Leben!“ 

Mir dieser Antwort hätte ich nicht unbedingt gerechnet.

„Wann war dein letztes Date?“, wollte AveRage nun wissen.

„Wann mein letztes Date war?“, fragte Medaron. 

AveRage kniff die Augen zusammen. „Wieso wiederholst du alles?“ 

Medaron antwortete ehrlich: „Um klarzustellen, ob ich richtig verstanden habe. Außerdem verschafft es mir Zeit. - Mein letztes Date hatte ich letzte Woche. Im gleichen Club, wo ihr mich gestern aufgesammelt habt!“

-

Dann war es für Tiernan Zeit, seine Fragen zu stellen. 

„Was trinkst und isst du am liebsten?“ 

„Trinken tue ich am liebsten Bier. Beim Essen bin ich nicht so wählerisch, da nehme ich das, was verfügbar ist. Ich hab meist nicht die Wahl. Hauptsache, es ist nicht giftig.“ Diese Antwort war typisch für jemanden, der in einer schlechten Gegend des Sprawls aufgewachsen war. Ich hatte auch lange keine Vorlieben gehabt. Als Kind hätte ich wohl geantwortet: ‚Three Shadowrunner Bars und alles, was ich nicht wieder auskotzen muss!‘

„Welches Instrument spielst du oder würdest du gerne spielen?“ 

„Ich spiele kein Instrument, aber ich würde gerne Schlagzeug spielen!“

Fierce warf ein: „Das kann Sno…“, eine kurzer Blick auf Oheim Liam ließ sie innehalten, „ .. Sionn, das kann dir Sionn bestimmt beibringen!“

„Was findest du schön?“, fragte Tiernan nun.

Mir wurde warm ums Herz. Ich kannte niemanden, der einen solchen Sinn für Schönheit hatte wie Tiernan. Schönheit war meinem Koch und Braumeister so wichtig. 

„Den Sonnenaufgang. Jeden Morgen erneut!“, erwiderte Medaron ziemlich poetisch. 

-

Wie immer stellte ich als letzte meine Fragen. Ich schenkte Medaron ein bezauberndes Lächeln. „Wie findest du schlägst du dich bisher?“, begann ich.

Medaron zuckte mit den Schultern. „Kann ich nicht sagen. Müsst ihr einschätzen!“

Womit er nicht auf meine Frage geantwortet hatte. Bei seinem Selbstbewusstsein hätte ich etwas anderes erwartet. Ich ging zu meiner Standardfrage über: „Wie trinkst du deinen Kaffee?“ 

„Schwarz!“ 

Simple Frage, simple Antwort. Es konnte alles so einfach sein. Allein darum war meine dritte Frage wichtiger und so schwieriger zu beantworten. „Was würdest du auf einem Run, beziehungsweise Einsatz, nicht tun?“ 

Medaron überlegte nur einen Moment. „Nicht ohne Grund töten“, lautete seine Antwort, welche er mit Bestimmtheit vorgetragen hatte.

Ich lächelte erneut. „Damit hast du es auch schon überstanden. Wir werden uns jetzt kurz beraten, was du hören, aber nicht kommentieren darfst, wenn du dabei bleiben möchtest. “

„Ich bleibe!“

Ich neigte mein Haupt. „Gut. So kannst du auch etwas sagen, sollte es eine Nachfrage geben!“ Dann sah ich zu meinen Howling Shadows. „Und, Meinungen zu Medaron?“

Shark Finn hob den Arm. „DA-GE-GEN!“, sagte er nur, grinste dann aber. 

Tiernan zuckte die Schultern. „Er will sogar Bier brauen. Das klingt okay für mich.“

Auch Fierce meldete sich zu Wort. „Ich finde, er sieht gut aus und passt damit zu uns. Außerdem riecht er lecker!“

Die meisten von uns lachten kurz.

„Ich finde, er kommt schwierig rüber. Er hat immer gegengefragt“, gab AveRage zu bedenken. 

„Ist das ein Veto?“, fragte ich nach.

AveRage schüttelte den Kopf. „Nein, ein Veto ist es nicht. Die Probezeit kann er meinetwegen haben.“

Ich sah zu Medaron. „Herzlich Willkommen bei den Howling Shadows, Medaron. Nach einer Probezeit, deren Länge nicht feststeht, entscheiden wir, ob die Chemie zwischen uns stimmt. Du kannst dich jetzt zu den Howling Shadows setzen, wenn du magst!“

Der Elf zeigte auf den kleinen Tisch, an dem Liam und Sionn saßen. „Kann ich auch dahin?“, fragte er.

Ich nickte.

„Willst du 'nen Whiskey, Bro’?“, fragte Sionn. 

„Gerne!“, antwortete Medaron. Er wies auf die Elektronikteile. „Was ist das da? Ein Test?“

Liam verneinte. „Das ist Speed-Disarming! Willst du’s mal probieren?“

Als Medaron bejahte und den ersten Baukasten in die Hand nahm, rückten Sionn und Liam demonstrativ ein Stück ab.

❄️

[Song 7: She Wants Revenge - Up in Flames3, 19] Phoenix war der zweite Kandidat in der Reihe. Bei ihr würde einiges anders sein, da wir sie schon eine Weile kannten und sie uns ebenso.

„Was möchtest du trinken?“, fragte Shark Finn.

„Ein Bier!“ Nachdem der Fomori sich ein Stück entfernt hatte, fügte Phoenix an: „Und bring noch einen Whiskey mit!“, hinzu.

Ob die junge, hübsche Menschin wohl aufgeregt war?

Sinister sah Phoenix eine ganze Weile schweigend an. So lange, dass AveRage schon schwer zu atmen begann. Dann fragte die schöne Elfe mit dem schwarzen Haar: „Was ist deine Lieblingswaffe?“ 

„Mein Verstand und meine Hände!“ Phoenix klang ebenfalls selbstbewusst. 

„Auf eine Skala von 1- 10, wie rassistisch bist du, wobei 1 gar nicht rassistisch und 10 sehr rassistisch ist?“

Phoenix zögerte nicht: „Eins!“

„Ich fang an mit Fang zu flirten, wie reagierst du?“, fragte Sinister im herausfordernden Ton.

Shark Finn warf ein: „Na, mit meiner Lieblingswaffe!“ 

Phoenix lächelte. „Da würde ich an deiner Stelle in nächster Zukunft nicht mehr deine Musik-Playlist anschalten!“

Um aufzuzeigen, was Phoenix damit meinen konnte, verteilte AveRage die Biodaten von Sinister im Teamnetzwerk.

Sinister lächelte kühl.

-

„Beschreibe dich mit drei Worten!“, bat Mash. 

„Drei Worte reichen nicht!“, rief Fang dazwischen und bekam zum Dank von Phoenix eine Kusshand zugeworfen. 

„Wissbegierig, gerechtigkeitsliebend und …“ 

Fang preschte in die kurze Pause, die Phoenix zum Überlegen gebraucht hatte. „Sexy, wunderschön, atemberaubend.“

Mash beharrte nicht auf das dritte Wort und stellte stattdessen seine zweite Frage. „Was hälst du denn vom bisherigen Team?“ 

„Ich glaube, das weiß das Team“, erklärte Phoenix ein wenig schüchtern.

„Aber unsere Zuschauer wissen es nicht!“,  gab Foggy zu bedenken. 

„Sie sind viel mehr als ein Team für mich, sie sind Freunde und Familie. Aber ich würde zu viel reden, wenn ich zu einzelnen was sagen würde.“ 

Mash lächelte. „Was schätzt du an Fierce als Freundin?“

„Sie ist gutaussehend. Mit ihr kann man viel Spaß haben. Sie ist loyal, kann gut zuhören und …“, Phoenix zwinkerte Mash zu, „… sie hat 'nen süßen Freund!“

-

„Was ist dein Lieblingsessen?“ fragte Eden harmlos.

„Generell Pasta und Empanadas von meiner Mama“, erklärte Phoenix. 

Tiernan verschränkte die Arme vor der Brust: „Pöh!“ 

Eden fragte als zweites: „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ 

Phoenix zeigte auf Fang. Damit war alles gesagt. Das war natürlich sehr romantisch, aber auch ausgesprochen naiv. 

Fang wuchs gleich um mehrere Zentimeter.

„Kennst du den Endclip der 1. Folge der 1. Staffel?“, fragte Eden nun.

Phoenix nickte. „Klar! Das war Teatime mit Mr. Tea!“

Eden nickte zufrieden

-

Fang kam an die Reihe. Nun war klarer denn je, dass Phoenix das Speeddating nicht brauchte. Gleich mehrere würden darum kämpfen, dass sie ins Team kam. 

„Was willst du noch lernen?“, fragte Fang breit grinsend. 

Phoenix überlegte kurz. „Motorrad fahren und Heimlichkeit.“

Liam sah zu Fang. „Keiner ist so heimlich wie Sionn, nur falls du Depp das nicht bemerkt haben solltest!“

Fang nickte. „Doch!“ Der attraktive Mann überlegte, was er nun fragen konnte und grinste bald darauf wölfisch, „Was würdest du mir zum Geburtstag schenken?“ 

Sionn verdrehte die Augen.

„Auf die Frage antworte ich nicht!“, erklärte Phoenix in frechem Ton. „Dann ist ja die Überraschung weg!“

Fang zuckte lachend mit den Schultern, „Na, man kann’s ja mal probieren. Auf die dritte Frage verzichte ich!“

-

Auch Shark Finn würde es Phoenix leicht machen. „Wie ist deine sexuelle Orientierung?“ 

Phoenix antwortete nicht, sondern zeigte nur auf Fang.

„Sister, darüber müssen wir noch mal reden!“, kommentierte Shark Finn nachsichtig. „Was denkst du über Trolle?“ 

„Was gibt es Besseres?!?“, lautete die simple Antwort. 

Niemand hob den Arm. 

„Nenne uns deine Top 3!“, bat Shark Finn in Vertretung für Moxi.

Phoenix erklärte ohne zu zögern, „Snowcat, Liam und Fang!“

Sionn hob eine Augenbraue.

„Guck nicht so, ich wurde schon zwei mal genannt heute Abend“, feixte Fang.

-

Selbst AveRage lächelte mehr als sonst. Die hübsche Phoenix hatte selbst ihn überzeugt. „Was sind meine besten Eigenschaften?“, fragte er.

„Dein guter Schuhgeschmack…“, was sie keineswegs ironisch meinte. Phoenix fand es cool, wenn jemand seine Individualität vertrat, „…  und dein gutes Händchen für Kameraführung!“ Bei diesem Punkt konnte ich ihr problemlos zustimmen. 

Die zweite Frage von AveRage lautete auch diesmal: „Wieviel Leute hast du schon getötet?“ 

Phoenix wurde ernst. „Einen!“

„Vielleicht!“, gab Sionn zu bedenken. „Wir haben nicht gecheckt, ob er tot war.“

Das tröstete Phoenix nicht. Sie hatte immer noch nicht damit abgeschlossen, jemanden getötet zu haben. Wie sollte sie auch?

Für seine dritte Frage brauchte AveRage diesmal länger.

„Wir sind alle alle schon ganz gespannt auf die dritte Frage!“, kommentierte Liam.

AveRage griente. „Ich auch. Aber jetzt hab ich’s. Ein Seil hängt über einer Achse, über einem Abgrund. An einem Ende hängt Fang, am anderen Sionn. Wie rettest du die?“

Wir brauchten alle einen Moment, bis wir die Frage verstanden hatten. 

Sionn murmelte was von da bräuchten sie beide keine Rettung, sondern würden schon klar kommen. 

Doch auch Phoenix war nicht um eine Antwort verlegen. „Ich stelle ein Bier und eine Flasche Whiskey an den Rand des Abgrunds und warte zwei Sekunden, bis sie da sind.“

-

Tiernan hatte seine Arme immer noch verschränkt, „Was gefällt dir an meinem Essen nicht?“

„Dein Essen ist wunderbar, aber du bist halt nicht meine Mama!“ Ein Welle von traurigen Emotionen schwappte zu mir rüber. Phoenix vermisste ihre Mutter, und die Erinnerung an sie machte sie traurig. Aber da war auch ein warmer, glücklicher Gedanke und die Erinnerung an totale Geborgenheit.

Tiernans Gesicht nahm einen sanften Ausdruck an. „Schon klar. - Welches Instrument spielst du oder würdest du gerne spielen?“

Phoenix zuckte mit den zarten Schultern. „Eigentlich keins. Ich bin nicht talentiert. Ich musste als Kind Geige lernen. Das war nicht so geil!“

Sionn machte große Augen. „Du kannst Geige spielen? Warum spielst du dann nicht mit uns?“

Phoenix schüttelte den Kopf. „Das ist es ja, ich kann eben nicht Geige spielen! Und ich mag es auch nicht.“ 

Tiernan stellte seine dritte Frage. „Was findest du schön. Und jetzt sag nicht Fang!“

Phoenix hatte schon Luft geholt, meinte nun jedoch, „Okay, sag ich halt nicht Fang. Alles, was riecht wie Fang - und die Matrix!“

Auch wenn sie als zweites die Matrix genannt hatte, Fang grinste breit bis über beide Ohren.

Phoenix grinste mit.

-

Nun war ich an der Reihe. „Gibt es etwas, was du auf einem Run, einer Mission, nicht machen würdest?“

Nun wurde die rothaarige Frau wieder ernst. Sie überlegte länger, „Ich glaube, das musst du mich in ein paar Wochen noch mal fragen. Ich kann da nichts beschwören. Vor dem Lockdown hätte ich eine Menge nennen können. Aber heute bin ich mir einfach nicht mehr sicher.“

Ich lächelte Phoenix aufmunternd zu, sah dann grinsend zu Fang und wieder zu ihr. „Ich könnte jetzt fragen, wie oft ihr inzwischen schon Sex hattet!“ Ich hob die Hand, „Aber nein, das frage ich nicht, denn es ist auch nicht von Interesse!“

Shark Finn meldete sich. „Frag das ruhig. Rubber Duck würde das gut finden und einige Zuschauer bestimmt auch!“

AveRage nickte zustimmend.

Doch ich ließ mich nicht beirren und fragte stattdessen: „Gibt es einen Ort auf der Welt, den du noch nicht kennst und an den du gerne einmal möchtest?“

„Ja, Tír na nÓg!“ 

Damit hatten wir dann was in Ansatz gemeinsam. Ich war sicher, die Insel eines Tages zu bereisen. Und ich musste ja noch mein Versprechen einlösen und Liam dort wieder uneingeschränkten Zugang verschaffen.

Da ich bereits wusste, wie Phoenix ihren Kaffee trank, fragte ich stattdessen: „Welche Sprache möchtest du noch lernen?“

„Jede, die sich mir bietet. Dafür bin ich immer zu haben!“

In der folgenden Besprechung hatte niemand Einwände oder Anmerkungen gegen Phoenix.  

Medaron verzog das Gesicht und fragte in die Runde an seinem kleinen Tisch: „Hat man bessere Chancen zu SatHS zu kommen, wenn man mit jemanden ins Bett geht?“ 

Liam grinste böse. „Nur mit Fang! Oder AveRage, der hat auch viel ein Einfluss.“

Medaron lachte. „Na, wie gut, dass ich schon hier sitze. Ich hab auch keine Einwände. Phoenix ist bestimmt 'ne tolle Frau. Aber dieses Gezwitscher zwischen ihr und Fang geht mir echt jetzt schon auf Nerven!“

Ich lächelte in mich hinein und rief Dana auf den Plan. Shark Finn lief los, um sie von der anderen Seite des Gartens in Snow Haven zu holen. 

❄️

[Song 8: Karmina - Witch3] Auch Dana wählte ein Bier, allerdings betitelte sie es als ‚kühles Blondes’.

Sinister betrachtete Dana nur einen Moment und fragte dann: „Auf einer Skala von 1 bis 10, wie rassistisch bist du. Wobei du bei 1 ein totaler Rassist bist und bei 10 alle anderen Rassen, außer deiner eigenen, nur okay sind.“ 

Dana zog die hübsche Stirn in Falten, um die Frage zu verinnerlichen. „Dann nehme ich die 11!“, erwiderte sie.

Sinister lächelte. „Erster Test bestanden! Was ist deine Lieblingswaffe?“ 

„Mein Verstand und meine Roomsweeper“, erklärte Dana. 

Ich war ein bisschen überrascht, dass sie Magie nicht erwähnt hatte.

Sinister überlegte einen Moment und fragte dann. „Wir müssen ein Teammitglied befreien, das von einer rein menschlichen Gang festgehalten wird, wie reagierst du?“ 

Dana verzog erneut nachdenklich das Gesicht. „Ich helfe bei der Befreiung so gut ich kann!“

„Mit allen Mitteln und ohne Bedingungen?“, fragte Sinister nach. 

Diesmal überlegte die schöne Hexe nicht. „Ja!“ 

„Hatschiblödsinn!“, kam darauf von Phoenix. 

Ich schmunzelte. Obwohl ihre Abneigung gegenüber Dana tatsächlich noch ein Problem werden konnte.

-

„Hallo, Dana, beschreibe dich bitte mit drei Worten!“, startete Mash.

„Liebevoll, verträglich und spontan.“ 

Fang und Phoenix zogen Gesichter und lachten übertrieben. Ihrer Meinung nach hatte Dana ein völlig falsches Selbstbild. 

„Warum möchtest du zu SatHS?“, fragte Mash als nächstes. 

Auf die Antwort dieser Frage freute ich mich schon.

„Ich habe lange überlegt warum. Ich habe festgestellt, dass wir dieselben Ziele haben. Wir wollen anderen Gutes tun. Ihr wollt immer helfen, manchmal klappt es nicht so, aber ihr wollt es wenigstens. Darum möchte ich mitmachen!“

Ich hob eine meine wohlgeschwungenen Augenbrauen. Innerlich natürlich. Wann hatten wir nur versucht zu helfen, das aber nicht geschafft?

„Warum ist dir die eigenständige Entscheidung von anderen so wichtig?“

Auch eine interessante Frage. Ich hörte aufmerksam zu.  

Dana erklärte: „Man muss geradestehen für das, was man tut. Aber das kann man nur, wenn man sich für seine Tat frei entschieden hat!“

Damit hatte Dana mich überzeugt. Ihre Antwort war weise und zutreffend zugleich.

-

Eden lächelte. Dana lächelte zurück. Warme Emotionen begannen sich von den beiden Frauen aus auszubreiten. So fühlte sich tiefe Freundschaft an. „Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“ fragte Eden in sanftem Ton. 

„Brutus, einen Wohncontainer und viele Lebensmittel!“

„Was magst du?“, fragte Eden nun. 

Ich war mir ziemlich sicher, dass Eden eigentlich wusste, was ihre Freundin gerne mochte. Aber wir wussten es ja nicht. Außerdem konnte sich das in den letzten Jahren ja geändert haben. 

„Gegrillte Tomaten, Rübeneintopf und Steak!“, antwortete Dana und bezog sich geschickt nur auf ein Thema. Edens Reaktion nach hatten sie die Beispiele nicht überrascht.

„Die Frage musst du nicht beantworten, wenn du nicht magst …“

Ich neigte den Kopf ein wenig. Seit wann stellten wir Fragen, die man nicht beantworten musste? „… Sollten wir, also das Team, Boston verlassen, die Mission beenden, und sollte die Situation hier noch nicht gänzlich unter Kontrolle sein, möchtest du dann hier bleiben oder mit uns mitkommen?“

„Ich möchte in jedem Fall beim Team bleiben!“

Eine Aussage, die zumindest Eden freute. Ich freute mich sogar auch ein wenig, zeigte es doch, dass wir Dana inzwischen ein wenig von uns überzeugt hatten.

-

Schon Fangs Haltung verriet, dass er Dana nicht aufgeschlossen gegenüber war. Er machte nicht einmal einen Hehl aus seiner Abneigung. „Denkst du nach, bevor du redest?“, fragte der attraktive Mensch in einem herausfordernden Ton.

„Nicht immer!“, lautete Danas ehrliche Antwort.

Vielleicht hatte das etwas in Fang bewirkt, vielleicht wechselte Fang auch einfach nur die Strategie, jedenfalls frage er nun: „Was ist dein Lieblings-Sportteam?“

„Die New England Revolution!“

„Und dein Lieblingscocktail?“

„Ein Zombie!“

Fang hatte also zwei weitere Lieblingsfragen von Rubber Duck und Bloody Guts dargelegt. Es war schön zu sehen, wie sehr sich hier alle bemühten, die Kollegen aus Staffel 1 und 2 zu vertreten.

-

„Wie ist deine sexuelle Orientierung?“, startete Shark Finn seinen kleinen Reigen aus gesponserten Fragen. 

„Schon lange her!“ Dana lachte leise. „Vorzugsweise männlich, aber wenn die Durststrecke noch länger dauert, wird das Geschlecht immer weniger eine Rolle spielen.“ 

Ich konnte diese Einschränkung nachvollziehen. Moxi würde die Einstellung ebenfalls freuen. 

„Was denkst du über Trolle?“, stellte Shark Finn die kritischste aller Fragen.

„Sie können gute Kumpels sein, sie können aber auch Arschlöcher sein.“ Auch das hatte verdammt ehrlich geklungen.

„Nenne uns deine Top 3 unter den Anwesenden.“

„Eden …“, begann Dana.

„Auf 3 oder 1 eins?“, fragte Shark Finn nach.

Dana überlegte. „Eigentlich auf 3 oder 2. Aber ich lege mich auf 3 fest. Snowcat auf 2 und Medaron auf 1!“

Damit hatte Medaron nicht gerechnet. Natürlich schmeichelte es ihm.

-

AveRage fragte: „Warum trägst du solche Klamotten?“ Er hatte zwar jegliche Adjektive vor den Klamotten weggelassen, aber es war klar, dass er das nicht wissen wollte, weil er ihren Modegeschmack bewunderte.

Dana sah an sich herab. Sie trug braune Stiefel, einen langen, ebenfalls braunen Rock und eine geblümte Bluse. „Sie sind weiblich, bequem und passen zu meiner ‚grünen‘ Herkunft.“,

„Wo ist denn das grün?“, wollte AveRage wissen. 

„Farben und Material drücken meine Naturverbundenheit aus.“

„Wie viele hast du schon getötet?“, fragte der Technomancer als nächstes.

„Wenn Shambler zählen, dann sind es drei oder vier. Ansonsten keinen.“

Unsere Neuzugänge waren weniger tödlich, als ich es gewohnt war.

-

„Was trinkst und isst du am liebsten?“, begann Tiernan standardmäßig.

„Trinken ein kühles Blondes, gerne essen tue ich, neben dem was ich vorhin aufgezählt habe, alles, was du kochst.“

„Welches Instrument spielst du oder möchtest du spielen?“, 

Medaron flüsterte: „Harfe!“- 

„Ich spiele Harfe!“, antwortete Dana tatsächlich. 

Sionn, Medaron und Liam klatschten sich mit High Five ab. 

Tiernan erfreute Danas Antwort. „Cool. Soll ich dir mal eine bauen, damit du sie hier spielen kannst?“

Dana nickte. „Au ja, das wäre super!“

„Was findest du schön?“, stellte Tiernan seine letzte Frage. 

„Gute Gespräche, Spazierengehen, am besten beides zusammen.“

-

Ich lächelte. Selbstverständlich passte auch ich meine Fragen dem an, was wir über Dana schon wussten. „Was denkst du über die Ancients?“ 

„Sind ein arrogantes Pack, treten fies auf, aber man kann sich mit ihnen arrangieren!“

„Was denkst du über die Mafia hier?“

Dana verzog das Gesicht. „Das sind fast alles Chauvinisten, die Frauen unterdrücken. Aber sie haben schicke Klamotten.“

Ich erweiterte mein Lächeln eine Spur. „Oh ja, Modebewusstsein haben sie oft. - Gibt es etwas, was du auf einem Run, einer Mission, nicht tun würdest?“

„Unnötiges Leid verursachen oder Unehrenhaftes tun!“

Damit war auch Dana durch, sie bleib ebenfalls sitzen, um zu hören, was man über sie sagte. 

Fang und Phoenix protestierten gegen Dana. Vor allem die temperamentvolle Phoenix kam gar nicht mit Dana klar. Doch ich legte den beiden erneut dar, dass Dana sich in den letzten Tagen nichts zu Schulden kommen hatte lassen und dass sie, nachdem wir ihren Einspruch berücksichtigt hatten, uns gegenüber loyal gehandelt hatte. Abgesehen davon war sie die Freundin von Eden, was meiner Meinung nach unbedingt etwas bedeuten musste. Außerdem konnten wir es uns kaum leisten, einen Vollmagier gehen zu lassen.

Die beiden Verliebten ließen sich von mir überzeugen, mögen würden sie Dana deshalb aber nicht.

❄️

[Song 9: Imagine Dragons - On The Top Of The World3, 19] Unser viertes und letztes Date bekam Dawante. 

Als Shark Finn ihn fragte, was er trinken wolle, bat er um ein Bier. „Aber das kann ich mir auch selbst holen!“, fügte er bescheiden hinzu

Selbstverständlich ging Shark Finn auch bei Dawante los.

Sinister lächelte mehr als sonst bei den Interviews. Sie mochte Dawante. Er war ja auch ein extrem attraktiver Kerl. Ich hatte ihn gestern erst gezeichnet. Dabei war mir noch einmal aufgefallen, wie perfekt sein Körper war. Die Ancient-Patches von seiner Motorradkombination waren entfernt, seinen grünen Mohawk hatte er mir zur Ehre eisblau gefärbt. Die Farbe stand ihm gut.

Sinister fragte: „Was ist deine Stärke?“, 

„Mein freundliches Wesen!“ 

„Auf einer Skala von 1 bis 10, wie rassistisch bist du? Wobei 1 total rassistisch ist und 10 gar nicht.“ 

Dawante überlegte kurz. „Acht. Sieben. Nee, acht. Ja, acht.“

„Was ist deine Lieblingswaffe?“ 

„So was hab ich nicht. Ich nutze, was da ist!“

-

„Beschreibe dich mit drei Worten!“, begann Mash erwartungsgemäß. 

„Schön, aufmerksam, loyal.“

Ich schmunzelte. Schön, das würde ich selbst auch zuerst nennen, und ja, er war schön. Ich sollte ihn für eine Marmorstatue als Vorbild nehmen.

„Warum möchtest du zu SatHS?“

Dawante sah kurz zu mir. „Da kann ich in der Nähe von Snowcat sein. Außerdem ist es meine beste Chance, von den Ancients wegzukommen. Snowcat hat es auch geschafft!“

Jetzt lächelte ich sichtbar. Mit dem vorletzten Teil dieser Antwort würde er so einige von sich überzeugt haben.“

„Was hältst du vom Team?“

„Das ist super. Ich kann hier so viel von euch lernen, und Spaß machte es auch noch!“

-

Eden war an der Reihe. „Welche besonderen Fähigkeiten hast du?“, wollte sie wissen. Damit schlug sie in eine ähnliche Kerbe wie Sinister und Mash zuvor. Mein Team machte es auch Dawante leicht. 

„Mein gutes Aussehen. Das ist jetzt keine Fähigkeit, aber es hilft ungemein. Ich bin charmant, und habe eine einnehmende Persönlichkeit.“

Sinister nickte zustimmend. 

Medaron rollte mit den Augen und betrachtete sein Glas. „Ob’s am Whiskey liegt? Mir ist irgendwie schlecht!“

Sionn sah seinen Halbbruder an. „Wehe, du kotzt das aus. Dann setzt es was!“

„Was hast du für Hobbys?“, fragte Eden nun.

Dawante zuckte mit den Schultern. „Hab kein richtiges Hobby. Motorradfahren vielleicht. Und bis neulich mit der Gang abhängen.“

„Was würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?“

„Snowcat!“, erwiderte Dawante sofort.

Medaron wollte schon die Augen verdrehen, doch Sionn meinte: „Das ist das Cleverste, was bisher jemand zu dem Thema gesagt hat. Snowcat wird bestimmt gesucht und gerettet. Und wenn nicht, ist man wenigstens mit ihr auf einer Insel.“

-

Fang fand das auch einleuchtend, er nickte zustimmend. „Du bist auf einer Mission, jemand schubst dein Motorrad um, wie reagierst Du?“

„Bin ich allein oder mit dem Team unterwegs?“, fragte Dawante nach.

Fang verfeinerte seine Frage. „Ihr seid beide allein!“

„Dann hau ich ihm eine runter!“

„Was ist das wertvollste, was du jemals für 100 Nu¥ gekauft hast?“

Dawante machte große Augen. „Das kann ich nicht sagen. Ich hab noch nie was für 100 Nu¥ gekauft.“ 

„Welche ist deine Lieblings-Teamsportmannschaft?“

„Boston Massacre!“

Das war kurz und schmerzlos gewesen.

-

Nun war Shark Finn an der Reihe. „Wie ist deine sexuelle Orientierung?“, wollte er wieder wissen.

Die außergewöhnliche Antwort von Dawante lautete: „Schön!“ 

„Was denkst du über Trolle?“

Dawante überlegte kurz. „Bei den Ancients sind andere Rassen nicht gut angesehen. Orks und Trolle sind da gleich. Ich kenne nicht viele Trolle, aber sie liegen beim Punkt äußerer Schönheit nicht gerade vorn!“

„Nenne uns deine Top 3 unter den Anwesenden!“

Darüber hatte sich der attraktive Elf wohl schon Gedanken gemacht, denn er sah sich nicht um. „Erstens Snowcat, zweitens Liam, drittens Shark Finn! Ich halte Shark Finn für den Stärksten. Liam für den Klügsten und über Snowcat muss ich nicht viel sagen!“

Doc hob eine Augenbraue. „Ich habe mich für den Klügsten gehalten!“ 

„Und ich dachte, ich bin es!“, fügte Fang breit grinsend hinzu.

-

AveRage sah Dawante einen Moment lang an und eröffnete dann mit: „Du bist ja hier ganz neu, und sympathisch …“

„Danke!“

„ … warum sollen wir dich nehmen und nicht Medaron?“ 

„Ich sehe besser aus, bin größer, stärker und klüger!“ Zur Bestätigung hob Dawante sein weißes T-Shirt und ließ die Bauchmuskeln spielen.

Medaron verzog das Gesicht, aber letztendlich saß er ja bereits auf der richtigen Seite. 

„Wie gehst du mit 'ner Trollgang um?“, fragte AveRage.

Wieder fragte Dawante nach: „Bin ich allein?“ 

„Ja!“ 

„Dann mache ich mich unsichtbar!“

„Welches ist deine Schokoladenseite“ 

Dawante wandte den Kopf hin und her. „Ich glaube, von links sehe ich besser aus. Beide Seiten sind toll, aber von links ist es besser zu sehen.“

Als nächstes war, falls es sich niemand gemerkt hat, Tiernan dran. „Was trinkst und isst du am liebsten?“ 

„Sachen, die ich nicht selbst bezahlen muss, Sachen, die nicht giftig sind. Mir geht es da wie Medaron, ich hab nicht so viel Erfahrung mit Auswahl und esse, was ich kriegen kann.“ 

Liam zog skeptisch eine Augenbraue hoch. Medaron und er tauschten Blicke aus. Ihnen war es also auch aufgefallen.

„Welches Instrument spielst du oder würdest du gerne spielen?“

Ich spiel kein Instrument, würde aber gerne richtig gut singen können.“ 

„Was findest du schön?“

Dawante überlegte nur kurz. „Ich kann nicht generell irgendwas nennen, was ich schön finde. Schönheit offenbart sich, wenn es einen inspiriert, sprachlos, oder gedankenlos macht.“ 

Das war ziemlich poetisch gewesen, vor allem für einen Go-Ganger.

-

Ich lächelte Dawante an und zwinkerte ihm mit langsamem Augenaufschlag zu. „Wie trinkst du deinen Kaffee?“ 

„Mit Genuss. Besonders, wenn er so super ist wie der Kaffee hier bei euch!“

„Gibt es was, was du auf einem Run oder einer Mission nicht tun würdest?“

„Ich würde dich nicht verraten!“, erwiderte Dawante überzeugt und wie aus der Pistole geschossen.

Er bekam zum Dank ein besonders schönes Lächeln. „Gibt es einen Ort, an dem du noch nicht warst, den du aber mal sehen möchtest?“, fragte ich abschließend.

Phoenix flüsterte: „Ich weiß genau, welchen Ort er dann sehen möchte.“

Ich hörte nicht, was sie vermutete, denn Dawante überraschte mich mit seiner Antwort: „Lake Louise.“

Wie, bei allen Drachen der Sechsten Welt, kam er denn jetzt ausgerechnet darauf?

Auch Dawante wollte hören, was wir besprachen. Er blieb sitzen, wie die drei zuvor.

Für einem Moment sah es so aus, als gäbe es keinen Einspruch. Doch dann meldete sich Liam zu Wort. „Woher wusste er, was Medaron gesagt hat?“

„Hä?“, kam von Fierce.

Medaron erklärte: „Dawante hat bei der Frage mit dem Essen gesagt es geht ihm da ähnlich wie Medaron.“

Bevor es zu langen Diskussionen kam, lächelte ich. „Dawante ist ja da, wir können ihn einfach fragen.“ Ich sah zu dem Ex-Ancient. „Und, woher wusstest du es?“

Dawante fiel schon mal nicht in sich zusammen, das fand ich gut. „Na, weil ich gelauscht hab!“, gab er zu. 

Nun blickte ich wieder zum Team. „Reicht das als Erklärung?“

„Neugier finde ich jetzt nicht so schlimm!“, meinte Phoenix.

„Man muss seine Chancen nutzen!“, kommentierte Fang.

Liam nickte zustimmend. „Von mir aus geht er klar. Aber ich habe ja eh kein Stimmrecht.“ 

Unsere Blicke trafen sich. Das mit Lake Louise hatte uns beide hellhörig gemacht, aber das war nichts, weswegen wir ihn jetzt ausschließen wollten.

❄️

[Song 10: The Score - Who I Am3] Natürlich schloss sich eine Gartenparty an. Eine Gartenparty, bei der gedreht wurde, bei der wir einander näher kennenlernten, bei der der Alkohol in Strömen floss und bei der musiziert und getanzt wurde.

Wir hatten über die Neuen viel erfahren. Speeddatings waren einfach toll.

Ein Blick durch unsere Reihen verriet, dass wir ziemlich viele waren. Jetzt, wo wir mit dem  Speeddating durch waren, durften auch Dave, Tango und die Silent Shadows, also Kariwase und die Five by Five, mitfeiern. Menschen und Elfen waren in der Überzahl. 

Ich seufzte, so viele gutaussehende Elfen.

Dawante machte den Anfang und zog sein Shirt aus. Medaron und, auf Liams Drängen, Sionn, folgten. Fang ließ sich nicht lumpen - und so hatten wir Frauen was zum Gucken. 

Der Vorschlag, auch die Mädchen sollen sich ausziehen, wurde mit einem Blick von Liam erstickt, bevor er zu brennen begonnen hatte. 

„So viele schöne Körper, da fehlen eigentlich nur noch die Fingerfarben!“, meinte Dana lächelnd.

Ich grinste wölfisch. „Farben haben wir da!“

„Dann aber richtig, mit Auktion!“, schlug Liam vor.

AveRage war begeistert und ließ sogleich noch einen weiteren Squad Drohnen aufsteigen. 

Medaron war zunächst skeptisch, doch am Ende verzichtete er darauf, sich gegen die Idee des Teams zu stellen. Auch wäre es ihm lieber gewesen, wir hätten den Erlös der Auktion für eine Party genutzt, doch SatHS war sich einig, es zu spenden. 

Liam begann mit einem Grundgebot von 100 NuYen für Medaron. Dana, Eden, Sinister und sogar Fierce boten mit. Am Ende bekam Dana tatsächlich den Zuschlag bei 1300 NuYen. Das Siegeslächeln der Hexe schien mir ein wenig anzüglich, aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie den Elfen zwar attraktiv fand, ihn aber zu nichts bringen würde, was gegen seinen Willen war. Und wer weiß, vielleicht wurden die beiden ja zu Teamkameraden mit gewissen Vorzügen.

Als nächstes wurde Sionn versteigert. Zu meiner großen Überraschung bot Fierce zum Start 2.000, Sinister bot 3.000, Eden erhöhte auf 4.000. Es ging ein bisschen hin- und her und schließlich bekam Eden den Zuschlag bei 7.000 nu¥ für die Leinwand Sionn. Fierce hatte ihr Clansmitglied gar nicht ersteigern wollen, sie hatte einfach nur dafür sogen wollen, dass Sinister und Eden sich gegenseitig überboten. 

Leinwand Foggy ging für gemäßigte 1.200 Nu¥ an Phoenix.

Bei Fang ging es wieder deutlich hitziger zu. Fierce, Sinister und Dana boten um die Wette. Sinister musste für die 9.000 Nu¥ mächtig tief in die Tasche greifen. 

Dawante poste, als er genannt wurde. Ihm machte das alles ziemlich viel Spaß, obwohl er bei den 4.500, die Sinister zum Start bot, heftig nach Luft schnappte. In Hundert- oder Fünfhundert-Nu¥-Schritten steigerten die Mädchen um Dawante. 

Ich hatte lange überlegt, ob ich mitbieten sollte. Doch dann dachte ich mir, warum eigentlich nicht? Ich malte wirklich gern, und Dawantes Körper war es wert, von meinen zarten Händen angefasst zu werden. Ich erhöhte von 5.000 auf 10.000 NuYen. Meine Mitstreiterinnen brachte ich damit sofort zum Schweigen. Es wäre ja auch noch schöner gewesen, wenn sie ihre Anführerin überboten hätten. 

Königinnen kommt man besser nicht in Gehege. Ich lachte leise.

Nachdem die Jungs versteigert und das Geld oder zumindest so etwas wie ein Schuldschein auf einer Datei bei Foggy hinterlegt worden waren, ging es ans Malen. 

Wir holten Farben aus den Vorräten des Kunstbereiches, die sich für unser Projekt eigneten. 

AveRage teilte die CU^3-Drohnen ein, und dann konnte der Spaß beginnen.

Und ja, es war ein immenser Spaß, den wohltrainierten Körper von Dawante zu bemalen. Insgeheim fragte ich mich, wie es sein konnte, dass ein Körper eines Ganger so makellos und perfekt war. Der Gedanke ließ mich schmunzeln. Natürlich war mein Körper ebenso perfekt und makellos. Wir hatten ein ähnliches Leben hinter uns gebracht. Vielleicht lag das große Geheimnis wahrer, äußerer Schönheit darin, in einer Go-Gang gewesen zu sein.

❄️

Rein formal betrachtet war mein Bild am künstlerisch wertvollsten. Ich hatte ein ‚Motorrad aus der Hölle’ mit feurigen Reifen, die eine Spur hinter sich herzogen, auf die Haut gebracht. Das Bike fuhr praktisch durch Dawante hindurch. Wenn er die Muskeln spielen ließ, bewegten sich die Flammen und es sah aus, als würde das Feuer sich ausbreiten.

Ließ man die kunstgeschichtlichen Aspekte außer acht, standen die Bilder meiner Mitbieterinnen meinem in nichts nach. Jede hatte ihr Bestes gegeben und sie alle besaßen ein gutes Gefühl für die Gesamtkomposition. Glaubt mir, ich weiß das. Immerhin habe ich Kunst studiert.

Dana hatte Naturgeister gemalt, die um einen Tomatenstrauch herumtanzten. Bei Eden war es ein Fuchs in einem U-Boot geworden. Phoenix hatte ein buntes Farbenspiel zu Werke gebracht, in dem sich Pfeile versteckten, die auf die kitzligen Stellen bei Foggy verwiesen. Sinister hatte sich auf ein Muster in einem spezifischen Farbschema beschränkt, dessen klare Formen auf ihren  Charakter schließen ließen.

Als wir fertig waren, meinte Medaron: „Wenn die Mädchen wenigstens Dessous tragen würden, hätte das Publikum auch was davon. Ich meine, lieber jetzt als später, die werden ja auch nicht besser, was die Optik …“

Der Rest seiner Worte ging in einer Flut von Farbbällen und Farbspritzern unter, die von den anwesenden Damen geworfen wurden. Das gab seiner Glatze einen völlig neuen Look. Recht hatte Madaron mit dieser Aussage natürlich nicht. 

Elfe waren zeitlos, und Drakes waren das hoffentlich auch, denn ich beabsichtigte sehr wohl, immer weiter besser zu werden und mindestens genauso schön zu bleiben. 

❄️❄️

Am nächsten Tag war es an der Zeit, dass sich die Neuen mit ein paar Alten an einem Hack von Supply-Drops versuchten. Eigentlich war es mehr eine Routineoperation, auf die ich Dana, Dawante, Eden, Fang, Medaron, Phoenix und Sionn schickte. Dennoch würde es sich als gute Übung für sie eignen, dessen war ich ganz sicher.

❄️

Als das Team einige Stunden später mit voll beladenen Wagen zurückkehrte, hatten sie etwas Interessantes zu berichten. 

Sie hatten zwei komplette Ladungen gehackt und landen lassen. Dann waren die Signale von vier Commlinks auf ihren Schirmen aufgetaucht.  

Menschen in abgerissenen Klamotten, bewaffnet mit Messern, Ketten und schweren Pistolen, waren ein absolut ungewöhnlicher Anblick für die Gegend, in der man sich befand.

Ihre Auren hatte alle etwas gemeinsam gehabt. Den Menschen fehlte Essenz, obwohl sie gar nicht bis wenig verdrahtet gewesen waren. Außerdem diagnostizierte Dana ihnen eine Abhängigkeit. Ansonsten erfreuten sie sich jedoch alle einer außerordentlich guten Gesundheit. Sie waren fit und gut genährt. 

Vier weitere solcher Gestalten hatten sich von hinten angeschlichen, während man sich mit der ersten Gruppe unterhalten hatte. 

Es war klar gewesen, dass sie alle zusammengehörten, denn auf ihren Commlinks hatte sie alle eine Playlist gehabt, die sich ‚We Own the Night‘ nannte. Außerdem hatte Phoenix noch herausgefunden, dass sie alle einen bestimmten Kontakt teilten, der sich ‚Queen’ schimpfte.

Trotz des Anschleichen hatte sich das Team mit den Typen geeinigt. Man hatte ihnen zugesagt, ihnen etwas von den Supplies übrig zu lassen. 

So war eigentlich alles ganz friedlich verlaufen, bis Fang ihnen aus dem Nichts heraus einen Vorschlag gemacht hatte: „Ihr könnt mehr aus eurem Anteil machen, wenn ihr uns sagt, wer die Queen ist!“

Die acht hatten sofort und ohne zu zögern angegriffen. Von beiden Seiten. Ohne Rücksicht auf Verluste. 

Alle ‚We-Own-the-Night’ waren kräftiger und schneller gewesen, als man von nicht modifizierten Metamenschen erwarten konnte. 

Dennoch waren sie natürlich kein Problem für das Team gewesen. 

Man hatte sie ohne größere Probleme ausgeschaltet, selbst nur mindere Blessuren davongetragen, und war schließlich mit zwei vollen Paletten von Supplies zurück gekehrt.

„Habt ihr denn 'ne Ahnung, was das für welche waren und warum die so fit gewesen sind?“, fragte Medaron bei der Nachbesprechung.

Mash erklärte: „Ich vermute, dass es sich bei ihnen um Renfields handelt. Treue Diener von Infizierten, benannt nach Renfield, dem Diener aus dem berühmten Dracula-Roman von Bram Stoker. Ein Alchemist braut einen Trank aus dem Blut eines Infizierten, und wer das trinkt, wird abhängig, gesund und altert nicht.“

„Dawante berichtete mir, dass er etwas von einer Gang gehört hat, die sich ‚We Own the Night‘ nennt.“ Ich sah zu dem attraktiven Elfen und forderte ihn so auf, davon zu berichten.

„Ja, die sind neu und ich weiß nicht viel, außer, dass sie sich auch irgendwie was aufbauen und auch Familien Schutz bieten und eventuell sogar Heilung von CFD versprechen“, erzählte er. 

„Ist das denn für uns interessant?“, fragte Fang. 

„Ich denke schon“, erklärte ich. „Erstens sind sie geografisch noch ziemlich nah dran an uns. Zweitens haben sie deutlich überreagiert, als man die Queen nur erwähnt hat. Drittens sprechen sie von Heilung, was vermutlich Infektion bedeutet. Sollten sie von Snow Haven erfahren, könnten sie an unsere Ressourcen wollen. Sie sind nicht per Definition böse, aber jetzt, wo wir aufeinander gestoßen sind, sollten wir auf jeden Fall checken, wie es um ihre Gesinnung steht.“

❄️

Es war bereits nach Mitternacht, als ich auf dem Dach von Snowcat Manor saß und hinauf in den Sternenhimmel blickte. 

Eine Vampirkönigin mit treuen, von ihr abhängigen Untertanen konnte durchaus ein Problem darstellen.

Wenn sie uns zu nahe kam, würde wir sie vertreiben müssen. Snow Haven war einfach viel zu kostbar, um von anderen links liegen gelassen zu werden, und wir konnten es uns nicht leisten, Konkurrenz jeglicher Art unbeachtet an uns heranzulassen. 

Dass wir im Verhältnis so wenig kampferfahrenen Leute in Snow Haven hatten, bereitete mir immer noch Kopfzerbrechen. Es war noch so viel zu tun. Unsere Abreise schien weiter entfernt denn je. Dabei hatten wir bereits September. 

‚We Own the Night‘! 

Ich lächelte. 

Wie gut, dass ich mich nicht auf einen Teil des Tages beschränken musste. Ich zog es nämlich vor, dass mir alle 24 Stunden davon gehörten.

Königlich war ich allemal. 

Heute war der 1. September 2076 und unser 84. Tag im Boston Lockdown. 

Mal sehen, was dieser Tag bringen würde.

Ende der Episode

❄️❄️❄️

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Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat and the Howling Shadows

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*