Snowcat and the Howling Shadows S1/E4

TRIDEO SERIES

SNOWCAT AND THE HOWLING SHADOWS4

SEASON1: 1 (Erst-Bereitstellung: Oktober und November 2075), (gedreht September 2075)

EPISODE: 4/The Hunt (Bereit gestellt ab 11/21, Do, 6 PM/PST)

MARK: Sam Looks Twice & Judith Firethorn, Toxische Schamanen

CAST2: Bloody Guts, Leatherface, Fang, Mash, Mr.Tea, Rubber Duck, Shark Finn, Snowcat, Thunderstrike;

CREW2: Average, Moxi Blush, Bubbles, Franklin „Foggy“ Nelson, Tiernan;

SPECIAL  APPEARANCE2: Blue Sky, Charles Iron Horse;

PRODUCTION: Spinrad Media

PLOT SUMMARY: Snowcat und die Howling Shadows begeben sich in der Sioux Nation auf die Jagd nach gleich zwei Toxischen Schamanen und bekommen es dabei noch mit einer Gruppe verräterischer Terroristen zu tun, den Crying Masks.

END CREDITS CLIPS: 1. Teatime mit Mr.Tea: über das richtige Maß an Milch im Earl Grey und das Tragen von weißen Hemden; 2. Bubbles bombastische Basteltipps: wie der langweilige Vulkan für das Schulprojekt richtig abgeht; 3. Rubber Duck reist durch die Sioux Nation. 4. Leatherface’s Literatur Lügen: Krieg und Frieden; 5. Average’s alberne Aussetzer (TakeOuts).

WARNING: Diese Trideo-Serie ist für Zuschauer unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke und Drogenkonsum können vorkommen. Mitglieder der Howling Shadows sind in Waffen- und Magiegebrauch ausgebildet und sind sich über die tödliche Gefahr bewusst, mit der sie es während des Drehs zu tun haben. Zuschauer werden gebeten, diese Dinge nicht nachzumachen, es sei denn, es wird in einem Nachspann-Clip ausdrücklich erlaubt. Ferner ist absolut davon abzuraten, sich auf eigene Faust mit den gezeigten oder ähnlichen Magischen Gefahren, Geistern und/oder Crittern anzulegen!

Der Wecker meines Commlinks zog mich sanft aus dem Schlaf. Das Commlink hatte kurz zuvor das Licht in meiner Koje angeschaltet und langsam heller werden lassen. Erst danach war das Weckbrummen losgegangen. 

Dies war meine erste Nacht im Airstream gewesen. Zumindest im Feldeinsatz. Wirklich viel Platz hatte man hier nicht. Schon gar nicht, wenn alle Kojen besetzt waren. Komfortabel war es dennoch. Genau genommen, war es sogar luxuriös.

Ich öffnete den Vorhang und streckte mich. Schnell setzte ich die Kontaktlinsen ein, zog den AR-Handschuh über und schnappte mir mein Trainingszeug aus einer Schublade unter dem Bett. Vorsichtshalber vergewisserte ich mich, dass ich wirklich ein Nachthemd trug, auch wenn es sich dabei nur um ein Babydoll aus Seide und Spitze handelte, dann verschwand ich kurz ins Bad und checkte im Gehen meine Nachrichten. Nichts! Das bedeutete, niemand für mich Wichtiges, hatte etwas für mich hinterlassen. Alles andere wurde eh zu Moxi umgeleitet und sie würde es erst durchgehen, bevor ich mich damit beschäftigen musste.

Im Bad machte ich mich frisch, zog mich an, band mein Haar zusammen und deckte die Tattoos an Schulter und Rücken ab.

Gekleidet in graue Rippen-Leggins, ein graues Wickeltop, rosa Legwarmers, ein leichtes, rosa Tüllröckchen und rosa Ballettschuhe, wollte ich schon meinen mit Rosen bemalten Violinen-Koffer greifen, als mir eine Idee kam.

Ein Blick auf die Zeitanzeige verriet, dass ich sie noch hatte. 

Also setzte ich mich in meine Koje, nahm meine RIG-Maske [BILD, Anmerkung: Maske in Grau mit hellblauen Gläsern] von der Ablage, schaltete die Kamera meines Commlinks in den Selfie Modus und drückte auf Aufnahme. 

Strahlend lächelnd flüsterte ich, «Guten Morgen, lieber Zuschauer. Gleich geht draußen die Sonne auf. Aber ein paar Minuten sind bis dahin noch Zeit. Komm, ich zeig Dir, wie wir hier so schlafen.» Ich schaltete die Maske ein, setzte sie auf und verband sie per Touch mit dem Commlink, was gleichzeitig die Kontaktlinsen deaktivierte, dabei erklärte ich, «Ich muss das über mein RIG machen, denn im Schlaf- und Duschbereich, sind Kameradrohnen nicht erlaubt. Das haben wir so beschlossen.»

[Song 16: Emilie Mover- Lost Girl Theme Song3] Ich bewegte mich flüsternd durch den Airstream, «Wie Du siehst, sind hier immer zwei Kojen übereinander. Das da ist meine Koje, mit einer Extra-Portion Kissen, denn ich mag viele Kissen. Bis auf das Bettzeug, ist die Koje selbstverständlich leer, denn ich bin ja schon aufgestanden.» Ich blickte zum Beweis meine langen Beine hinab. «Und ja, ich trage Spitzentanzschuhe.» Ich legte mich in meine Koje und betrachte sie ausgiebig, «Siehst Du, wie luxuriös das Material ist? Alle Kanten sind gepolstert. Wir haben es hier sehr gut.» 

Ich stieg wieder aus dem Bett, «Hinter dem Vorhang in der Koje über mir schläft Moxi. Wollen wir da mal reinsehen?» Ich wartete einen Moment und fuhr dann mit schmeichelnder Stimme fort, «Ein verführerischer Gedanke, nicht wahr?» Ich lachte leise und perlend. «Das hättest Du wohl gern, doch den Gefallen tue ich Dir nicht. - Ah warte, hörst Du das?» Ich drehte mein Ohr in Richtung Koje, «Moxi bewegt sich. Sie steht sicher bald auf. Was ungewohnt früh für sie ist. Hör noch mal genau hin?», forderte ich und war kurz still. «So hört sich das Rascheln von seidener Bettwäsche an. Aufregend, nicht wahr?» 

Ich schwenkte meinen Blick auf die andere Seite des Ganges, «Jetzt müssen wir ganz leise sein, denn hier schlafen Mr.Tea und zwar oben und unten schläft unser Anwalt Foggy. Mr.Tea hat gute Ohren.» 

Ich sah zuerst unten hinein, «Da Foggy, ganz fest und friedlich schlafend und diese entzückend spitzen Ohren. Zumindest Elfen sind an den Ohrspitzen sehr empfindlich, also können wir jetzt nicht näher ran gehen. Hast du den Schriftzug auf dem T-Shirt gesehen? Ich glaube, das ist ein Shirt der University of Columbia. »

Ich kletterte hoch, «Also, hier oben schläft Mr. Tea.», flüsterte ich, «Als hätte er sich auf dem Rücken so in Pose gelegt. Vielleicht ist er ja sogar schon wach und ist nur zu höflich, mir zu sagen, dass ich ihn geweckt habe.» Ich schloss den Vorhang dennoch so leise wie möglich wieder, «Vielleicht träumt er aber auch noch süß. - Wie es sich für einen Engländer gehört, trägt er einen Pyjama.»

Ich bewegte mich weiter, «Sieh mal, diese untere Koje ist deutlich länger. Das liegt daran, dass sie für einen Troll gemacht ist. Hinter dem Vorhang schläft Bloody Guts. Ich glaube, da können wir mal reinsehen.» 

Bloody Guts atmete tief und gleichmäßig, aber der kleine Teddy, den er sonst um seinen Hals trug, nicht. Er lag neben dem Kopf des Trolls und als ich in die Koje sah, streckte er mir die Zunge raus. Ich winkte ihm kurz. «Na, dann lassen wir Bloody Guts noch schlafen, sonst beginnt sein Freund gleich zu zetern oder noch schlimmer, er übergibt sich.» 

«Über eine Trollkoje, passen fast zwei normale Kojen und wenn in dieser hier Bloody Guts schläft, dann muss in einer darüber selbstverständlich … richtig, Rubber Duck sein. Die zwei sind eng befreundet-» Ich stellte mich auf die Leitersprosse und blickte hinter den Vorhang und flüsterte noch leiser, «Was für ein Oberkörper und was für tolles Haar.» Ich schloss den Vorhang und meinte noch, «Das Haar sieht nicht nur toll aus, es fühlt sich auch unglaublich gut an. Am liebsten würde ich ihm jetzt durchs Haar wuscheln, aber davon könnte er wach werden.» 

Während ich zur Sprosse der benachbarten Koje schritt, erzählte ich, «Hier noch ein gratis Tipp von mir an alle Männer: Frauen stehen darauf, wenn ihr gepflegt seid und auf euer Äußeres achtet.  Schwule Männer lieben ein gepflegtes Äußeres übrigens auch, hab ich mal gehört. - So hier schläft Fang. Genau, das ist der, der im Speedinterview meinte, dass er keine Frauen schlägt. Mal sehen, ob er das tatsächlich durchzieht, wenn wir eine böse Zauberin jagen. Vielleicht gibt es bereits in dieser Staffel die Möglichkeit, das zu überprüfen.» Ich schob den Vorhang beiseite und linste hinein. Bevor ich weiter sprach, schloss ich den Vorhang wieder, «Fang hat ziemlich scharfe Ohren, obwohl sie nicht spitz sind.» Ich seufzte kurz, «Noch so ein gut aussehender Kerl.», flüsterte ich. «Ach ja, ich hab’s schon gut.» 

Ich touchte auf ein Feld in meinem AR-Display. Siehst du das kleine rote Herz blinken? Das ist die Anzeige meines Biomonitors.», erklärte ich leise und schnippte das Icon wieder in den Hintergrund. 

«Eigentlich wollte ich dir jetzt zeigen, wie ein Blick in die Koje von Charles Iron Horse meinen Puls in die Höhe treibt. Aber wie du siehst … », ich schwenkte meinen Blick auf die andere Seite des Ganges, « … sind die Kojen von Shark Finn, Charles und Tiernan bereits leer.» Ich blickte langsam die drei Kojen entlang, «Da, keiner da. Ich wette, sie sind alle draußen und einer von ihnen macht Frühstück.» 

Ich blickte noch einmal das Bett von Charles Iron Horse entlang, «Guck mal, wie ordentlich der Mann sein Bett gemacht hat. Man muss tatsächlich wissen, dass Iron Horse hier schläft, sonnst könnte man auch glauben, das Bett wäre unbenutzt.» Ich schob meine Hand zart unter die Decke und beschrieb, «Ein wenig Restwärme ist aber noch da. - Oh warte. Hörst du das. Das ist bestimmt Moxi.» Ich drehte mich um. 

Moxi stieg in Hotpants und engem T-Shirt die Sprossen hinunter, sah zu mir, grinste und warf einen Kussmund in die Kamera. Ihr Haar war schlafzerzaust. So viel Sexappeal in ein paar Sekunden, sollte die Serie nicht gut anlaufen, würden wir nur das als Teaser bringen müssen und alle werden gucken wollen. 

Moxi kam zu mir und küsste mich auf die Wange, „Morgen Süße“, hauchte sie und dann, „Morgen Jungs und Mädels vor den Trideo-Schirmen.“ Moxi drückte sich enger an mir vorbei, als nötig gewesen wäre. Sie kam so auch den Zuschauer ganz nah- und verschwand Richtung Bad. 

Ich sah ihr einen Moment nach und räusperte mich, «Was für ein Gang. A pro pos. Es fehlen noch die beiden letzten Kojen, die sind hinten.» 

Ich ging an meinem Bett vorbei und kam zu den Kojen am Ende des Ganges. «Unten schläft Thunderstrike und oben Bubbles.», erzählte ich leise flüsternd. «Aber ich wette, das untere Bett ist leer.» Ich schob den Vorhang beiseite, «Siehst Du, wie ich gesagt habe. Leer. Und wow, gegen dieses Bett ist das von Iron Horse ein unordentlicher Haufen von Bettzeug. Da ist nicht eine Falte. Ich muss Thunderstrike mal fragen, ob er sich auch eine extra-harte Matratze hat einbauen lassen und ob er irgendwelche Hilfsmittel benutzt, um die Bettdecke so fest zu ziehen.»

Ich trat auf die unterste Sprosse der Leiter und schob den oberen Vorhang beiseite. Die beiden Insektenlampen in der Koje, sorgten für genügend Licht. So konnte man das Sammelsurium an bunten Actionfiguren, Püppchen und Plüschtieren gut erkennen. Sie waren überall aufgereiht und wachten über den Schlaf der jungen Frau, wie standhafte Soldaten. Von Bubbles selbst, sah man nur eine pinkfarbene Haarpracht, zwischen bunten Kissen. Ganz vorsichtig schob ich den Vorhang wieder zu, «Weiter kann ich nicht aufmachen, nachher explodiert noch etwas.» Ich grinste, was man in meiner Stimme hören konnte, denn sehen konnte man mein Grinsen in der Ego Perspektive natürlich nicht. «Damit wäre die kleine Private-Führung beendet, denn Average, Mash und Leatherface schlafen drüben im Command-Modul. Noch ein Detail zum Schluss. Während der Fahrt kann man diesen Bereich nicht betreten, denn dann alles zusammengeschoben und der Gang existiert nicht. Darum ist es auch wichtig, dass man nichts im Gang liegen lässt.»

Ich nahm die Maske ab und winkte in die Kamera, «Wir sehen uns draußen. Bis gleich.»

❄️

Am Ausgang des Airstream traf ich auf Mash, der gerade hineinwollte, da ja bald die Sonne aufging. Selbstverständlich trat er zu Seite und ließ mir den Vortritt. 

Er zeigte auf den Violinenkasten in meiner Hand, „Wird das ein Weckruf oder ein Attentat mit Maschinenpistole?“, fragte er lächelnd. 

„Nichts von beiden, das wird mein Morgenritual.“, erwiderte ich.

Mash hob überrascht eine Augenbraue, „Interessant, das wird bestimmt ein wundervoller Anblick. Ich werde durchs Fenster zusehen.“

„Mach das.“, ich zeigte auf die CU-Kameradrohne, die im Autopilot Modus zu mir geflogen kam, „Oder du klinkst dich einfach in den Feed ein.“

Mash zwinkerte mir zu, „Ach ich überzeuge mich gerne mit den eigenen Augen von etwas.“

Das Geräusch kleiner Servomotoren drang an mein scharfes Ohr. Eine Arachne-Drohne aus dem Sixpack schob unter dem Airstream Wache. Dann waren die anderen fünf sicher auch nicht weit. Die Drohne hatte offenbar nachgesehen, wer da gekommen war, nun zog sie sich in die Schwärze unter dem Wagen zurück.

Tiernan stand am Lagerfeuer und bereitete das Frühstück zu. Dem Klapptisch nach zu urteilen, war er zuvor bereits in der Küche fleißig gewesen. Er grinste und hob die Hand zum Morgengruß.

Ich winkte ihm im Vorbeigehen, auf den Lippen ein strahlendes Lächeln.

Ich schritt auf eine freie Fläche mittig im Lager. Noch waren die Sterne am Himmel zu erkennen. 

Katze lief an mir vorbei, nahm Anlauf und sprang auf das Dach des Airsrream. Von dort hatte sie einen guten Überblick über das gesamte Lager.

[Song 17: Kaleida - Think3] Ich legte den Violinenkasten ab. Dabei fiel mein Blick geradeaus, wo Shark Finn, Thunderstrike und Iron Horse sich, in gut sitzenden T-Shirts, Armeehosen, Combatboots und bewaffnet, für ihr Training warm machten. Wow, was für ein inspirierende Anblick! Mir wurde wohlig kalt ums Herz. Für einen Augenblick war ich so abgelenkt, dass ich beinahe vergessen hätte, mich für mein Morgenritual in Startposition zu begeben. 

Bei so viel geballter Männlichkeit, konnte Frau schon schwach werden. Wahrscheinlich waren die Luftfilter im Aitstream voller Testosteron, bei all den Alpha-Männern, denn Männchen zu sagen, wäre an dieser Stelle einfach unpassend, die bei den Howling Shadows versammelt sind.

Ich seufzte kurz, so viel Verlockungen. Ich drückte das Kribbeln in meinem Bauch beiseite und begann mit den Dehnübungen zum Aufwärmen.

Meine Sylphe Aravilar meldete sich in meinem Bewusstsein, ‹MyLady, die Sonne ist am Horizont bereit. Meine Dienstzeit ist nun abgelaufen.›

Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und verbeugte mich leicht und würdevoll, ‹Ich danke dir für deine Dienste und freue mich schon auf unsere nächste Begegnung.› Auch er verbeugte sich und verschwand.

Erst wenn die Sonne völlig aufgegangen war, würde ich einen neuen Geist zum Schutz des Astralraums im Lager rufen können. Doch bis dahin, würde es schon ohne gehen. 

Zurück auf meinen ganzen Füssen - länger als wenige Sekunden konnte ich wirklich nicht auf meinen Zehenspitzen stehen, nahm ich die weiße Violine aus dem Kasten, setzte den Bogen an und begann zu spielen. 

Finn, Charles und Thunderstrike begannen zu laufen. Sie umkreisten mich im kraftvollen, athletischen Schritt.

Ich reflektierte die Ereignisse des vergangenen Tages und sortierte die Bilder in meinem Kopf. 

Verseuchte Erde, Leichen, eine kalkulierte Explosion, eine rasante Fahrt, der Kampf gegen die Crying Masks und die Jagd nach dem Toxischen Schamanen, da war einiges zusammen gekommen.

Ich spielte und tanzte und malte so in Musik und Bewegung, was gestern gewesen war.

Die Männer zogen ihre Kreise, stetig, unaufhaltsam.

Als die Morgenröte den Himmel und uns völlig in ihre sanfte Farben gehüllt hatte, spielte ich via Commlink Musik ab und wandte mich gedanklich dem zu, was heute kommen konnte. 

Ich wurde schneller, wilder, fröhlicher. Tanzte mehr und spielte seltener auf der Violine. 

In einer Atempause hielt ich inne, konzentrierte mich und rief nach der Sylphe Keeya. 

Sie war gut gelaunt und so konnte ich sie schnell überzeugen, die Tagwache des Astralraums zu übernehmen. Immerhin hatten wir einen toxischen Schamanen zu Gast und die, die wir eigentlich jagten, waren noch irgendwo da draußen, da musste man auf allen Ebenen wachsam sein.

Ich hatte meinen Tanz noch nicht wieder richtig aufgenommen, als Keeya sich meldete, ‹MyLady, ein Herr ist im Astralraum erschienen und bat mich, ihn anzumelden.›

Ich nahm augenblicklich astral wahr und vollführte einen Freudenhüpfer. Um genau zu sein, waren es drei höchst elegante ballettartige Freudensprünge, mit der Violine in der Hand.

Lässig an den Airstream gelehnt, stand die astrale Gestalt meines Liebsten. Er verbeugte sich, als mein Blick ihn traf.

Ich winkte ihn zu mir, überbrückte den letzten Schritt aber selbst. Unsere letzte gemeinsame Nacht war einfach viel zu lange her, als dass ich mich in Geduld üben konnte oder wollte.

Wir hatten in den letzten Wochen nur telefoniert. Eine astrale Gestalt bedeutet viel mehr Nähe, als ein Hologramm, allerdings ist es auch viel weiter von der Nähe entfernt, die der fleischliche Körper bietet. Leider!

Harlequin bot mir formvollendet seine Hand und fragte, ‹Darf ich dich um den nächsten Tanz bitten?›

Ich nickte und knickste. Dann änderte ich die Playlist in meinem Commlink und wir nahmen Tanzhaltung an.

So tanzten wir zu der Musik Foxtrott und Quickstepp und plauderten, über das was heute auf dem Plan stand. Ungesehen und ungehört von den anderen und den Kameras, denn außer uns war gerade niemand astral aktiv.

Für die mundäne Wahrnehmung sah es aus, als tanzte ich mit einem imaginären Partner und schwebte in perfekt Tanzhaltung durch das Lager.

Eventuell zog ich mein Morgenritual etwas in die Länge.

Irgendwie war es schon sehr schade, dass mein Liebster kein Howling Shadow war.

Doch wie auch immer, am Ende des Rituals war ich bereit und mental gestärkt für den Tag.

❄️❄️❄️

‹Bist du dir sicher, dass niemand Harlequin gesehen hat, Drachenkätzchen? Immerhin hätte Mash doch sehr wohl astral zusehen können.›

‹Ehrlich gesagt, weiß ich das nicht Katze, denn ich habe nicht darauf geachtet. Ich bin mir aber sicher, dass niemand, der die Serie im Trideo guckt, von Harlequins Anwesenheit eine Ahnung hat. Und das nicht nur, weil wir das über 30 Minuten dauernde Ritual auf 2 Minuten und 30 Sekunden zusammen geschnitten haben.›

‹Selbstverständlich sieht das im Trideo keiner. Die Szene ist wirklich ziemlich kurz Drachenkätzchen und dazu sind die Aufnahmen noch mit denen gemischt, die die Drohne vom Lauftraining gemacht hat. Was ich gut finde. Das Bild einer einer einsamen Tänzerin, steht Dir nicht.›

Ich hielt das Trideo-Bild an, fuhr ein Stück zurück und spielte die Szene erneut ab. ‹Ich finde, es sieht gar nicht so aus, als wen ich einsam tanzen würde, Katze. Auf mich wirkt es eher so, als tanze ich im übertragenden Sinn mit den trainierenden Jungs.›

‹Ja, Drachenkätzchen, das hat Harlequin schon gut gemacht. Ihr habt euch auf der Höhe der anderen bewegt. Aber wenn du glaubst, der Zuschauer wäre sensibel genug, dies zu bemerken, dann irrst du dich.›

Ich goss Champagner nach und leerte damit die Flasche. Ich würde sicher nicht mit Katze über die Intelligenz von Zuschauern streiten.

Da ich zurück gespult hatte, bekam ich gleich noch mal die Gelegenheit, den Männern beim Duschen vor dem Airstream zuzusehen. Nachdem Moxi auf die Idee gekommen war, die Jungs könnten bei annehmbaren Wetter draußen duschen und das tatsächlich angenommen worden war, hatten wir auch davon eine kurze Sequenz in die Serie eingebaut. Quasi ein Best Of Duschen. 

Die einzelnen Silhouetten traten dabei immer wieder aus der Schattenreihe und boten Bonusblickwinkel an. Für einige davon, würde man extra zahlen müssen.

❄️

Geduscht, duftend, gerüstet und strahlend schön, erschien ich am Frühstückstisch unter freiem Himmel.

Wieder fand ich es unglaublich, was Tiernan so alles zu essen zaubern konnte. Frühstück ist ja bekanntlich die wichtigste Mahlzeit des Tages und genau so sah unser Frühstückstisch aus. 

Speck, Eier, Brot, Kuchen, Obst und andere Dinge, die einem Energie für den Tag liefern, einen aber nicht in eine Fresslähmung fallen lassen. 

Was auch sehr ungünstig gewesen wäre, da ich gleich nach dem Frühstück noch zwei Verhöre durchführen wollte.

„Was bekommen eigentlich unsere beiden Gefangenen zu essen und zu trinken?“, wollte ich wissen.

„Die bekommen was zu essen?“, fragte Fang nach.

Ich hob beide Augenbrauen, „Ich hoffe doch.“, erwiderte ich.

Bloody Guts grinste, „Na die sind im Knast, die bekommen trockenes Brot und brackiges Wasser.“

Rubber Duck hob die Faust und Bloody Guts faustete ein.

Mash meldete sich zu Wort, «Das mit der Versorgung der Gefangenen habe ich übernommen. Das schließt auch die Ernährung mit ein.»

Ich fragte jetzt nicht weiter nach, auf welche Art Mash sie versorgte, das war unwichtig, «Kann ich ihnen beim Verhör etwas anbieten? Werden sie Durst oder Hunger haben?», fragte ich.

«Das kannst du gerne tun, Snowcat.», erwiderte Mash, «Nur weil sie versorgt sind, heißt dass nicht, dass sie damit satt sind oder nicht das Bedürfnis verspüren, ihre Kehle zu befeuchten. Ich nehme an, du möchtest bald mit dem Verhör beginnen?»

Ich nickte, „Gleich nachdem ich meinen Kaffee ausgetrunken habe.“

„Und mit wem möchtest du beginnen?“ fragte Iron Horse.

„Mit dem normalen Crying Mask, das übt sich leichter.“, erwiderte ich.

Ich sah mich um.

Offenbar war Rubber Duck auf den gleichen Gedanken gekommen, „Wo machen wir denn das Verhör?“

Average meinte sofort, „Na in jedem Fall draußen, da ist besseres Licht.“

„Ein Baum macht sich immer gut.“, erklärte Bubbles, „Aber ein Baum ist hier ja nicht.“ 

„Wir könnten ihn ans Auto binden. “, schlug ich vor.  

„NEIN.“, dröhnte es aus mehreren Kehlen. 

Average war dort das Licht zu schlecht. Shark Finn fand es nicht sicher genug. Bloody Guts meinte, das würde nicht gut aussehen und Rubber Duck gab zu bedenken, dass es an einem Auto kaum geeignete Stellen zum Festbinden gäbe. 

„Es sei denn, wir wollen ihn hinterher schleifen.“, überlegte Bloody Guts, „Dann können wir ihn hinten an den Rover binden.“

Ich schüttelte den Kopf, „Kein Hinterherschleifen, wir sind keine Barbaren“ 

Bloody Guts und Average riefen gleichzeitig, „Das waren die Mongolen!“

Moxi trat näher an eine Kamera-Drohne heran, „Und so geht das den ganzen Tag!“

Ich grinste, „Gut, dann eben Mongolen, aber Mongolen sind wir auch nicht.“

Bubbles scharrte mit den Schuhen am Boden, „Wir könnten ne Verankerung in den Boden schlagen, dann können wir sie mit einer Kette am Boden befestigen.“

Fang meinte, „Das hat was. Können da dann Blutspritzer drauf?“ 

Bubbles sah zu ihm, „Wie, auf den Boden? Können schon, aber das sieht man kaum, da müsste man schon den gesamten Boden tränken.“

„Dann bespritzen wir eben den Wagen mit Blut, dann denken sie, wir haben jemanden hinterher geschliffen.“, schlug Fang vor.

„Das bringt doch nichts!“, beschwerte sich Rubber Duck, „Jedenfalls nicht, wenn wir nicht noch ran schreiben, woher die Blutspritzer sind.“

„Cut!“, rief Bloody Guts und lachte.

Moxi schüttelte belustig den schönen Kopf und meinte zur Kamera, „Den ganzen Tag!“

Bloody Guts schlug vor, „Wir können ihn ja einbuddeln und mit Honig einschmieren. Macht man das bei das bei den Sioux nicht so Captain Sioux?“

Iron Horse schüttelte den Kopf, „Falscher Stamm.“

Ich fuhr dazwischen, „Wir wollen ihn nicht foltern, sondern befragen. Am besten, wir halten es ganz einfach und fesseln ihn an einen Stuhl. Ich werden ja nicht alleine mit ihm sein. Das ist dann sicher genug.“

❄️

[Song 18: Royal Deluxe - Dangerous3] Iron Horse und Mr.Tea hatten den gefesselten und noch namenlosen Mann, an den Stuhl gebunden, dann hatten sich die beiden rechts und links vom ihm gestellt. Fang bezog hinter ihm Position und Shark Finn und Bloody Guts bauten sich vor ihm auf. Die Trolle nahmen ihm dabei die Sicht. Meine Männer waren bewaffnet, gerüstet und trugen zum Teil ihre Masken. Ich selbst trug meine RIG-Maske nicht und hatte nur übers Commlink Zugriff auf das Teamnetzwerk.

Der Rest von uns war für die Sicherheit nach außen zuständig. 

Wir hatten einen Tisch aufgestellt, auf dem eine PET-Flasche mit Wasser und ein Plastikbecher standen und auf dem auch seine Maske und einer dieser Chips lagen, die die Crying Masks in ihren Datenbuchsen gehabt hatten.

Ich überflog noch einmal die medizinischen Daten, die mir Mash über ihn geschickt hatte. Er war Rechtshänder, inzwischen wieder gesund und besaß keine Cyberware, die mir in seinem jetzigen Zustand gefährlich werden konnte.

Er saß da, gerade und mit so viel Stolz, wie man in einer solchen Situation haben konnte.

Mr.Tea nahm ihm die Augenbinde ab. 

Der Native blinzelte im Tageslicht, orientierte sich und wappnete sich mit starrem Blick auf das, was da kommen würde. 

Er rechnete sicherlich mit vielen Dingen, denn dass wir keine Konzernleute waren, erkannte er sofort. Angst zeigte er auf den ersten Blick nicht. 

Kameradrohnen wuselten um uns herum. Inzwischen hatte ich mich an sie gewöhnt.

Ich sammelte mich kurz, nahm meine Bad-Ass -Attitüde an und schritt mit Power und  schwingenden Hüften auf den Mann zu. 

Mit mir hatte er sicher nicht gerechnet, also würde er nicht auf mich vorbereitet sein.

🎬SatHS S1/E4, Szene 16 🎬

Totale von oben. Charles Iron Horse und Mr.Tea führen den an Händen und Füssen gefesselten Crying Mask aus dem Command Modul und bringen ihn zu einem Stuhl in der Mitte des Lagers. 

Der Crying Mask muss sich hinsetzen. 

Schwenk und ein Viertel Zoom auf die Szene. 

Charles fesselt den Crying Mask mit Handschellen an den Stuhl. 

Mr.Tea stellt sich Links vom Stuhl auf, Charles rechts. Fang kommt hinzu und stellt sich hinter den Stuhl.

Mr.Tea nimmt dem Mann die Augenbinde ab.

Schwenk und Viertel Zoom auf die Szene.

Shark Finn und Bloody Guts stellen sich eine Armeslänge von dem Stuhl entfernt auf und drehen ihm den Rücken zu.

Kameraflug und Schwenk auf die Szene. Die Drohne fliegt auf Höhe des Kopfes des Crying Mask und zeichnet auf, was dieser sieht.

Für 3 Sekunden sind nur die Trollrücken zu sehen.

Schnitt. Wechsel auf die Kamera, die das Gesicht des Crying Mask zeigt.

Die Augen des Crying Mask weiten sich vor Überraschung. (Anmerkung: Reaktion durch Bearbeitung des Materials intensiviert.)

Schnitt. Wechsel auf die Kamera, die die Sicht des Crying Mask zeigt.

Snowcat, in komplett weißer Steampunk-Panzerung [BILD, BILD und BILD], ohne Toolgürtel, schreitet hüftschwingend auf den Mann zu. 

Er hatte mich erst sehen können, nachdem Bloody Guts und Shark Finn ein Stück beiseite getreten waren.

Der Crying Mask hatte sich einigermaßen im Griff. Nur ein kurzes Aufblitzen in den Augen und ein Stocken des Atem, zeugten von seiner Überraschung. 

Nein, mit mir hatte er nicht gerechnet.

Ich baute mich vor ihm auf und trat näher an ihn heran, als es Shark Finn lieb war.

„Hallo, mein Name ist Snowcat.“, begann ich im ersten, aber nicht unfreundlichen Ton, „Wie ist dein Name?“

Er schluckte und kniff die Lippen zusammen.

Ich neigte meinen Kopf eine Spur und hob eine Augenbraue, „Hat dein Name einen solch schlechten Klang in der Welt, dass du dich schämst ihn auszusprechen?“, fragte ich.

Seine Augen funkelten kurz, er hatte mich also verstanden. Dennoch wiederholte ich die Frage auf Sioux. 

Er hob den Kopf und sah mir in die Augen, „Ich bin Jason Two Bear.“

Geht doch, dachte ich bei mir, „Gut, Jason Two Bear. Wir werden uns jetzt unterhalten. Wenn du nichts Unsinniges anstellst und zu fliehen versuchst, kann das ein ganz normales Gespräch werden.“

„Ich habe dir nichts zu erzählen, Snowcat.“, kam von Two Bear.

„Das verstehe ich. Aber ich habe Fragen, die ich dir stellen möchte. Einverstanden?“

Er nickte knapp.

„Ich sehe, du bist kein Mann vieler Worte.“ Via Commlink gab ich das vereinbarte Signal und Tiernan brachte mir einen Stuhl, damit ich gegenüber von Two Bear Platz nehmen konnte. Währenddessen entfernten sich Fang und Bloody Guts von der Szene, Mr.Tea trat hinter Two Bear, Charles setzte sich in der Nähe an einen kleinen Tisch und begann seine Waffen zu reinigen und Shark Finn positionierte sich hinter mir, nachdem ich mich auf den Stuhl gesetzt hatte. 

Ich goss ein Schluck Wasser aus der frischen Flasche sichtbar für ihn in einen Becher und trank davon.

„Möchtest du etwas trinken?“, fragte ich. 

Er überlegte kurz und nickte dann.

Ohne dass ich etwas gesagt hatte, erhob sich Charles, ging zu Two Bear, löste dessen linke Handschelle und reichte ihm die Wasserflasche. Ohne ihn wieder zu fesseln, ging Charles zurück an seinen Platz.

Der Anfang war gemacht und das als Gespräch getarnte Verhör begann. 

Durch anscheinend dumme Fragen und bloße, teilweise falsche, Vermutungen, brachte ich Jason Two Bear zum Reden. 

Letztendlich wollte er mir sagen, was sie da taten. Er wollte damit angeben, wer, wie cool und wie wichtig, die Crying Masks waren.

Nach und nach ließ ich Fragen einfließen, an deren Antworten wir wirklich Interesse hatten.

„Und wofür ist dieser Chip?“, fragte ich und drehte ihn zwischen meinen zarten Fingern.

„Der Chip macht uns noch stärker.“

«Dann sind das wahrscheinlich Berserker-Chips. Spezifikationen schicke ich dir gleich. Die gab’s früher bei Winternight. Die überschreiben einen Teil der Persönlichkeit, umgehen das Schmerzzentrum und solche Dinge.» 

Ich ließ mir die Informationen nicht anmerken und meinte beeindruckt, „Wow, noch stärker. Haben Firethorn und Looks Twice auch solche Chips?“

Two Bear schüttelte den Kopf, „Judith Firethorn und Sam Looks Twice haben das noch nicht verdient. Den Chip stellen die Crying Masks selbst her. Einen Chip bekommen nur vollwertige Mitglieder. Aber selbst wenn sie aufgenommen werden, sie sind Schamanen, sie werden keinen Chip tragen.“

„Also sollte die Aktion ihr Aufnahme-Ritual sein?“, harkte ich nach.

„Ja.“

„Tatsächlich? Und worauf sollte das alles hinaus laufen?“

Jason Two Bear sah mir in die Augen, „Der ganze Plan wird sich erst zeigen, wenn Firethorn und Sam Looks Twice ihren Wert bewiesen haben. Es steckt mehr dahinter. Viel mehr, als du glaubst.“ 

Ich erlaubte mir ein freudiges Lächeln, „Nun, aber der Plan geht nicht mehr auf, wir haben den Anschlag verhindert.“

Mein Gegenüber richtete sich zur vollen Größe auf, soweit dies möglich war, ohne aufzustehen. Ich wich zurück. 

„Dass ihr den Plan vereitelt habt, ist nur ein kleiner Rückschlag!“ betonte er, „Für ihre Aufnahmeprüfung müssen sie sich vielleicht etwas anderes einfallen lassen. Doch das habe ich nicht zu entscheiden.“

Die nächsten Minuten zeigten, dass Jason Two Bear nicht mehr über den Plan wusste. Er kannte nur den kleinen Part. Er wusste auch nicht, ob der Gesamt-Plan eine Idee von Firethorn und Looks Twice gewesen war oder ob sie nur daran mitgewirkt hatten. So wenig Wissen war nicht unüblich für eine Terrorgruppe, die in Zellen organisiert war.

„Und wo sind die anderen aus eurer Gruppe noch hin?“, fragte ich gen Ende.

Er zuckte mir den Schultern, „Das weiß ich nicht. Aber sie werden weiter machen.“

„Wie viele von eurer Zelle sind noch übrig?“

Er grinste böse, „Wir sind noch viele! Noch zwei mal so viele! Wir werden euch vernichten!“

❄️❄️❄️

‹Den Part habt ihr beachtlich gekürzt Drachenkätzchen.›

‹Stimmt, Katze, was im Trideo auf wenige Minuten zusammen geschnitten wurde, hat mich in der Realität fast eine Stunde gekostet.›

‹In dem Zusammenschnitt kommt nur wenig raus, wie du das Gespräch aufgebaut hast, Drachenkätzchen. Ich hoffe, den Zuschauern wird dennoch klar, wie gut du dieses Spiel beherrschst.›

❄️❄️❄️

Mit dem Schamanen gestaltete sich das Spiel - und ja, ein Verhör ist ein Spiel, sogar ein sehr schönes Spiel - selbstverständlich ein wenig anders.

Ein bisschen mehr Drohen zu Beginn - wir mussten ihm ja die Magiermaske abnehmen, um mit ihm reden zu können, was ihm das Zaubern ermöglichte, darum musste er eingeschüchtert sein - weniger Worte, präzisere Fragen und ein vorsichtigeres Vorgehen. 

Er war nicht so leicht gewesen, ihn zum Reden zu bewegen und die Fallen hatten subtiler sein müssen.

Doch der Eröffnungstrick, mit dem schlechten Klang des Namens, funktionierte auch bei ihm.

Der Name des Toxischen Schamanen lautete Harold Jolly Crow.

Beim nachfolgenden Gespräch konnte ich nicht nur auf den medizinischen Bericht von Mash zurückgreifen, sondern auch auf die Eindrücke, die ich beim Studieren seiner Aura gewonnen hatte. Das half.

Am Ende erhielten wir die entscheidende Information von Jolly Crow, dem Toxischen Rabenschamanen. 

Der Rest der Zelle sammelte sich an einem Ort namens Turner, der 100 Meilen von hier lag.

Der Bemerkung, da wäre kaum noch einer von ihnen, da wir die meisten erwischt hatten, bemaß ich nicht sonderlich viel Gewicht bei. Two Bear hatte genau das Gegenteil behauptet. Die Wahrheit lag wahrscheinlich irgendwo dazwischen.

❄️

Wir luden alles ein und brachen unsere Zelte ab. Alles einzusammeln dauerte selbstverständlich ein bisschen, obwohl wir uns beeilten. 

Zeit hatten wir schon wieder keine zu verlieren. Die anderen Mitglieder der Zelle wussten, dass die Aktion gescheitert war. Auch wenn sie nicht ahnten, dass wir sie jagten, sie würden zumindest damit rechnen, es früher oder später mit der Sioux Defence Force oder mit der Sicherheit von Shiawase zu tun bekommen.

Voller Enthusiasmus flog Average mit einer Drohne vor, um erste Bilder von Turner zu besorgen.

Als wir die Motoren unseres Trosses, bestehend aus Airstream, Dodge General, Roadmaster und Rover 2070 starteten, trudelten die ersten Bilder ein. 

Das Dorf war verlassen. 

Nur am Hangar eines alten Flugfeldes gab es Bewegung. 

Das mussten sie sein. 

Um selbst nicht entdeckt zu werden, zog Average die Drohne einige Kilometer zurück, landete sie und setzte sie auf StandBy. Danach war Average mit dem Fahren des Dodge General beschäftigt. 

Bubbles steuerte den Airstream und Rubber Duck lenkte gleichzeitig den Roadmaster und den Rover.

Selbstverständlich hatte ich im Rover Platz genommen, der Wagen war ja auch mein Signatur-Fahrzeug. Ich ließ ein wenig Autumn Kiss, das Parfum, welches ich kurz zuvor selbst frisch aufgetragen hatte, damit verstäuben. Einfach, weil ich es konnte.

Bei mir waren Moxi, Foggy, Mr.Tea und selbstverständlich Shark Finn.

Bloody Guts hatte derweil etwas über Turner herausgefunden, «Turner ist ein Ort, den man nach dem 2.Ausbruch von VITAS nicht wieder besiedelt hat. Das total verlassene Dorf, ist also total unbewohnt.»

«Das sind keine negativen Neuigkeiten.», erklärte ich, «Denn dann müssen wir uns keine Sorgen um zivile Opfer machen.»

Bubbles freute sich, «Au fein, dann bomben wir sie mit jede Menge Explosionen von der Erde.»

Ich grinste, «Ganz so einfach ist es nicht. Die toxischen Schamanen wollen wir lebend.»

❄️❄️

Gut 12 Kilometer von Turner entfernt, schlugen wir unser neues Basislager auf.

Von dort aus startete Rubber Duck einen zweiten Drohnenüberflug des Ortes. Und zwar in beachtlicher Höhe. Wir wollten von den Crying Masks nicht bemerkt werden und wir mussten davon ausgehen, dass sie einen Rigger dabei hatten, der eine Drohne bemerken konnte. Denn der Nachteil daran, wen ein Ort total verlassen war, war, dass er total verlassen war und jede Bewegung auffiel.

Wir konnten also nicht wirklich viel von dem erkennen, was dort am Hangar vor sich ging. Durch diesen Überflug entdeckten wir gut einen Kilometer östlich von Turner die Überreste einer Farm. Sie war etwas höher gelegen und würde sich hervorragend als Spähposten eignen, von dem aus man unauffälligere, kleinere Drohnen starten konnten, die dann wiederum Aufnahmen vom Hangar besorgen würden.

Thunderstrike und Iron Horse boten sich einfach für die Aufgabe als Späher an. Aber wir waren großzügig und ließen sie nicht die ganzen zwölf Kilometer laufen.

Das Einsatzteam, bestehend aus der Crew und Charles Iron Horse, sattelte auf und fuhr ein Stück näher an die Ortschaft heran. 

Nach Ansicht einiger Aufnahmen vom Kampf an der Shiawase Agri-Station am gestrigen Abend, hatten wir beschlossen, das mit meinem offenen, wehendem Haar, weiter zu verfolgen. Average war begeistert, weil es gut ausgesehen hatte und Shark Finn war ebenfalls begeistert, da er wusste, dass mich mein Haar offen zu tragen, vorsichtiger werden ließ. 

Ich wollte keinen Zentimeter davon verlieren. Schon gar nicht, wenn noch weitere Drehtage anstanden und ich keine Zeit haben würde, mich in einen Beauty Salon begeben zu können.

Ich verfasste ein geistiges Memo an mich, dieses Problem nach Abschluss von Staffel 1 ebenfalls für die Zukunft auf magische Weise nachhaltig zu lösen.

‹Ich wusste, dass du eines Tages selbst drauf kommen würdest, Drachenkätzchen.›, kommentierte Katze.

‹Du meinst nicht, du hättest mich schon früher darauf bringen können, Katze.›, fragte ich.

Katze streckte sich ausgiebig, ‹Nein, ich wollte dich doch nicht um den Erfolg der Erkenntnis bringen. Drachenkätzchen.›

[Song 19: James Newton Howard/Salt - Escaping the CIA3] Für den Moment hatte Moxi mein Haar jedenfalls wunderbar für den großen Auftritt vorbereitet. Drauf aufpassen, musste ich selbst.

Nachdem alles nötige Kampf-Equipment im Roadmaster verstaut war- man wusste ja nie, wann es losging, da war es gut vorbereitet zu sein - suchten wir uns auf der Karte der Gegend ein schönes Plätzchen und fuhren bis auf 4 Kilometer an Turner heran. 

Was dann immer noch einen Marsch von etwas über 3 Kilometer für Thunderstrike und Iron Horse bedeutete. Für die beiden gut trainierten, ehemaligen Elitesoldaten ein Klacks, über den sie wissend lächelten. 

Bevor Thunderstrike ausstieg, hatte er eine Bitte, um nicht Befehl zu sagen, denn es war ja keiner, «Können wir vorher noch eine astrale Aufklärung im Farmhaus bekommen? Nicht, dass da magische Überraschungen auf uns warten.»

«Selbstverständlich.», erwiderte Mash und sein Körper erschlaffte, was bei seinem geschlossenen Panzer-Anzug mit Kapuze und Maske schon etwas gruselig aussah. 

Es dauerte einige Minuten, bis wieder Leben in ihn zurückkehrte, «Magisch sind das Farmhaus und die nähere Umgebung clear. Anzeichen von intelligentem Leben habe ich dort auch nicht entdecken können.»

❄️

Gut eine halbe Stunde später hatten sie das Farmhaus erreicht und mit Hilfe von Grasbüschel und Dreck getarnt, Lauer- und Scharfschützenposition eingenommen. 

Ich konnte das so genau wissen, weil die Zwei die gesamte Zeit über von einer Kameradrohne begleitet worden waren.

Via Teamnetzwerk und Satellitenantennen, waren wir alle miteinander in Kontakt. 

Thunderstrike zog eine Dragonfly-Minidrohne aus seinem Rucksack, Rubber Duck ‚sprang‘ virtuell hinein und steuerte sie in Richtung Hangar.

Gleichzeit beobachtete Thunderstrike das alte Flugfeld durch das Fernrohr seines Gewehrs. Dank unserer ballistischen Masken mit RIG, konnten ich nun auf mehrere AR-Feeds zurückgreifen, um mir ein Bild von der Situation vor Ort zu machen.

Zu allererst fiel uns auf, dass es dort Bewegung zwischen Hangar und Landebahn gab. Auf der Bahn selbst standen ein PickUp und ein Van und immer mal wieder bewegte sich jemand aus dem Hangar in Richtung des PickUp. 

Wenigstens kein Flugzeug oder Hubschrauber, schoss es mir durch den Kopf. 

Obwohl einen Ein-Mann-Hubschrauber gab es da auch. Die mussten also mindestens 2 davon gehabt haben.

Wir verfolgten den Flug der kleinen Drohne über den Feed, den sie übertrug. Sie flog auf das Dach des Hangars. Es war, als verschnaufe sie da kurz, bevor sie herabstieß und durch das Loch eines kaputtes Fenster lugte. 

Ein Teil des Hangars war in eine Art Technikzentrale umgewandelt worden. Wir sahen einen Rigger in seinem Kokon und zählten 11 Personen, 2 Orks, 9 Menschen, darunter waren keine Frauen - und einer der Menschen war … Sam Looks Twice.

Bingo!

Ich markierte ihn und wandte mich an eine Kameradrohne, «Da ist er, Sam Looks Twice. Er mag harmlos aussehen, aber das ist er nicht. Glaub mir. Der Mann war bereit, seine Heimat radioaktiv zu verstrahlen, um es aus seiner Asche neu entstehen zu lassen. »

«Also irgendwie sieht es aus, als wenn die abbauen.» stellte Bloody Guts fest.

«Das würde ich auch sagen.», bestätigte ich. «Wir haben kaum noch Zeit. Lasst und zusehen, dass wir da hinkommen. Es geht zwar nicht um Sekunden, aber je weiter sie mit dem Packen sind, desto schwieriger könnte es werden. Lasst uns loslegen. Den Plan improvisieren wir unterwegs.»

Ich zwinkerte in die Kamera, «Gleich geht es los. Wenn Du noch etwas zu Trinken brauchst, dann beeil Dich oder drück auf Pause, nicht, dass Du etwas verpasst. Wir haben keine Pause-Taste, darum sputen wir uns jetzt.»

«Es ist aber nicht viel Zeit zum Planen.», stellte Shark Finn fest und damit hatte er verdammt noch mal Recht.

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Thunderstrike blieb beim Farmhaus und behielt die Sniperposition bei.

Viel Zeit war tatsächlich nicht gewesen. Es hatte gerade so gereicht, um die Teams einzuteilen, die Angriffsvektoren zu bestimmen, die ersten Ziele für jeden festzulegen und das grobe Vorgehen zu besprechen. Mehr Zeit zu verlieren, wollten wir nicht riskieren.

Ich mahnte noch mal, «Wir brauchen Looks Twice lebend! Bei allen anderen ist es egal. Legt es nicht drauf an, zu töten, aber ihr müsst euch auch nicht vorsehen. Das sind Terroristen.»

‹Ein Wolfsrudel braucht klare Anweisungen, Drachenkätzchen.›, mahnte Katze.

Ich holte Luft, «Sprich: der Waffengebrauch folgt eigenem Ermessen. Seht so gut wie möglich dabei aus und die höchste Priorität hat die Gefangennahme von Sam Looks Twice. - Alle Bereit?»

«A-Hooh!», antwortete mein Team.

Ich blickte erneut in die kleine Kamera, die in meiner Nähe hooverte, «Und? Bist du da draußen auch bereit? Gleich geht es los und es wird bestimmt wieder rasant werden. Wünsch uns bitte Glück.» 

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Die Anfahrt auf den Hangar führte die letzten 500 Meter geradeaus durchs total verlassene Dorf.

«Ich switch gleich mal rüber in die Dragonfly und flieg mit ihr in den Hangar, dann haben wir schon mal ein Bild von drinnen.», verkündete Rubber Duck

Ich wusste genau, dass Rubber Duck virtuell im Bruchteil einer Sekunde, von einem Fahrzeug in ein anderes springen konnte. Dennoch war es ein komisches Gefühl zu wissen, dass wir immer mal wieder führerlos in einem Wagen mit hoher Geschwindigkeit unterwegs waren.

Merken taten wir das nicht. Und die Bilder, die bald darauf von der Dragonfly übermittelt wurden, waren jedes steuerlose Fahren wert. 

Vor der hinteren Tür, durch die meine Gruppe wollte, standen zwei Wachen, was dann die Männer 12 und 13 waren. Außerdem standen da zwei Steellynx-Kampfdrohnen, die durch den feindlichen Rigger zu einem Problem werden konnten.

Ich markierte die Steellynx, «Soll ich uns verschleiern?», fragte ich.

«Bloß nicht,», tönte Average, «Ihr habt bestes Büchsenlicht. Das müssen wir ausnutzen. Ihr müsst zu sehen sein. So in Pose, mit wehendem Haar.»

Ich, mit wild umher wehenden Haar, das sich bewegt, wie die Schlangen der Medusa, gehe unerschrocken voraus. Das Bild gefiel mir.

«Ihr wisst schon, dass der Wagen Haltegriffe und Trittbretter hat.», erzählte Rubber Duck.

«Cool!», meinte Fang, «Dann fährt das Hauptangriffsteam draußen und springt ab.»

«Ja, das kommt richtig cool.», freute sich Average.

Ich nickte, «Na gut, machen wir es so. Alles für die Quote.»

Rubber Duck bremste bereits. 

Shark Finn behagte das nicht sonderlich. Laut Plan, würde er nicht bei mir sein, sondern vorne mit Leatherface, um mit dem schweren Geschütz, die Fahrzeuge zu bearbeiten, damit uns niemand entkommen konnte. «Dann fahren wir auch draußen!», betonte er ernst.

Fang lächelte, «Hey, Shark Finn, mach dir keine Sorgen, ich pass auf sie auf. Stelle mich vor sie und so.»

«Gut!», kam darauf von Finn, «Ich nehme dich beim Wort. Wenn ich Snowcats Hintern auf dem RIG irgendwo in deinem Sichtfeld auftauchen sehe, gibts nachher aufs Maul.“

«Ja, ist schon klar.», bestätigte Fang

Katze sprang von meinem Schoß und bereitete sich auf den Ausstieg vor,  ‹Du läufst hinter Fang. Die Legende von Medusa war irgendwie anders, Drachenkätzchen. Aber mach dir nichts draus, als Medusa gesehen zu werden, ist kein erstrebenswertes Lebensziel.›

Rubber Duck stoppte kurz, wir steigen aus, stellten uns auf die Trittbretter und hielten uns an den Griffen fest.

Wir waren in dem Fall, Fang, Mr.Tea, ich selbst, Leatherface und Shark Finn.

Fang warf noch die Lockheed X in die Luft, damit wir mehr Sensoren am Himmel hatten.

Unterdes steuerte Average die Kameradrohnen in Position. Zuvor hatte er die Roto-Drohne für den Scheinangriff auf den Weg geschickt, die Rubber Duck ebenfalls übernahm.

Foggy meldete sich, «Fantastisches Bild. Es sieht übrigens immer cool aus, wenn einer von oben kommt. Eine Drohne die das aufnehmen kann, ist ja bereits im Hangar.»

Mr.Tea erklärte, «Ich mach das.»

Ich grinste in mich hinein. War das nicht einfach unglaublich und ein Spur arrogant? Wir berücksichtigten in unserem Angriffspan, ob etwas gut aussah. «Wir kommst du so schnell aufs Dach?», fragte ich, «Der Hangar ist über sechs Meter hoch.»

Mash kontrollierte den Verschluss seiner Kapuze, «Ich bring ihn rauf!», sagte er an, ließ das Fenster runter und reichte mir eine medizinische Klemmer, «Ein wenig verstärkte Reflexe Snowcat?» 

Der Wagen setzte sich in Bewegung

Ich lächelte, «Ach ja gern, danke.» Ich steckte mir die Klammer an den Kragen meines Gehrocks und ließ mir das Aktivierungswort für die Spruch nennen.

«Fliege jetzt Kurs für den Ablenkungsangriff.», teilte uns Rubber Duck mit.

«Ihr seht echt cool aus.», meinte Average.  

«Nächstes mal sollten wie aber noch Musik spielen.», fügte Fang hinzu.

«Außenlautsprecher für den Wagen sind notiert und werden aufgenommen.» registrierte Tiernan.

Der Wagen beschleunigte.

A pro pos gut aussehen. Bevor der Fahrtwind flatterte, konzentrierte ich mich und rief nach einer kleinen, quirligen Sylphe mit Libellenflügeln. Der Gedanke zu ihr, war mit gestern kurz vor dem Einschlafen gekommen. 

Wie erhofft, klatschte Tinkerbell vor Freude, als ich sie darum bat, mein Haar aufzupusten, mit ihm zu spielen und darauf zu achten, dass es mir dabei nicht ins Gesicht fiel oder sich gar mit der Ballistischen Maske im Steampunkstil oder irgend etwas anderem verhedderte oder sonst wem aus unserem Team die Sicht nahm.

Mein über hüftlanges Haar, flatterte also nicht im Fahrtwind, es tanzte ganz wunderbar darin, als wir mit beachtlicher Geschwindigkeit die Strasse zum Hangar hinunter fuhren.

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[Song 20: The Prodigy - Firestarter3] Gefühlt gleichzeitig, flog Rubber Duck auf der Vorderseite einen Scheinangriff mit der Roto-Drohne auf den Hangar und feuerte dabei aus allen Rohren und steuerte den Wagen auf der Hinterseite in gerader Linie auf die linke Ecke des Gebäudes zu. 

Er bremste ein wenig, damit wir es beim Abspringen leichter hatten.

Fang, Mr.Tea und ich glitten von den Trittbrettern und liefen geduckt und geschwind zur geschlossenen Hintertür des Hangars. 

«Jetzt.», kam von Mash, und auf der Hälfte der Strecke wurde Mr.Tea von dessen Zauber sanft in die Luft gehoben und aufs Dach befördert. Lautlosen Schrittes bewegte sich Mr.Tea zu seiner Startposition, direkt über dem Kokon des Riggers der Crying Masks.

Charles wartete bereits an der Hintertür des Hangars.

Fang und Mr.Tea boosteten ihre Kräfte und auch ich aktivierte die medizinische Klemme von Mash.

Mein Herzschlag beschleunigte sich, Adrenalin wurde ausgeschüttet und alles um mich herum wurde langsamer, da ich es auf Highspeed so wahrnahm.

Bloody Guts ließ unsere Silhouetten im Teamnetzwerk sichtbar werden und markierte auch schemenhaft die Crying Masks im Hangar und davor.

Die Aufmerksamkeit unserer Gegner konzentrierte sich unterdes auf die Vorderseite Richtung Landebahn, wo Rubber Duck mit der Roto-Drohne mächtig Alarm machte und den Van beschoss.

Die, die draußen waren, würden gleich richtig Probleme bekommen und in das Kreuzfeuer von Thunderstrikes Scharfschützengewehr, der Sturmkanone von Leatherface und dem MMG von Shark Finn geraten. Finn und der Loup-Garou sprangen gerade an der linken, vorderen Ecke von unserem Roadmaster ab.

Rubber Duck bremste im Anschluss scharf, setzte zurück und hielt. Nun hatte er Zeit, sich richtig um die Drohnensteuerung zu kümmern.

Charles gab ein Handeichen. Astralsicht jetzt, bedeutete das. Für alle, die sich mit militärischen Handzeichen nicht so gut auskannten wie ich, wurde es im Teamnetzwerk übersetzt.

Ein schelmisches Grinsen erschien auf meinem Gesicht. Charles hatte es schon wieder getan. Er war gekommen und hatte einen Befehl gegeben. Ein Teil in mir, wollte ihm widersprechen.

Ich drückte den Impuls beiseite, denn die Idee an sich war ja gut. Weiterhin grinsend, nahm ich astral wahr uns schaltete mein Gespür für Magie ein.

Ím Astralraum war einiges los. Ich zählte sechs Preparations, die mit Illusionsmagie geladen waren, einen Waffenfokus, zwei Geister, genauer gesagt, einen Guardian und einen Noxious Spirit, die sich im vorderen Drittel des Hangars aufhielten und zu all dem war da noch ein Waffenfokus. Ich sagte alles an und kaum dass ich es gesagt hatte, leuchteten entsprechende Symbole im Teamnetzwerk auf.

«Tango eins down.», meldete Thunderstrike und abermals huschte ein Lächeln über mein Gesicht, weil ich mich daran erinnerte, wie wir vor nur wenigen Wochen eine Diskussion darüber hatten, warum gegnerische Ziele ‚Tango‘ hießen.

Mit verstärkten Reflexen kann man nicht nur schneller handeln, sondern auch mehr und schneller denken.

Mr.Tea auf den Dach stellte sich in Pose, konzentrierte sich und hüllte sich in Flammen.

Average jubelte.

Zu Recht, wir kamen, sie zu fangen und brachten Feuer mit.

«Tango zwei down.» Ein kurzer Blick auf den Feed verriet, dass Thunderstrike dem Mann nicht etwa in den Kopf, sondern ins Knie geschossen hatte.

Ohrenbetäubender Kampflärm drang von der Vorderseite zu uns nach hinten. Unsere beiden Spezialisten mit schweren Waffen zerstörten am Fahrzeugen, was die Knarren hergaben.

Charles markierte im Teamnetzwerk die beiden Geister und teilte einem mir und einem Fang zu. Mein schelmisches Grinsen wurde breiter. Da, er hatte es schon wieder getan. 

Als die Kameradrohne an mir vorbeiflog, um uns von Vorne aufzunehmen, zwinkerte ich ihr zu und raunte, «Pass auf, wir heizen denen jetzt richtig ein.» Ich deutete nach oben, zum Dach, «Einer von uns besonders,»

Ich trat an die Tür und drückte die Klinke runter.

Damit gab ich das Startsignal für unseren Angriff.

Mr. Tea stampfte mit dem Fuss auf. Doch das war keine normaler Tritt gewesen. In diesem Tritt hatte unglaublich viel Magie gelegen.  

Vier Quadratmeter des Daches brachen weg und Mr.Tea rauschte hinab in den Hangar.

Tinkerbell pustete mein Haar auf, und es umgab mich, wie ein Umhang. Ich nahm den Kopf leicht runter, um den optischen Effekt zu verstärken. Dann zog ich die Tür auf.

Und wurde Zeuge, wie der in Feuer gehüllte Mr.Tea auf dem Kokon des Riggers aufkam. Die Kraft in seinem Tritt war so gewaltig gewesen, dass er auch den Kokon zerstörte. Funken stieben auf.

Der Rigger war kampfunfähig, 

Fang rannte durch die Tür und griff den Toxischen Geist im Sturm an. Er eliminierte ihn mit einem Schlag, genau in dem Moment, als dieser sich gerade manifestiert hatte.

Charles trat in den Hangar und schoss einen Terroristen nieder.

Das Geballer aus schweren Waffen auf der Vorderseite ging weiter. Inzwischen würde man auch mit dem Einmann-Hubschrauber nicht mehr fliehen können.

Ich ging, immer noch mit wehendem Haar, zu der Position, an der ich den Guardian Spirit gespürt hatte. Justament manifestierte sich vor mir ein mächtiger Krieger der Amerikanischen Ureinwohner. Mit barer Brust und völlig ohne toxischen Glanz auf der Haut. Ich lächelte fein.

Mr.Tea, immer noch in Flammen gehüllt, griff zwei Gegner gleichzeitig an. Seine Kampfkunst war unglaublich und zusammen mit dem Feuer hatten die Zwei dem nichts entgegen zu setzen. Sie fielen brennend zu Boden.

Fang sprang vor und drückte Sam Looks Twice einen TAG auf. Was in dem Fall nichts anderes als eine Wanze war. Das Signal erschien im Teamnetzwerk. Nun würde unsere Beute auch nicht mehr entkommen, wenn sie versuchte wegzurennen. 

Selbst Katze sah zufrieden aus.

Einer der Männer aktivierte den Zauber in seiner Preparation. Eine Wolke aus Chaos wollte Fang einhüllen. Doch sie zerfaserte an Fangs Willensstärke und meiner Spruchabwehr. 

Die erste Runde unseres Tanzes war vorbei und wir zählten noch 6 kämpfende Crying Masks, plus Sam Looks Twice.

Eine Schrotflinte hustete. 

Fang warf sich rechtzeitig aus der Bahn. 

Noch einer mit einer Maschinenpistole hatte Fang im Visier. 

Diesmal fehlten Fang beim Ausweichen einige Millimeter. Er kassierte einen Streifschuss.

Mr. Tea hatte die Aufmerksamkeit von gleich vier Männern gewonnen. Der erste schoß daneben. Dem zweiten Angriff wich er aus. Auch der dritte Burst verfehlte ihn.

Vier waren dann aber einer zu viel. Mr.Tea wurde mitten in der Brust von Kugeln getroffen. Doch das Meiste an Schaden sollte der Anzug abgehalten haben. Vielleicht würde Mr.Tea für eine Zeit lang das Atmen schwer fallen, doch zumindest blutete er nicht.

Ich hatte inzwischen zwei Dolche gezogen und attackierte in eleganten Bewegungen den Geist. Mein Ziel war es nicht, ihn schnell fertig zu machen, sondern ihn zu beschäftigen und dabei gut auszusehen. „Dein Master ist von seinem sauberen Weg abgekommen.“, sagte ich auf Sioux, „Widersetze dich ihm!“ 

Magietheoretisch war das selbstverständlich völliger Humbug. Er konnte sich nicht widersetzen, selbst wenn er gewollt hätte. Der Handel war beschlossen und besiegelt. Doch es klang gut, würde sich im Trideo gut machen und vielleicht sogar meinen überaus guten Ruf in der Geisterwelt mehren.

Fang hatte ebenfalls sein Messer gezogen und stieß auf Sam ein. Das war fast ein Kampf auf Augenhöhe, fast. 

Fang war noch eine Spur besser als Looks Twice.

Mr.Tea griff erneut zwei gleichzeitig an und brutzelte sie knusprig.

Mir kam eine Idee. Bei dem Geist hatte ich nichts ausrichten können, aber vielleicht bei den Crying Masks. 

Ich führte eine Finte gegen den Guardian Spirit aus, streckte mich und rief auf Sioux, „Ergebt euch, wir sind nur am Skalp von Sam Looks Twice interessiert. Wir müssen euch nicht alle töten!“ Mit viel Sinn für Drama und Pose, bewegte die Sylphe mein Haar. 

Die vier Männer ergaben sich augenblicklich. Sie ließen die Waffen fallen und hoben die Hände.

Doch Fang war das nicht genug. Er streckte den Kopf und heulte markerschütternd und furchteinflößend. 

Die vier Männer überlegten sich das mit dem Ergeben anders und suchten ihr Heil dann doch lieber in der Flucht. 

Auch Sam hielt der Welle von Angst nicht stand und floh. Vielleicht wollte er auch freiwillig fliehen und tat nur so. Jedenfalls rannte er hinaus. 

«Den schnapp ich mir, wenn er raus kommt.», verkündete Rubber Duck. Er brachte die Drohne über dem Hangartor in Position.

Hier drinnen war jetzt nur noch der Guardian Geist in Gestalt eines Native-American-Krieger.

Mr.Tea, inzwischen wieder ohne Flammenaura, trat an meine Seite, deutete eine Verbeugung an und fragte, «Darf ich abklatschen, Snowcat?»

«Sehr gern.», erwiderte ich lächelnd, täuschte einen Angriff an und vollführte einen Flickflack rückwärts, um meinen Kampfplatz frei zu geben, ohne einen Treffer zu riskieren. Die Dolche ließ ich zurück in ihre Waffenscheiden gleiten.

Mr.Tea sprang an meine Position und führte seinerseits einen Angriff aus, der aber ins Leere führte.

Warum auch immer, der Geist änderte spontan seine Kampfstrategie. Statt weiter im Nahkampf anzugreifen, trat er einen Schritt zurück, streckte die Arme aus und ließ einen Schwall Säure auf Mr.Tea herab regnen.

Das Zeug traf ihn voll und zersetzte in Bruchteilen einer Sekunde Bowler und Anzug, um in die Haut einzudringen und diese zu verätzen.

Unter einem leisen, schmerzerfüllten Stöhnen, sank Mr.Tea zu Boden.

Sein Biomonitor schlug kurz heftig aus und zeigte dann eine Nulllinie.

Mr.Tea war tot!

❄️❄️❄️

Das Bild auf dem Trideoschirm wurde schwarz.

‹Findest du nicht, dass das mit dem schwarzen Trideoschirm ein bisschen überdramatisch ist, Drachenkätzchen?›

‹Nein Katze, finde ich nicht. Immerhin ist Mr.Tea gestorben.›

‹Drachenkätzchen, ich mag deine Übertreibungen normalerweise, doch eine Nulllinie für Sekundenbruchteilen als Tod zu bezeichnen, gehört nicht dazu.›

‹Medizinisch kann man es so nennen und wenn wir es so nennen, ist es dramatischer und mehr Drama in der Serie ist gut, Katze.›

‹Nun gut, um die Zuschauer zu beeindrucken, mag es passend sein. Du weißt, dass der Geist bewusst entschieden hat, den Säureangriff gegen Mr.Tea einzusetzen, Drachenkätzchen?›

‹Wenn er freie Wahl bei seinen Waffen hatte und keinen dementsprechenden Befehl von seinem Beschwörer, wovon in der Situation nicht auszugehen ist, da dieser gerade rannte, dann ja, Katze.› 

‹Gut Drachenkätzchen. Dann ist dir hoffentlich auch bewusst, der es ebenfalls eine willentliche Entscheidung von dem Geist gewesen ist, gegen dich keine Säure einzusetzen.›

Nach einer Sekunde Schwärze, erwachte das Bild wieder zum Leben.

❄️

[Song 21: The Brothers Bright - Blood On My Name3] «Mash! Schnell! Wir brauchen dich hier!», rief ich und zog dabei meine beiden Dolche. In einer ausdrucksstarken Drehung, samt wehender Haarpracht und wallendem Gehrock, begab ich mich in Angriffsposition. Mein magischer Schutz war vollends hochgefahren und allein für mich reserviert. 

Die Zeit des Spielens war vorbei. Ja, na gut nicht ganz, denn ich war noch unverletzt und bin kein Typ fürs schnelle Töten.

Ich griff an und zeigte, mit welcher Eleganz ich den Kampf mit zwei Klingen beherrschte.  

Aus dem Augenwinkel nahm ich ein Wischen wahr. 

Und kaum, dass ich mich versah, kniete Mash neben dem leblosen Körper von Mr.Tea. Unser Arzt war mit Vampirgeschwindigkeit hierher geeilt. Oder sollte ich teleportiert sagen? Es schien fast so.

«Got’ya Fragger!», meldete Rubber Duck. 

Das Netz umschlang Sam Looks Twice und zog sich zusammen. Knisternd blaue Lichter zogen über den Körper des Toxischen Schamanen, als der Strom im Netz Wirkung zeigte. 

Fang hatte sein Messer gezogen und trat hinter den Geist. Wenn Fang den Geist-Krieger nicht fertig machte, dann würde dieser sich wahrscheinlich verabschieden, nachdem sein Beschwörer bewusstlos geworden war. Bei der Ohnmacht eines Beschwörers, konnten rein theoretisch auch noch andere Dinge geschehen. 

Ich hatte keine Lust, mir jetzt darüber Gedanken zu machen. Ich legte mehr Kraft in meinen nächsten Schlag und sandte den Guardian Spirit zur Erholung auf seine Ebene zurück. Nun hatte sich das Problem eh erledigt.

Iron Horse checkte die Gegner am Boden und schloss die Augen derer, die nicht mehr zu retten waren.

‹Tinkerbell, bitte sei so lieb und übernimm die Astral-Patrouille.›, bat ich meine Sylphe. Dieser Luftgeist besaß vielleicht weniger Macht, als so manch andere, die ich beschwor, aber sie verfügte dennoch über alle Fähigkeiten.

‹Wie ihr wünscht, MyLady.›, erwiderte Tinkerbell und flatterte davon.

Mash hatte Mr.Tea stabilisiert, «Soweit ist alles gut, die eigentliche Behandlung würde ich lieber im Basislager erledigen.» 

Vor Säurerückständen musste er sich nicht in Acht nehmen. Die Säure war von eine Geisterkraft gekommen und als dieser geendet hatte, endete auch die Säure, unabhängig davon, wodurch sie sich zuvor bereits gefressen hatte.

Ich drehte mich zu einer Kamera, «Hast du die guten Neuigkeiten gehört. Mr.Tea ist soweit stabil. Aber es hat ihn schwer erwischt. Er schadet also nicht, wenn du ihm die Daumen drückst. Hoffentlich kann Mr.Tea weiter machen.»

«Wir müssen hier aber noch die Reste durchsuchen.», stellte Leatherface fest.

Ich überlegte kurz, damit hatte er Recht, «Haben wir außer Sam noch überlebende Gefangene?», fragte ich.

«Negativ,» kam von Iron Horse, « Wer noch gelebt hat, rennt weg.»

«Ich verfolg die Fliehenden mit einer Drohne.», meldete Rubber Duck sofort.

«Gut, mach das.», bestätigte ich und beschloss dann, «Crew, kommt hierher zu uns. Wir bauen das Lager ein Stück hinter dem Hangar auf. Aber als Wagenburg, denn wir haben jetzt zwei Gefangene und Judith Firethorn fehlt uns immer noch. Es sind also noch welche da draußen.»

❄️

«Die Panzerung ist ruiniert.», stellte Fang fest.

Mr.Tea lag in unserer Rescuedrohne, die man auch als fahrbares OP-Bett nutzen konnte und die wir unter das Sonnenschutzdach des Airstream gesteuert hatten. 

Mash stand davor, ebenfalls im Schatten und dennoch mit geschlossenem Kampfanzug. Er hatte zuvor eine spezielle Schere gezogen, um den Anzug aufzuschneiden. Bei dem Stichwort Panzerung, steckte Mash die Schere wieder weg und machte sich daran, die Kleidung oder was da von übrig war, auf die herkömmliche Art zu öffnen. 

Die Kamera durfte selbstverständlich zusehen. 

Bei einem hatte Mr.Tea Glück gehabt. Der Bowler hatte verhindert, dass ihm Kopfhaar und Augenbrauen weg geätzt worden waren. Ab der Nase sah seine Haut allerdings furchtbar aus. Der Schaden des Säurezaubers war besonders im Brustbereich und am Hals durch die Panzerung geschlagen. So gesehen, war es gut, dass Mr.Tea nicht bei Bewusstsein war. Das musste höllisch weh tun.

Als der teilweise verätzte Körper von Kleidung befreit war, schmunzelte ich. Mr.Tea hatte etwas mit einem Fettstift über sein Herz geschrieben, „Ich bin dein Freund, kein Futter!“

Mash sah gewissenhaft und zufrieden aus, während er seine Arbeit verrichtete. Zunächst behandelte er Mr.Tea mit herkömmlicher Medizin. 

„Kann ich dir irgendwie assistieren?“, bot ich an.

Fang meinte sofort, „Ja genau, ich kann dir auch helfen. Du musst nur sagen, was ich machen soll.“

Mash mischte eine Tinktur an und erzählte dabei, „Dazu müssen wir erst testen, ob wir die selbe Sprache sprechen.“

„Wieso?“, fragte Fang, „Wir sprechen doch alle Englisch.“

Ich lächelte, „Er meint medizinische Fachbegriffe.“

Fang zuckte mit den Schultern, „Ach so. Na, was soll es da schon groß geben?“ 

Mash sah erst zu mir und dann zu Fang, „Du bleibst einfach beim kämpfen, werter Fang, denn das kannst du gut und Snowcat, wir vertiefen das Thema noch mal nach Sonnenuntergang.“

Ich nickte huldvoll, „Sehr gern!“

❄️

Als Mr.Tea einige Zeit später die Augen aufschlug, hielt Fang ihm eines seiner eher rustikalen Hemden hin.

Mr.Tea setzte sich auf und hob eine Augenbraue. Die frische Haut war rosig und zart. In den nächsten zwei Wochen würde der Gentleman sich wahrscheinlich nicht rasieren müssen. 

Mr.Tea saß still da und sah auf das Hemd. 

Mash holte einen noch zusammen gefalteten Papieranzug aus seiner Arzttasche und hielt ihn ebenfalls Mr.Tea hin.

Der Gentleman räusperte sich, „Vielen Dank Fang, aber ich nehme lieber den.“

Tiernan war zur Szene getreten und blickte kopfschüttelnd auf die Überreste des Anzugs, „Die Mühe mit dem Ausziehen hättest du dir nicht machen müssen. Der ist nicht mehr zu retten.“ An Mr.Tea gewandt fügte er hinzu, „Du musst nen paar Tage mit was anderem auskommen. Ich mach dir einen Neuen! Aber die Arbeit an den magischen Fesseln für Looks Twice geht vor.“

Mr.Tea nickte, „Danke. Zum Glück habe ich noch den einen oder anderen Reserveanzug dabei, auch wenn der nicht so komfortable ist, wie dein Model.“ Mr.Tea stand auf. „Danke Doktor!“

„Nichts zu danken.“, erwiderte Mash.

Moxi kam aus dem Airstream. 

Ein erhellender Anblick, in schwarzen Hotpants, 12 Zentimeter Plateaustiefel und enger, weißer Lack-Bluse mit rotem Kreuz auf dem Ärmel. Sie hatte ein paar schwarze High Heels in der einen und eine Schwesternhaube in der anderen Hand, „Warte, Schätzchen, du bist doch barfuss, ich bring dir ein paar Schuhe von mir.“, meinte sie strahlend lächelnd. 

Doch Mr.Tea winkte ab. „Vielen Dank, ein paar Schritte weit wird es schon so gehen.“

Moxi zwinkerte keck, „Ich dachte, meine Schwesterntracht kommt zum Einsatz, aber Mash du hast ihn ja schön völlig geheilt. Das ist ja ganz fantastisch.“

Womit sie recht hatte. Mr.Tea war völlig wieder hergestellt. Heilmagie, von Experten eingesetzt, war etwas Unglaubliches und kam dem, was man als Wunder bezeichnen konnte, meiner Meinung nach ziemlich Nahe.

Moxi hatte mit ihrer sexy Schwesterntracht besonders bei meinen männlichen Kollegen, die Stimmung gehoben.

Ich sah Mr.Tea. Er trat in den Airstream, und ich stellte fest, dass knackige Männerhintern in Papieranzügen verdammt sexy rüber kamen. Vielleicht sollte ich Harlequin man einen Papieranzug anbieten, wenn er wieder mal den halben Tag nackt im Haus umherlief.

❄️

Auf dem Trideoschirm trat die Silhouette von Mr.Tea wieder in die Reihe der Howling Shadows zurück und verschwand gemeinsam mit ihnen in die Menüleiste. 

Ab dem Zeitpunkt, an dem Mr.Tea seinen Köper in Feuer gehüllt hatte, hatten wir immer mal wieder den Feed aus seinem RIG angeboten. Wer den gesamten Kampf und den Säureangriff aus seiner Ego-Persepektive sehen wollte, würde selbstverständlich entweder den Platin-Zugang zur Serie besitzen oder diesen speziellen Feed extra buchen müssen.

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[Song 22: LP-Muddy Waters3] Da Mr.Tea geheilt war, konnten wir uns wieder völlig auf unsere Jagd und unsere Umgebung konzentrieren. Somit durfte Thunderstrike seinen God-Spot auf der Farm verlassen.

Wir kamen im Innenkreis unserer Wagenburg zusammen, um uns darüber auszutauschen, wie es weiter gehen sollte.

Mr.Tea hatte sich einen gepanzerten, dreiteiligen Anzug angezogen. Das Modell war so stark gepanzert, wie es die höheren Klassen der Execs der Konzerne gerne sahen. Das war nicht perfekt, aber deutlich besser als nichts. 

A pro pos perfekt, selbstverständlich saß der Anzug perfekt.

Charles Iron Horse hatte inzwischen damit begonnen, sowohl seine Nahkampfwaffen, als auch sein Sturmgewehr, auf die individuelle Art zu verzieren, wie es Stammeskriegern taten. Offenbar hatte er Gefallen an dem gefunden, was wir hier taten und auch an dem, wie wir es taten:

Mit jeder Menge Style fürs Trideo.

Diesmal hatten wir knapp die Hälfte der Gegner getötet. 

Eine Tatsache, die mir weniger schmeckte.

Doch wenn man im dreckigen Wasser watet, bekommt man in der Regel nun mal schmutzige Schuhe.

«Einen von zweien haben wir.», stellte Rubber Duck zufrieden fest. «Aber dabei belassen wir es nicht, oder?» Der Rigger saß immer noch in seinem Kokon im Roadmaster. 

Zunächst hatte er per Drohne die Gruppe von Fliehenden verfolgt, bis klar war, dass sie kein festes Ziel zu haben schienen und nicht zurück kommen würden. Jetzt ließ er die Überwachungsdrohne über dem Gelände kreisen und hielt alle Sensoren offen, damit uns niemand mit einem Angriff überraschen konnte.

Ich lächelte, „Genau so ist es. Wir wissen zwar noch nichts über den Aufenthaltsort von Judith Firethorn, aber wenn wir jetzt Pause machen, dann taucht sie so tief unter, dass wir sie ewig nicht wieder aufspüren können.“

„Willst du diesen Sam verhören?“, fragte Fang.

Ich schüttelte den Kopf, „Mit Sicherheit nicht. Das ist ein Elite-Soldat aus einer Spionage-Abwehr Einheit. Davon, dass er ein Toxischer Schamane ist, mal ganz zu schweigen. Den zu verhören, würde Tage dauern und ich bin mir auch nicht sicher, ob ich das kann.“

«Cut!», funkte Average dazwischen, «Dass du sowas nicht kannst, kommt nicht in die Serie. Das schneiden wir raus.»

Ich grinste breit und sagte, „Den Mann zu verhören, würde Tage dauern. Solange abzuwarten können wir uns nicht leisten.»

«Wenn wir Sam Looks Twice demnächst nicht brauchen, dann lege ich ich jetzt still.», verkündete Mash aus dem Command Modul.

„Und wo bekommen wir dann die Information über den Aufenthaltsort von Judith Firethorn?“, fragte Mr.Tea.

„Vielleicht aus dem Navi aus dem Van, mit dem die wegwollten.“, überlegte Fang.

Leatherface, der nicht reingegangen war, obwohl die Sonnen schien, löste sich ein Stück weit aus dem Schatten des Sonnenschutzdaches. Selbstverständlich war auch sein Anzug bis oben hin geschlossen, „Gute Idee, komm Fang, lass uns das machen!“ 

Fang hatte noch nicht einmal ja gesagt, da rannte Leatherface auch schon los und verschwand im Fahrerhäuschen des zerschossenen Wagens. «Hast du Werkzeug dabei?», wollte Fang noch wissen, bevor er sich in Bewegung setzte.

«Ja!», lautete die knappe Antwort. 

Anscheinend sorgte der nahende Vollmond bei Leatherface zwar für Handlungsbedarf, aber nicht für ein Redebedürfnis.

Bubbles, die bei der Erwähnung eines Navigationssystems kurz reagiert hatte, widmete sich wieder ihrer Bastelarbeit, nachdem die beiden losgegangen waren.

„Warten wir ab, ob die beiden fündig werden.“, beschloss ich, „Wenn nicht, dann ziehen wir einfach weiter Richtung Norden zur Grenze und fragen uns durch. Schließlich führte die ursprünglich von Iron Horse aufgenommene Spur in diese Richtung.“

«Ich hab hier mehrere Kontakte auf 10 und 11 Uhr .», meldete Rubber Duck und ließ augenblicklich Punkte im Teamnetzwerk erscheinen. «Ich würde sagen, das auf 10 Uhr sind sechs Pelikane, also Auslieferdrohnen. Das auf 11 Uhr sind wahrscheinlich Microskimmer, kleine Hovercrafts in Form und Größe kleiner Frisbees. Die fliegen nur ein paar Meter über dem Boden. Dem Flug nach zu urteilen, sind sie ungesteuert und fliegen als Schwarm.»

«Achtung Team.», sagte ich an, «Macht euch kampfbereit, was immer die genau wollen, sie sind sicher nicht hier um Pizza auszuliefern. Das gilt uns, denn außer uns, ist hier in Turner keine lebende Metamenschenseele.»

❄️❄️❄️

🎬SatHS S1/E4 Vorschau E5🎬

Das Bild ist schwarz. Snowcats Stimme sagt, „Das nächste Mal bei Snowcat and the Howling Shadows.“:

Ausschnitt (2,45 Sekunden) Feed der Dragonfly. Schräg unter ihr hoovert eine Microskimmer über die Prärie.

Zoom der Kamera. Ausschnitt (1,5 Sekunden), das Bild zeigt arkane Symbole.

Wechsel auf eine CU im Lager. Ausschnitt (3,8 Sekunden) Snowcat runzelt die Stirn und sagt, «Das sind Preparations. Da liegt ein Giftzauber auf den Drohnen, der wahrscheinlich beim ersten Aurenkontakt ausgelöst wird.»

Wechsel auf eine andere CU. Nahaufnahme Fang. Fang fragt, «Sprengstoff und Giftzauber? Was sind das für Fragger?»

Ausschnitt aus dem Hangar (2,89 Sekunden): Fang und Leatherface rennen aus dem Hangar heraus und auf die Kamera zu. Leatherface führt und ist fast draußen. Fang dreht zu einer Tür an der Seite ab, rennt rein und … Explosion!

Ausschnitt (3,2 Sekunden) Nachts am modrigen See. Grünliche Nebelschwaden ziehen über den Boden, der plötzlich aufbricht. Ein riesiger matschiger Geist nimmt Gestalt an und brüllt.

Damit endete die 4.Folge - The Hunt - der 1. Staffel von Snowcat and the Howling Shadows.

Hausgeist Henry schwebte herein, um nach dem Rechten zu sehen. Nicht nur, selbstverständlich. Er brachte auch ein paar Nachos mit Käse und frisches Karamell-Popcorn mit und räumte die leeren Schalen ab.

Katze schnüffelte missmutig am Popcorn und sah dann ein wenig überrascht zum Trideoschirm.

‹Ihr zeigt das mit dem Loup-Garou-Männchen wirklich? Ich dachte, das war nur ein Spaß.›

Ich grinste.

Im Abspannclip stellte Leatherface gerade das Buch Krieg und Frieden vor, während auf einem  kleinen Teil des Trideoschrims sämtliche rechtlichen Hinweise, Produktions-Informationen und anderer wichtiger Kram entlang schrillten.

🎬SatHS S1/E4 Abspann: Leatherface’s Literatur Lügen: Krieg und Frieden.🎬

Leatherface sitzt auf einem Stuhl vor dem Hauskampf-Trainingsgelände auf dem Compound und blickt in die Kamera. Es ist Nacht und die Umgebung ist von Scheinwerfern beleuchtet. 

Leatherface trägt seine Panzerung ohne Helm und hat seinen Fratzen-Breezer auf. 

Leatherface erzählt, „Also hier ist das Buch Krieg und Frieden.“ 

Pause.

„Das stelle ich euch heute vor.“

Pause.

Snowcats Stimme erklingt aus dem Off, «Leatherface, schaltest du bitte den TAG ein und nennst den Autor.»

Leatherface blickt auf seine Hand, „Ach so, ja.“ 

Er drückt einen virtuellen und für den Zuschauer nicht sichtbaren Knopf. Daraufhin erscheint das Hologramm eines Buchcovers von ‚Krieg und Frieden’ auf seiner Hand.

Leatherface sagt, „Also hier Krieg und Frieden, das ist von einem Russen.“

Pause.

„Leo sonstwas.“

Pause. 

Leatherface deutet auf das Cover, „Steht ja auch da, von wem das ist.“

Pause.

„In dem Buch geht es um Krieg und Frieden.“ 

Pause.

„Und um Russen, mit vielen russischen Namen und um einen kleinen Franzosen mit einem großen Hut.“ 

Pause. 

„Und um Liebe.“

Pause.

„Jetzt kommt ein Spoiler: Am Ende ist Frieden und alle heiraten.“

Pause.

„Aber sie heiraten nicht den, den man am Anfang vielleicht dachte.“

Pause.

„Das Buch ist sehr lang, mit vielen Worten.“

Pause.

„Und es ist ein ganz wichtiges Werk der Weltliteratur. Wenn ihr das gelesen habt, dann hält man euch für gebildet.“

Pause.

„Wer das nicht lesen mag: Das wurde auch verfilmt. Gibt verschiedene Versionen.“

Lange Pause.

„Aber lest das mal ruhig. Snowcat hat gesagt, es ist gut.“

Leatherface schaltet den TAG aus.

„So, das war’s.“

Leatherface bleibt noch so lange sitzen, bis der Abspann an der Seite zu Ende ist.

Nach und nach gehen die Scheinwerfer aus.

Mein Grinsen wurde breiter. Mir hatte es gefallen.

Katze war offenbar nicht ganz meiner Meinung.

‹Gibt es einen tieferen Sinn für diesen Abspannclip, Drachenkätzchen?›

‹Nein, Katze. Nur den, dass auch Leatherface einen Abspannclip brauchte, uns die Idee kam und Leatherface sie gut fand.›

‹Aber er hat das Buch nicht wirklich gelesen Drachenkätzchen!›

‹Inzwischen hat er aber zumindest die Heavy-Combat-Version von 2055 gesehen und weiß nun, worum es geht. Das ist doch schon mal was, oder, Katze?›

‹Manche Dinge aus deinem Rudelleben finde ich extrem merkwürdig, Drachenkätzchen. Das Männchen gibt sich dümmer, als es eigentlich ist.› Katze blickte sich um, ‹Wie viele neue Paar Schuhe hast du in der letzten Woche gekauft, Drachenkätzchen?›

Ich überlegte nur kurz. ‹Sieben Paar Katze, wieso?›

‹Sieben Paar. Das reicht nicht, um all dein Geld auszugeben. Es muss also einen anderen Grund geben, warum Henry soll billiges Zeug, statt neuer Erdbeeren und frischer Vanillesahne mitgebracht hat.›

Ende der 4. Episode.

Schalte auch nächste Woche wieder ein, wenn Du wissen möchtest, wie es weiter geht.

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Du hast Fragen an das Team oder an die Macher von SatHS? - Deine Fragen kannst Du uns [HIER] stellen.

Fussnoten: 

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen, kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So beherrscht zum Beispiel ein Charakter eine Fähigkeit nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Auswirkungen als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen. Wir spielen die aktuelle Kampagne im ‚cineastischen’ Stil, das heißt, eine tolle Szene zu haben, steht über der hundertprozentigen Regeltreue. 

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Staffel wurde am 04.11., 25.11., 03.12.; 10.12., 28.12.16 und 20.01.2017 erspielt. Der Spieler von Fang war am 1. & 2. & 4. & 5. &. 6. Abend anwesend, der Spieler von Mr.Tea war am 1. & 2. & 4. & 5. & 6. Abend anwesend. Der Spieler von Leatherface war am 1. & 3. & 5. & 6. Abend anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logistische Entscheidung sein. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

Eine Übersicht von Cast und Crew von SatHS findest Du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten SatHS Soundtrack findest du hier. [LINK].

4.Die Truppe mit der Captain America (Marvel) im zweiten Weltkrieg gegen Hydra ins Feld zieht, heißt „Captain America and the Howling Commandos". Daran angelehnt, entstammt die Titelidee eigentlich. Abgesehen davon, ist „Howling Shadows“ der Titel des aktuellen Shadowrun® -Critter Quellenbuchs von Catalyst. Wir fanden die Doppeldeutigkeit gerade bei der Zusammensetzung des Teams passend. 

5. Eine Übersicht des Steampunk- Journals findest Du hier [LINK].

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei den Entwicklern und Mitarbeitern der Shadowrun®-Produkte. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich!

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*