Episode 08/16: Master and Servants; (Run 67)

WELCOME BACK, CHUMMER!

ON THE RUN1: BCG, Columbo, Mr.Jack, QuadS, Shark Finn, Snowcat, Thunderstrike und TriXhot, später Tiernan und Lifeguard.

TIMESTAMP2: 04/08/75; 10:23:54 - 04/12/75; 01:46: … CONNECTION INTERRUPTED …UNUSUAL ERROR 666 … RETRY … CONNECTION FAILED

SPOILER ALERT: Master and Servants enthält Spoiler auf Humanitarian Aid aus Sprawl Wilds3.

RUN NO: 67

TODAYS HEAD UP:  „Reise in ferne Länder, treffe fremde Leute und lerne fremde Kulturen kennen.“ - Ein solcher Slogan könnte einem auch den Beruf des Shadowrunner schmackhaft machen. Wörter wie „exotisch“ und „geheimnisvoll“ lassen sich an beliebiger Stelle einfügen. Perfekt eigentlich, würde man beim Beruf des Shadowrunners nicht immer zwangsläufig auch die Schattenseiten dieser Orte entdecken. Dunkel Schatten gibt es überall, auch in einer so beschaulichen Siedlung wie Neah Bay.- Host

POSTET BY SNOWCAT:

Ich hatte schon in den letzten Geschichten von den überraschenden Ereignissen, unerwarteten Begegnungen und dramatischen Wendungen gesprochen, die das Leben und die 6.Welt so zu bieten haben.

Niemand weiß genau, was ein Tag bringt, wenn er aus dem Schlaf erwacht. Das war so, ist so und wird immer so sein!

Je weitläufiger der eigene Ereignishorizont ist, desto vielfältiger sind die Möglichkeiten der Dinge, die geschehen können. Wenn man dann noch an Geheimnissen und Wissen interessiert ist, läuft man Gefahr, auf seinen Wegen auch die eine oder andere böse Überraschung zu entdecken.

Man kann nicht auf alles vorbereitet sein!

Darum gehört es zu den wichtigstes Überlebensfähigkeiten, auf Überraschungen reagieren und sich an neue Situationen anpassen zu können. 

‹Dem stimme ich zu Drachenkätzchen. Du hast dich hierin von Geburt an als besonders talentiert erwiesen. Die Grundlagen zu den besagten Fähigkeiten, stellen eine hohe Auffassungsgabe und Entscheidungsfreude. Die schnellsten Reflexe nützen einem nichts, wenn man sich nicht entscheidet und alle Entscheidungen sind für die Maus, wenn man sich dumm anstellt.›

‹Wobei dumm doch relativ zu sehen ist, oder Katze? Jeder ist doch durch die eigene Intelligenz beschränkt.›

‹Selbstverständlich verfügt nicht jeder über die gleichen Ressourcen Drachenkätzchen, doch sein eigenes Potenzial zu überschätzen oder sich für etwas zu opfern, ist immer dumm!›

‹Sich für etwas zu opfern ist doch nicht immer dumm. Es kann doch eine Heldentat sein, Katze.›

‹Humbug Drachenkätzchen. Ich habe nichts gegen Heldentaten. Heldentaten sind glamourös, aufregend und meist auch gefährlich. Heldentaten sind der Met der Legenden. Doch was hinterher eine Heldentat ist, besaß zuvor immer auch eine Überlebenschance. Opfer machen Verlust zur Lösung, sie sind selbstlos und … eben dumm. Beides steht dir nicht, Drachenkätzchen.›

‹Ich hatte auch nicht vor, mich für irgendetwas zu opfern, Katze.›

‹Sehr gut Drachenkätzchen. Und was die Heldentaten angeht, denke ich, du bist prädestiniert für die Rolle der legendären Frau, die andere zu Heldentaten inspiriert und so zur Rettung wovon auch immer beiträgst.›

‹Wovon auch immer? Nicht von der Welt, Katze?›

‹Ja, auch der Welt Drachenkätzchen. Dieser, anderer oder gleich mehrerer Welten.›

‹Ich weiß nicht, ob mir die Rolle der Muse zur Weltenrettung gefällt, Katze.›

‹Doch, das weißt du, Drachenkätzchen. Die Rolle gefällt dir! Und so lange du dein eigenes Leben nicht riskierst, darfst du gerne auch aktiver bei diesen Rettungssachen sein.›

‹Du bist so großzügig, Katze!›

‹Und ich mag dein Lächeln, Drachenkätzchen.›

Ohne es beim Aufwachen zu ahnen, könnte ein Tag einen vor die Entscheidung stellen, jemanden oder gar die Welt zu retten oder eben nicht.

Selbstverständlich gibt es auch Situationen, wo man sich gar nicht mehr entscheiden kann, sondern einfach mit dem umgehen muss, was vor einem liegt.

Geister sind vielfältig, wie die Sterne am Himmel und wir, die Metamenschen dieser Welt, wissen zu wenig, über das was sie antreibt. 

Beschwörer auf der ganzen Welt streiten sich darüber, ob überhaupt und warum einige Geister auf unserer Ebene sein wollen oder nicht.

Wissen tun wir nur, dass jeder Geist eine Heimatebene besitzt, auf der er existiert und die seiner Art entspricht. Einige dieser Metaebenen haben ein direkte Verbindung zu unserer Ebene, andere wahrscheinlich nicht. Die Zahl der Ebenen könnte unendlich sein, obwohl mein Mentor mich für die Aussage wohl schelten würde.

Wenn ein Beschwörer einen Geist ruft, öffnet er über den Astralraum eine Art Tor, über welches ein Geist auf unsere Ebene gelangen kann. Diese Tore sind Einbahnstrassen. Das heißt, ein Beschwörer kann nicht durch dieses Tor gehen, um auf die Ebene des Geistes zu gelangen. Um unsere Ebene und den Astralraum um uns herum zu verlassen, braucht es ein anderes Tor, welches bestimmte Arten von Geistern und einige andere Wesen, zu öffnen vermögen.  

Ob der Geist schon vor dem Ruf als Wesen existierte oder erst mit dem Ruf des Magiers ‚erschaffen‘ wird, ist ein weiterer Punkt, über den die Gelehrten streiten. Einig sind sie sich nur bei den minderen Geistern, den sogenannten Watchern und den einzigartigen ‚Verbündeten‘. Solche Geister werden in jedem Fall erst aus der Magie nach dem Willen ihres Beschwörers erschaffen.

Folgt man der ‚Vereinheitlichen Magie Theorie‘ - wie ich das seit meiner Studienzeit bei Professor Schwartzkopf in Prag tue -  gibt es im Großen und Ganzen nur eine Art von Magie, die auf einem Prinzip beruht und immer die daraus folgenden Wirkungen hat. Nur wie sie sich in ihrer Äußeren Form präsentiert, hängt von ihrem Nutzer ab. So lässt sich zum Beispiel ein Chaos-Spruch auf die bloße illusionäre Täuschung von Sinnen reduzieren, auch wenn er bei dem einen, wie ein elektrostatisches Flimmern aussieht oder ob er sich, wie im meinen Fall, als Schneegestöber darstellt. Egal welcher Tradition man folgt, egal ob man ein Bären-Schamane der Cascade Ork, oder ein Konzernmagoer bei Ares oder ein Voodoopriester in New Orleans ist, alle nutzen die selben Ressourcen. Nur bestimmt ihre Wahrnehmung von Magie, welche Gestalt sie annimmt.

Gleiches gilt für Geister eine bestimmten Kategorie.

Ein Feuerelementar von QuadS und einer meiner Salamander mögen sich optisch völlig unterscheiden, doch am Ende sind es zwei Geister von der Ebene des Feuers, die aus der gleichen Substanz geformt wurden.

Obwohl die einzelnen Arten von Geistern nun so gleich und an die selben magischen Gesetze gebunden sind, können sie in der gleichen Situation verschiedene Entscheidungen treffen. Einfach, weil sie eben doch denkende Individuen sind, jedenfalls wenn wir sie hier manifest vor uns haben.

Eine Beschwörung ist nichts anderes, als der komplizierter Prozess eine Verhandlung mit einem fremdartigen Wesen. Eine Mischung aus Zwang und Bitte durch den Beschwörer ruft, während auf der anderen Seite eine Mischung aus Wollen und Nichtwollen antwortet. 

Wie bereits gesagt, warum die Geister tatsächlich auf unsere Ebene kommen und wie gerne sie hier sein wollen, ist eine Streitfrage unter Gelehrten. 

Ihr Wissen über Geister geben Geister selbst übrigens nicht gerne preis.

Uns sind bereits die Motive von Geister fremd, die wir beschwören können. 

Noch fremder sind uns aber die Geister, die sich auf Ebenen bewegen, zu denen wir weniger Kontakt haben, wie Schattengeister, Insektengeister oder Shedim.

Wenn uns etwas fremd ist, dann können wir viel schlechter voraussagen, wie ‚es' handeln wird.

Was mich dann endlich zu meinen Aussagen zum Beginn dieses Erläuterung zurück führt: 

- Man weiß nie, was ein Tag bringt. 

- Man kann nicht auf alles vorbereitet sein.

- Es gehört zu den wichtigsten Überlebensfähigkeiten, reagieren und sich an Umstände anpassen zu können.

Warum ich das jetzt alles erzählt habe?

‹Weil du freigiebig und großzügig mit der Preisgabe deines inzwischen beachtlich angehäuften Wissens bist, Drachenkätzchen!›

‹Nein Katze, weil all das in der heutigen Geschichte eine Rolle spielt.›

‹Das stimmt wohl, Drachenkätzchen. Dennoch trifft meine Aussage zu. Es war nämlich eine Aussage und keine Frage!›

Nun komme ich aber endlich zu der Geschichte.

Ihr erinnert euch doch sicherlich noch daran, dass wir bei dem Run um die Wiederbeschaffung von Antivieren in Neah Bay auf Shedim getroffen waren. 

Den Plan der Shedim, ganz Neah Bay mit Hanta-Viren zu infizieren und so zu ausreichend Gefäßen zu kommen, hatten wir in einem Kampf auf Waadah Island erstmal vereitelt. Doch wenn wir die Sache dauerhaft stoppen wollten - was ich zumindest wollte - dann mussten wir den finden und vernichten, der diesen Plan ausgeheckt hatte. 

Den Master-Shedim!

❅❅❅

[Song 1: Depeche Mode - Master and Servant4] Da saßen wir nun in dem Aufenthaltsraum für Krankenhauspersonal, hatten den Run von unserem Horizon-John abgeschlossen und konnten doch noch nicht nach Hause fahren.

Jedenfalls noch nicht, um zu feiern. 

Wie hatten die in besitzgenommenen Körper von 13 Shedim vernichtet und zumindest einen Großteil der Geister völlig zerborsten und sie so auf ihre Heimatebne zurück katapultiert, von der sie hoffentlich nie mehr hierher zurückkehren können würden.

Das ‚nie mehr‘ war dabei sicher ein Wunschgedanke, aber ganz so einfach konnten sie nun mal nicht auf unsere Ebene reisen.

Doch so lange der Master-Shedim nicht gefunden war, war das alles für die Maus.

Unsere Situation war in etwa vergleichbar mit der eines leckgeschlagenen Schiffs. Wir hatten das Innere des Schiffs trocken gelegt und die Löcher notdürftig gestopft. Doch wenn wir den Rumpf nicht bald richtig reparierten, würde das Boot irgendwann wieder beginnen vollzulaufen.

„Und so ein Master hat jetzt noch mehr drauf, als seine Schergen?“, fragte TriXhot und stellte damit gleichzeitig klar, dass die Sache auch für sie noch nicht erledigt war.

Ich nickte, „Vor allem kann er sich besser tarnen und verstecken und eben neue Shedim rufen. -Haben denn alle verstanden, worum es geht und sind bereit, sich auf die Suche nach dem Master-Shedim zu machen?“, wollte ich wissen und sah meine Kollegen der Reihe nach an.

Jeder von ihnen bestätigte. 

Das machte mich schon ein bisschen stolz!

‹Siehst du Drachenkätzchen und du musstest nicht mal das schicke Bild von dem leckenden Boot rauszuholen, um sie zu überzeugen. Obwohl du mit der Doppelfrage natürlich sehr clever vorgegangen bist.›, kommentierte Katze und schlenderte zum Snack-Automaten hier im Raum.

„Gut, dann sind wir uns ja einig.“, meinte ich zufrieden lächelnd. „Also, dann fass ich zusammen, was ich über Master-Shedim weiß. Ich bin bisher erst einmal wissentlich einem begegnet. Er konnte die anderen Shedim nicht nur rufen, sondern auch befehlen. Seine Shedim waren bereit sich für ihn zu opfern. Während die Shedim generell mehr so wütende, mordlustige Geister ohne wirkliche Intensionen sind, macht der Master-Shedim die Pläne und ist durchaus in der Lage, sich als Metamensch auszugeben, Gespräche zu führen und wahrscheinlich ist er sogar in der Lage, die Identität seines Gefäßes anzunehmen. Allerdings weiß ich nicht, ob das auf alle Master-Shedim zutrifft.“

„Das heißt, wir haben eigentlich keine Möglichkeit den Master zu finden, weil wir nicht sicher sein können, ob nicht einfach die Maskierung gehalten hat, wenn wir die Aura scannen und sich nichts tut.“, stellte QuadS fest.

„Abgesehen davon, dass wir wohl kaum jeden Einwohner hier astral ansehen können.“, fügte Columbo hinzu.

Ich überlegte kurz, „Das stimmt schon.“ Ich sah zu TriXhot, „Erinnerst du dich noch an die Shedim in Konstantinopel?“

Die junge Frau antwortete, „Ja na klar. Ich dachte, dass sind einfach nur harte Kerle.“

„Genau!“, bestätigte ich, „Mir sind sie auch nur aufgefallen, weil keiner von ihnen auf meine Anwesenheit reagiert hat. Ich habe sie für Cyberzombies gehalten oder zumindest Drogeneinfluss vermutet. Mir ist es nur bei dreien gelungen, ihre Maskierung zu brechen. Aber einer reichte eigentlich schon aus, um die richtigen Schlüsse zu ziehen.“ Ich veränderte meine Position, setzte mich seitlich auf den Stuhl und streckte meine langen Beine aus, um es bequemer zu haben, „Immerhin sind es duale Wesen, was heißt, sie können nicht problemlos durch Hüter oder magische Barrieren.“

Mr.Jack meinte, „Das ist doch ein Punkt, an dem wir ansetzten können. Dann müssen wir nur noch alle dazu kriegen, in einen Raum, mit der Barriere zu gehen.“

„Es darf aber keine physische Barriere sein, die ist für alle sichtbar und dann tritt keiner da freiwillig durch.“, warf ich ein.

„Ich kann auch eine Geister-Barriere.“, erklärte QuadS.

Ich lächelte erfreut, „Sehr gut!cDurch die könnten Metamenschen tatsächlich gehen und Geister würden abprallen. Eine Geister-Barriere kann den Master-Shedim auch einsperren und verhindern, dass der Geist einfach über den Astralraum entwischt, wenn wir den aktuellen Körper vernichtet haben. So etwas brauchen wir, sonst haut der Master ab, sucht sich den nächstbesten toten Körper als Gefäß und wir sind nicht weiter, als zuvor.“

Mr.Jack nickte, „Das passt doch noch, wir denken uns eine gute Geschichte aus, wegen der alle in einen Raum müssen und dann wissen wir Bescheid. Wir sind gut im Erzählen von Geschichten, jedenfalls einige von uns.“

Thunderstrike war nicht zufrieden, „Das wird schwer genug und wenn sich jemand versteckt oder der Shedim als duales Wesen die Geisterbarriere zu früh entdeckt, kriegen wir ihn so nicht. Ich denke, am Ende werden wir doch durch die einzelnen Häuser ziehen müssen und nach dem Master-Shedim und seinen Dienern suchen.“

Davon war TriXhot gar nicht begeistert. „Und dann zerren wir als Pink-Skins einen Ureinwohner aus seinem Haus und verbrennen ihn, oder was?“

QuadS nickte, „Wenn es sein muss, dann ja.“

TriXhot verdrehte die Augen, „Weil die uns ja auch glauben werden, dass ihr Nachbar von einem Geist besessen ist.“ 

„Naja.“, warf Shark Finn ein, „Snowcat glauben sie vielleicht. Aber stimmt schon, da gibt es so einiges, was wir noch klären müssen.“

„Haben die denn einen Herzschlag, die gleiche Körpertemperatur und all so was?“, wollte BCG wissen.

„Mit ist nichts Gegenteiliges bekannt.“, erwiderte ich. 

BCG kratzte sich am Kopf, „Sie alle zum Schwimmen um 12.Uhr Mittags einzuladen und zu gucken, wer das Sonnenlicht meidet, ist es wahrscheinlich auch nicht.“

Ich lachte kurz, „Naja, das wäre besser, als keine Anhaltspunkte zu haben.“

Thunderstrike ergriff erneut das Wort, „Wie gesagt, an dem Plan müssen wir noch arbeiten. Wir sollten erstmal unser Lager außerhalb der Stadt aufschlagen. Wenn wir hier ausgerüstet warten, riecht der Master am Ende noch die Lunte. Außerdem müssen sich Pauke, Trompete und Snowcat unbedingt noch mit Geistern ausrüsten. Die Feuergeister haben wir heute Morgen dringend benötigt und wir sollten dem Master in keinem Fall ohne Geister-Unterstützung entgegen treten.“

Damit hatte der Marine selbstverständlich Recht. 

Was Geister anging, hatten wir zwei Möglichkeiten, entweder wir bewegten uns ab jetzt immer nach Sonnenauf- und Untergang in die Gegend, die frei von magischer Hintergrundstrahlung war und riefen einen neuen Geist und zwar genau einen. Oder aber, wir besorgten ausreichend Reagenzien und banden die Geister nach einem mehrstündigen Ritual an uns, damit sie uns über Tage hinweg zu Diensten standen.

Ungebundene Geister boten zu große Lücken. Wir konnten nicht riskieren, dass unsere Geister uns alle samt verließen, „nur“ weil Tag und Nacht gerade wechselten.

Demnach entschieden wir uns für die gebundene Variante, was uns zum nächsten Problem brachte. Jeder Beschwörer war je nach Kraft des Geistes auf Stunden beschäftigt und durfte dabei nicht gestört werden. Blieben wir hier, konnten wir nicht gleichzeitig beschwören, da wir im feindlichen Gebiet nicht auf mehr als einen von uns verzichten konnten. Überwacht werden musste der Beschwörer auch noch. 

Nach gut einer halben Stunden des Abwägen von Für und Wieder beschlossen wir, dass es besser war, für die Beschwörungen nach Seattle zurück zu kehren.

„Ist vielleicht auch ganz gut, wenn wir abreisen. Das könnte den Master in Sicherheit, wiegen.“, vermutete Thunderstrike.

John hatte uns erneut aufmerksam zugehört. Nun wandte ich mich zum ersten mal während der Besprechung direkt an ihn, „Der Run um die gute Tat ist abgeschlossen, siehst du das auch so John?“

Er nickte und lächelte dabei einnehmend, „Sehe ich auch so. 7 NuYen pro Ampulle. Ich kann euch das Geld in Barsticks geben, überweisen lassen und euch eine Mischung von Beidem auszahlen.“

„Wir nehmen die Mischung von beidem.“, wählte ich und schob dem Ork via AR eine Kontonummer zu. 

Im Austausch gab er mir vier Kredsticks. Ich prüfte die Beträge und rechnete alles zusammen. Das ergab die Summe, die wir ausgemacht hatte. Nein, John hatte nicht auf 7 NuYen pro Ampulle für 8 ULer erhöht. Das wäre ja auch eine Verdopplung des vereinbarten Betrages gewesen. 

„Danke. Es freut mich, mit dir Geschäfte zu machen.“, sagte ich und signalisierte damit dem Team, dass alles in Ordnung war.

Johns Lächeln wurde breiter, „Mir war es auch eine Ehre! Das war sehr gute Arbeit!“ Es folgte eine kleine Pause und dann fragte John, „Hab ich das richtig verstanden, ihr wollt jetzt noch den Master-Shedim finden?“ 

Ich nickte, „Das wollen wir. Wir werden jedoch so bald wie möglich zurück nach Seattle fahren. Was den Master-Shedim, in wem immer er stecken mag, hoffentlich in Sicherheit wiegen wird. Hauptsächlich geht es aber darum, mächtige Geister als Verstärkung zu holen. Was in der eigenen magischen Hütte einfach besser von der Hand geht. Dann kommen wir wieder, um den Master zu suchen.“

„Müssen wir denn überhaupt weg?“, fragte QuadS an dieser Stelle nach. Er kratze sich am Kinn, „Mir behagt das nicht, das alles hier unbeobachtet zurück zu lassen.“ 

Ich grinste, „Na, ich im jeden Fall! Ich habe nicht genug Kleidung dabei, um so viele Tage hier zu bleiben, die wir mit Beschwörung und Suche brauchen würden.“

Columbo hatte bei dem Erwähnen von Kleidung die Augen skeptisch zusammengezogen. Offenbar hatte er die Bemerkung nicht für einen Scherz gehalten. 

Gut, denn sie war keiner gewesen. 

Ich überlegte kurz etwas über Spitzenunterwäsche und mehrfaches Tragen hintereinander zu sagen, verwarf die Idee dann aber wieder.

„Es können ja ein paar von uns hier bleiben.“, bot TriXhot an, „wir passen eh nicht alle in den Wagen.“

Thunderstrike schüttelte den Kopf, „Vergesst es! Wir gehen alle oder keiner!“

„Ist schon richtig. Ist unklug sich zu trennen.“, bestätigte Columbo mit zusammen gepressten Lippen. „Ich hoffe nur, sie bringen die Scheibe nicht irgendwo anders hin.“

„Die Scheibe? Welche Scheibe?“, fragte John.

Columbo erwiderte, „Na diese Quarztscheibe von der Ausgrabung.“

„Oh,“, meinte John darauf, „die ist doch schon vor längerer Zeit nach L.A. gebracht worden.“

Womit sich meine Idee, die Scheibe könne irgendein Verschluss sein, den der Master zum Rufen seiner Diener brauchte, in Wohlgefallen auflöste.

„Kann BCG nicht ne Drohne da bei der Lichtung lassen, die das vorsichtshalber im Auge behält?“, wollte Trixhot wissen.

Der Rigger begann zu grinsen, „Kann schon, nur kann die da nur begrenzt beobachten. Nach 12-18 Stunden geht ihr der Saft aus.“

„Ach Mist,“, meinte TriXhot darauf, „eine fliegende Ladestation gibt es wohl nicht?“

„Nope!“, lautete BCG’s Antwort.

Was mich auf einen Gedanken brachte, den ich vorhin gehabt hatte, „Was die Lichtung angeht, du könntest aber trotzdem noch mal drüber fliegen, bevor wir abreisen, BCG.“, bat ich, „Wir haben ja nicht viele Anhaltspunkte, aber eine Schneekanone ist ungebräuchlich. Vielleicht kann Bloody Guts zurück verfolgen, wer sie gekauft hat, wenn er weiß, was für ein Typ das ist.“

„Gute Idee Lady.“, meinte BCG darauf, „Ich muss da aber gar nicht hinfliegen. Ich hab das alles in meinen Aufzeichnungen. Muss nur die Feeds durchgehen.“

Ich lächelte charmant, „Umso besser.“

John sah mich an, „Ich glaub euch das mit dem Master und hab verstanden, das ihr Verstärkung holen wollt. Wann reden wir den mal übers Geld?“

Fantastisch, John wollte uns also für den Job engagieren. Darauf hatte ich gehofft. Ich schlug meine langen Beine in einer eleganten Bewegung anders herum übereinander und antwortete im schmeichelnden Ton, „Na jetzt.“

John freute sich. „Na dann los!“

„Wir werden ein weiteres Teammitglied dazu holen, dann sind wir neun. Da das alles länger dauert, brauchen wir einen Anteil für die Teamkasse. Wir haben nämlich eine Teamkasse.“, erläuterte ich und paarte das mit einem bezaubernden Lächeln, „Demnach brauchen wir 10 Anteile und wegen der hohen Gefahrenstufe veranschlage ich 20.000 nu¥ pro Anteil.“, forderte ich, ohne rot zu werden. 

John verzog keine Miene und konterte völlig gelassen, „15 Tausend und 2 Jahre p2 Rating für jeden.“

‹Drachenkätzchen, ich glaube du solltest etwas erwidern.›, meinte Katze gerade noch rechtzeitig, bevor ich einfach einschlagen konnte. Ich wollte diesen Master-Shedim unbedingt kriegen.

John sah mich an.

Ich schüttele den Gedanken an meine Freiwilligkeit ab, „PiTo interessiert nur mich,“ erklärte ich und musste nicht mal Rücksprache halten, um das zu bestätigen. „Ich nehme das aber.“

TriXhot meinte halblaut und völlig spontan, „Das PiTo Raiting kann John behalten, ne Flasche Pitu würde ich schon eher nehmen.“ 

Columbo nickte, mit einer solchen Flasche wäre er offenbar auch einverstanden.

Ich schmunzelte, „Also 17.500 nu¥ für jeden, für mich zwei Jahre Zugang zum PiTo Netzwerk für eine SIN meiner Wahl und je eine Flasche Cachaca für die anderen acht Runner.“

„Kann ruhig auch was Besseres sein. Nicht so einen billigen Syntohol.“, warf TriXhot ein. 

John nickte und grinste, „Das geht klar. Einigen wir uns auf 17.000 für 10 Anteile, 8 Flaschen und 1 PiTo-Zugang für 2 Jahre. Obwohl die anderen nicht wissen, worauf sie da verzichten. Soll ich die Vorzüge noch mal erläutern? Nein? Nicht? Na gut. Aber sonst, einverstanden mit den Rest?“

„Wenn du zu dem, was du eben gesagt hast, noch die Reagenzien, die wir zum Binden der Geister  brauchen, besorgst und für mich noch ein schönes Event drauf packst, sind wir im Geschäft.“

John strahlte, „Event, ja das finde ich gut, da lasse ich mir was einfallen. Die Reagenzien gehen auch klar, da müsst ihr mir nur sagen, was ihr braucht.“

Ich streckte John die Hand hin, „Deal.“

Der Ork schlug ein.

„Hey,“ meinte Trixhot nun, „Wenn wir den Maste-Shedim finden und das alles schaffen, dann bekommen wir aber eine Bronzestatue hier in der Stadt!?!“ Sie sah John keck grinsend ab. 

Er blickte verständnislos zurück.

Ich warf ein, „Wäre das eine Horizon-Stadt würden wir die vielleicht sogar bekommen, aber ich glaube nicht, dass die Salish auf Helden wie uns stehen.“ 

Trixhot verdrehte spielerisch die Augen. „Na gut,“, sie sah wieder zu John, „Dann eben kleine Statuen vor dem Krankenhaus?“

John begann zu lächeln. 

Trixhot winkte ab, „Dann vielleicht so kleine Figuren in einer Uhr zum mitnehmen?“  

Thunderstrike schüttelte den Kopf. Doch sein Gesichtsausdruck war dabei milde. „Jetzt hört mal auf über Statuen zu quatschen, wir sollten langsam los.“

Der Marine hatte recht, je früher wir losfuhren, desto früher waren wir wieder zurück, darum fragte ich, „Wie wollen wir die Teams aufteilen?“

Thunderstrike erwiderte, „Jeder fährt so, wie er gekommen ist.“

QuadS stöhne und Trixhot meinte, „Oh man, ich hab nur durch den Gedanken daran gleich wieder Nackenschmerzen.“

Offenbar war BCG im wirklich hohen Tempo über das Wasser gebrettert.

❅❅

Kurz vor 17.00 Uhr erreichte die Wagencrew mit Columbo, Mr.Jack, Shark Finn, John und mir die Kingston Edmond Ferry Docks in Seattle. Wir verabschiedeten uns von unserem Auftraggeber und stiegen in unsere Team SUVs um, die Bubbles netter Weise zurück hierher gefahren hatte.

Mit John verabredeten wir uns in 48 Stunden unten am Hafen. Dann würden wir ihn fahren, denn diesmal würde er uns begleiten.

❅❅

[Song 2: Paramore -Let the flames beginn 4] Henry erwartete Shark Finn und mich mit einem köstlichen Abendessen. Es gab frisch gemachte Pasta mit Meeresfrüchten und frische Zitronen-Orangen-Limonade, der ein Hauch Ingwer beigefügt worden war. Für den extra Energieschub, den ich nach dem Essen gut gebrauchen können würde.

Meine Magical Lodge befand sich direkt am Haus und schloss einen Teil des Aboretums mit ein.

Die heutige Nacht würde ich dort verbringen, genau wie die morgige, denn wir hatten beschlossen, dass sowohl Columbo und QuadS, als auch ich, je zwei mächtige Feuergeister rufen und binden sollten.

Da das Beschwören von mächtigen Geistern etwas knifflig war, hatte jeder von uns einen Aufpasser zugeteilt bekommen, der sich übrigens freiwillig gemeldet hatte.

Bei mir übernahm das Aufpassen selbstverständlich Shark Finn. Er war eigentlich immer zugegen, wenn ich beschwor und wusste, was zu tun war, sollte mir dabei etwas passieren.

Während einer Beschwörung konnte der Aufpasser nicht viel tun. Er musste einfach nur da sein und den Biomonitor oder den Beschwörer an sich im Augen behalten. Sollte der Beschwörer ohnmächtig werden, muss er in den Kreis treten und erste Hilfe leisten, Rein theoretisch konnte der Geist, den der Beschwörer hatte rufen wollen, frei werden und sich gegen den Beschwörer wenden, das geschah zum Glück aber nicht sonderlich oft und ich setzte im meinem Fall darauf, dass mein Ruf in der Geisterwelt gut genug war, damit sich die Geister, die ich rief, nicht gegen mich wanden.

Auf Columbo würde BCG achten und auf QuadS TriXhot.

❅❅

Noch bevor sie Sonne des neuen Tages am Horizont erschien, hatte ich den Salamander Kazzur an mich gebunden und ihn davon überzeugt, mir 6 Wünsche im Rahmen seiner Möglichkeiten zu erfüllen. Je mächtiger die Kraft eines Geistes, desto klüger, stärker und charismatischer ist er auch. Ab einem gewissen Level hat man ein Wesen vor sich, das einem im allen körperlichen und geistigen Bereichen überlegen ist. Aus der Erfahrung mit der realen Welt weiß ich, wie schwer ist ist, mächtige Wesen unter Kontrolle zu halten. Bei Geistern gilt das ebenso und sogar umso mehr, wenn sie mein eigenes Machtpotenzial übersteigen würden. Wenn mir nicht einleuchtet, warum ein mächtiges Wesen mir dienen sollte, dann kann ich einen Geist wohl kaum davon überzeugen. Schon allein aus diesem Grund, würde ich nur in der allergrößten Not versuchen, ein Wesen zu rufen, das mir auch an Magie überlegen ist. Daran fehlt mir der Glaube.

Kazzur hatte es mir nicht leicht gemacht, doch ich hatte es geschafft und konnte nun zufrieden, aber erschöpft mein Morgenritual vollführen.

Im Anschluss ging es schnell unter die Dusche und danach wartete Henry in unserer schönen, lichtdurchfluteten Küche mit einem luxuriösen Frühstück auf mich. Ich war mir ziemlich sicher, dass es genauso gesund, wie schmackhaft war.

Ich kuschelte mich in meinem großen Bett zurecht. Das Sonnenlicht schickte hier und da einen Strahl durch die Rollos in den Fenstern des großen Erkers, was ein hübsche Muster auf die Kissen zauberte.

Katze schlummerte auf einem Fensterbrett.

Ich war ziemlich müde.

Aber ich war nicht zu müde, um Harlequin anzurufen. Außerdem würde ich nach einem Gespräch mit ihm viel besser träumen.

❅❅

Ausgeschlafen, frisch geduscht und beschwingt kam ich gegen Mittag die Treppe hinunter. Henry schwebte durch die Küche und brutzelte etwas. 

‚Schon wieder essen?, schoss es mir durch den Kopf, aber es duftete erneut herrlich. 

Moxi - sie war sicher irgendwann in der Nacht nach Hause gekommen und hatte geschlafen, als ich mein Ritual abgeschlossen hatte - und Shark Finn saßen am Küchentresen und tranken Tee.

„Gut geschlafen, Cousine?“, fragte Finn.

Irgend etwas stimmte nicht. Oh, Shark Finn sagte oft Cousine und die Frage war auch nicht ungewöhnlich gewesen, aber da war etwas in seinem Gesicht.

„Jaaa.“, erwiderte ich zögernd.

„Morgen Süße, Setz dich doch.“, forderte Moxi mich auf.

Upps.

Da war was passiert. Ich setzte mich und sah die beiden an, „Was ist los?“ wollte ich wissen.

Shark Finn holte etwas tiefer Luft. …

Okay, was geschehen war, war schlimm, aber es betraf niemanden, den Finn oder ich liebten, das konnte ich in in den Augen des Fomori lesen.

… „Bei der Beschwörung, die QuadS gemacht hat, ging gehen Ende was daneben. Wahrscheinlich hat ihn der Entzug direkt auf die andere Seite katapultiert. TriXhot hat alles versucht, aber als Metge und Doc ankamen, konnten sie nur noch den Tod von QuadS feststellen.“

Verdammt!

Diesmal hatte es auch keinen letzten Hauch mehr gegeben. Im Gegensatz zu TripleS, hatte sich QuadS nicht am Leben festgehalten und seinen Astralkörper auf eine andere Ebene gerettet.

Ich hatte den „Mage for hire" noch nicht einmal gefragt, wo er überhaupt gewesen war und was er von der Existenz außerhalb seines Körpers gewusst hatte. 

Ich hatte ihm Zeit lassen wollen. 

Ich hatte damit gerechnet, noch ausreichend Zeit für die Frage zu haben. 

Doch auch das Leben an sich ist nicht wirklich berechenbar.

Eigentlich hatte ich keinen Appetit gehabt, aber Henry hatte sich so viel Mühe mit dem Essen gegeben, es duftete wirklich köstlich und die nächsten Tage würden sicherlich stressig werden, also hatte ich doch zugegriffen. Das Leben hatte mir gerade wieder bewiesen, man muss die Mahlzeiten genießen, wenn sie vor einem stehen.

Ich hatte übrigens nicht gefragt, warum Finn mich nicht geweckt hatte. Wenn jemand tot ist, kann auch ich nichts mehr tun.

Das Teamtreffen am Nachmittag im Bootshaus war jetzt noch notwendiger geworden. 

Bevor wir losfuhren, rief ich bei meinem Mentor an. Er war ein stetiger Quell des Wissens und jedes Wissen über unseren zukünftigen Gegner, einen Master-Shedim, würde hilfreich sein.

Kurz nachdem ich die Nachricht an ihn abgeschickt hatte, rief er zurück.

«Was kann ich für dich tun, Snowcat?», fragte er lächelnd.

Ich lächelte ebenfalls, «Zunächst einmal wird sich meine Ankunft in Boston um ein paar Tage verschieben.», erklärte ich.

Ehran hob leicht eine Augenbraue. Das war Interesse, keine Missbilligung, «Das ist bedauerlich zu hören, doch ich nehme an, das war nicht alles?»

❅❅❅

Ja, eigentlich hatte ich spätestens heute nach Boston aufbrechen wollen. Ich war nur noch nicht früher aufgebrochen, weil ich den Ereignissen um eine Persönlichkeit in Seth Dietrich nachgegangen war und mit Shark Finn eine gewisse Gang besucht hatte. Doch von dem was dabei geschah erzähle ich vielleicht ein anders Mal. 

‹Vielleicht auch nicht, Drachenkätzchen. Du bist sowieso schon sehr großzügig, was die Preisgabe von Geheimnissen angeht.›

❅❅❅

«Nein, das war nicht alles, Meister. Ich würde gern ein weiteres Mal an Eurem unendlichen Wissen teilhaben.» Ich wechselte in Sperethiel, «Was wisst ihr über Master Shedim?» Die Frage war nur eine Einführungsfrage in das Thema gewesen. Ich wusste, wie ich ein Gespräche mit Ehran zu führen hatte, damit er zufrieden war. 

Also stellte ich präzise Fragen und erhielt präzise Antworten.

Nach wenigen Minuten wusste ich so einiges mehr. 

Im Gegenzug hatte ich meinem Mentor die Bilder geschickt, die ich von den Aufnahmen und den Notizen über die Quartzscheibe, die auf Waadah Island entdeckt worden war, gemacht hatte. 

Die Scheibe hatte meinen Mentor zumindest ein bisschen interessiert und selbstverständlich hatte er mit den Symbolen darauf etwas anfangen können. Nach einem fast schon flüchtigen Blick darauf hatte er gemeint, «Direkt im Zusammenhang mit dem Erscheinen der Shedim steht die Scheibe nicht. Ich vermute, es handelt sich dabei um ein Stück Karte durch den Astralraum. Ob es sich dabei um eine Abkürzung für Shedim handelt, kann ich auf die Schnelle nicht sagen.»

Dass Shedim ganze Kleinstädte übernahmen, hielt Ehran für eine übliche Vorgehensweise, Neah Bay mit den Hantavirus zu infizieren, hatte er als innovativ bezeichnet.

«Vielen Dank, Meister.», meinte ich ehrfurchtsvoll nach einigen Minuten, «Ihr habt mir wie immer sehr weiter geholfen.»

«Das freut mich! - Ihr wollt den Master-Shedim finden und ausschalten, wenn ich es richtig verstanden habe.» fasste Ehran zusammen.

«Genau das ist unser Plan, Meister.», bestätigte ich.

«Was habt ihr für den Fall geplant, falls der Master-Shedim euch über den Astralraum zu entkommen versucht?», fragte mein Mentor nun.

«Wir haben tatsächlich auch daran gedacht.», begann ich zufrieden, «Wir werden unser astrales Augen offenhalten und wenn der Master-Shedim den Körper verlässt halten wir ihn … » 

Verdammt, das war der Part von QuadS gewesen. QuadS beherrschte als einziger von uns den Spruch Geister-Barriere. 

Ich hatte kurz gestockt, fuhr jetzt aber fort, « .. mit einer Geisterbarriere auf.»

Ehran hob eine Augenbraue. Er wusste nur all zu gut, dass ich nicht ohne Grund ins Stocken geraten war. Ich lächelte und erklärte, ohne Nachfrage seinerseits, «Mir ist gerade nur eingefallen, dass wie an der Stelle des Plans noch mal nacharbeiten müssen, da uns der Magier, der den Spruch sprechen sollte, nicht mehr zur Verfügung steht.»

Ehran neigte sein Haupt. Er hatte verstanden.

Meine Gedanken begannen zu rasen, dennoch meinte ich lächelnd, «Ich melde mich, wenn ich wieder zurück bin und komme dann hoffentlich bald zu Euch nach Boston.»

Ehran lächelte ebenfalls, «Das hoffe ich auch.», bevor er die Verbindung beendete, fragte er noch, «Neah Bay, sagtest du?»

Ich nickte.

❅❅

Shark Finn und ich trafen pünktlich um 15.00 Uhr im Bootshaus ein. Bloody Guts, Thunderstrike, Doc, Mr.Jack, BCG, Columbo, Tiernan und Trixhot waren ebenfalls hier oder trafen kurz nach uns ein.

Die Stimmung war allgemein gedrückt, doch TriXhot sah wirklich furchtbar aus. Der plötzliche Tod von QuadS unter ihrer Beobachtung, also irgendwie unter ihrem Schutz, hatte sie verständlicher Weise mitgenommen. Das gewohnt leicht freche Grinsen war aus ihrem Gesicht verschwunden. 

Ich ging zu ihr, „Es ist nicht Deine Schuld.“, sagte ich im sanften Ton, „wenn eine Beschwörung richtig daneben geht und man die Macht des Geistes nicht handhaben kann, dann kann der Aufpasser nicht viel tun.“

Trixhot nickte und seufzte, „Ja schon. Aber ich war doch genau deshalb da, damit ihm nichts passiert und er ist einfach tot umgefallen.“

Ich deutete mit dem Kopf in Richtung der Lounge und legte den Arm um die Schultern der zierlichen, aber doch athletischen jungen Frau, „Komm, setzen wir uns. Du hast es genau gesagt, er ist einfach tot umgefallen, du hättest es nicht vorher bemerken können.“

Wir nahmen alle Platz. Jeder hatte das Getränk seiner Wahl vor sich stehen. Bei Doc war das zum Beispiel Whisky und bei Mr.Jack Tee mit einem Schuss Milch.

Es war ein schöner Nachmittag, es regnete nicht und die Vögel zwitscherten.

TriXhot nickte. Sie glaubte mir, aber sie fühlte sich dennoch schlecht.

„Was hat QuadS denn für einen geholt?“, wollte Columbo wissen und sah zu Trixhot.

„Na ein Feuerelementar.“, antwortete sie.

„Ja, das weiß ich, war ja so abgemacht, ich meine, welche Kraftstufe?“, harkte Columbo nach.

TriXhot zuckte mit den Schultern „Keine Ahnung.“

„Na was hat er denn gesagt?“, fragte Columbo weiter.

„Er hat nichts über seinen Geist gesagt. Er hat gesagt, ich soll mich setzten, weil das Stunden dauert. Es wurde Nacht und dann Tag und er hat die ganze Zeit sein Zeug gemacht und dann ist er plötzlich einfach umgefallen. Er hat sich nicht mal ans Herz gegriffen oder so.“

Columbo blickte nachdenklich drein, dann fragte er, „Wie groß war denn der Kreis, in dem QuadS gewesen ist?“

Ich griff ein, „Columbo, das führt doch zu nichts. Woher soll Trixhot denn wissen, welche Kraftstufe der Geist hatte? Der Durchmesser der Fläche sagt doch nichts über die Machtwahl des Beschwörers aus. Sie begrenzt doch nur die Macht, die so ein Kreis zügeln kann. Selbst wir müssten uns doch erstmal einig darüber werden, nach welcher Skala wir das bestimmen wollen. Nach der UMT5, der Unified Magical-Theory sind zwar alle Feuergeister gleich, egal, wer sie beschwört und welche Tradition derjenige hat, aber während man hier in den UCAS die Macht eines Geistes meist nach der Charlesformel5 bestimmt, hält man sich in Westeuropa lieber an die Vermont-Skala5. So wie QuadS gerne vorgegangen ist, können wir vermuten, dass der Geist über der Magischen Macht lag, die QuadS inne wohnte. Das würde auch erklären, warum der Entzug ihn ohne jede Vorzeichen aus dem Leben katapultiert hat. Doch selbst das ist eine Vermutung. Sicher ist nur eines, QuadS konnte den Entzug nicht kanalisieren und ist nun tot.“

„Ja, hast recht.“, gestand Columbo ein.

Doc ergriff das Wort, „Wir wissen noch etwas. Am Tod von QuadS können wir nichts ändern. Seine Totenfeier wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden. Da ist dann Platz für die Gespräche und Trauer, jetzt haben wir zu tun. In ziemlich genau 24 Stunden startet der nächste Run. Darum müssen wir uns nun kümmern!“

Ich seufzte kurz, „Stimmt und wenn wir uns nicht gut vorbereiten, haben wir am Ende noch mehr Tode zu beklagen.“ Ich sah zu unserem Decker, „Schon irgendwas zur Schneekanone gefunden, Bloody Guts?“

Der Troll schüttelte den Kopf, „Bis jetzt noch nicht, ich hab zu wenig Anhaltspunkte, um schneller zu sein. Aber ich bin dran.“

Ich lächelte, „Na, das klingt doch gut.“ Ich trank einen Schluck NukeIt, dann erzählte ich, „Ich habe mich noch mal über Master-Shedim schlau gemacht. Sie können ihre Auren maskieren und auf das Wissen und die Fähigkeiten ihrer Wirtskörper zurückgreifen, allerdings nicht auf die Persönlichkeit und die Emotionen. Was heißt, wenn man die Person vorher kannte, können einem Unterschiede auffallen.“

„Naja,“, meinte Columbo nun, „aber so etwas erklärt man sich als Bekannter der Person gerne anders.“

„Genau so ist es. Das hilft uns also nicht sonderlich weiter.“ bestätigte ich. „Ein Master-Shedim verfügt über die Kräfte, die auch normale Shedim haben können. Das heißt, sie können Energie abziehen, sich in Schatten weben, Angst verbreiten und paralysieren. Der Master kann all die Dinge, die die Niederen auch können, zudem ist er ein Hexer, das heißt, er kann zaubern, Schaden regenerieren, jemanden unter Zwang setzten und beeinflussen.“

„Puh!“, stöhnte Columbo, „Das ist ziemlich heftig.“

Ich lächelte ganz leicht, „Ja, es wird nicht einfach. Wir das bei Geistern immer so ist, könnte da noch die eine oder andere böse Überraschung warten, die ich nicht aufgezählt habe. Auch ein Master-Shedim kann einige Zeit außerhalb seines Gefäßes existieren. Was uns dann gleich zu einem Problem bringt. Jetzt, wo QuadS nicht mehr da ist, haben wir die Geisterbarriere nicht mehr zur Verfügung. Das heißt, wir können den Master-Shedim nicht aufhalten, wenn er das Gefäß verlässt. Wir müssen ihn aber aufhalten, damit wir uns die Zeit verschaffen, ihn direkt anzugreifen und zu zerbersten. Nur so zwingen wir ihn auf seine Heimatebene, von der er hoffentlich nicht in weniger als einem Mondzyklus zurück kehren kann. Irgendwelche Vorschläge, wie wir ihn festhalten?“

Columbo zögerte kurz und antwortete dann, „Da du gerade festhalten sagst, ich kann einen Zauber, der einen Geist binden kann.“

„Na das ist doch schon mal was. - Reicht das? Wollen wir uns darauf verlassen? Oder brauchen wir Alternativen? Wenn ja, wo bekommen wir die her?“, stellte ich Frage an Frage.

„Wir sollten versuchen, noch jemanden ins Boot zu holen.“, meinte Thunderstrike, „Eine Alternative bei einem Master-Shedim, ist ein zu hohes Risiko. Columbo ist zudem der einzige der sich astral projizieren und so einem Shedim folgen kann. Nichts für ungut, aber wenn Columbo etwas passiert, er unter die Kontrolle des Shedims gerät oder nur aus irgendeinem Grund gerade nicht reagieren kann, schlägt die Mission fehl.“

Columbo nickte, „Sehe ich auch so. Das Risiko ist wirklich zu groß, wenn alles nur von mir abhängt.“

„Dann ist das schnell geklärt, wir holen uns Verstärkung. Kennt jemand einen Vollmagier der in Frage kommt und vielleicht sogar den Zauber kann?“, fragte ich nun.

Mr.Jack griente kurz, „Gibt es tatsächlich Magier von denen man die Zauber kennt?“

Ich lachte, „Das ist wohl selten, aber man könnte gesehen haben, wie jemand die Geisterbarriere wirkt.“

BCG meinte darauf, „Ja, ja, dieses Mages, aber wir Rigger sollen immer sagen, welche Fahrzeuge wir haben.“

Columbo setzte an, etwas einzuwenden, verzichtete dann aber darauf.

Doc ließ seinen Blick über die Runde schweifen. „Es wäre zwar schöner, wenn wir mit demjenigen schon zusammen gearbeitet hätten, aber wenn niemand jemanden weiß, dann blicke ich mal eben in mein kleines schwarzes Buch.“

Ich hatte nachgedacht und erwiderte, „Einen Versuch hätte ich. Zumindest ist Sal Fortuneshocker ein Fullmage.“

Selbstverständlich hatte Sal sich sehr gefreut, von mir zu hören, vorausschauend wie er nun einmal war, hatte er angeboten, innerhalb von sechs Stunden in Seattle sein zu können, bevor ich danach gefragt hatte. Er wäre also schnell genug hier, damit es locker passte. Gegen einem Master-Shedim zu kämpfen, hatte ihn interessiert, weil es eine Herausforderung gewesen wäre, aber er konnte weder eine Geisterbarriere, noch einen anderen Zauber, der zum Festhalten eines Geistes besonders nützlich war.

Also wollten wir uns weiter umhören.

Doc hatte drei Namen in seinem kleinen schwarzen Buch, bei dem es sich übrigens tatsächlich um ein kleines, schwarzes Notizbuch handelt. 

Allerdings könnte wohl niemand außer Doc etwas damit anfangen. Es stehen nämlich keine Comm ID’s, Beschreibungen oder sonstige Daten darin. Nicht einmal verschlüsselte Worte. Ich habe schon einmal in das Innere des Buches blicken dürfen. Es gibt hier und da ein Symbol oder eine Zeichnung. Viele Seiten sind sogar völlig leer.

Ich vermute, Doc geht es bei der Nutzung dieses Buches um den symbolischen Akt, darin zu blättern. Maximal handelt es sich bei dem Buch um eine Gedächtnisbrücke, die Doc dabei hilft, sich schneller an Details zu erinnern oder die Erinnerungen nach Bedarf umsortieren.

Doc blätterte kurz in diesem Buch, so als lese er darin und meinte dann , „Ich habe hier drei Kandidaten, die für diesen Fall etwas sein könnten. Der erste ist Mr.Spooks…“

Mr.Jack hob beide Augenbrauen, „Noch ein Mister.“ 

Unter anderen Umständen hätte Trixhot dazu auch einen Spruch auf den Lippen gehabt, aber diesmal blieb sie still.

„Der zweite hat den Namen Lifeguard ...“

Shark Finn horchte auf, „Lifeguard, das klingt doch gut. Lasst uns den ansehen!“

Ich schmunzelte in mich hinein.

Doc sah zu Shark Finn rüber, „Lifeguard ist auch mein Favorit, ein Schutzmagier, der gerade im Upper Class wohnt. Da wird sich wahrscheinlich ein sehr kurzfristiges Treffen arrangieren lassen.“

Trixhot grinste zum ersten Mal an diesem Nachmittag wieder, „Lifeguard, der macht bestimmt ne gute Figur in einer roten Badehose.“

Columbo stieg sofort auf die Bemerkung ein. Beide warfen nun ein paar Sprüche über Badehosen und Bikinis hin und her. Auch BCG fiel mit ein.

Ich drückte die Witzeleien geistig in den Hintergrund, nahm Augenkontakt mit Doc auf und sagte, „Sieht aus, als wenn wir es mit Lifeguard versuchen. Rufst du im Hotel an, oder soll ich das machen?“

Doc grinste wölfisch, „Ich mach das. Nicht, dass er dann zusagt, nur um dich zu treffen.“

Ich lachte perlend.

❅❅

[Song 3: Imagine Dragons - I bet my life4] Der Vorteil der Besitzer eines Hotel zu sein ist, dass man jeder Zeit problemlos ein Konferenzzimmer nutzen kann.

Das Upper Class ist ein Ex-Fährschiff und besitzt nun nicht gerade konzernmäßige Konferenzzimmer, aber es verfügt über den einen oder anderen kleineren Salon, der mit allem technischen Anti-Abhörmaßnahmen ausgestattet ist, die auf dem Schattenmarkt verfügbar sind und - er ist zudem viel gemütlicher und eleganter als Konferenzzimmer in Konzernen oder großen Hotels.

Unser in jedem Sinn ganz besonderes Personal hatte Wasabi-Nüsse, kandiertes Obst und türkischen Honig in kleinen Schalen bereit gestellt. Auf dem Serviertisch stand eine Karaffe mit Doc Lieblingswhisky und Champagner befand sich ebenso im Kühlschrank, wie einige Dosen NukeIt. Immerhin kam es nicht sonderlich oft vor, dass beide Chefs überraschend anwesend waren. Zwar gehörte das Hotel Universal Consultants und damit dem ganzen Team, Doc und ich waren jedoch als CEO der kleinen Firma eingetragen und hatten Vorstellungsgespräche geführt. Nein, keine klassischen Vorstellungsgespräche, aber irgendetwas in der Art und das Personal sah uns als Chefs und vor allem als Ansprechpartner in Hotelangelegenheiten. 

TriXhot, Columbo, Shark Finn, Doc und ich hatten es uns bereits im kleinen Salon auf dem Mitteldeck bequem gemacht. Die Upper Class schaukelte im leichten Seegang.

Trixhot lächelte sogar hin und wieder. 

Das Leben ging weiter.

Das tat es immer.

Es klopfte kurz, dann öffnete sich die Tür. Ein junger, menschlicher Mann, den ich auf Mitte bis Ende 20 schätzte, betrat den Salon, Er war von normaler Statur, gut 1,80 m groß, glatt rasiert, mit kurzem dunklem Haar, trug Jeans, Hiking Boots und ein Jeanshemd. Seine Augen waren beinah so dunkel, wie sein Haar. Kleine Lachfalten um die Augen sprachen von einer fröhlichen Natur. Der Ton seiner Haut hatte etwas von einem sanften Karamell mit eine Spur Ahornsirup. Die ethnischen Merkmale in seinem Gesicht zeugten von einem multikulturellen Hintergrund.

Hier in der Lounge war alle sehr leger gestaltet. Die Möbel waren zu lockeren Gruppen zusammen gestellt, doch da wir hier auf einem Schiff waren, waren zumindest die Tische festgeschraubt. Um genügend Sitzgelegenheiten für Trolle, Orks und andere schwere Körper zu bieten, hatten wir uns beim Mobiliar für ein System aus gut gepolsterten Hocken und Sesseln entschieden, die man variabel zusammensetzen konnte. So wurde zum Beispiel aus vier Sitzhockern für Menschen, schnell einer für Trolle. Auch an die Zwerge hatten das System gedacht, denn man konnte bei einigen der Sessel und Hocker Fusstreppen ausklappen. 

Wir hatten gewusst, dass Lifeguard ein Mensch war, also hatten wir einen normalen Sessel zwischen mir und Doc frei gelassen. 

„Hi.“, meinte der junge Mann und ließ bei seinem Eintritt seinen Blick über unsere Gruppe schweifen. Als er bei mir angelangt war, erwiderte ich seinen Gruß, „Hi Lifeguard. Setzt dich doch.“ Ich deutete mit der Hand auf den Sessel neben mich.

Er grinste erfreut, „Dahin? Na gerne doch.“

Wir klärten die Getränkefrage und dann stellte ich uns vor. 

Lifeguard nickte jedem freundlich zu. 

Auf Trixhots halblaut gestellte Frage zu irgendeiner Badehose, hatte er die Augen zusammen gekniffen, dabei aber nicht verärgert ausgesehen. 

„Erstmal vielen Dank, dass du dem Treffen so schnell zugesagt hast.“, begann ich, „Wir suchen sehr kurzfristig Ersatz für jemanden, der uns nicht mehr zur Verfügung steht.“  …

Aus den Augenwinkeln konnte ich sehen, wir TriXhot schwer schluckte, ansonsten hatte sie sich aber einigermaßen gefangen.

… „ Mit kurzfristig meine ich, wenn wir uns einig werden, dann geht es morgen um 5 Uhr am Nachmittag los.“

„Wow, das ist kurzfristig.“, bestätigte der junge Mann. 

Ich legte den Kopf leicht schief und nickte, „Stimmt. Da es so kurzfristig ist, komme ich auch gleich zur Sache. Wir sind auf der Suche nach einem Master-Shedim, den wir, wenn wir ihn erstmal gefunden haben, vernichten wollen.“

Lifeguards Blick zeigte, dass er ziemlich gut wusste, was ein Master-Shedim war. Interesse war in dem Blick auch zu erkennen.

„Wofür wir dich dabei im Besonderen brauchen, ist um den Geist aufzuhalten, nachdem er das Gefäß verlassen hat, damit er nicht einfach über den Astralraum abhaut. Darum gleich eine persönliche Frage, kannst du so etwas wie eine Geisterbarriere zaubern?“

Lifeguard grinste, „Ist echt persönliche Frage, aber ja, genau den kann ich zufällig.“ stellte er weiter erfreut fest.

„Sehr gut.“, freute ich mich meinerseits, „Der Master-Shedim befindet sich in einer Kleinstadt hier in der Nähe von Seattle. Da der Job schon läuft, ist die Bezahlung keine Verhandlungssache. Du bekommst einen vollen Anteil, wie jeder von uns. Was in diesem Fall 17.000 nuYen sind.“

Lifeguard hob erstaunt beide Augenbrauen und fragte, „Wie ist das mit dem Transport?“

„Dafür sorgen wir.“, erwiderte ich, „Wir stellen auch den Unterhalt - wir werden wohl irgendwo zelten - und die Verpflegung, die gut sein wird, da wir…“, ich lächelte verschmitzt, „… einen äußerst begnadeten Koch ihm Team haben. Weitere Details gibt es aber erst, wenn wir uns einig sind. Und, was sagst du? Bist du dabei?“ 

Lifeguard nickte, „Ja klar, das kann ich mir gar nicht entgehen lassen. Hätte nie gedacht, dass es so leicht ist, mit UC auf einen Run gehen zu dürfen.“

Ich lachte perlend „Normalerweise muss ein Kandidat für UC auch vor dem Proberun eine Art Speeddating durchlaufen, aber das machen wir dann später.“ 

„Ein Date mit dir?“, fragte Lifeguard neugierig, „Aber warum dann Speed? Dabei können wir uns uns doch auch Zeit lassen.“

Ich grinste, „Das Speeddating ist mehr eine Fragerunde, in der jedes Mitglied von UC, das dann anwesend ist, dir eine Frage stellen kann. So sehen wir, ob jemand zu uns passt. Aber wie gesagt, dass machen wir dann später. Solltest du dann überhaupt Interesse haben, permanent Mitglied bei UC zu werden. Den Job jetzt zählen wir dann als Proberun. - Schön, dass du mitmachst.“

Lifeguard grinste „Super, nachdem das Geschäftliche geklärt ist, wie war das jetzt mit dem Date?“

Ich lächelte, „Dafür haben wir jetzt keine Zeit. Da fällt mir gerade ein, wie sieht es aus, kannst du Geister an dich binden?“

„Schon wieder eine intime Frage, aber ja kann ich.“, antwortete Lifeguard. 

„Es wäre gut, wenn du einen oder zwei an dich gebunden hast. Solltest du einen binden wollen, ersetzt Johnson dir die Materialien.“

Lifeguard schüttelte den Kopf, „Ich muss keinen neu rufen. Ich hab welche dabei. Ehrlich gesagt, geh ich nicht ohne Geist aus dem Haus.“

Wir lachten.

Ich lehnte mich zurück und schlug meine langen Beine gewohnt elegant übereinander. „Jetzt brauchst du noch ein paar Details zum Job von uns, damit du dich geistig …“, ich zwinkerte, „vorbereiten kannst und dann sind wir auch schon fertig. Vorher haben aber vielleicht die anderen hier noch ein paar Fragen an dich.“ Ich sah hauptsächlich zu TriXhot und Columbo. Die beiden hatten zwischendurch immer mal wieder getuschelt, irgendetwas beschäftigte sie. Shark Finn würde keine Fragen stellen, das tat er nie und Doc hätte schon längst gefragt, hätte er etwas wissen wollte.

Trixhot meinte nun auch, „Jep, eine Frage hab ich, neigst du zum Overcasten?“ 

„Nö. Nicht wenn es sich nicht absolut vermeiden lässt.“, erwiderte Lifeguard sofort.

Das hatte Trixhot offenbar auf der Seele gebrannt. Sie entspannte sich und nahm eine lässigere Haltung an.

Eine schriftliche Nachricht von Columbo traf ein, <Das Magie-Attribut von Lifeguard ist höher als meines, er ist gesund und nicht maskiert.>

Dann stellte Columbo selbst eine Frage, „Hast du Allergien oder Sachen, die wir nicht machen dürfen, damit die Zusammenarbeit funktioniert?“

Lifeguard überlegte nur kurz, „Ich hab ne Allergie gegen Blei und zu viel Arbeit.“

„Gut, also nur das Übliche!“, fasste Columbo zusammen. „Dann hab ich keine Fragen mehr.“

Ich sah zu Lifeguard, „Hast du vielleicht noch irgendwelche Fragen?“ 

„Was sind denn eure Positionen so im Team?“, wollte er daraufhin wissen.

Columbo ergriff das Wort. Er zeigte auf TriXhot, „Sie ist die Frau. …“

Ich begann unverhohlen breit zu grinsen und schüttelte leicht den Kopf.

Auch Trixhot hatte überrascht die Augen aufgerissen.

„ … Ich mach magische Aufklärung und Tatortforschung.“, endete Columbo seine Vorstellung. 

„Was ist das denn für ne Aussage?“, fragte TriXhot berechtigterweise empört, aber deshalb nicht unfreundlich. 

Ich lachte nun, „Und wenn TriXhot die Frau ist, was bin ich dann wohl?“

Columbo sah kurz zu mir, dann wieder zu Lifeguard, eine Schweißperle trat auf seine Stirn, er überlegte und meinte dann schnell, „Sie ist die hübscheste Frau!“ Dann atmete er auf, froh eine Beschreibung für mich gefunden so haben.

Ich konnte damit leben und zwinkerte Columbo zu.

Lifeguard grinste ebenfalls und meinte an Columbo gewannt, „Also Forensik, mit Pathologie als Nebenfach?“

„Ja wieso?“, fragte Columbo nach. 

„Na du kannst mit Toten offenbar besser, als mit Lebenden.“, erwiderte Lifeguard.

Nach dieser merkwürdigen, aber amüsanten Einlage von Columbo übernahm ich die Erläuterung unserer Positionen im Team und fügte auch noch gleich die Mitglieder ein, die morgen mitkommen würden, heute aber nicht hier waren. 

Gleich danach kam ich zum ernsten Thema zurück, nämlich, unter welchen Umständen wir auf diesen Run gestoßen waren und was in Neah Bay vorgefallen war.

Im Anschluss daran reichte die Zeit noch für ein gemeinsames ‚Bier’ wobei Bier nur als Platzhalter für ein Getränk nach Wahl zu sehen ist. 

Ich verabschiedete mich bald darauf, denn ich hatte noch einen zweiten Feuergeist zu rufen und ihn an mich zu binden.

❅❅

[Song 4: Spelles - Bird in a Cage4] Ziemlich genau 24 Stunden zuvor hatte ich ebenfalls meine ‚Feuerrobe‘ übergezogen. Das weit schwingende Gewand war dunkelrot, mit goldorangenen Flammen bestickt, schwer entflammbar und flammenhemmend imprägniert. 

Mein eisweißes Haar hatte Moxi zusammengebunden und festgesteckt. Nun wickelten wir ein orange-gelbes Tuch darum, das ebenfalls feuerfest war.

Sollte bei der Beschwörung eines Feuergeistes mal etwas schief gehen, würde ich eine Menge ertragen können, nur nicht, wenn mein Haar verbrennen oder auch nur angesengt werden würde. Es hatte zu viel Mühe gekostet, es so lang wachsen zu lassen.

Beschwingt und strahlend schön, erschien ich im Aboretum.

Rot und Orange waren nicht gerade meine Farben, sah man von den gelegentlich rot geschminkten Lippen, die ich auch jetzt hatte, einmal ab. Doch was tat man nicht alles, um einem Geist zu gefallen? 

Shark Finn hatte neben seinen riesigen rollbaren Massagesessel einen weiteren bequemen Sessel geschoben, denn heute würde er nicht der einzige sein, der auf mich aufpasste. 

Ich hatte Trixhot gebeten, dabei zu sein. 

Meiner Beschwörung beizuwohnen, sollte ihr das Trauma nehmen, dass jedwede Bindung ein böses Ende hatte. Sie sollte ein Gefühl für ein solches Ritual bekommen und verstehen, dass sie bei QuadS nichts hätte tun können.

Der Fomori und das Mädchen hatten bereits Platz genommen. 

Katze trottete hinzu, kletterte auf einen der Bäume und machte es sich auf einem dicken Ast gemütlich. Wir hatten kleine zarte Lichter in die Bäume gehängt, wenn ich jetzt zu Katze aufsah, war es, als blicke ich in in einen endlosen Sternenhimmel, der zwischen den Wipfeln mit dem echten Sternenhimmel verschmolz. Es war eine wolkenlose Nacht.

Ich legte den Biomonitor an, lächelte Shark Finn und Trixhot zu, routete das Signal zu ihren Commlinks weiter und entzündete die Kerzen, die ich vorhin frisch aufgestellt hatte.

Der erste Schritt war einfach. 

Ich stellte mich in die Mitte des inneren Kreises, öffnete meine Sinne für den Astralraum, formte in Gedanken ein Bild von dem Feuergeist und rief nach Assha. Das magische Feuer loderte vor mir auf, ‹Waszzz wollt Ihr?›, zischte die weibliche Gestalt.

Flammen zündelten mir drohend entgegen.

Was jetzt kam, war ein kurzes zur Schaustellen von meiner magischen Macht und Präsenz.

Ich richtete mich zu meiner vollen Schönheit auf und zuckte nicht vor den Flammen zurück. ‹Ich wünsche, dass du mir mit deiner feurigen Macht zu Diensten bist, oh ehrwürdiges Wesen des Feuers.›, erwiderte ich.

Assha bäumte sich auf, umhüllte mich dunkel lachend mit ihrem Feuer, sandte einen Strom von magischer Energie durch meinen Körper, den ich formte, kanalisierte und erfolgreich ablenkte. 

Das war mir schon besser gelungen, aber auch schon schlechter. 

Assha nickte, sank bis zu meiner Größe zusammen und fauchte, „Wir ihr wünssscht, MyLady Ihr habt fünf Gefallen frei, die ihr einlösen müsssst, bevor der Morgen graut.“

Das ganze Schauspiel hatte unter fünf Sekunden gedauert. 

Shark Finn und Trixhot hatten von all dem nichts mitbekommen, für sie hatte ich einfach nur kurz dagestanden, einen Fers aus einem Shakespeare Gedicht rezitiert, da dies meine Zentrierungsfertigkeit war und kurz gestikuliert.

Bis hierhin war es leicht gewesen. 

Jetzt begann der Part, der Stunden dauern würde.

Ich griff in einen Beutel in der Tasche meine Robe und warf ein selbst gemischtes Pulver in die Feuerschale. Das Feuer brandete orange auf und goldenen Funken knisterten. ‹Ich wünsche, dass du mir bis über den Sonnenaufgang hinaus zu Diensten bist und so lange bei mir bleibst, bis die versprochenen Dienste abgeleistet sind oder ich dich entlasse.›, forderte ich.

‹Warum sollte ich dasss tuuun?›, zischte der weibliche Salamander. Ihre Gestalt wogte um mich herum. Ich konnte die Hitze des Feuers auf meinen Wangen spüren.

‹Weil ich schön, klug und mächtig bin! In mir brennt ein Feuer, dass deiner würdig ist.›, erwiderte ich.

‹Dann beweist esss, Mylady!›, verlangte Assha.

Nun begann die eigentliche Verhandlung. Jeder Beschwörer hat hier sein eigenes Rezept. Bei mir war es eine Mischung aus temperamentvollem Tanz, melodischem Gesang und Feuermalerei. Es gibt auch Beschwörer, die setzten sich im Schneidersitz hin und meditieren.

Das funktioniert genau so gut, sieht aber weniger schön aus. 

Im Großen und Ganzen handelt es sich nämlich um einen Wettstreit des Willens.

Mein Tanz entspricht viel mehr meiner Persönlichkeit, als eine pure Mediation und von dem netten Anblick, würden heute Nacht gleich zwei Metamenschen etwas haben.

Ich vollführte die ersten hüpfenden Schritte, wurde dann immer schneller und schon bald lag auf meinem schlanken Körper ein dünner Film aus Schweiß.

❅❅

Stunden später war der Schweiß verdunstet und meine Kehle ausgedörrt. Meine Beine fühlten sich schwer an, doch ein bisschen musste ich noch weiter machen. Noch hatte Assha nicht nachgegeben.

Plötzlich baute sich die Salamander vor mir auf, sie hatte genug gesehen. 

Es folgte der entscheidenen Moment. Ein letztes zur Schau stellen von Größe, bevor der Handel als abgeschlossen galt. 

Assha wirbelte herum, zog Feuer zusammen und sandte einen mächtigen Stoß auf mich zu.

Ich ergriff die Magie darin, zog die Fäden zusammen, formte und dirigierte sie, damit ich sie kanalisieren konnte.

Doch für den Bruchteil einer Sekunde verlor ich den Überblick. Ich konnte das Wirrwarr nicht entschlüsseln, wusste nicht, wo ich zupacken musste, um die Magie umzulenken. Wenn ich jetzt versagte, würde Assha sich lachend abwenden und die Arbeit der vergangenen Stunden wäre umsonst gewesen.

Doch! Da war die richtige Stelle! 

Ich griff nach der Magie, wob sie zurecht und sprang beherzt über die Feuerschale, um direkt vor Assha stehen zu bleiben.

Die Salamender beugte ihr Haupt. ‹Wie ihr wünssscht, Mylady! Ich bin euch zu Diensssten.›

Mein Atem rasselte vor Anstrengung. ‹Ich danke Dir, Assha, kehre nun bitte auf deine Ebene zurück, bis ich dich rufe.›

‹Sssehr wohl Mylady.›, sagte sie noch und verschwand.

Augenblicklich kehrte ich bewusst in die Realität zurück.

Erschöpft und zufrieden ging ich zu Shark Finn, der mit TriXhot am Rand des Kreises stand und mir ein Handtuch und ein Glas Wasser reichte.

TriXhot fragte sofort, „Alles klar Snowcat?“

Ich nahm Shark Finn Handtuch und Wasser ab und sah zu der jungen Frau, „Ja, wieso auch nicht?“, meine Stimme klang ein wenig rau von der Anstrengung.

Finn antwortete an ihrer Stelle, „Jetzt ist alles wieder gut, aber der Biomonitor meldete zum Schluss eine hohe Belastung.“

Ich grinste, „Assha ist sehr willensstark. Sie hatte keine allzu große Lust, sich binden zu lassen. Doch am Ende hat sie nachgegeben.“

Auch Trixhot griente, „Na dann ist ja gut. Ich hatte schon Sorge, aber gib es zu, da war kurz Schweiß auf deiner Stirn.“

„Das weiß ich zwar nicht genau,“, meinte ich lächelnd, „Aber es kann gut sein. Ich gestehe sogar, dass ich leichte Kopfschmerzen habe. Aber wenn ich es nicht geschafft hätte, wäre ich maximal ohnmächtig geworden. Geister sind eben auch mächtig und damit ist eine Beschwörung kein …“ ich grinste extrabreit, „…Selbstläufer.“ Ich zwinkerte der jungen Frau zu und sagte verschwörerisch, „Das Ganze macht übrigens ziemlich viel Spaß. Ein Erfolg ist befreiend und dazu ist ein prima Workout.“

Nach einem verkürzten Morgenritual, hatten wir gemeinsam gefrühstückt. Ich hatte dabei auf Kaffee verzichtet.

Als ich mich nun erschöpft und zufrieden in mein Bett kuschelte, war ich eingeschlafen, noch bevor mein Haupt auf das Kissen gesunken war.

Nach sechs Stunden Schlaf klingelte der Wecker.

Ich öffnete die Augen und blickte direkt in die von Katze. ‹Ist irgendetwas Katze?›, fragte ich.

‹Keine Sorge Drachenkätzchen, ich wollte dir nur sagen, dass du noch liegen bleiben kannst. Dein Personal hat schon Koffer gepackt und dein Hausgeist bringt dir gleich das Frühstück oder besser gesagt, das Mittagessen ans Bett.›

Kaum hatte Katze das ausgesprochen, schwebte Henry auch schon mit einem beladenen Tablett ins Schlafzimmer.

Softpaw wartete, bis er verschwunden war, bevor sie sich zu mir ins Bett gesellte.

Moxi grinste breit, als ich ihre Packliste überflog. Ich tat das nicht, um meine Assistentin und Freundin zu kontrollieren, sondern um mir einzuprägen, was ich dabei hatte.

Schmunzelnd hob ich eine meiner zarten Augenbrauen.

Moxi erklärte, „Ich habe das Spitzenshirt vom letzten Mal in eine Spezialreinigung bringen müssen, damit der Gestank rausgeht. Diesmal ist das die Gelegenheit, ein paar Shirts und Jeans aufzutragen, die nicht unbedingt zurück in den Schrank müssen. Immerhin ist nächsten Monat Vashon Island Fashion Week, da schadet Platz im Schrank nicht.“

Womit Moxi natürlich völlig recht hatte, denn die angesagte Fashion Week wollten wir unbedingt besuchen. 

Um bei der Fashion Week richtig Spaß zu haben, war Platz im Kleiderschrank das eine, ein gut gefülltes Konto, das andere. 

Da würde sich die Fahrt nach Neah Bay ja gleich doppelt für mich lohnen.

❅❅

Thunderstrike hatte ein zweites Boot organisiert oder besser gesagt, kurzfristig fürs Team angeschafft. 

In zwei Booten schafften wir es alle gemeinsam nach Neah Bay. 

Zuerst hatten wir Lifeguard und dann John eingesammelt und waren dann weiter über das Meer gefahren.

Den Ort selbst hatten wir dann überhaupt nicht aufgesucht. Wir waren gleich nach Waadah Island gefahren, um dort unser Lager aufzubauen. 

Die dunklen Nebelschwaden, die durch den Astralraum zogen, waren schwächer und weniger geworden. Leider hatte sich das nicht auf die Hintergrundstrahlung ausgewirkt.

Die gab es hier immer noch, auch wenn auch sie in den nächsten Tagen absinken würde. 

Die Luft schien frei von Rattenkot zu sein, dennoch behielten wir die Atemmasken auf.

Mich fröstelte, als wir damit begann, den Hüter zum Schutz unseres Lagers aufzubauen. Ich würde das Ritual leiten, denn ich wusste, was man tun musste, um nur die Hälfte der Zeit zu brauchen.

Dennoch waren die von uns, die das Hüter-Ritual kannten, stundenlang beschäftigt.

Als der Hüter stand, fühlten wir uns alle etwas sicherer. Zelte waren aufgebaut, Wachen eingeteilt. Eine von BCGs Drohnen flog Patrouille. 

Wir taten für die Sicherheit, was wir konnten und dennoch, das nagende Gefühl in meinem Hinterkopf blieb.

So fiel mein Schlaf ein wenig unruhig aus.

❅❅

Zu sagen, die Stimmung am nächsten Morgen, wäre schlecht gewesen, wäre völlig übertrieben. 

Wir sind Shadowrunner und solche Umstände sind unser Geschäft.

Tiernan hatte ein leckeres Frühstück für uns alle gezaubert und gerade, als wir besprachen, wie sich unsere Suche nun gestalten sollte, traf die entscheidenen Information von Bloody Guts ein. Eine Krankenschwester mit dem Namen Laura Stern hatte sich die Schneekanone liefern lassen.

Also tatsächlich das Krankenhaus. 

Wir hatten einen Namen, bei dem wir mit der Suche beginnen konnten.

❅❅

Columbo, TriXhot, Shark Finn und ich betraten am 11.04.2075 um 9 Uhr am Vormittag die Horizon Klinik von Neah Bay durch den Haupteingang.

John, BCG, Mr.Jack, Lifeguard, Thunderstrike und Tiernan parkten in zwei von Horizon gestellten Wagen vor- und hinter der Klinik und zwar so, dass sie möglichst viele Eingänge abdeckten und im Notfall schnell zu uns kommen konnten.

Wenn sich der Master in der Klinik unter dem Personal befand, wollten wir ihn nicht aufschrecken, indem wir alle suchend durch das Haus liefen, darum ging nur eine kleine Gruppe hinein.

Thunderstrike hatte darauf bestanden, dass wir unser Lager abbauten und gegebenenfalls zum leeren Hüter zurück kehrten, wenn dies nötig war. Das verschaffte uns ein höchstes Maß an Flexibilität, sollten wir weiter reisen müssen.

Die Verteilung des Gegenmittels lief auch Hochtouren, die Stimmung in der kleinen Stadt besserte sich merklich. Die Bewohner lächelten mehr oder lachten hin und wieder sogar, wenn sie kamen, um sich impfen zu lassen oder um einen Erkrankten für das Gegenmittel zu registrieren.  

Auch die Soldaten des Salish sahen zufriedener aus. Was sich in einem höheren Mass an Freundlichkeit bemerkbar machte.

[Song 5: Danny Elfman/Sleepy Hollow - The Tree Of Death4] Unsere Nerven waren dennoch bis zum Zerreißen gespannt. Die Paranoia legte ihre kalten Klauen auf unsere Schultern. 

Selbst Katze lief dichter neben mir als sonst.

❅❅❅

‹Ja, aber nur, damit du dich sicherer fühlen konntest, Drachenkätzchen.›

❅❅❅

Jeder hier konnte ein Shedim sein.

Jeder hier konnte der Master mit dem teuflischen Plan sein.

Es ist gar nicht so einfach, zuvorkommend und charmant zu sein, wenn das Unterbewusstsein auf dem Sprung ist.

Wir trauten niemandem und wenn man niemanden vertraut, ist jeder und alles verdächtig. 

SCHEPPER!

Ich schaffte es gerade noch, das überheftige Zusammenzucken zu unterdrücken. Eine Lernschwester hatte ein Tablett fallen gelassen.

Schamesröte stieg dem Mädchen ins Gesicht. Dann war sie wahrscheinlich kein Shedim. Dennoch nahm ich astral wahr. Ebenso, wie Columbo das gleichzeitig tat.

Nein, in den Auren vor uns verbarg sich kein Geist und auch sonst fiel uns an diesen Metamenschen nichts auf.

Es dauerte eine Weile, bis wir Miss Laura Stern, eine menschliche Frau um die 50 Jahre, gefunden hatten. Die erfahrene, fürsorgliche Krankenschwester war mit der Verteilung von Medikamenten beschäftigt. Dennoch nahm sie sich den Moment Zeit, mit uns zu sprechen. Ich fragte sie, wie es mit der Verabreichung des Gegenmittels voranging. 

Laura Stern wirkte ein wenig erschöpft, aber zufrieden. Schon der erste Blick in ihre warmherzigen Augen zeigte, dass sie kein Shedim war. Als sie sich dann noch bei uns für das Besorgen der Medikamente bedankte, gab es eigentlich keine Zweifel mehr. Columbo nahm in ihrem Rücken dennoch astral wahr.

Für Fehler war hier einfach kein Platz.

Laut Laura Stern kam die Vergabe des Antivirus gut voran. Sie hatte auch nicht davon gehört, dass irgendjemand das Verteilen behinderte.

Ich erwog kurz, sie nach der Schneekanone zu fragen, verwarf die Idee dann aber wieder. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass sie überhaupt davon wusste und wer weiß, vielleicht hatte man ihr den Gedanken eingepflanzt, irgendwo Bescheid sagen zu müssen, wenn jemand sie danach fragte.

Obwohl Laura Stern nicht der Master-Shedim war, beschlossen wir, unsere Suche weiter auf das Krankenhaus zu konzentrieren.

Die Klinik war einfach der logische Ort.

Für die Umsetzung seines Plans hatte der Master-Shedim ein Labor zur Zucht der verseuchten Ratten, Zugang zu den Viren und medizinisches Wissen gebraucht. Das alles fand sich in dieser Klinik. Abgesehen davon, hatten die Diebe ziemlich gut gewusst, wo sie das Gegenmittel finden konnten und wann es angekommen war. 

Wir waren uns ziemlich sicher, dass wir jemanden suchten, der zum Personal der Klinik gehörte und der sich soweit oben in der Befehlskette befand, dass er überall Zugang hatte, ohne aufzufallen.

Als man in der Kantine begann das Mittagessen zu servieren, machten wir uns in diese Richtung auf. Vielleicht würden wir dort nur ein Gefühl für den Flow hier im Krankenhaus bekommen, aber vielleicht hatten wir auch Glück und jemand erwähnte, dass Dr. Soundso ihm in letzter Zeit merkwürdig vorgekommen war. 

Selbstverständlich nahmen wir die ganze Zeit über immer mal wieder astral wahr. Außerdem lächelte ich so vielen Personen wie möglich zu, nur um zu gucken, ob irgendwer schwächer als gewohnt oder gar überhaupt nicht darauf regierte.

Wir bogen um die nächste Ecke, als Columbo plötzlich sagte, «Ich hab da wen, gut 15 Meter voraus, links.“

Ich sah ganz genau hin, durchsuchte die Auren in Windeseile nach wenig Emotionen - und da, tatsächlich, die Maskierung brach und ich erkannte das duale Wesen. 

Mein Gedächtnis ließ mich nicht im Stich, Ich kannte den leicht untersetzten Mann mit Geheimratsecken bereits, «Das ist Doktor Auslander, der Verwaltungschef der Klinik.» 

Er sah sich um.

Ich ließ die Astralsicht fallen. Hoffentlich noch rechtzeitig. Ich begann schneller zu laufen. TriXhot, Columbo und Shark Finn passten sich meinem Tempo an.

«Er war bei der Vorstellung vor ein paar Tagen auch ziemlich unterkühlt.», erklärte ich via Teamkanal ins Commlink, «Lasst uns ihn ansprechen, mal sehen, wie er reagiert.»

Dr. Auslander bog schnell um die nächste Ecke. 

«Schnappen wir ihn uns gleich?», fragte Columbo.

Trixhot schüttelte den Kopf und auch von Thunderstrike kam, «Negativ, zu viele zivile Opfer.»

«Verdammt,», fluchte ich. Ich hab keine Wanze dabei. «Soll ich versuchen, ihm ein Wegwerfcommlink in die Tasche zu stecken?»

«Brauchst du nicht.», meinte Trixhot, «Ich hab Kugeln mit Security-TAGs dabei, du kannst so was nehmen.»

«Klasse Trixi, dann machst du das und ich lenk ihn ab.», sagte ich, «Wenn wir ihn denn überhaupt erwischen.» 

Doch da war er! 

Ich rief, „Dr. Auslander? Bitte warten sie kurz!“

Dann noch mal lauter, „Dr. Auslander!“

Andere Personen im Gang waren stehengeblieben und sahen sich um. 

Ich musste kein drittes mal rufen. Dr.Auslander blieb stehen und starrte in unsere Richtung. Sein Blick war eiskalt.

Ich flüsterte, «Das hast du übrigens super gesehen Columbo, das ist er.» Dann setzte ich eines meiner schönsten Lächeln auf. 

Seine Augen war durchdringend und unheimlich. 

„Ah, Dr.Auslander, gut, dass wir sie erwischen. Sie erinnern sich doch sicher noch an uns!“, begann ich im charmanten Plauderton, „Wir sind uns vor drei Tagen vorgestellt worden.“ Ich schob ihm mein virtuelles Namensschild zu, „Wir sind…“

„Ja, ja sie sind die Spezialisten von Horizon.“, unterbrach mich der Mann unwirsch, „Was gibt es denn?“

Da war kein angedeutetes Lächeln in seinem Gesicht und es trat auch keine Milde in seine Stimme. Jede Reaktion seines Körpers fehlte ebenso. Es war merkwürdig und unheimlich gruselig, mit jemandem zu sprechen, der so gar nicht auf mich regierte.

Ich ließ einen weiteren Redeschwall folgen und erzählte etwas von Verwaltungsarbeit und einem Bericht, den ich noch schreiben musste.

Columbo war etwas zurück getreten und gestikulierte vorsichtig. Dann schüttelte er den Kopf. Eine Textnachricht kam an, <Hab versucht ihn anzuzaubern, damit wir ihn besser wiederfinden können. Hat aber nicht geklappt.>

„Wenden sie sich doch in diesen Fragen an Dr. Bugati!“, forderte Auslander nun. Es lag nicht mal ein genervter Ton in seiner Stimme und es gab auch keinen giftigen Blick. Er forderte kalt und das war unheimlicher, als jede Aggression oder Wut.

Ich gab Trixhot ein Zeichen, überwand mich und berührte Dr. Auslander ganz kurz am Arm, „Einen Moment noch, bitte!“

TriXhot ließ geschickt die Pistolenkugel in seine Kitteltasche gleiten.

„Was denn noch?“, fragte er scharf.

„An wen soll ich mich mit der Frage wenden? Ich hatte eben nicht ganz verstanden.“ Mein bezauberndes Lächeln prallte an ihm ab. 

„An Dr. Bugati.“

«Empfange sein Signal.», meldete BCG.

Wir waren zu den anderen in die Wagen zurück gekehrt.

John besorgte über das Horizon Netzwerk die privat Adresse von Dr. Auslander, der selbstverständlich gar nicht Dr. Auslander war, sondern nur dessen Hülle. Dr. Auslander war wahrscheinlich schon seit Wochen tot.

Ein kurzer Hintergrund-Check, ebenfalls durch John, ergab, dass der Verwaltungschef keine Familie hatte und somit ein idealer Kandidat für einen Shedim gewesen war.

Nach einer kurzen Konferenz via AR beschlossen wir, einen Hinterhalt an seinem Haus aufzubauen und zuzuschlagen, wenn er die Tür aufschloss. Wir hofften damit so wenig Aufsehen wir möglich zu erregen.

Wir zogen uns um und bezogen Position. 

John hatte extra einen drittes Fahrzeug besorgt.

Er und BCG warteten als einzige vor dem Krankenhaus und beobachteten die Ein- und Ausgänge mit Hilfe der Drohnen.

Dann begann das große Warten.

❅❅

Es wurde Mitternacht.

Wolken verdeckten die Sterne.

BCG meldete, «Jetzt hat sich das Signal schon seit ner halben Stunde nicht mal einen Millimeter bewegt.»

Mr Jack fragte, «Hab ich ein Deja vu oder hast du das vorhin schon mal gemeldet?»

BCG erwiderte, «Stimmt hab ich, aber seinen Ruhe-Rekord von vorhin hat er eben überboten.»

«Dann hat er seinen Kittel wohl an den Nagel gehängt.», meinte TriXhot.

Ich lachte kurz, «Ja, das hat er wohl. Dann war Dr. Auslander anscheinend doch nicht so mit seinem Beruf verbunden, dass er den Kittel auch zu Hause getragen hat. BCG, Spazz, passt jetzt besonders auf.»

«Verstanden.», bestätigte John aka Spazz aka unser Auftraggeber.

Tatsächlich, gut 10 Minuten später schickte uns BCG einen Feed. Die Gestalt von Dr. Auslander kam durch einen Nebeneingang raus, sah sich mehrfach um und ging dann zu einem Wagen, der inzwischen ziemlich einsam auf einem der hinteren Parkplätze stand.

«Nehme Verfolgung auf.», meldete BCG.

«Gut, haltet so viel Abstand wie möglich.», wies ich an.

Nach wenigen Minuten wurde klar, dass der Master-Shedim leider nicht in das Domizil des toten Dr.Auslander fahren würde.

Sein Weg führte raus aus der Stadt.

Uns blieb nichts anderes übrig, als unseren Hinterhalt abzubrechen und den Abstand zu BCG und John so schnell aufzuholen, wie möglich war.

❅❅

Wir erreichten unsere Kollegen, noch bevor der Master sein Tempo drosselte. Inzwischen hatten wir das Stadtgebiet verlassen. Nicht Richtung Waadah Island, wie man vielleicht vermutet hätte, sondern ins Landesinnere, in einen Wald.

Wir fuhren schon seit längerem ohne Scheinwerfer, damit uns der Master nicht bemerkte.

Als der Wald dichter wurde, hielt das Fahrzeug an. Er parkte und ging zu Fuss weiter.

Abzuwarten hatte nun keinen Zweck mehr. Einsamer würden wir ihn nicht mehr erwischen.

Wir parkten ebenfalls und machten, dass wir hinterher kam.

Unser Kampfplan stand schon länger.

Im Groben lautete er: Körper zerstören, mit allem, was wir hatten, den Geist festhalten und dann mit Hilfe unsere Geister zerbersten und den Fragger von Master damit dahin zu schicken, wohin er gehörte. Auf seine Heimatebene.

John und BCG würden hier am Waldrand warten. 

Unser Abstand zu Dr.Auslander vergrößerte sich ein bisschen, da wir noch unser Equipment anlegen mussten und leise bleiben wollten. 

So leise wie möglich denn einen kleinen Überraschungsmoment wollten wie auf unserer Seite haben.

Außerdem schluckten wir das Guts. Ich hatte ein ungutes Gefühl dabei, schon wieder nach so kurzer Zeit die gleiche Droge einzunehmen. Doch wenn wir uns gegen eine der Fähigkeiten der Shedim und sei es auch nur die Furcht, wappnen konnten, dann mussten wir das tun.

Die unterschwellige Angst, die sich während der letzten Stunden in meinen Knochen festgesetzt hatte, löste sich auf. 

Wir würden uns den Penner jetzt holen!

Verloren gehen würde uns der Master auch nicht, denn BCG hatte ihn über eine Drohne fest in den Sensoren.

Im Wald war es ziemlich dunkel, doch hin und wieder blitzte Sternenlicht durch aufgerissene Wolken. Das reichte aus.

Mein Herz schlug bis zum Hals. Das war keine Angst, aber ich war aufgeregt.

Ich horchte in mich hinein. 

Alles war gut.

Ich tätschelte die Stelle an meinem Oberschenkel, an der das Strumpfband mit meinen Foki sicher geschützt unter der Panzerung lag.

Ich nahm astral wahr. Die gute Nachricht war, hier gab es weniger Hintergrundstrahlung, als in Neah Bay.

Eine schlechte Nachricht hatte ich nicht.

Das war doch schon mal was. 

Plötzlich blieb Dr. Auslaender stehen.

Er sah sich noch einmal um und schien sich dann zu konzentrieren.

Verdammt.

«Go, go go!» befahl ich. «Wir müssen uns beeilen!»

Wir schlossen auf, so schnell es ging und versuchten weiter, dabei leise zu bleiben. 

Den Ort, auf dem der Mastershedim stand, als Lichtung zu bezeichnen, wäre geprahlt gewesen. Doch der Baumbewuchs war an der Stelle geringer und drumherum gab es mehr Buschwerk, also war es doch irgendwie eine Lichtung, wenn auch eine sehr kleine.

Was machte der da nur?

Dann begann er zu gestikulieren. 

«Auffächern, Geister rufen und angreifen, wenn bereit.», wies ich an. «Haltet euch an die besprochene Taktik, so lange es geht.», fügte ich noch hinzu.

Dann konzentrierte ich mich auf den Schutz vor gegnerischen Zaubern und bat Kaazur und Assha an meine Seite. 

Als ihre Präsenz neben mir auftauchte, fühlte ich mich gleich noch besser.

TriXhot war als erste kampfbereit. Sie schoss zwei mal. 

Sie traf auch die Stelle, an der der Master-Shedim stand, doch die Einschläge klangen, als wären sie auf Holz getroffen.

Der Master-Shedim sah in unserer Richtung. Streckte seine Hände ruckartig aus und spreizte dabei seine Finger.

Ein Lightning-Ball raste auf uns zu. 

Man war der Typ schnell!

Doch wir waren auch nicht langsam und schafften es, auszuweichen.

Damit mein Team noch schneller wurde, feuerte ich es an.

Katze hatte dicht neben mir Position bezogen.

«Stille! Stille! Stille!», sagte Thunderstrike an und ließ eine Zone der Stille um den Master-Shedim herum entstehen. Das war zwar hauptsächlich für einen Angriff im Wohnviertel in den Plan eingebaut worden, aber es konnte sicher nicht schaden, wenn der Shedim uns weder hören, noch selbst schreien konnte -und außerdem behinderte es ihn vielleicht noch anders. Abgesehen davon, folgte der Marine nur meiner Anweisung. Er blieb bei der besprochenen Taktik.

Columbo links neben mir gestikulierte. Ein Feuerstrahl brach aus seinen Fingern und hielt auf den Master-Shedim zu. Doch dann wurde dieser nach oben abgelenkt.

Tiernan schoss einen Bolzen aus seiner Armbrust ab. Leider ging der ins Leere.

Mr.Jack positionierte sich vorne rechts, jeder Zeit sprungbereit, um den Master-Shedim abzufangen, sollte er auf zu uns kommen.

«Ich bin bereit für die Kuppel!», gab Lifeguard bekannt. Genau das war seine wichtigste Aufgabe. Er sollte im richtigen Moment die Geisterbarriere setzten. Nur noch nicht gleich, falls wir unsere Geister in den Nahkampf schicken mussten.

An der Position des Master-Shedim entstand Kälte, Tröpfchen kondensierten und fielen als Graupel zu Boden. Die Härchen an meinem gesamten Körper stellten sich auf und ein unangenehmes Frösteln kroch meinen Rücken hinab. Das war keine Angst, die konnte ich durch das Guts nicht empfinden. Vielleicht war es die Erinnerung an Angst oder einfach nur ein ungutes Gefühl.

TriXhot schoss erneut.

Columbo versuchte es zum zweiten Mal mit einem Flamethrower-Spruch. Diesmal rauchte es zumindest. Die Kleidung des ‚Gefäßes‘ begann zu kokeln.

Da vorne ging irgendetwas ab. Es wurde Zeit, dass wir hier mehr Fahrt aufnahmen. ‹Kazzur, Assha, feuert bitte eure Flammenzauber auf den Master. Bleibt aber bei mir.›, bat ich. Als sie mit ‹Wie Ihr wünscht, MyLady!›, antworteten, konzentrierte ich mich bereits, wob die Magie nach meinen Wünschen und zauberte rastlos einen Chaos-Spruch auf den Master-Shedim.

Asshas Flammenstrahl traf, der von Kazzur nicht.

Columbo war meinem Beispiel zumindest in Punkt seiner Geister gefolgt, auch seine Geister schossen Flammenstrahlen ab. Viel Schaden richtete sie nicht an, doch auch stetes Feuer erhitzt den Stein. 

Shark Finn war einen Schritt zur Seite getreten und hatte den Raketenwerfer geschultert. Die Rakete schlug in einer gewaltigen Explosion ein.

Asshas nächste Feuerzauber saß und riss den Master-Shedim endgültig zu Boden. Es war zu sehen, wie sich der dunkle Körper in den Flammen wand. Hätten wir von dort etwas hören können, hätten wir sein wütendes Schreien vernommen.

Zum Jubeln war es noch zu früh.

Eine toxische Welle raste auf uns zu. 

Dank Spruchabwehr und guten Reflexen, kamen wir glimpflich davon.

Trixhot schoss. Vielleicht bildete ich mir das nur ein, doch ich hatte das Gefühl, dass die Kugeln etwas trafen. Zu hören war da ja nichts.

Der Master-Shedim lag am Boden und stand auch nicht wieder auf. 

Ich ließ meinen Chaos-Zauber fallen. «Kuppel jetzt.», befahl ich, «Bereit machen für Astralkampf!»

Schwarze Schwaden krochen aus dem Boden und umwoben den Master-Shedim.

Ich zog die Stirn in Falten.

Der Wald vor mit riss auf.

Dort, wo eben noch Bäume gewesen waren, hatte sich ein Tor geöffnet.

Verdammt!!!

Ich spürte meinen Körper fallen.

Ich selbst fiel nicht mit.

Ich schwebte, nein, ich flog vielmehr auf das Tor zu. 

Columbo schwebte neben mir. 

Aber war da noch wer?

Ich wandte den Kopf nach hinten und versuchte etwas zu erkennen.

Ich flog durchs Portal.

Aus den Augenwinkeln sah ich, wie mein Körper auf den Boden sank.

Shark Finn betätigte wohl sein Commlink. 

TriXhot starrte entsetzt auf die fallenden Körper.

Das Bild hinter mir verschwamm.

Ich wandte meinen Blick nach vorn.

Meine Augen weiteten sich.

"ACH DU SCHEISSE!"

… 

To be continued ...

❅❅❅

[Song 6: Bear McCreary - TWD Theme Song4‹Stop, stop stop! An dieser Stelle mische ich mich mal kurz ein. Drachenkätzchen und ihr Harlequin haben mal eine alte Trideoserie gesehen. Die Serie stamm aus einer Zeit, in der Trideo noch zweidimensional war und trug den Titel ‚The Walking Dead‘. Da gab es so eine Szene, die das Drachenkätzchen stark beeindruckt hat. In der Szene stehen die traurigen Protagonisten am Randes eines Steinbruchs und blicken entsetzt hinab. Die Kamera fährt den Blick entlang und man sieht eine graue, wabernde Masse. Dann zoomt das Bild und man erkennt, dass es sich bei der grauen Masse um unzählige, wankende Zombies handelt, die den Steinbruch füllen. Könnt ihr euch die Szene so ungefähr vorstellen? Ja? Gut. - Ein solches ‚Ach du Scheiße!‘ meinte das Drachenkätzchen, als sie das gerade sagte. - Ich muss dann mal los! - Und jetzt: ›

To be continued….

04/12/75; 01:46: … CONNECTION INTERRUPTED …UNUSUAL ERROR 666 … RETRY … CONNECTION FAILED

Deine Kommentare zu Episode 08/16: Master and Servant passen am Besten unter The Tale Goes On, Part Two, [LINK].


Fussnoten: 

0. Bei den Episoden handelt es sich um in Geschichten umgewandeltes Pen & Paper RPG. Durch die Umstellung von SR4A auf SR5 und zusätzlichen Regelerweiterungen kann es in den Geschichten zu Unbeständigkeit oder Widersprüchen zu früheren Episoden kommen. So kann zum Beispiel ein Charakter eine Sache nicht mehr, die er vorher konnte oder das Wirken einer Kraft hat andere Ergebnisse, als zuvor. Für den Charakter ist es aber so, als wäre es immer schon so wie nach den neuen Regeln gewesen.  

1. Die Episode wurde am 13.05.2016  erspielt. Die Spieler von Mr. Jack und BCG waren nicht anwesend. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL, können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere ohne weitere Erklärung auftauchen oder verschwinden. Manchmal ist ihr Charakter dennoch mit auf einem Run. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Der Spotlight soll auf Charakteren stehen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

2. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

3. Sprawl Wilds ist eine Shadowrun® Fifth Edition Abenteuersammlung von Catalyst Game Labs. Der Run wurde an unsere Spielergruppe angepasst und kann stark verändert sein. An dieser Stelle danken die Spieler unserer Runde den Autoren von Shadowrun® für ihre Arbeit. Ohne sie wäre unser Spiel nicht möglich.

4. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht. Eine komplette Episoden Playlist findest du hier [LINK].

5. UMT, the Unified Magical Theory ist ein Begriff, der im Shadowrun verwendet wird, der Große Drache Schwartzkopf ist ein führender Gelehrter dieser Theorie, die Namen die Patron für die Skalen von Kraftstufen standen, sind hingegen spontan ausgedacht.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*