Prolog/ 3. - 21. März 1884

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PROLOG

Mit seinem klassischen "TschibummTschibumm" setzte sich der Zug in Bewegung. Man gab zweimal das Pfeifensignal, als wir volle Fahrt aufgenommen hatten.

„Auf ´gen Westen“, dachte ich lächelnd bei mir. 

Ich war aufgeregt und voller Vorfreude, auf die Menschen, denen ich begegnen würde und auch auf die Orte, die ich sehen würde können. 

Mitreisende grüßten freundlich, wenn sie auf der langen Reise mit der Bayou Vermillion von New Orleans nach Tombstone, Arizona, mein Abteil betraten oder sich gar zu mir setzten. 

Meine Nonnentracht löst meist solche Freundlichkeit bei den Menschen aus.

Viele werden denken, mich zieht es in den Westen, um dort Indianer und andere Heiden zu Gott zu bekehren. Doch meine Mission ist eine andere. 

Ich bin Gottes Bollwerk gegen das Böse - zumindest ein Teil davon. Nichts weniger als die Vernichtung des Bösen ist meine heilige Mission. 

Im Westen soll es viel Böses geben, so hörte, las und träumte ich. 

Ich hoffe, dort Mitstreiter zu finden. Sie müssen nicht an Gott glauben, es reicht, wenn Gott an sie glaubt. Und ich bin sicher, das tut ER, wenn sie nur gegen das Böse kämpfen.

Als ich Anno Domini 1863, dem schrecklichen Jahr der Schlacht bei Gettysburg, am Heiligen Abend, unter dem klingenden Namen „Hope Larissa Camille de Bienville“ geboren wurde, wähnten meine Eltern darin ein Zeichen Gottes, dass sich alles zum Guten wenden würde - irgendwie. 

Der Herr enttäuschte sie nicht, denn er gab mir Kraft und Talente, die mich zu einem mächtigen Streiter gegen das Böse machten und machen.

Meine Schwestern im Glauben und ein Pater bildeten mich nach dem Tod meiner Familie weiter aus und lehrten mich, mit weltlichen Waffen umzugehen. 

Doch sollte es einmal an Waffen mangeln, so bleiben mir mein unerschütterlicher Glaube, das Heilige Kreuz und ein Messer oder meine Fäuste, was ich ebenfalls gut einzusetzen vermag. 

Ich habe meine Mission, die Unschuldigen und Schwachen zu schützen und das Böse überall zu bekämpfen, mit Demut und Zuversicht angenommen, seit ich denken kann. 

Das Böse mag mir meine leibliche Familie und meine Haarfarbe genommen und mir Narben verpasst haben, doch vermochte es nie meinen Willen zu brechen oder mir die Hoffnung zu rauben. 

Der Herr ist mit mir - und nun auch mit euch!


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3. März 1884

Meine Reise mit dem Zug nach Salt Lake City wurde ein Stück hinter Laramie unfreiwillig unterbrochen. Der Wasserboiler der Dampflokomotive war kaputt gegangen. Die eigentliche Reparatur würde zwar nur wenige Stunden dauern, aber bevor es weitergehen konnte, mussten erst mehr Wasser und vor allem Ghost Rock zum Anheizen der Kohle, aus einem entfernten Lager gebracht werden. 

Medicine Bow nennt sich der kleine Ort, den 207 Seelen ihre Heimat nennen und in dem wir auf die Weiterfahrt warten werden müssen. Die Grenze zu den Sioux ist nicht weit, allerdings weit genug, dass die Dinge der gerühmten Zivilisation noch funktionieren, so ließ sich der Einfluss der Naturgeister als Störungsursache für den Zug wohl ausschließen. 

Die Pause störte mich nicht, weder habe ich Termine in Salt Lake City, noch drängt sich mir die Stadt überhaupt aus einem besonderen Grund auf. 

Die meisten anderen Reisenden, überwiegend Farmer oder Trapper aus der Gegend, beschlossen bereits von hier aus mit Pferd oder Kutsche ihren Weg fortzusetzen.

Ich tat das nicht. 

Der Herr wird schon wissen, warum der Zug mit mir genau hier eine Pause machte.


So wie ich, hielten es, zum Beispiel, ein reisender Mann, der schon vorher aus der Menge heraus gestochen war. Er war stattliche 1.75 Meter groß, schlank, hatte ein wettergegerbtes Gesicht, trug einen modischer Bart, durch den sich hier und dort bereits graue und weiße Strähnen zogen und einen hohen beigefarbenen Hut, der ihn noch größer erscheinen ließ. Gekleidet war er in einer Art Safaristil, mit hohen Stiefeln, heller Hose, hellem Hemd, samt Feldjacke mit vielen Taschen. Meist hatte ich ihn mit einer Pfeife im Mund gesehen. Doch das war nicht das Erstaunlichste an diesem Mann. Sein linker Unterarm und der linke Unterschenkel waren moderne, stählerne Prothesen, mit kupfernen Leitungen, die er gern zu Schau stellte. Hatte er doch extra seine Hose kürzen lassen, damit die aufziehbaren Gliedmaßen deutlich zu erkennen waren. 

Die Firmen Smith & Robards und Hellstomme handeln mit solchen Gliedmaßen und mit vielen anderen modernen Merkwürdigkeiten und Besonderheiten, die oft mit Ghost Rock betrieben werden. 

Im Katalog finden sich zum Beispiel ein Tonikum, damit man keine Angst empfindet oder Tabletten, um Wasser atmen zu können. Der Versand von Smith & Robards liefert übrigens überall hin und das sogar per sagenhafter Luftmaschine, wenn man es sich leisten kann. Denn das kostet ein paar Tausend Dollar pro Lieferung, das georderte Item ist dann natürlich nicht inbegriffen. 

Der außergewöhnliche Mann stellte sich alsbald als Sir Alistair Hammerlock vor. Ein Engländer und Mitglied einer Explorer Society, der hier im Westen war, um sich die riesigen Rattler anzusehen und, um Zeichnungen von jenen langen Riesenwürmer anzufertigen. So erzählte er uns. 

Ich kann keine Freude daran finden, Würmer anzusehen, die Menschen fressen. Allerdings gebe ich zu, dass die Informationen, die solche Entdecker sammeln, oft lebensrettend für Krieger gegen das Böse sind. Darum ist die Freude an solchen Entdeckungen auch als Segen zu bezeichnen. 

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Des weiteren stieg in Medicine Bow eine junge Frau aus, die ich bereits seit Dodge City kannte oder besser gesagt, die ich bereits in Dodge City gesehen hatte. 

Nach meinem Besuch beim Tombstone Epitaph hatte ich zunächst die Eisenbahn nach Santa Fe und dann die Postkutsche nach Dodge City genommen, um dort in den Zug nach Denver zu steigen.

In Dodge City war Miss Hannah Granger, eine junge, jedoch etwas hektische Frau, mit schönen blauen Augen, bleicher Haut und langem, schwarzen Haar, gekleidet in einen schwarzen, gepolsterten Duster, schwarze Jeans und ebensolche Stiefel und einer eng anliegenden Weste, nun, ebenfalls  zugestiegen. Sie trug einem schwarzen Fedora auf dem Kopf und einen schwarzen Pistolengürtel um die Hüften, in dem nicht nur ausreichend Munition, sondern auch ein Colt steckte. 

Wäre unsere Kleidung vom Stil her nicht so verschieden, vielleicht hätte man uns durchaus für leibliche Schwestern halten können. Immerhin waren wir beide blass, ungefähr 1.60m groß, schlank, fast zierlich, hatten blaue Augen und waren zudem ungefähr gleich alt. Letzteres war eine Schätzung meinerseits. Dass wir uns in der Haarfarbe unterschieden, konnte man wegen meines Habits ja nicht sehen. Miss Hannah Granger laß übrigens ebenfalls viel in einem abgerissenen Buch, von dem ich sicher war, dass es sich bei ihm nicht um eine Bibel handelte. Der Rucksack der jungen Dame war prall gefüllt, was mich darauf schließ ließ, dass sie ebenfalls plante länger unterwegs zu sein. 

Außerdem gibt es noch etwas Ungewöhnliches über sie zu berichten: Sie führt einen putzigen Armardillo Lizard, bei sich, mit dem sie sehr vertraut schien und den sie Sergeant ruft. Ich war mir ziemlich sicher, mitbekommen zu haben, wie Miss Granger sich sogar mit der kleinen Echse unterhalten hatte. Was dann gleich im doppelten Sinne besonders war, hatte ich die junge Frau in der Postkutsche als sehr still wahrgenommen, was sich aber ab Denver nach und nach gebessert hatte. 

Wir Drei wollten also, nebst dem Zugpersonal, in Medicine Bow übernachten. Alle anderen würde weiterziehen, bis auf einen Ausnahme: ein Farmer mit seinen zwei Söhnen, der drei kleine Zicklein gekauft hatte und diese wie einen Schatz mit sich führte, konnte es sich nicht leisten, für einen Übernachtung zu bezahlen und nutzte das Angebot der Eisenbahnlinie, im Zug zu übernachten. 

Sir Alistair Hammerlock lud Miss Granger und mich in das beste Haus am Platz ein, was sich als der Saloon des Ortes entpuppte und überhaupt die einzige Möglichkeit war, hier zu nächtigen. 

Der Saloon besaß übrigens nicht mal einen Namen. 

Das das Bahnpersonal den Saloon ebenfalls dem Zug vorzog, waren die Zimmer knapp bemessen, so dass Miss Granger und mir ein gemeinsames Zimmer empfohlen wurden. Etwas, womit wir beide kein Problem hatten, so schien es mir zumindest. 

Sir Hammerlock zahlte nicht nur unser Zimmer, er lud uns zudem ein, auf seine Kosten zu speisen. Beim dem schmackhaften Abendessen, besonders die Pastete hatte es mir angetan, verriet uns der Engländer, dass er bereits drei Kontinente bereist hatte und mit dem Amerikanischen Kontinent eine 4. Auszeichnung anstrebte, die man wohl für solcherlei Dinge von der Explorer Society erhielt. 

Zudem gab er die Geschichte zum besten, wie es zu dem Verlust der zwei Gliedmaßen gekommen war. Er hatte in Europa gegen einen Werwolf gekämpft und war von ihm verletzt worden. Um nicht selbst zum Monster zu werden und der Seuche, die die Bestien übertragen, zu entgehen, ließ er sich von einem anderen Sir, seines Zeichens Arzt, Arm und Bein abnehmen. Dem Herrn sei Dank, dass ER Sir Hammerlock mit Verstand gesegnet hat und dieser uns als Streiter gegen das Böse erhalten bleibt. 

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Ich danke dem Herrn außerdem, weil er uns in seiner unendliche Weisheit am heutigen Abend zusammenführte. 

Sir Hammerlock ist ein Streiter gegen das Böse, das machten seine Geschichten klar. 

Miss Hannah Granger war bis zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch kein Kämpfer gegen die dunklen Mächte gewesen, doch selbst wenn sie die Geschichte über Werwölfe zu schrecken und der Gedanke an reale Monster noch fremd zu seinen schien, so konnte ich mich doch noch in der heutigen Nacht davon überzeugen, dass Miss Granger voller Tatkraft, Mut und Fähigkeiten war. Zudem trug sie ihr Herz am rechten Fleck.  

Es war bereits dunkel geworden, als Miss Granger auffiel, dass der Farmer Peter und dessen Söhne Joey und Timmy nun praktisch völlig allein im Zug waren, wenn man von den Ziegen einmal absah.

Jedes Kind weiß, dass es nicht gut ist, des nachts allein zu sein. 

Miss Granger hatte es kaum ausgesprochen, da waren wir uns auch schon einig, die kleine Familie holen zu müssen.

Lizzy, die Barfrau des Saloons, erklärte sich sogleich bereit, der Familie in einer Kammer kostenlos Unterschlupf zu gewähren, denn auch Lizzy wusste von den Gefahren in der Nacht, die offenbar in letzter Zeit zugenommen hatten. 


♠️♥️♦️♣️ The Horse Eater ♠️♥️♦️♣️


Der Wind trug unheimliche, aber undefinierbare Geräusche zu uns herüber, als wir beherzten und eiligen Schrittes zum Bahnhof liefen. Miss Granger hatte ihren Hut tief ins Gesicht gezogen, und ich war einmal mehr froh über die Sicherheit, die mir das Kreuz um meinen Hals zu geben vermochte.

Der Zug lag totenstill im Dunkeln, der Wind war kalt und ließ uns frösteln, doch ein paar Ziegenaugen, die das Licht meiner Laterne im Dunkeln reflektierten, gefolgt von einem Meckern, waren der einzige Schrecken in dieser Nacht. 

Als wir die Ziegen im Stall bei den Pferden unterbrachten, trug der Wind ein seltsames, lockendes Schnalzen aus Richtung einer entfernten Hügelkette zu uns hinüber. 

Die Pferde waren ungewöhnlich unruhig. 

Miss Granger brachte ihren Armardillo Sergeant im Stall unter, weil er sie offenbar warnen konnte. Zudem hielten wir abwechselnd von unseren Fenstern aus Wache, doch wie gesagt, die Nacht bleib ruhig. 

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Da wir uns ein Zimmer teilen, konnte ich nicht umhin, die Striemen auf dem Rücken der schönen Miss Granger zu bemerkten. Das Meiste war verheilt, doch ich beginne zu erahnen, dass die junge Frau vor etwas oder jemandem davon gelaufen ist, der ihr das angetan hat. 

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4. März 1884

Der Tag begann mit einem guten Frühstück, das durch die Ankunft dreier Ureinwohner zu Pferd unterbrochen wurde. 

Sie sahen sich ratlos um, und ich lief hinaus, um sie zu fragen, ob ich helfen könne. 

 Angry Clouds lautete der Name des Rädelsführers. Da er Englisch sprach, konnte er erklären, dass er „Das Schwarze und das Weiße suche!“. Ich lud ihn zu uns an den Tisch, wo er dann zufrieden lächelnd feststellte, dass die Geister gnädig, aber auch zu Scherzen bereit gewesen waren, da sie das Schwarze und Weiße vertauscht hatten, was er lustig fand. 

Angry Clouds hielt also Miss Granger und mich für das, was er gesucht hatte und nach dem Genuss von zwei Tassen starken und heißen Kaffees erzählte er: „Viele Pferde sind in letzter Zeit verschwunden. Nun liegen zwei tote Weiße bei einem Goldgräber-Camp. Ihre Rücken sind von Pfeilen gespickt. Auch einer unserer Männer fehlt. Never Smiles kam gestern nicht zurück. Wir glauben nicht, dass er es getan hat. Aber die Weißen werden sagen, dass unsere Zungen lügen. Der Frieden zwischen unseren Völkern ist labil.“

Da wir sowieso vorgehabt hatten den merkwürdigen Geräuschen in der Nacht nachzugehen, erklärten wir uns bereit, uns die Sache anzusehen und Zeugnis von dem abzulegen, was wir heraus finden würden. 

Es war ein 2 Stunden Ritt, bis zu diesem Camp. Hannah besaß ein eigenes Pferd mit dem Namen Paisley, Sir Hammerlock und ich mussten uns Pferde im Stall von Medicine Bow mieten. 

Laut Angry Clouds sollte es in der Nähe des Camps einen  Sumpf geben, den sein Volk de „Pferdefresser-Wald“ nannte und den sie für zu gefährlich hielten, um ihn zu betreten.

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Ein Bild des Grauens erwartete uns am Camp.

Viele Pfeile steckten im Rücken zweier Männer, ihre Kehlen  waren durchgeschnitten worden. Laut Sir Alistair hatten sie gekniet und waren regelrecht hingerichtet worden. Ich bestätigte, dass die durchgeschnittenen Kehlen die Todesursache gewesen war. 

Die Spuren, die auf Indianer hinwiesen, sollten auf eine falsche Fährte führen. Die Sohlen der Mokassins der vermeidlichen Indianer waren ohne Gebrauchsspuren und demnach zuvor ungetragen. 

Dann fanden wir doch noch Spuren von Mokassins, die getragen worden waren und zwar im Gebüsch. Und diesen Spuren waren mehrere Paar nackter, blutiger Füße gefolgt. Jemand hatte die Szenerie beobachtet und war entdeckt worden. 

Auf dem Boden, an Ästen und Blättern fanden sich zudem blutige Hautfetzen an denen rohes Fleisch klebte. Das waren die widerlichen Zeichen, die das Böse hinterließ, ein ganzes Weckglas würden diese Fetzen schon nach wenigen Metern füllen, hätten wir sie eingesammelt. Die blutigen, untoten Kreaturen waren einer Person in Mokassins hinterhergejagt. Ich hatte schon von solchen Monstern gehört, man nannte sie die Bloody Ones!

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„Wollen wir denen folgen?“, fragte Miss Granger und Entsetzen schwang in ihrer Stimme mit. 

Doch als ich erklärte, dass nichts weniger meine Aufgabe war, versprachen Miss Granger und Sir Hammerlock, dass sie an meiner Seite bleiben wurden. 

Dem Herrn sei Dank!

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Wir gaben Angry Clouds Bescheid. Dieser sprach eine Warnung aus und erinnerte uns, dass im sumpfigen Wald der gefährliche Horse Eater lebte, dem man nicht beikommen konnte. Salz sollte allerdings gegen ihn helfen oder vor ihm schützen. 

Die Schwäche eines Monsters zu kennen, entscheidet über Leben und Tod eines Monsterjägers!

Also ritten wir die anderthalb Meilen bis nach Yellow Greek, einem großen Goldwäscher-Camp.

Kurz vor dem Camp wehte uns ein Flugblatt entgegen, von denen zahlreiche verstreut waren. Hannah nahm eines auf und reichte es mir.

<<<Kommt Brüder und Schwestern in die Chapel of Red Waters im Wyoming Territory! Wir bieten Nahrung für den Körper und die Seele. „Wenn ihr willig und gehorsam seid, werdet ihr das Gute des Landes essen!“, Jesaja 1:19“>>>

Ein Flugblatt mit schlechten oder gar falschen Bibelzitaten behagte mir niemals! Denn davon, dass man GOTT gehorsam sein sollte, war da nichts zu lesen. 

Ich steckte den Wisch in meine Tasche, darum würde ich mich zu einem späteren Zeitpunkt kümmern.

Trader Dick, ein Mann dessen Vorfahren zur Hälfte Indianer und Weiße waren und der ständig einen dünnen Zigarillo im Mund hatte, war der Besitzer des Handelsposten dieses Camps. Angry Clouds und Trader Dick wechselten ein paar Worte auf Dakota, danach war der Händler bereit, uns einen guten Preis zu machen. Hannah und ich konnten ihn überzeugen, uns weiter entgegen zu kommen. 

Mit 8 Pfund Salz in den Taschen, machten wir uns auf den kurzen Rückweg zum Wald. 

Goldwäscher trugen die Beweise für den Besitz ihres Claims  immer bei sich, oft in den Stiefeln. Im Fall von Yellow Creek lag eine Kopie der Besitzrechte in Medicine Bow. Ich schreibe das für den Fall, dass es einmal wichtig sein sollte.

Unsere Pferde ließen wie bei Angry Clouds und seinen Gefährten, die uns nicht in den Wald begleiten wollten. 

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Der Boden war durchtränkt von brackigem, braunem abgestandenen Wasser. Überall in den Pfützen lagen sauber abgenagte Knochen jeglicher Art. Leer gefressene Pferdeschädel hingen wie zu Abschreckung an den Bäumen. 

Nachdem wir mehrere Minuten tiefer in das sumpfige Gelände eingedrungen waren, entdeckten wir einen Indianer, der sich auf einen Baum in Sicherheit gebracht hatte. Er deutete hinter uns.

Da kamen auch schon Blutige aus dem Unterholz gebrochen und griffen uns an, fünf an der Zahl. Der erste wurde sogleich von Hannah niedergestreckt. 

Sir Hammerlock und Miss Granger schossen weiter, Kugeln surrten, ich zog mein Kreuz und wehrte die Blutigen ab, die von der Macht des Herrn erzitterten und Schwierigkeiten hatten, uns anzugreifen.

Seltsam lockendes Schnalzen ließ uns das Blut in den Adern gefrieren, als eine weitere Abscheulichkeit durch den Wald gelaufen kam. 

Der Horse Eater!

Zu allem Überfluss rief das Monster auch noch eine Stampede von Pferden hervor, die uns trampelnd und wiehernd zwang, uns auf Bäume zurückzuziehen. Die Pferde blieben nicht allein. Walking Dead, die ich nicht als normal betiteln mag, auch wenn diese das in Vergleich zu den Blutigen vielleicht waren. Gut ein Dutzend von ihnen kamen, gerade als wir die Blutigen besiegt hatten. Sie stürzten sich auf die Bäume und wollten uns herunterschütteln, als wären wir reife Äpfel. 

Ich bat um den Segen des Herrn für unsere Kugeln. Miss Granger schoss grün-schwarzes Feuer aus ihren Händen und auch der Indianer kämpfte mit uns, auch wenn er einige Bäume entfernt saß. 

Ich betete und feuerte eine gewaltige Ladung gesegnetes Schrot in die spitz-zahnige Fresse der Abscheulichkeit. Ruhe zu bewahren und gezielt zu feuern war gar nicht mal so leicht, wenn Walking Dead an deinem Baum rütteln, auch wenn Miss Granger deren Zahl weiter dezimierte.

Doch ich traf das Biest mitten in die Brust. 

Zu meinem Schrecken durchdrangen die Kugeln die Haut des Monsters nicht. Sie perlten regelrecht ab, als wären sie Wasser. „Salz! Wir brauchen das Salz!“ rief ich laut. 

Sir Hammerlock reagierte zuerst und warf dem Horse Eater ein ganzes Pfund an den Kopf. 

Das war die Lösung, dem Herrn sei Dank, denn nun drang jeder unserer Kugeln tief in das Fleisch der bösen Kreatur ein. „Ab in die Hölle, aus der du herausgetreten bist, du Abomination!“, rief Miss Granger, als sie mit den letzten gesegneten Kugeln den Pferdeesser zermatschte.

Auch dem Rest der Walking Dead konnten wie besiegen, ohne vom Baum geschüttelt zu werden, dem Herrn sei Dank!

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Sir Hammerlock holte eine mit Brandy gefüllte Taschenflasche nebst kleinen Becher aus seiner Weste und goss ein. Der Indianer lehnte dankend ab, doch wir beide griffen zu.  Miss Granger schüttelte sich, wahrscheinlich hatte sie bisher selten Alkohol getrunken. In der Flasche, aus der sie regelmäßig trank, musste demnach etwas anderes sein. 

Der Schnaps brannte auch in meiner Kehle, doch wie hatte Pater Robicheaux immer gesagt? Gegen einen guten Schluck in Maßen, hat der Herr werder vor noch nach dem Kampf etwas einzuwenden. 

Gemeinsam mit Never Smiles trieben wir die Pferde zusammen und kehrten zurück zu Angry Clouds und dem Lager mit den beiden Toten. 5 der 11 Pferde gehörten dem Stamm von Angry Clouds, 6 hingehen hatten Zaumzeug und gehörten wahrscheinlich zum Mietstall in Medicine Bow, immerhin gab es dort eine Pferdestation für Postkutschen. 

Never Smiles redete, wahrscheinlich in Dakota, auf Angry Clouds ein, doch dieser forderte seinen Stammesangehörigen auf, in der Sprache der Weißen zu sprechen. 

Never Smiles nickte und kam zu uns rüber, doch statt zu sprechen, zog er einen perlenbestickten Lederstreifen aus seiner Tasche hervor, teile ihn in drei Teile und gab jedem von uns ein Stück. „Dank’ für meine Rettung und euren Mut!“, erklärte er. „Ihr seid große Krieger!“ 

Was für ein nobles Geschenk, ich werde es in Ehren halten. 

Im Anschluss erzählte er seine Geschichte. 

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Never Smiles war auf der Suche nach weggelaufenen Pferden gewesen und auf das Todeslager gestoßen. Die zwei Priester oder zumindest Prediger, hatten erst mit den beiden Schürfern gegessen, dann mit ihnen gebetet und sie schließlich ermordet.  Der Indianer hatte versteckt bleiben wollen, da er weder in Geisterwald noch an ihnen vorbei gewollt hatte. Doch als die falschen Prediger die Rücken der Männer mit Pfeilen spickten, bemerkten sie Never Smiles und beschworen aus dem Nichts blutige Kreaturen herauf, die auf ihn zugestürmt waren. Darum war er dann doch in den Wald geflohen.

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Wut war in mir aufgebrandet. Möge der Zorn Gottes mit einem flammenden Schwert die falschen Priester direkt in die Hölle jagen!

Und ich betete darum, dass es meine Hand werde, die das flammende Schwert führen darf. 

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Dem Herrn sei dank, wollten auch Miss Granger und Sir Hammerlock die falschen Prediger zur Rechenschaft ziehen. Die vielen Flugblätter hatten wir im Yellow Creek Camp gesehen, also zogen wir dorthin. 

Trader Dick wusste zu berichten, dass zwei Priester gestern erst im Camp gewesen waren. Sie versprachen jedem, der zu ihrer Kapelle käme, ein warmes Essen und Brot für Leib und Seele.

Mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken daran, womit sie die Menschen wohl speisen wollten. 


♠️♥️♦️♣️ Servants of Hunger ♠️♥️♦️♣️


Doch für heute war es bereits zu spät, um ihr Spur aufzunehmen. Wir kehrten zurück nach Medicine Bow und erzählten dort vor aller Augen, direkt vor dem Saloon, unsere Geschichte. 

Wenn man den Menschen die Angst nehmen will, statt sie zu mehren, muss man die Geschichte richtig erzählen! 

Und das taten wir. Ich sprach, doch Miss Granger unterstützte mich aufs Beste, auch wenn sie sich im Hintergrund hielt. Die Worte kamen flüssig über meine  blassen Lippen, die Menschen von Medcine Bow glaubten mir und mehr noch, wir konnten spüren, wie ihre Angst schwand. Zudem schürten wir das Misstrauen gegen die beiden Priester, die offenbar aus Kalifornien kamen.  

Die Laune aller verbesserte sich ebenfalls. Vasquez, der mexikanisch-stämmige Besitzer des Mietstalles, erschien mit seinen beiden Söhnen. Sie hatten Gitarren dabei und auch wenn die mexikanische Jacke des Mannes etwas eingelaufen und abgetragen war, so machten die drei doch gute Musik. Sollte es mit dem Pferdegeschäft der Familie mal nicht mehr laufen, könnten sie wohl mit Gitarrenmusik Geld verdienen.

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In einer stillen Minute an unsrem Tisch, beschossen Sir Alistair, Hannah und ich, nach dem gemeinsam bestanden Gefecht gegen ein Gräuel, uns ab nun bei den Vornamen zu nennen. Was in meinem Fall keine große Veränderung mit sich brachte. 

Hannah versteht sich überaus gut darauf den Männern schöne Augen zu machen, egal ob alt oder jung, und dies zu ihrem Vorteil zu nutzen. Es schien, als schenkte sie ihre Zeit dabei durchweg den Gentlemen mit einem gewissen Einfluss. 

Dabei bekam sie heraus, dass die beiden Fremden vor zweieinhalb Monaten hierher gekommen und auf dem Weg nach Denver, ebenfalls hier gestrandet und eine Zeit geblieben waren. Sie hatten gepredigt und Flugblätter verteilt, was die Menschen von Medicine Bow als Hinweis genommen hatten, dass die Priester wohl eine Kapelle gründen wollen würden. Schon hier sagten sie zu, immer genügend Essen für jeden zu haben.

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Mit fortschreitendem Abend begaben sich die Menschen zur Ruhe, so waren wir bald nur noch unter uns und bekamen Zeit auch private Gespräche zu führen. 

Hannah offenbarte, dass sie aus einem Kaff in Kansas kommt, das es bereits nicht mehr gab. Zudem fragte sie mich, wie ich denn zu den Praktiken oder gar Magie stehe, die nicht mit meinem Buch in Eintracht stünden. 

Ich erwiderte, was ich schon von Pater Robicheaux gelernt hatte: In seiner Allmacht hat der Herr viele Wege ersonnen, die Ausgeburten der Hölle zu bekämpfen. Solange wir diese Kräfte gegen das Böse einsetzen und darin nicht wanken, ist nichts dagegen einzuwenden.

Meine Antwort hatte Hannah erleichtert aufatmen lassen. 

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5. März 1884

Vasquez hatte einen wundervollen Damensattel für mich aufgetrieben und Sprinkles, so hatte ich das gescheckte Pferd getauft, dass ich gestern geritten war, hatte nichts gegen den neuen Sattel einzuwenden. Das würde mir die Reise um einiges angenehmer machen.

Alistair kam aus England und hatte vor, in Salt Lake City Tinkturen gegen die Angst zu erwerben, wie er plaudernd erwähnte. Was aber nur eine Überleitung gewesen war, da er fortfuhr: „Denn Angst ist es, woran die Welt krankt“, dann sah er zu mir, „Ihr seid ein Licht in der Dunkelheit. Vielleicht wollen wir ja unsere Lichter zusammentun. Könnte ich euch vielleicht für die Twilight Legion, ein Geheimbund innerhalb der Explorer Societym rekrutieren?“ Wobei er bei „Euch“ eindeutig Hannah und mich meinte. 

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Lux in tenebris, also Licht in der Dunkelheit, lautet der Satz, mit dem sich Mitglieder der Twilight Legion untereinander zu erkennen geben. Genau darum ging es ihnen,  erklärte Alistair, Licht in die Dunkelheit zu bringen, die das Böse bereits auf Erden verbreitet hat. Dann berichtete Alistair, was er über den Kampf wusste, in dem ich als Krieger des Herrn bereits seit Jahren kämpfte. 

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Dieser Kampf wird auch hier auf diesem Kontinent ausgetragen. Vor 20 Jahren fand der Tag der Abrechnung, the Reckoning, statt. Weise Männer haben die Manitu, ein Sammelbegriff für böse Wesen und Geister, in die ewigen Jagdgründe eingesperrt. 

Am 3 Juli 1863 war das Siegel dieses Gefängnisses zerstört worden, wie ich nur als zu gut wusste, war es doch das Jahr meiner Geburt und ich zumindest ein Teil von Gottes Antwort auf die besagten Ereignisse am 3. Juli.   

Die vier Rekoners nahmen die Gestallten der vier Reiter der Apokalypse an. Aus Legenden bekannte und bereits vorhandene Monster wie Vampire, brachen aus ihren Gräbern hervor. Neue Monster wurden geboren. Ziel ist es, die Hölle auf Erden zu erschaffen. Dafür müssen die Rekoners Kontinent für Kontinent TERRORFORMEN! Dabei ist Angst der Treibstoff. Offener Kampf würde die Menschheit vereinen, darum agieren sie aus den Schatten, überbringen Pestilenz und Tod. 

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Mir war diese Albtraum-Geschichte schon erzählt worden, seit ich denken kann. Dennoch droht mir jedes Mal ein kalter Schauder über den Rücken zu laufen, wenn ich sie zu hören bekomme. Doch der Herr ist mein Schutz und Schild, darum bleibe ich stets mutig.

„Dagegen kämpft die Twilight Legion. Schließt euch uns an, die Welt vor dem Unheil zu beschützen!“, bat Sir Alistair Hannah und mich an dieser Stelle. 

„Es ist wie dieser Ire aus Tombstone schreibt, was bei Gettysburg passiert ist, ist wahr. Doch die Geschichte so zu verbreiten, führt nur zu mehr Angst!“ 

Hannah zügelte ihr Pferd Paisly, legte eine Hand an den Colt, griff dann in ihren Duster und warf Sir Alistair ihr   schwarzes Buch entgegen. „Ich weiß nicht, ob ich das Licht in der Dunkelheit sein kann, wo ich bis vor kurzem doch Teil der Dunkelheit war.“ Röte zeigte sich auf ihren blassen Wangen. 

Alistair warf keinen Blick in das Buch, stattdessen gab er es lächelnd an Hannah zurück. Offenbar wusste er, was es mit dem Buch auf sich hatte, denn er meinte nun: „Doch das kannst du und mein Leumund dazu heißt Morgan Lash!“

Mir sagte der Name nichts, doch Hannah entspannte sich etwas und nickte. „Ich bin mit von der Partie. Es ist in jedem Fall richtig, das zu tun. Vielleicht kann ich früher oder später dadurch Vergebung erreichen.“ 

Natürlich war dies der Zeitpunkt, an dem ich etwas einbringen musste. Ich konnte Hannah zusagen, dass Gott, der Herr, ihr verzeihen würde. Genau um dieses Zeichen zu setzen hatte er seinen eigenen Sohn gegeben. Das Verzeihen eines bestimmten Menschen würde Hannah allerdings selbst erbitten müssen. Um ihre Seele musste sie sich hingegen keine Sorgen machen. Doch wie auch immer, ich werde Hannah Granger nun jeden Abend in meine Gebete einschließen. 

Was die Frage von Sir Alistair anging, ich für meinen Teil brauchte eigentlich keine Organisation, um gegen das Böse zu kämpfen. Was ich auch sagte. Alistair warf jedoch einige Vorteile ins Feld, die diese Organisation mitbrachte. Unter anderem das Teilen von Wissen. So stimmte ich einem Beitritt zu und damit war die Sache fürs Erste auch auch schon erledigt. In einer größeren Stadt mit einem Chapter der Explorer Society, würden wir das Ganze offiziell machen. 

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Da wie nun gemeinsam im Bunde waren, sprach ich meine Befürchtung bezüglich der beiden mörderischen Prediger offen aus. „Ob es wohl möglich ist, dass die Prediger den Menschen Menschenfleisch servieren?“

„Durchaus“, erwiderte Alistair und begann weiter über die Reiter zu berichten.  

Jeder der vier Reiter hat sich einen Champion erwählt.  Reverend Ezekiah Grimme war der Mann, der die Stadt der gefallenen Engel in Kalifornien gründete. Nach dem großen Erdbeben hat er alle, die zu ihm kamen, gefüttert. Er hatte tatsächlich für alle ausreichend Nahrung, die seine Kirche besuchten. 13 seiner Jünger verwandelten sich in Kannibalen. Sie gaben einen Teil ihrer unheiligen Seele, um ein grausames Abziehbild von Grimme wieder zu erwecken. Genau dieses Wesen  suchte sich Hunger als seinen Champion aus. 

Viele machten sich danach auf, die Lehren ihres neuen Meisters zu verbreiten.  

Alistair warnte uns schließlich noch vor Jasper Stone , dem Champion von Tod. 

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Zurück bei den Goldgräbern erführen wir, das insgesamt 5 Personen von dem Mahl bei den Priestern nicht zurück gekommen waren: Ted und Tom Baxter und Eileen und Sean Harmon mit ihrem Sohn Timothy. 

Wir bekamen schnell heraus, wo sich die provisorische Kapelle befand und machten uns unverzüglich auf den Weg.

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Die Brüder Ted und Tom erwarteten uns am einen nicht sonderlich gut aufgebauten Baldachin, unter dem man Bänke aufgestellt hatte. Sie riefen uns entgegen, dass wir weggehen sollten. Die Priester hätten uns durchschaut, uns angekündigt und davor gewarnt, dass wir kämen, um die Priester zu töten. 

Es brauchte die Engelszungen von Hannah und mir und Hannahs gutes Gespür für Menschen, um Ted und Tom zu überzeugen, dass wir die Guten waren. Schließlich willigten sie ein, hier alles zurück zu lassen und wieder ins Goldwäscher Camp zu gehen. Sie verrieten uns, dass sich die Priester Bruder Strong und Bruder Wyse nannten und nun nach Laramie unterwegs wären. 

Doch nach Laramie führten die Spuren nicht, wie Sir Alistair später herausfand. 

Wir erzählten Ted und Tom nicht, was es mit dem Eintopf auf sich haben könnte, kauften ihnen die Reste aber ab und vergruben alles, nachdem die Goldwäscher-Brüder außer Sicht waren. 

Von den Harmons konnten wir keine Spur finden. Laut Ted und Tom war die Familie mit den anderen zurückgegangen.  Ich werde für die Seelen der Familie beten. 

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Offenbar hatten hier auch mal mehr Zelte gestanden. Wir fanden Anzeichen davon, dass es hier Pferde gegeben hatte. Alles wirkte, als wäre es hastig abgerissen worden.

Wir machten uns daran der Spur zu folgen. 

Sie waren bald nach Nordwesten geritten und dann auch schneller geworden. 

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Wir fragen uns, ob die beiden überhaupt noch Menschen sind. Ich weiß, wie man Menschen und böse Kreaturen unterscheidet, wenn ich sie denn selbst zu Gesicht bekomme.

Harrowed müssen nicht trinken, erkennen kann man sie allerdings daran, dass sie nicht mehr atmen, wenn sie es denn nicht geschickt verbergen, indem sie nur so tun.

Alle Walking Dead brauchen ein Pfund Fleisch am Tag, sie sind sehr blass und sehen ungesund aus, sie können nicht vergiftet werden und man kann sie überhaupt schwer töten. Am besten schießt man ihnen in den Kopf. 

Hat man etwas als Abscheulichkeit identifiziert, ist ein gezielter Kopfschuss immer eine gute Idee, auch wenn er kein Allheilmittel ist.

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Wir verbrachten den Rest des heutigen Tages im Sattel. Abends erzählen wir Geschichten am Lagerfeuer.

Hannah mochte dabei nicht verschweigen, dass es andere Leute gibt, die unzufrieden sind, dass sie ihr Mädcheninternat verlassen hatte. Ich erfuhr, dass die komplett in Schwarz gekleideten Ladies sich die Wichita Witches nennen. Eine solche Witchita Witch war Hannah gewesen, bevor sie fortgelaufen war. Eine Miss Devlin steht dieser Organisation vor und ist zudem die Besitzerin von Black River Railroad.   

 Ich hatte von diesen Dingen noch nie gehört und wusste nicht, wie gefährlich sie waren. Doch ich gab Hannah das Versprechen, nicht zuzulassen, dass man sie zurückholte. Alistair sah es ebenso. 

Hannah glaubte uns und war uns dankbar. Den nächsten Schluck aus ihrer Flasche Medizin nahm sie lächelnd, dann fütterte sie Sergeant. 

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6.März 1884

Wenn Sprinkles nicht so gerne laufen mochte und ich es nicht schaffte, sie zu überzeugen, redete Hannah ihr gut zu. Dann ging sie leichter. 

Ich konnte und kann dem Boden keine Informationen abgewinnen, aber ich vertraue Alistair, wenn er sagt, dass wir noch auf der Fährte sind. Abgesehen davon, verlief der heutige Reisetag völlig ereignislos. 

Was auch gut ist, denn ich bin müde und wir haben Wachen eingeteilt. 

Grund gütiger -und mein Hintern schmerzt mich mehr als gestern und ich dachte doch, es könnte nicht schlimmer werden. Aber ich will nicht klagen -und werde mich schon daran gewöhnen. 

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7. März 1884

Nach dem Aufschlagen des Lagers drang heute ein „Taktaktaktaktak“ zu uns herüber. Kurz darauf hörte ich das Gejohle von Männerkehlen. Wir waren uns einig, dass das Geknatter von einer Gatling Gun stammte.

Nun, um es kurz zu machen, Hannah und ich machten uns zu Fuß auf den Weg, um die Ursache der Geräusche zu ergründen. Vielleicht war jemand in Not. 

Hannah legte eine ihrer Gaben auf uns, so dass wir im Dunkeln sehen konnten, als wäre es Tag.

Um selbst nicht schon von weitem gesehen zu werden, zog ich das schwarze Stück Stoff aus meiner Haube, mit dem ich stets die weißen Parts des Habits abdecke. Zudem verstecken wir uns immer wieder hinter den Büschen.

Noch bevor wir etwas erblickten, war es wieder Hannah, die etwas hörte, diesmal war es ein Lachen. Sie macht sich Sorgen, da sie bereits mehrmals Dinge gehört hatte, die Alistair und ich nicht wahrnehmen. Ich bin sicher, sie hat einfach nur das beste Gehör und zudem werden ihre Ohren nicht durch Haube und Schleier bedeckt. 

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Nach gut einer Stunde näherten wir uns unbemerkt einem großen Lagerfeuer neben dem ein Planwagen von Hellstromme Industries stand. Vier Pferde waren in der Nähe angepflockt. Sättel gab es keine, demnach würden wohl alle im Wagen fahren. 

♠️♥️♦️♣️ The Automaton ♠️♥️♦️♣️

6 Männer in  Arbeitskleidung, schweren Stiefel und Schürzen, die auch das Hellstromme Industries Emblem zierten, saßen schwatzend, lachend, saufend und feiernd um das Feuer, und jeder von denen war mit einer Gatling Pistole bewaffnet. 

„Zum Glück hat uns der Boss flüssigen Mut mit gegeben,“, betonte einer und zeigte auf einen Kasten mit Tonikum.

 Offenbar hatten sie etwas beschossen, was ihnen ursprünglich Angst gemacht hatte. 

„Morgen erreichen wir bestimmt die Farm. Mal gucken ob wir den Flüchtigen entdecken können. Immerhin haben wir einen ganzen Karton voll Munition, da kann nichts schief gehen“, prahlte ein weiterer.  

Wir gingen kurzerhand nachsehen, worauf die Männer geschossen hatten und trafen auf zwei Haufen aus Blut und Fleisch. Das waren eindeutig die Überreste von Blutigen. 

Immerhin waren wir den falschen Priestern noch auf der Spur.  

Hannah schickte den kleinen Sergeant in den Hellstromme-Wagen. Er fand jede Menge Munition, Tinkturen und Erdnüsse, von denen er sich einige schmecken ließ. 

Die Männer mit den Schürzen schienen uns keine adäquate Gesellschaft für uns, also machen wir uns auf den Rückweg.

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Ich mag unerfahren und einfältig sein, was das „normale“ Leben angeht, darum hatte ich von Hellstromme noch so gut wie gar nicht gehört. Eine Firma oder ein Mann, der das Wort Hölle in seinen Namen trägt, bereitete mir ein schlechtes Gefühl.

„Schwester Lara, dein Bild trügt dich nicht“, erklärte Sir Alistair. „Mr. Hellstromme ist nicht weniger als der Servitor  von Krankheit. Allerdings lebt er inzwischen zurückgezogen,. Wie heißt es so schön, der Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflastert. Versuchte er doch nichts weiter, als seine viel zu früh verstorbene Frau aus dem Reich der Toten zurück zu holen- und dafür ist ihm kein Weg zu weit und kein Preis zu hoch.“ 

Was für eine traurige Geschichte. Ich hoffe, Hellstromme kann sich besinnen und Vergebung für seine Untaten erfahren.

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8. März 1884

Jeder Morgen beginnt für uns mit den sanften Klängen von einem Turm in London mit dem Namen Big Ben. So auch heute. 

Wir machten ein Bogen um das Hellstromme Lager, aber letztendlich führten die Spuren genau in die Richtung. Was dann hieß, dass die Blutigen durchaus dort gewesen sein könnten, um uns abzuschütteln. 

Ein Rauchfaden in der Ferne deutete bald auf eine Farm hin. Und auch die Spur wechselte die Richtung und bog zur Farm ab. 

Es gab ein Haupthaus, eine verfallene und eine intakte Scheune und ein Schweinegatter. 

Eine blasse Frau Ende 20 mit braunem Haar und ein Junge Anfang 10 mit blondem Strubbelhaar gingen beide ins Haus, als wir uns näherten und kamen kurz darauf mit Schrotflinten bewaffnet wieder heraus. 

Die beiden stellten sich uns als Sherilyn Conway und ihr Sohn Jamie vor. Mrs Convay war erzürnt über die beiden Priester, die sie selbst als falsch betitelte, da sie ein Schwein gestohlen hatten.

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Das hier waren gute Menschen, darum wollten wir bleiben, um die Hellstromme-Männer aufzuhalten, sollten sie Schlechtes im Schilde führen. 

Sherilyn hatte keine Ahnung, wen diese Männer hier suchen sollten, aber Jamie betonte ein wenig zu sehr, dass wir die verfallene Scheune nicht betreten sollten, weil das zu gefährlich war. 

Nach einem Glas leckerer Limonade ließen wir uns von Jamie unsere Unterkunft in der intakten Scheune zeigen. 

Es brauchte ein wenig Geduld, aber dann rückte der Junge mit der Sprache raus. Sein Pa war überraschend zurückgekehrt, aber er war sehr verändert und es brauchte ein Wunder, um ihn zu retten. 

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Der Junge führte Hannah und mich über einen Geheimweg in die verfallene Scheune und da war auch jemand: Ein beschädigter Automaton mit dem Schriftzug von Hellstomme Industries. Jetzt war auch klar, was die Männer in dem Planwagen hier auf der Farm suchten. 

Jamie und der Automaton kommunizierten über eine Tafel und Kreide. Der Mann war sicher, dass er Jamies Dad Rob sei. Und Jamie glaubte das auch. Der Mutter hatte man nichts davon gesagt.  

Der Epitaph behauptet, dass Hellstomme für Automatone  die reanimierten Gehirne von Toten nutzt. Diese Maschinenarbeiter sind bewaffnet, werden mit Ghost Rock betrieben und besitzen einen Selbstzerstörungsmechanismus, der reagiert, wenn sie eine Fehlfunktion haben. Bis auf Hellstomme Industries hat noch nie jemand Automatone erschaffen. Die reanimierten Gehirne sind wie minder-intellektuelle Maschinen ohne Bewusstsein -  eigentlich. Als wäre diese Geschichte nicht schon schlimm genug, hatte die Selbstzerstörung von Rob nicht funktioniert. Er war zwar defekt, hatte aber sein Bewusstsein zurück bekommen. 

Hannah nahm die Sache emotional schwer mit, darum verließ sie die Scheune. 

Ich kommunizierte mit Rob, was eine ganze Weile dauerte und erfuhr, dass er seine Familie vor gut einem Jahr verlassen hatte, um Arbeit zu suchen. Noch bevor er die nächste Stadt erreicht hatte, war er überfallen und getötet worden. Das nächste, woran er sich erinnern konnte, war, dass er mit dem kaputten Metallkörper aufgewacht war. Er war seinem Instinkt gefolgt und nach Hause gelaufen. Es machte Rob nichts aus, in der alten Scheune zu leben, solange er nur in der Nähe seiner Familie sein konnte. Seine Frau sollte aber lieber nichts von seiner Verwandlung erfahren.

Ich ging zu den anderen, um mich mit ihnen zu besprechen.

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Für mich war klar, der Herr hatte in seiner unendlichen Güte entschieden, dass dieser Mann seine Seele zurückbekommen sollte. Damit war er für mich auch nicht mehr Eigentum von Hellstomme Industries. Alistair und Hannah sahen das ähnlich. So beschlossen wir den Männern mit den Lederschürzen zu sagen, dass es für sie ihr nichts zu holen gäbe. Mein Glaube untersagt mir zu lügen, aber das heißt nicht, dass ich die Wahrheit nicht dehnen konnte. Dennoch war es in einem solchen Fall besser, wenn Hannah das Reden mit den groben Männern übernahm. Immerhin versteht sie sich auf Emotionen und Manipulieren davon. Ich bewundere sie dafür. Hannah arbeitete einst für eine Railroad-Firma und verstand sich deshalb darauf, Arbeiter zu kommandieren. 

Zudem wollten wir ausnutzen, dass die Wichita Witches einen gewissen Ruf bei Hellstomme Mitarbeitern besitzen. Hannah sollte sich umziehen, in der Hoffnung, dass man sie als Wichita Witch erkennen und somit freiwillig abziehen würden. 

Wenn es um Menschen ging, dann war ich das Zuckerbrot und Hannah die Peitsche.

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Sherilyn fragte nicht weiter, sie war dankbar, dass wir die Männer abweisen wollten, noch bevor sie die Farm betraten. Um eine Überzahl anzudeuten legten wir auf Hannahs Vorschlag Bettstangen in die Fenster. 

Hannah war deutlich knapper bekleidet, trug eine Maske um die Augen und nun zu dem Colt noch eine Peitsche am Gürtel. Sie errötete, als ich sie ansah. Ja, diese Kleidung war vielleicht nicht ganz schicklich, aber der Zweck heiligte die Mittel. 

Hannah ist übrigens ausgesprochen schön.  

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Wir bezogen vor der Farm Position und warteten. 

Als die Sonne unterging, näherte sich der Hellstromme-Planwagen von zwei Pferden gezogen, die anderen zwei Pferde durften sich ausruhen und trabten hinterher. Als die Männer uns erblickten, hielten sie in ausreichender Entfernung an und fingen an zu verhandeln. 

Ich bat um den Beistand Gottes- und der Herr erhörte mich. 

Mit flammenden Drohungen und Engelszungen brachten wir die Hellstomme-Männer dazu in Richtung der Sioux Nation weiter zu ziehen. Eine Gegend, in der ein Automaton bald völlig zerstört wäre. 

Da wir den Männer nicht trauten, ließ Hannah den kleinen Sergeant auf das Dach einer Scheune, um Ausschau zu halten.

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Es folgte eine Familienzusammenführung der besonderen Art, die ich hier nicht näher ausführen möchte. Nur so viel, Rob sah ein, dass er seine Frau einweihen musste - und dann brachte ich Sherilyn in die verfallene Scheune zu Rob und Jamie. 

Diesmal blieb Hannah bei uns, Sir Alistair leistete unterdes Sergeant auf dem Dach Gesellschaft. 

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Die Nacht war schon fortgeschritten und wir redeten immer noch in der verfallenen Scheune, als Sergeant ganz aufgeregt wurde. Offenbar waren zwei Eulen hier gewesen, die dann plötzlich verschwunden waren. 

Und tatsächlich näherte sich das Hellstomme-Pack schleichend in Zweimanntruppen aus drei Richtungen, wie Sir Alistair dank Hannahs Gabe gut sehen konnten. 

Kaum waren die Kerle in Reichweite, eröffneten sie das Feuer aus ihren Gatling-Pistolen auf das Farmhaus.  

Alistair handelte vom Dach aus. Hannah rannte durch den Geheimgang und kam so hinter einer der Gruppen, ich selbst blieb bei der Familie und machte mich bereit, im Notfall einzugreifen. 

Alistair und Hannah schafften es vier der Kerle auszuschalten. Nun waren nur noch der Rädelsführer Terry, wahrlich eine widerwärtige Person und seine rechte Hand übrig, sie stellten das Dauerfeuer ein. 

Hannah trat aus der intakten Scheune und rief: „Tik-Tok,  Tik-Tok, deine Zeit ist abgelaufen, Pete und die Jungs sind nicht mehr, jetzt kommen wir euch holen.“

Ich hatte inzwischen die verfallene Scheune verlassen und war um sie herum gelaufen, um Hannah Deckung zu geben. Ich konnte den Handlanger von Terry sehen, zielte mit der abgesägten Schrotflinte auf dessen Arm und ich traf auch in den Oberarm. Doch offenbar hatte ich die Wirkung eine Ladung Schot völlig unterschätzt, denn mein Schuss riss den Arm den Mannes förmlich ab, worauf dieser tot zu Boden sank.   

Keine Minute zu früh, denn die mutige Hannah forderte gerade den Bösewicht Terry heraus, stand ihm gegenüber,  schlug ihn mit der Peitsche und riss ich damit zu Boden. 

Statt dich zu ergeben, richtete er die Gatling-Pistole auf sie und drückte ab. 

Die Kugeln ratterten auf Hannah ein, doch sie blieb auf den Beinen und schoß zurück. Doch das reichte nicht, um Terry auszuschalten. 

Darum zog ich meine Schofield und schoss zwei mal auf Terry - das gab ihm den Rest, dem Herrn sei Dank! 

Ich lief besorgt zu Hannah, um zu fragen, ob sie in Ordnung sei.

Hannah sah mich ganz, ganz kurz böse an, so als wäre sie wütend, weil das doch ihr Gegner gewesen war, dann fiel sie um, landete auf dem Popo und lachte: „Danke, außer meinem Ego und meiner Rüstung hat nichts einen Schaden abbekommen!“

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9. März 1884

Obwohl Sonntag, konnten wir heute nicht völlig ruhen. Das Böse ruht leider auch nie. 

Noch in der Nacht suchten wir den Planwagen und brachten ihn mitsamt den Pferden in die Scheunen.

Nach ein paar Stunden Schlaf widmeten wir uns dem Inhalt. Das meiste ließen wie der Familie. Mit dem Erlös würden sie ihre Farm instand setzen und den Automaton reparieren können. Einen entsprechenden Kontakt zu einem Fachmann würde Sir Alistair herstellen, sobald er telegrafieren konnte. Bis dahin würde sich Rob noch verstecken müssen. 

Für uns selbst behielten wir nur drei Gatling-Pistolen, Muniton und ein paar Tinkturen. 

Soweit die Geschichte des Automatons. 

Wir bleiben noch den ganzen Tag und werden die Verfolgung der Priester erst morgen wieder aufnehmen. 

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10. März 1884

Zum Glück existierte noch eine Spur, der wir folgen konnten. Der Weg führte uns durch einen Pass durch die Shirly Mountains. 

Nachts ist es jetzt empfindlich kalt. 

Ich tat etwas mehr Pfeffer und andere Cajun-Gewürze in unseren Eintropf. Für Hannah war das wohl ein wenig zu viel, denn sie meinte: „Jetzt überlebe ich das Geballer und sterbe am scharfen Gewürz.“ 

Morgen werde ich vorsichtiger sein und nur meine Portion nachwürzen. 

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11.März 1884

Ein weiterer Reisetag Richtung Norden. Wir folgten der Spur, die Alistair fand. Irgendwann verließen wir die Berge und ritten weiter durch die Prärie. Rechtzeitig zum Sonnenuntergang erreichten wir eine Ortschaft namens Alcova.

Zunächst dachten wir, die Stadt könne verlassen sein, so still war es, doch dann verließ eine Frau mit einem Kind an der Hand ein Haus, huschte schnell über die Strasse und verschwand in einem anderen Haus. Die Erleichterung , die sie im Moment des Erreichen des Hause empfand war förmlich zu spüren.

Alcova besteht aus 20-25 Häuser, eines davon ist ein Saloon mit dem Namen „the Sparkling Fish“. Immerhin ein Saloon mit Namen. Wir schätzten, dass hier so 80-90 Menschen leben würden. 


♠️♥️♦️♣️ Legend of the Hanging Tree ♠️♥️♦️♣️ 


Linus Murray, der Barkeeper, hatte zu viel Pomade in Haar und Schnurrbart und trug ein kariertes Hemd, nebst  Weste. Neben ihm waren noch ein Klavierspieler und drei Männer, die pokerten, anwesend. Als wir eintraten hörten sie mit dem auf, was sie taten, begangen aber bald wieder damit, nachdem ich ein Gespräch mit Mr. Murray angefangen hatte.  

Wir konnten Unterkunft und sogar ein Bad bekommen, aber mit dem Abstellen der Pferde im Mietstall gegenüber sollten wir uns beeilen, denn hier sei es nicht sicher. 

Ich eilte und auch im Stall sagte man mir, ich solle nachts nicht mehr draußen sein und Fenster und Türen gut verschlossen halten. 

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Später am Abend, nach einer Runde Whiskey, rückte Murray mit der Ursache für die Angst heraus. 

Es gibt hier in der Gegend gut zwei dutzend Farmen und in letzter Zeit waren daraus einige Farmer in der Nacht entführt und ermordet worden. Es begann vor über 2 Wochen, da war jemand in die Farm von Levi Watt eingebrochen, hatte die Tür zu Splittern geschlagen, Levi und seine Frau Ava aus dem Haus geschliffen und sie an dem großen, alten Baum aufgehängt. Nur drei Nächte später war der alte Henry Whiteford dran gewesen. Vor zwei Nächten war es dann wieder passiert, Garvin und Hester Lawson waren ebenfalls an der toten Eiche aufgehängt gefunden worden. 

Inzwischen waren die Söhne von Ester Ligget nach Casper los geritten, um den Marshall zu holen oder zumindest nach ihm zu telegrafieren. Aber niemand wagte es noch nachts draußen zu sein.

Wir versprachen, uns um die Angelegenheit zu kümmern. 

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Als Hannah anmerkte, dass wir schon wieder auf etwas Seltsames gestoßen war, schien mir das der richtige Zeitpunkt zu sein, um zu erzählen, dass ich als auserwählter Krieger des Herrn immer von ihm auf die Spur des Böses geschickt wurde und werde, um das Böse zu bekämpfen und zurück in die Hölle zu schicken.

Ich kann dem Herrn gar nicht genug dafür danken, dass ich nur zwei Mitstreiter an meiner Seite habe. 

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12. März 1884

Wir begannen den Tag damit, uns die Tatorte anzusehen.

Die Tür der Watts sah aus, als wäre sie mit einem Rammbock oder mit Schmiedehämmer zertrümmert worden. Aber das war es auch schon an verwertbaren Hinweisen gewesen. Mehr als zwei Wochen nach ihrem Tod hatte man alles entwendet, verwertet und mitgenommen, was nicht niet- und nagelfest gewesen war. 

Wir wandten uns als nächstes zum Haus der Lawsons, in der Hoffnung, dort noch etwas finden zu können. Zu unserer Überraschung waren die Türen noch heil. Allerdings fand sich etwas Erde an der Türzarge und auch an der Klinke. Ich steckte die Erde ein, um sie besser vergleichen zu können. 

Alistair entdeckte gleich drei Paar Fussspuren, die zwei Personen mitgeschliffen hatten. Mit gleich drei Tätern hatten wir nicht gerechnet.

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Die Schleifspuren führten uns direkt an eine alte, tote Eiche,  die ungewöhnlich scharfe Schatten war. Die Wurzeln waren offenbar kürzlich umgegraben worden, aber die Erde war nicht die, die ich an der Tür gefunden hatte. 

Drei Paar Fussspuren führten zurück Richtung Stadt. Zwei paar Stiefel und ein Paar schlankere Schuhe, wie sie Damen trugen. 

Verstärkt durch den unangenehmen kalten Wind, keimte ein böser Verdacht in uns. Es sah aus, als haben die drei Opfer auf Fall eins und zwei gemeinsam die Opfer aus der dritten Nacht geholt. 

Er gab da eine uralte Legende, in der der „Hanging Tree“, Menschen aus ihren Heimen schleift und sie mit Schlingen  an seinen Ästen aufhängt, um sie sich an ihren Säften zu laben. Aber von Handlanger berichtete diese Legende nicht. 

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Tatsächlich führten die Fussspuren zum Friedhof, wo wir die Gräber von drei Opfer aufgerissen und geschändet vorfanden. Diese Erde entsprach der, die ich an der Tür gefunden hatten. 

Unsere Theorie verhärtete sich, denn altes Böses wird langsam wiedererweckt und neues Böses wird erschaffen. 

Und der Kampf war nicht auf Nordamerika beschränkt!

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Wir ließen Sergeant als Wache am Friedhof. Wenn etwas aus dem Grab brach, dann hätten wir genügend Zeit, die Verfolgung aufzunehmen und erneutes Übel zu verhindern. 

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13. Marz 1884

Die Nacht verlief ebenso ereignislos wie der Tag. 

Wir erfuhren Neuigkeiten über unsere beiden falschen Prediger. Sie waren erst vor ein paar Tagen hier gewesen, hatten nach dem Weg nach Casper gefragt, waren dann aber nicht Richtung Casper abgebogen, sondern weiter nach Westen gezogen.

Auch heute nacht wird Sergeant wieder Wache halten.

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14. März 1884

Mitternacht war bereits vorbei, als Hannah Alarm schlug. Den Blick entrückt, griff sie nach unseren Händen, als sie die schreckliche Szenerie beschrieb, die sie durch Sergeants Augen sah. 

„Gleich alle fünf erheben sich aus ihren Gräbern. Die haben wohl länger an den Schlingen gegangen, ihre Hälse sind langgezogen, die Köpfe nach hinten gedreht und sie machen sich auf über die Brücke!“ 

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Hannah verlieh uns die Gabe der Dunkelsicht und bat Sir Alistair seine Taschenuhr auf eine Stunde zu stellen, damit sie nicht vergaß die Gabe zu verlängern. 

Ich nahm noch einen Schluck Whiskey von der Bar, widmete es dem Herrn, nahm das Pillendöschen meiner Großmutter mit Pfefferminz und erklärte Hannahs fragenden Blick mit: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eine Nonne mit dem Atem eines Trinkers nicht sonderlich vertrauenswürdig wirkt.“

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Auf, auf und hinterher, war das Motto der Stunde. Wir eilten ihnen nach, aber nicht zu schnell, schließlich wollten wir sie verfolgen und nicht überholen. Natürlich vergaßen wir nicht Sergeant an der Brücke einzusammeln.

Ich betete zum Mighty Lord, damit er die Geräusche unserer Schritte dämpfen möge und uns in den Schatten verberge, auch wenn die Schatten sonst nicht so das Metier des Höchsten sind.

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Sie waren wahrlich ein abscheulicher Anblick, die Köpfe an langen Hälsen zur Seite gedreht, bewegten sie sich immer wieder zur Seite, um etwas Voraus erkennen zu können. Dann wirkte es, als sähen sie uns an. 

Zudem wirkte es doch fast so, als würden sie innerlich von etwas gerufen oder von einer Präsenz angezogen werden.

Wir folgten ihnen weiter, kurz vor dem Hanging Tree bogen sie nach links ab. Dann erreichten wir einen Hügel, was den Blick auf eine kleine Farm samt Schweinegatter preisgab.

Jetzt mussten wir einschreiten, damit sie sich nicht noch einen Farmer holten und ihre untote Bande vergrößerten, denn dass sie untot waren, stand außer Zweifel. 

Ich betete für gesegnete Munition und um ein sicheres Schusshändchen für Sir Alistair und mich. Hannah  würde die ihr innewohnenden Kräfte nutzen und einen ihrer schwarzgrünen Stahlen aus Energie auf den Hanged Dead schicken. Bei diesen Strahlen schien es im letzten Moment stets so, als würde ein ebenso schwarzgrüner Totenkopf das Ende einer Kreatur markieren.

Wir stellten uns in einer Reihe auf und feuerten gleichzeitig.

Drei der fünf Abscheulichkeiten wurden ebenso zeitgleich nach vorne gerissen, ihre Köpfe explodierten förmlich, und sie schlugen auf dem Boden auf, wo sie liegen blieben. Die verbliebenen Zwei drehten sich zu uns um. 

Sie rannten auf uns zu und überbrückten fast die Hälfte der Distanz zu uns. Das ihre verdrehten Köpfe nun nach hinten wiesen, machte ein Kopfschuss schwierig, doch der Herr war mit mir. Ich traf direkt in den Kopf der untoten Kreatur. Als wäre sie gegen Wand gelaufen, blieb sie stehen, ihr Kopf zerplatzte, dem Herrn sei Dank.

Auch Sir Alistair setzte einen meisterlichen Schuss an, der den wandelnden Untoten an der Schulter traf und den Kopf drehte, um ihn für Hannah in Position zu bringen.

Hannah hob ihre Waffe und drückte ab.

„Ist das wirklich dein Ernst, Gott?“, fragte sie mehr überrascht denn zornig, als es knirschte und der Hammer ihrer Waffe stecken blieb. Hannah warf ihren Colt in die Prärie. „Na gut, dann nochmal auf den alten Wegen“

Der Kopf der Kreatur war immer noch zu uns gewandt, doch ein weiterer Energiestrahl riss ihm den halben Kopf weg und auch der letzte Hanged Dead sank zu Boden. 

Hannah hob ihre Waffe auf, um sie zu betrachten, blickte dann in den Himmel und sprach: „Entschuldige, es lag wohl doch nicht an dir, sondern eher am Dreck der Prärie!“

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Wir kümmerten uns um die Bestattung der Toten in den Gräbern, die für sie vorgesehen waren. 

Das kostete uns den Rest der Nacht. Dem Baum werden wir uns dann erst nach einem Schläfchen widmen. 

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15. März 1884

Wir wollten dem Hanging Tree mit Feuer und Glauben beikommen, darum besuchten wir den General Store von Alcova.  

Percy Curtis, der schlanke, ja fast schon dürre Besitzer, trug ebenfalls viel Pomade in seinem braunen Haar. Ich frage mich, ob Pomade hier in der Gegend vielleicht besonders preiswert zu haben ist. 

Wir erwarben eine Galone Laternen-Öl, 10 Weckgläser, 2 Bowiemesser und eine Handaxt. Ein bisschen Baumwollstoff packte Mr. Curtis gratis dazu. 

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Nachdem wir unsere Gläser vorbereitet hatten, näherten wir uns dem untoten Baum.

Eine Wolke schob sich vor die Sonne und es wurde totenstill. 

Wie machten unsere Pferde fest und näherten uns dem Baum weiter zu Fuss. Sergeant wollte lieber bei den Pferden bleiben. 

Sir Alistair gab jedem von uns einen rauchenden Zigarillo, der uns zum Anzünden der Wurfgeschosse dienen sollte. Der Zweck heiligt die Mittel! 

Obwohl kein Wind war, bewegten sich die Äste, und glaubt es oder nicht, der Baum wandte sich uns zu, drehte sich gar im Ganzen. Der Schrecken fuhr uns in die Glieder, doch wir blieben standhaft, denn unser Wille war stark, so wie mein Glaube an den Herrn.

Ranken schälten sich aus dem toten Holz und wanden sich uns zu. Ich bat den Herrn um Treffersicherheit und er gewährte sie uns, denn er ist stets mit den Standhaften und Mutigen.

Der Hanging Tree spürte unsere Annäherung, er wurde wilder und er war wahrlich ein beeindruckender Gegner. 

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Hannah sandte einen armdicken Strahl schwarzgrünen Feuers aus ihren Fingerspitzen, der einen deutlichen Schlag in den Baumstamm tat und Splitter herausriss. 

Der Baum bäumte sich auf. 

Sir Alistair bereitete sich vor.

Ich hob mein Kreuz und forderte mit fester Stimme die Kreatur dazu auf, vor der Macht Gottes zu zittern und es nicht zu wagen, uns anzugreifen. 

Der Hanging Tree zog sich an seinen Wurzeln aus der Erden und stampfte auf uns zu. Die Angst vor dem Licht des Herrn ließ ihn zögern und schwanken. So schlug er mehr halbherzig mit einer Schlinge nach Hannah und verfehlte sie.

Blitzschnell warf meine schöne Kampfgefährtin das mit Spiritus gefüllte Glas, welches zerbarst und seine Flammen über dem Baum ausspuckte. Ich dankte dem Herrn jubelnd, als der Hanging Tree tatsächlich Feuer fing. Sie sandte einen grünschwarzen Strahl hinterher, dann zog sie sich ein Stück zurück.

Ich warf gleich zwei meiner Weckgläser zum Baum, beide zerschellten, doch nur eines erzielte einen weiteren Brandherd.

Wir würden noch einiges mit unserem Gegner zu tun haben, denn diese alte tote Eiche war hoch gewachsen, schnell und klug. Dann versuchte der Hanging Tree sich zwischen Hannah und mich zu bringen und uns so zu trennen.

Sir Alistair warf sein erstes Glas, was leider zu keinem weiteren Brandherd führte. Doch zumindest zwei kleine Feuer nagten weiter an dem Baum. 

Hannah versprühte erneut ihren schwarzgrüne Strahl. 

Der Hanging Tree schlug nach uns und -oh Schreck- eine Schlinge umwand den Hals von Hannah, zog sie blitzschnell an sich ran -und schon hing sie in der Höhe. Dann zog der Baum sich zurück und lies die schöne Hannah wie zur Warnung und zu seinem Schutz, vor uns baumeln.

Das konnte ich nicht so stehen lassen. Ich sprang vor, betete um Kraft für Hannah und verfluchte gleichzeitig den Baum im Namen Gottes.

Sir Alistair zog seine Flinte und schoss und zertrennte so die Schlinge um Hannahs Hals, worauf die junge Frau zu Boden fiel. Ich atmete erleichtert aus. Gleich darauf nahm Sir Alistair seine letzte Ladung Lampenöl und schüttete es auf die brennende Feuer, um sie stärker zu entfachen. 

Der Baum bäumte sich abermals auf -und sollte er Emotionen kennen, dann war er wütend. 

Unser Wille und die Macht des Herrn verunsicherten ihn. Er traf niemanden mehr mit seinen Schlingen, aber er brachte sich doch noch zwischen Hannah und mich. 

Ich warf mein letztes Glas und ein weiterer Brandherd entstand.

In einem weiteren Aufbäumen peitschte der Hanging Tree mit allem, was er hatte. Äste und Schlingen trafen mich und auch die anderen im Gesicht. Ich wurde schwer getroffen und auch die anderen steckten ein. Schmerz durchfuhr mich, als ich zu Boden geschlagen wurde, doch es war, dem Herrn sei Dank, nur mein vom Reiten geschundener Hintern, der sich beschwerte, so unsanft aufgetroffen zu sein.

Auch Sir Alistair kam glimpflich davon, Hannah leider nicht, wie es schien.

Der Hanging Tree versuchte zu fliehen - und er schaffte es auch ein paar Schritte weit, bevor er zusammenbrach und nur noch vor sich hin kokelte. 

Sir Alistair eilte sich, um uns aufzuhelfen.

Ich nutzte den Schwung der dargebotenen Hilfe, um sogleich hinüber zu Hannah zu eilen und ihr meine Hände aufzulegen. 

Betend nutzte ich Gottes edelste Gabe: die der wundersamen Heilung.

Nachdem der Schmerz aus Hannahs Gesichtszügen sowie ihre Wunden, verschwunden waren, berichtete sie von einem Raben, den sie wütend in der Ferne hatte krächzen hören.

Sir Alistair goss jedem von uns einen Schluck Brandy ein und begann im Anschluss damit die vergangenen Ereignisse in Notiz und Zeichnung in seinem Buch festzuhalten, damit irgendwann auch andere daraus lernen konnten. 

So verweise ich auf seine Aufzeichnungen, falls jemand mehr Details wissen möchte, als ich für heute notiere.

Der Baum brannte zügig, aber mit dunklen, öligen Schwaden vor sich hin. 

Hannah meinte, der Ort fühle sich nun besser oder auch gesünder an, als noch vor ein paar Stunden. Wir untersuchten dennoch alles noch einmal genau. Nicht, dass es noch einen üblen Samen gab, den es zu vernichten galt. 

Wir fanden nichts dergleichen. Darum war es an der Zeit sich zu überlegen, was wir den Menschen aus Alcova und einem Marshall erzählen sollten, sollte dieser inzwischen anwesend sein.

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„Eine durch und durch böse Kreatur, nein, ich kann sie nicht Person nennen, tötete die ersten Opfer. Die böse Kreatur erschuf einen merkwürdigen Kult um diesen toten Baum. Er suchte sich dann neue Mitglieder und tötete mit ihnen gemeinsam die weiteren Opfer. Mit Hilfe von infernalen Geräten stellte er sich uns entgegen. Es kam zu einem Kampf - und wir konnten die Bande in die Flucht schlagen. Bei dem Kampf fing der Baum Feuer und verbrannte zu Asche. Von der Bande ist darum nichts mehr zu befürchten. Sie wird nicht zurück kommen. Dafür stehe ich ein! So wahr ich Schwester Lara bin!“, erzählte ich, was wir besprochen hatten.

Marshall Harald Shaw glaubte uns und so taten es auch die Bürger von Alcova. 

Sogleich waren mehr Menschen unterwegs, es wurde Musik gespielt und sogar das Wetter wurde besser.

Damit endet meine Geschichte vom Hanging Tree.

Ich danke dem Herrn für seinen Schutz!

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16. März 1884

Linus Murray vermutete, dass die falschen Priester zum Oregon Trail oder gleich zum Independence Rock unterwegs wären, da sie sich nach Westen gewandt hatten.

Der Independence Rock ist ein 40 Meter hoher, 60 m breiter Fels, der als eines der wenigen Landmarks mitten in der Landschaft liegt und in den Reisende ihre Namen und das Datum ihres Daseins ritzen. Als es hier noch keine Eisenbahn gab und die Menschen ständig in Tracks unterwegs gewesen waren, war dieser Fels ein wichtiger Sammelpunkt und Wegweiser. 

Da die Spuren schon erkaltet und somit schwer zu lesen waren, peilten wir den Independence Rock an.

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Eigentlich hatte ich am Abend am Lagerfeuer nur in der Bibel gelesen, doch meine Gedanken waren abgeschweift und ich war in regelrechten Zorn über die beiden falschen Priester geraten. Dabei ist es nicht gut, zornig zu sein. 

Als Sir Alistair und Hannah mich fragend ansahen, hielt ich inne. Offenbar hatte ich wieder begonnen auf Französisch zu fluchen und meinen Sachen zu folge, die verstreut in der Gegend rum lagen, hatte ich auch wieder mit Dingen um mich geworfen. Ich entschuldigte mich bei den beiden für mein schlechtes Benehmen, doch sie lächelten nur freundlich und waren mir nicht böse.

Ich hingegen betete den Rosenkranz, um meinem Geist den Frieden zu bringen. 

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Zu fortgeschrittener Stunde erzählte Hannah, dass sie gelernt habe, wie man Männern und Frauen den Kopf verdrehen kann. Wonach sie sich aber sehnte, war jemanden zu finden, der sich um sie kümmerte, sich um sie sorgte und der sie respektierte. Es ginge ihr dabei nicht um Vergebung, erklärte sie, sondern darum, die Liebe zu finden und vielleicht mal eine Familie zu gründen. Bisher waren Gefühle für sie immer ein Spiel gewesen. Ein beidseitiges Nehmen und Geben war erstrebenswert. „Die Vergebung erwarte ich nicht!“, schloss sie ihren Herzenswunsch. 

Als ich ein wenig später versuchte, sie auf das Thema anzusprechen, lenkte sie mich geschickt davon ab. 

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17. März 1884

Wir entdeckten dann doch wieder Spuren auf die von uns gesuchten Männer. Des weiteren fanden wir Hinweise auf von Rindern gezogene  Planwagen,  die dann mit den Pferdespuren zusammen weitergezogen waren. Am Independence Rock waren frisch Namen eingeritzt worden, die Sir Alistair als skandinavischen Ursprungs einordnete. Es könnten durchaus Mitglieder des Tracks gewesen sein, zu dem die Priester gestoßen waren.  

Immerhin holten wir zeitlich etwas auf. Vielleicht ist ihr Ziel South Pass City. Morgen wissen wir dazu sicher mehr. 

  Eines ist mir allerdings schon jetzt klar, es dauert länger als vermutet, bis mein Hintern sich an das tagelange Reiten gewöhnt. 

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18. März 1884

Ein weiterer Tag im Sattel liegt hinter uns. Der Weg Richtung South Pass zeichnet sich immer deutlicher ab. Immerhin habe ich im Laufe des Tages am Horizont eine Staubwolke ausgemacht. 

Wir kommen ihnen näher. Morgen könnten wir sie einholen. 

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19.März 1884 

Gen Mittag kreisten nördlich von uns Geier. Wir verließen unsere Fährte, um zu schauen, was geschehen war.

An der Stelle lag ein Mann am Boden. Er war an Händen und Füssen gefesselt und blutete aus mehreren Wunden. Die Schnitte sahen gezielt aus. Der Mann war blond, jung, hatte einen Vollbart und ein wettergegerbtes Gesicht, was wahrscheinlich besonders attraktiv gewesen wäre, hätte er nicht im Delirium gelegen und wäre dem Tode nah gewesen. 

Ich sprang vom Pferd und eilte mit einer Feldflasche zu ihm, um ihm meine heilenden Hände aufzulegen. 

Der Herr war mit mir, und so konnte ich den jungen Mann seine Lebenskraft zurückgeben.

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Kjell Jeppensen sprach leider nicht besonders gut unsere Sprache und wir nicht die seine. Zudem konnte er sich nicht daran erinnern, wie er in diese Lage gekommen war. 

Sir Alistair hatte zwei paar Fussspuren entdeckt, die hierher gegangen waren, aber nur eine Spur hatte sich wieder von hier entfernt.

Als wir die beiden Priester erwähnten, hellten sich die Gesichtszüge von Kjell auf: „Ja, die gekommen. Sagen, wir sollen gehen mit nach Red Water Oregon, dann alle reich!“

So weit, so schlecht. Wir mussten uns eilen, damit die falschen Priester nicht noch mehr Menschen ins Unglück stürzen können. Doch wie sollten wir das jetzt bewerkstelligen? Immerhin konnten wir Kjell Jeppensen nicht hier zurücklassen.

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In seiner unendlichen Güte, sendete der Herr uns Hilfe, direkt vom Himmel, in Form einer höllischen Flugmaschine eines Smith & Robards Kuriers, dessen Aufmerksamkeit wir gewinnen konnten, worauf er in unserer Nähe landete.  

Ein weiterer blonder junger Mann stieg aus der Flugmaschine. Er war deutlich weniger muskulös als Kjell, trug Googles, ein Tuch als Maske, Handschuhe, einen schwarzen, zugeknöpften Duster und einen Hut, der aussah, als hätte man einen Bowler mit einem Cowboy-Hut gekreuzt. „Brauchen sie Hilfe?“, fragte er freundlich und mit erhobenen Armen, um anzuzeigen, dass er unbewaffnet war. 

Wir erzählten ihm, worum es ging. 

„Seien sie mir nicht böse Ma’m, aber der Mann könnte ihnen einfach falsche Information gegeben haben und hier zurückgelassen worden sein, weil er ein Verbrecher ist“, wand Connor, den ich zunächst versehentlich Colin genannt hatte, nach meinen Ausführungen ein. 

Um es kurz zu machen, Connor bot an uns zu helfen. Allerdings konnte die Flugmaschine den muskelbepackten Kjell nicht zusätzlich zu Connor tragen. Also einigten wir uns darauf, dass Connor mich nach South Pass bringen würde, damit Kjell auf  Sprinkles reiten konnte. 

Natürlich hätte auch Hannah fliegen und ich weiter reiten können, aber ich hatte das Gefühl, dass Hannah lieber bei Kjell bleiben wollte, währen Hannah hingegen das Gefühl hatte, Connor wolle lieber, dass ich mit ihm fliege. 

South Pass lag anderthalb Tagesritte von unserer Position entfernt. Mit der Flugmaschine würde es nur wenige Stunden dauern, also würde ich deutlich vor den anderen in South Pass sein, wo ich dann hoffentlich schon mal einen Blick auf die falschen Prediger würde werfen können. Ich versprach Hannah und Alistair, nicht allein gegen die beiden vorzugehen.  

Connor glaubte zunächst übrigens, wir wären Mitglieder einer Agency, mein Habit sei nur Tarnung und wir wären in geheimer Mission unterwegs. 

Ich bin nicht sicher, ob er mir glaubte, als ich versicherte, dass ich wirklich eine Nonne bin. 

Connor wies vehement darauf hin, dass so ein Flug sehr kalt und staubig werden würde. Also trat ich ein wenig zur Seite und zog kurzerhand meine zweite dunkelgraue Tunika über die erste. Zudem wickelte ich ein schwarzes Halstuch vor mein Gesicht. „Der Herr hat sie geschickt!“, freute ich mich, als ich aufgeregt in der Flugmaschine Platz nahm.

Connor nickte: „ Ja, der Herr Robards!“

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Was soll ich sagen, ich hatte Spaß in der Höllenmaschine - in dem Fall ist das ja auch nur ein Wort. Immerhin war ich Gott noch nie so nah gewesen und ich fühlte mich sicher wie auf Engelsschwingen getragen. Außerdem war es der Mighty Lord gewesen, der uns Connor gesandt hatte. 

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Der Name South Pass City hat übrigens einen schönen Klang in den Ohren alle Frauen. Immerhin wurde dort am 14. Februar 1870 Ester Morris zum ersten weiblichen „Justice of Peace“ gewählt. Der Sheriff davor hatte sein Amt niedergelegt, weil in Wyoming das Frauenwahlrecht eingeführt worden war.  

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Wir landeten bei einem Robards Depot. 

Auf dem Flug hierher hatte ich keinen Track gesehen, doch am westlichen Ende der Stadt gab es offenbar einen Mietstall und dort standen Planwagen und ich glaubte Ochsen in einem extra Gatter erkannt zu haben und von Ochsen hatte Kjell erzählt. Natürlich hatte ich von oben nicht sehen können, ob es wirklich Ochsen und keine Stiere gewesen waren.

Jedenfalls hatte ich vier Planwagen gezählt, ein paar Menschen, ihre Habseligkeiten und blonde Kinder zwischen den Wagen spielen gesehen.

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Connor überzeugte mich übrigens noch, doch lieber mit ihm nach Boulder Flats zu fliegen, wo er noch etwas abliefern musste, und dann später gemeinsam mit ihm kostenlos im Depot zu übernachten. Vielleicht war es eigennützig einem weiteren Flug zuzustimmen, doch immerhin hatte ich Hannah und Alistair mein Wort gegeben, nicht allein zu handeln. Da war es gut, wenn ich bei Connor blieb. 

Vor dem nächsten Flug schickte Connor mich ins Depot, wo ich mir bei einem gewissen Snaky ein Sandwich abholen konnte. 

Snaky, ein Mann Mitte 40, mit Bauch und einer sauberen, nicht abgerissenen Weste, der glatt rasiert war, eine Brille trug und in dessen Haaren schon einiges Grau steckte, meinte, mit  Zigarre im Mundwinkel und einer Reibeisenstimme: Der Junge hat mich darum gebeten, ihnen noch das zu geben, Miss. Äh Schwester. Das ist eine“, er räusperte sich, „Fehllieferung, ähm ein Korsett von Smith and Robards. Das könnte ihnen passen und ist, ich sag mal so, sicherer, als ein normales Korsett.“

Ich war ziemlich verblüfft, ein solch wertvolles Geschenk, wie eine gepanzertes Korsett zu bekommen, aber wo es doch eine Fehllieferung gewesen war, ging das sicher in Ordnung. Zusätzlichen Schutz konnte ich bei meiner Mission jedenfalls gut gebrauchen. Den Schutz des Herrn in allen Ehen, hilft er doch auch jenen, die sich selbst helfen können. Abgesehen davon, saß das Korsett noch deutlich besser als mein altes. 

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Nach vier weiteren wundervollen Stunden Flug kehrten wir, zurück in South Pass, noch in einem Boarding House ein, um etwas zu essen. Im Anschluss an das schmackhafte Mahl, gingen Connor und ich noch spazieren, um uns die Stadt anzusehen und um vielleicht schon einmal nach dem Track zu sehen.

Es gab hier eine Kirche. Ich nutzte die Gelegenheit zu einem Gebet an heiliger Stätte. Währenddessen kam ein Geistlicher dazu und stellte sich als Pater Henderson vor.  

Andere Priester hatte er nicht gesehen, aber ein Track war gestern Abend oder heute Morgen angekommen und nur die zwei Wortführer sprachen Englisch. Ich beschrieb Wyse und Strong und Pater Henderson bestätigte, dass die Wortführer genau so aussahen.

Die Zwei hatten sich also eine neue Verkleidung zugelegt. 

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Ich habe entschieden, nicht mehr heute Abend, sondern erst morgen Früh zum Track zu gehen. Ich möchte nicht auffallen und mich an mein Versprechen an Hannah und Alistair halten. 

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20. März 1884

Der Kaffee heute Morgen war zwar nicht so belebend, wie der Mokka aus der Reisekanne von Sir Alistair, aber er war gut genug, um beherzt und mutig an den Stadtrand gehen zu können. Wie selbstverständlich wurde ich von Connor begleitet, da er sich für mich verantwortliche fühlte. 

Ich ahnte Schlimmes, als ich Leute in genau die selbe  Richtung laufen sah. 

South Pass hat um die 200 Einwohner, die Prospektoren, die hier ein und aus gehen, nicht mitgerechnet. Mit ihnen kommen noch einmal 200 Menschen dazu. 

Gut 30 Schaulustige hatten sich bereits dort versammelt, wo ich gestern den Track gesehen hatte. 

Ich konnte die Angst und den Abscheu förmlich schmecken, die in die umstehende Menschenmenge einsickerte.

Ich habe wahrlich schon viel Schlimmes gesehen, doch auch mich schockte der Anblick, der sich mir eröffnete, nachdem ich mich durch die Menschen geschoben hatte.   

Die drei Planwagen standen im Kreis beisammen, einer   von ihnen war blutbesprenkelt. Vor den Wagen lag ein Ochse, den man den Leib aufgerissen hatte. Die Erwachsenen und älteren Kinder saßen auf Knien um den Ochsen herum, rissen mit ihren Händen das rohe Fleisch aus ihm heraus und stopften es sich hungrig in die blutverschmierten Münder. 

Fünf kleinere Kinder, die alle jünger als 10 Jahre waren, hockten leise weinend abseits. 

Mein Glaube ließ mich das aufkommende Grauen in mir abschütteln. Ich ergriff die Initiative, wies einzelne an, den Pater und den Arzt der Stadt zu holen und forderte andere auf, die Umgebung zu sichern. 

Der Pater erschien sogleich und rief nach Wasser. 

Als der dürre Dr. Mullon erschien, stieg er geistes-gegenwärtig auf meine Geschichte ein. Ich hatte etwas von vergiftetem Fleisch erzählt, dass die armen Menschen gegessen hatten, was sie kurzzeitig wahnsinnig gemacht habe, was aber wahrscheinlich nicht ansteckend sei. Gemeinsam mit Connor und dem Pater schafften wir es, die Situation unter Kontrolle  und die Mitglieder des Tracks in Quarantäne zu bringen.  

Von Wyse und Strong fehlte jede Spur.

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Immer wieder wurden die armen Skandinavier unruhig und murmelten etwas von einem unbändigem Hunger, den sie verspürten. 

Ich bat, dass man dünne Mehlsuppe kochte, damit die Menschen möglichst viel essen konnten, ohne davon krank zu werden. Das Essen beruhigte sie, dem Herrn sei Dank.. 

„Da waren dämonische Kräfte am Werk gewesen, wie es in der Offenbarung steht!“, bedauerte Paters Henderson später. 

Damit hatte er mehr als wahr gesprochen, denn die Macht von Hunger selbst hatte hier gewirkt und die falschen Brüder Strong und Wyse waren seine Diener. 

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Am Nachmittag kamen Hannah, Sir Alistair und Kjell in die Stadt. Auch Kjell hatte großen Hunger gehabt, wie Hannah berichtete, allerdings aß Kjell kein Fleisch, was wohl auch der Grund gewesen war, warum Strong und Wyse ihn des Lagers verbannt hatten.

Wie wir nach einem Gespräch von Kjell und den jüngeren Kinder erfuhren, hatten die falschen Prediger erzählt, Kjell habe alle im Stich gelassen und das Wasser kaputt gemacht. 

„Die haben komische Sachen gekocht, aber das Rattengesicht,“- womit die kleine Freya Wyse meinte- „hat gebetet und war dann erschreckt und sehr wütend. Beim Beten hat er gegessen und danach hat er auch gegessen und gebetet und er hat alle angeschrien, und wir mussten schlafen gehen. Heute morgen hatten alle Erwachsenen Hunger und dann…“. Weiter konnte das Kind nicht berichten, denn der Schrecken raubte ihm die Worte. 

Kjell konnte die Kinder beruhigen und erfuhr noch von Lille-Björn, dass die Track-Kasse weg sei. 

Hannah erzählte nun, dass es Rituale gibt, mit denen man etwas über das Schicksal selbst herausfinden kann. Wahrscheinlich hatte Wyse ein solches Ritual durchgeführt und erfahren, dass wir ihnen noch auf der Spur waren. 

Diese groteske, widerwärtige Szene hatte uns also aufhalten sollen. Indirekt waren wir also Schuld und diese Schuld konnten wir nur ablegen, indem wir die unheiligen Diener endlich aufhielten. 

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Wir hörten uns um. 

Sie waren noch in der Nacht an den Stallungen gesehen worden. Einer hatte etwas hinten drauf, was ausgesehen hatte, wie ein Teppich. Uns war sofort klar, dass es sich dabei nur um eine Leiche handeln konnten und so fügten wir unseren Fragen die Frage hinzu, ob jemand fehle. 

„Bruder“ Strong war mit einem Prospektor namens  Whitney gesehen worden, der hatte wiederum seine Vorräte nicht abgeholt und war heute auch nirgends mehr gesehen worden. Wir waren sicher, dass Whitney bereits verloren war und Strong und Wyse als Mahl dienen sollte.

Nun hatten sie wieder fast einen Tag Vorsprung. Es war zum zornig werden. 

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Alistair fand Spuren hinter der Stadt. Die Übeltäter waren tatsächlich weiter dem Oregon Trail gefolgt.

Dann war es wieder der vom Herrn gesandte Connor, der uns weiter half. Er besorgte eine Steam-Coach, die mehr als zehn mal so schnell war, wie Pferde es sein können. Connor hatte uns aufmerksam zugehört und auch wenn das nicht seine Mission war, so zweifelte er nicht und wollte die Diener von Hunger ebenso bekämpfen, wie wir. Auch Kjell wollte helfen und so nahmen wir auch ihn mit. 

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Wir folgten ihnen also mit der Dampfkutsche. Schnell brach die Nacht herein, doch Hannahs Gabe der Dunkelsicht half uns, problemlos voranzukommen.

Als wir uns den beiden üblen Männern schließlich näherten, schunden sie ihre Pferde, bis diese umfielen. 

Dann stellen wir sie endlich zum Gefecht.

Sie griffen in ihre Taschen und schleuderten uns Knochen daraus entgegen, aus denen Blutige hervorwuchsen. Ein epischer Kampf entbrannte.

Bruder Wyse war in den dunklen Künsten bewandert. Er verhalf Strong zu schier unglaublicher Kraft und sandte Wellen von Angst über uns hinweg.

Es kostete uns unsere letzten Kräfte. Wie schossen aus allen Rohren. 

Und wir hielten Stand! 

Gott der Herr war mit uns! 

Schließlich sanken die beiden Diener von Hunger tot zu Boden.  

Dem Herrn sei Dank!

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21. März 1884

Der Tag begann mitten in der Nacht. Nach unserem Sieg über die Diener von Hunger, lief ich zu den beiden Pferden - und Gott gab mir noch die Kraft, sie zu heilen. 

Zudem fanden wir das Geld, das sie den Skandinavier gestohlen hatten. Den toten Whitney entdeckten wir ebenso, wie ein unheiliges schwarzes Buch, aus dem Hannah vielleicht noch etwas lernen können würde, um die darin stehenden Kräfte zum Guten zu nutzen. 

Ganz zum Schluss entdeckten wir auch noch das Muli, welches sie aus dem Mietstall entwendet hatten. 

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Connor ist begeistert, von dem was wir tun. Allerdings sieht er mich immer nachdenklich, ja fast schon traurig, an, seitdem wir noch mal bestätigt haben, keine Mitglieder einer Agency zu sein. Vielleicht hatte er gehofft, dieser Agency beitreten zu können.

Wegen der Tiere kamen wir auf der Rückreise nach South Pass deutlich langsamer voran und waren beinah einen Tag unterwegs.

Hannah warf einen ersten Blick in das unheilige Buch und entzifferte Visionen, die Wyse gehabt und aufgeschrieben hatte: 

„Ein Tor zur Hölle wird sich auftun und ein Dämon wird die Erde betreten und dann wird er das Paradies vernichten!“ 

Und einen Ort mit dem Namen Paradise hatten sich die unheiligen Diener von Tod daraufhin zum Ziel gemacht. 

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*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*