Episode 01/14 (vom 03.01.) Run 49/4

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Welcome back, omae!

Schön, dass Du auch heute wieder reinschaust.

Derzeit On The Run sind: Butcher, Blackstone, FTW, Mystère, TriXhot, Tuareg*, Starbuck und Snowcat. (*Spieler war nicht anwesend.)

Datum in unserer SR-Timeline: 7.3.2073

Was bisher geschah: Die Runner nehmen den Auftrag an, für das APEP-Konsortium das „Heart Of Darkness" während eines Verkaufs auf den großen Basar von Istanbul zu entwenden und an ihren Kontakt Joanna zu übergeben. Kurz vor dem Verkauf taucht plötzlich eine dritte Partei auf dem Platz auf, die aus 13 Wespengeist-Verschmelzungen besteht. Die Übernahme gelingt und Snowcat kann als Drake mit dem Artefakt entkommen. Sie schafft es sicher zum Treffpunkt, ebenso wie der Rest des teilweise angeschlagenen Teams.

Wir schalten uns fast genau in dem Moment in das Geschehen zurück, an dem wir die Runner das letzte Mal verlassen haben. In einem kleinen Wäldchen in Istanbul, gegen 13.30 Uhr am 7.3.2073.

Wir erleben, wie meist, alles aus den eisblauen Augen von Snowcat mit.

Deine Kommentare zur Episode passen am besten unter „A Tale So Far Part VI“ [LINK].

Eine Beschreibung der Runner findest Du hier [LINK].

Hat ein Wort im Text eine andere Farbe, verbirgt sich darunter wahrscheinlich ein Link und es wird im Glossary erklärt. Du kennst ein anderes Wort aus dem Shadowslang nicht? Dann schau doch einfach auf gut Glück im Glossary vorbei. [LINK]

Bereit omae? Na dann los!


Snowcat war unglaublich erleichtert gewesen, Blackstone am Himmel ankommen zu sehen. Natürlich hatte sie mehr Butchers Zauber am Himmel entdeckt, als wirklich den schwarzen Drake Blackstone. Sie hatte ihn umarmt -nachdem er sich in seine Zwergengestalt verwandelt und angezogen hatte- und nach seinen Verletzungen gesehen. Viel tun hatte sie dabei nicht können, da bereits Magie eingesetzt worden war. Tuareg hatte wirklich gute Arbeit geleistet. Selbst von dem Wespengift hatte sich keine Spur mehr in Blackstones Blutkreislauf entdecken lassen. Snowcat war zufrieden, schließlich war es ihr gerade mehr um das Kümmern an sich gegangen. 

Ja, Tuareg hatte verdammt gute Arbeit geleistet. Er hatte Blackstone praktisch von den Toten zurück geholt. Das war alles wieder mal verdammt knapp und chaotisch gewesen, aber nun befand sich erneut ein Artefakt in ihrem Besitz, welches sie bald übergeben würden. Was Snowcat wie jedes mal, schwer fallen würde.

Die beiden SUV’s fuhren auf den Parkplatz des Parks ein und die Gruppe aus Mystère, Butcher, TriXhot, FTW, Tuareg und Starbuck schlenderte zu Snowcat und Blackstone rüber und gesellte sich zu ihnen. So als träfen sich gute Freunde zu einem Picknick. Leider fehlte Essen und eine Auswahl an Getränken, was vielleicht anderes gewesen wäre, wäre Average mit auf diesem Run. Doch ein Schluck Wasser und ein Energieriegel taten es auch. Wichtig war nur, dass sie es alle geschafft hatten.

Sie tauschten gerade die ersten Eindrücke über den Kampf mit den Wespen aus, als ein Conference-Call im Teamnetzwerk eintraf. Bunte Seifenblasen, hauptsächlich in grün und orange, schwebten über den AR-Bildschirm. Als Snowcat das Gespräch annahm zerplatzten die Blasen bis auf zwei, in denen die Cartoon-Persona ‚Dot‘ und ‚Yakko' von Sparky und Arcade saßen und ihnen fröhlich zuwinkten. Sie schwebten dicht auf den Betrachter zu, verbeugten sich und wiesen nach hinten, von wo nun das Live-Bild von Doc hereingefahren kam.  

«Hey Doc.», eröffnete Snowcat freundlich lächelnd und weichte damit Docs kühlen Ausdruck sofort ein wenig auf.

Er lächelte leicht und meinte, «Hallo Snowcat, schön Dich wieder zu sehen. Seid Ihr wohlauf?»

Sie nickte, «Ja, inzwischen sogar wieder alle.»

«Gut, wo seid ihr gerade?»

Sie drehte die Kamera ein wenig hinter sich, so dass man die Bäume sehen konnte. Sie wusste, dass Doc keine genauen Ortsangaben hatte erfragen wollen.

Doc schmunzelte, «Das sieht schön aus. Ich hatte mir schon Sorgen gemacht Ihr könntet Euch auf den Marktplatz befinden. Da Ihr meinen regelmäßigen Aufforderungen stets die örtlichen Nachrichten-Kanäle im Blick zu haben, sicher nachgekommen seid, wisst ihr ja, was mich so beunruhigt hat.»

Snowcat hob eine ihrer Augenbrauen und sagte plaudernd, «Ehrlich gesagt, haben wir noch keine Nachrichten geguckt, aber wir wollten es gerade tun.», fügte sie ohne rot zu werden hinzu.

Docs Schmunzeln wurde stärker und er wischte zwei New-Feed zu ihnen rüber. Der eine war von CNN und der andere von einem ortsansässigen Sender aus Istanbul. Beide Feed zeigten Bilder vom dem Bereich des Basars, auf dem die Runner nur einige Zeit zuvor gewesen waren. 

Sie waren in den Nachrichten.

Da es keine Überwachungskameras gegeben hatte, gab es keine der üblichen Bilder aus der Luft. Dennoch hatten erstaunlich viele Metamenschen auf dem Basar die Köpfe unten und die Commlinkkameras oben gehalten. Die hektischen Bilder vom Feuergefecht waren einzeln vielleicht kurz, doch sie waren zu Actionclips zusammengefügt worden. 

Am deutlichsten waren die kämpfenden Kharijis zu erkennen. Zudem gab es auch ein all zu deutliches Bild von Tuareg in seinen traditionellen Gewändern und von den Kämpfern in Burka und Jiqab, wobei nicht zu sagen war, ob man aus dem Material Erkennungsmerkmale über die Gesichter unter der Verhüllung ziehen konnte. Wahrscheinlich aber nicht. 

Es gab auch ein paar wenige Bilder von Ork-Wespen-Verschmelzungen, die an der Hauswand entlang krabbelten, doch bei solchen Aufnahmen ging man schnell von verstärkten Metamenschen oder Gecko-Gloves aus, zumal die Verschmelzungen so gelungen waren, dass sich äußerlich keine Insektenmerkmale zeugten. Zum Schluss des Beitrags gab es noch eine sehr verschwommene Aufnahme von einem in der Luft schwirrenden Etwas, das sich in Richtung Bosporus davon bewegte.

Die Medien gingen davon aus, dass es sich bei dem Feuergefecht um ein misslungenes Waffengeschäft zwischen den Kharijis und der italienischen Mafiafamilie N’drnagitha gehandelt hatte. Die Orks in Anzügen hatte man nämlich genau dieser Familie zuordnen können.

«Eine Mafiafamilie?», Snowcat hob abermals eine ihrer schmalen Augenbrauen. «Das erklärt die Anzüge der Wespen.»

Doc wurde hellhörig. «Wenn etwas mehr Zeit ist, dann solltest Du Deine Bemerkung mit den Insekten noch einmal erläutern.»

Snowcat verzog das Gesicht zu einem niedlichen Grinsen und legte ihre Arme zufrieden über ihrem Daypack ab, das zwischen ihren Beinen stand. Ein Blick auf die rechte obere Ecke ihres AR-Schirms zeigte einen kleinen goldenen Schüssel. Das verriet ihr, dass sich die Zwillinge um die Sicherung des Gespräches kümmerten. Ein Abhören war selbstverständlich trotzdem immer noch möglich, aber Snowcat war bereit das geringe Risiko einzugehen, «Das kann ich sogar gleich erklären. Bei den N'drnagitha-Orks aus den Nachrichten handelte es sich um Wespengeist-Verschmelzungen. Wir haben 13 Stück davon getroffen.»

«Wie interessant, es gibt nämlich das Gerücht, dass die Familie einen Bündnispartner der besonderen Art gefunden hat. 13 ist da schon eine erhebliche Zahl.»

Der Newsfeed des lokalen Anbieters zeigte bereits zum dritten Mal die Stellungnahme zum Feuergefecht von Kamil Argubedi, dem Vorsteher des Basars. Argubedi bedauerte darin, wie schlimm er war, wenn der schöne freie Markt zu so etwas missbraucht wurde. Ferner dankte er den 10.000 Daggers, die sich sofort als Polizei um alles kümmerten und er betonte, wie richtig er mit seinem Prinzip lag, weder Konzerne noch Länder auf dem einzig freien Mark der 6.Welt zuzulassen. Höflich lehnte Kamil das Hilfsangebot von SK ebenso ab, wie das aller anderer. Die 10.000 Daggers würden alles zur Zufriedenheit erledigen.

«Nun,» meinte Doc weiter leicht lächelnd, «Jedenfalls kann ich sagen, dass das Tragen von Burka auf dem gesamten Markt heute keine gute Idee mehr ist, da man damit Aufmerksamkeit auf sich zieht. Die 10.000 Daggers haben vier Züge entsannt und an jedem Eingang zum Basar stehen mindestens zwei Mann. Am Tatort werden die Metamenschen kontrolliert und verhüllte Personen werden heute überall besonders in Augenschein genommen. Saeder Krupp hat tatsächlich angeboten ein forensisches Team zu schicken, was der Marktvorsteher dann abgelehnt hat. Man hat das Special-Team aber trotzdem auf den Weg geschickt. Wie ihr auf den Live-Bildern sehen könnt, tummeln sich Schaulustige und Reporter an den Absperrungen und ich wette, am Himmel wimmelt es von Überwachungsdrohnen. Außerdem werden bereits Proben genommen. Ich hoffe also sehr, ihr müsst da nicht mehr hin und wenn doch, solltet ihr getarnt sein.»

Snowcat nickte, «Danke Doc, das werden wir.»

Sparky meldete sich.

«Ja?», fragte Snowcat.

«Steckt ihr da unter den Burka-Dingern?», wollte er neugierig wissen.

Snowcat lächelte sanftmütig, «Ja, einige von uns.»

«Cooool!», riefen die Zwillinge unisono.

«Sollen wir Euch was mitbringen, eine Burka zum Beispiel.», fragte Trixhot grinsend.

Snowcat lachte, «Genau, dann könnte Ihr damit wieder Gespenst spielen.»

«Nö, Gespenst nicht, aber...», «...aus einer Burka lässt sich ein prima...», «... Ringgeist-Kostüm machen!», erklärten die zwei in der unverwechselbaren, abwechselnden Sprechweise.

Snowcat grinste breit, «Wir sehen, was wir tun können.», dann beendete sie die Verbindung und wandte sich an ihre Teamkollegen, „Müssen wir noch mal zurück auf den Platz? Die geplante Übergabe an den Kontakt findet entfernt von dort auf dem Waffenbasar statt."

„Sollten wir nicht versuchen den Ort trotzdem zu verlegen?", wollte FTW wissen. „Wenn da auch überall Sicherheit ist?"

Snowcat überlegte kurz und meinte dann, „Vielleicht ist das möglich. Ich frage bei Joanna nach."

Sie ließ es eine Weile klingeln, aber Joanna nahm das Gespräch nicht an.

Snowcat blickte in die Runde, „Kein Kontakt. Es bleibt bei dem ursprünglichen Treffpunkt. Zurück zu meiner anderen Frage. Müssen wir noch mal zum Übernahmeort?"

Mystère zögerte einen Moment, dann sagte er, „Ich habe mir erlaubt auf dem Platz wo Tuareg getroffen wurde und auch auf dem, wo Blackstone lag, unsere DNA Spuren zu beseitigen. Hat sonst noch wer geblutet?"

TriXhot gab sofort zu, „Von mir könnte was am Teppich auf dem Balkon kleben, aber sicher nicht übermäßig viel."

Blackstone murmelte etwas. Snowcat wandte sich ihm zu, „Was ist?"

„Ich hab meine Dolch nicht mehr." 

Snowcat hob nun beide Augenbrauen. „Oh!", entfuhr es ihr ernst. „Das ist nicht gut. Ryan wird Dir zumindest den Kopf dafür waschen."

Blackstone nickte, „Ich will ihn wieder haben." Festen Schrittes ging er zu Starbuck rüber, „Hast Du meinen Kampf gegen die Viecher aufgezeichnet?"

„Ja klar. Das meiste jedenfalls, ich hatte nur nicht immer den Fokus drauf.", antwortete der junge Mann freundlich. 

Blackstone stand ganz still und fragte ruhig, „Kannst Du da nach meinem Dolch suchen? Er ist schwarz, etwa so lang wie Dein Unterarm und die Klinge ist dicker als normal und gebogen. Ich hab ihn gezogen, um gegen die Viecher zu kämpfen. "

Starbuck nickte, „Klar, kann ich machen."

Nun wandte sich Blackstone an das Team, er fiel ihm schwer das zu sagen, „Ich muss zurück zu diesem Platz. Ich habe dort etwas verloren, was mit wichtig ist. Das brauche ich wieder!“

„Was denn?", fragte FTW.

Snowcat grätschte ein, „Einen Dolch."

FTW winkte ab, „Ach so. Nur eine Waffe. Abharken, neu kaufen."

Snowcat sah FTW intensiv an und erklärte, „Ganz so einfach ist das nicht. Die Waffe ist so etwas wie ein Erbstück und auf ihn angepasst, man kann Rückschlüsse auf Blackstone daraus ziehen.“. Wie ernst die Tatsache des zweiten Teils ihrer Äußerung war, wusste Snowcat nicht. Sie hatte die Worte hinzu gefügt, weil FTW bei dem Wort 'Erbstück' mit den Schultern gezuckt hatte. Zudem war sie sich ziemlich sicher, dass der Verlust des Dolches für Blackstone aus Prinzip ein Problem darstellte. Immerhin konnte man an seiner Zuverlässigkeit zweifeln und er wusste nicht, ob dieser Dolch nicht doch direkt zu den Drakes führen würde. Die Verbindung zu den Drakes war ihm viel zu wichtig und der Dolch war das Symbol dafür.

FTW zuckte abermals mit den Schultern, „Na gut, wenn es denn sein muss."

Trixhot lenkte ein, „Naja, ich würde mein Blut da auch gerne weg haben, aber so ein angepasster Dolch hat Vorrang."

Snowcat lächelte TriXhot an und seufzte dann leicht, „Nur, ausgerechnet Blackstone kann nicht gehen. Wenn da auch nur ein Magier rumläuft, kann der ihn sofort als Drake identifizieren."

FTW schüttelte den Kopf, „Man Blackstone, das solltest Du ändern."

Blackstone nickte, „Ich arbeite daran, aber das geht nicht von heute auf morgen." 

Starbuck blickte auf, „Also ich finde das Teil nirgends. Ich kann noch sehen, wie Du es ziehst, aber danach verliere ich es einfach aus den Augen. Vielleicht, wenn wir die Bilder aufbereiten würden… aber von hier aus ist nicht mehr drin.“

Blackstone verschränkte die Arme, „Kann ich selber gucken?"

„Klar man, ich wisch Dir das Material zu."

Blackstone stand konzentriert und ruhig da. Hin und wieder gestikulierte er in der Luft, um etwas auf der AR-Oberfläche zu bearbeiten. Dann erhellte sich auf einmal sein Gesicht und er meinte, „Ich hab ihn gefunden. Er ist da in eine Ritze vor einem Haus bei einer Art Bürgersteig gerutscht."

Starbuck ließ sich die Stelle zeigen und markierte sie mit einem Schatzkästchen, welches justament auf all ihren AR-Karten erschien.

Tuareg sah Blackstone aufrichtig an, „Keine Sorge Blackstone. Wenn Du nicht gehen kannst, gehe ich für Dich. Ich bringe Dir Deinen Dolch zurück."

Blackstone nickte ihm dankbar zu. Allerdings war der Zwerg mit der Situation nicht zufrieden, er wollte den Dolch wieder und konnte nicht mal selbst gehen, um ihn zu holen. So etwas behagte ihm nicht. Snowcat wies besser nicht darauf hin, dass auch Tuaregs Aura nicht maskiert war. Sie sagte, „Wir werden schon irgendwie nach dem Dolch suchen können und wenn möglich TriXhots Blut beseitigen. Wenn Mystère und ich als Reporter gehen, sollte es machbar sein."

Mystère nickte, „Und gegen die Ü-Drohnen der Neugierigen habe ich einen Area-Jammer dabei. Damit wird es keine brauchbaren Aufnahmen von uns geben."

„Das ist eine sehr gute Nachricht, " freute sich Snowcat lächelnd, „Ich denke wir sollten vor dem Suchen das Artefakt übergeben. Ist jemand anderer Meinung?" 

Alle schüttelten den Kopf, auch Blackstone.

„Dann lasst uns aufbrechen, das Treffen soll in etwas mehr als 1 1/2 Stunden stattfinden und wir müssen auch noch über die überfüllte Brücke kommen.“

Sie verteilten sich auf die zwei Wagen und setzten sich in Bewegung.

Unterwegs rief Joanna zurück. «Hier war vorhin so viel los, weil auf dem großen Basar irgendwas passiert ist, da konnte ich nicht ans Telefon gehen. Was gibt es?»

Snowcat antwortete, «Wir haben auch gehört, dass etwas geschehen ist und wollten nur wissen, ob das Treffen deshalb an einem anderen Ort stattfinden soll?»

«Nein.» meinte Joanna nur, «Also von mir aus nicht. Können Sie den Termin von Ihrer Seite aus halten?»

«Ja, wir sind bereits unterwegs und verspäten uns maximal um ein paar Minuten.»

«Wunderbar, dann bis gleich.- Oh, ich nehme an, sSe haben es?»

«Selbstverständlich.»

Noch während der Fahrt schickte FTW eine Drohne auf den Weg zum Ort des Kampfes. Er konnte Docs Vermutungen bestätigen, was Snowcat nicht überraschte. Der Bereich war gut abgesperrt, je vier Daggers standen an jedem Zugang und es wimmelte von Reportern und Ü-Drohnen. Weitere Dagger schritten das Gebiet ab, durchsuchten es und machten Fotos. Zudem identifizierte FTW eine Gruppe von Männern mit Köfferchen als Mitglieder der 'Brotherhood Of Iron Crescent’. Diese Bruderschaft stellte die magische Gruppe der 10.000 Daggers und die waren hier wohl als forensisches Team vor Ort.

Auch die Eingänge zum Janissaries Basar wurden durch Söldner bewacht. Vorsichtshalber hatte Mystère bereits seinen Area-Jammer dabei.

Die Runner hatten so gut wie kein relevantes Equipment in den Wagen gelassen, um auf alles vorbereitet zu sein. Zur Sicherheit ließ FTW seine kleine Spider-Drohne bewaffnet mit einer Pistole auf den Beifahrersitz des ersten Wagens zurück, in dem auch ihr restliches Zeug geblieben war.

Snowcat hatte sich unterwegs über ihren Chamäleon-Suit, ihre hier erworbene Kleidung samt Kopftuch gezogen und stopfte ihr Daypack wieder in die große Umhängetasche. Auch die anderen hatten sich 'fein gemacht’.

Blackstone trug nun ebenfalls seinen wandelbaren Chamäleon-Suit und drüber klassische Söldnerkleidung im Waldtarnmuster, außerdem hatte er ein Barett aufgesetzt. 

TriXhot hatte sich in völlig schwarze Panzerklamotten geworfen und dabei auf jegliche orangenen Accessoires verzichtet. Von ihren stylischen PPP-Teilen hatte sie nur ihren Brustpanzer aufgesetzt und ein Basecap bedeckte den Großteil ihres roten Schopfes. Das Basecap selbst besaß feine orangene Applikationen, so viel musste sein. 

FTW gab das Bild des perfekten Söldners ab. Hierbei musste er sich nicht verstellen. Natürlich war sein Gesicht weiterhin durch Nanopaste verändert, damit ihn die 10.000 Dagger nicht identifizieren konnten.

Tuareg hatte die traditionellen Gewänder wieder gehen seinen blauen Anzug nebst Breezer ausgetauscht. 

Starbuck lief wie immer völlig in schwarz gekleidet umher, allerdings hatte er über T-Shirt und Jeans eine Panzerweste gezogen.

Butcher trug Jeans, Kapuzenpullover und darüber einen dunklen Mantel.

Am meisten verändert hatte sich wieder das Aussehen von Mystère, der jetzt als Franzose im schlechten Anzug auftrat. Ein weiteres Konzept, welches er von der Rotweinnase bis hin zum abgetragenem, aber gepflegtem Schuhwerk durchgestylt hatte.

Sie betraten den Waffenmark in kleinen Grüppchen, die möglichst dicht beieinander bleiben. Mystère, Snowcat und Butcher liefen zusammen und schienen sich einfach mal umzusehen. Starbuck und TriXhot schlenderten als Paar in Schwarz durch die Massen. Tuareg gab den reichen Araber, der von zwei Söldnern, FTW und Blackstone, begleitet wurde.

Hier auf dem Janissaries-Basar war das Treiben ebenso groß, wie auf jedem anderen Teil des Großen Basars von Konstantinopel. Die zusätzlichen Kontrollen hatten dem keinen Abbruch getan. Der Anteil an Söldnern und Männern war hier stets um einiges größer, als in anderen Teilen des Basars und an den Markständen und Läden waren die Händler immer bewaffnet und niemals allein. 

Snowcat war zwar kein Experte was Waffen oder Munition anging, aber wenn die Übergabe erledigt war, dann würde sie sich hier gern nach der einen oder anderen Sache umsehen. Vielleicht konnte sie ja so etwas wir Brandmunition kaufen. Irgendwie war ihr nach dem Treffen auf die Insektengeister danach. 

Snowcat dachte an Average und schmunzelte. Ob er hier wohl viel kaufen wollen würde und wie ein Kind mit großen Augen durch die Strassen lief? Oder ob er sich nur für die Stände mit dem Essen interessieren würde?

FTW und Blackstone teilten auf dem Teamkanal mit, dass sie Munition für die Ares Crusader kaufen gingen, die sich Blackstone von FTW geborgt hatte. Wieder musste Snowcat schmunzeln. ‚Hey Chummer, borgst Du mir mal deine MP?‘, so hatte Blackstone natürlich nicht gefragt, aber der Inhalt einer solchen Frage zeugte von einer merkwürdigen Normalität. 

Snowcat drückte die Tasche aus Strick und Leder fest an sich und streichelte in Gedanken über die Stelle, an der sich das Behältnis mit dem Artefakt befand. 

Das Artefakt, auf das sie noch keinen Blick geworfen hatte, wie ihr schlagartig bewusst wurde. Sie war einen kurzen Blick auf die AR-Uhr in ihrem Sichtfeld und stellte erleichtert fest, dass noch Zeit war. Sie sah sich um und fand ein kleines orientalisches Café, bei dem die Tische durch Vorhänge umgeben und so optisch von einander getrennt waren.

Snowcat deutete mit dem Kopf in Richtung des Cafés und fragte, „Hat noch jemand Lust auf einen kräftigen schwarzen Kaffee, der das Herz zum rasen bringt?“

Mystère schaltete sofort, „A oui, bien sûr.“

Doch auch Butcher brauchte nicht lange, auch er hatte den Wink verstanden.

Die drei setzten sich an einen Tisch und bestellten Mokka und für Snowcat zusätzlich Honigkuchen. 

Honig war selbstverständlich völlig geprahlt. Das was heutzutage üblicherweise als Honig verwendet wurde, war ein Ersatzstoff aus Zucker und Aromen, der in einer Fabrik in einem besonderen Verfahren hergestellt wurde, nachdem die Bienen vor einigen Jahren ausgestorben waren. Einsteins Theorie, die Welt würde untergehen, wenn jemals die Bienen ausstarben, hatte sich nicht bewahrheitet. Inzwischen war es sogar einem Biologen gelungen aus Wespen und vorhandenem DNA-Material aus Restposten von eingelegten, toten Bienen, die in Afrika eine Delikatesse gewesen waren, zu züchten. Die Bienen waren weitaus anfälliger gegen Umwelteinflüsse, als es die ausgestorbenen Bienen gewesen waren und man hatte die NewBees weder auswildern noch in großem Maß heranziehen können. Der Mann hatte dafür den Nobelpreis erhalten und ein Glas des echten Honigs, den die Völker in hochbewachten Biosphären produzierten, war ein Vermögen wert.

Nach dem Kontakt zu den Wespengeistern vor wenigen Stunden hielt Snowcat Honigkuchen dennoch für eine äußerst passende Wahl. 

Nachdem man ihre Bestellung gebracht hatte, zog Mystère die Vorhänge so weit wie möglich zu und Snowcat holte das Kästchen aus der Tasche und stellte es auf den Tisch.

Mystère und Snowcat scharten sich mit großen Augen darum und öffneten es vorsichtig. In dem Bio-Hazard Beutel lag ein metamenschliches Herz. Wahrscheinlich handelte es sich tatsächlich um ein menschliches Herz, doch Snowcat konnte nur einen Troll oder Gnom wirklich ausschließen. Das Herz stand voller Saft und Kraft, zeigte nicht das kleinste Anzeichen von Verwesung, aber es schlug nicht und es war tatsächlich richtig schwarz. Ein extrem ungewöhnlicher Anblick. 

Snowcat nickte Mystère zu und nahm dann astral wahr. Das Herz besaß gar keinen astralen Abdruck. Nicht mal einen solchen, wie ihn der leblose Tisch oder das Kästchen hinterließ. Hätte Snowcat nicht gewusst, dass es da war, würde sie glauben, dass da Nichts war. Sie streckte vorsichtig ihren Finger aus und der schob sich augenblicklich ins Bild. Sie stupste in den Beutel und konnte das Herz sogar fühlen. Nur im Astralraum sehen konnte sie es nicht.

Sie zog ihre Wahrnehmung in die stoffliche Welt zurück und sagte leise zu Mystère, „Jetzt Du.“

Auch der Wakyambi betrachtete das Herz eine Weile. Dann meinte er, „Ich denke, es besteht keine Gefahr, wir können gleichzeitig gucken.“

Snowcat nickte und verlegte ihre Sicht wieder in den Astralraum. 

Mystère öffnete ohne zu zögern den Schutzbeutel, doch auch danach hatte das Herz keine Aura.

„Butcher,“ der Ghoul war bisher nicht sonderlich an dem Artefakt interessiert gewesen, doch er sah sofort zu Snowcat, als diese ihn ansprach, „möchtest Du mal …“

„Kosten?“, unterbrach er sie grinsend.

Sie schüttelte den Kopf, „Nein, riechen.“

„Und lass Deine Hände dabei schön weit weg.“, mahnte Mystère. 

Butcher grinste überbreit, hob überdeutlich seine Hände und verschränkte sie hinter dem Rücken. Snowcat sah ihm gespannt dabei zu, wie er an dem Herz schnupperte. „Und?“, fragte sie.

Butcher rieb sich kurz die Nase, „Riecht sehr strange. Es riecht nach frischem, lebendigen, menschlichem Fleisch. Maximal wäre das Essen vor wenigen Sekunden verstorben, aber es riecht kalt. Strange ist dabei, menschliches, lebendiges Fleisch ist eben nie kalt und für totes, kaltes Fleisch fehlt der Hauch von Verwesung.“

Snowcat betrachte den Raum, wo das Herz lag noch einmal genau. Da war nichts, keine Schwärze, kein Abdruck, kein Einfluss auf die Umgebung. Allerdings machte sich langsam aber sicher ein Druck hinter ihrer Stirn breit. Bevor daraus ein richtiger Kopfschmerz wurde, zog sie ihre Astralsicht wieder zurück.

„Ihr seid sicher, dass ich nicht mal kosten soll?“, fragte Butcher fröhlich.

Snowcat schloss den Beutel, „Ja sind wir.“ Obwohl das Ergebnis gar nicht so uninteressant gewesen wäre. 

Sie sah Mystère an, „Hast Du auch angefangen Kopfschmerzen zu bekommen? Vielleicht sogar im Stirnbereich?“, fragte sie ihn.

Er schüttelte den Kopf, „Nein gar nicht. Noch ein interessanter Fakt.“

Es war an der Zeit zu gehen. Weitere Gedanken mussten sie später besprechen. Snowcat würde sicher auch einiges mit Ehran erörtern, wenn sie wieder in Boston war. 

Sie näherten sich alle acht gemeinsam dem Geschäft des Waffenhändlers, zu dem auch ein Strassencafé gehörte. In diesem Café sollte das Treffen mit Joanna stattfinden. 

Sie entdeckten Joanna unter einem Baldachin, das aus einem Tarnnetz gefertigt worden war, ganz hinten in einer ruhigeren Ecke des Cafés und sie war nicht allein gekommen.

Laden und Cafè waren gut besucht. Die meisten Tische waren besetzt und die Metamenschen liefen zwischen den Tischen hindurch. Das Mobiliar war extravagant, denn man hatte zum Bau von Theke, Stühlen und Tischen gebrauchte Waffenteile verwendet und das auf eine geschmackvolle Art, wie Snowcat fand. 

Sie gingen langsam auf den Tisch zu, an dem Joanna saß. 

Die sechs Männer, die sie mitgebracht hatte, allesamt Menschen, standen locker gruppiert und extrem wachsam hinter ihr und beäugten die Gegend kühl. Von ihren Gesichter war nicht viel zu erkennen. Zwei trugen ballistische Masken, zwei hatten Tücher vor dem Gesicht und die letzten beiden trugen hochgezogene Halstücher und Sonnenbrillen. Das was übrig bleib, reichte gerade, um zu sehen, dass zwei von ihnen schwarz waren, so ein, zwei Töne heller als Mystère mit seiner natürlichen Hautfarbe. 

Die Maskierung machte es schwer in den Emotionen der Männer zu lesen und eigentlich wirkten sie, als wenn sie gar keine Emotionen hätten. Über Armeeklamotten trugen sie Panzerwesten und sie waren zudem State Of The Art und heftig bewaffnet. Kampfmesser, Ares Alpha und einer hatte sogar einen Ares MP-Laser dabei, den er hier offen trug. 

Snowcat setzte sich Joanna gegenüber, Blackstone trat neben Snowcat, blieb aber stehen. Alle anderen gruppierten sich hinter Snowcat und fächerten sich dabei auf. Nur Butcher löste sich aus der Formation und setzte sich ein wenig Abseits an einen anderen Tisch von dem aus er ihren Tisch sehen konnte. TriXhot drehte sich mit dem Rücken zum Tisch und behielt so das Café und den Weg davor im Blick. Von FTW wusste Snowcat, dass er bis zum Betreten des Cafés den größten Teil seiner Aufmerksamkeit der Drohne geschenkt hatte, die noch immer über der Szenerie auf dem Platz kreiste, auf dem sie vor wenigen Stunden gekämpft hatten. Da er die sechs Söldner hinter Joanna keines Blickes würdigte, war er entweder immer noch dort oder sie interessierten ihn wirklich nicht. 

Joanna lächelte und fragte, „Tee?“

„Oh ja, danke gerne.“, erwiderte Snowcat.

Joanna fragte nach, „Nur für Sie?“

Snowcat neigte leicht den Kopf und nickte, „Ja genau!“

Joannas Männer schienen ultra-kalt. Snowcat stellte das auf die Probe und warf einem von ihnen ein umwerfendes Lächeln zu, als Joanna gerade den Tee bestellte.

Er reagierte überhaupt nicht. Stattdessen beugten sich die Männer rechts und links von ihm kurz seitlich vor und sahen sich vielleicht eine Sekunde lang an. 

Hmm? 

Eunuchen? Cyperzombies? Cyborgs? Insektengeister?

Wie auch immer, irgendetwas stimmte mit den Männern nicht. Ja, Snowcat hatte schon erlebt, dass sie nicht gut ‚ankam‘. Bei Rassisten zum Bespiel. Nur so gar kleine emotionale Reaktion hatte in der Vergangenheit immer bedeutet, dass etwas nicht in Ordnung war. Selbst Männer die sie nicht attraktiv fanden, über all dem standen oder die sie aus anderen Gründen nicht mochten, hatten zumindest in irgendeiner Art auf sie reagiert. Die Idee, die Männer dort könnten auch Insektengeister sein, fand Snowcat nicht all zu abwegig. Sie musste Zeit gewinnen, um das herauszufinden.

Joanna schaltete einen Whitenoisegenerator an und begann in diesem Augenblick das Gespräch, „Auf dem Markt war ja viel los.“ 

Snowcat lehnte sich auf ihrem eigentümlichen Stuhl zurück und antwortete im entspannten Plauderton, „Oh ja, das war es und zwar viel mehr, als wir jemals gedacht hätten.“

„Ach das waren tatsächlich sie?“, wollte Joanna wissen, „Aber es wurde von Toten gesprochen?“

Snowcat sprach nun etwas leiser, „Ja, die gab es. Aber nur weil die Orks in den Anzügen aufgetaucht sind.“

In Joannas Gesicht erschien echtes Interesse, „Es ist eine dritte Partei aufgetreten?“

Snowcat nickte mehrmals und nahm dabei weiter eine überaus entspannte Pose ein, um einen lockeren Eindruck zu erwecken. „Ja genau, die Orks in Anzügen.“ Während sie das sagte tippte sie eine schriftliche Nachricht in ihr Commlink , ‚FTW, kannst Du Deine Aufmerksamkeit bitte den Söldnern hier am Tisch schenken?’

Kurz darauf flammte ein ‚Copy‘ durch Snowcats AR-Sichtfeld.

Dank ihrer Fähigkeit unabhängig von einander mehrere Kommunikationen gleichzeitig durchführen zu können, bemerkte Joanna nichts davon, „Allerdings waren das keine gewöhnlichen Orks, wie man vielleicht meinen möchte.“ Snowcat beugte sich vor, „Sagen sie Joanna, wie gut kennen sie ihren Begleitschutz?“

Joanna zog die Augenbrauen zusammen, „Ausreichend gut. Ich habe schon einige Male mit ihnen zusammen gearbeitet. Wieso?“

„Nach dem Auftauchen der dritten Partei bin ich ein wenig paranoid. Und irgendwie hab ich das Gefühl, ihre Männer haben nur uns, also mich und mein Team im Blick und gar nicht die Umgebung.“, was eine glatte Lüge war, aber Snowcat erzeugte zumindest bei Joanna eine Reaktion. 

„Oh, fühlen Sie sich bedroht?“

Snowcat neigte ihren schlanken Hals hin und her, „Sagen wir es mal so: Ein wenig unbehaglich.“

Joanna riss die Augen auf, „Oh, das sollen Sie aber nicht.“ Sie gab ein Handzeichen nach hinten und die Männer teilten sich in Zweiergrüppchen auf, verteilten sich um den Tisch und etwas weiter weg, wobei nur noch zwei von ihnen hinter Joanna blieben. 

Wenn das nicht gerade das Vorzeigen von militärischem Bilderbuch-Verhalten war? Zumindest bekam Snowcat so die Möglichkeiten die Männer zu assensen, ohne sie direkt anzusehen. Magie spüren konnte sie keine, das hatte sie schon gecheckt. 

Snowcat ließ sich zurück in den Stuhl fallen, lächelte Joanna freundlich an und sagte, „Vielen Dank, das ist gleich viel besser.“ Dann beugte sich erneut vor, diesmal noch weiter und sagte in einem leicht verschwörerischen Tonfall, „Die Orks, die die Presse der N’drnagitha-Familie zugeordnet hat, waren alle Wespengeist-Verschmelzungen.“ Gleich im Anschluss lehnte Snowcat sie wieder zurück und schlug in einer eleganten Bewegung die Beine übereinander.

Jetzt machte Joanna richtig große Augen, „Wirklich? Dann können sie das Gerücht, dass sich die Italiener mit Insektengeistern zusammen getan haben also tatsächlich bestätigen?“

Snowcat nickte, „Das war eine höchst unangenehme Überraschung, wie Sie sich vorstellen können. Drei der Wespen, unter ihnen die einzige Frau, sind leider entkommen und darum sind wir jetzt besonders vorsichtig.“

„Das verstehe ich. Wie viele Insektengeister waren denn da, wenn ich fragen darf?“

Snowcat griff nach ihrer Tasse und trank einen Schluck Tee, bevor sie antwortete, „Dreizehn.“

Wieder machte Joanna ein überraschtes Gesicht, „Dreizehn? Und sie haben zehn ausgeschaltet?“

Snowcat nickte abermals, „Genau so ist es.“

Joanna war beeindruckt, „Sie sind wirklich sehr gut. - Wissen Sie was? Diese Information ist mir noch mal 10.000¥ wert. Ich gebe das nur mal eben meinen Leuten weiter. Entschuldigen Sie mich kurz?!“

Joanna wandte sich etwas ab und hantierte mit ihrem Commlink, was Snowcat die Gelegenheit gab in Ruhe astral wahrzunehmen. Sie wollte gerade in den Astralraum switchen, als eine Nachricht von FTW über AR reinkam.  

‚Ich glaub, die Männer sind keine Söldner, ich glaub, das sind Shades, eine Spezialeinheit des UCAS-Militär.‘

Interessant!

Nun nahm Snowcat astral wahr und blickte vorsichtig von der Seite auf einen der beiden Männer mit einer ballistischen Maske. Zunächst sah sie die klare Aura eines verdrahteten Menschen, allerdings flimmerte das Bild ein wenig. Snowcat konzentrierte sich stärker und auf einmal veränderte sich das Bild, doch das was sie da sah war kein Wespengeist, das war eindeutig ein 

Shedim.

Katze fauchte und spuckte.

Snowcat gefror das Blut in den Adern und sie musste ein Schaudern unterdrücken. 

Fragg!

Da waren sie vom Regen in die Traufe geraten. 

Das war ja wie die Wahl zwischen Pest und Cholera. Snowcat könnte sicher noch mehr solcher bildlichen Beispiele nennen, um auszudrücken, dass sie beides nicht leiden konnte. 

Insekten oder Shedim, was war schlimmer? Spontan hätte sie Shedim gesagt, aber auch nur, weil sie mit denen eine Menge schlechte Erfahrungen gemacht hatte. Beide Geister-Typen waren fremdartig, beide arbeiteten gegen die Metamenschheit, da sie sich über deren Vernichtung vermehrten. Bei der einen Art vertrieben sie nur die Seele, bei der anderen Art war der Metamensch tot. Beide waren nach Snowcats Ansicht unheimlich und nicht wenige hätten beide Arten als ‚Böse‘ bezeichnet. 

Ein wenig graulte es ihr davor, die anderen zu assensen, doch sie musste wissen, wie viele Shedim es waren. 

Einige Sekunden später atmete sie erleichtert auf, zumindest Joanna schien kein Shedim zu sein. Vier der fünf Männer waren jedoch Shedim und ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass sie beim fünften einfach nur zu ungeduldig gewesen war, um die Maskierung zu brechen. 

Da Joanna noch nicht fertig war, bat Snowcat zunächst Starbuck um etwas, halblaut sagte sie, „Starbuck, kannst Du mal bei unserem Arzt anrufen und fragen, ob er etwas über die andere Gruppe weiß, die wir heute getroffen haben? Ich würde mich diesbezüglich gerne absichern.“ Starbuck nickte, aber sie war sich nicht ganz sicher, ob er wirklich verstanden hatte, was sie wollte.

Jetzt war nur die Frage, ob Joanna von den Shedim wusste oder nicht. Sollte sie sie einfach darauf ansprechen? Nein, das bürgte zu viele Risiken in sich. Wusste sie davon, würde sie nicht wollen, dass jemand anderer davon wusste und wusste sie nicht davon, konnte sie Panik bekommen oder die Shades konnten etwas bemerken und ein Blutbad anrichten. Shedim standen darauf, wenn es viele Tote gab.

Fragg. Shedim, das bedeutete auch, dass Snowcat auf eine Gruppe von Männern getroffen war, denen sie tot lieber war, als lebendig.

Uns sie wollte irgendwie nicht, dass ein Artefakt mit dem Namen ‚Heart Of Darkness' in die Hände von Shedim geriet. 

Katze sprang ihr auf den Schoss und schlug aufgeregt mit dem Schwanz. ‘Versuch es ruhig zu verhindern, Elfenmädchen, aber vergiss die Vorsicht dabei nicht. Und denke auch daran, dass es Shadowrunner nicht interessiert, wem sie etwas verkaufen.’

Snowcat nickte nur und kraulte Katze kurz hinter den Ohren.

Ihrem Team musste sie bescheid sagen, dringend, sie hoffte nur, dass niemandem die Gesichtszüge entglitten.

FTW hatte inzwischen versucht mit zweien der Shades ins Gespräch zu kommen, aber sie hatten ihn ignoriert. 

Joanna war fast fertig, gleich würde sie sich Snowcat wieder zuwenden. Snowcat tippte schnell ins Commlink, „Die Shades sind Shedim. Ich weiß nicht, ob Joanna davon weiß, aber sie ist kein Shedim. Ich halte es für keine gute Idee, wenn Shedim das schwarze Herz bekommen. Zumindest sollten wir aber sicher stellen, dass sie es Joanna nicht einfach abnehmen, kaum, dass sie mit ihr alleine sind. Oder sieht das jemand anders?’

Nur TriXhot antwortete auf ihre Frage, ,Bin ganz Deiner Meinung, da kommt bestimmt nichts Gutes bei raus, wenn Shedim mit einem schwarzen Herz was anstellen.’

Joanna lächelte und fragte, „Wollen wir dann jetzt die Übergabe machen?“

Snowcat hätte am Liebsten ‚nein' gesagt, stattdessen öffnete sie die Tasche und zog schon mal das Kästchen daraus hervor. „Haben sie eigentlich irgendwelche Magie dabei?“, fragte sie beiläufig während sie das tat.

Joanna schüttelte den Kopf.

„Und sie trauen ihren Männern wirklich?“, fragte sie etwas leiser erneut.

Nun nickte die Frau, „Ja, das tue ich.“

Snowcat schob das Kästchen über den Tisch, aber sie tat das nur ungern. 

Katze mauzte einmal. 

Die Shedim wirkten desinteressiert. 

Oder doch nicht? - Einer der Shades verzog dann das Gesicht, soweit man das unter der Maske erahnen konnte und fasste sich an seinen Gürtel.

«Bin wohl beim Hacken entdeckt worden.», meldete Starbuck. «Die haben gutes Equipment.»

Snowcat tat, als überlege sie und sagte dann, „Was halten sie davon, wenn wir sie noch ein Stück begleiten, nur falls noch Wespen in der Nähe sind.“

Joanna schloss den Kasten mit dem Herz und blickte erfreut auf „Das wollen sie tun? Wie viel würde mich das kosten?“ 

„Sie müssen zu einem Fahrzeug hier in der Nähe?“

„Ja genau!“

Snowcat tat kurz zögerlich, dann sagte sie, „5000 ¥!“

Wieder war Joanna überrascht, „Das ist preiswert.“

Snowcat lächelte leicht, „Ja, das stimmt, aber der Weg ist nicht sonderlich weit und außerdem sind wir ja selber daran interessiert, dass ihr Auftraggeber wirklich bekommt, was er wollte.“

«Warum genau machen wir das?», fragte FTW über den Teamkanal nach.

Snowcat zog das AR-Feld runter und gestikulierte schnell mit ihrem AR-Handschuh auf ihrem Schoß. ‚Mir gefällt nicht, wenn die Shedim das Artefakt bekommen, aber vor allem will ich nicht, dass die Shedim unseren Kontakt überfallen, kaum dass sie mit ihr alleine sind. Wir müssen sicher gehen, dass der Auftraggeber das Artefakt bekommt.‘

In dem Moment meldete TriXhot, «Die PKK -Leute laufen hier auch wieder rum.»

Snowcat begann sich langsam zu fragen, ob es sich bei ihnen nicht doch um eine weitere Gruppe Interessenten handelte? Nun, sie würde es vielleicht noch herausbekommen. Sie tippte erneut etwas in ihr Commlink, ,Mystère, kannst Du rauskriegen, ob die PKK etwas über das schwarze Herz wissen?’

Die Antwort kam kurz darauf, ‚Ja, das tun sie, zumindest einige.‘

Mist. Doch so richtig bedeuten tat das noch nichts. 

Joanna übergab Snowcat 115.000 ¥ und fragte dann, „Wollen wir?“

Snowcat stand auf und lächelte, „Ja. Lassen Sie uns keine weitere Zeit verlieren.“

Sie trat an Joannas Seite und Blackstone blieb dabei dicht neben ihr. Natürlich nahmen die Shades die drei in die Mitte. Zwei liefen voraus, zwei hinter und je einer rechts und einer links neben ihnen. 

Die Runner umringten nun irgendwie diese Gruppe. Tuareg, TriXhot und Starbuck liefen vorn, Mystère hielt sich etwas seitlich auf Snowcats Höhe und FTW und Butcher bildeten die Abschluss.

„Wohin es geht, sollten sie uns aber noch sagen.“, meinte Snowcat lächelnd.

„Ja, natürlich, am nordöstlichen Ausgang von hier steht mein Wagen.“

Snowcat erklärte, „Hier rennen Männer von der PKK rum, wir wissen nicht genau, welche Gesinnung sie haben, aber wir sollten vorsichtig sein.“ Der große Trupp setzte sich in Bewegung und Snowcat harkte nach, „Werden Ihre Männer dort mit Ihnen in den Wagen steigen?“

Wie zu erwarten gewesen war, antwortete Joanna darauf mit ‚Ja‘.

Blöd!

Der Weg zum Wagen war nicht sehr lang, wenn Snowcat etwas herausbekommen wollte, brauchte sie mehr Zeit. Sie tippte in ihr Commlink, ‚Ich will Zeit gewinnen.‘, und sagte laut, „Ich spüre rechts voraus einen Geist, lassen Sie uns einen Umweg machen.“

Joanna willigte sofort ein und auch die Shades hatten keinen Einwände. Also entweder achteten sie nicht auf andere Geister, nahmen aus Prinzip nicht astral war oder es war ihnen egal, dass das nicht stimmte, oder… Snowcats Gedanken rasten, aber alleine durch Vermutungen würde sie auf keinen grünen Zweig kommen. Wie beiläufig erklärte sie, „Ich kann leider nie sagen, was für eine Art von Geist das ist und da man hier auf dem großen Basar auf sogenannte Watcher als Sicherheit zurückgreift, könnte das, was ich spüre auch einfach bloß ein Wachgeist sein.“

Joanna nickte kurz mit dem Kopf, „Verstehe.“

Sie gingen ein Stück und Snowcat überlegte, wie sie etwas mehr über die Sache heraus bekommen konnte. Wenn sie die Gruppe um Joanna irgendwie trennen oder dezimieren konnte, konnte sie vielleicht eine direkte Frage riskieren. Joanna kam laut Akzent definitiv aus den UCAS. War es nun Zufall, dass sie Mitglieder eine Spezialeinheit aus den UCAS als Schutz hatte? Würde das UCAS Militär wissen …

Plötzlich meldete TriXhot, «Zwei Orks im Anzug auf dem Dach voraus!»

Snowcat gab sofort das Handzeichen augenblicklich den Rückweg anzutreten. „Wespen auf dem Dach!“, erklärte sie.

Wespen? Snowcat hatte irgendwie gehofft, dass die gar nicht hier sein würden. Immerhin hatten sie zehn von ihnen getötet und es waren nur drei übrig geblieben. Wie viele konnte da schon noch sein?

Auf Grund ihrer Wende waren nun FTW und Butcher vorn und Tuareg, TriXhot und Starbuck hinten. 

Als sie sich durch die nächste Gruppe von Metamenschen schoben und diese sich vor ihnen öffnete, zeigte es sich, dass sie gerade direkt in den Trupp PKK reinliefen.

Snowcat hatte nicht mal Zeit sich darüber zu ärgern, denn ihre Nackenhaare sträubten sich, als ein Zauber über sie hinweg driftete. Woher und von wem der Angriff gekommen war, wusste sie nicht. Aber sie tippte auf die Wespen.

Die Spruchabwehr hielt, zumindest bei ihr und dann geschahen wieder unglaublich viele Dinge gleichzeitig und alles ging unglaublich schnell. 

FTW schubste Butcher zur Seite und der flog ein kleines Stück Richtung Hauswand, woraufhin dem Ghoul, der die Kapuze seines Pullovers hoch gezogen hatte, ein wütendes „Ey!“ entfuhr.

FTW sprang ein gutes Stück Richtung eines Hauseingangs voraus. 

TriXhot sagte an, «Tuareg down. Starbuck, los in die Ecke!», dann schulterte sich die schlanke Frau den Wüstenkrieger offenbar.

Blackstone flüsterte auf Deutsch, „Snowcat, Zugriff und Abflug?!“ 

Was eine super Idee gewesen wäre, wenn sie hier nicht auf einem Marktplatz voller Metamenschen gewesen wären. Von sechs Shedim, die etwas dagegen hatten, wenn Blackstone sich ihre Schutzbefohlene schnappte, mal ganz zu schweigen. Sie brauchten einen ruhigeren Ort.

Mystère rief auf Französisch, „Snowcat, hol den Gris-Gris raus!“, womit er den nach Rum und Tabak riechenden Zauberbeutel meinte, den er Snowcat für den Notfall gegeben hatte. 

In einer fließenden Bewegung riss Snowcat das Daypack aus der Umhängetasche, schnappe nach dem Gris-Gris darin und schulterte sich den Rucksack. Mit der anderen Hand griff sie in die Tasche ihres Rocks, zog einen Inhalator daraus hervor und nahm zum zweiten mal an diesem Tag Jazz. Ihr Herz raste, schon bevor sie den Inhalt eingeatmet hatte. Leise sagte sie auf Deutsch, „Negativ zu öffentlich.“, dann erhob sie ihre Stimme und rief Mystère auf Französisch zu, „Wie viele Dienste?“

Er hob die Hand, Nur seine Finger waren erhoben. Vier also. 

Die PKK-Leute ließen erschreckt ihre Waffen fallen und schüttelten die Hände. Das war ohne Zweifel Butchers Werk gewesen.

Vom Dach aus wurden Granaten geworfen. Rauch strömte daraus hervor. Infrarot-Rauch.

Die Shades schoben Joanna und Snowcat voran. Blackstone lief zwangsweise mit, aber ihn schoben sie nicht. 

FTW rief laut, „Nur auf identifizierte Ziele schießen.“ Und dann über den Teamkanal, «Gehe Joanna und Snowcat nach.»

TriXhot meldete,  «Bringe Tuareg in Sicherheit.»

Blackstone machte seine Waffe bereit und sagte erneut auf Deutsch, «So ein Leadership-Ding auf die Schwarzen rechts und links?!»

Mystère rief Snowcat nun zu, „Ein Loa von Shango hört auf Dich.“ 

Der Gott des Donners und der Blitze. Sie hatte weitere Kampfkraft zur Verfügung. Kaum hatte Mystère das gesagt, kribbelte es in ihrer rechten Hand und der Beutel fühlte sich irgendwie lebendig an. Die Kraft des Geistes rief dieses tolle Gefühl hervor.

Snowcat sah sich um. Sie musste irgendwie zumindest einen Teil der Shedim loswerden, sie war völlig eingekesselt und hatte keine Chance mit Joanna zu entkommen. Etwas voraus entdeckte sie eine schmale Gasse, in der nicht zwei Metamenschen nebeneinander laufen konnten. Perfekt.

Im AR-Sichtfeld erwachte ein Bild zum Leben und Punkte markierten die Positionen. Die der Runner und die der Shades.

Aus dem Augenwinkel sah Snowcat, dass mehrere Gestalten von den Dächern sprangen. Details dazu nahm sie nicht wahr, da sie gerade mit der Suche nach einem Fluchtweg beschäftigt gewesen war.

Sie hörte eine ihr unbekannte Stimme aus Richtung der PKK-Soldaten rufen, „Insektengeister! Formiert Euch!“

Eine MP feuerte und FTW rief darüber hinweg, „Die PKK sind auf unserer Seite!“

Wenigstens etwas.

TriXhot gab bekannt, «Hab Tuareg in Ladeneingang gebracht, er ist gerade noch bei Bewusstsein, hat ganz schön was abgekriegt und ruft Geister.»

Auch Butcher sagte etwas an, «Sechs Wespen sind gelandet, die haben in meiner Zone die Waffen fallen gelassen.»

Sechs Stück? Verdammt, wo kamen die denn alle noch her und von der Frau mit der Wespentaille war schon wieder nicht mal was zu sehen. 

Starbuck meldete sich, «Baue taktisches Netzwerk auf. Schickt mir Feeds von Smartlinks und Co.»

Ein unmenschliches, Allien-haftes, markerschütterndes Geschrei erklang.

«Yeah, ein Geist weniger.“, freute sich Butcher.

Die beiden Shades voraus konzentrierten das Feuer auf eine der Wespen und zwangen sie zuckend und blutend zu Boden. Mit reiner Waffengewalt. Sie setzten keine Shedim-Kräfte ein.

Viel half eben viel.

Infrarot-Rauch breitete sich immer weiter aus. Die Sicht wurde zunehmend schlechter.

Snowcat deutete auf eine Gasse und rief, „Da entlang.“

Blackstone änderte leicht die Richtung, „Die Gasse ist frei.“, sagte er laut.

Starbuck erhielt weitere Informationen unter anderem auch Feeds der Augen und Ohren von Mystère. Das taktische Bild nahm Gestalt an.

Mist, Butcher wurde wohl gleich von zwei Wespen angegriffen. Wo war nur FTW? Ach ja, der wollte ja ihnen nach. Das Feuern seiner Waffe war jedenfalls zu hören. Darunter mischten sich einige Schreie.

Das Chaos wurde größer.

Trixhots Stimme erklang, «Hab eine Wespe down.» Was bedeutete, dass nun schon mal drei von sechs raus waren.

Die Gasse war so schmal, das tatsächlich nur einer nach dem anderen hinein konnte. Die Sicht auf dem kompletten Gelände war inzwischen richtig schlecht.

Natürlich betrat ein Shade zuerst die Gasse, dann kamen Joanna und Snowcat, gefolgt von einem weiteren Shade. Erst dann kam Blackstone und dann die restlichen vier, die noch Deckungsfeuer abgaben.

Das war die Gelegenheit. 

Sie rannten bereits, noch bevor sich die Vierergruppe in die Gasse drückte, rief Snowcat auf Englisch, „Ich spüre mächtigen Geist auf zwei Uhr. Zehn Meter voraus. Zwei Meter hoch.“ Dann legte sie die Kraft von Magie in ihre Stimme und kommandierte, „Ihr vier, vorrücken und angreifen.“

Wenn sie dazu Zeit gehabt hätte, hätte sie vor Freude in die Hände geklatscht. Die vier Shades fielen tatsächlich auf ihren Bluff rein, rückten vor und setzten eine Zone unter Feuer. 

Jetzt waren für den Augenblick nur noch zwei Shades bei ihnen, das war machbar. Jedenfalls wenn die vier nicht gleich wieder zurückkamen. Blackstone schob den Shade vor sich an und drängelte. 

Laut der taktischen Informationen waren nur noch die zwei Wespen bei Butcher übrig. Wenn überhaupt. Und die PKK kämpften auch gegen die Wespen.

Snowcat überlegte fieberhaft, was sie noch tun konnte. Wenn es ihr und Blackstone gelänge, die zwei Shades auszuschalten, dann konnte er Joanna und sie selbst das Artefakt nehmen. Die andern von UC konnten sich dann im Chaos zurückziehen und Snowcat konnte Joanna befragen und dann entscheiden. 

Nur, wie sollten sie die zwei Shedim-Shades ausschalten?

Snowcat rannte Schritt um Schritt und auf einmal sagte Blackstone, «Scheiße, Netz.»

Starbuck hatte die Übersicht behalten und übersetzte, was Blackstone damit gemeint hatte, «Blackstone ist in einem Netzt gefangen.»

TriXhot gab bekannt, «Eröffne Feuer auf Shades.» Die Frau war einfach super, das würde definitiv kostbare Zeit bringen. TriXhots, «Oh man, kann der Kugeln fressen.» , machte Snowcat allerdings ein wenig nervös.

Wo war Butcher und was machte FTW?

Wie Snowcat erschreckt über das Bild von TriXhots Smartlink erkennen konnte, drehten sich die Shades ohne ein weiters Mal zu gucken ein wenig, schossen ohne zu zögern und setzten den Ladeneingang von TriXhot und Tuareg unter Suppressionfire. TriXhots Smartlinkkamera wackelte umher, als die Frau versuchte dem Kugelhagel auszuweichen. 

Tuareg sagte, «Ich schütze Dich.» 

Nein, warum? Wovor? Oder dachte er etwa daran, dass TriXhot gegen die Kräfte der Shedim ungeschützt war? Das konnte sein und mit seinem Hintergrund würde er die Shedim bekämpfen wollen, da die Shedim sich am meisten mit den bösen Geistern aus den Legenden seines Volkes deckten. 

Snowcat brauchte ihre Konzentration voll bei sich. So wenige Shedim würde sie nicht mehr lange um sich haben. 

Katze fauchte ihr zu, ‚Denk an deine Sicherheit, Elfenmädchen!‘ 

Snowcat bat den Shango in ihrem Beutel, sie vor feindlichen Zaubern zu schützen. Die Wärme, die sich in dem Beutel ausbreitete erfüllte sie mit Zuversicht. Zum Team sagte sie noch, «Auf Rückzug vorbereiten.»

FTW’s Stimme erklang laut und verstärkt über den Platz bis in die Gasse hinein, „Aktion abrechen, Feuer einstellen, neu formieren.“ Leider hatte seine Stimme keine Kamera und Snowcat wusste nicht, an wen sich seine Worte richteten.

Starbuck auch nicht, dafür gab er ein anderes Update durch, «Tuareg wurde getroffen, TriXhot versucht ihn in Deckung zu ziehen und riskiert dabei selbst Kugeln zu fangen.»

Dann dröhne die tiefe, wohlklingende Stimme von Mystère durch das Teamnetzwerk, er sagte ruhig, «Tuareg und Butcher liegen im Sterben.»

Wie? 

Nein, verdammt. 

Starbucks nächstes Update sagte aus, «Blackstone versucht sich zu befreien. Aber er schafft nur ein Netz.» 

Und dann, «Die vier Shades ziehen sich langsam in Richtung Eurer Gasse zurück, aber sie behalten dabei die Zone bei TriXhot unter Beschuss.»

Snowcat drehte sich im Laufen ein wenig nach hinten und sah gerade noch, wie sich zwei Wespen vom Dach auf Blackstone fallen ließen. Sie griffen an das Netz und zogen es zu.

Fragg!

Sie hatten doch fast das Ende der Gasse erreicht. Es hätte alles noch klappen können.

Snowcat legte erneut Magie in ihre Stimme und rief dem Shade hinter sich zu. „Du! Schieß auf die Wespe.“

Er drückte augenblicklich ab und schleuderte den Wespen-Ork mit seinen Kugeln an die Wand, an der die Verschmelzung tot zu Boden rutschte. 

Trixhot sagte an, «Verziehe mich mit Tuareg, hier ist gleich die Hölle los.»

Starbuck meldete, „Ich hab einen sicheren Weg aus meiner Deckung gefunden. Ziehe mich auch zurück.»

FTW verkündete, «Wir ziehen uns ebenfalls zurück.» Mit wir meinte er wahrscheinlich sich und Mystère, aber Snowcat war nicht ganz sicher, sie wusste nicht wie aktuell die Positionsangaben durch Starbuck waren und sie hatte keine Zeit, das taktische Bild genauer anzusehen.

Ein kurzer Blick nach hinter verriet, dass die zweite Wespe Blackstone gerade aufs Dach verschleppte. 

Snowcat hätte am Liebsten wütend geschrien. Doch es war nicht mal Zeit für Panik. Blackstone würde sich verwandeln und das Netz würde reißen, dessen war sie ganz sicher. 

TriXhot sagte flehend, «Tuareg, bleib stark! Denk an das Bowlingteam!»

Blackstone meinte ruhig, «Versuche mich zu wandeln.»

Okay, gleich würde vom Zwerg nichts mehr zu hören sein, aber er würde das schaffen!

Mit diesem Gedanken kam Snowcat aus der Gasse heraus und hatte nur die nächste Strasse links und rechts vor sich. 

Sie sah, wie TriXhot gerade Tuareg aus einem Haus heraus und hinter einigen Kisten in Deckung zog. 

FTW brach derweil im vollen Schwung aus einer Tür auf die Strasse. 

Leise sagte Snowcat ins Commlink, «Die Zwei Shades hier müssen noch ausgeschaltet werden.“

FTW fühlte sich offenbar nicht angesprochen, denn er wandte sich ab und rannte zu TriXhot und Tuareg.

Da fiel Snowcats Blick auf Mystère, der nicht all zu weit von ihr entfernt stand. Stumm gab sie ihm zu verstehen, dass er den Shade hinter ihr nehmen sollte, während sie den vor sich nahm. 

Mystère nickte. 

Snowcat wartete auf sein Kommando zum Start.

Starbuck meldete, «Bin oben auf einem Dach.»

Dass von Blackstone nichts zu hören war, verstand Snowcat als gutes Zeichen.

Aus dem Augenwinkel sah Snowcat, wie FTW an seinem Medkit am Gürtel hantierte und auf Tuareg zusprang. Mist, wahrscheinlich hatte er kein Traumapatch dabei. damit wäre das Stabilisieren deutlich sicherer und schneller gegangen, aber ein Medkit war natürlich besser als nichts zu tun und FTW kannte sich mit Ersthilfe aus. 

Ihre Vierergruppe war immer noch in Bewegung. Die schmale Gasse lag kaum zwei Schritte hinter ihnen.

Snowcat rief Joanna zur Tarnung zu, „Wir müssen in ein Haus. Dort sind wir vor den Wespen sicher.“

Mystère nickte Snowcat zu. 

Snowcat bat den Geist in ihrem Beutel sofort den Shade vor ihr mit aller Macht anzugreifen. 

Mystère sprang, die Machete zum wilden Schlag erhoben.

Aus dem Gris-Gris heraus fuhr ein gewaltiger Blitz in den Shade vor Snowcat. Sie hörte ein zufriedenes Lachen in ihrem Kopf. Oder kam es aus ihrer Hand? Shango tat ihr diesen Gefallen gern.

Snowcat sagte ins Commlink, «Vorsichtshalber Feuer auf den von Mystère.» 

Das alles musste so schnell wie möglich vorüber sein, damit die Shades sich nicht wehren konnten. Der Geist in ihrem Beutel würde nicht zögern erneut zu zaubern.

Mystère schlug wild und mächtig auf den Soldaten mit der Machete ein.

Den Shade vor Snowcat riss es zuckend zu Boden.

Joanna sah Snowcat verwirrt an.

Snowcat rief ihr zu, „Wir werden angegriffen, da entlang.“ Sie zeigte in die Richtung von ihren Teamkameraden. 

Doch Joanna reagierte nicht. 

Für mehr würde wohl magische Macht von Nöten sein.

Der Shade bei Mystère versuchte den Hieben auszuweichen. Doch Mystère schien zu mächtig für ihn.

Starbuck meldete mit Entsetzen in der Stimme, «Blackstone fliegt der Wespe hinterher und er sieht dabei nicht kämpferisch aus!»

Bei allen Drachen der 6.Welt, da oben musste die Wespenkönigin gewesen sein und den Zwerg unter ihren Einfluss gebracht haben. Snowcats Herz setzte einen Schlag aus. Das durfte nicht wahr sein.

Jeden Augenblick würde der erste der vier anderen Shades von der Gasse aus in die Strasse treten. Oder war er das etwa schon? Snowcats Blick war in die andere Richtung gewandt.

Wo TriXhot gerade ein Traumapatch zurück in den Gürtel harkte, Anlauf nahm und über Kisten auf eines der Dächer sprang.

Und wo FTW aufstand und seine Waffe demonstrativ zu Boden warf.

Was zur Hölle?

Das Zucken des vom Blitz getroffenen Shade hörte auf und dieser rührte sich nicht mehr.

Auch der von Mystère fiel regungslos zu Boden.

Mystère hielt seine Machete nun locker in der Hand, nahm Snowcat und Joanna in den Arm und nur einen halben Atemzug später standen sie bei FTW. 

Starbuck jubelte, «Guckt Euch das an, TriXhot ist ansatzlos auf Blackstones Rücken gesprungen, um ihn aufzuhalten.»

Snowcat hatte keine Zeit zu Lächeln, denn Joanna rief wütend, „Was zur Hölle macht ihr da?“

Über ein AR-Fenster konnte Snowcat nebenbei verfolgen, wie TriXhot auf Blackstone saß und auf eine Frau schoss, die vor ihnen flog. Schräg zwischen den beiden flog noch ein Ork.

Wieder war Snowcat dankbar dafür, sich auf mehrere Sachen gleichzeitig konzentrieren zu können, selbstbewusst antwortete sie Joanna, „Wir retten Dich!“

TriXhot sagte leise, «Snowcat, Blackstone braucht Dich hier!»

Snowcat hätte am liebsten kurz die Augen geschlossen, aber auch dafür war keine Zeit. Natürlich wollte sie zu Blackstone, doch das musste warten, denn die vier verbliebenen Shades waren komplett in die Strasse getreten, richteten ihre Waffen auf die Runner und sagten vernehmlich, „Lasst sie gehen!“

Joanna schrie Snowcat an „Ihr rettet mich nicht, ihr schießt auf meine Leute!“ Gleich würde sie versuchen abzuhauen.

Die Shades eröffneten das Feuer und beschossen rechts und links die Häuser, um den Runnern keinen Fluchtweg zu lassen. 

Snowcat ließ sich nicht beirren und sie ließ sich auch nicht davon ablenken, dass Starbuck nun beherzt auf die Ork-Wespe schoss, mit fester Stimme sagte sie, „Doch! Wir retten Dich! Deine Männer sind von Geistern besessen.“

Joannas Augen verengten sich, „Die sind verstärkt.“ Dann rannte sie los, oder wollte es zumindest.

FTW griff Joanna im Nahkampf an, doch die hob den Arm und blockte ab.

Ruhig setzte Snowcat das Gespräch fort und sagte eindringlich: „Das sind Shedim!“

Immer noch wütend, aber nicht mehr ganz so aggressiv sagte Joanna, „Aber ich bin kein Shedim!“

Fragg! 

Sie wusste es.

Fast tonlos erwiderte Snowcat, „Wir verkaufen das Artefakt nicht an Shedim!“

Entschlossenheit trat in Joanna Gesicht, „Aber ihr verkauft es ja auch nicht.“

Die Shades luden nach, schossen aber nicht weiter.

Mystère reagierte augenblicklich und tippte Joanna an die Stirn, worauf hin diese still stehen blieb.

FTW meinte dazu, „Na dann ist unser Auftrag ja erledigt und wir können endlich gehen.“

Von TriXhot kam traurig, «Wollen wir die hier wirklich mit einem Drake entkommen lassen?»

Nein, natürlich wollte Snowcat das nicht. Sie wollte schon die ganze Zeit Blackstone hinterher. Doch noch konnte sie nicht gehen. Zum Glück war sie ein viel besser Flieger als Blackstone. Sie würde ihn einholen, wenn das hier vorbei war. Abgesehen davon war Blackstone nicht allein. Trixhot war bei ihm. Was die Frau natürlich nicht ewig bleiben konnte. Die Gruppe würde an Höhe gewinnen und … doch Snowcat konnte hier nicht so einfach weg. 

Das hier war noch nicht geklärt. Noch nicht völlig. 

Auch wenn jetzt klar war, dass Joanna wusste, dass diese Shades Shedim waren. Leider wusste sie nun auch, dass die Runner das Alles wussten. 

Das durfte nicht sein!

Leise sagte sie zu TriXhot, «Nein, natürlich nicht, aber ich kann hier nicht sofort weg.»

«Copy.», bestätigte die junge Frau und Snowcat wusste, dass sie sich etwas einfallen lassen würde.

Snowcat drehte sich vorsichtig ein bisschen und versperrte den Shades so die Sicht auf das, was jetzt geschah. Sie griff in ihre Tasche und zog eine Puderdose daraus hervor. Sie öffnete das Döschen und blies Joanna Pixiedust ins Gesicht. Das mit Stimmungsaufhellern versehene und gering dosierte Laés würde Joanna ausreichend Vergessen bringen. 

Snowcat hob beschwichtigend die Arme und drehte sich ganz langsam zu den Shades um, währenddessen raunte sie Mystère zu, „Joanna muss nachher unsere Freundin sein!“

Mystère nickte kaum merklich.

Laut und mit aufrichtig wirkendem Bedauern rief sie den Shades zu, „Er tut mir leid. Ich habe bei Euch einen Geist gespürt und da war ich sicher, ihr spielt falsch.“

Der Bluff musste sitzen, denn sonst würden die Shades sie alle töten. Shedim machten keine Gefangenen und ließen niemanden laufen. Sie mochten ihre Gegner am liebsten tot.

Noch unter dem Einfluss von Mystère lief Joanna ihren Männern entgegen und sagte, „Es ist alles in Ordnung, das war ein Missverständnis.“

Snowcat seufzte, ein Teil davon war Erleichterung, ein anderer Bedauern. Der Bluff hatte funktioniert, der Job war erfüllt, aber Shedim hatten das Artefakt bekommen.

Snowcat setzte sich rückwärts in Bewegung. FTW schulterte sich Tuareg und hob seine Waffe auf.

Starbuck sagte an, «Ich komme auch zu Euch.»

Die Signale waren schon ein kleines Stück weit entfernt. Hoffentlich kam Snowcat noch rechtzeitig. Hier konnte sie sich nicht einfach wandeln, sie musste auf ein Dach.

In dem Moment zeigte die Kamera aus Trixhots Smartlink, wie die Frau auf den Drake schoss, auf dem sie saß. 

Mit Stick `n Shock Munition.

Die Wespenkönigin war nicht mehr zu sehen, vielleicht hatte sie sich selbst verschleiert.

Blackstone sackte ein Stück ab, hielt sich auf einer Luftbö und stürzte dann bewusstlos zu Boden.

TriXhot sprang im richtigen Moment los und rollte sich geschickt ab. 

Die Frau war einfach unglaublich!

Snowcat und die anderen begannen zu rennen, um möglichst bald bei der Absturzstelle zu sein und vor allem noch, bevor Schaulustige auftauchten. Zum Glück hatte ihre Strasse gerade genau außerhalb des großen Basars gelegen.

Ein Vierertrupp PKK tauchte auf und rannte ihnen entgegen. Der Anführer hob die Hand und rief im gebrochenem Englisch, „Wir sind Freunde, wollen helfen.“

Als sie auf gleicher Höhe waren, sagte der Mann, „Ich bin Hamid. Ihr gut gekämpft. Kommt, wir zu Euren Freunden laufen.“

Er lotste sie und sie waren im Nu bei Blackstone und Trixhot, wo Hamid und seine Männer sofort einen Baldachin herunterrissen und ihn über den schwarzen, bewusstlosen Drake-Körper von Blackstone legten.

Snowcat sah zunächst nach Trixhot, der ging es gut. Dann stellte sie sich Hamid vor und dankte ihm. Erst dann zog sie ein Stimmpatch aus ihrem Daypack und drückte es Blackstone an der Seite und unter der Decke auf. Als er sich regte sagte sie, „Es ist alles soweit in Ordnung. Du kannst Dich zurück wandeln.“ 

Was er dann auch tat. 

Hamid und seine Männer hielten den Baldachin so, dass Blackstone sich ungesehen anziehen konnte.

Er war noch nicht ganz fertig, als vier weitere PKK-Männer erschienen und den leblosen Körper von Butcher mitbrachten. Die Kapuze seines Pullovers hatte er immer noch auf und da die Männer ihn in einer Decke trugen, war nicht zusehen, dass er ein Ghoul war. 

Snowcat schenkte Hamid ein müdes Lächeln, „Ich kann Dir gar nicht genug danken.“

Hamid winkte ab, „Ich Euch danken. Ihr hab gekämpft großartig gegen die Wespen. Ihr seid gute Krieger. Kommt, wir gehen zu unseren Wagen, dann kann ich Euch bringen in Lager von uns. Damit ihr Verletzungen versorgen könnt. Wollen gehen, bevor Daggers kommen, Ja?“

Snowcat nickte, „Ja, das wollen wir.“

Hier weg zu kommen, bevor die Ermittlungen losgingen, war eine hervorragende Idee.

Hamid erzählte auf dem Weg zum Wagen ungezwungen, „Ich habe schon oft gekämpft gegen Insekten. Ihr seid so gut wie Ares Firewatch. Hamid …“, er zeigte auf sich, „war in Istanbul dabei, als Hive ausgenommen wurde. Hive war fast so groß wie der in Chicago, seitdem hab ich Gespür für Insekten.“ Er schien stolz auf diese Fähigkeit.

„Weißt Du, ob es noch mehr Wespen gibt oder wohin sie wollen?“, fragte Snowcat.

Hamid überlegte, „Große Gruppe ist wegen Artefakt gekommen. Die meisten sind tot, weil ihr so gute Kämpfer. Werden dem Artefakt folgen. Artefakt hat jetzt Frau, oder?“

Snowcat nickte. 

Hamid erklärte „Frau ist Spion von UCAS. Der sie dann folgen dahin.“

Joanna war ein Spion der UCAS? Das ergab Sinn. Ob sie das Artefakt dennoch für das APEP-Konsortium geholt hatte? Oder für die Regierung?

Dann würde das Artefakt vielleicht doch nicht an die Shedim gehen? Aber war das besser?

Die Shedim hatten offenbar wirklich keine ihrer Kräfte eingesetzt. Hieß das, dass sie sich nicht offenbaren wollten oder sollten? Sicher hieß es das. Aber inwieweit wusste jemand bei den UCAS über die Shedim bescheid? Waren vielleicht alle Shades Shedim?

Snowcat schob die Fragen beiseite. Dafür war später noch Zeit und so etwas musste in Ruhe erörtert werden.

Snowcat beschwichtige Hamid, „Die Frau hat guten Schutz dabei.“

Der Hoffnungsschimmer, dass das Schwarze Herz nicht einfach für die Zwecke unkontrollierter Shedim gedacht war, blieb. Und dass die Wespen es nicht hatten, fand Snowcat gut. 

Wer der weniger Üble unter den Schurken war, wusste Snowcat sowieso nicht zu sagen und darüber zu entscheiden, lag nicht in ihrem Ermessen.

Sie erreichten einen Lastwagen mir Plane und stiegen hinten ein. Butcher und Tuareg legten sie vorsichtig auf den Boden zwischen die beiden langen Seitenbänke.

Einer von Hamids Männern fuhr und sie kamen problemlos durch die Kontrolle. Hamid kannte die Männer der 10.000 Daggers offenbar.

Starbuck hatte sich neben Snowcat gesetzt und auf der Fahrt zum Lager brachen die angestauten Emotionen aus ihm heraus. Er beugte sich zu Snowcat und flüsterte ihr leise und aufgeregt zu, „Mann, was war das denn? Wir wollen 'ne normale Übergabe machen und plötzlich stehen uns drei (!) Gegner gegenüber. FTW murmelt was von UCAS und Shades, Du sagst, vor uns steht ein Shedim. Mir gefriert das Blut in den Adern. Nur mit Mühe lasse ich mir den Adrenalinschub nicht anmerken. Und das alles in einem Moment, wo für mich der Job mit der Übergabe an Joanna eigentlich erledigt war – Feierabend, Shoppen, Party - aber nix da. Unser Team steht plötzlich im Kampf gegen drei Gruppen von Gegner. Dabei waren die Wespengeister nach meiner Einschätzung nicht mal die stärksten. Die Situation war absolut chaotisch.

Mit einem echt sehr improvisierten Taktiknetz will ich unserem Team so viele Infos geben, wie eben geht. Am Anfang bekomme ich noch mit, das Butcher einen wahnsinnigen Zauber vom Stapel lässt. Die PKK hatte er damit entwaffnet und die Wespen auch. Dann geht noch die Brutzelwespe auf sein Konto. Logo – dass er damit die ganze Aufmerksamkeit der Wespen auf sich zieht. Dann verliere ich ihn aus meiner Sicht. Er kämpft bestimmt tapfer weiter, aber keiner von uns sieht was, keiner kann ihm helfen oder retten. Jetzt ist er tot.“ Starbuck sah einen Moment lang traurig nach unten und Snowcat griff nach seiner Hand, um ihm ein wenig Trost zu spenden. Sie sagte nichts. Sie ließ ihn einfach weiter sprechen. 

„Später als Du mit den Shedim in der Gasse verschwindest, mache ich mir keine Sorgen. Die PKK sind ja doch auf unsere Seite, also nur zwei Gegner. Außerdem denke ich, Du hast die Lage im Griff…“

Sie lächelte leicht. Starbuck hatte das richtig erkannt, sie hatte die Lage in der Gasse im Griff gehabt.

„ …Ich warte auf ein Go zum Angriff auf die Shedim. Ich denke mir, wir greifen sie noch nicht an, da sie uns ja bis jetzt gegen die Wespen geholfen haben. Trixhot’s Schuss auf die Shedim ist für mich das Startsignal. Aber die Shedim sind verdammt gut. Ehe ich über die Matrix Erfolge habe und was an ihren Waffen drehen kann, ist der Kampf so gut wie vorbei. Das nächste was ich bemerke ist, das Blackstone in Schwierigkeiten steckt. Auch ich selbst muss meine Position ändern und finde einen Weg auf 's Dach. Kaum bin ich oben, sehe ich wie ein schwarzer Drake scheinbar freiwillig der Wespenkönigin folgt. Ich denke ‚Blackstone, das darfst Du nicht! Du … Du bist Blackstone. Du machst so was nicht. Du wirst nicht so enden!‘ Nicht der Blackstone, den ich kenne! Meine Matrixfähigkeiten sind hier nutzlos. Dann sehe ich, dass TriXhot auf Blackstone rauf springt. Unfassbar! Was für ein Mädel! Soviel Mut, Tapferkeit, Teamgeist, oder Verrücktheit. Ich habe nur eine Möglichkeit gesehen, mit Schüssen Unruhe stiften. Klar kann ich keinen signifikanten Treffer setzen, aber ich kann nicht einfach zusehen, wie Blackstone weg fliegt und TriXhot auf ihm reitet. Als ich aus meiner Deckung wieder vor gucke, landet Blackstone und die Wespen sind weg. Puh.... TriXhot ist nix passiert.“

Starbuck atmete tief aus und dann wieder tief ein. Er sah Snowcat in die Augen, „Snowcat hilf mir! Sieg oder Niederlage, schwarzes Herz erkämpft und übergeben oder an den Gegner verloren - was war das heute?“

Snowcat drückte Starbucks Hand und sagte sanft, „Wir können wohl nicht von einem Sieg sprechen, wenn wir jemanden von uns verloren haben.“

Snowcat ging jetzt nicht weiter darauf ein, was für unglaubliche Geheimnisse sie gefunden hatten. Wespengeister bei der Mafia und Shedim beim UCAS-Militär. Joanna war vielleicht sogar ein Spion. 

Nein, es schickte sich nicht, das gegen das Leben eines Metamenschen aufzuwiegen, auch wenn es für Snowcat den Verlust erträglicher machte. Stattdessen sagte sie, „Verloren haben wir das Artefakt nicht, da wir es nie bekommen sollten. Also ist es auch keine Niederlage. Am Ende haben wir unseren Auftrag erfüllt und unsere Reputation verbessert. So, wie Joanna reagiert hat, ist nicht davon auszugehen, dass die Shedim, die dort waren, das Artefakt für sich bekommen. Was der Auftraggeber mit dem Artefakt macht, liegt nicht bei uns. Genau dafür stehen Shadowrunner ja. Darum ist mein Fazit, dass das weder Sieg, noch Niederlage war. Es war ein Run in der harten 6. Welt, der nicht perfekt gelaufen ist. Das Risiko drauf zu gehen, gehen wir jedes Mal ein. Die Toten sind tot, wir können nur daraus lernen. Ein Debriefing wird dabei helfen.“

Sie lächelte Starbuck aufrichtig an. „Du warst heute sehr gut und TriXhot ist eine Klasse für sich. Es ist echt toll Euch im Team zu haben. Und wir haben gemeinsam sage und schreibe 16 Insektengeister getötet und 2 Shedims dazu gezwungen ihren Host zu verlassen. Das ist eine unglaublich Leistung und ein Gewinn für die Metamenschheit.“

Sie warf einen Blick zu Blackstone rüber, „Vielleicht ist es dann doch ein Sieg, eben nur ein teurer. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden. Wir sollten fit werden und wenn möglich noch Blackstones Dolch suchen.“

Starbuck nickte.

Sie kamen im Lager der Soldaten an und da Snowcat nun Ruhe hatte, sah sie nach Tuareg.

Traurig musste sie feststellen, dass auch seine Seele gegangen war. FTW hatte ihn stabilisiert, aber da war er bereits hirntot gewesen.

Sie würden sich um zwei Beisetzungen kümmern müssen und das schleunigst, denn hier ganz in der Nähe gab es zwei Shedim, die ihren Host verloren hatten.

Zwei Tote für zwei Geheimnisse - nein, das war kein guter Tausch. 

‚Pff!‘, machte Katze und schlug mit der Tatze nach einer … Fliege.


                                                             UC - UNIVERSAL CONSULTANTS - UC

                              UC - Unknown Consequences -das TOP-Runnerteam aus Seattle- You See!


Ob die Runner Blackstones Dolch zurück bekommen, wer ihnen noch begegnet, was die Geheimnisse wert sind und was die Zukunft bringt, wird demnächst hier zu lesen sein. Schau also bald mal wieder rein, Omae.

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*