Tales of Snowcat 35: A Drizzt and a Zork (Run 82/1 + Rückblick Run 79)

TALES OF SNOWCAT (35)

PERIOD4: Magician

ERA4: Modern Baroque

AGENDA8: Shadowrun

TIMESTAMP1: 04/22 & 23/2077

RUN NO: 82/1 (+ Rückblick: Lockdown und der Ruf der Matrix, Run 79)

ON THE RUN: Bloody Guts, Drizzt9, Hamaka, Snowcat

APPEARANCE2: Blackstone, Bubbles, Doc, Harlequin, Liam, Lockdown (Starbuck), SpArcade

SPECIAL APPEARANCE2;5: Elizabeth, Laurent Nazaire, Zork9 

SPOILER ALERT: Die Episode enthält Spoiler auf den Missions-Band „Boundless Mercy“ von Catlayst Game Labs. Der Rückblick enthält diverse Spoiler auf die Plotline um CFD!!!

WARNING: Dieser Text ist für Leser unter 17 Jahren nicht geeignet. Sexualität, Gewalt, Magie, Tod, Kraftausdrücke, Folter, Rassismus, Alkohol- und Drogenkonsum können vorkommen. 

DAS GESCHAH ZULETZT:

Man überprüft das Safehouse und Tarngeschäft eine S-K-Blackops-Teams in Battery Park, das sich seit einiger Zeit nicht mehr gemeldet hat. Als Snowcat, Blackstone und Phoenix sich in dem Geschäft umsehen, werden sie unweigerlich erkannt. Mr. Lecroix und sein Bodyguard Hagen sperren die drei Runner im Geschäft ein und versuchen dann zu entkommen. Trotz diverser Hindernisse, die den Runnern von UC in den Weg gestellt werden, gelingt es letztendlich, Lecroix zu fangen. Wie vermutet handelt es sich bei ihm um den gesuchten Crackhaus. 

Anfang April wird UC um Hilfe auf der Suche nach Gerechtigkeit gebeten. Einem jungen Troll wurden die Hörner abgesägt. Es gelingt dem Team, die Verantwortlichen aufzuspüren und einzuschüchtern. Die Hörner werden zurückgeholt und eine Entschuldigung der Täter bei den Opfern wird erzwungen. Während des Runs trifft man in einem Club auf den Yakuza Sato, der sich seit einer Begegnung im Februar beleidigt fühlte. Die Differenzen werden beseitigt, indem Medaron sich nach Yakuza-Tradition von seinem kleinen Finger trennt.

Anfang April 2077 erhält Snowcat eine Einladung von Laurent Nazaire. Der Zwerg hat einen Auftrag für das Team: Daten aus der Ruine eines Blockhauses in einem Waldgebiet von Seattle nahe der Grenze zu den NAN sollen beschafft werden. Als das Dreierteam von UC dort ankommt, treffen sie auf Mitglieder der Gang der Specters, die dort nach Telesma suchen. Durch eine Einigung geht man einer Konfrontation aus dem Weg. Da das Gebäude durch ein Feuer instabil wurde, muss Snowcat alleine in den Keller gehen und die Daten holen, was ihr gelingt. Bei der Übergabe der Daten am nächsten Tag (14.04.2077) stellt Nazaire den Runnern Hamaka und Snowcat noch eine Freundin von sich vor. 

Anmerkungen:

1. Der Zeitstempel wird an unsere Zeitlinie angepasst und ist maximal an die offizielle Timeline angelehnt.

2. Die Episode wurde am 17.05.19 erspielt. Neben mir und dem GM war der Spieler von Hamaka anwesend. Run 79, Lockdown und der Ruf der Matrix, spielten der GM und ich am 25. und 26. 5. Da wir eine große Gruppe von 8 Spielern sind, nimmt jeder Spieler meist nur einen Charakter mit auf den Run. (Unter Umständen kann ein weiterer Charakter für den Run notwendig sein.) So sollen zu viele gleichzeitige Handlungsstränge vermieden werden. Nur in der ausgespielten Downtime kann ein Spieler alle seine aktiven Charaktere ausspielen. Wegen den Widrigkeiten und Schönheiten des RL können nur selten alle Spieler am Spielabend teilnehmen. Deshalb können Charaktere in einer Episoden ohne weitere Erklärung auftauchen, verschwinden oder nicht weiter erwähnt werden. Darüber, welche Charaktere mit auf einen Run gehen, entscheiden die Spieler nach eigenem Gefallen. Das muss nicht immer die logischste Entscheidung sein, und entspricht in keinem Fall nur Snowcats Willen, auch wenn es in der Geschichte anders zu lesen ist. Manchmal ist ein Charakter mit auf einem Run, obwohl sein Spieler abwesend ist. In diesen Fällen wird der Charakter zwar mitgeführt, sein Handeln gerät, wenn möglich, aber in den Hintergrund. Das Spotlight soll auf Charakteren liegen, deren Spieler anwesend sind. Gegebenenfalls hinterlassen Spieler beim GM Regieanweisungen. 

Eine Beschreibung aller Charaktere findest du hier [LINK].

3. Die verlinkten Songs sollen lediglich zu Stimmung beitragen und enthalten keine versteckten Hinweise. Jedenfalls meistens nicht :). Übrigens kaufen wir jeden in den Episoden verwendeten Song, sollte er sich nicht schon vorher in unserem Besitz befunden haben. Nicht nur, damit wir die Songs jeder Zeit auf all unseren Geräten abspielen können, sondern auch, weil wir damit den jeweiligen Künstler unterstützen möchten. Eine Liste mit dem kompletten Soundtrack findest du hier [LINK]. Eine YouTube Playlist zur aktuellen Season findest du hier [LINK].

4. In den ‚Tales of Snowcat’ erzählt Snowcat einem imaginären, nicht näher definierten Zuhörer die Ereignisse aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Seit dem Weggang von Katze führt Snowcat auch Tagebuch. Was ihr zunehmend wichtiger wird, da ihr die Dialoge mit Katze fehlen. Man kann ToS demnach auch als Tagebuchauszug betrachten. ‚Period‘ beschreibt dabei den Lebensabschnitt auf dem sich Snowcat befindet. ‚Era' beschreibt das Thema, unter das Snowcat in dieser Zeit den Inhalt ihres Kleiderschranks gestellt hat. ‚Broadcast‘ fasst zusammen, was von dem per Drohne gedrehten Material dem Trideo-Zuschauer der Serie Snowcat and the Howling Shadows zur Verfügung gestellt wird und wann es gestreamt wird.

5. Einige der Namen, die in der Geschichte auftauchen, sind auch in der offiziellen Shadowrun-Welt ein Begriff. Ähnlichkeiten sind beabsichtig. Allerdings kann das hier dargestellte Bild auch deutlich von dem Bild im SR-Kanon abweichen, da es unserer Spielwelt angepasst wurde.

6. Teilweise stehen Dialoge in diesen » « Textzeichen. Die gesprochenen Worte werden dann vornehmlich via Teamnetzwerk oder Commlink verbreitet und sind für Wesen, die keine Mitglieder im Teamnetzwerk sind, nicht oder nur schwer zu hören. Ferner stehen in <> schriftliche Nachrichten und in ‹ › stehen Dialoge via Geistesverbindung, wie zum Beispiel die mit einem Geist unter Kontrolle, Gespräche via Mindnet oder Dragonspeech. Wird zusätzlich eine andere Schriftart verwendet, handelt es sich um unausgesprochene Gedanken oder extra-persönliche Anmerkungen von Snowcat.

7. Snowcat sieht die Geister, die einen Element zugeordnet sind als klassische Elementarwesen:  Luftgeister sind Sylphen, Erdgeister Gnome (früher Brownies), Feuergeister Salamander und Wassergeister sind Undinen. Jeder Geist, den sie beschwört, hat für sie zudem einen eigenen Namen. Guidance Spirits sieht Snowcat als weise Paten, die sie mit Godfather und Godmother betitelt. Guardian Spirits sind für sie Warden, also Krieger verschiedenen metamenschlichen Rassen. Die Warden tragen als Hommage an meine Lieblingsbuchsreihe den ‚Dresden Files‘ von Jim Butcher, die Namen von den Warden des White Council. Spirits of Man sind für sie Leprechauns (Kobolde) und Task Spirits sind Brownies. Beast Spirits bekommen den Titel Master und Plant Spirits den Titel Mother (z.B. Master Wolf oder Mother Oak). 

8. Schlagwort(e), Überschrift(en) unter denen die Episode steht.

9. Die Namen sind eine Hommage an die wundervolle Welt Forgotton Realms/Dungeon and Dragons und an das Computerspiel aus den 80er Jahren. 

• Weitere Begriffserklärungen findest Du dort: [LINK]. 

POSTED BY SNOWCAT:

[Song 1: Sia - Breathe Me3] Ich saß in meinem Dachgarten über dem O’Niall-Center und arbeitete an drei Skizzen auf meinem virtuellen Zeichenboard, die ich in den letzten Wochen irgendwann angefangen hatte. Zwischen den Skizzen hin und her zu wischen, mal an der einen und mal an der anderen zu arbeiten und dabei meine Gedanken umherschweifen zu lassen, war für mich eine fantastische Methode, Dinge zu verarbeiten und klarer zu sehen. Während ich den Skizzen Details hinzufügte, fing mein Gehirn, manchmal fast schon zufällig, einen Gedanken auf und blieb daran kleben. Meist griff mein Bewusstsein jedoch nach einem Thema, welches mit der Skizze zu tun hatte.

Als ich zum Beispiel der Ancients-Szene aus Boston - ein Bild, mit dem ich nun schon seit Monaten immer wieder beschäftigt gewesen war, und das so vollgepackt war mit Einzelheiten, dass ich daraus ein Suchbild machen könnte - ein weiteres Motorrad hinzufügte, fiel mir wieder ein, wie gut es doch war, dass ich meine Augen und Ohren überall hatte und meine Kontakte pflegte, damit das auch so blieb. Wie hätte ich sonst erfahren können, dass Belial während meiner Zeit in Boston endgültig zum Captain von Seattle empor gestiegen war. Nachdem Green Lucifer bereits Ende 2074 zum Colonel der Westküste befördert worden war, war ein neuer Captain nötig geworden. Um eine Doppelbelastung bewältigen zu können, waren die Ancients einfach zu groß. Doch Green Lucifer hängt nun mal an dem Chapter in Seattle, darum war ihm seine Nachfolge extrem wichtig gewesen. Er wollte eine Person auf der Position, der er vertraute. Und das war, man höre und staune, nun mal Belial, sein vorlauter und auffälliger Sohn, und zugleich wohl der jüngste Captain, den die Ancients je gesehen hatten. Die Urlegende Sting, zu Beginn meiner Zeit dort selbst noch Captain, diente als Belials bester Berater und Troubleshooter. Mit dem Combat-Mage Rook war aktuell noch ein Rassist gegen alle Nicht-Elfen mit an die Machtspitze getreten, wegen dem ich wohl besser nicht mit Shark Finn oder Hamaka dem neuen Captain eine Aufwartung machen sollte. Wenn ich ihm denn überhaupt meine Aufwartung machen würde. Ich hatte mich diesbezüglich noch nicht entschieden. Der Drake in mir war nämlich absolut dagegen. Er proklamierte, Belial müsse früher oder später mir seine Aufwartung machen.

Ich wischte nach links und setzte meinen Zeichenstift auf das neue Portrait von Blackstone. Ich schloss kurz die Augen, um mir seine aktuelle Erscheinung in Erinnerung zu rufen. Er war in den letzten Jahren nicht faltiger oder älter geworden, eher im Gegenteil. Ich öffnete meine Augen wieder. Dennoch hatte ich die durchaus vorhandenen Unterschiede zu früher gut getroffen, wie ich erfreut feststellte. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. Doc hatte mir vor Wochen erzählt, dass er über seine alten Attentäter-Kontakte gehört hatte, dass wieder ein Kontrakt auf Johnny Spinrad ausgesetzt worden war. Zu meiner Erleichterung hatte Doc ihn nicht angenommen, obwohl die Summe hoch genug war, sich auch für ihn zu lohnen. Natürlich hatte ich gleich darauf Foggy informiert und ihn mit der Information zu Johnny geschickt. Von wem der Tötungsauftrag gekommen war, hatte Doc nicht gewusst. Doc hatte aber ausgeschlossen, dass er von Johnnys Erzfeind Lofwyr gekommen sein konnte, da der goldene Große Drache wohl seine eigene Leute schicken würde. Blackstone - er wäre da ein ziemlich perfekter Kandidat, kam mir plötzlich in den Sinn. Über mich würde er problemlos sehr dicht an Johnny Spinrad kommen können. Blackstone musste von dem Auftrag nicht einmal wissen. Die Aufgabe konnte in seinem Unterbewusstsein platziert worden sein und ausgelöst werden, wenn er Johnny Spinrad gegenüberstand. Ich schob diesen unangenehmen Gedanken beiseite, bewahrte ihn aber im Hinterkopf für kommende Gelegenheiten. 

Ich konnte mir nicht vorstellen, dass Lofwyr Blackstone als trojanisches Pferd bei mir platziert hatte. Überhaupt nervte der Konflikt zwischen Lofwyr und Spinrad mich, eigentlich war der doch gar nicht nötig. Vielleicht sollte ich mal zwischen den beiden vermitteln und sie zu einer Versöhnung bewegen. 

Ich kicherte in mich hinein und wischte zum dritten Bild.

Die Halbkörper-Zeichnung von Lockdown. Hier war es nun völlig klar, die Veränderungen des Bewusstseins einer Person zeichneten sich in dessen Gesicht und Körperhaltung ab. In der Aura natürlich auch. Die Augen, die mich aus der Zeichnung heraus ansahen, waren nicht die von Starbuck. Wie sollten sie auch? Die CFD-Persönlichkeit hatte schon längst gegen Starbuck gewonnen, als ich auf Lockdown getroffen war. 

Ich seufzte. 

Vor fünf Tagen hätte Starbuck seinen 32. Geburtstag feiern sollen, doch da war sein Körper bereits in Vladivostok gewesen und wartete auf der Raketenbasis von Evo auf seine Reise zum Mars.

❄️❄️❄️

Als Ende Januar diesen Jahres der Aufruf durch die Matrix gehallt war, es gebe einen Weg, der alle CFD-Headcases in die Freiheit führte, hatte ich SpArcade darum gebeten, sich mal vorsichtig nach Starbuck umzuhören, der unter dem Namen LogOut als Musiker tätig war. Nach seiner Entführung und seinem unfreiwilligen Aufenthalt in einem Labor von Celedyr - wo er sich mit CFD infiziert hatte - was wir aber damals 2074 noch nicht wissen konnten - hatte er sich aus den Schatten zurückgezogen. Wenn man den Schatten den Rücken kehrt und ein völlig neues Leben anfangen möchte, ist es sicherer, jeglichen Kontakt zu Runnern abzubrechen. Also hatten sich meine und Starbucks Wege völlig getrennt. 

Naja, fast völlig. 

Bei einem so alten und guten Freund vollzieht man die Trennung irgendwie doch nicht komplett. Wir hinterließen uns immer wieder auf dem einen oder anderen Board Nachrichten. Doch auch diese waren in den letzten Monaten ausgeblieben, was mir in Boston natürlich gar nicht hatte auffallen können.

SpArcade hatten heraus gefunden, dass LogOut Mitte Februar 2077 nicht zu einem seiner eigenen Konzerte erschienen war. Dafür hatte ein paar Tage später ein Musiker mit dem Namen Lockdown im Spirit Focus, einem Jazz-Club, eben Jazz gespielt. Zusammen mit Bubbles und Thunderstrike waren sie dann ins Spirit Focus gefahren und hatten herausgefunden, dass Lockdown tatsächlich genau aussah wie Starbuck. Nur, dass er eben völlig andere Musik gemacht hatte. An jenem Abend hatte er Kontakt zu einem Ork im Anzug und dessen Bodyguard, einer hammermäßig aussehenden Trollin, gehabt, die Arcade dann im Big Rhinos lokalisiert hatte. An diesem Punkt hatten sie mich ins Boot gerufen.

[Song 2: Placebo - Black Eyed3] Sie holten mich ab und wir fuhren gemeinsam ins Big Rhinos. 

Nach Auren lesen, Matrix-Suche und Commlinks hacken war folgendes klar geworden:

Bei dem Ork handelte es sich um Viktor Lemkov, einem Johnson und Troubleshooter von Evo, der gerade einen Decker mit dem Namen Yuri anheuerte, der irgendwelche Daten über ein Schiff verschwinden lassen sollte.

Die Trollin war die wunderschöne Ambrosia Lima aus Sao Paulo, die als Bodyguard unter dem Namen Forsa unterwegs ist und seit mehr als einem Jahr für Lemkov arbeitete.

Lemkov hatte so viele Naniten im Blut, dass die Vermutung nahe lag, er sei mit CFD infiziert, was sich später dann auch bestätigt hatte.

Mit diesem Wissen im Gebäck verließen wir den Pfad der Vorsicht und statteten der Wohnung von Starbuck einen Besuch ab. Doch leider war das Nest zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen gewesen. 

Lockdown hatte kurz nach seinem Konzert im Spirit Focus alles gepackt und war untergetaucht.

Allerdings hatte uns Starbuck eine Spur aus Brotkrumen-Daten hinterlassen, die zu einem Großteil nur von anderen Technomancer gefunden werden konnten.

Wir mussten die Aufnahmen des Jazz-Konzertes finden und analysieren. Daraus ergab sich ein Watermark, welches uns ins Court führte - eine Bar, in der Duke, Starbuck, Clicks und ich zu unseren Anfängen gewesen waren. Von da ging es weiter in die Tiefen der Resonanz, wo Sparky und Arcade das ‚Endless Archive‘ hatten aufsuchen müssen. Dort fanden die Zwillinge dann schließlich ein Tagebuch von Starbuck, aus dem der Kampf mit der anderen Persönlichkeit ganz klar hervorging. Lockdown, wie er sich selbst nannte, hatte eindeutig gegen Starbuck gearbeitet, und vernichtet, was dieser herausgefunden hatte. In seiner Verzweiflung hatte Starbuck alles dafür getan, damit Lockdown sein Leben nicht glaubwürdig hatte übernehmen können. Letztendlich war aber auch Starbuck klar geworden, dass er den Kampf verlieren würde.

Zuletzt hatte er der Tagebuch-Datei alle seine LogOut-Musik hinzugefügt und sich seinem Schicksal ergeben. 

Natürlich fragte ich mich zwischenzeitlich, warum Starbuck uns nicht direkt um Hilfe gebeten hatte. Seltsamerweise ist mir kein Fall bekannt, in dem die CFD-befallene Person jemanden direkt um Hilfe gebeten hat. Ich kann nur vermuten, dass sich die Ursache in der Tatsache findet, dass es sich um eine psychische Erkrankung handelt, die das Gehirn einfach mit sich selbst ausmachen muss. 

Immerhin führte uns das Tagebuch zur aktuellen Comm-Id von Lockdown und der Information, dass dieser am Tag des Aufrufs Kontakt mit einem gewissen Ether aufgenommen hatte.

Mir sagte der Name Ether nichts, aber mein Gefühl sagte mir, es wäre eine gute Idee, sich mit einem Matrix- und Runnerexperten zu treffen, also rief ich Bull an.

Wir trafen uns noch am selben Abend, zwei Tage nach Start der Suche, erneut im Big Rhinos.

Bull, ‚the best Ork decker you’ve never met‘, wusste eine Menge zum Thema. Was er mir auch mitteilte, nachdem wir abhörsicher über Mindnet eine Verbindung hergestellt hatten.

Die Gruppe um den Aufruf nannte sich Monads, und Ether war das Wesen, das die Anstrengungen der Monads koordiniert. Es war auch der Absender besagter Einladung. Plan 9, ein berühmter JackPointer, war ebenfalls infiziert, war aber bereit, sein Wissen mit dem JackPoint zu teilen. Die Monads hatten die Gagarin-Raumstation auf dem Mars schon vor langer Zeit übernommen. Mit den ersten Ausbrüchen von CFD 2074 war der Kontakt zur Raumstation abgebrochen. Ether hatte zusätzlich seinen beiden Nachrichten ins Global Grid noch eine dritte Nachricht verschickt, die nur an den Corporate Court gegangen war. Den Inhalt dieser Nachricht kannte Bull nicht.

Meine Neugier war zu diesem Zeitpunkt natürlich schon längst erwacht. Wenn auch nur die Möglichkeit bestand, dass eine Befreiung der Monads die infizierte Persönlichkeit am Leben ließ, konnte das vielleicht die Heilung für AveRage und Starbuck sein. 

Für uns gab es nun zwei Fragen zu klären: Welche Ziele hatte Lemkov, und wollte Lockdown dem Aufruf folgen?

Um es kurz zu machen, Lemkov besorgte das Schiff zwar als Reisemöglichkeit für weitere Headcases/Monads nach Vladivostok, verfolgte aber seine eigenen Ziele: Seine Rache an Evo. Er hatte bereits Naniten organisiert und mit seiner Persönlichkeit beschrieben. Damit wollte er die Headcases auf dem Schiff zu Kopien von sich machen, mit denen er dann gegen Evo vorgehen wollte. Dank meiner umfangreichen Erfahrungen mit Boston-CFD vereitelten wir den Plan, töteten Lemkov und krümmten Forsa kein Haar. Die Reisearrangements ließen wir, wie sie waren - und so bekamen sechs Monads ihre Fahrt zur Raketenbasis. Einer dieser Monads war Lockdown.

Lockdown war bereit gewesen, mit mir zu reden. Er hatte von Starbuck genug über mich gelernt, um zu wissen, dass er mir bis zu einem gewissen Grad trauen konnte. Außerdem würde ich den Körper von Starbuck nie in Gefahr bringen. Lockdown hatte die Absicht, den nächsten Flug zur Gagarin-Raumstation zu nehmen, der irgendwann im April oder Mai 2077 starten würde. Mit Starbuck konnte ich nicht sprechen, Lockdown wusste auch nicht, inwieweit Starbuck überhaupt noch existieren würde, sobald Lockdown selbst frei sein würde, noch wusste er, wie die Befreiung aussehen würde. Lockdown versprach aber, sich bei Ether für die Rückkehr meines Freundes einzusetzen. 

Ich konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr machen, als alles dafür zu tun, dass Lockdown die Raketenbasis sicher erreichte. 

Was ich dann auch getan hatte.

❄️❄️❄️

Mit etwas Wehmut fügte ich der Zeichnung von Lockdowns Gesicht einige Schattierungen hinzu. Die Wehmut verflog mit dem nächsten Windzug.

Blackstones Rückkehr hatte gezeigt, dass ich Starbuck noch lange nicht aufgeben musste. Ich hoffte darauf, auch Starbuck wiederzubekommen. Selbst, wenn wir dann keinen Kontakt haben würden.

Was an Trauer nach der Rückkehr aus Vladivostok übrig geblieben war, hatte ich mir in drei wundervollen Wochen in meinem Blockhaus in den Cascades aus dem Körper geflogen und mit Harlequins Hilfe aus dem Kopf gevögelt. Ich hatte mich so verausgabt, dass ich etwas an Gewicht verloren hatte. Doch mit Hilfe der doppelten Portion Kuchen, die ich seit meiner Rückkehr von Mac jedes Mal hingestellt bekam, wenn ich das Haunted Mug betrat, und dem täglichem Fitnesstraining mit Shark Finn hatte ich meine perfekte Figur bereits fast wieder. 

Ich würde das Thema ‚Heilung für Monads‘ freilich noch mit AveRage besprechen müssen, hatte mich aber dazu entschlossen, ihm die Sache wenn überhaupt dann erst kurz vor dem Launch des nächsten Schiffs zum Mars mitzuteilen. Ich wollte seinen Monad nicht früher als nötig auf diese Reise aufmerksam machen oder gar aufwecken. 

In ein paar Tagen würde ich mich entscheiden müssen, denn sonst wäre die Rakete abgeflogen.

❄️

Eine Nachricht traf auf meinem Commlink ein. Mit einer Handbewegung zog ich sie in den Vordergrund meines AR-Overlays und öffnete sie. 

>Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen. Ich würde gerne mit dir einen weiteren Ausflug planen, Laurent.< 

Laurent Nazaire hatte also Sehnsucht nach mir. Das konnte ich nur allzu gut verstehen. Allerdings würde er es wohl mehr auf meine Fähigkeiten abgesehen haben als auf meine äußere Erscheinung - mehr, nicht nur. Laurent wusste eine Frau mit Stil zu schätzen.

Bei der mitgeschickten Adresse handelte es sich um einen Ort in Capitol Hill im nordöstlichen Downtown. Das Gebiet um die 14. Avenue East wird wegen seiner vielen Kirchen auch gerne Catholic Hill und wegen der vielen Reichen Millionaire Hill genannt. Eine extrem avantgardistische  Gegend mit diversen Bars für jegliche alternativen Sexualitäten. Ich kannte den angegeben Treffpunkt bereits, denn es war wieder die verlassene Kirche, in der wir letzte Woche Elizabeth kennengelernt hatten. Diesmal war das Treffen für 20 Uhr angesetzt. Also noch vor Sonnenuntergang, interessant.

Ich bestätigte die Einladung und lud Hamaka dazu ein.

❄️❄️

[Song 3: Royale Deluxe - How We Do It3] Ich fuhr bei Hamaka vorbei, um ihn abzuholen. Er trug eine dunkle Hose, feste dunkle Schuhe und ein schwarzes Shirt mit einem schwarzen Monster, das aussah, als wäre es aus schwarzem Öl gegossen. ‚Venom’ stand in roten Buchstaben via AR unter dem Monster geschrieben, die Buchstaben wechselten von Lila nach Rot und wieder zurück. Über das Shirt hatte der Ork eine schwarze Weste mit Taschen gezogen. Sein Outfit wurde durch eine rein schwarze Wollkappe komplettiert.

Damit bildete Hamaka eine schönen Kontrast zu all dem weiß, mit dem ich heute daherkam. Ich hatte mich für ein langes weißes weichfließendes A-Linien-Kleid [Bild], eine weiße Lederjacke [Bild] und weiße Riemen-Heels [Bild] entschieden. Burgunderrote Lippen, ein paar Vintage-Saphirohrstecker und eine halboffene Hochsteckfrisur brachten Farbe und Stil in das Ensemble.

Nazaire erwartete uns an der Treppe, die in die Kirche führte. Der Zwerg trug erneut einen dreiteiligen Anzug, den ich an ihm noch nicht gesehen hatte, dazu ein dunkelgrünes Hemd und eine mattgoldene Krawatte. In der einen Hand hielt er einen Gehstock, der mir schon im Restaurant aufgefallen war, in der anderen ein durchsichtiges Kästchen, in dem sich eine Orchidee befand, die man sich anstecken konnte. Via AR war das Kästchen stilvoll aufgepimpt.

Ich bedankte mich mit einem strahlenden Lächeln, als mir Laurent die echte Blume als Geschenk überreichte. 

„Isch habe noch eine’ Freund mitgebracht!“, erklärte er und deutete nach rechts, wo gerade passend aufs Stichwort eine dunkle, schlanke und hochgewachsene Gestalt relativ lautlos den Kiesweg entlang geschlendert kam. Ich schätze ihn auf etwas über 1,90 m. Er trug schwarze Docks, eine schwarze enge Hose, eine Vashon Island Ace of Swords Jacke - das ist die, die im Stil einer japanischen Fliegerjacke aus dem Zweiten Weltkrieg nachempfunden ist - und darunter ein schwarzes Shirt. Seine spitzen Ohren waren ebenfalls schwarz, genau wie seine Hände. Dafür hatte er weißes, wahrscheinlich schulterlanges Haar, welches er zu einem Knoten, einem sogenannten Man-Bun, hoch oben am Kopf zusammengesteckt hatte. Er hatte eine Sonnenbrille mit schwarzen Gläsern, die einen Hauch violett zeigten, und silbernem Rahmen aufgesetzt. 

Als er näher trat, verzog sich sein Mund zu einem Lächeln, das irgendwo zwischen erfreut und spöttisch lag. 

Jetzt wurde auch klar, dass der Elf keine schwarze Haut hatte, sondern stattdessen samtig schwarzes, sehr kurzes Fell. Dieser Elf war ein Nocturna.

Auf dem Rücken trug er ein kurzes japanisches Schwert, ein Wakizashi. Für eine solche Waffe war  in den Ace-of-Swords-Jacken standardmäßig eine Scheide vorgesehen. 

„Hoi!“, sagte er locker und nickte Nazaire zu.

„Wenn isch vorstellän darf, das iist Drizzt9!’’, der Zwerg hatte den Namen kontrolliert ausgesprochen und das i, entgegen seines schweren französischen Akzents, nicht langgezogen.

Selbstverständlich brauchte ich hier in Seattle nur selten vorgestellt zu werden. Laurent stellte mich und Hamaka dennoch vor, einfach, weil es höflich war.

Als ich Drizzt meine behandschuhte Hand reichte, hob dieser eine seiner weißen Augenbrauen. „Das Trideo wird dir nicht gerecht.“ 

Ich lächelte charmant. „Danke, das finde ich gut!“

„Ich nicht!“, erwiderte der Nocturna.

Ich legte den Kopf leicht schief. „Wieso?“, fragte ich unschuldig.

„Na, weil ich dich im Trideo öfter sehen kann als in real!“ 

Ich zwinkerte ihm mit einem perfekten Augenaufschlag zu. „Das gewichtet sich ja vielleicht zukünftig anders, jetzt, wo du extra für uns so früh ausgestanden bist“, womit ich darauf anspielte, dass Nocturna nachtaktiv waren und tagsüber ziemlich schläfrig. 

„Du bist gut informiert!“, meinte Drizzt daraufhin. 

❄️

Wir drängten uns durch den abgesperrten Bereich der geschlossenen Kirche bis nach hinten, wo wir wieder durch den Nebeneingang nach unten in die Krypta kamen. Es roch nach brennenden Kerzen und duftete nach Blumen, da wie schon vor einer Woche überall frische Blumenbouquets aufgestellt waren. Die Blumen regelmäßig zu erneuern musste ein kleines Vermögen kosten. Ich fragte mich, ob Nazaire wohl Elizabeths Kavalier oder ob sie selbst eine gute Gärtnerin war.

Elizabeth empfing uns erfreut lächelnd und lud uns ein, in der Sitzecke Platz zu nehmen.

Da ich fest davon ausging, dass sowohl Elizabeth als auch Laurent magisch aktiv waren, wagte ich es nicht, astral wahrzunehmen, aber mein Sinn für das Erspüren von Magie ist relativ unauffällig. Darum nutze ich die Gelegenheit, als Laurent und Elizabeth sich begrüßten, um besagten Sinn einzusetzen. 

Elizabeth war von einem Illusionszauber umgeben, den sie eigentlich in ihrer Auramaskierung versteckte, der meinen feinen Sinnen aber eben nicht entgangen war. Ich freute mich kurz darüber. Im Gehstock von Nazaire war ein Kraftfokus untergebracht, und das Armband aus weißen Perlen und schwarzen Holzkugeln, die sich erst bei genauerem Hinsehen als kleine, geschnitzte Totenköpfe entpuppten, welches Hamaka umhatte, glühte selbstverständlich auch voller Magie. Allerdings hatte ich das vorher gewusst.

Elizabeth bot uns wieder Wasser oder Bier aus ihrer Kühlbox an. Laurent und ich nahmen Wasser, Hamaka ein Bier und Drizzt wollte nichts. 

„Nun“, begann Elizabeth im sanften Ton. „Ihr habt mir ja die Dateien besorgt. Laurent hat mir dabei geholfen, sie zu entschlüsseln. Es gibt da einen Mann, Magus Tyrone Girardi, der in einem anderem Safehouse hier in Seattle untergetaucht ist. Ich möchte euch bitten, ihn zu finden und zu mir zu bringen, damit ich ihn sprechen kann !“ Die attraktive Frau sah uns erwartungsvoll an. 

„In einem Safehouse irgendwo in Seattle?“, fragte ich ein wenig ungläubig nach.

Elizabeth lächelte. „Nun, wir konnten es etwas eingrenzen. Das Safehouse ist irgendwo in den Barrens.“ 

„Puyallup oder Redmond Barrens?“, hakte ich nach.

„Das wissen wir nicht“, gab Elizabeth zu, dann räusperte sie sich. „Mir ist schon klar, dass das nicht ganz einfach ist. Darum wende ich mich ja auch an Experten, die den Ruf haben, Unmögliches möglich machen zu können.“

Das hatte sie nett formuliert. 

„Außerdem bin ich bereit, jedem von euch 8000 Nu¥ zu zahlen!“, fügte sie noch hinzu.

„Wir werden aber zu uns dreien mindestens noch einen Decker brauchen, der die Suche von der Matrix aus gestaltet“, eröffnete ich die Verhandlung und sah danach zu Drizzt. „Es sei denn, du bist Decker?“

„Sehe ich so aus?“, wollte der Nocturna wissen.

„Du hast den passenden Wiegeschritt!“, antwortete Hamaka.

Ich schmunzelte.

Drizzt zog skeptisch die Augenbrauen zusammen, grinste aber. „Decker haben einen Wiegeschritt? - Aber ich bin kein Decker und auch kein Mage.“

Hamaka zuckte mit den breiten Schultern. „Ich dachte, du bist vielleicht zu alt, um eine Klinge zu sein!“ 

„Du hältst mich für alt?“, fragte Drizzt nun.

„Wegen der weißen Haare, die machen alt“, lautete die Antwort von Hamaka.

„Bitte?“, fragte ich in gespielter Empörung.

„Bei Männern!“, fügte Hamaka schnell hinzu und wurde leicht rot.

Ich lachte perlend. „Gerade noch gerettet!“, neckte ich.

Im Anschluss handelte ich Elizabeth auf vier mal 10.000 Nu¥ hoch.

„Gibt es noch mehr?“, wollte Hamaka wissen. „Also Infos über den Typen oder so?“ 

„Magus Tyrone Girardi ist ein afroamerikanischer Elf. Er gehört zu den Illuminates of the New Dawn. Tamera Plineck, die Magistra des Outer Order Chapterhouse Nummer 12, berichtet direkt an ihn. Außerdem ist er ein progressiver Chauvinist. Er ist davon überzeugt, dass hermetische Magier allen anderen auf dem Planeten überlegen sind“, berichtete Elizabeth.

„Das ist ja nichts Ungewöhnliches für einen Illuminati!“ Ich erhob mich. „Gut, dann werden wir uns jetzt mal auf die Suche machen. Wir wollen ja nicht trödeln. Es könnte aber durchaus eine Zeit lang dauern, bis wir ihn gefunden haben.“

Auch Drizzt, Hamaka und Laurent Nazaire hatten sich erhoben.

„Natüürliich!“, meinte Laurent nun. „Du weißt ja, wie du misch er’eischen kannst!“

Wir verabschiedeten uns.

❄️

[Song 4: Circuit Shaker, Vicky Harrison & Oliver Price Dance- Get Up and Glow3] Auf dem Weg zurück flüsterte Hamaka mir zu: „Warum war der jetzt da? Warum nehmen wir den mit?“ Der Ork deutete mit dem Kopf in Richtung von Drizzt, der ein wenig hinter uns geblieben war. 

„Vielleicht hat er noch was bei Nazaire gut. Darum hat dieser die Chance genutzt, ihn uns vorzustellen“, mutmaßte ich.

Hamaka nickte. „Gut, aber wenn wir ihn jetzt mitnehmen, dann muss er vorne sitzen, damit ich ihn im Auge behalten kann!“

Ich drehte mich zu Drizzt um. „Wir kennen da einen Pub, in dem wir in Ruhe reden können. Sollen wir dich mitnehmen?“

Drizzt nickte. „Ja gerne!“

„Fein!“, freute ich mich. „Du darfst sogar vorne und neben mir sitzen!“

„Is klar, hätte ich auch so gemacht!“, meinte er darauf unbeeindruckt.

Die von Liam und Tiernan angefertigte Ausstattung meines Panamera beeindruckte Drizzt dann doch. Ich hätte schlechter von ihm gedacht, wenn sie das nicht getan hätte.

❄️

Da ich Bloody Guts vor dem Losfahren in Downtown informiert hatte, wartete er bereits im Hinterzimmer des Haunted Mug auf uns. 

Ich grinste breit. Mit Hamaka und Medaron waren endlich alle Neulinge aus Boston Mitglieder von UC, und wir konnten unsere Besprechung trotzdem schon wieder nicht im Bootshaus abhalten. 

Troll Bloody Guts wäre nicht er gewesen, wenn er Drizzt nicht einen mega-skeptischen Blick zugeworfen hätte. Doch da ich ihm geschrieben hatte, dass Drizzt eine Beigabe des Johnsons war, zügelte er seine Feindseligkeit. Bloody Guts war eben durch und durch Profi.

Viel wussten wir über unser Ziel nicht, aber UC war wirklich gut und konnte auf viele außergewöhnlich Talente zugreifen. 

Zunächst einmal brachte Bloody Guts ans Licht, dass sich die hiesigen Illuminati durch ihre Forschung am HMHV-Virus Feinde gemacht hatten und ihre Anführer nun versuchten, sich in Deckung zu bringen. Immerhin war das Safehouse, das wir letzte Woche durchsucht hatten, auch angegriffen worden, wie die Einschusslöcher am Blockhaus gezeigt hatten.

Elizabeth war rund um ihre Kirche herum bekannt und galt als gute Seele, die die Squatter beschützt. Auf welche Art sie das tat, fand Bloody Guts nicht heraus. 

Außerdem unterhielt Elizabeth eine Fehde mit den Illuminates of the New Dawn, bei denen sie laut Gerüchten einst selbst Mitglied gewesen war. 

Da wir noch nicht wussten, was uns erwarten würde, konnten wir nicht wirklich etwas planen, also holten wir unser Zeug und ich schwang mich in meinen niegelnagelneuen Kampfanzug, während Bloody Guts abermals in die Matrix abtauchte, um nach dem Haus zu suchen.

Ja, ich hatte einen neuen, dunkelblauen Kampfanzug, der genau genommen aus vier Teilen bestand. Einem dunkelblaues Korsett, welches natürlich vorne geschnürt wurde und in das ich die verschiedensten Muster laden konnten, die alle ziemlich ‚Steampunk“ daher kamen. Einer eng anliegenden dunkelblauen Hose, bei der ich die Oberschenkel durchsichtig schalten konnte, damit es aussah, als trüge ich eine Hotpants und Overkness. Kniehohe Stiefel mit immerhin 8 Zentimeter Absatz und zu guter Letzt einem Mantel mit Stehkragen und Schulterpolstern, den man am Hals schloss, ansonsten aber für den erhöhten Stylefaktor offen trug. Jedes Teil war mit chromfarbenen Streben verziert, die an Rosenblätter erinnerten, sich bei genauem Hinsehen aber als Drachenschuppen entpuppten. Das Chrom konnte ich auf matt stellen. Passende Waffengurte waren inbegriffen und selbstverständlich konnte sich alles mit mir verwandeln und passte auch der Drakegestalt wie angegossen. 

Oh, und einen passenden Rucksack gab es auch.

Die neue Panzerung war ein Geschenk der O’Nialls gewesen und sie hatten sich wieder einmal selbst übertroffen. 

Als ich letzte Woche von der Datenübergabe nach Hause gekommen war, war das Haunted Mug wegen einer geschlossenen Gesellschaft zu gewesen. Liam hatte mich abgefangen, weil er mich hatte sprechen wollen, und hinter der Tür hatte mich dann die erste Überraschungs-Geburtstagsparty meines Lebens erwartet.

Mein Liebster war auch gekommen. Wir hatten rein gefeiert, und als um Mitternacht der Kuchen gebracht worden war, hatten auf ihm sechs Kerzen gebrannt. 

Nur Liam und Harlequin wussten, warum es sechs Kerzen gewesen waren. Vielleicht hatten meine liebsten Runnerfreunde, wie SpArcade, Bloody Guts und natürlich Moxi und Shark Finn, ihre eigenen Schlüsse daraus gezogen. Aber keiner der zahlreichen Gäste hatte eine Frage dazu gestellt. 

Sechs Jahre waren also seit meiner erste Verwandlung in einen Drake vergangen.

Ich hatte nicht nur Kuchen, sondern auch einen Berg an Geschenken bekommen. Eines dieser Geschenke war die neue Kampfpanzerung, die einfach nur stylisch aussah.

❄️

Kurz vor Mitternacht spielte Bloody Guts einen Trommelwirbel ein, er hatte ein passendes Safehouse gefunden. In Puyallup, am Rande von Loveland. Die Lords of Chaos, eine gemischtrassige Gang, stellten in der Gegend die Sicherheit. Nichts, was irgendwie ein Problem darstellte. Also schnappten wir unser geholtes Zeug, setzten uns in ein UC-SUV und fuhren nach Puyallup.

❄️

[Song 5: EDDIE - Still Healing3] Ich bin in den Barrens groß geworden. In den Straßen von Redmond habe ich meine Kindheit verbracht, die Gänge der Unterstadt und die Kanalisation waren mein Zuhause. Während meiner Jugendzeit lebte ich in Puyallup und machte auf dem Motorrad mit den Ancients die Gegend unsicher. Ich wusste genau, wie die Teufelsratte in den Barrens läuft - und doch war es immer wieder ein merkwürdiges Gefühl, die verfallenen, düsteren Straßen zu betreten und die mit Vulkanasche geschwängerte Luft zu atmen.

Ich bat den von mir beschworenen mächtigen Leprechaun7 Colm, sich im Astralraum an meiner Seite aufzuhalten. Meine Sinne waren in den Alarmmodus geschaltet und meine Muskeln zum Sprung bereit.

In den Barrens wusste man nie. 

Da ich schon eine Weile nicht mehr hier gewesen war, wollte ich nicht einfach durch die Gegend fahren. Ein Auto war in den schlimmsten Gegenden - und dort lag die Adresse - sowieso viel zu auffällig.  

Also parkten wir vor dem Toni’s, einer italienischen Pizzeria mit Mafia-Connections, in der ich früher bis zu zwei mal die Woche gewesen war. 

Im Toni’s war die Pasta gut, die Pizza lecker und der Rotwein preiswert. 

Toni kam persönlich aus der Küche, um mich zu begrüßen. Ich gönnte ihm das Erlebnis, mich zu umarmen. 

Natürlich wollte Toni uns Pasta servieren, doch es gelang mir, ihn auf einen anderen Tag zu vertrösten, an dem wir alle vier wiederkommen würden. Im Toni’s mochten die übelsten Mafiaschläger ein- und ausgehen, aber Vorurteile gegen andere Rassen hatte man dort nicht. Hier gab es auch immer eine Sitzgelegenheit für Trolle, auch wenn sie nur aus einer Plaststeel-Kiste bestand, die man mit Schaumstoff gepolstert hatte. 

Wir setzten uns kurz, ich ließ mich zu einem Glas Rotwein überreden, und dann fragte ich Toni nach einem Ort, an dem es spukte und an dem man in den Nächten des öfteren Schreie vernahm. 

Der alte Mann zögerte nicht mal eine Sekunde. „Das alte Hotel, zwei Blocks südwestlich. Da, wo die Asche noch zentimeterhoch ist!“

❄️

Ich schützte mein eisweißes Haar durch ein dunkelblaues Bandana, das zu meiner Panzerung passte. Wir alle vier setzten unsere Breezer auf und machten uns auf den Fußweg. 

Bloody Guts und Drizzt grinsten kurz, als sie beide ihre Ingram Smartguns zogen. In den Händen des Trolls wirkte die Maschinenpistole wie ein eine leichte Pistole bei einem Elf.

Hamaka trug seinen verdorrten Busch, das Gefäß für einen seiner Geister, wie ein Kuscheltier im Arm.

Ich öffnete die Verschlüsse an meinen Waffenholstern, um Fubuki, Black-Tooth-Dagger, Stiletto und Stun-Whip zügig nutzen zu können. Auf die Monopeitsche, die sich in einer speziellen Halterung um mein Handgelenk wand, konnte ich jederzeit schnell zugreifen.

Als das Hotel in Sicht kam, verlangsamten wir unser Tempo, um nicht unnötig Asche aufzuwirbeln. 

Es ist unglaublich, wie viel Asche sich in den Barrens hält, obwohl der Vulkanausbruch nun schon Jahrzehnte her ist. Was da auf dem Boden liegt, ist wahrscheinlich nur zur Hälfte vulkanischen Ursprungs. Der Rest besteht aus zermahlenem Abfall und Sachen, die ich lieber nicht namentlich kennen möchte. 

Wenn es regnete - und im Momente regnete es nicht -, dann vermatschte der saure Regen die Asche zu einem dunklen Schlick. Ich war mir nach all den Jahren noch nicht sicher, was ich besser fand.

Weiter gen Nordosten, dort, wo sich die Lava des Mount St. Helen ihren Weg gebahnt hatte, ist der Boden teilweise glatt wie Glas. Vielleicht treibt der Wind die Asche darum immer so leicht bis weit nach Puyallup.

In den tiefsten Teilen der Barrens ist der Matrixempfang schlecht und das Noise stark. Außerdem herrscht hier überall magische Hintergrundstrahlung. Das Gelände hat zu viel Elend gesehen und hier treiben sich so viele außergewöhnliche Kreaturen herum, dass es sich einfach in der Magie niederschlägt.

So ragte das alte Hotel bald wie ein riesiger Schatten vor uns auf. Die Fenster unten waren vernagelt oder zumindest vergittert.

Wir hatten in etwas Entfernung an einer Straßenecke Position bezogen. Ich konzentrierte mich und sandte mein Gespür für Magie in alle Richtungen aus. Erst auf der physischen und dann auf der astralen Ebene.

An ein paar Stellen im Haus waren Preparations angebracht worden. Außerdem düsten zwei Watcher durch den Astralraum und zogen ihre Runden. Magische Foki oder Zauber konnte ich keine spüren, was mich verwunderte. Bei Männern und Frauen der Illuminati hatte ich irgendwie mit mehr Magie gerechnet. 

Bloody Guts hatte an relevanten Signalen vier Kameras entdeckt, die an den Hausecken angebracht waren. Außerdem gab es ein Maglock an der Vordertür. Aktive Commlinks fand er keine. Es schien als wären die Bewohner des Safehouses ausgeflogen. Der Troll steuerte eine Flyspy-Drohne auf das Haus zu und startete eine spezielle App auf seinem Commlink, damit diese gleich eine ungefähre Karte des Gebäudes erstellen konnte. 

In der ersten Etage fand die Drohne Zugang ins Haus. 

Wie starrten alle auf unsere virtuellen Monitore, deren Bild sich als bunter Schleier über die reale Umgebung legte. 

Die Treppe in den zweiten Stock zeigte, dass dort lange niemand mehr gewesen war. Ein altertümliches Schild mit der Aufschrift ‚Außer Betrieb, Schacht nicht betreten, Lebensgefahr!‘, hing noch vor der Fahrstuhltür. Dennoch machten wir einen schnellen Durchflug durch die oberen Etagen, bevor wir uns der ersten Etage und dem Erdgeschoss widmeten. Oben fand sich tatsächlich nichts.

Im Erdgeschoss gab es zumindest Spuren von Leben, das hier kürzlich stattgefunden hatte. Allerdings sah es aus, als hätten alle eilig ausgecheckt. Teilweise standen Schubladen offen und Müll lag achtlos auf dem Boden herum.

Im Foyer und auf der Treppe nach oben waren drei der vier Preparations angebracht worden. Ich markierte ihre Position auf der frisch erstellten Karte.

Die vierte Preparation befand sich in der Küche und wies uns den Weg in den Keller. 

Der Keller war zu einem Versuchslabor umfunktioniert worden. Vier Gestalten lagen festgeschnürt auf Betten, zwei weitere leere Betten standen ebenfalls dort. Zwei der Gestalten waren definitiv tot, in den anderen beiden war vielleicht noch eine Restpur von Leben vorhanden. Vielleicht. Reste von medizinischem Equipment waren ebenfalls zu sehen, doch auch hier wirkte es, als hätte man zusammengepackt.

»Bloody Guts, kannst du dich in die Kameras hacken und nachschauen, ob es irgendwelche Aufnahmen gibt?«, fragte ich,

»Klar!«, lautete die simple Antwort. Der Troll setzte sich auf den Boden, nur vorsichtshalber, denn er tauchte nicht mit vollen Bewusstsein in die Matrix ab, und machte sich an die Arbeit. 

Sekunden später meldete er: »Vor 57 Minuten war der letzte Login. Seitdem wurde da drinnen nichts mehr registriert. Wie auch immer sie raus sind, sie haben nicht die Vordertür genommen. Ich habe sie auf keiner der Kameras gesehen.«

Ich runzelte die Stirn. »Dann sind sie vielleicht unterirdisch raus?«, überlegte ich.

Also zauberte ich und ließ mir von der Magie die Architektur von der Umgebung anzeigen. Tatsächlich gab es unterhalb der Küche einen Zugang zur Kanalisation, der groß genug war, um als Fluchtweg genutzt werden zu können. 

»Flieg mit der Drohne noch ein kleines Stück zurück«, meinte Drizzt plötzlich. »Ich hab da einen Schatten gesehen.«

»Ich auch!«, bestätigte Hamaka. »Was’n das? Ist das ein riesiger Hund?«

Blood Guts steuerte die Drohne zurück und näher an das Wesen heran - und wir sahen alle genauer hin. 

Das war kein Hund!

Das war ein Troll auf allen Vieren. Runen und Sigillen waren überall auf seinen Köper gemalt oder gar tätowiert worden. Die Knochenerhebungen auf seiner Haut waren merkwürdig verändert und stachen hervor. Mehrere Kabelenden steckten in ihm. Vielleicht hatte er sich von einem der Betten losgerissen. 

Plötzlich ruckte der Troll mit dem Kopf hoch und blickte direkt in die Kamera der Drohne. Er schlug nach der Flyspy. Bloody Guts konnte gerade noch ausweichen.

Der Troll brüllte wütend auf. Seine Augen waren glasig, so als sei er nicht klar bei Sinnen. Er versuchte, der Drohne zu folgen, und richtete sich ein wenig auf. Dabei schnüffelte er wie ein Hund.

»Vielleicht können wir ihn mit der Drohne hochlocken?«, schlug Drizzt vor.

Ich nickte. »Gute Idee, dann müssen wir nicht gegen die arme Kreatur kämpfen, wenn wir den anderen durch die Kanalisation flogen.«

Also machte Bloody Guts mit der Minidrohne die Lockfliege.

KAWUSCH! Ein gewaltiger Feuerball brandete auf. Fragg! Die Preparations waren Angriffszauber.

Den Troll erwischte es voll und er brüllte auf. Es war ein Wunder, dass er noch nicht tot war. Dann stieß er vor, warf sich auf den Boden und wand sich vor Schmerz.

»Können wir dem nicht helfen?«, rief Blood Guts entsetzt.

Ich nickte. »Ich kann ihn heilen!« Meine Gedanken rasten. Ja ich konnte ihn heilen, aber dafür durfte er uns nicht als Feinde sehen. Dann hatte ich die Idee. »Und mein Geist kann ihn davon überzeugen, dass wir seine Freunde sind.« Hoffte ich zumindest. 

Ich wollte gerade einen Schritt auf das Haus zu machen, als Drizzt meinte: »Nicht reingehen, lockt ihn lieber raus.«

»Copy!«, bestätigte ich und sah zu Bloody Guts.

Er schaffte es, die Aufmerksamkeit des Trolls mit einer heftig zappelnden Drohne auf sich zu ziehen. Unsere Idee wäre fast gescheitert, als Bloody Guts die Flyspy vor den Augen des schwer verletzten Trolls hin und her flog, um ihn zu ärgern, und dieser sie fast erwischte.

Doch die Drohne entkam und flog wippend auf das mit Brettern vernagelte Fenster zu.

Der Troll sprang hindurch, ohne zu zögern. 

Vor Wut und Schmerz schnaufend stand das Wesen auf der Straße und sah sich um.

Colm wusste bereits, was zu tun war. Er suggerierte dem Troll mit der Kraft der Beeinflussung, dass wir seine Freunde waren und ihm helfen wollten. 

Was überhaupt nicht gelogen war.

Das Wesen zog die Stirn kraus, beruhigte sich aber ein bisschen.

Ich ging ein paar Schritte auf den Troll zu und sagte in sanftem Ton: „Hallo! Ich werde dir deine Schmerzen nehmen, aber du musst dich setzten und ganz ruhig bleiben.“ 

Dabei nahm ich astral wahr. 

Schmerzen, Angst, Verwirrung, Leiden, das alles stand dem Troll in die Aura geschrieben. Seine Essenz war stark reduziert und gesundheitlich pfiff er auf dem letzten Loch, aber soweit ich das sagen konnte, war er nicht mit HMHVV infiziert.

[Song 6: Suzan Enan - Bring On The Wonder3] Mit einem erstickten Laut ließ sich der Troll zurück auf seinen Hintern fallen.

Erst jetzt wurde mir bewusst, wie riesig er war. Er überragte Bloody Guts um mindestens einen Trollkopf. 

Hamaka flüsterte: „Ich begleite dich und habe einen Agony-Zauber auf den Fingern, sollte er was versuchen“. Er blieb auf meiner Höhe.

„Schmerzen hat er eigentlich schon genug!“, erwiderte ich.

„Ja, aber noch mehr Schmerzen töten ihn nicht!“, sagte Hamaka bestimmt.

Damit hatte er recht.

Langsam trat ich auf den schwer atmeten Troll zu. 

Er schüttelte den Kopf, um mich besser fokussieren zu können und machte dabei keinerlei Anstalten, mich anzugreifen.

Ich nahm meinen Breezer ab, damit er mein Lächeln sehen konnte. Der Troll stank nach Blut, Schweiß und Erbrochenem. Doch das störte mich nicht. Ich hockte mich neben ihn. „Ich werde dich jetzt anfassen. Keine Sorge, ich bin ganz sanft“, erklärte ich.

Ich setzte den Zauber mit viel magischer Macht an, denn der Troll war schwer verletzt. 

Als die Heilkraft zu wirken begann, entspannte sich die geschundene Kreatur immer weiter.

Gegen Ende brummte er.

Ich schaffte es, ihn zumindest von den Schäden vollständig zu heilen, die der Feuerball angerichtet hatte. Einiges andere heilte ich ebenfalls, aber das Wesen brauchte im jeden Fall noch Erholung und Ruhe. 

Ich griff in meinen Rucksack, zock einen Three-Shadowrunner-Bar heraus, öffnete ihn und reichte ihm den Troll.

Er schnupperte daran und nahm ihn dann. In seinen riesigen Händen sah der Riegel winzig aus, das war nicht mehr als ein kleines Stück für ihn, aber es war trotzdem süß und lecker.

Der Troll lächelte sogar.

„Ich bin Snowcat“, sagte ich nun. „Hast du auch einen Namen?“

Er antwortete nicht.

Ich berührte ihn erneut am Arm und wirkte einen Healthy Glow-Zauber.

Der Troll seufzte zufrieden. Sein trüber Blick klärte sich ein wenig. Plötzlich deutete er mit der flachen Hand auf seine gewaltige, bare Brust. „Zork!“

Ich lächelte. „Hallo Zork, schön dich kennenzulernen. Wie geht es dir jetzt?“

Er sah mich an. „Zork ist müde. Zork will nach Hause.“

Ich sah kurz zu meinen drei Begleitern. Wir verständigten uns ohne Worte. Die Augen von Bloody Guts waren feucht.

„Wir bringen dich nach Hause, Zork!“, versprach ich.

Es war jetzt 00.55 Uhr. Die IOND hatten bereits mehr als eine Stunde Vorsprung, da kam es auf weitere Minuten nicht an.

Ich sandte eine Nachricht an Blackstone und Mr. Tea, weil ich wusste, dass sie verfügbar waren.

>Wir brauchen Verstärkung. Kommt bitte asap nach Puyallup. Parkt vor dem Toni’s [Adresse] und geht von da zu Fuß zum alten Hotel [Adresse]. Wartet da ggf. auf uns. Wir müssen jemanden verfolgen, finden und fangen. Bis später XOXO<

❄️

Es brauchte ein bisschen, bis wir aus Zork herausbekamen, wo er wohnte. 

Er konnte uns keine Adresse nennen, aber er beschrieb uns, was er wusste, und wir hatten genug Ortskenntnis, um uns den Rest zusammenreimen zu können.

Zork9 lebte im Keller eines halbzerfallenen Gebäudes. 

Drizzt musste erst noch ein paar Penner verscheuchen, die sich den Unterschlupf unter den Nagel gerissen hatten.

Ich ließ Zork an Riegeln da, was ich dabei hatte. Wir suchten an Wasser zusammen, was im Keller vorrätig war. Dann verfrachteten wir Zork auf den Haufen Matratzen, die sein Bett darstellten. Da wir keine Decken fanden, holte jeder von uns die Rettungsdecke aus seinem Medkit und wir klebten sie mit Panzertape zusammen. 

Ich fand noch zwei löchrige Trollhosen, aus denen ich mit einem Fashion-Zauber eine Hose fertigte, die ich ihm für später ans Bett legte. 

Bevor er einschlief, gelang es mir noch, Zork zu entlocken, dass er ungefähr vor zwei Monaten das letzte Mal zu Hause gewesen war. Auf der Suche nach Essbarem war er plötzlich schläfrig geworden, und dann war er irgendwann mit höllischen Kopfschmerzen und gefesselt wieder aufgewacht.

Ich legte meine behandschuhte Hand sanft auf die Wange von Zork. „Schlaf dich jetzt schön aus. Verlass dein Zuhause aber nicht! Warte hier, bis wir wiederkommen. Hast du verstanden?“

Zork nickte schläfrig. „Zork wartet zuhause, bis seine Freunde ihn besuchen“, bestätigte er.

„Genau!“, erwiderte ich mit belegter Stimme. „Wie kommen Zork besuchen, sobald wir können!“ 


Ende der heutigen Geschichte. 


❄️❄️❄️


Ob es den Runnern gelingt, den Magus zu finden, was aus Zork wird und ob Elizabeth noch weitere Aufträge für UC hat, wird demnächst hier zu lesen sein. 


Du möchtest den Teil kommentieren? - Das kannst du [HIER] tun.

Wir freuen uns, dass du uns während dieser Geschichte begleitest hast, danken dir für’s Lesen und verbleiben bis zum nächsten Mal:

Snowcat und die Runner von UC.

An dieser Stelle bedanken sich die Spieler unserer Runde bei allen, die an der Entwicklung und Verarbeitung der Shadowrun®-Produkte mitgewirkt haben. Ohne ihre Arbeit wäre unser Spiel nicht möglich! 

We would like to thank the authors, artists and all others who are involved in the development of the Shadowrun® rules, adventures and stories. Without them, our game would not be possible.

Vielen Dank auch an @Vin für das Korrekturlesen. ;*

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*