Termin 23/12 Intermezzo

Auf Wunsch unseres Fans eine kleine Szene. Sie spielt am Morgen im Hotelzimmer im Peninsula in Hong Kong.

von Snowcat:

Snowcat war schon nach wenigen Stunden Schlaf nach Alpträumen aufgewacht. Zum Glück hatte sie die Alpträume aus Erinnerungen an ihre Kindheit auf der Strasse nur noch selten. Aber manchmal fand sie sich im Traum zurück versetzt in eine Zeit von Kälte, unglaublichem Hunger, Einsamkeit und purer Angst. Die negativen Gefühle verschwanden meist schon mit dem Wegwischen der Tränen, aber einschlafen konnte sie danach fast nie. Schon gar nicht, wenn sie sich nicht in die starken Arme eines Mannes kuscheln konnte. 

Diesmal waren die Alpträume sicher gekommen, weil die Elfe wegen der bevorstehenden Ereignisse so unglaublich aufgeregt war. Nun, da sie schon mal wach war, konnte sie auch aufstehen und duschen, es war eh bereits Morgen. 

Snowcat gähnte, streckte sich ausgiebig und voller Genuss und schlüpfte dann in ihren Morgenmantel: „Sieh nur Katze, wohin wir es inzwischen gebracht haben. Ich wache in einer Luxus-Suite in einem Luxus-Hotel auf und zu Hause habe ich ein Luxus-Appartement in Downtown mit einem Bett, dass über 10.000 selbst verdiente Nu Yen gekostet hat.“ 

Katze sprang auf eine Kommode und beobachtete Snowcat, wie diese das Bad betrat, „Ja Elfenmädchen, mit der Idee Shadowrunner zu werden, hatte das Männchen Craven mal eine gute Idee.“ 

Craven! Der Name versetze Snowcat immer noch einen kurzen Stich. Sie fasste sich unwillkürlich unter die Brust. 

„Doch ich muss dich kritisieren Elfenmädchen. Ich befürchte, du hängt dein Herz zu sehr an schnöden, materielle Besitz.“

Snowcat wählte ein Duschprogramm nach ihrem Geschmack aus und sah dann die vorhandenen Duschzusätze genauestens an. „Das stimmt doch überhaupt nicht Katze. Ja, ich gebe mein Geld gerne für schöne Dinge aus, die ich dann behalte, aber ich werfe auch eine Menge Geld einfach zum Fenster hinaus.“

Katze stieß pfeifend Luft durch die Nase aus, folgte Snowcat ins Bad und ließ sich auf dem Badewannensimms nieder: „Pfft, ja, das stimmt, Du wirfst es hinaus. Zum Beispiel, wenn Du mal wieder eine große Summe an die Suppenküche spendest oder Geschenke für die Namenlosen kaufst, Elfenmädchen.“

„Mach Dir keine Sorgen Katze, ich versichere Dir, ich würde jederzeit problemlos all das,“ Snowcat deutete grinsend mit dem Arm durch die Badezimmertür des Hotelzimmers ohne speziell auf etwas zu zeigen, „augenblicklich zurücklassen, wenn es nötig wäre. Und das ohne mit der Wimper zu zucken. - An die gespendeten Gelder hatte übrigens gar nicht gedacht. Die sind nicht rausgeschmissen. Es macht sich immer gut, anderen zu helfen, weil sie einem im Gegenzug irgendwann auch mal helfen können.“ Snowcat war inzwischen bei der Inspektion der Badezusätzen angekommen und schnupperte an interessanten Sorten. Vielleicht war ein Bad einzulassen, auch die bessere Wahl. Mit zwei, drei geübten Handgriffen steckte sie ihr Haar hoch.

„Wie Du meinst Elfenmädchen. Tu ruhig so viel Gutes, wie du magst und denk dir fadenscheinige Begründungen dafür aus. Ich bin die letzte, die nicht weiß, dass solche Dinge nicht auch gut für dein Karma sind. Zu viel Metamenschenliebe und Barmherzigkeit passt zwar nicht zu dem Image der selbstverliebten, oberflächlichen Frau, dass wir so schön aufgebaut haben, aber damit kann ich leben.“ Katzes Schwanz peitschte ein paar Mal hin und her. Die Schläge verursachten einen ungewöhnlichen Klang auf dem Marmor der Wanne. „Am bedenklichsten ist übrigens dein neuer Hang zu Liebe und Freundschaft. Wenn Du nicht aufpasst, zieht Dich das runter und führt dich ins Verderben.“

Snowcat hatte mit dem programmieren der Wanne begonnen und hielt nun in der Bewegung inne. Sie zog die Augenbrauen zusammen, wandte sich Katze zu und fragte ernst: „Was meinst Du damit Katze?“

Katze bewegte sich ein paar Schritte auf dem Badewannenrand endlang auf Snowcat zu, sprang auf ein Schränkchen an der Wand und erklärte im düsteren Tonfall von oben herab: „Was ich meine Elfenmädchen? Ich meine, dass ich in letzter Zeit immer mehr Gefühle für immer mehr Metamenschen bei Dir entdecke. Soll ich Dir Beispiele nennen?“

Der Wanne piepte, sie hatte das Programm gespeichert. Snowcat gab den ausgewählten Badezusatz hinein, sah zu Katze auf, nickte und sagte leise: „Das wäre lieb von Dir, Katze.“

Katze wackelte in einer abfälligen ,auch das noch-Geste‘ mit dem Kopf, gab dann aber Antwort: „Freundschaft für Riven und Mystique, unverständliches Mitgefühl für Average, Zuneigung zu gleich mehreren männlichen Runnern aus Deinem Rudel, die ich jetzt nicht einzeln aufzählen werde.“ 

Snowcat stellte das Fläschchen mit den Badezusatz zurück und verschränkte die Arme vor der Brust, so, als wolle sie sich vor den Anschuldigungen schützen. 

Katze fuhr fort: „Oder wie wäre es mit der Tatsache, dass Du Ehran anhimmelst, wie ein Hund sein Herrchen?“ Snowcat verzog das Gesicht, so ein Hundevergleich von Katze traf sie immer. Katze ließ nicht locker: „Oder was ist mit den Schmetterlingen in Bauch, wenn dieser Harlequin plötzlich irgendwo auftaucht?“

Snowcat wollte protestieren und hob die Hand, um etwas einzuwenden. ,Schmetterlinge im Bauch‘ waren nicht die richtigen Worte für ihr Gefühl, - oder etwa doch? Abgesehen davon, war das gerade erst einmal vorgekommen, da war ,jedes Mal‘ zu sagen doch wirklich übertrieben. Katze fauchte sie an und spuckte die nächsten Worte beinah aus: „Und du willst mir doch nicht etwa weiß machen, dass es Dir nichts ausmachen würde, wenn diesem Blackstone etwas passiert?“

Snowcat war ein paar Schritte zurückgewichen und dabei mit dem linken Oberschenkel an einen Beistelltisch gestoßen. Sie erwiderte leise und mit belegter Stimme: „Natürlich würde mir das etwas ausmachen. Ich hab ihn gern und da ist eine Menge zwischen uns, aber daran ist doch nichts Runterziehendes!“ Die Automatik der Wanne ließ das Wasser einlaufen.

Katze hatte sich wieder etwas beruhigt, sie klang viel sanfter, als sie sagte: „Doch Elfenmädchen, oder muss ich dich erst daran erinnern, wie dich der Tod von deinem geliebten Männchen Craven fertig gemacht hat? Und nun sag nicht, dass das nur etwas mit eurer intensiven intimen Beziehung zu tun hatte, denn der Tod von Cannonball ist dir auch Nahe gegangen.“ Katze sprang vom Schränkchen auf den Beistelltisch, ihre Stimme klang nun liebevoll: „Jung wie Du bist, steckst Du natürlich voller Gefühl. Ich bin eben nur in Sorge, dass Du deshalb irgendwann Dummheiten machst und vergisst, dass am Ende nur Dein eigenes Überleben zählt, Elfenmädchen.“ 

Snowcat atmete tief durch und blickte Katze zärtlich an: „Katze, das tue ich nicht, versprochen!“  Sie räusperte sich und sagte dann im festen Ton: „Ich würde jederzeit alles und jeden zurücklassen und sogar wieder auf der Strasse leben, wenn es sein müsste.“

Katze rümpfte angewidert die Nase: „Dein hübsches Fell sollte Dir in den meisten Fällen dabei helfen, nicht wieder auf die Strasse zu müssen. Elfenmädchen.“

Snowcat grinste breit: „Genau, darum gebe ich mir ja auch so viel Mühe, dass mein Fell so hübsch bleibt.“

Nun war es Katze, die gähnte, sich streckte und dann anfing, sich zu putzen: „Genau dazu ist es da, Elfenmädchen. Es macht Dich zwar weder zu einem besseren noch zu einem schlechteren Metamenschen, aber zu einem Schöneren und die meisten Metamenschen sehen nur mit den Augen.“

„Genau Katze, und falls mit dem Fell doch mal was passiert - falls mir heute zum Bespiel diese Jenna NiFaira die Haare ansengt oder Claudia Romanov die Augen auskratzt - und, damit ich mehr wahren Besitz in Form von Geheimnissen ansammeln kann, pflege ich meine Kontakte und Freundschaften.“ Zufrieden über diese Schlussfolgerung prüfte Snowcat die Temperaturanzeige, ließ ihren Morgenmantel fallen und stieg in die Badewanne.

Als das warme, nach Mandeln und Kirschblüten duftende Wasser ihren Körper umfloss, seufzte sie wohlig. Sie schloss die Augen und genoss für einige Minuten den Augenblick. Snowcat musste heute Abend sehr vorsichtig sein und Katze hatte Recht, sie durfte sich durch die Sorge um ihre Freunde und Kollegen, die sich draußen in mindestens genauso gefährlichen Situationen befanden, nicht ablenken lassen. 

Snowcat streckte eines ihrer perlweißen, makellosen 38 Inch langen Beine aus der Wanne, nahm einen Schwamm und seifte Fuß und Bein in kreisenden Bewegungen ein. Dann nahm sie die Brause und spülte den Schaum ab. 

Als völlig unbekannter Gast würde Snowcat mit Mystique bei dem formellen Dinner an irgendeinem Tisch untergebracht sein, da würde es schwer werden, in der kurzen Zeit einen Mann zu finden, der bereit war, sich für sie in den Schuss oder gar den Drachenatem zu schmeißen. 

Snowcat wiederholte die Prozedur mit dem anderen Bein, dann kamen Hals, Dekolletee und Arme an die Reihe. Vielleicht wäre es sogar besser, wenn sie es vermeiden würde, überhaupt Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. 

Snowcat kicherte angeheitert, warf den Kopf in den Nacken und drückte den Schwamm über ihrem Gesicht aus. Auf einem Fest nicht auffallen? Solches Mäuseverhalten stand ihr gar nicht. Und war es nicht das Ziel einer Katze auf dem heißen Blechdach, so lange wie möglich oben zubleiben? Snowcat wollte mit Sicherheit dabei gesehen werden, denn für die Chance, nah an Damien Knight oder Lung oder Ryumyo heran zu kommen, musste man sie sehen.

Die Elfe öffnete den Stöpsel der Wanne, stieg hinaus und huschte rüber zur Dusche. Es war Zeit, sich die Haare zu waschen und das machte sich bei ihrer Haarlänge in der Dusche einfach besser

,Curiosity Kills The Cat‘? Snowcat zuckte mit den Schultern, nach ihrer Rechnung hatte sie immer noch 8 von 9 Leben offen. 

*reckundstrekgenüsslich* Hoffe Ihr habt Spass; *knutschi*